«,,e undemokratische Kapitalistenbewegung, die auf einen Angriff der Reichen gegen die Armen hinauslaufe.

Ans K ö l n wird gemeldet: Ein Betrug an der Staatskasse, wie er wohl einzig dasteht, ist an der Seuqengebührenauszahlungsstelle am Schöffengericht verübt worden. Der Amtsgerichtsgerichtssekretär Cramer, dem die Auszahlung der Zeugengebühren übertragen war, wurde wegen Betruges, Urkundenfälschung und Unterschlagung amt­licher Gelder jüngst verhaftet. Die Veruntreuung wurde Mber auf 25 000 Mark festgestellt.

In Bielefeld hat sich ein aus Halle (Wests.) stammender Obersekundaner, weil er nicht versetzt worden war, im Walde erschossen.

Ätus Liegnitz wird berichtet: Der 20jährige Bautechniker Zirkler zeigte, als er abends heimkehrte, seinen Eltern einen neuen Revolver. Dabei entlud sich lüe Waffe. Eine Kugel verl etzte das am Tisch sitzende gÄjährige Schwesterchen Zirklers so schwer, daß es kurze Zeit darauf starb.

Von dem beim Ausbau des Fischereihafens in Hamburg ausgeführten etwa 1000 Meter, langen west­lichen Deich verschwand Freitag vormittag in wenigen Minuten der südliche Teil in einer Länge von l 50 Metern spurlos unter dem Wasserspiegel. Ein Feldbahnzug hatte «rst eben vorher das Terrain verlassen. Menschen sind «jcht verunglückt, der Materialschaden ist sehr groß, und hie Fertigstellung des Deiches wird um mehrere Monate verzögert. _

Zusammenstoß englischer Schiffe.

Der Kreuzer Berwick überrannte bei den Nacht- manövern im Kanal den TorpedobootszerstörerTiger".

Nach amtlicher Feststellung sind dabei 3 6 Mann ums Leben gekommen.

lieber den Untergang oes Torpedoboots­zerstörerTiger" wird noch gemeldet: das heimi­sche Geschwader, bestehend aus dem PanzerschiffPrinz Georg" sowie den Kreuzern Verwich Essex, Argonaut, Gla­diator und Forte und einer Flotille von Zerstörern dampfte Donnerstag abend von Portsmouth ab, nach. Portland zu, um nächtliche- Angriffsmanöver auszuführen. Zwischen 6 und 9 Uhr kam man an die Insel Wight. Es war stMmnkel. Die Flotille war im Angriff begriffen und dampfte mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten unter ßluslöschung aller Lichter durch die Reihen der ebenfalls in voller Fahrt begriffenen und vollkommen dunklen Kriegsschiffe, um sie zu umzingeln. Plötzlich tauchten die dunklen Umrisse des Berwick vor dem Tiger auf, der im nächsten Augenblick wie Papier in 2 Stücke zer­schnitten wurde. Sein Hinterteil ging sofort unter, vom Kreuzer Berwick ertönten drei Sirenenrufe, das Sig­nal, das Kollission bedeutet. Sofort blitzten sämtliche Scheinwerfer auf, und man sah noch das Vorderteil des Schiffes sich im Wasser emporbäumen und ganz versin­ken. Kommandeur Leutnant Litt!eton hatte bis zuletzt kaltblütig Befehle an die Leute erteilt, sich zu retten, und ging dann selbst unter. 36 Mann der Mannschaft sanken mit dem Schiff in die Tiefe.

Vom Arbeitsmarkt.

Paris, 3. April. Die langen Verhandlungen zwi­schen Unternehmern und Arbeitern im Baugewerbe we­tzen Erhöhung der Löhne und Fixierung der Arbeitszeit sind, demTemps" zufolge gescheitert. Die Unter­nehmer haben!die Einstellung des gesamten Be­triebs in Paris und den Vororten vom nächsten Mon­tag an beschlossen.

Aus Württemberg.

Dienknachrickte». Ernant: Auf die katholische, im Pa­tronat der Krone zu besetzende Maria-Rochus-Kaplanei in Mergent­heim den Verweser der Stelle Anton Hirner.

Uebertagen: Die erledigte Stelle eines Oberkirchenvor­stehers bei der Israelitischen Oberkirchenbehörde dem Sanitätsrat Dr. Emanuel Weil in Stuttgart, dem Zeichenlehrer Zeller in Aalen die Hauptlehrstelle für Freihandjeichnen auf der Oberreallehrers­stufe an dem Realprogymnasium und der Realschule daselbst, fein Zeichnenlehrer Löffler in Hall die Hauptlehrstelle für Frei­handzeichnen auf der Oberreallehrersstufe an der Oberrealschule daselbst, dem Oberreallehrer Enk an der Realschule in Langenau ^ne Hauptlehrstelle an den Klassen 1V/IV der Bürgerschule 1 in Stuttgart unterBelassung desLitels einesOberreallehrers,demElemen- tarlehrer Walter an der Elementarschule in Reutlingen und dem Reallehrer Häußler an der Realschule in Wildbad unter Belastung l«wez Titels, je eine Hauptlehrstelle an den Klassen I lll der Bür- tzerschule I in Stuttgart, ferner dem Reallehrer Höh an der Latein- kalschule in Balingen unter Belastung seines Titels, dem «chullehrer Max Stohrer in Stuttgart und Hilfslehrer Eugen Lutz 5" der Bürgerschule II in Stutigail, je eine Hauptlehrstelle an «en Klassen I lll der Bürgerschule 1 l in Stuttgart.

. 8" den Ruhestand versetzt: Den evang. Pfarrer Speidel

« Hausen ob Lontal. Dekanats Heidenheim.

- Stuttgart, 3. April. Kürzlich hat der Gemeinderat beschlossen, das Taggeld für die Gemeinderäte von 10 A"uf den Betrag von 15 M zu erhöhen und diesen BeMuß rückwirkend zu machen auf den 1. Dez. 1907, EN Tag des Inkrafttretens der neuen Gemeindeordnung. Aun hat, wie wir hören, die Kreisregierung in Lud­wigsburg die Zurückdatierung beanstandet. Das erhöhte ^aggcld soll erst vom Tag der Genehmigung seitens der Netzterungsbehörde bezogen werden können.

. , ^öpv'naen 3. April. Die bürgerlichen Kollegien ?aven das Gesuch des Gemeinderates Brücken um Ent- hebnng vom Amte abgelehnt.

^>m. 3. April. Gestern starb in Rapolla nach län- "^en Rechtsanwalt Oßwald I. Er hat sich nm « Genossenschaftswesen nicht nur hier, sondern in ganz Mttemberg hoch verdient gemacht, u. a. ist m Mitbegrün­der der Ulmer Gewerbebank.

^ einem Hause der Alexanderstraße in Stuttgart 20 Jahre alte Fabrikarbeiterin bewußtlos auf- L lunden. Die Untersuchung ergab, daß das Mädchen mol getrunken hatte. Es ist noch in der Nacht Pestorben.

von cE^t^"*iingen wird berichtet: Ein älterer Mann ^ Lenhausen, der am letzten Sonntag von einem sahrer überfahren wurde, ist am Freitag gestorben.

Er sollte gerichtlich verhört werden, die Kommission kam jedoch zu spät.

Aus Ulm wird berichtet: Der Geschäftsführer Grü­ner der Augsburger Kleiderfabrik wurde wegen erheb­licher Unterschlagungen verhaftet.

Gerichtssaa!.

Strafkammer Heilbrou».

Das Urteil im Fall Preise«

ist am Freitag abend endlich gefällt worden. Der Angeklagte, Kaufmann Preiser aus Wien, wird wegen 72 Vergehen des Betrugs Zu der Gefängnisstrafe von 5 Jahren und zum Verlust der bürgerl. Ehrenrechte für die gleiche Zeit verurteilt. Vier Monate der erlitte­nen Untersuchungshaft werden dem Angeklagten angerech­net. In weiteren 25 Betrugsfällen erfolgte Freisprech­ung und Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse. In den 72 Fällen, da Verurteilung erfolgte, hat der An­geklagte die Kosten zu tragen.

Stuttgart, 3. April. (Strafkammer). Wegen Be­leidigung durch die Presse hatte sich der verantwortliche Redakteur desSimpizissimn s", Hans Gulbrans- son, zu verantworten. In Nr. 20 des Simplizissimus vom 12. August 1907 erschien ein Bild, das zwei See­kadetten im Gespräch darstellt. Unter dem Bild stand folgender Text:Mein Vetter Hans wollte auch mal Wechsel ausstellen. Aber er war schon zehn Jahre bei den Deutzer Kürassieren und da konnte er natürlich seinen Namen nicht mehr schreiben." Hierin erblickte der Kom­mandeur des Deutzer Kürassierregiments Graf Geh­ler eine Beleidigung des Offizierkorps und stellte Straf­antrag. Der Angeklagte wurde durch Konrad Haußmann verteidigt. Der Sachverständige Galeriedirektor Prof. Dr. Diez hält die Grenzen der erlaubten politischen Sattere nicht für überschritten. Die Strafkammer war anderer An­sicht, sie verurteilte den Angeklagten zu 100 M Geld­strafe.

Stuttgart, 1. April. In der Strafsache gegen den Metzger Jakob Schabet hier wegen Beleidigung be­gangen durch den Besicht, der Fabrikheizer W. habe seine 13jährige Tochter ermordet hat die Strafkammer heute das Urteil verkündet, daß der Angeklagte zu der Geld­strafe von 20 M, im Falle der Uneinbringlichkeit zu der Gefängnisstrafe von 4 Tagen, und zu Tragung sämt­licher Kosten verurteilt sei. Das Gericht hat festgestellt, daß der vom Angeklagten unternommene Wahrheitsbeweis gegenstandslos sei, da an der Klara Schädel überhaupt kein Verbrechen wider das Leben begangen worden sei. Der Schutz des * 193 St.-G.-B. wurde dem Angeklagten nicht zugebilligt. Strafmildernd hat das Gericht berück­sichtigt, daß der Angeklagte in großer Aufregung und im Glauben daran, daß seine Tochter wirklich ermordet >oor- den sei, den grundlosen Besicht geäußert hat.

Hall, 3. April . (Schwurgericht). Der zweite Fall betraf den 23jährigen ledigen Bürstenmacher Ferdinand Müller von Lantenbach OA. Crailsheim wegen Kör­perverletzung mit nach gefolgtem Tode. Letzte Weihnachten hatte er abends in der Merz'schen Wirtschaft in Lantenbach einen kurzen Wortwechsel mit dem ledigen 23 Jahre alten Hermann Kerk und dessen Vetter, dem 19jährigen Ludwig Kerk wegen Liebesgeschichten. Beim Nachhausegehen, nachts um 11 Uhr, setzte sich der Wort­wechsel vor der Wohnung der beiden Kerk fort, wobei es Zu gegenseitigen Tätlichkeiten kam, in deren Verlauf der AngeUagte dem Ludwig Kerk einen wuchtigen Stich in den Unterleib beibrachte, an dessen Folgen dieser am Mor­gen des 26. Dezember starb. Der Angeklagte versuchte vergebens Notwehr geltend zu machen. Die Geschworenen sprachen ihn im Sinne der Anklage für schuldig, "billigten ihm aber mildernde Umstände zu, worauf er unter Einrech­nung einer ihm unterm 11. März ds. Js. vom Schöffen­gericht Crailsheim wegen gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe hiezu zuerkannten dreißigtägigen Gefängnisstrafe zu der Gesamtgefängnisstrafe von zwei Jahren und 6 Monaten verurteilt wurde, wovon drei Monate Un­tersuchungshaft in Abzug kommen.

Ulm, 3. April. Am 1. Dez. v. I. traf der in Gmünd geborene Taglöhner Wilhelm Schüler in Neu-Ulm mit dem Elektrotechniker H. Fröhlich von Ulm zusammen. Dieser ließ ein Zw-ansigmarkstück sehen, was dmr Schüler veranlaßte, sich dem jungen Fröhlich anzuschließen, ihn durch einige Wirtschaften zu schleifen und dann zu einem Spaziergang die Donau hinunter zu bewegen. Unterhalb der Wolfschen Badeanstalt packte Schüler seinen Begleiter unversehens, warf ihn zu Boden, entriß ihm Uhr mit Kette sowie die Geldbörse mit 30 M Inhalt und stieß den Aus­geraubten in die Donau. Fröhlich wollte sich wieder herausarbeiten, wurde aber von Schüler immer wieder zu­rückgestoßen und kam erst ans Land, als Leute in die Nähe kamen und den Räuber verscheuchten. Dieser wurde gestern vom Schwurgericht Augsburg zu 1 0 Jahren Zuchthaus und ebensoviel Jahren Ehrverlust verurteilt.

Meiningen, 4. April. Der 22jährige Lehrer Brand wurde wegen fortgesetzter sittlicher Verge­hen, begangen an Fortbildungsschülerinnen zu Isi- Jah­ren Gefängnis und zum Verlust der bürg. Ehrenrechte auf die gleiche Zeitdauer verurteilt.

München, 4. April. Die Staatsanwaltschaft hat ge­gen die ZeitschriftMärz" wegen der publizistischen Ver­breitung des erfundenen Briefwechsels des Ka i s e rs W i O Helm mit Lord Tweedmouth, das Strafverfahren wegen groben Unfugs eingeleitet.

Die Spielerei mit dem Tode.

-Ein Kompliment ist es nicht gerade, das der Mensch­heit und für die Menschheit gemacht wird, wenn ein Ertikel desBerl. Tgbl." anläßlich des jüngsten Unglücks im Zirkus Busch alle die Spielereien mit dem Tode auf­zählt, welche schon zur Belustigung eines verehrlichen Pub­likums angestellt worden sind. Doch Kompliment oder nicht: die Revue ist es wert auch hier vor dem Leser zu passieren:

Es ist eine stattliche Reihe von Sensationsnummcrn, die sich, seit dem Erscheinen des ersten Looping the Loop- Fahrers Mr. Diavolo im Zirkus Albert Schumann in

Berlin produzierten. Da waren Todes spränge und To des ritte, Todesfahrten und andere artistische Piecen, die alle darauf hinausliefen, die Menge zu unter­halten und die Nerven anzuregen. Dergleichen sensatio­nelle Tricks gab es allerdings auch schon viel früher, und die unglückliche Bertha Carell-Großmann, die, int blühenden Alter von 24 Jahren, im Schloß Weißensee bei einem Fallschirmabsturz aus der Höhe von 500 Me­ter angesichts einer kolossalen Menschenmenge an einent schönen August-Sonntage tätlich verunglückte, bildete den Anfang einer schier unabsehbaren Reihe vonTodeskandi­daten", Hie mit dem Leben spielten und oft mit dem Leben den Applaus bezahlen mußten. Früher waren es im all­gemeinen gie Blondins oder die Turmseilläufer, die als kühne Helden ihren artistischen Mut bezeugten; seit Dia­bolos Auftreten aber im Jahre 1902 haben sich Effekt­tricks ganz raffinierter Art im Vergnügungsleben Ber­lins eingebürgert. Dem noch, immer verhältnismäßig harmlosen Loopingakte Diavolos folgte Anfang 1904 die offene Loop des Mr. Ancillotti, die eine ganz neue Aussicht auf die verschiedensten Modifikationen der Loopingakte er- öffnete. Der offenen Loop folgte das Autobolide der Mlle. Thiers, einer reizenden Französin, die mit ihrem Akte den Oerels cke la mort" der Radfahrer, der auch von Paris zu uns kam, weit in den Schatten stellte. Autobolide war ein 400 Kilogramm schweresAtometeor", das in rasender Pace zwölf Meter senkrecht hinabstürzte, um dann etwa achtzehn Meter weit durch die Luft zu sausen. Die junge Dame war festgeschjnallt, also hilflos der entsetz­lichen Katastrophe anheimgegeben, die sie ja auch im Aus­lande später ereilte. Fast gleichzeitig produzierte sich Miß Alix, eine bildhübsche Amerikanerin, mit ihrem AkteHoo- ping the Loop" eine offene Schleife mit einem Motorwagen durchjagend.

. Es ist interessant zu sehen, wie nun die unglaublich­sten Kombinationen geschaffen wurden. Ein ehemaliger Zirkuskutscher, namens Gansange, wagte es, in einent zentnerschwaren Rade stehend, so daß Arme und Beine die Speichen bildeten, eine Schleife zu durchfahren. Mr. Eclair, so nannte er sich, entging dem Tode nur mit knapper Not; erst als er Verletzungen der verschiedensten Art erlitten hatte, gab er die Idee wieder auf. Es kamen ferner der Todessprung, genannt Oa kleede dumains, den die charmante Helene Dutrieu ausführte, die Schö­pferin des 15 Meter weiten Todessprunges auf dem Bi- cycle, ein Akt, dem man bei aller Grnseligkeit eine gewisse Anmut und Grazie nicht absprechen konnte. Er war eigentlich der Gipfelpunkt dieser sogenannten tödlichen Akte. Paul Mündener führte ihn im Zirkus Busch aus, wäh­rend Mll. Dutrieu im Zirkus Schumann auftrat. Lei­der sollte sie bei dem Sprung in den Mond, der auf der Bühne mit offenem Munde das anmutige Weltwunder im vollsten Sinne Hes Wortes verschlang, auch schwer verunglücken. Sie zog sich eine Verletzung des Rücken­marks zu, ein Unfall, der die Aermste für alle Zeit aus dem Bannkreise der Manege zog. Höchst originell war übrigens auch derGlobe of life", ein Akt, der zwei Mo­torfahrer in vollster Geschwindigkeit innerhalb einer stäh­lernen Kugel zeigte. Man sieht, daß es an den tollsten Kombinationen nie gefehlt hat. Da gab es ferner Künst­ler, >die wie Mr. Romeo im Zirkus Busch, sich von ei­nem zentnerschweren Automobil überfahren ließen, Rad­fahrer, wieIss trois äiablss", die im Zirkus Schumann auf schnell rotierender Platte fuhren und während des Fah­rens samt der Platte nach oben oder schräg seitwärts bewegt wurden, kurz, nervenerregende Schaustücke der verschie­densten Art. Hatte das Automobil, das Mr. Romeo über­fuhr, schon zahlreiche Neugierige angelockt, so war es noch sensationeller, als sich ein anderer Artist, den der Ruhm Romeos nicht ruhen ließ, von einem Elefanten im voll­sten Sinne des Wortes übertrampeln ließ, eine fürchterliche Szene, die an die indischen Hinrichtungen gemahnte. Zur Zeit tritt Mr. Resisto, der mit den elektrischen Tesla- Strömen arbeitet und sich alK Widerstandsmensch produ­ziert, im Zirkus Schumann auf.

Auch mit Pferden sind oft genug tollkühne Akte aus­geführt worden; es sei hier nur an Francois Corradini erinnert, der dasBallon-Pferd" schuf und sich mit seinem auf einem schmalen Brette stehenden Rosse hoch hinauf­in die Zirkuskuppel ziehen ließ. In Göteborg in Schwe­den ereilte den tüchtigen Schulreiter und Freiheitsdresseur das Schicksal; sein Pferd trat während des Hinunterfah­rens fehl und stürzte mit seinem Reiter aus beträchtlicher Höhe hinab. Beide waren sofort tot. Derartige Sensa­tionsakte wurden stets brillant honoriert; von Mr. Diavolo an, der sogar einen weiblichen Impresario namens Ma­dame Barber hatte, bis auf Mr. Gadbin, das jüngste, erst dreißigjährige Opfer der Tricks, sind stets Unsummen für diese Akte gezahlt, aber auch eingenommen worden.

Vermischtes.

IllllOO Km. aus B rsetzeu gereill.

Eine sonderbare Reise hat soeben ein englischcher Geist­licher, der Rev. R. F. Ashley Spencer, gemacht, der in diesen Tagen nach Liverpool zurnckkehrt, nachdem er wider Willen 10000 Km. gefahren ist. Am 21. Februar war er nach Madeira zu einem Erholungsaufenthalt gekom­men, und fünf Tage später ging er an Bord des Dampfers Araguaya", um sich von einem abreisenden Freund zu verabschieden. In ein Gespräch vertieft überhörte er die Abfahrtszeichen und sprang erst erschreckt auf, als er plötz­lich gewahr wurde, daß die Maschine arbeitete und das Schiff in voller Fahrt war. Aber es war schon zu spät, der Dampfer hatte sich bereits weit vom Lande entfernt, und der unfreiwillige Reisende mußte die Fahrt mitma­chen. Da keine drahtlose Telegraphie an Bord war, konnte er nicht einmal seinen Verwandten Nachricht geben, um sie über sein Verschwinden zu beruhigen. Nach achttägiger Fahrt, während (deren er sich von der Besatzung Wäsche und Kleidung leihen mußte, erreichte er Pernambuco und konnte nun endlich nach Haufe telegraphieren. Von dort fuhr er sofort im Schiff weiter nach Bahia, und hier hatte er gerade zwei Stunden Zeit, das südamerikanische Festland zu be­suchen, ehe er mit derThames" wieder abfuhr und über Lissabon nach Hause zurücKehrte. Seiner Gesundheit aber hat diese unfreiwillige, lange Seefahrt ebenso wohl getan, wie eine Kur in Madeira.