In der äußeren, wie in der iimeren Politik lasse sich hie Konsequenz Nachweisen, die durch scheinbare Wand­lungen hindurchzieht. Er scheide, wo ihn nichts zum Rücktritt zwinge, vielleicht in dem philosophischen Ge­fühl, daß keinem das Glück für immer treu bleibt und haß, wer ungezwungen scheidet, dem Neide des Schick­sales zuvorkommt. Man weiß in Deutschland, so sagt das Matt, was das Reich! an Bülow verliert, aber auch wir nehmen ungern von ihm Abschied. Die gesamte französische Presse beschäftigt sich in ausführlichen Berichten und Artikeln mit der Lösung der Kanzlerkrisis. Verschiedene Blätter bringen sympathisch gehaltene Charakteristiken des neuen Kanzlers und meinen, daß er der richtige Mann zu sein scheine, um die überaus schwie­rige Nachfolgerschaft des Fürsten von Bülow zu über­nehmen. Was die auswärtige Politik anbelangt, so wird die Vermutung ausgesprochen, daß der Kaiser Non neuem die Oberleitung der auswärtigen Ange­legenheiten in die Hand nehmen werde. Die eng­lischen Blätter stehen dem Kanzlertvechsel, was die auswärtige Politik betrifft, meist mit Zweifeln gegen­über. Es herrscht auch hier das Gefühl vor, daß bei der Unerfahrenheit des neuen Kanzlers in internationalen Dingen die Direktive in den auswärtigen Beziehungen wieder mehr dem Kaiser anheimfallen könne.

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Die neue Biersteuer in Bayer».

Im bayerischen Finanzministerium wird die Borlage eines neuen Malzsteuergesetzes für die nächste ILaNdtagssession vordersten. Es ist dies die Folge der Neuen Reichsbiersteuer. Angeblich ist beabsichtigt, in dem neuen Gesetz statt der Raumsteuer eine Gewichts- jjteuer zur Einführung zu bringen. Für Bayern be­deutet das eine Mehrbelastung von '13 Millionen, die jes als Ausgleichskbetrag an das Reich bezahlen muß. Wie tveiter verlautet, wurde von den Brauerei-Interes­senten Norddeutschlands und Süddeutschlands eine Er­höhung des Bierpreises auf 40 Pfg. pro Liter beabsichtigt. » * «

Die Zersplitterung der Kouservativeu.

Bekanntlich besteht im Wahlkreis des Abgeordneten v. Nor mann, des Vorsitzenden der deutsch-konserva­tiven Reichstagssraktion, eine tiefgehende Unzufriedenheit über die Haltung dieser Partei unter den konservativen Wählern. Dies hat nun zur Gründung einer Vereinig­ung geführt, die sich unter dem Namen Nationaler Reich, sverein über den ganzen Wahlkreis Greifen­berg-Kamin, bekanntlich eine der Hochburgen des Kon­servatismus, erstreckt, und deren Zweck es sein soll, sm Wahlkreise das politische Leben im nationalen In­teresse des Deutschen Reiches und des Königreichs Preu­ßen zu fördern.

Tages-Chronik.

München, 15. Juli. Wie dieKorresp. Hoffmann" meldet, hat der Prinzregent an den Fürsten Bülvrv aus Anlaß seines Rücktritis ein Handschreiben gerichtet.

Berlin, io. Juli. Fürst Bülow hat die ihm anläß­lich seines Rücktritts angetragenen Ehrenmitgliedschasten des Bundes vaterländischer Arbeitervereine und des Verbandes der evangelischen Arbeitervereine angenommen.

Berlin, 16. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin hatten sich für gestern abend beim Fürsten und der Fürstin von Bülow zum Diner angesagt. Hiezu haben Einladungen erhalten Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg, Generaloberst und Generaladjutant v. Wessen, die kgl. Staatsminister Frhr. v. Rheinbaben, Delbrück und v. Moltke.

Berlin, 16. Juli. Der Bundesrat hat unter der Führung des Reichskanzlers v. Bethmann-Holl­weg dem Fürst BülHw eine Adresse überreicht'

Berlin, 15. Juli. Vizeadmiral Schmidt ist in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit der gesetzlichen Pension und unter Verleihung des Charakters als Admiral zur Disposition gestellt; der Kapitän z. S. v. Nam­ib rowski, Direktor der Marineakademie, ist zum Konter­admiral befördert worden.

Coburg, 15. Juli. Auf Schloß Rosenau fand heute Vormittag um 11 Uhr die Zioiltrauung des Infarkten Alfons von Spanienmit der Prinzessin Beatrice von Sachsen-Cobnrg-Gotha durch den Staats­minister von Richter statt. Um ' -2 Uhr wurde in der katholischen Kirche St. Augustin in Coburg die kirchliche Trauung nach katholischem Ritus vollzogen, um '/» 4 Uhr ln der Kapelle des Palais Edinburg nach evangelischem Ritus.

Hamburg, 15. Juli. Die Delegiertenversammlung des Deutschen Schützenbundes beschloß heute, das 17. Deutsche Bundesschießen und zugleich das 50. Jubiläumsbundesschießen im Jahre 1912 in Frank­furt a. M. abzuhalten.

Bregenz, 15. Juli. Gestern tagte hier die Inter­nationale B o d e nsee sischerei k o n fe re nz, an der Vertreter Badens, Bayerns, Liechtensteins, Oesterreichs, der Schweiz und Württembergs teilnahinen. Nach der Konferenz, die einen befriedigenden Verlauf nahm, gab Ministerialrat Dr. Deusch den Konferenzteilnehmern, sowie den Vertretern des Landes und der Stadt namens der österreichischen Regierung ein Festmahl, wobei in Trink­sprüchen der innigen Beziehungen zwischen der Userstaaten ln lebhafter Begeisterung gedacht wurde.

London, 15 Juli. Wie Reuters Bureau erfährt, ist . in dieser Woche in Madrid der Vertrag zwischen der spa­nischen Regierung und einem englischen Syndikat über den Bau einer spanischen Flotte zum Preise von 7 Mill. Lire abgeschlossen worden.

Petersburg, 15. Jfzli. Seit gestern mittag find 120 Personen an Cholera neu erkrankt, 43 gestorben. Die Gesamtzahl der Cholerakranken ist 843.

Teheran, 15. Juli. Die Truppen des Schahs haben gestern abend das Nordstadttor angegriffen, sind aber von den Nationalisten mit schweren Verlusten zu- rückgeschlagen worden.

Aus Württemberg.

Dienstnachrlchtr».

Regierungsrat und Kanzleidirektor Rau im Ministerium des Jnnein wurde zum Vortragenden Rat in diesem Ministerium mir dem Titel eines Ministerialra's ernannt und die hiedurch erledigte Stelle eines Regierungsrats im Ministerium des Innern dem Oberamtmann S ch ä f fe r in Künzelsan übertragen. - Dem ordentlichen Professor Dr. Häcker rn der Techniscyen Hochschule in Stuttgart wurde die nachgesuchte Dienstentlassung bewilligt Die Stelle des Landes feuerlöschinspektors wurde dem Regie.ungs- baumeister Zimmer mann in Ludwigsburg übertragen.

Stuttgart, 15. Juli. Ae Ausstellung der Pläne für ein ethnographisches Museum am unteren Herdweg im Festsaal der Baugewerkschule gibt ei­nen glänzenden Beweis von der Leistungsfähigkeit unserer modernen deutschen Architektur. Tie mit dem 1. Preis bedachte Arbeit Georg E s e r - Stuttgart (3000 M.) ver­dient volle Anerkennung. Man dürfte nicht fehl gehen, in der Annahme, daß auch gerade hier das Nationalmuseum in München ein ferneres Vorbild gewesen ist. Doch ver­stand es Eser sehr wohl, aus eigener Kraft und in weiser Beschränkung etwas Neues zu schaffen, so daß Stuttgart, wenn der Entwurf zur Ausführung kommen sollte, über ein neues monumentales Gebäude verfügen wird, das sich würdig den in anderen Städten vorhandenen Museen an die Seite stellt. Einen 2. Preis (2000 M.) erhielt der Ent­wurf ,,'Bomerang", ausgeführt von Architekten Oberbaurat Eisenlvhru. Weigle unter Mitarbeit des Architekten Oskar Pfennig. Ter Grundriß mit seinen zwei Zier- Höfen ist nicht ungeschickt. Auch versucht die Ansicht vom Hegelplatz aus eine angenehme Gliederung des Aeüßeren zu geben. Einen weiteren 2. Preis erhielt der mit dem KennwortSommer" bezeichnet« Entwurf des Professors Paul Bonatz hier. (2000 M.) Auch hier liegen die Hauptvorzüge wiederum in dem klaren Grundriß, der neben einem Hauptflügel gegen den Hegelplatz zu, je einen Ne­benflügel gegen die Hegelstraße und den Herdweg gibt. Einen 3. Preis (1000 M.) erhielten die Regierungsbau- sührer H. Moser und Theodor Fauser - Ulm mit ihrem EntwurfWeltall". Bon den zum Anlauf empfohlenen Entwürfen machtEurhysmi-e" einen guten Eindruck. Paria" ist eine tüchtige, wenn auch etwas pedantische Arbeit. Unter den nichtprämierten oder sonst ausgezeich­neten Entwürfen, sind noch eine Reihe, die der Beachtung sehr wohl wert sind. Wie gesagt: Die Ausstellung ist sehr lehrreich, und sollte von Freunden moderner Archi­tektur nicht übergangen werden.

Ludwigsburg, 15. Juli. Das Festessen zur Zweihundertjahrfeier, das Mittwoch mittag im Festsaal des Bahnhotels sta.ttsa.nd, nahm einen glänzen­den Verlauf. Heber 100 Personen beteiligten sich daran, darunter die Spitzen der staatlichen Behörden, sowie die Kommandeure der hiesigen Regimenter. Den Reigen der Ansprachen eröffnet« OBM. Dr. Hartenstein mit einem begeistert aufgenvmmenen Hoch auf den König. Reg.-- Präs. v. Kilbel brachte die Glückwünsche der staatlichen Behörden, Oberst v. Bossert die der Garnison, Reg.-Rat Bertsch die der Bezirksorte dar. Gemeinderat Hoffmei­ster sprach, namens des Bürgertums als Vertreter einer der ältesten Bürgerfamilien, Oskar Walcker namens des Gewerbes. BAObmann Lotter dankte dem Herausgeber der so schön gelungenen Festschrift für seine großen Be­mühungen und ließ die Ehrenbürger der Stadt hoch­leben, worauf der neue Ehrenbürger, Bankdirektor Schnaidt, seinen Dank aussprach und zugleich die er­freuliche Mitteilung machte, daß der Landtag Heu Ban der Linie Markgröningen-Ludwigsburg einstimmig der Regierung zur Ausführung empfohlen hat. Als letzter Redner sprach der städt. Bauinspektor Moeßner namens der städt. Beamten. So nahm die Feier, bei der die Kapelle des Jnf.-Reg. spielte, einen sehr anregenden Ver­lauf und erst in später Stunde trennte man sich. Am Donnerstag lachte die Sonne über unserer Stadt und so konnte das Kinderfest auf dem Salon stattfinden.

Rechberg, 15. Juli. Bei der Neuwahl eines Orts­vorstehers erhielt Assistent Hermann Schenk aus Gmünd 113 Stimmen und trug damit unter ganz bedeu­tendem Vorsprung den Sieg über seinen Gegenkandidaten davon.

Ulm, 15. Juli. Die Handwerkskammer setzte gestern ihren Etat mit 48 632 Mk. Ausgaben und 15032 Mk. Einnahmen fest. Das Defizit betrügt somit 33 600 Mk. 25 000 Mk. hiervon werden durch Umlage, 2 600 Mk. aus Restmitteln und 5000 Mk vom Staat gedeckt. Nach der Vermögensaufstellung vom 31. März betragen die Aktiva der Kammer 108 419 Mk. (das Kammergebäude ist mit 91 940 Mk. eingestellt) und die Passiva 55 301 Mk. Das Reiuvermögen hat um 3 777 Mk. zugenommen.

Nah und Fern.

Friedrich Weiß, Sohn des Rößleswirts von Stamm­heim OA. Calw, der am 24. Mai ds. Js. seinen leiblichen Vater erschossen hat, und diese ruchlose Tat unumwunden einräumt, ist, nachdem die psychiatrische Universitätsklinik aus Grund längerer Beobachtung sich dahin ausgesprochen hat, Weiß sei ein hochgradig schwachsinniger Mensch (er ist auch körperlich unnormal) und habe sich bei Begehung seiner Tat in einem Zustand von krankhafter Störung der Geistestätigkeit befunden, durch welche seine freie Wil­lensbestimmung ausgeschlossen gewesen sei, gemäß H 151 Str.-G.-B. außer Verfolgung gesetzt worden, es soll aber Vorsorge getroffen werden, daß Weiß dauernd in einer Irrenanstalt verwahrt werde.

In Frommern OA. Balingen brach im Hause des Holzhändlers Johannes Zimmermann, im Wagenschops Feuer aus, das es bis aus die unteren Stockwerke einäscherte. Tie Entstehung ist unbekannt. Das Haus wurde vor ea. fünf Jahren neu erbaut.

Auf der bayrischen Lokalbahn Landau-Amsdorf lösten sich von einem Personeneuzug 4 mit Steinen beladene Wa­gen los und rasten mit furchtbarer Gewalt eine lange steile Strecke hinab. Ein Brenrser hatte die Geistesgegen­wart, abzuspringen, wurde aber schwer verletzt. Die Wagen

fuhren daun in Simbach in das' Stationsgebäude hi­nein und rissen es um mehr als die Hälfte zusammen. Durch das Rasseln der Wagen und die Detonationen auf der Strecke wurden die aus dem Bahnhof Simbach arbei­tenden Leute aufmerksam. Auch die im Stationsgebäude und in der Restauration sich 'befindenden und an den La­gerplätzen anwesenden Leute, sowie die dort haltenden Ge­fährte flüchteten, svdaß ein größeres Unglück verhütet wurde. Ter Materialschaden ist sehr groß.

InNewy -ork stürzte ein bewohntes vierstöckiges Eckhaus in der 1l. Markeistreet ein. Sieben Tote, so­wie eine große Anzahl Verwundeter wurden bereits ge­borgen. Man befürchtet, daß noch zahlreiche Opfer unter den Trümmern begraben liegen. Eine ungeheure Menschen­menge belagert die Unglücksstäkte.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 14. Juli. (Schöffengericht.) Das un­reelle Geschäftsgebahren gewisser Geldinstitute entrollte eine Verhandlung vor dem Schöffengericht. Ter Agent Franz Schäfer in Gablenberg war wegen Betrugs angeklagt. Er war Vertreter des sogenannten Geldinsti­tuts Paul Blume in Hamburg. Als solcher erließ er in verschiedenen Zeitungen Inserate, in denen er sich zur Vermittlung von Darlehen anbot. Den durch die Inse­rate angelvckten Geldsuchern versprach er die Beschaffung des gewünschten Darlehens in kurzer Zeit. Er verlangte Vorschußgebühren, deren Höhe sich nach den gewünschten Darlehen richtete. Einen Teil der Gebühren mußte Schä­fer an die sogenannte Bank einschicken, die dann auch noch ihrerseits die Geldbedürftigen ausbeutete, indem sie noch weitere Gebühren für Einholung von Auskünften ver­langte. Nach einiger Zeit erhielten die meisten Dar­lehenssucher von dem Geldinstitut ein Schreiben, in dem ihnen mitgeteilt wurde, daß die Auskunft schlecht laute, oder, daß die Bürgen nicht gut feien. Bon sämtlichen Dar- lehenssuchern hat auch kein einziger ein Darlehen erhalten. Die von dem Geldinstitut gestellten Bedingungen waren derart, daß die Gekdsucher nicht darauf eingehen konnten. Einem Arbeiter wurde mitgeteilt, daß er ein Darlehen von 100 M auf Möbelsicherheit haben könne, wenn er eine Be­scheinigung seines Logiswirtes einschicke, daß dieser auf das Pfandrecht verzichte. Der Angeklagte Schäfer machte geltend, er habe nicht gewußt, daß das Geldstinstitut nicht reel sei. Das Schöffengericht kam zu einem freisprechenden Urteil.

Rottweil, 15. Juli. Von der hiesigen Strafkammer wurde gestern der Fabrikarbeiter Josef Fitsch von Schramberg und seine Ehefrau Berta Fitsch geborene Duffner zu je zwei Jahren Gefängnis verurteilt wegen Körperverletzung durch eine das Leben gefährdende Be­handlung ihres eigenen vorehelich geborenen 30, Jahre alten Kindes Joseph.

Ein Leutnant als Mörder.

Ein Aufsehen erregendes Verbrechen, das sich vor drei Monaten in der griechischen Hauptstadt abspielte, fand nun vor dem Schwurgericht in Athen seinen Ab­schluß. Angeklagt war der Unterleutnant der Ka­vallerie Leonidas Tryphos, der bisher ans großem großem Fuße gelebt hatte und allgemeines Ansehen ge­noß und bei dessen Verheiratung vor wenigen Jahren Prinz Andreas als Brautführer fungierte, des Mord­versuches gegen seine Schwägerin Kalliope Enrixon und ihrer Bestehlung. ' Als Mitangeklagter saß ans der Anklagebank der Kutscher Charas wegen Beihilfe beim Verbrechen. Auf Einladung des Angeklagten Tryphos fuhr Eride März d. I. die Kall. Enrixon abends mit ihm in eine Vorstadt Athens, Chaidari, um dort angeblich einen kranken Bruder zu besuchen. Man traf den Bru­der nicht an und und trank infolgedessen in einem Mrtshause. Ans her Rückfahrt lenkte der Kutscher Cha­ras' den Wagen die einsame Seitenwege. Dort griff der Angeklagte Tryphos die Enrixon, die reichlich Wein ge­trunken hatte, plötzlich, an und würgte sie so lange, bis sie bewußtlos war. Mit Hilfe des Kutschers warf er sie dann in eine dort befindliche Brnnnenverttefung von acht Metern und bedeckte hieraus den Brunnen, der Wasser nicht enthielt,, mit einer schweren Platte. Der Wagen fuhr hierauf eilig davon. Die Schmucksachen und das' Geld, das die Eurixion bei sich trug, nahm Tryphos au sich. Einige Hirten, die zufällig in der Nähe des Tat­ortes vorbeigingen, hatten im Dunkel des Abends die Vorgänge nur undeutlich bemerkt, Ein Hündchen der Enrixon, das die Wagenfahrt mitgemacht hatte, und von den beiden Verbrechern vergessen worden war, veranlaßte sie jedoch durch sein klägliches Geheul, sich dem Brunnen zu nähern und sodann auch die Platte desselben zur Seite zu ziehen. Sie zogen die Enrixon bewußtlos her­aus; sie hatte Imr oberflächliche Wunden im Gesicht, am Halse und an den .Händen und kam bald wieder zu sich. Unterleutnant Tryphos ging am folgenden Mor­gen in gewohnter Weise in Dienst; im Laufe des Tages wurde er, wie der Kutscher Charos verhaftet. In der Voruntersuchung wie bei den SchwurgerichtsverlMidlungen behauptete Leutnant Tryphos, seine Schwägerin habe ihm im Wagen Liebeserklärungen gemacht und sei ihm auch handgreiflich lästig geworden. In Entrüstung hier­über habe er sie ^geschlagen und gewürgt; als er sie be­wußtlos gesehen und für tot gehalten habe, sei ihm in seiner Verwirrung der Gedanke gekommen, sie zur Ver­deckung des Skandals rn den Brunnen zu werfen. Es ge­lang der von sechs angesehenen Rechtsanwälten geführ­ten Verteidigung nicht, die Geschworenen von der Richtig­keit der Darstellung des' Angeklagten Tryphos zu über­zeugen, dessen Angaben Kutscher Charos sich anschtoß. Ms Beweggrund des Verbrechens stellte sich vielmehr her­daß Leutnant Tryphos, der durch! Aufwand und Karten­spiel pekuniär in Schwierigkeiten geraten war, durch Er­mordung seiner Schwägerin sich deren Vermögen ver­schaffen wollte. Der Wahrspruch der Geschworenen lau­tete auf schuldig gegen beide Angeklagte und das Ge­richt verurteilte Leutnant Tryphos zu 15, den Kutscher Chaos zu 10 Jahre Kerker.