Wildbad, den 7. Oktober 1908.
L. In eigener Sache. Die jetzt beginnende lebhaftere Zeit im öffentlichen Leben gibt den Zeitungen wiederum willkommene Gelegenheit, ihre Spalten mehr als im Sommer- Halbjahr mit allgemein interessierenden Nachrichten zu füllen und so den Lesern eine bedeutend reichhaltigere Uebersicht über die neuesten Vorkommnisse in Stadt und Land zu geben. Besonders dem lokalen Teile wird da in dieser Beziehung eine ganz besondere Pflege gewidmet und ist uns hierfür eine rege Unterstützung unserer Herren Berichterstatter und insonderheit auch unserer werten Leser nur erwünscht. Für zuverlässige, schnelle Mitteilung aller wichtigeren Vorkommnisse auf brieflichem und in dringenden Fällen auf telegraphischem oder telephonischem Wege sind wir jederzeit dankbar und selbstredend zur Erstattung aller! Unkosten bezw. bei besonders wichtigen Mitteilungen auch zur Zahlung von Honorar gern bereit Bei schriftlicher Berichterstattung bitten wir stets nur eine Seite des Papiers zu beschreiben, weil auf diese Art das Manuskript zerteilt und von mehreren Setzern zugleich abgesetzt, der Satz also auch kurz vor Redaktionsschluß noch rechtzeitig fertiggestellt werden kann. Ebenso ist die Nennung des Namens des Einsenders unbedingt erforderlich; derselbe bleibt Redaktionsgeheimnis. Anonyme Einsendungen müssen unberücksichtigt bleiben. Im übrigen erlauben wir uns, unseren geehrten Mitarbeitern sowie denjenigen unserer Leser, welche uns dann und wann mit einer Korrespondenz erfreuen, das erste, vierte, fünfte und sechste der zehn Gebote der Journalistik in Erinnerung zu bringen: 1. Gebot. Du sollst nur auf eine Seite des Blattes schreiben, dieweil es
oft notwendig ist, das betr. Blatt in Ansatzstücke für die Setzer zu zerschneiden. 3. Gebot. Du sollst keine mikroskopische Hand schreiben, sintemalen der Setzer das Manuskript auf etwa einen halben Meter Entfernung lesen muß oder der Redakteur oft Aenderungen vorzunehmen hat.
4. Gebot. Du sollst Dein Manuskript niemals rollen, dieweil Jeder, der es anrührt, sich ärgert und wütend wird, sowohl der Redakteur als der Seher und Korrektor.
5. Gebot. Du sollst kurz sein, denn niemand liest gern lange Geschichten. 6. Gebot. Dn sollst den Pavierkorb stets vor Augen und im Herzen haben, sintemalen Dir dies viel unnütze Arbeit ersparen wird, abgesehen von Papier und Porto.
* Meisterprüfungen. Wie uns der hiesige Gewerbeverein mitteilt, hat die Handwerkskammer Reutlingen den Anmeldetermin für die heurigen Meisterprüfungen bis zum 12. Oktober verlängert. Anmeldeformulare werden vom genannten Verein gern vermittelt.
kl. Totenschau. Von bekannteren Persönlichkeiten des In- und Auslandes sind im Monat September u. a folgende verstorben: General der Kavallerie z. D. von Hänisch, ehem. kommandierender General des 4. Armeekorps. Geh. Baurat Dr. Th Peters, Berlin, Direktor des Vereins deutscher Ingenieure Prof. Max Klein, bekannter Berliner Bildhauer. Geh. Rat Dr. von Schlumberger, früherer Präsident des Landesausschusses von Elsaß-Lothringen. Edmund Kretschmer, Dresden, bekannter Komponist. Verlagsbuchhändler Hermann Schönlein-Stuttgart. Ehem. Preuß. Landtagsabgeordneter Rittergutsbesitzer Kullak -Allenstein. Preuß. Landtags- und ehem. Reichstagsabgeordneter Hilbck- Dortmund. Prof. Dr. Friedrich Adler-Berlin, Geh. Ober
baurat und verdienstvoller Architekt. Ehem. Reichs- und Preuß. Landtagsabgeordneter Geheimer Oberjustizrat Dr. Rintelen-Berlin. Pablo de Sarasate, berühmter Violinvirtuose^
In Wildbad.
Wildbad, o du trauter Ort,
Wie gerne weilt' ich hier!
Mächtig zog's mich zu dir fort,
Gegrüßt sei allzeit mir!
Enztal, lieblich, reizvoll Taft Durch das der Fluß sich drängt.
Im Felsenbett, voll Stein zumal.
Gar seltsam eingezwängt.
Dein Wiesenteppich leuchtet In seinem schönsten Grün;
Von Brünnlein stets befeuchtet Hier Blumen lieblich blüh'n.
Die Nadel zahlreich stehen Zerstreuet rings umher.
Und würz'ge Düfte wehen,
Man find' sie sonst nicht mehr.
Drum weil ich von hier scheide.
Ist mir das Herz so schwer.
„Lebt wohl!" ruf ich nun heute,
Seh' euch vielleicht nicht mehr . . .
Wildbad.Louis Mühlberger.
Druck und Verlag der Beruh. Hosmanuschen Buchdruckercj
in Wildbad. Verantw. Redakteur E. Reinhardt, daselbst.
FlMi>-Aldcitss>Iȟk.
Die Frauenarbeitsschule, 1. Kurs, beginnt am 22. Oktober «ud dauert bis 22. Dezember.
Der Unterricht umfaßt die Fächer: Stricken, Hackeln, Flicke«, Hand- «nd Maschiuennähen (Weiszeugnähen), Kleidernähen, Weiß-, Buntsticken sowie Schnittmnsterzeichnen.
Das Schulgeld ist gleich, wie im vorigen Jahre.
Anmeldungen, auch von auswärtigen Schülerinnen, wollen an die staatlich geprüfte Lehrerin Fräulein Luise Schwäble hier, (Villa Augusta) gerichtet werden.
Wildbad, den 7. Oktober 1908.
Stadtschultheißenamt: Stellv. Schmid.
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