der Nachmittag für die Arbeiterinnen frei werden wird, .lieber die Neuregelung der Sonntagsruhe enthält der Ent­wurf keinerlei Bestimmung.

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Alts der französischen Sozialdemokratie.

Der Nationalrat der geeinigten sozialisti­schen Parte i hat vom Provinzverband des Departe­ments Puy de Dome den Antrag auf Ausschluß des Untimilitaristen Herve aus der Partei erhalten; gleich­zeitig hat der Verband des Departements Pas de Calais angezeigt, daß er diesen Antrag unterstütze. Dieses Vor­gehen ist die Antwort auf die Agitation der extremen So­zialisten für Ausschluß, der Deputierten Vacenne, Bes­itz und Lamendin, weil diese in ihren Wahlkreisen am Empfang Brian ds und anderer Minister teilgenommen haben. Varenne, Basly und Lamendin sind in den Leiden Departements gewählt, deren Parteiverbände jetzt ihrer­seits den Ausschluß Herves beantragen. Es wird demnach immer deutlicher, daß. der zersetzende Einfluß Herves in­nerhalb der sozialistischen Partei stärker ist als alle Be­mühungen Jaures, die divergierenden Elemente der Par­tei durch weitgehende Selbstverleugnung zufammenzuhalten. * * *

In der französischen Kammer

wurde am Freitag eine Interpellation über die natio­nale Verteidigung verhandelt. Ter Deputierte Gauthier begründete die Interpellation, indem er auf das Buch des Hauptmanns a. D. Humbert Bezug nimmt, in welchem ausgeführt ist, daß einzelne Festungen Und Grenzforts vernachlässigt, die Artillerie in einem schlecht . tcn Zustand sei usw. Gauthier fügt hinzu, die Zuchtlosig­keit inder Armee sei die Ursache einer Zersetzung, ein Punkt Wuf den Humbert nicht aufmerksam gemacht habe, und spielt auf die Zügellosigkeit in der Marine an, wie sie durch die Berichte Monis und Lasies bekannt geworden sei. Kriegs minister Picguart führte aus, daß die Angriffe völlig unberechtigt seien. Er könne versichern, daß Frank­reich verteidigt und zwar sehr gut verteidigt sei. Ter Mi­nister wendet sich gegen die Behauptung Humberts, die Artillerie sei mangelhaft. Er verliest Berichte aus Casa­blanca, wonach die Maschinengewehre 13124 Schüsse ab­gegeben haben und noch alle in gutem Zustande seien.

. Desgleichen hätten die iGebirgsgeschütze sich gut bewährt. Es sei falsch, daß Frankreich in Bezug auf seine Maschinenge­wehre hinter Deutschland zurückstehe.

Tages-Chronik.

Berlin, 25. Okt. Der Abgeordnete Held richtete an dieNationalliberale Korrespondenz" eine Zuschrift, besagend:aus den Ausgang, den mein Prozeß in erster Instanz genommen, sehe ich mich schon jetzt zu der Er­klärung veranlaßt, daß ich aus der nationalliberalenReichs- tagsfraktion ausscheide und der Landtagsfraktion nicht beitrete. Ich werde auch unmittelbar nach der rechts­kräftigen Entscheidung beide Mandate, selbst im Falle meiner Rechtfertigung, auf die ich bestimmt rechne, mei­nen Wählern zur Verfügung stellen."

Berlin, 25. Okt. Der Kaiser besichtigte heute in Begleitung des Kriegsministers die beiden lenk­baren Milätärluftschiffe in Tegel. Er fuhr um -/4II Uhr bei der Ballonhalle vor. Sofort ging das lenkbare Militärluftschiff mit dem Hauptmann Sperling und kurze Zeit darauf das Parfevalfche Motorluftschiff mit den Hauptleuten Keller und v. Krogh in die Höhe. Nach halbstündiger gelungener Fahrt landeten die bei­den Luftschiffe und wurden vom Kaiser eingehend be- ' sichtigt.

Bonn, 24. Okt. Wie derLokalanzeiger" meldet, beschlossen die Vertreter der Bonner Studenten­schaft anläßlich der Maßregelung des Prof. Schrörs durch den Kölner Erzbischof auf Antrag der Burschen­schaft Alemannia, dem Prof. Schrörs als Ausdruck der Hochachtung und des Vertrauens einen Fackelzug dar­zubringen. Ferner wurde beschlossen, in einem Aufruf an die gesamte Studentenschaft zu möglichst zahlreichem Besuch der verbotenen Kollegien aufzufordern. Die ka­tholischen Korporationen, die der Vertreterversammlung nicht angehören, sind zur Teilnahme an dem Fackelzuge eingeladen worden.

Karlsruhe, 24. Okt. DieBadische Landeszeit­ung" bestreitet, daß die Absicht bestehe, die Erhöhung der Zivilliste des 'Großherzogs zu fordern.

' Mannheim, 24. Okt. Die Wahlen zum Kauf- man nsge.richt hatten folgendes Ergebnis: Es ent­fielen auf den deutsch-nationalen Handlungsgehilfenver­band mit 637 Stimmen 12 Beisitzer, auf die Verbündeten Vereine mit 514 Stimmen 10 Beisitzer, auf den sozial­demokratischen Zentralverband mit 116 Stimmen 2 Bei­sitzer.

London, 25. Okt. Blättermeldungen aus Gibraltar zufolge hat Mulai Hasid gestern Nacht einen Angriff auf Mogado'r gemacht, Die französischen Kreuzer Aube cröffneten das Feuer und brachten dem Angreifer schwere Verluste bei. Ueber 1000 Mann der Armee des Sultans Abdul Asis wurden vom Dampfer Artois, der im Hafen lag, sofort als Verstärkung der Garnison gelandet.

Bei Kanalisationsarbeiten in Bischheim wurden 4 Arbeiter verschüttet; 2 davon sind tot.

Das B. T. meldet aus Gnesen: Zwischen Gnesen und Oels wurden von einem unbekannten Täter mehrere schwere Felsen stücke auf die Schienen ge- wälz t, wodurch die (Maschine des Personenzugs 810 schwer beschädigt worden ist. Weiteres Unglück 'konnte verhütet . werden.

Bei Nie derbreisig sind Donnerstag abend zwei Güterzüge zusammengestoWn. Acht Wagen wurden zer­trümmert, der Hilfsbremser Orth aus Koblenz-Neuendorf wurde getötet, mehrere Bedienstete verletzt. Der Material­schaden wird auf 100 000 Mk. geschätzt. Bon Koblenz ging sofort ein Hilfszug ab. Ter ganze linksrheinische Zugverkehr ist gestört.

In dem an der Küste von Tasmanien gestrandeten schwedischen SchiffAlfHeld" wurde von der ausgv- jandten Rettungsexpedition die Leiche des Kapitäns

aufgefunden. Dieser ist verhungert. Das Schicksal der übrigen Besatzung, soweit sie nicht bei der Strandung ertrank, jst ungewiß.

Daily Chronicle" meldet aus Newy 0 rk vom Don­nerstag, daß in Santa Cruz in Mexiko 400 Chi­nesen den englischen DampferW 0 0 lwi ch" an- griffen, um ihre Landsleute aus der Quarantäne zu be­freien; sie überwältigten die Matrosen, wobei einige schwer verwundet wurden, bis Militär Nnd Polizei eingriffen. Das Schiff wird jetzt militärisch bewacht.

Zum Erdbeben in Calabrieu liegen heute noch Meldungen vor, die die Größe des Un­glücks in dem gemeldeten Umfang bestätigen. So meldet ein Korrespondent aus Ferruzzano, daß dort von den Häusern nur noch Mauerreste übrig geblieben sind, die jeden Augenblick ,einzustürzen drohen. Dabei herr­schen Regen und Sturm, die den Schaden Nnd die Ge­fahr noch vergrößern. Der Umfang der Katastrophe ist noch nicht abzusehen. Weitere Truppenverstärkungen sowie Kleidungsstücke ewrden dringend erbeten. Der König hat für die Opfer der Katastrophe 100000 Lire gespendet und der Kriegsminister hat die Entsendung weiterer Trup­penabteilungen nach Calabrien mit Maultieren Nnd an­derem Material ungeordnet. Die Regierung wird jeden Tag 20 Zentner Brot dorthin schicken.

Wie die römischeTribnna" meldet, beträgt die Zahl der durch das Erdbeben in Feruzzano Getöteten und Verwundeten je 500.

Aus Württemberg.

Gmünd, 24. Okt. Die bürgerl. Kollegien setzten heute den Wahltermin für die Gemeinderats Wahl auf den 30. Dezember fest.

Göppingen, 24. Okt. Die Festsetzung des Wyhl- termtns für die G emeinderatswahlen gab zu ei­ner längeren Besprechung der bürgerl. Kollegien Anlaß. Es wurde beschlossen, die Wahl an dem seit Jahren fest­gelegten Termin (am 2. Montag im Dezember, Heuer also am 9. Dez.) vorzunehmen. Dieser Beschluß wurde im Gemeinderat gegen 3, im Bürgerausschuß gegen 2 Stimmen gefaßt. Ausschlaggebend gegen eine Hinaus­schiebung der Wahl bis Ende Dezember war u. a. auch der Umstand, daß man es vermieden wissen will, die Wahlkämpfe auch in die Weihnachtszeit hineinzu­tragen.

Nürtingen, 25. Okt. Hier findet am 27. und 28. die Jahresversammlung des württ. Turnlehrervereins statt. Das Programm sieht neben einer Reihe anderer Gegen­stände einen Bortrag des Turnlehrers Thnmm-Heil­bronn über den deutschen Turnlehrertag in Stettin vor.

Pfullingen, 24. Okt. Heute übergab Privatier Louis Laiblin der Stadt eine hochherzige Stiftung: das nahezu vollendete Konzert- nnd Bortraghaus mit an- gebauter Turnhalle, genanntdie P'fnllinger Hal­len", in den letzten Jahren nach den Plänen von Archi­tekt Professor ThkodorFischer erbaut und unter Leitung! von Professor Gölzle-Stuttgart von den Malern Brüllmann, von Hugo, Goldschmid, Molliat, Pfennig u. a. mit deko­rativen Fresken, die Bedeutung der Künste veranschau­lichend geschmückt. Die Stadt verlieh dem hochherzigen Stifter das Ehrenbürgerrecht.

Lanffen, a. N., 24. Okt. In Bezug auf die durch die Presse gegangenen Mitteilungen betr. der Trockenleg­ung des Neckarbctts wegen Anbringung eines Wehrauf­satzes durch das Zementwerk und die damit verbundene Be­einträchtigung des landschaftlichen Bilds, schreibt Stadt- schnltheiß Lehner dem Staatsanzeiger: Es ist festzu­stellen, daß dieser Wehraufsatz von der K. Kreisregierung seinerzeit zur Ausführung in feiner jetzigen Höhe geneh­migt wurde. Eine von den bürgerlichen Kollegien hm 29. August ds. Js. an die K. Straßen- und Wasserbauin­spektion Heilbronn gerichtete Anfrage wurde am 27. Sep­tember 1907 folgendermaßen beantwortet:Es ist gewiß in mannigfacher Hinsicht zu bedauern, daß zur Zeit das eigent­liche Neckarbett unterhalb des Wehres fast wasserlos ist. Ich kann die Ursache hievon aber nur in der außerordentlichen Trockenheit des heurigen Jahrgangs finden. Eine ge­nehmigungswidrige Vornahme an dem Wehr seitens des Portlandzementwerks ist nicht bekannt nnd eine gute Ver­dichtung seines Wehres gegen Wasserverlust kann dem Werksbefitzer nicht wohl verwehrt werden."

In Stuttgart verunglückte ans dem Güterbahnhof beim Anfahren an eine Ansladestelle der 44jährige Fuhr­mann Fetzer, indem er Zwischen 2 Wagen geriet, dabei hat er so schwere innere Verletzungen erlitten,, daß er an deren Folgen im Katharinenhospital gestorben ist.

Ans Biberach wird geschrieben: Wie man hört, wird- das Strafverfahren gegen den Gärtner Joseph An­ton Bruder von hier, der .am 16. Juni 1904 abends die fdjamals 12 Jahre alte Leichensagerstochter Viktoria Prestel Hier, in der Nähe des Friedhofs ermordet hat, hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Anklage des Mords aber wegen angeblicher Geisteskrankheit außer Verfolg­ung gesetzt worden ist, wieder ausgenommen werden, da sich während der seitherigen Verwahrung des Bruder in der Irrenanstalt keine Anzeichen ovn Geisteskrankheit ge­zeigt haben sollen. Dem Ausgang des neuen Strafver­fahrens wird mit Spannung entgegengesehen.

Von der Alb: Während aus anderen Ländern , von großen Ueberschwemmungen berichtet'wird, herrscht in den meisten Orten des Bezirks Urach infolge der seit Monaten anhaltenden. Trockenheit g r 0 ßc r W ass er ma ng el, der sich umso empfindlicher .fühlbar macht, als gegen­wärtig der Bedarf zur Bereitung des Obstmostes besonders stark ist. Das Wässer muß in Fässern, oft weit her ge­holt werden und an den wenigen noch schwach ergiebigen Brunnen entstanden schon Balgereien. Dem Vieh wird teilweise eine unbeschreibliche Substanz zum Trinken vor­gesetzt, was dann in der Beschaffenheit der Milch zum Aus­druck kommt.

Kunst und Wissenschaft.

< Stuttgart, 25. Okt. Spielplan der K. Württ. Hof- ^ f kheater. Sonntag 27. Okt.: Aukassin und Nikolete, hier- , i iguf Flauto solo. H8. L. 7 Uhr). Montag 28. Okt.; s

Ethelwold (F. 8. 71/2 Uhr). Dienstag 29. Okt.: Earmen (L. 1. 7 Uhr). Mittwoch 30. Okt.: Die weiße Frmi auf Avenel (0. 1. 71/2 Uhr). Donnerstag 31. Okt.: Ro­sen, Liederhalle: 1. Abonnementskonzcrt (1. Symphonie­abend L. 2 7 H2 Uhr). Freitag 1. November: Aukassin nnd Nikolete, hierauf Pagliacci (4,. 1. 71/2 Uhr). Sams­tag 2. November: Der Dieb (0. 2. 71/2 Uhr). Sonntag

3. November: Tannhäuser - (8. 0. 6V2 xUhr). Montag

4. November: Macleth (4.., 2. 71/2 Uhr). Spielplan- Entwurf für die Zeit vom 5.11. November 1907. Diens­tag 5. Nov.: Unbestimmt (Schauspiel). 6. Nov.: Evan- gelimann. 7. Nov.: Unbestimmt (Oper). 8. Nov.: Un­bestimmt. 9. Nov.: Unbestimmt. 10. Nov.: Sizilianisch? Banernehre. Neu einstudiert: Pnppensee. 11. Nov,: zw Schillers Geburtstag: Kabale und Liebe.

Gerichtssaal.

Prozeß Moltke-Harden.

(Dritter Verhandlnngstag.)

Berlin, 25. Okt. Der Zudrang zum Gerichtskokal wüH heute ganz außerordentlich.

Die Sitzung beginnt mit der Frage des Vorsitzen­den, ob Fürst Eulenbnrg erschienen sei- An seiner Stelle erscheint der Hausarzt, Sanitätsrat Gentsch, der die Erklärung iabgibt, er habe dem Fürsten das Auf- stehen verboten... Das gerichtsärztliche Attest werde bald eintreffen. Justizrat Bernstein wünscht, daß die Ver­nehmung des Fürsten erst später, und wenn irgend möglich, in voller Oeffentlichkeit stattfindet. Der Fürst wird die Tatsache, daß er Päderast ist, nicht abstreiten können. Herr Li man wird bekunden, daß Bismarck dies in den schwersten Ausdrücken gesagt habe. Justizrat Gordon: Das Zeugnis des Fürsten Bismarck beweist nichts. Ver­dächtigt wurden bereits die höchststehenden Personen. Was die Vernehmung des Fürsten EulenbUrg betrifft, wollen Sie da wirklich-, wenn der Zeuge hier einen Schlaganfall erleiden und tot umsinken sollte, die Verantwortung dafür übernehmen? Harden sägt halblaut: Ja. Das Ge­richt zieht sich zur Beschlußfassung zurück. Es verkündet, dev Zeuge Bollardt, dessen Vereidigung äusgesetzt wor­den ist, soll sich in Begleitung des Kriminalkommissars v. Tresckow in die Wohnung des Fürsten begeben nnd sich über seine Aussage, ob der Fürst zu den Gästen der Lynarschen Villa gehört habe, vergewissern. Ju­stizrat Bernstein erhebt dagegen Bedenken, die nicht durchdringen. Der genannte Zeuge wird also beurlaubt, um in die Berliner Wohnung des Fürsten zu fahren und ihn in schonender Weise zu besichtigen.

Justizrat Gordon: Mein wichtigster Antrag ist, den Grafen Ly war und den Grafen Hohenau darüber zu vernehmen, daß Graf Moltke an den Zusammenkünften in jener Billa nicht teil ge nommen hat. Diesen Antrag stellt Gordon mit dem schärfsten Nachdruck und mit der Versicherung, daß auf der Ehre des Klägers mcht ein Tüpfelchen bleiben dürfe. Im übrigen beantragt er noch einmal, den Kaiser darüber zu vernehmen, daß Graf Moltke sich keine politische Rolle angemaßt habe. Graf Moltke widerspricht seinerseits dem letzteren An­trag mit.der Versicherung, das widerspreche der Tradition, die er dem Hofe gegenüber wahre. Harden lehnt das Zeugnis des Kaisers ab. Der Kaiser habe natürlich die politische Tätigkeit des Grafen Moltke nicht erkannt. Zu­gleich verteidigt Harden noch einmal die Glaubwür­digkeit der Frau Elbe. Dabei verwendet er eine Be­merkung, die überaus auffallend wirkt, weil, sie nur als Drohung verständlich ist. Er sagt:Man wagt es. auf der Gegenseite nicht mehr, Frau v. Elbe bewußte Un­wahrheiten vorzuwerfen, da sie jetzt zwei legitime Vertei­diger, einen erwachsenen Sohn nnd einen Gatten hat, die bereit sind, alle Konsequenzen zur Verteidigung der Dame zu übernehmen. Harden wünscht, daß an Frau v. Elbe noch weitere Fragen gerichtet werden, durch die vor allem die Behauptungen bezüglich eines in denGanlois" zu bringenden Artikels gegen'Moltke und den deutschen Kai­ser entkräftet werden sollen.

Justizrat Bernstein schließt sich mit einer über­langen Erklärung an, in der er das Zeugnis einer ehr­baren deutschen Frau, der Frau v. Elbe, nachdrücklich, verteidigt. Am Schluß seiner Worte stellter den Antrag, darüber Beweis zu erheben, daß Graf Moltke im' Verlaufe seiner Ehe nnpotent gewesen sei. Einem deutschen Mann wie Herrn Harden ist es kein Vergnügen, daß ein deut­scher General angegriffen wird. Der Einwand der Ver­jährung, den Harden erhoben habe, sei berechtigt. Frei­herr v. B e rger werde bezeugen, daß Graf Moltke die Ar­tikel in derZukunft" durchaus richtig verstehen mußte. An dem erwähnten Bismarckwort über den Fürsten Eu­lenburg sei nicht zu drehen und zu deuteln. Für Bern­stein ist dsteses Wort des ersten deutschen Staatsmannes dreiviertel Beweis. Schließlich verliest der Verteidiger ei­nen in der Monatsschrift des Dr. Hirschfeld erschienenen Artikel niit genauer Schilderung der Entlassung der Enlen- burggrnppe. Er betont, daß darauf nicht geantwortet worden ist. ^ ,

Mittlerweile ist Zeuge Bollhard-t mit dem Kri- minalkvmmissar v .Treskow wieder erschienen. Der letztere bekundet: Se. Durchlaucht der Fürst habe es ab­gelehnt sich vom Zeugen sehen zu lassen. M fürchtet, 'daß der Zeuge ihn angeblich erkennen null nnv darüber vereidigt wird. Er wäre ihm wehrlos ausgelic- fert. Dagegen sei er bereit, in Gegenwart des Gerichts­hofes dem Zeugen gegenüberzustehen, da er dann die An­gaben des Zeugen genau berichtigen könne. Das vom lste- richtsarzt eingetroffene Attest entschuldigt mit ausführ­licher Begründung das Nichterscheinen des Fürsten En- lenburg vor Gericht. Der Fürst leidet an Herzentart­ung, an Sehnenentzündung und an schwerer 'Ner­venschwäche.

Amtsrichter Kern, zu Bernstein: Herr Justizrat, halten Sie die Behauptung aufrecht, daß Graf Moltke sich in dem genannten Freundeskreise bewegt habe? Dazu äußert sich Harden: Moltke ist mit dem Fürsten Eulen­burg befreundet, Eulenburg mit Lecomte, mit HohenaN ist Moltke verwandt, er duzt sich mit ihm, wie sich auch he? Kaiser mit dem Grafen Hohenau duzt oder geduzt hat.