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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Der Prozeß des Reichskanzlers gegen den Schriftsteller Brand.

Berlin, 6. Nov. Den Vorsitz in dem Prozeß- loir-Brand, der heute begonnen hat, führt Landgerichts­direktor Dr. Pusch. Die Staatsaumaltschaft vertritt Er­ster Staatsanwalt Dr. Preuß. Verteidiger des Ange­klagten ist RA. Dr. Varnau. Von den geladenen Zeugen siirdü.pl. erschienen: Geheimrat Holstein, cand. jur. Bern­hard v. Bülow, Dr. Hirschfeld, Geheimrat Scheefer. Der Reichskanzler hat sein Erscheinen ftir 10 Uhr zugesagt. Verspätet erscheint Fürst Philipp zu Eulenburg. Nicht crschienen sind Graf v. Hohenau und Graf Lynar. Ter Angeklagte gibt an, daß er 33 Jahre alt und mehrfach liegen Beleidigung und Verbreitring unzüchtiger Schriften kstraft sei. Er sei der erste geivesen, der 1895 für die Homosexuellen eingetreten sei. Der Gerichtshof behält sich Len Ausschluß der Oeffentlichkeit vor. Der Verteidiger! Brands erklärt, es sei zweifelhaft, ob Brand imstande sei, der Verhandlung zu folgen. Ter Gerichtshof beschließt, ei­nen Arzt zuzuziehen. Der Verteidiger gibt es anheim, ob es einen Zweck habe, in die Verhandlung einzutreten, da viele Zeugen fehlen, namentlich Graf Schulenburg, auf den er unmöglich verzichten könne, ebenso auf die Zeugen aus Rom. Der Arzt erscheint, um den Angeklagten auf seinen Gesundheitszustand zu untersuchen. Hierzu tritt eine thständige Pause ein. Nach der Panse wird der inkriminierte Artikel verlesen. Brand erklärt, daß er den Vorwurf der Homosexualität, der seiner Meinung Nach gar kein Vorwurf sei, Bülow nur deshalb gemacht habe, weil dieser einen solchen Vorwurf selbst gemacht habe, um seine Feinde zu stürzen. Als erster Zeuge wird Reichs­kanzler Fürst Bülow vernommen. Er erklärt, daß ihm homosexuelle, normwidrige Neigungen stets widerwärtig und unverständlich gewesen seien. Ties beziehe sich nicht nur auf Zuwiderhandlungen gegen Z 175, sondern auch aus eine jede derartige Neigung und Empfindung. Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen seien unwahr und sinnlos. Bülow schildert dann den anstrengenden Dienst der Beamten der Reichskanzlei, von denen ein hohes Maß von Fleiß und Gewissenhaftigkeit verlangt werde. Er sei für Beamte ein wohlwollender Vorgesetzter, aber von ir­gend einer Familiarität mit Untergebenen, besonders mit Scheefer, sei niemals die Rede gewesen. Die Behauptung des Angeklagten, er sei der Gegenstand von Erpressungen geworden, sei unwahr. Ebenso unwahr sei, daß er hinter

Ireitag, den 8 Wovember

den Angriffen stehe, die in derZukunft" gegen verschiedene bekannte Persönlichkeiten bezüglich der Homosexualität der Kamarilla" gerichtet worden seien. Der Vorsitzende erklärt, es werde behauptet, daß Bülow mit den Herren, die bei Eulenburg verkehrten und homosexuell verdäch­tig geworden seien, sehr freundlich verkehrte. Dabei sei auch Scheefer erschienen und es seien Umarmungen fand Küsse ausgetauscht worden. Bülow erwiderte, seines Wissens habe er nie mit Scheefer eine Gesellschaft besucht; auf die andere Behauptung brauche er wohl nicht zurückzu­kommen. Den Grafen Lynar kenne er gar nicht; über Ho­henau und Eulenburg seien ihm erst in den letzten Jahren ungünstige Gerüchte zugegangen; er habe aber keine tat­sächlichen Unterlagen gehabt, um offiziell einzuschreiten. Auf eine Frage erklärte Fürst Bülow auch, daß in der Er­nennung Scheefers zum Geh. Reg.-Rat keine auffällig^ Auszeichnung liege. Fürst Bülow wird dann vorläufig entlassen. Fürst Eulenburg erklärt, er sei ihm nicht bekannt, daß Fürst Bülow in Gesprächen mit ihmvon seiner Zuneigung zum männlichen Geschlecht kein Hehl gemacht"; er selbst habe sich niemals Verfehlungen gegen Z 175 zu Schulden kommen lassen. Tie ganz infame Schmutzigkeit seif gegen ihn von Harden und Konsorten insze­niert worden. Eulenburg erklärt, er habe nie, weder an allerhöchster Stelle noch zu Bekannten, etwas gegen Bülow gesagt, noch etwas getan, das darauf Hinweisen würde, daß er eine Intrige gegen Bülow gesponnen -habe. S ch e e- fer und cand. jur. von Bülow erklären die Behaupt­ungen des Angeklagten für vollständig aus der Luft ge­griffen. Schriftsteller Gehlsen erklärt, er habe von Dr. Hirschfeld gehört, daß Fürst Bülow das Objekt von Er­pressungen und fein Verhältnis zu Geheimrat Scheefer sehr intim gewesen sei. Ter Angeklagte habe jedenfalls im guten Glauben gehandelt. Dr. Hirsch seid widerspricht dem, ebenso der Behauptung, Brand habe alles über Schee­fer Behauptete von Gehlsen und dieser von Hirschfeld. Er habe sehr wenig mit dem Angeklagten Fühlung ge­habt und nnt ihm über den Fürsten Bülow gar nicht ge­sprochen. Er wußte auch nicht, daß er mit Gehlsen über Scheefer gesprochen habe. Dagegen erklärt Gehlsen wie­derholt, daß er nie etwas publiziert habe, ohne vorher mit Dr. Hirschfeld Rücksprache genommen zu haben- .Hierauf tritt die Mittagspause ein.

Nachmittags wird Kriminalkommissar Tresyow ver­nommen. Er hat das Dezernat über Erpressungen. Tresckow sagt aus, daß ihm nie etwas von homosexuellen Neigungen des Reichskanhlers bekannt geworden sei. Der Angeklagte

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behauptet, daß er mit dem Zeugen eine Unterredung in der Angelegenheit Dasbach gehabt habe. Bei dieser Gelegen­heit habe ihn Tresckow gewarnt, Material, welches er der Angeklagte gehabt habe, zu benutzen. Zeuge Treskow bestreitet, daß dabei vom Reichskanzler die Rede war. Die Darstellung des Angeklagten sei unmöglich. Weitere Zeugen bekunden, daß dem Angeklagten keine Mitteilun­gen über Erpressungsversuche gegen den Reichskanzler ge­macht haben. Ehe die Beweisaufnahmen geschlossen wurde, kam aus den Akten der römischen Polizei zur Kenntnis, daß in dieser die Namen Bülow und Scheefer als homo­sexuell nicht figurieren und nicht figuriert haben.

Auf sämtliche übrigen Zeugen und alle weiteren Be­weisaufnahmen, soweit sic sich auf die Behauptungen des Angeklagten über den Fürsten von Bülow beziehen, wird seitens des Verteidigers verzichtet.

Der Verteidiger gibt namens des Ange­klagten folgende Erklärung ab: Auf Grund der Er­gebnisse dieser Verhandlung hat der Angeklagte die volle Ueberzeugung, daß die schweren Beschuldigun­gen, die gegen den Fürsten von Bülow erhoben worden sind, der Wahrheit nicht entsprechen. Er steht nicht an, hier rückhaltlos dies zu erkläreen, mit dem Aus­druck des tiefsten Bedauerns, daß er auf Grund der ihm von verschiedenen Seiten gewordenen Mitteilungen sich zu diesen Angriffen hat Hinreißen lassen. Er würde Seine Durchlaucht, wenn der Fürst noch anwesend wäre, um Verzeihung bitten, wegen dieser An­griffe. Jetzt könne es ihm nur noch darauf ankommen zu beweisen, daß er in der Tat Mitteilungen hatte, die ihm den Glauben an die Richtigkeit dieser Mitteilungen beibringen mußten. Ich beantrage deshalb, die Vernehm­ung des Schriftstellers Morris in London, der dem Un­gesagten in einem Briefe das gesamte Beweismaterial über die Vorgänge in Rom angeboten hat. Ich bean­trage ferner die Vernehmung des Grafen Günter v. d. Schulenburg darüber, daß dieser dem Angeklagten Mitteilungen von der Homosexualität des Reichskanzlers gemacht hat, ferner die Vernehmung zweier Zeugen, dis bekunden sollen, daß dieGemeinschaft der Eigenen" den Angeklagten beauftragt hat, auf Grund des ihm zu Ge­bote stehenden Materials das Flugblatt zu verfassen. End­lich beantrage ich, den Redakteur Schneidt als Zeu­gen darüber zu vernehmen, daß er das Material zu den Veröffentlichungen, von denen der Zeuge v. Tresckow ge­sprochen, nicht von dem Angeklagten erholten hat.

Erster Staatsanwalt Tr. Preuß: Nachdem die Er-

Die blaue Dame.

Krimiral-Roman vor? Auguste Grouer.

Sst) (Nachdruck verboten.)

^ > - (Fortsetzung.)

penn ist aber unser Roserl krank geworden, und bald ; war der letzte Heller aus dem Hause. Da teilte mir meine ' Frau mit, daß ihre Mutter ihr geschrieben habe, sie wolle das Kind auf ein paar Monate zu sich! nehmen. Meine Schwiegermutter lebt von ihrer kleinen Pension in Enns. Roserl mußte, wie der Armenarzt sagte, Luftveränderung haben, um wieder zu Kräften zu kommen, um dann wach richtiger Zeit operiert werden zu können. Sie mö­gen sich denken, daß ich sehr froh war, daß meine Schwie­germutter dieses Opfer bringen wollte.Natürlich, bist auch du für diese Zeit mein Gast", hatte sie meiner Frau geschrieben. Zwei Tage später reiste Toni mit dem Kinde ab. Das geschah am zweiten Mai. Ich schrieb ihr, wie sie es ausgemacht hatte, nur zweimal die Woche, nnd ebenso oft erhielt ich Antwort von ihr. Ihre Briefe kamen aus Enns. Natürlich war ich sehr überrascht, als am 26. Mai ein Brief, den meine Frau adressiert hatte, aus Salz­burg kam. Sie teilte mir darin voll Reue mit, daß, sie wich hintergangen habe, daß sie, in tiefer Angst um Roserl, in einer Anfrage und einem Ersuchen meiner Stiefschwester sichere Rettung für das Kind erblickt und diese nicht hatte zurückweisen können. Elise hatte meiner Frau Ende April geschrieben, daß ihr Wallroth, mit dem sie sich, trotz meiner Bitten, und Vorstellungen und Warn­ungen, soeben verlobt hatte, in Salzburg eine Billa ge­mietet, und daß sie eine verläßliche Person brauche, die ihre Vergangenheit nicht kenne, also nicht plaudern und nichts verraten und ihr in ihrer langweiligen, von der Eifersucht des Barons aufgedrängten Einsamkeit zugleich- Gesellschaf­terin fein könne. Sei würde natürlich glücklich fein, wenn Toni selber es, trotz meiner, möglich machen könnte, diese Gesellschafterin zu sein. Zum Dank für das Opfer, das tjw ihre ehemalige Kollegin bringe, würde sie alles, was zur Gesundung Roserls beitragen könne, gern und reich­lich gewähren

Bei dieser Stehle angelangt, hielt Löhr, wie ermü­

det, ein, da fuhr der Detektiv ruhig fort:Da tat natürlich Ihre Frau, was jede gute Mutter in solch einem Falle getan hätte. Wissend, daß Sie gegen diese Heirat waren, weil Sie den Sohn Ihres Wohltäters nicht dem Unglück solch einer Ehe preisgeben wollten, und wissend, daß Sie es ihr nicht erlaubt hätten, zu Ihrer Stiefschwester zu ge­hen, veranlaßte Ihre Frau Mutter, jenen Einladebrief zu schreiben, reiste mit dem Kinde Mch Enns, ließ es bei der Großmutter und fuhr nach Linz weiter, wo sie mit ihrer Schwägerin zusammentraf und wo diese auch mit einem blonden Herrn eine Zusammenkunft hatte, mit ei­nem Herrn, den die Lehmann vielleicht mit Zärtlichkeit be­handelte. Ist es nicht so? Frau Löhr!"

Toni, die bisher regungslos dagesessen hatte, nickte.

Es War ihr Liebhaber", sagte sie leise.Sie hatte gar nicht die Absicht, ihn um des Barons willen aufzugeben. Allerdings nahm sie damals von ihm Abschied; später aber sagte sie mir wiederholt, daß sie ohne ihrenGoldenen" nicht leben könne, und daß ihr Mann trotz aller Wachsam­keit ihrem Glücke nicht hinderlich sein werde."

Also der war der Goldene", sagte Müller.Was für eine Gattung Mensch war er denn?"

Mir schien er ein Kommis vojageur oder etwas Aehnliches zu sein. Jedenfalls ist er ein ungebildeter Geck."

Nun ja, Frauenzimmer dieser Art hängen sich faß immer an Männer dieser Sorte", bemerkte Müller.Frau Löhr haben also von Anfang Mai bei Ihrer Schwägerin gelebt und haben über Enns und durch die Vermittlung Ihrer Frau Mutter mit Ihrem Manne korrespondiert."

Ja, bis mir der Ekel vor Elisens Gemeinheit zu groß wurde; da sagte ich es chr, daß Hubert Recht habe, daß der Baron vor ihr behütet werden müsse, und daß ich es nicht mehr bei ihr aushalte. Da spielte sie die Reuige, die, welche sich in ein ehrbares Leben erst ivieder zurückfinden müsse und bat mich, nur noch einige Tage bei ihr zu bleiben, bis sie einen Ersatz für mich gefunden habe. Zweihundert Gulden, für die Pflege und Kur Ro­serls, hatte sie mir schon gegeben, die müsse ich behalten, sagte sie, und dann redeten nur über meine Abreise."

Das geschah im Garten?" warf Müller ein. Tie

Eheleute schauten ihn verwundert an, aber sie fragten nicht, wieso.er dies wissen könne. Es gab ja viel Wichtigeres für sie, als die Befriedigung der Neugier. Frau Löhr bejahte nur, dann erzählte sie weiter:Am Tage darnach aber fand ich sie bei der Abfassung eines glühenden Lie­besbriefes an ihren Goldenen und den Veilchcnstranß küs­send, den er ihr zum Abschied mitgebracht hatte."

Am fünften Mai", sagte Müller.

Wieder nickte Frau Löhr und wieder redete sie weiter.

Da kam mir", sagte sie,wieder der Ekel vor Ihrer Nichtsnutzigkeit, ich holte die hundert Gülden, die ich von dem Gelde, das sie mir geschenkt hatte, noch besaß und legte sie ihr hin, und dann nun, dann schrieb ich an meinen Mann."

Die junge Frau seufzte und dann brach sie plötzlich in ein krampfhaftes Weinen aus.

Löhr griff -nach den Zweigen, legte sie auf den Tisch und hielt dann die Hand seiner Frau fest.

Sei ruhig, Toni. Du hast ja auch darin ganz rich­tig gehandelt. Daß es so kommen würde, wie es dann ge­kommen ist, das konntest du ja nicht ahüen."

Herr Löhr fuhr nach Erhalt jenes Briefes nach Salzburg?" erkundigte sich der Detektiv.

Da," sagte Löhr ruhig. 'Gegen 5 Uhr, am 29. Mai kam ich in der Stadt an. Toni hatte mir die Woh­nung nicht bekanntgegeben. Sie hatte nur vomgrauen Hause" gesprochen. Ich fragte mich nach dieser Angabe durch und fand bald das bezeichnete Haus. Ganz in dessen Nähe, am Bachufer, begegnete ich den Zweien. Sie wa­ren beide gleich sehr erschrocken.Nur kein Aufsehen! Nur kein Aufsehen!" Das war das beste, warum Elise bat. Nun, mir war es ja auch um ein Aufsehen nicht zu tun. Ich bin maßlos heftig, wenn mich der Jähzorn erfaßt. Dieses bedenkend uns voll Bitterkeit und Grimm war ich ohne weiteres damit einverstanden, daß Elise und Toni miteinander ansmachten, ich solle ungesehen ins Haus gebracht werden, heimlich sollte es geschehen, damit Wall­roth nicht durch die Hausleute später erfahren konnte, daß ein Besuch, Uessen Bedeutung Elise ihrem Bräutigam ja nicht sagen dürfte, dagewesen sei."

(Fortsetzung folgt).