Berlr», 20. Dez. Das Verhör des Fürsten j jLulenburg im Hardenprozeß war, wie das Berliner Tagblatt vernimmt, sehr eingehend- Fürst Eulenburg sagte im Anfang im wesentlichen dasselbe aus wie im Prozeß gegen Brandt. Er machte eingehende Angaben über die Entstehungsgeschichte seiner fast ^jährigen Freundschaft mit dem Grafen Kuno Moltke und bestritt auf das entschiedenste, daß zwischen ihm und dem Grafen eine normwidrige Fr eunschaft bestanden habe. An den Fürsten lenburg wurden sowohl vom Vorsitzenden als auch vom Staatsanwalt und den Anwälten der beiden Parteien sehr eingehende Fragen gestellt. Auch wurde das Gebiet der Politik berührt und insbesondere dabei die Tätigkeit des Fürsten Eulenburg und seine Beziehungen zum Kaiser erörtert, ebenso die Berichte ausführlich durchgesprochen, die Graf Moltke an den Fürsten Eulenburg gerichtet hat. Die Vernehmung des Fürsten dauerte mit einer kurzen Unterbrechung fast drei Stunden. Sodann wurde Frau v. Elbe, die geschiedene Gattin des Grafen Kuno Moltke, ebenfalls unter Ausschluß der Öffentlichkeit, .vernom- ? Men. Der Lokalanzeiger teilt noch mit, daß während der geheimen Verhandlung der Vorsitzende an'sämtliche im Saale anwesende Personen die dringende 'Aufforderung richtete, über die Vorkommnisse nichts in der Öffentlichkeit verlauten zu lassen. Die Vernehmung der Frau v. Elbe zog sich bis zum späten Nachmittag hin. Die Vossische Zeitung bemerkt zu dem Ausschluß der Öffentlichkeit, er habe den Nachteil, daß sich keinerlei Mittel biete, falsche Behauptungen und Einzelheiten der Beweisaufnahme, woran es in der Presse nicht fehlen werde, alsbald zu widerlegen.
Berlin, 20. Dez. Das „Berl. Tagbl." meldet, der Staatsanwalt des Landgerichts I habe dem Klageantrag des Fürsten Eulen bu r g gegen Maximilian H a r- den und den Justizrat Bernstein wegen Beleidigung bereits stattgegeben; das Ermittelungsverfahren sei eingeleitet.
Nachspiel zum Hau-Prozest.
Karlsruhe, 20. Dez. Der Angeklagte Karl Heinrich v. Linden au wurde des Vergehens der versuchten Er- pressung und Begünstigung, verübt zum eigenen Vorteil, sowie Beleidigung nach den M 185 und 183 für schuldig erkannt und mit einer Gesamtstrafe von 3 Jahren Gefängnis ver urteilt. Der Verurteilte brach bei Verkündigung des Urteils in lautes Weinen aus und rief fortgesetzt: „Ach du himmlischer Vater, ist das eine Gerechtigkeit."
Moskau, 20. Dej. Die Frau die einen Anschlag auf den Generalgouverneur verübte, wurde heute hingerichtet.
Vermischtes.
Dorf und Stadt
In dem Vierteljahrhest zur Statistik des Deutschen Reichs 1907 IV werten als weitere Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 Nachweise über die Bevölkerung des Reichs nach Größenklassen der Gemeinden und über die Bevölkerungsdichte veröffentlicht. Hiernach wohnten von den 60641278 Einwohnern des Deutschen Reichs 25 822 481 oder 42,58 vom Hundert in 72 811 Gemeinden mit weniger als 2000 und 34 818 797 oder 57,42 vom Hundert in 3580 Gemeinden mit 2000 und mehr Einwohnern. Beide Gruppen von Gemeinden sind in je vier Größenklassen eingeteilt. Zur ersten Gruppe gehören 15 449 Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern Und einer Bevölkerung von 850 231 Seelen; 40 845 Gemeinden mit 100 bis 500 Einwohnern und einer Bevölkerung von 10307 747 Seelen, 1169 Genreinden mit 500 bis 1000 Einwohnern und einer Bevölkerung von 8073843 Seelen, endlich 4838 Gemeinden mit 1000 bis 2000 Einwohnern und einer Bevölkerung von 6 590 660 Seelen. Zur zweiten Gruppe gehören 2386 Gemeinden Mit 2000 bis 5000 Einwohnern und einer Bevölkerung von 7 158 685 Seelen, 945 Gemeinden mit 5000 bis 20000 Einwohnern (Kleinstädte) und einer Bevölkerung von 8334 478 Seelen, 208 Gemeinden von 20 000 bis 100000 Einwohnern (Mittelstädte) und»einer Bevölkerung von 7 816 630 Seelen. Endlich 41 Gemeinden mit mehr als 100000 Einwohnern (Großstädte) und einer Bevölkerung von 11009 504 Seelen.
Unter Zugrundelegung der für das Reich ermittelten Fläche von 540777,52 Quadratkilometer und der Bevölkerung von 60 641278 Einwohnern kommen auf einen Quadratkilometer im Durchschnitt 112,14 Einwohner; vor zehn Jahren kamen auf dieselbe Fläche nur 96,70 Einwohner. Abgesehen von Berlin und den Hansestaaten Hamburg und Bremen weisen, unter den größeren Verwaltungsbezirken die beträchtlichsten Dichten auf Regierungsbezirk Düsseldorf mit 546,10 Einwohnern auf 1 Quadratkilometer, Kreishauptmannschaft Chemnitz mit 410,98 Einwohnern, der Hansestaat Lübeck mit 355,57, die Kreishaupt- mannschasten Leipzig, Zwickau und Dresden mit 321,37, 814,06 und 296,16, die Regierungsbezirke Köln mit 287,09 Und Arnsberg mit 274,46, endlich Rheinhessen mit 268,86 Und der Neckalrkreis mit 243,71 Einwohnern Ms 1 Quadratkilometer. Die am geringsten bevölkerten Gebiete sind die Großherzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg- Schwerin (die Folgen der Ladifundiemvirtschaft! Red.) sowie die Regierungsbezirke Köslin, Mlenswin und Lüneburg, die alle im Durchschnitt weniger als 50 Einwohner stuf einen Quadratkilometer enthalten.
In demselben Heft gelangt auch ein Verzeichnis aller Gemeinden und Wohnplätze von mindestens 2000 Einwohnern nach dem Ergebnis der Volkszählung vom l. Dezember 1905 zur Veröffentlichung.
Der verschleppte Freinde«kegiouär.
Eine Geschichte, die einen starken Glauben verlangt, wird aus Baden gemeldet: Ein kürzlich aus eiuem Schwarzwaldorte verschwundener junger Lehrer ist dieser Tage wieder zurückgekehrt. Ein Mannheimer Detektiv hat ihn aus den Banden der Fremdenlegion befreit und seinen Eltern wiedergebracht. Nach seiner Darstellung ist er von französischen Werbern verschleppt worden. Im Jülr ds. Js. las er in der „Badischen
Presse" ein Inserat, wonach für eine junge Dame, Waise, mit einer Mitgift von 350 000 Mark ein passender Gatte gesucht wurde. Auf seine scherzweise eingesandte Offerte kam Antwort aus Budapest. Zunächst seien 40 Mark einzusenden. L. sandte die 40 Mark nicht ein. Trotzdem erhielt er nach einiger Zeit die Aufforderung, nach Ulm zu kommen. Dort wolle man sich vor dem Hotel „Zum Löwen" treffen. Da kurz darauf die Schulferien begannen, so sagte der junge Mann das Stelldichein zu und wanderte zu Fuß nach Ulm. Am bestimmten Tage traf er die Dame in der Tat vor dem genannten Hotel an. Ms Kennzeichen trug sie ein blaues Samttäschcheu mit goldener Kette. Sie war etwa 20 Jahre alt, eine hohe schlanke Erscheinung von bleicher Gesichtsfarbe, mit schwarzen Augen und schwarzem Haar, ein ausgesprochen südländischen Typus. In ihrer Begleitung fand sich eine Dame, deren Aeußeres ebenfalls nicht auf deutsche Herkunft deutete und die etwa 50 Jahre zählen mochte. Sie wurde von der Jüngeren als Dante angesprochen. Die junge Dame schien in Ulm sehr bekannt zu sein. Man besichtigte die Stadt, und sie erwies sich als lokalkundige Führerin. Es wurde ein zweites Zusammentreffen vereinbart, das in Neustadt i. Schw. stattsinden sollte. Dieses kam auch zustande. Mit den Damen fand sich hier ein Herr von 30 bis 35 Jahren ein, der gleichfalls ein Südländer zu sein schien. Er hatte gelbe verlebte Gesichtszüge, rötlichen Schnurrbart, Glatze und sprach nur gebrochen deutsch. Die Gesellschaft fuhr dann zusammen nach Freiburg, wo sie im Hotel zu den „Drei Falken" einkehrte. Der Lehrer erinnert sich noch, daß er mit den drei Fremden zum Bahnhof ging. Was dort mit ihm vorging, dafür fehlt ihm jede Erinnerung. Als er am nächsten Tage erwachte, befand er fich in einer Kaserne in Epinal. Er suchte sich vergebens zurechtzulegen, wie er dahin geraten sei, fand aber den Faden nicht zurück. Er wollte die Kaserne verlassen, aber der Posten wies ihn zurück und ans seine Frage, weshalb er festgehalten werde, erhielt er den Bescheid, er sei Legionär. Einige Tage später wurde er nach Algier geschafft. Er kam nach Ain d'Adjar bei Saida. Seine Eltern beauftragten ein Mannheimer Detektivburean mit seiner Befreiung. Die Art, wie der Detektiv dies ausführte, und die Schwierigkeiten, die der Lehrer selbst zu überwinden hatte, bilden einen Roman für sich. (Sollte nicht auch schon der erste Teil der Geschichte ein Roman sein?)
Ausschütteln von Staublappen
A „Ahnung" Hot mer von der Sach,
Bloß fragt mer leider net dernach Ond schüttelt seine Lompa aus Zur Vorderseite von sei'm Haus,
Sei' Tischtuch ond sei' Kafftedeck'
Denkt, 's sei jo koi' so -arger Dreck.
Ja, der hygienisch' Herr Hot Recht,
Es paßt ins .Großstadtlebe schlecht Des morgendliche Ausgewedel Voll Gsahra für en Bürgerschädel (A Gsälzlöffel auf jeden Fall Macht in en Steifgox uei a Dall —
A Mädle guckt, se send so domm,
Net vorher nach- em Publikum.)
S' ischt drom der Polizei ihr Sach,
Daß se energisch macht en Krach Daß Klag se net und Straf net scheu,
Om z'wehra dera Schlamperei,
Daß se mit alle streuga Mittel Verwehr des o'guat Ausgeschüttel.
Wenn mer in meiner Nachbarschaft De Staub zom Aenschter schnell nausschafft, Klei'städtisch vorne nans ansmischtet,
Bin jedesmol i stark entrüschtet:
„Des ischt doch wirklich rücksichtslos!
„Was dia von andre denket bloß!
„Dort steht Uer Schußmann dra' am Eck!" Doch, geht der nach ema Weile weg —
Ja, liaber Gott, des bisle Staub Tuat der -Hygiene uix, i glaub,
Ond kei's guckt rauf grad an mein: Haus. — ,
— No schütt'l i au Mein Lompa aus.
Heiteres.
Aus der Fügend.
Kindermund. Die kleinen Zwillingsschwestjern Hilde und Annie waren zum ersten Mal im Zirkus. Natürlich bemühten sie sich dann zu Häuft, die unmöglichsten Kunststücke zu machen, und über einen Zirkus und einen Clown gab es nichts! Hilde fragt riach einiger Zeit, woher das Brot komme. Man zeigt ihr Las Mehl, im Bilde Mühle, Gecroioe und Aehre. Schließlich fragt sie: „Und wer läßt die Aehre wachsen?" — „Der liebe Gott." — „Wenn der liebe Gott a,ber solche Kunststücke machen kann, warum geht er dann nicht in den Zirkus ?"
Falsch aufgefaßt. „Haben Sie schon gehört, Herr Kanzleirat, daß soeben ein Dachdecker, Vater mit einer großen Familie, voni Kirchturm gestürzt ist?" — „Um aller Himmelswillen! Warum nimmt denn dieser Mensch seine ganze Familie mit auf den Kirchturm?"
Doppelsinnig. Herr Dr. N. ist bei einer ihm befreundeten Frnnlie auf Besuch; als er sich entfernen; will, bemerkt die Hausfrau, daß es zu regnen ansängt. „Bleiben Sie noch-, Herr Doktor, bis es aufhört, zu regnen, meine Töchter werden Ihnen inzwischen was Vorspielen." — Doktor: „O, danke sehr! So arg reqnets doch nicht!"
Bei Wertheim hing ein winziges Gemälde von ei- einem bekannten Künstler für 1500 Mk. zum Verkauf. Ein Gardekürassier- betrachtete es sich kopfschüttelnd einige Zeit, dann sagte er im Brustton der Ueberzeügung: „Na, vor dat Jeld mal' icks o-och!"
Wahres Ge sch ichtchen. Feldwebel (der sich »rach zirka 20jähriger Dienstzeit für eine Zivilstellung vorbereitet und den Atlas studiert) zu seinem Kvmpagnieschrei- ber: „Piefke, Sie sind zwar auch ein dummes Luder, aber wissen Sie vielleicht, wo die Havel herkommt? Piefke:
„Jawohl, Herr Feltüvebrl, aus den mecklenburgischen Seen!" Feldwebel (studiert die Karte weiter und findet in der Nähe von Mecüenburg die Bezeichnungen Ostsee und Nordsee): „Hw, stimmt, nu is bloß die Frage, kommt ft aus dem Nord- oder Ostsee!"
Eine Frau kommt in einen Metzgerladen und fragt, ob die Inhaberin chr vielleicht 20 Mk. wechseln könne. „Ja!" ruft die dicke Schlächtersfrau erfreut aus, „grad hä>' ich's für ne Sau eingewickelt."
Handel und Volkswirtschaft.
Stuttgart, 18. Dez Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen im Monat November d. Js. betrugen aus dem Personen- und Gepäckverkehr 45 516 448 M.. aus dem Güterverkehr 144 SSO 383 M., insgesamt 189 906 713 M-, 8 734 46 M. mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs. Die Mehreinnahmen entfallen mit 4 046 665 M. auf den Personenverkehr und mit 6 687 796 M. auf den Güterverkehr.
Hetlbron«, 20. Dez. Die Firma W. Reis <L Sohn Hadern- und Baumwollahfallgeschäft in Heilbron«, ist iuLiqui. dation getreten» nachdem es ihr gelungen ist, ein Arrangement' unter gleichmäßiger Berücksichtigung der Gläubiger mit 40°/» ihre Forderungen zu treffen. Liquidator ist BezirkSnotar Schneider.
Heilbro««, 30. Dezember. In der 10. ordentlichen Generalversammlung der Aktievbrauerci Cluß wurde beschlossen, für außerordentliche Abschreibungen und Rückstellungen Mk. 30000.— zu verwenden und eine Dividende von 49,°/» auf das Aktienkapital von Mk. i svooco.— zu verteilen. Der Bterabsatz wies gegen das letzte Jahr eine Steigerung von rund 100 0 Hektoliter auf. Die Mälzerei war voll beschäftigt und hat zur Zufriedenheit gearbeitet. Bei der Neuwahl des Auffichtsrats wurden die bisherigen AusfichtSratSmit- glteder: Kommerzienrat Hugo Rümelin in Heilironn, Direktor 8 Schüttle kn Waghäusel. Viktor Kraemer in Heilbron», Alfred Amann in Bönnigheim und Earl Schaeuffelcn In Heilbronn wieder gewählt.
Stammheim, OA. Cal», 19. Dez. Die auch in weiterem Umkreis bekannte Bierbrauerei mit Gasthaus z. „Rühle" erwarb ein Bierbrauer aus Lahr um Sg SVO Mk. Der jetzige Besitzer kaufte da» Auwesen vor 5 Jahren um 34000 Mk.
Tuttlingen, 19. Dez. Eine unliebsame Konkurrenz auf Weihnachten ist einer größeren Zahl von Geschäftsleuten hier durch die Riesen-Ausverkäufe der Storz-Manzfchen Lrikotniederlage von Gustav Manz erwachsen. Die Waren werden mit 25—50°/, Rabatt verkauft und finden guten Absatz.
FriedrichShafe«, IS. Dez. Die Hosfischhandlung von Adolf Langevstein ging heute durch Kauf an Kaufmann Julius Buck aus Stuttgart über. Die GeschästSüberuahme erfolgt am 1. April 19:8.
KouknrS Eröffnungen. Heinrich Kern» Waguermeister in Großgartach. Maschinenfabrik Weilheim a. T-, Gefellschatt mit beschränkter Haftung in Weilheim-
Gtutgart. 19. D-z Schlachtviehmarkt. Zllgetrieben Ochsen: ?8, Farren 137, Kalbelu u. Kühe 18l, Kälber, 507 Schweine 874. Verkauft: Ochsen 34, Fairen 101, , Kaibeln und Kühe 11?> Kälber 107, Schweine 721 Unverkauft: Ochsen 2, Fairen 34 Kalbelu 86, Kälber 00, Schweine 158. Erlös aus 9» Kilo Schlachtgewicht: Ochse»: 1. Qualkät «»»gemästete von — bis — Pst., 3. Qualität, von — bis — Pfg. Bullen: 1. Qualität, vollflttschige von 67 bi» 69 Pfg. 2. Qualität ältere und weniger fleischige von KS bis 67 Pfg. Stiere und Juugrinder: 1. Qualität, auSgemästrte vou 78—80 Pfg, 2. Qualität fleischige von 78-78 Pfg-, 3. Qual, geringere von 73—7S Pfg., Kühe I. Qualität junge gemästete von — bis — Pfg-, 2. Qual, ältere von S9—68 Pfg., 3. Qual, geringe von 88—48 Psg.. Kälber: !. Qual, beste Saugkälber von 86 88 Pf. 3. Qual, gute Saugkälber von 83—85 Pfg., 3. Qual, geringe Saugkälber vov 79-8t Pfg., Schweine; 1. Qual, jung« fleischige von 62 bis 83 Pfg., 2. Qual schwere fette von SO— 8l Psg., 3. Qual, geringere Sauen) von S4-56 Pfz. Verlauf des Marktes: Kälber ledbait sonst mäßig belebt.
Getreide-Wochenbericht
der Preisbertchtstelle de» Deutschen Landwirtschaftsrat» Z U dom lO. Dezember bis 16. Dezember 1907. - '
Auch in der abgelaufenen Berichtswoche warm die argeutiui scheu Offerten von euSschlaggebeuder Bedeutung i» internationale» Weizen Handel. Sowohl !ie schwache Haltung während der ersten Tage, srwie der zuletzt eingetretene Stimmungswechsel stand mit dm argentinischen PreiSfordernngen im Zusammenhang. Auf den deutschen Märkten zeigte sich die Nachfrage, die allerdings in hohem Maße durch die herrschenden Geldverhältniffe bestimmt wird, dem stärkeren Jnlaudkangebot gegenüber auch dieses Mal keineswegs gewachsen: der Versuch, durch PreiSzugestäudnisse eine Besserung de» Absatzes zu erreichen, hatte keinen anderen Erfolg, als die Käufer in ihrer Zurückhaltung zu bestärken. Auch im Lieferungkgeschäft war weniger der VettausSdrang als mangelnde Unternehmungslust die Ursache empfindlicher Preisrückgänge, die aber nahezu vollständig weit gemacht wurden, als Argentinien und in Uebereinfttmmung damä auch Amerika ihre Weizenanstellungen verteuerten. Vergleichsweise bester als bei Weizen vermochten die Preise für Roggen ihren Wettstand zu behaupten, wenngleich das Erscheinen billigerer russischer Anstellungen nicht ohne Einfluß blich. Für die heute zue Geltung gekämmte Beseitigung bot.n die inzwischen allerdings wieder erlösten russischen Offerten kein ernste» Hindernis, zumal da» Inland wieder vorsichtiger geworden ist und da» augeboteue Material nur wenig den kontraktliche« Anforderungen entsprechende Qualitäten aufweist. So wurde heute angedienter Roggen als unkontraktlich befunden, und die damit zusammenhängenden Deckungen ließen die Preise schließlich ihren letztt wöchentlichen Stand um 9« Mk. überschreiten. Hafer lag sowohl rm Waren- wie auch im LiefttungSgeschäst überwiegend matt; der Absatz ist andauernd schleppend und besonders nicht ganz einwondSfrcie Qualitäten find selbst bet merklichem Entgegenkommen nur schwer verkäuflich. Lieferungen Ware« heute im Anschluß au die bessere Stttt9 mung für Brotaetreid« sticht befestigt. Im Braugerstengefchäft finde« nur die schwach augebotenen sotueu Qualitäten Beachtung, während für Mittetzorterr niedrigere Preise angenommen werden mutzten- Auch Futtergerfle war zeitweise billiger käuflich. Auf den Absatz von Mais scheinen die verhältnismäßig billigen Haferpreise nicht ohne Einfluß zu bleiben; Umsätze darin waren btt wenig veränderten Preise« gering.
Es stellte» sich die Preise für inländisch« Getreide am letzte» Marktt--« in Mark pro 1000 Kß je nech Qualität, wobei da» Mehr (-s-) beza». Weniger (—) gegenüber der Vorwoche in Klammern () btt- gefügt ist wie folgt:
Weizen
Roggen
Hafer
Königsberg
228
( -L )
19«
( -3 )
158
( -S )
Danzig
380
i- )
197
( -1 )
163
( -2 )
Stettin
212
c -« )
195
( -3 »
164
( —8 )
Pose«
228
( -4 )
193
( -4 )
161
( — 8 )
Breslau
221
l -8 )
203
( -1 )
182
( -1 1
Berlin
2IS
( -4 >
LOS
( -8 )
178
( —4 )
Magdeburg
307
c -s -
198
( -8 )
167
( -1 )
Halle
2i7
( -9 )
80S
( -1 )
164
( -1 )
Leipzig
8l,
( -4 >
208
c -s)
170
( -4 )
Rostock
LV8
( -L )
194
( -8 )
rs?
( —3 )
Hamburg
LOS
( )
ISO
< -5 )
17S
( - )
Hannover
205
(-11)
200
( -6 )
165
( -s)
Düsseldorf
208
( -7 )
sco
( -s )
176
( -4 )
Köln
207'k
(-29,)
197'/, l—89.)
180
(-29.)
Frankfurt a. M.
318
(-19.)
805
(-2'/,)
1829, (—2'/.)
Mannheim
235'/,
(-29,)
314
( -l )
ISS
(-89.'.
Stuttgart
840
(- >
225
(— )
1929, ( — )
Straßburg
227'/, ( —5 )
3t0
(-29.)
800
l -S )
München
236
( -2 )
3:o
( -2 )
ISS
(- )
Weltmarktpreise: Weizen: Berlin Dq. 217 (—'/,) Mat
224 s—'/^> Budapest April 228.90 (- 2.80) Paris De,. 1»l.50 (fi-OLO). Liverpool März 176.15 (-1.80), Chieog» De». 147.05 lfi-1.35) Mai 156.90 (-0.15 Roggen: Berlin Dez. 2089, (fi-°/.) Mat 2109, (-s-'/O, Safer: Berlin Dez. l70'k (fi-1). Mai 177 (-1-1) Mk.