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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
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Hlr. 211
Dienstag, den 1". September
1907.
Die Reichsfinanzen im Jahre 1906.
Beim Reich sta g waren 1430000 Mark mehr erforderlich. Für das Auswärtige Amt (einschließlich Kolonialverwaltung) ergab sich eine Mehrausgabe von 566000 Mk., für das Reichsamt des Innern eine Mindcrausgabe von 1043 000 Mk. Für das Reichs Heer stellte sich das Gesamtergebnis gegen den Etat um 2570000 Mk. ungünstiger. Bei der Mar ine Verwaltung schließen die fortdauernden Ausgaben mit 1401000 Mk., die einmaligen mit 452009 M. Mehraufwand. Bei den Fonds des Re i ch s s chatzamts beziffern sich die Minderausgaben ans 22180000 M. Die Verwaltung der Verzinsung der Reich sfchnld schloß mit einer Mehrausgabe von 5116000 M. Beim Reichsinvalidenfonds entstanden insgesamt 1310 000 M. Mehrausgaben. Bei der Reichspost- und Telegraphenverwaltung bleiben die Ausgaben hinter dem Etat um 11206 000 Mk. zurück. Die Einnahmen an Verbrauchsabgaben für Branntwein sowie von der Maischbottich-und Branntweinsteuer, deren Reinertrag an die einzelnen Bundesstaaten zu überweisen ist, bleiben um 3555000 M. hinter dem Etatsvoranschlag zurück. Dagegen haben die Reichsstempelabgaben für Wertpapiere insgesamt 5 500 000 M. mehr gebracht, so daß an Ueberweisungssteuern insgesamt 1045000 M. aufgekommen sind. Von den dem Reich zustehenden Steuern brachten mehr die Zigarettensteuer 2 687 000 M., die Zuckersteuer 8 404 000 Mk., die Salzstcuer 1 774 000 M., die Schaumwcinsteuer 474 000 M., die Bransteuer 10844000 M., der Spielkartenstempel 71000 Mk., die Wechselsteinpelsteuer 2 407 000 Mk., der Frachturkunden- stempel 114000 M., die statistischen Gebühren 145 000 Mark. Gegen den Voranschlag zurückgeblieben sind dis Zölle um 3 654 000 M., die Tabaksteuer um 900 000 M., die Reistsstempelabgaben für Personenfahrkarten um Mk. 12 437 000, für Erlaubniskarten für Kraftwagen um Mk. 816 000, für Vergütungen an Mitglieder der Aufsichtsräte um 4 598 000 M., sowie die Erbschaftssteuer um 3 800 000 Mk. Von den Betriebsverwaltungen hat nur die R e i ch s- eisehba h n v erw a ltu n g ein Mehr in .Höhe von 4 428000 M. abgeliefert. Die Reichspost- und Tele- graphenvcrwaltung ist um 6188 000 M. und die Reichsdruckerei um 94000 M. hinter dem Voranschlag zurückgeblieben. Die Einnahmen aus dem Bankwesen stellen
sich gegen den Etat um 13 514 000 M. höher. Die verschiedenen Verwaltungseinnahmen sind um 4908 000 M. über das Etats-Soll hinausgegangen. An ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reich zustchen, sind hienach insgesamt 15953 000 M. mehr aufgekommen. Da der Ausgabenbedarf um 11286 000 M. hinter dem Voranschlag zurückblcibt, so ergibt sich für das Rechnungsjahr 1906 ein Mehrer trag gegen den Etat von 27 2Ä 000 M.
Dieses Resultat stellt sich etwas günstiger dar, als der Borairschlag vermuten ließ. Der Mehrertrag rührt daher, daß einmal die den: Reiche verbleibenden Einnahmen aus Zöllen, Steuern, sowie der Betriebsverwaltungen usw. beinahe 16 Millionen Mark mehr erbracht haben, als der Etat angenommen hatte, und daß zweitens bei den Zuschüssen erheischenden Verwaltungen die Mehrausgaben hinter den Minderausgaben um IIH 4 Millionen Mark zurückgeblieben sind. Diese letztere Summe ist bisher noch wicht bekannt gewesen. Daher war es auch nicht möglich, sich ein vollständiges Bild von dem wirklichen Ergebnis des Rechnungsjahres 1906 zu nmchen.
Der Mehrertrag von 27,23 Millionen verbleibt aber deni Reiche keineswegs. Vielmehr kommt er nach den Bestimmungen der sogenannten kleinen Reichsfmanzreform später den Bundesstaaten zugute, indem er auf die Ma- trikularbeiträge abgerechnet wird. Außerdem vermindere sstch aber sofort die Ndatrikularbeiträge um die Summe von 1,94 Millionen Mark, d. h. um den Betrag, um den die Ueberweisungssteuern (Branntwein- und Stempelsteuer) den Etatsanschlag übcrtroffen haben. Die genannte Summe ist nur deshalb so gering, weil die ganz irrationellen Bestimmungen der Maifchbottichsteuer diese Steuer immer ertragsunfähigcr machten. So kommt es, daß dem Mehr von 5,5 Millionen Mark gegen den Etatsanschlag bei Reichsstempelabgaben ein Weniger von 3,55 Millionen bei den Branntweinsteuern gegenübersteht. Im laufenden Finanzjahr und zwar in der Zeit Dom 1. April bis Ende Juni 1907 hat die Maischbottichsteuer sogar ein Minus von 2,39 Millionen ergeben, und wenn auch darauf gerechnet werden kann, daß dieses Minus — ein Vollständiges Nonsens bei einer Steuer — später in ein Plus verwandelt wird, so wird die tatsächliche Einnahme doch wahrscheinlich geringfügig sein und den im Etat angesetzten Betrag von 14,55 Millionen Mark kaum erreichen. Es 'ist wahrhaftig die höchste Zeit, daß die Maisch- raumsteuer reformiert wird, ganz unabhängig von der später einmal zu erwartenden allgemeinen und umfassenden Reform des gesamten Reichsfinanzwescns.
Rundschau.
Naumanns Ende! Naumann ist tot, mausetot. So stehts wieder einmal in den Zentrumsblättern zu lesen und sozialdemokratische Blätter druckens eifrig nach. Natürlich aus reiner Teilnahme für Naumann und für den Freisinn. Wir wissen im Augenblick nicht genau, wie oft schon Naumann als Leiche durch die Spalten der Zentrumsblätter gezogen wurde, ein dutzendmal wird es Wohl schon gewesen sein, trotzdem lebt er noch, befindet sich sogar recht wohl und munter und gedenkt noch lange mit den Freisinnigen Politik zu machen. Das alte schwäbische Sprichwort, daß Leute, die man totsagt, noch recht lange zu leben pflegen, dürfte auch auf Naumann zutreffen. Aber Naumann muß jetzt tot sein, weil das erstens für das Zentrum sehr angenehm ist und zweitens weils dem Freisinn schadet. Also Naumann ist nach Ansicht der Köln. Volksztg. ein toter Mann, weil er auf eine Anzapfung der Gegner im Berl. Tagblatt geschrieben hat, die Meinungsverschiedenheiten in den Freisinnigen Parteien über die prcuß. Wahlrechtsfrage seien lediglich taktischer Natur. Er schrieb: „Es werden fol- gendeFragen aufgeworfen: Ob es jetzt gerade richtig und angebracht ist, die Frage des preußischen Landtagswahlrechts obligatorisch zu behandeln oder ob es richtiger ist, sie vorläufig mehr zurückzustellen, bis andere Dinge erledigt sind, beispielsweise die für den Reichstag angekündigten Vorlagen über ein Reichsvereinsgesetz, Börsenreform und vielleicht auch die Reichsfinanzfragen. Ob nicht durch eine öffentliche Behandlung der Wahlrechtsfrage die Politik der Paarung gestört und dadurch das Zentrum wieder in feine frühere Macht eingesetzt würde. Man solle, so heißt es, auf die Konservativen mehr Rücksicht nehmen. Daß derartige taktische Fragen erörtert werden, ist ganz in der Ordnung, und es würde ein Zeichen von politischer Interesselosigkeit sein, wenn sie nicht erörtert würden. Ueberall, wo setzt Liberale Zusammenkommen, wird naturgemäß die Lage des Liberalismus im ganzen besprochen, und es kann nicht ausbleiben, daß dabei verschiedene Meinungen zutage treten. In keiner Partei vollziehen sich folgenschwere Entschlüsse ohne Meinungsverschiedenheiten. Daraus auf innere Zwistigkeiten schließen zu wollen, ist völlig falsch." — Diese Auslassung gibt zentrumlichen und sozialdemokratischen Blättern Veranlassung, von „Naumanns Ende" und von „freisinniger Parteiverlotterung" und dergleichen hübschen Dingen zu reden, obwohl noch.
Pie Klaue Dame.
Krimina'-Noman »0 l Ruxuste Gr 0 ner.
L 8 ) (Nachdruck verbolen.)
(Fortsetzung.)
Sie waren .ihrer zeitlichen Reihenfolge nach geordnet. Der letzte interessierte den Detektiv am meisten. Er war einer der mit Bleistift geschriebenen Briefe, trug keine Orts- und Zeitangabe und lautete:
„Süße Maus! Also Du kommst. Endlich! Bin neugierig, was Du mir anzuküudigen hast! Warum muß denn das gerade in Linz geschehen? Ich glaubte, Du seiest bei Deinem Bruder. Aber natürlich komme ich, wohin Du mich rufst und wäre es bis ans Ende der Welt. Was liegt denn auch mir au einer Fahrt von ein paar Stunden, wenn ich dann ein paar Tage bei Dir sein kann. Höchstens mein Zustand könnte mir einen Strich durch die Rechnung machen. Aber es wird — es muß gehen und so sage ich Dir, daß Du am Dritten in die Arme schließen wirst, Deinen Dich jetzt schon tausendmal grüßenden
Goldenen."
„Goldener", ein ziemlich geschmackloses Licbeswort, dachte Müller, während er das Briefchen zusammenlegte. Diese Unterschrift wiederholte sich in allen sieben Briefen.
,Also am Dritten ist sie mit diesem Goldenen zusammengetroffen", sagte Müller leise vor sich hin, „natürlich am dritten Mai dieses Jahres. Die Briefe liegen ja gut geordnet und der vorletzte von ihnen ist am 19. April geschrieben worden. Damals", reflektierte Müller weiter, „ist Elise Lehmann höchst wahrscheinlich schon des Barons Braut gewesen, denn am 4. Mai hat er ja schon diese Wohnung für sie ausgenommen und jedenfalls hat sie am 5. Mai Abschied von ihrem „Goldenen" genommen und dieser Beilchenstrauß war vermutlich seine letzte Liebesgabe. — Es gibt also einen, dem diese Heirat gewiß nicht genehm war. Nun — nach diesem einen werde ich wahrscheinlich suchen müssen, denn es scheint hier wirklich nicht alles mit einem „Selbstmord" zu stimmen."
Müller erhob sich, langsam. Die sieben, so abgesondert Md so heimlich aufbewahrten Briefe legte er picht
wieder in die Kassette zurück, er vrschloß sie in seine Brieftasche. Die Kassette stellte er wieder in den Schrank, dessen nächste Tür er nun öffnete. Es war dies eine breite Doppeltür, hinter welcher eine recht reichliche Garderobe verschlossen gewesen war.
Ein paar auffallende Schlafröcke fielen dem Detektiv zuerst in die Augen.
Dann hatte er Ursache sich darüber zu wundern, daß die nun Verstorbene gar so viel Lichtblaues getragen hatte.
„Sie muß einen blassen, sehr klaren Teint gehabt hoben" gachte er, „sonst hätte sie, die Brünette, nicht dieses Helle Blau favorisiert."
Er zählte danach richtig nicht weniger als vier blaue Straßenkostüme und zwei blaue Abendtoiletten, davon die eine mit weißem Schwan, die andere mit altgoldsarbenest: Spitzen^ besetzt war. Als er das letzterwähnte Kleid ohne besondere Absicht entfaltete, fühlte er, daß an dessen Saum Straßenschmutz hastete.
„Ein famoses Stubenmädchen muß sie gehabt haben. Diese hat ja dos Kleid auch gar so liederlich hereingehängt", dachte er spöttisch lächelnd und ließ den erdfarbenen Saum des Kleides fallen.
In der dritten Abteilung des Schranks befanden sich ebenfalls allerlei Toilettesachen, darunter auch eine große, mit Handschuhen gefüllte Schachtel.
Müller überzeugte sich rasch, daß der eine fehlende weiße Handschuh nicht darunter war. Im vierten Teile des Kastens waren mehrere Kartons enthalten.
Es war Theatergarderobe darin ausbewahrt, die fünfte und letzte Abteilung enthielt Mäntel und Jacken.
Ganz vorn hing, recht unordentlich, ein langer, schwarzer, weiter Mantel. Er war aus seinem, glänzendem Tuch gefertigt, reich mit Spitzen geputzt lind hatte keine Ärmel.
Auch er mußte in Eile hjneingehängl worden sein.
Ein gutes Stück einer feiner Ecken war umgeschlagen und das blaßgraue Seidenfutter großenteils sichtbar.
„Den dürfte sie angehabt haben", dachte Müller, und dann: „merkwürdig, daß sie ihn überhaupt herein- gehängt hat, da sie doch alles andere frei umherliegen
Er untersuchte währenddessen den Mantel, aber dieser? besaß keine Tasche. Der fehlende Handschuh konnte sich also nicht in einer solchen befinden.
Müller schloß den Schrank, verließ auch die beiden! Zimmer, versperrte auch diese und besah sich danach Pis anderen Räume, welche die Verstorbene benützt hatte.
Aber da fand er gar nichts, was er mit dem tragischen Geschehnis jener Nacht irgendwie in Verbindung hätte bringen können.
Er begab sich alsdann ins Erdgeschoß, betrachtete sich die Halle, drehte den Wasserleitungshahn fester zu, weil ihn das Tröpfeln aus dem Rohre lästig wurde, sah! nahe der flußabwärtsgelcgenen Haustür, einen großen Schlüssel an einem Haken hängen und in ihr selber einen Schlüssel stecken, tat einen Blick in den Garten und über diesen hinweg, durch das Grtter einen Blick aus den Weg und den Fluß hinaus und suchte sich dann die Wohnung der Hausmeisterin.
Diese zu finden war nicht schwierig, denn Frau Deislers charakteristische Stimme redete soeben laut zu jemanden.
Aber als Müller in die Küche der Alten trat, fand! er diese allein.
„Mit wem haben Sic denn gesprochen?" fragte er.
„Mit mir selber", antwortete sie ein bißchen verlegen. „Sie müssen nämlich wissen, daß ich viel allein bin, da gewöhnt man sich so etwas leicht an."
Er nickte ihr zu und betrat dann das Zimmer, dessen Tür sie ihm artig öffnete.
„Jetzt brauchen Sie mich wahrscheinlich", sagte sie, und er darauf freundlich: „Ja, jetzt brauche ich Sie."
Sie rückte ihm einen Sessel zum Fenster und setzte sich auf dem, vor ihrem Nähtischchen befindlichen Stuhle
„So", begann er, „jetzt erzählen Sie mir, was Sie über den Fall wissen."
„Also die Zwei gehen fort", fängt die Deisler an.
„Wer war die zweite?"
„Die Toni, die Kammerjungfer."
„Bitte, weiter."
. Fortsetzung folgt. , .. ^