tenhaus abgegeben hat. Gewiß hat der Herr Reichskanzler Niemandem einen Wechsel auf ein liberales preußisches Wahlrecht ausgestellt; aber er hat doch durch seine allgemeinen Erklärungen und seine Stellung gegenüber liberalen Forderungen überhaupt jedenfalls Hoffnungen erweckt, so daß die Leute wenigstens das erwartet haben, was auch ohne jede Erklärung seinerseits ganz einfach bei dem normalen Gang einer jeden fortschrittlichen Entwicklung in Preußen ohnedies nicht mehr länger hätte ausbleiben können, nämlich die K.onzedierung der geheimen Abstimmung. Daß er auch das der Bevölkerung vorenthalten hat, war ein Fehler, der in den weitesten Kreisen, soweit ich die Dinge verfolgen kann, das, was er an Vertrauen in her letzten Zeit gewonnen hat, vielfach direkt ins Gegenteil verkehr! hat (sehr richtig! links), und auch für ihn als Staatsmann, glaube ich, wenig Rühmliches und Schmeichelhaftes hat. Wollten wir in der deutscherBVolkspartei den Anregungen und Wünschen folgen, die in dieser Richtung an uns in der letzten Zeit herangetreten sind (hört! hört! bei den Sozialdemokraten), so müßten wir uns wieder der rein grund- sätzlichen und rücksichtslosen Opposition zuwenden, in der wir uns lange Zeit befunden haben. W i r lehnen es ab, weil wir wissen, welche Schattenseiten mit einer derartigen rein negativen Tätigkeit verbunden sind. (Hört! Hört? und Heiterkeit in der- Mitte und bei den Sozialdemokraten.) Und wir lehnen es ab, weil wir mit unseren Freunden die Erklärung der preußischen Regierung, die für Preußen abgegeben worden ist, noch nicht als eine zwingende Notwendigkeit ansehen, um nun im Reiche Hals rlber Kopf das Gegenteil derjenigen Politik einzuführen, welche wir aus guten Gründen für uns ein ganzes Jahr hindurch befolgt haben. (Lebhafte Zustimmung rechts, Lachen in der Mitte und bei den Sozialdemokraten.) Aber das können wir uns allerdings nicht verhehlen, daß unser Interesse an de^r Fortführ- ungdieserPolitikeinrechtkleinesgeworden ist. Die längst gebotene Klärung der Lage ist nun durch die vielbesprochene Erklärung des Herrn Reichskanzlers endlich eingetreten. Wirunsererseits werden das, was wir aus dieser Erklärung gelernt haben, bei jeder einzelnen Entscheidung der nächsten Zeit in die Wagschale zu legen haben. (Lebhaftes Bravo! links.)
Rundschau.
Schnürschuhe und Gamaschen.
Als ein Vorläufer der neuen Feldbekleidung kann es angesehen werden, daß es nach einer Kabinettsorder vom 16. d. M. den Offizieren der Infanterie, Jäger (Schützen), Maschinengewehrabteilung, des Ingenieur- und Pionierkorps und der Verkehrstruppen freistehen soll, an Stelle der hohen Stiesel im Garnisondienst, zum Felddienst, Schießen und Exerzieren einschließlich Besichtigungen bis auf weiteres versuchsweise Schnürschuhe mit Gamaschen von gebräuntem Leder zu tragen. Für die Gamaschen soll das vom Kaiser genehmigte Muster hinsichtlich der Art des Verschlusses und der Farbe maßgebend sein, im übrigen aber als Anhalt dienen. Glanzleder ist verboten. Berittene Offiziere legen zu Schnürschuhen und Gamaschen Anschnallsporen an. Weiterhin sind Schnürschuhe und Gamaschen auch gestattet im Felde und Manöver sowie zum Radfahren außer Dienst, nicht aber zum Kirchgänge, aber auch wohl nicht zur Parade, was nicht besonders gesagt ist, obschon die Parade vielleicht unter Garnisondienst einbegriffen sein soll. Durch den Dienst dunkel bis schwarz gewordene Schnürschuhe und Gamaschen dürfen bei allen vorstehend genannten Gelegenheiten getragen werden.
Tages-Chronik.
Berlin, 23. Januar. Die freisi nnigeFrak- tiönsgemeinsch aft des Reichstages hat zur einheitlichen Vorbereitung aller Be amten fragen einen Ausschuß eingesetzt, der aus den Abgeordneten Gpßling, Tr. Heckscher, Hormann, Pfundtner, Dr. Potthoff und* Schweickhardt besteht. Wie verlautet, wird der Ausschuß zunächst der Frage einer Reform des Reichsbeamtengesetzes näher freien.
Berlin, 24 Jan. Bet der R e i chs t a g s er s atz- wähl im Bezirk Pleß erhielt Prinz Ratibor (Rp ) 4534 Stimmen, Beitel (Ztr.) 2758 Sr, H aid a (Pole) 12 l97 St. und der Sozialdemokrat 296 Stimme». 25 Bezirke stehen noch aus.
Berlin, 23. Jan. Die Sozialdemokraten brachten im Reichstag eine Resolution ein. den Reichekanzler zu ersuch n, den Reichsrag in nächster Session einen Gesetzentwurf vorzulegcn. wonach im Dcmichen Reich, in den Buntesstaaten und Elfaß Lothringen für die Wahlen zum Reichstag und zu den LanAagen das allgemeine, gleiche, geheime, direkte W ah lr e cht für alle über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts nach Maßgabe der Verhäliniswadl eingeftihrt wird
Hagen i. W-, 20. Jan. Gestern beging hier die Loge „Viktoria zur Morgenröte", im Beisein der höchsten freimaurerischen Behörde aus Berlin die 50. Wiederkehr ihres Stiftungstages. Der Kaiser hatte der Loge aus diesem Anlaß sein lebensgroßes Brustbild mit eigener Unterschrift übersandt. Der Name der Loge ist seinerzeit durch den alten Kaiser Wilhelm, damaligen Prinzen von Preußen, in eigenhändigem Schreiben bestimmt worden und zwar zur Erinnerung an die bevorstehende Vermählungsfeier seines Sohnes, des nachmaligen Kaisers Friedrich. Die Loge zählt heute etwa 100 Mitglieder.
München, 23. Jan. Im Landtag wurde deute der Antrag der Liberalen, der Sozialdemokraten und des Zentrums betreffend Verbkssrrung der Arbküs, Lohn- und allgemeinen Dienstverhältnisse der in den Militärbetrieben beschäftigten Z'vilpersonen angenommen Dabei ist u a. eine Erhöhung des Grundlohns um 20 Pfz. täglich vorgesehen, die vom 1. Januar dieses Jahres an gültig ist.
Hock van Hollovd. 23 Jan. lieber die vermißte Schaluppe vom Dampfer Amsterdam ist bis setzt immer noch nichts bestimmt.
Aus Ansbach wird berichtet: Im Eise der Rezat hat sich dieser Tage ein verzweifelter Kampf abgespielt. Ein Schubgefangencr entsprang dem Gendarmen und floh über den gefrorenen Fluß. Der Gendarm setzte ihm nach, holte ihn ein, aber beide brachen nun, miteinander ringend, ein. Im Wasser spann sich der erbitterte Kampf weiter, bis ihm herbeieilende Soldaten zu Gunsten des Gendarmen ein Ende machten. Der Sträfling wurde ins Gefängnis zurückverbracht.
InWLr »burg hat sich Mittwoch nacht in der Trainkaserne ein auf Posten stehender Infanterist des 9 Infanterie-Regiments wegen einer kurz vorher vom Militärgericht gegen ihn ausgesprochenen Strafe erschossen.
Der Förster Schwarzenstein, der die Fö.steret Mugpelsen bei Berlin versteht, wurde Mittwoch Nacht auf dem Heimweg von einer Abendgesellschaft erschossen. Er wurde morgens von Arbeitern aufgefunden. Vom Täter fehlt bis jetzt jede Spur.
In Parts brach in der die große Markthalle mit elektrischem Licht versehenden Anlage abends Feuer aus. Der angerichtete Materialschaden beträgt über eine Million Francs Die Nachtarbeit in den Hallen vollzog sich bei Beleuchtung von Reflek oren und Fackeln. Mehrere Personen sind schwer verletzt werden.
Uiber ein neues Erdbeben wird aus Kalabrien gemeldet: Der erste Erdstoß erfslgte um 3 Uhr früh, der zwlite, viel heftigere, erstreckte sich über die ganze Zone des Oktober Erdbebens. Die erschreckten Einwohner sprangen aus den Betten und liefen fast unbekleidet ins Freie. Viele Gebäude find unbewohnbar geworden.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 23 Jan. Die heutige Sitzung war ohne besonderes Interesse. Zunächst wurde die Beratung des Scheckgesetzes fortgesetzt und beschlossen die Vorlage an eine I4gliedrige Kommission zu verweisen. Sodann wurde der Majestärsbeletdigungsparagraph mit allen gegen die Slimmen der Sozialdemokraten endgültig angenommen. Den dritten Beratungsgegenstand bildete der Gesetzentwurf betr. die Haftung des Tierhalters. D-e Debatte darüber bestritten tm Wesentlichen der Konservative Trauenfcls und der Sozialdemokrat Stadt- ß Hagen, die sich gegenseitig mit Lüb-nswürdtgkeiren traktierten, j Sckl cßlich wurde die Vorlage an eine 14gliedrige Kom- t Mission verwiesen. Morgen Zuckervorlage sowie Maß- und l
Gewichlsordnung. E
* * * l
Berlin, 21. Jan. Der Abgeordnete Storz von der Deutschen. Volkspartei hat mit Unterstützung der drei freisinnigen Fraktionen im Reichstage folgende Resolution zur zweiten Lesung des Etats für den Reichskanzler und die Reichskanzlei eingebracht: Der . Reichstag wolle beschließen, die Verbündeten Regierungen ! zw ersuchen, baldigst dem Reichstage den schon wiederholt zugesagten Gesetzentwurf zur Abänderung des Gesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vorzulegen und darin zu bestimmen, daß ein Deutscher seine Reichsangehörigkeit nicht gegen seinen . Willen verlieren kann. ^
Aus Württemberg. j
Die I vge Volkspartei gegen den Block. §
Die Junge Volkspartei Stuttgart hat in ihrer Generalver- ; fammlung am Mittwoch folgende Resolution einstimmig an- - genommen: !
„Die Junge Volkspartei Stuttgart hält nach der Er- . klärung des Reichskanzlers zur Wahlrechtsfrage die erste Voraussetzung, von welcher die Volkspartei bei der Beteiligung an der sogenannten Blockpolitik ausging, für beseitigt. Sie ist überzeugt, daß die Abgeordneten der Partei diesem Reichskanzler gegenüber äußerstes Mißtrauen an den Tag legen. Sie spricht die Erwartung aus, daß die Abgeordneten nach Bülows Versagen bei allen libera- - len Forderungen: r
sachlich in keiner Weise begründeter Verschleppung der ' dringenden Reformen des Strafrechts und des Strafprozesses, dem Ausbleiben von Vorschlägen über die zu- gesagte Vereinfachung und Verbilligung bei Heer und Marine, der Aufnahme rückschrittlicher und kleinlicher Bestimmungen in den Entwurf eines Reichsvereinsgesetzes, der unverantwortlichen Verzögerung einer grundlegenden Reform der Reichsfinanzen unter gleichzeitigem Festhalten an unbrauchbaren Steuerprojekten u. a., aus der veränderten Sachlage die Konsequenz ziehen und innerhalb der Fraktionsgemeinschaft, aber ohne Rücksicht auf andere Parteien, an den Gesetzesvorlagen, entsprechend den Forderungen des demokratischen Programms, Mitarbeiten."
Die Bauordnurigskornmisfion der Abg.-Kammer hat heute mit der Beratung des 2. Kapitels des dritten Abschnitts des Entwurfs einer neuen Bauordnung begonnen. Dieses Kapitel handelt von der Stellung und Lage der Bauten und ihrem Verhältnis zu den Straßen und benachbarten Gebäuden und Grundstücken. Es umfaßt dieses Kap. die Art. 22—37. Berichterstatter ist hier der Abg. Häffner (D. P.), Mitberichterstatter Walther (Ztr.). In Art. 22 ist der Begriff und die Bedeutung der Baulinie geregelt, als derjenigen Grenze, die mit Bauten nicht überschritten werden darf. Im Abs. 2 des Artikels ist das Zurückstellen von Bauten hinter die Baulinie grundsätzlich gestattet; dem Orts- baustatut ist dabei allerdings das Recht eingeräumt, diese Zurückstellung zu beschränken und zu untersagen. Der Abs. 4 des Art. 22 enthält eine Bestimmung, wonach die Erlassung derartiger Vorschriften bezüglich der Zurückstellung van Bauten hinter die Baulinie, soweit sie nicht im Ortsbaustatut enthalten sind, der Bartpolizei- behörde zusteht. Bei der Erörterung über diesen Artikel ergab sich im allgemeinen das Einverständnis mit der grundsätzlichen Aufhebung des Baulinienzwangs. Minister v. Pischek brachte hinsichtlich der Zurückstellung von Bauten hinter die Baulinie eine Fassung des betr. Absatzes in Vorschlag, wonach die Zurückstellung durch Ortsbaustatut nur untersagt oder beschränkt werden kann mit Rücksicht auf den Zustand der Seitenfassaden von
Nachbargebäuden oder in den Straßen mit geschlossener Bauweise. Mit dieser Fassung erklärte die Kommission auf Antrag des Abg .v. Gauß sich einverstanden. Bei Ms. 5 des Art. wurde beschlossen, daß da, wo eine Baulinie nicht besteht und nicht festgestellt werden muß, die Straßengrenze an die Stellender Baulinie tritt. In Art. 2 ist bestimmt, daß Bauten an der Straßengrenze die Höhenlage (bisher Visier genannt) einzuhalten haben. Vorgärten und Vorplätze können aber unter bestimmten Voraussetzungen höher oder tiefer gelegt werden. Der Artikel wurde mit unwesentlichen Aenderungen angenommen. Sodann wurde noch der Arft 24, der von der Bauweise der Gebäude und ihrer Stellung handelt, angenommen. Hierauf tmrrde abgebrochen.
Zusammenstellbare Fahrscheinhefte. Bei der Tarifreform der deutschen Eisenbahnen ist bekanntlich jede Ermäßigung des Fahrpreises bei der Anwendung dieser Hefte weggefallen. Unter Umständen wird deshalb die Benützung der Hefte jetzt sogar noch teurer als die gewöhnlichen Fahrkarten, da man bei den Heften einen bestimmten Zuschlag für die Schnellzüge bezahlt, ob man einen solchen benützt oder nicht. Verschiedene ausländische Eisenbahnen haben ebenfalls die Ermäßigung bei ihren SchKnen abgeschafft. Unter diesen Verhältnissen ist es für das reisende Publikum ratsam, bei der Bestellung von zusammenstellbaren Fahrscheinheften vorsichtig zu sein und erst die Preise der einzelnen Fahrkarten zu berechnen. Aus diesem Grunde wurde auch bei der letzten Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnverwaltungen der Antrag eingebracht, die Bedingungen der geschlossenen Rundfahrt aufzuheben. Dieser Antrag wurde dann der ständigen Tarifkommission überwiesen. Der sogenannte Rundreiseverkehr wird deshalb eine Reform erfahren müssen, wenn er den Wünschen des Publikums entsprechen soll.
Gtntt art, 23 Jan. Der württemb. Bund für Handkluud Gewerbe (E. V.) veranstaltet heute tm Stadtgarteniaal eine Prote st Versammlung gegen die Verteuerung des Telephon Verkehrs. E« wurde einstimmig eine Protestresolution angenommen, worin er heißt: „Die Versammlung erbl'ckt in der beabsichtigten Reform de- seitherigen Tl.fow Tarifs eine wesen; l-che M hrbetastung aller Teilnehmer, insbesondere der Geschäftswelt Wrr richte» daher an die Generaldirektion die dringende Bitte, den seitherigen Tar f in unoeränderte: Act und Weise Wstehen zu lassen, da eme Verteuerung tn der gegenwärtigen Zeit rückgängiger Ko-junk-ur umso einschneidender wi'ken müßte
Stuttgart, 23. Jan. Das Gesamtkollegium der Zentralstelle für Gewerbe und Handel hat heute den Entwurf über eine weitere Einschränkung des Sonntagsdienstes im Handelsgewerbe für unannehmbar erklärt im Interesse der kleineren Orte.
Stuttgart, 22 Jan. Die BetriebS-(Fabnk )Kcanken- kaffen Deutschlands sind zur Zeit allenthalben tm Begriffe, sich zur W hrung threr Interessen gegenüber der bevorstehenden Reorganisation des Kracke-k»ffenweftns zusam- menzuschlitß n. ES handelt sich hierbei um die Schaffung von UiMrvL-bänden für den bereits im Juni vorigen Jahres in E-senuch gegründeten allgemeinen Mwschen Be- triebskronkenkasftriverband (S'tz Essen). Die süddeus^e« Vorstandsmitglieder der letzteren, die Herren Kommerzienrat H. Seml ngee (M ch. Baumwollspinnerei und Weberei Bamberg) nnd Dr Guggcnhetmer (Maschinenfabrik Augsburg) haben die Bckvung eines „Sü dnttschen BetnebS- krank-nkass n-Schutzvnbrnd'd" üNMvgt. Diese Bildung erfolgte tz.ste.n in Lruitgall in einer von 250 der größten süddeutschen Betltebskranksnkafftn oder Werk n mit Betneds- krankenkassen durch Abgeordnete und Bevollmächtigte beschickten Versammlung. Der neue Verband, der sein Arbeit gebiet über Bayern, Würtd mdcrg und Baden ausdednt, wird sich als Unterverband dem Essener Verband anschln ßen. Ein Satzuugserilwurs. der das Schwergewicht der Verbanvs- tärigketr in Bezirks- und O.tegruppkn legt, fand einstimmig Annahme. Em provisorischer, aus Vertretern aller Industriezweige zusammengrfttzrer Vorstand wird unverzüglich die w-treren Organisattonsarbeilen aufnehmen. *
Reutlingen, 23. Jan. Aus der gestrigen Sitzung gaben die bürgerlichen Kollegien ihre Zustimmung zum Bau eines Krematoriums. Die Kosten der Erstellung sind auf 26 500 Mark veranschlagt, von diesen trägt der Feuerbestattungsverein 12 000 Mark und die Stadtkasse 14 500 Mark.
Rottweil, 21. Jan. Gegen die Verstaatlichung der Elektrizitätserzeugung hat sich die hiesige Handelskammer mit aller Entschiedenheit ausgesprochen. Ebenso gegen eine Erweiterung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, wenn auch die Kammer mit Beschränkungen der Ausnahmen einverstanden ist. Mit der Beseitigung der zwecklosen Lohnzahlungsbücher, welche die neue Gewerbeordnungsnovelle Vorsicht, ist die Kammer einverstanden, auch hat sie sich für die rechtliche Gleichstellung der technischen Angestellten, Betriebsbeamten und Werkmeister mit den Handlungsgehilfen ausgesprochen. Hat die Kammer auch gegen die Einführung des zehnstündigen Arbeitstages für erwachsene Arbeiterinnen nichts einzuwenden, so erscheint ihr die Ausdehnung des Fortbildungsschnl- zwanges als zweckwidrig. Auch die Bestimmungen über die Heimarbeit erscheinen reformbedürftig, wie -überhaupt die ganze Gewerbeordnung durch deren viele Veränderungen völlig unübersichtlich geworden sei.
Mord in Stuttgart.
Donnerstag vormittag wurde in einem Hause der Fürstenstraße in Stuttgart die etwa 55 Jahre alte Glaserswitwe Fuhr tot vor ihrem Bette liegend aufgefunden. Die Leiche, die bereits erstarrt war, hatte einen Knebel im Munde. Es liegt also wohl zweifellos Mord vor. Die Tat scheint, nach Angabe der Hausbewohner, zwischen 9 nnd 11 Uhr verübt worden zu sein. Die Frau, die 4 Kinder hat, hat in der Frühe noch ihre 2 schulpflichtigeil Kinder zur Schule gebracht. Die Staatsanwaltschaft ist bereits an Ort und Stelle tätig. — Zu dem Mord wird noch gemeldet: Die unglückliche Frau ist Donnerstag gegen mittag von Leuten, die zuin Mittagessen nach Hause kehrten, in ihrer Wohnung vor ihrem Bett mit einem Knebel im Munde bereits erstarrt