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mit Erzähler vom Lchwarzwald.
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Amtsblatt für die Htadt Wildbad.
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M 232 .
Die politische Lage in Deutschland.
Ride de? Präsidenten Payer aus dem Parteitag der Voikspartei in Konstanz.
II.
Wir von der Linken sind jetzt eben auch im Reich in der Stellung angelangt, in der wir uns in Württemberg schon lange blinden, daß wir nicht mehr auf das theoretische Bekennen unseres politischen Glaubens angewiesen sind, sondern mit die manchmal außerordentlich schwere Verantwortlichkeit für das Scheitern oder das Zustandekommen von Vorlagen zu tragen haben, die uns zum Teil sympathisch, zum Teil zuwider sind.
Da gilt es eben abzuwägen, was für die Sache des Fortschritts den größeren Gewinn bedeutet, und wo dieser Fortschritt nicht klar und bedeutend ist, oder wo die verlangten Opfer nach unserer Ueberzeugung nicht gebracht werden können, muß man eben lieber die Sache scheitern lassen.
Wir in Württemberg haben uns im Zweiselsfall immer gefragt, ob wir sicher seien, daß das, was wir tun, auch zweifellos hie ehrliche Zustimmung der großen Mehrheit unserer Parteigenossen finde. Und ich glaube, so werden wir es auch im Reich halten.
Was der Rechten die Zustimmung zu manchem erleichtern wird, was der Reichskanzler von ihr verlangt, das Gefühl des lebhaftesten und wärmsten Dankes für das Biele, was er ihr in den letzten Jahren Gutes erwiesen hat, fehlt bei uns.
Umgekehrt müssen wir sagen: Der Liberalismus ist seit vielen Jahren so über die Maßen stiefmütterlich behandelt worden, daß er gar nicht mittun kann, wenn ihm nicht wesentliche Zugeständnisse gemacht werden. Handelt es sich doch bei den meisten Reformen eigentlich nicht darum, ob sie überhaupt gemacht werden sollen, ob wir z. B. für Deutschland ein freies Vereinsrecht bekommen oder nicht, sondern auch noch darum, wann sie gemacht werden sollen. Allzu groß sind die Opfer also nicht, die wir von der Regierung und der Rechten verlangen.
Der Reichskanzler ist auch bereit, sie zu bringen: in feierlicher Rede hat er schon im Januar im Reichstag' als Reformobjekte bezeichnet: Vereinfachungen und Ersparnisse in der Armee, das Vereins- und Versamm- wngsrecht, die Börsengesetzgebung, die Reform des Strafprozesses und des Strafrechts, namentlich des Majestäts- heleidignngsparagraphen und dazu Fortführung einer kräftigen Sozialpolitik. Dazu sollte inzwischen nach der leb-
Die blaue Dame.
Kriminal-Roman von Auguste Groner. ng) (Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Der Russe überlegte jetzt, daß er diesem jungen Manne ja wirklich einen Grund für seine Aufforderung angeben müsse, und so begann er, ein bißchen langsamer gehend: „Halten Sie mich vor allem nicht für verrückt", sagte er, schwach lächelnd, „es handelt sich hier um eine sehr ernste Sache, um die Aufdeckung eines Verbrechens."
„Eines Verbrechens? So war es also kein Selbstmord?"
„Nein, und Ihre Aussage hat vermutlich einen großen Wert. Deshalb bitte ich Sie, mit mir zu gehen."
„Was sind Sie denn?" erkundigte sich Moser, den Russen mit einem so gewiß mißtrauischen Blick streifend.
Ossip lachte kurz auf.
„Ich? O — ich bin nichts. Gar nichts, als allenfalls der Schatten meines Herrn; freilich in einem anderen Sinne sein Schatten, als nach Ihrer Meinung diese Zofe der Schatten ihrer Herrin war."
„Und was ist Ihr Herr?"
Moser interessierte es sichtlich, mit wem er es denn da zu tun habe und er wunderte sich, als er die Veränderung beobachtete, welche bei seiner Frage mit dem Gesichte des Russen vor sich ging.
Es war gerade jetzt sehr düster und hart gewesen, nun wurde es licht und weich, und die Stimme Ossips bebte leise, als er antwortete: „Mein Herr ist vor allem ein guter, ein gar guter Mensch und für mich ist er der Erretter aus tiefster Not geworden, mir hat er das Leben wieder gegeben — für die andern ist er ein, in seiner Art berühmter Mann, Sie werden vielleicht seinen Namen nie nennen gehört haben, aber viele kennen und achten ihn und vielen anderen jagt er Furcht durch die Adern. Mein Herr ist der berühmte, der gefürchtete Detektiv Müller."
„O! Ein Detektiv!"
„Da kommt er uns schon entgegen."
F nz Moser schaute sich die Augen heraus, aber
Arettag, den 4 HLlsöer
haften Aufmerksamkeit, welche dieser Frage neuerdings von allen Seiten gewidmet wird, auch noch von rechtswegen die Wahlrechtsreform in Preußen getreten sein.
Daß das Fragen von der allergrößten Bedeutung für das Leben her Nation und deren fortschrittlichere Entwicklung sind, daß namentlich auch die letztgenannte Reform, falls sie mit auf das Programm gesetzt wird, nicht bloß, auf Preußen sondern auch auf das Reich eine lebhafte Einwirkung Hervorbringen muß, ist jedermann klar und wir wären Toren, wenn wir nicht alles versuchen würden, dieselben jetzt in unserem Sinne zu lösen.
Dazu sind selbstverständlich, will man nicht das Schicksal dieser Reformen allen Zufälligkeiten der rein parlamentarischen Behandlung aussetzen, Vorbesprechungen nötig ; haben wir's ja doch immer den Regierungen zum Vorwurf gemacht, wenn diese ihre Vorlagen ohne jede Fühlung mit der Volksvertretung eingebracht haben.
Daß, inan bei diesen Vorbesprechungen nun auch die Linksliberalen hört, ist ein Fortschritt, mit dem wir vor Jahresfrist noch nicht rechnen durften. Diese Besprechungen haben aber in den letzten Wochen, soweit sie wegen der damit verknüpften Umständlichkeiten in die Oeffentlichkeit gekommen sind, bei Freund unb Feind eine Beachtung gefunden, die mir über ihre innere Bedeutung hinauszn- gehen scheint. Namentlich meine, den meisten scheint's ganz unerwartet gekommene, Einladung zu einer solchen Konferenz hat etliche Betrachtungen ansgelöst, die ich mit einigen halb persönlichen Bemerkungen richtig stellen 'möchte.
Es wäre, ich muß sagen, leider verfehlt, daraus den Schluß zu ziehen, als ob nun süddeutsches Wesen und demokratischer Sinn der Reichsregierung ihren Stempel aufdrücken würden.
Ich habe mir nicht eingebildet, daß, der Reichskanzler am User der Nordsee die Hände gerungen und gerufen habe: „Ich kann den Reichskarren nicht mehr weiter ziehen, telegraphieret mir den Payer!"
Ich habe auch nicht an die Möglichkeit gedacht, daß mich der Reichskanzler der schönen Augen der Volkspartei wegen berufen haben könnte. Ich war selbstverständlicherweise einfach dort in meiner Eigenschaft als Vorsitzender einer Gruppe des Reichstags, die mit zum Block gehört, um unsere Auffassung über die schwebenden Fragen zum Ausdruck zu bringen und zu hören, wie andere Leute sich dazu stellen.
Einige Freude hat mir die verblüffende Entrüstung meiner Gegner bereitet. Unser württem'bergisches Jener hätte nicht zu sagen vermocht, welcher der sieben Männer, die ihnen da auf dem Gisela-Kai entgegenkamen, allenfalls ein „berühmter Detektiv" sein könne.
„Ist es dieser Herr?" fragte er, auf einen dunkelbärtigen, scharf dareinblickenden Mann deutend, der ihnen schon ganz nahe war.
„Nein", sagte Ossip, „das ist ein Färber oder Chemiker."
„Wie wissen Sie das?"
„Haben Sie nicht seine Finger angesehen? Unter seinen Nägeln ist die Haut dunkelblau. Er hat es also mit Farben zu tun."
Franz Moser schüttelte den Kopf.
Inzwischen zog Ossip schon den Hut.
Er war vor einem ältlichen, gemütlich aussehenden, in Loden gekleideten Mann stehen geblieben, der ihm zunickte, und dessen Augen Moser gleich danach forschend auf sich ruhend fühlte. Und in diesen Augen lag etwas Ungewöhnliches, aus ihnen schaute etwas Zwin- ' gendes.
Mit einer gewissen Eile den Hut lüftend, begann — geradezu schüchtern — der junge Lehramtskandidat. „Ich heiße —" Müller lächelte ihn freundlich an.
„Franz Moser. Ich weiß, und Sie besuchen das hiesige Pädagogium und wohnen in der Ledergasse, dies alles hat mein junger Helfer schon-erhoben, und außerdem sind Sie in Ihrer freien Zeit Dichter und befaßten sich Ihre Gedanken unlängst mit einem Schwanengesang."
Moser lächelte schwach.
„Das wissen Sie also alles schon?"
„Ja — und weil Ossip sich Ihrer werten Person versichert hat, nehme ich ohne weiteres an, daß wir durch Sie noch mehr, und zwar nicht über Sie, sondern über die Angelegenheit erfahren werden, derenthalben wir derzeit in Salzburg sind. Ist es so — Ossip?" wandte er sich an seinen Schützling; dieser nickte.
„Es ist so, Herr" — antwortete er lebhaft — „Herr Moser sagt aus, daß Fräulein Lehmann an jenem Samstag, gegen sechs Uhr abends mit einem Herrn in das Haus gegangen ist. "
Müller Blick wurde jetzt auch lebhaft.
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trumsorgan hat herausgebracht, daß sich ob dieser Reise nicht bloß unser alter Freund Karl Mayer, sondern auch sein Gegner, der Fürst Bismarck, im Grab herumgedreht haben. Der Herr Reichstagsabgeordnete Südekum, der doch auch wissen könnte, daß der Verkehr mit Fürstlichkeiten nicht ohne weiteres ansteckend wirkt, prophezeit allen den politischen Tod, welche beim Reichskanzler gefrühstückt > haben und erst vor einigen Tagen hat man vom See einen Artikel eingesandt, dessen Verfasser ohne nähere Kenntnis ides Sachverhalts die Tatsache feststellt, daß der Reichskanzler mich persönlich eingeseift habe.
Das sind ja natürlich alles unbegründete Besorgnisse. Weiter will ich nichts verraten.
Was bei diesen zahlreichen Vorbesprechungen nun herausgekommen ist? Wahrscheinlich weiß das heute über-, Haupt noch niemand. An dem guten Willen des Kanzlers, uns soweit immer möglich gerecht zu werden, glaube ich aus inneren und äußeren Gründen, im übrigen wer-, den wir's in einigen Wochen sehen, wenn wir's nicht etwa vorher hören. Ich will mich deshalb auch nicht aus Vorrat freuen und nicht auf Lager drohen. Bis! Mitte November können wir noch warten. Ich habe mich besonnen, ob nicht ein unbeteiligter Dritter heute eine Resolutionen die Reichstagsfraktion beantragen solle. Es? scheint mir aber, wir kommen dabei nicht auf die Kostem Wir in der Fraktion wissen ohnedies, daß. unsere feststehenden Grundsätze und unser Programm die Richtschnur; unseres Handelns sein müssen, daß wir bemüht sein müssen, Fortschritte im demokratischen Sinne zu erzielen, und! daß wir günstige Gelegenheiten uns nicht entgehen lassen dürfen, wir wissen auch, daß die Fortschritte möglichst groß und die Opfer möglichst klein sein sollen und wir wissen, daß es bei allem Entgegenkommen schließlich eben doch Grenzen gibt, die wir nicht überschreiten dürfen. Das alles werden wir ohnedies beherzigen und wir sinh uns arisch bewußt, daß wir. übers Jahr Ihnen Aug' in Aug' Rechenschaft abzulegen haben über alles, was wir! getan und gelassen haben. Wollen Sie uns aber auch noch eine schriftliche Instruktion mit auf den Weg geben, so wird uns das angenehm sein, nur von einem sollten wir uns heute hüten, daß wir nicht auch einen Lobzettel! der „Nordd. Allg. Ztg." abbekommen. Dieser Segen erleichtert uns die Blockarbeit nicht. Bis jetzt, das kann man sagen, hat auch dieser Block, wenn auch ohne Begeisterung, so doch gut funktioniert, er ist über einige Steine, die ihm das Zentrum listig ins Rad geworfen hah kaltlächelnd hinweggefahren.
Aber er konnte seine Wißbegierde zügeln. „Hier ans der heißen Straße wollen wir nicht weiter reden", sagte er -gemütlich, „ich nehme an, daß Sie auch auf Gasthauskost angewiesen sind, Herr Moser, und so könnten wir, da es soeben Mittag ist, miteinander speisen gehen und bei dieser Gelegenheit über diese, wohl sehr wichtige Sache reden. Ist es Ihnen so recht?"
„Ganz recht. Dort vorne ist ein großer Gasthausgarten — man findet da schon einen abgesonderten Platz."
„Bitte. Führen Sie uns."
Nach ein paar Minuten saßen die Drei an einem, von einer alten Linde beschatteten Tisch, an dem sie, un- gehört von den anderen Gästen, über ihre Angelegenheiten reden konnten. „Bitte. Fragen Sie? Was interessiert Sie also?" erkundigte sich Moser, dem sich Müller, unterstützt von seiner Legitimation, förmlich vorgestellt hatte.
„Alles, auch die geringste Kleinigkeit, welche sich auf diesen 'Fall bezieht, interessiert mich, kann von großer! Bedeutung sein", antwortete der Detektiv. Da erzählte! Moser ihm, daß das graue Haus, das er auf seinen Spaziergängen kennen gelernt batte, ihm schon immer gefallen; habe und daß es ihn, seit es die Lehmann bewohnte, natürlich noch mehr interessierte. Auch an jenem Samstag sei er daran vorübergegangen oder eigentlich davor stehen geblieben und habe sich lächerlich gemacht mit seinem Gruße. Er schilderte den Eindruck, den die Lehmann damals neuerdings auf ihn gemacht habe, wie schön und übermütig sie gewesen sei." —
Als Moser in seiner klar und knapp gehaltenen Schilderung bei dieser Stelle angekommen war, hielt er inne, überlegte einen Augenblick lang und blätterte dann in seinem Buche.
„Sie wollen alles wissen", sagte er, ein bißchen verlegen, „da sollen Sie auch diesen Gedichtentwurf lesen, mit dem ich damals, als Sie mir begegneten, soeben zu Ende; gekommen war. Lachen Sie meinetwegen über meine Ver-< liebtheit und meine poetische Auslegung der Sachlage.- Diesen Eindruck" — er reichte Müller sein Gedicht —- „habe.ich gehabt."
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