Graf Lynar ist verabschiedet worden, weil er sich un­würdig gezeigt hat, länger Offizier zu sein. Er hat seinen Burschen unsittlich berührt, mißbraucht hat er ihn nicht. Alle Nachforschungen darüber, ob etwas gegen den Fürsten Eulenburg vorliege, sind negativ verlaufen. Mit der Be­setzung der Kommandantur und der Stelle als Chef des .Generalstabs durch zwei Moltke hat Fürst Eulenburg nichts zu tun gehabt, ebensowenig wie Herr Harden. "Gerüchte darf man nicht zu Anklagen aufbauschen. Wenn einzelne Fälle existieren, so müssen die Betreffenden entfernt wer­den. Die Gesamtheit aber bleibt gesund. (Bravo.) Wir fürchten Harden nicht, auch nicht im neuen Prozeß. Bringt er neue Sünder auf die Anklagebank, so müssen wir sie labstreifen, damit wir rein und gereinigt dastehen und nicht noch neue Sünder unter der Decke leben. (Bravo.) In­nerlich ist das Offizierskorps gesund. Wenn die Triebe der Homosexuellen auch von gewisser wissenschaftlicher Seite als natürlich und gleichberechtigt hingestellt werden, so muß ich doch sagen: Mir sind die Leute ekelhaft und ich verabscheue sie. (Bravo.) Ein solcher Mann darf nie und nimmer Offizier sein! Solche Leute mögen ihren Ab­schied nehmen. Wenn ein solcher Mann gefaßt wird, wer er auch sei, so kann er in der Armee nicht bleiben. (Leb­hafter Beifall).

Fürst Hatzfeld (Reichsp.) freut sich über das schnel­lere Tempo im Ausbau der Flotte. Einer Branntwein­steuer stimmen wir zu, wenn die Brenner darunter nicht zu leiden haben. Der Kriegsminister verdient Dank für seine Ausführungen. Der Block ist vollständig einig. (Beifall rechts.)

Reichskanzler Fürst Bülow: Ich möchte jetzt auf einige Fragenderauswärtigen P o l i t i k eingehen. Die Unruhen in Marokko haben in Casablanca einen besonders ernsten Charakter angenommen. Eine Anzahl Europäer, meistens Franzosen, sind dem Fa­natismus einer erregten Volksmenge zum Opfer gefallen. Ich erkenne mit Dank an, daß die spanische und die fran­zösische Regierung uns rechtzeitig von der von ihnen be­absichtigten Aktion in Kenntnis gesetzt haben. Für uns folgt daraus die Pflicht strenger Zurückhaltung. Leider hat das französische Vorgehen auch zu einer Schädigung deutscher wirtschaftlicher und sonstiger privater Interessen geführt. Die Schäden waren so ernstlich, daß ich mich vorbehaltlich der nachträglichen Zustimmung des hohen Hauses entschloß, aus Reichsmitteln 250 000 Mark als Beihilfe zur Verfügung zu stellen. Die Ereignisse in Casablanca haben auch eine andere Frage in Fluß ge­bracht, nämlich die Organisierung der Polizeitruppen in den marokkanischen Häfen. Unseren Standpunkt haben wir in einer Denkschrift präzisiert. Inzwischen ist in den Verhältnissen in Marokko ein gewisser Stillstand einge­treten. Wir werden die weitere Entwicklung mit ruhiger Reserve beobachten im Vertrauen auf die Loyalität der französischen Regierung. Um Marokko hätten wir eben­sowenig einen Krieg geführt, wie 1870 wegen der spani­schen Königskandidatur. Es wäre nichtig, zu glauben, und tendenziös, glaubhaft machen zu wollen, daß in un­serer Zeit zwischen großen zivilisierten Nationen ein Krieg anders entstehen könnte, als um Fragen, die das Lebens­interesse berühren. Gewiß, die gleichzeitige Anwesenheit des Kaisers und des französischenPräsidenten im Mittelmeer 1904 hat den Gedanken an eine Begegnung zwischen beiden bestehen lassen, der jedoch nicht über den Bereich der Wünsche hinausgegangen ist. Eine Ab­lehnung ist also nicht erfolgt. Der Kaiser war schon in Deutschland, als die Trinksprüche in Neapel zwi­schen dem italienischere König und dem Präsidenten aus­getauscht wurden. Das Projekt der makedonischen Reform haben wir mit dem Wohlwollen ausgenommen, mit dem wir alle Vorschläge der beiden Entente-Mächte aufnehmen und unterstützen. Das Vorgehen des Sultans in der Ausarbeitung eines entsprechenden Reformprojektes haben wir mit Befriedigung begrüßt. Ueber das Ab­kommen zwischen Rußland und England habe ich mich schon früher ausgesprochen. Von der Feindschaft' der beiden Länder können wir nicht leben. Wir bleiben auf dem Posten, wachsam und furchtlos. (Beifall). Mit Befrie­digung stelle ich auch den guten Empfang des Kai­serpaares in England durch den König und das Volk fest. (Lebh. Beifall). In den nächsten Tagen wird dem Reichstag einWeißbuch, bestehend aus den auf der Haager Friedenskonferenz gefaßten Beschlüssen, zugehen. Dem Lobe auf den deutschen Vertreter schließe ich mich an. Der Reichskanzler geht sodann auf die ein­zelnen Beschlüsse der Konferenz ein und fährt fort: Ka­marillen und ähnliche betrübende Erscheinungen kom­men, wie Herr Bebel meinte, nur in monarchischen Län­dern vor und nicht in parlamentarisch regierten Ländern und Republiken. Jntriguen und Hintertreppeneinflüsse blühen dort mindestens ebenso wie bei uns. (Bebel:Also doch bei uns auch!") .Bülow: Leider. Es gibt aber auch eine rote Kamarilla. (Lebh. Beifall). Die Geschichte Be­bels von der Reise nach Wien war ganz hübsch, nur schade, daß sie nicht wahr ist. (Heiterkeit und lebhafter Beifall.) Darauf wird die Weiterberatung auf morgen Samstag vormittag 11 Uhr vertagt. Schluß 61/4 Uhr.

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Rundschau.

Die preußische Polenvorlage im österreichischen Abgeordnetenhaus.

Im österreichischen Abgeordnetenhaus kam es am Donnerstag wieder einmal zu Skandalszenen. Als der Präsident verkündete, daß der Dringlichkeitsantrag Renner über die Lebensmittelteuerung mit 202 gegen 165 Stim­men abgelehnt worden sei, brachen die Sozialisten in stürmische Pfuirufe, die Christlichsozialen in Beifall aus. Die Galeriebesucher wendeten sich gegen die Christlich­sozialen mit den Rufen: Pfui, Lebensmittelwucherer! Pfui, Schufte! Die Christlichsozialen fordern den Präsidenten Weiskirchner auf, die Galerien zu räumen. Die Ga­lerien werden geräumt. Dabei kommt es zu Zusammen­stößen zwischen den sozialdemokratischen Galeriebesuchern und den Ordnern. Inzwischen dauern im Saale die Lärmszenen zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozia­len fort. Der Präsident schreit in den Saal um Ruhe

bittend; seine Stimme verhallt aber. In einem Winkel kommt es zwischen dem deutschen Agrarier W a g n e r und dem Spzialdemokraten Resel zum Zusammenstoß. Der frühere Minister Prade null sie trennen, nun geht Wag ner gegen Resel vor, bald tritt indessen Ruhe ein. 'Ga­leriebesucher spucken in den Saal und werden abgeführt.

Am Schluffe der Sitzung bringt der Obmann oes Polenklubs Glombinski einen Protest gegen die B ü- lowsche Polenvorlage ein, die auch das vertrags­mäßige Recht der österreichischen Staatsbürger im Deut­schen Reich verletzt. Glombinski fragt, ob der Präsident gewillt sei, diesen Gefühlen und Bedenken der Polen an geeigneter Stelle Ausdruck zu geben. (Demonstrativer Bei­fall bei den Polen). Präsident Weißkirchner erklärt, er müsse mit seinen persönlichen Gefühlen über das Vor­gehen der preußischen Regierung zurückhalten. Seiner An­sicht nach sei der österreichische Ministerpr äsi­dent verpflichtet, sich mit der Angel ege nhei-t zu befassen. (Stürmischer Beifall bei den Polen). Der Präsident sagt, die Polen mögen esne Interpellation einbringen. Es werden sodann Proteste von den Jungtschechen Ryha und Kramarßch, vom RiHophi- len Ruthenen Markow, dem tschechischen Radikalen K l 0 - sac, dem polnischen Volksparteiler Stapinski., dem Italiener C 0 nci und dem Zionisten Staud vorgebracht, Cwobei es zu Lärmszcnen kommt.

Während der Proteste der slavischen Parteien gegen die Polenvorlage rufen die deutschen Radikalen: Hoch Bülow.." Die Sozialdemokraten antwor­ten:Hoch Eulenburg, hoch die Kürassiere." (Große Hei­terkeit). Als der Zionist Stand gegen die Polenvorlage protestiert, rufen die Deutschradikalen:Hoch Zion." Das Mitglied der Deutschen Volkspartei Mühlberg pro­testiert namens der Deutschen gegen die Verletzung der Geschäftsordnung. Es sei unerhört, daß sich das öster­reichische Parlament in dem anarchische Zustände herrschen, in die wohlgeordneten Verhältnisse in Deutschland ein­mischten. Die guten Beziehungen zwischen Oesterreich und Deutschland müßten durch derartige Vorgänge leiden. Der Präsident bedauert den Mißbrauch der Geschäfts­ordnung durch ununterbrochene Anfragen. Es könne nicht mehr so weitergehen.

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Die Duma und der Absolutismus.

Die russische Reichsduma, ist nach langen, zum Teil recht hitzigen Auseinandersetzungen über den Wortlaut der Adresse an den Zaren zu der Feststellung gekom­men, daß die Bezeichnung des Z ar en als S elbsthe rr - schör aller Reußen .nur noch eine formale Bedeutung hat. Dieser Meinung hat mich Gutschkow, der Führer der Oktobristenstartei, klar und deutlich Ausdruck ge­geben. Er erklärte, daß die Oktobristen das Manifest v!om 30. Oktober als einen freiwilligen Ver­zicht des Monarchen auf die unbegrenzte Gewalt zu Gunsten eines neuen gesetzgeberischen Organs betrach­teten. Seine Partei sehe Parin keine Verringerung der Gewalt des Monarchen; im Gegenteil könne das Mani­fest als die .Befreiung des Kaisers z. B. von der Hof­kamarilla angesehen werden. Seine Partei sei konsti­tutionell. Die Oktobristen würden treue Diener eines konstitutionellen Monarchen sein. In ähn­licher Weise sprach sich der Kadett Miljukow aus: Die Kadetten seien konstitutionell-monarchisch und könnten ihre Ansichten mit den Feinden der Konstitu­tion von links üud rechts nicht teilen. Eine Analyse des Manifestes vom 30. Oktober ergebe klar, daß die gesetz­gebend eGew alt zwischen dem Monarchen, dem Reichs­rat und der Duma geteilt ist." So fanden sich also s Oktobristen Md Kadetten auf dem konstitutionellen Boden Zusammen Md bildeten eine Mehrheit gegen die Äußerste .Rechte Md Pie äußerste Linke, wenn auch- die j Oktobristen Pie Anwendung des WortesKo nstituti 0 n" ! in per Adresse nicht erwähnt haben wollten. Me äußerste Rechte machte ihre Beteiligung an der Wstimmung von der Bezeichnung des Zaren alsSelbstherrscher" in der Adresse abhängig nnd verließ den Sitzungssaal, als sie mit ihrem Antrag unterlag. Die Sozialdemokra­ten waren, von vornherein der Adreßberatung ferngc- blieben, und auch die Arbeitsgruppe enthielt sich der Abstimmung als ihr Wunsch, in der Adresse dem Bedauern über das Wahlgesetz vom 16. Juni ds. Js. Ausdruck zu geben, abgelehnt wurde. Schließlich wurde die Adresse an den Zaren von der gemäßigten Rechten, den Oktobristen, den Kadetten, den Polen und LittaUern a ngen 0 mmen. Sie hat gelautet: .

Eurer Majestät hat es gefallen, die Abgeordneten der dritten Duma Husammenzuberufen, sie willkommen zu heißen Md «Gottes Segen auf die bevorstehende ge­setzgeberische Arbeit herabzuflehen. Wir halten uns für verpflichtet, Eurer Majestät unsere Ergebenheitsgefühle und unsere Dankbarkeit für die Rußland verliehene Volksvertretung, die durch die Grundgesetze befestigt ist, Mszudrücken. Wir werden alle unsere Kräfte, alle un­sere Erfahrung und Kenntnisse anwenden, um die durch das Manifest Pom 30. Oktober dank Eurer Majestät Willen erneuerte Staatsordnung zu befestigen, die Volks­aufklärung zu entwickeln, den allgemeinen Wohlstand szu heben;, die Macht des Unteilbaren Rußlands zu kräf­tigen und damit das Vertrauen des Monarchen und des Volkes zu rechtfertigen."

Tages-Chronik.

Karlsruhe, .30. Nov. Die zwischen dem Verlag desBad. Landesboten" und dem Ausschuß der Volks­partei schwebenden Differenzen sind, wie die Heilbr. Ztg. hört, wieder beseitigt. Die beiden Redakteure, denen vom.Verlag infolge der Differenzen gekündigt wurde, werden ab 1.« Dezember wieder in die Redaktion des Landesboten eintreten.

Karlsruhe, 29. Nov. Die Handelskammer hat in ihrer letzten Sitzung unter zustimmender Kenntnis­nahme der vom Ausschuß der Rhnnichjffchrtsintcrtffenien herausgegedenen Denkschrift erneut die Erwartung ausge­sprochen, daß die badische Regierung in chrem Widerstand gegen die Einführung von Schisfahrtsab­gaben verharren werde. Die Kammer unterstützt die

Bemühungen der Würzburger Handelskammer um Verbesser­ung des Schnelizugsverkehrs zwischen Würz- burg-Heidelber«, an dem der hiesige Handclekammer- bejtik ebenfalls ein lebhaftes Interesse hat. Auch legt die Handelskammer den an der Gestaltung der Eisenbohnsahr, plane Interessierten wiederholt dringend nah?, ihre Wünsche möglichst früh geltend zu machen. Nur dann könnten sie wirksam vertreten werden.

Breslau, 39. Nov. Die Laubaner Tasche n- tuchindustrte, eine der bedeutendsten in Deutschland, t verzeichnet nach derBreslauer Zeituug" einen merklichen Rückg ang. Anstatt der sonsttqen Ueberstunden zur Weih­nachtszeit werden Heuer die Arbeitsstunden gekürzt oder Arbeiter entlassen.

Breslau. Wie die sozialdemokratische Breslauer Volksmacht" meldet, ist Franz Mehring aus der Re­daktion der .Leipziger VolkSzetlung- ausgeschteden. Der Grund lieg« in Differenzen mit seinem Kollegen Dr. Lensch. die bis zum Essener Parteitage zurückreichrn und sich in­zwischen verschärft haben sollen.

München, 29. N^o. Der Kammer der R eichs- räte teilte der F i n a n z m i n i st e r mit, daß die Auf­besserungen der Beamten, Bediensteten, Geistlichen, Lehrer und Slaaisarbeiter zirka 20 Millionen Mark er­fordern werden.

Dünkirchen, 29. Nov. Hier platzte in der Tor- pedowerkitatt rin Accumulator, wodurch st Personen getötet nnd 7 schwer verletzt wurden.

Nancy, 30. Nov. Dar lenkbare LuftschiffPatrie" erlitt gestern bei einem Aufstieg eiacn Motordefekt und wurde vom Winde 17 Kilometer weit soctgetrftben. Genietruppen mußten zur Verfolgung und Bergung auf- geboten werden.

Mailand, 30. Nov. Der Straßenbahnerstreik dauert ohne Aussicht ans Beendigung fort. Bei der AuS- tahrt einiger Wagen die »on starken Polizei- und Milttär- sruppen begleitet waren, kam es gestern zu heftigen Zu­sammenstößen mit den Streikende«. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen.

KoustauLiuopel. 29. Nov. Eine aus dem Seewege geknmmene 40 Mann starke griechische Bande über, fiel vorgestern bet Vrasta am Golf von Orfano 135 bulgarische Taglöhner aus Nevrokop und Razlog, die, vor« zwei G.ndarmen begleitet, nach dem Berg AlhoS gingen. Während die Konsulardepeschen melden, daß sich 75 Mann retteten, zwei verwundet wurden und der Rcst vermißt wird, gibt die Pforte an, daß nur 25 vermißt werben. Der Katmakan von Langaza reiste den Tatort. Türkische Truppen nahmen die Verfolgung , der Bande aus.

Marokko.

Paris, 29. Nov. Aus Algier wird gemeldet: In Oran sind 173 Personen an Boro des DampfersEmir" i etngetroffcn. Sie haben Nemours aus Furcht vor einem Angriff der Marokkaner verlassen. Aus Touache sind zahlreiche Familien nach Oran abgeretst.

Lalla Maruia, 29 Nov. Gestern abend und heute vormittag sind Verstärkungen hier etngetroffen, be- l stehend aus Scharfschützen, Spahts, Zuaven und Artillerie.

! Die Truppen werden sich bet Stdi Bu Djenan konzen- « tneren. In Nem 0 urs ist jetzt eine Beruhigung cinge- ^ treten. Ein berittener Eingeborener meldet, daß seit heute I morgen um Kitz Fluß ein heftiger Kampf mir den Bent I l Suaffen tm Gange ist. f

! Einen seltenen Fund wachten eilt paar Kinder in der . Jspringerstraße in Pforzheim, einen von einem Brief- ^ träger verlorenen Einschreibbrief mit 34000 Mk. in klei­nen Brillanten. Die Kinder spielten dann in der Wohnung mit den Sternchen, bis Erwachsene aufmerksam wurden und den Fund aLlieferten, nachdem man die Sternchen zu­sammengefegt hatte. Es dürsten natürlich verschiedene fehlen.

Die Baumwollabfall-, Putzwoll- und Kapokfabrik Reis und Co. in Friedrichsfeld bei Mannheim ist abge­brannt. Das Etablissement ist vollständig verloren, iv ährend diiej Buroauräumlichkeiten unversehrt blieben.

Ern grober Schwindel ist in Kaisheim bei Donanwörth versucht worden. Bei dem dortigen Schuh­macher Blattner, der in einer Hamburger Lotterie 300 000 MaA gewann, davon aber noch nichts wußte, fanden sich zwei Herren ein, die ihm die Mitteilung machten, daß er 60 000 Mark gewonnen habe. Sie bestimmten den Gewinner, ihnen das Los auszuhändigen, wofür sie ihm unter Abzug einer Provision von 10000 Mark 50 000 Mark ausbezahlten. Bald darauf erfuhr der Schuhmacher- daß der Gewinn 300 000 Mark betrage, er ließ die Ham­burger Behörden verständigen und erhielt von diesen die beruhigende Nachricht, daß die beiden Schwindler dm Ge­winn noch nicht abgehoben haben und daß dieser für ihn reserviert bleibe. Somit sind die Betrüger selbst herein­gefallen.

In der Zündhütchenfabrik von Blumberg n. Co. in Düsseldorf erfolgte eine Explosion. Eine Mei­sterin wurde getötet, zwei weitere Personen lebensgefährlich verletzt.

Der Schnellzug Rr. 136 fuhr Freitag vormittag mir 11 Uhr 23 Min. auf Bahnhof Stadt-Hagen infolge falscher Weichenstellung auf den im 3. Gleis stehenden Güterzug M. 8250 Ms. 7 Reisende wurden unerheblich verletzt und haben ihre Reise fortgesetzt. Die Lokomotive und drei Personenwagen des Schnellzugs und acht Wagen des Güterzugs sind «entgleist und teilweise beschädigt.

Aus Württemberg.

Bom Landtag. Am Freitag beschäftigte sich die Kommission für Gegenstände der inneren Verwaltung mit einem Antrag des Abg. Mattutat betr. den-Schutz der Heimarbeiter und Hausgewerbetreibenden. Die Notwendig" keit einer gesetzlichen Regelung der Hausarbeit und der Hausindustrie würde von Minister v. Pischek zugegeben. In einem Gesetzentwurf der dem Bnndesrat im August ds. Js. unterbreitet worden sei, habe man eine Regelung der Hausindustrie und Heimarbeit bereits vorgesehen. Der Bundesratsausschuß habe diesem Entwurf bereits zuge­stimmt. Es gelangte sodann folgender Antrag Mattutat