Aundscha».

Die Kaiserbegegnung in StvinernLinde liegen noch eine Anzahl Meldungen vor. Nach ihnen haben die deutschen Torpedos dem Zaren eine Hebung vorgeführt, dis diesem ein hohes Lob auf die deutsche Marine ent­lockt haben soll. Er soll gesagt haben, mit einer Flotte wie der deutschen könne man den Erdball bezwingen. Ucber das politische Ergebnis der Kaiserbegegnung ist es nach dem Berl. Lok.-Anz. unmöglich, authentische Mitteilungen zu erhalten. Man höre, daß zwischen dem Fürsten Bülow und dem Minister Iswolski, die häu­fig miteinander konferieren, volle Ueberein st imm­un g herrsche. Allgemein ist der Eindruck, daß eine weitere Festlegung der deutsch-russischen Beziehungen erreicht worden sei. Die Besprechungen berührten die verschiedenartigsten gegenwärtigen Fragen, verfolgten aber keinen speziellen Zweck. Beiderseitig wurde konstatiert, daß weder in Europa noch in Asien der Friede bedroht sei. Die letzten Ereignisse in Marokko geben keinen Anlaß zur Beunruhigung. Es wurde anerkannt, daß die Konvention zwischen Rußland und Japan und das Uebereinkom- men Rußlands mit England nur höchst förderlich für den allgemeinen Frieder! seien,: Z

Die Furcht vor den Bomben hat den Zaren wie es scheint auch inmitten der deutschen Kriegsschiffe nicht verlassen. Es wird nämlich dem B. T. aus Swine­münde telegraphiert: Die Isolierung des russi­schen Kaiserschifses ist eine so vollständige, daß selbst ein russischer Staatsmann aus Berlin ver­geblich um die Erlaubnis nachsuchte, an Bord gehen zu dürfen. Der russische Konsul in Stettin wurde ledig­lich zur Meldung Lei der Ankunft des russischen Kaiser­schiffs zugelassen, aber später selbst nicht mehr von dem Minister Jswolski empfangen. Programmmäßig wird der Zar heute Dienstag früh in Begleitung des Prinzen Heinrich an Bord Swinemünde verlassen. Der Standard wird den Kurs auf Saßnitz nehmen. Damit ist die russisch­deutsche Kaiserbegegnung am Ende.

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Eine Erklärung -es deutsche» Weinbauver­eins. DerPfälzische Kurier" erhält folgende Zuschrift: Ter Ausschuß des Deutschen Weinbauver­eins hat sich in Frankfurt einstimmig für wirksame Be­schränkung in weit überwiegender Mehrheit für räum­liche und zeitliche Begrenzung des Zucker­wasserzusatzes im Sinne der bekannten Reichstags­resolution ausgesprochen. Ebenso hat der Präsident des Vereins, Franz Buhl-Deidesheim, im Verein mit den - maßgebenden Persönlichkeiten des.französischen und sonsti­gen europäischen Weinbaues auf dem internationa­len Weinbaukongreß zu Angers den Wunsch ausgesprochen, daß die internationale Weinbau­kommission zur Weinfälschung Stellung nehme, damit es gelinge, die Frage im internationalen Sinne, im Interesse der reellen Produktion und des reellen Handels zu lösen. Dieser Wunsch fand einstimmige Billigung des Kongresses und der anwesende Präsident der internatio­nalen Kommission versprach die Behandlung der Frage auf dem nächsten internationalen Kongresse, der auf deut­schem Boden stattfinden wird. Unterdessen wird das Prä­sidium des Deutschen Weinbauvereins nichts unversucht lassen, um dem, mit der bekannten Reichstagsresolution sestgehaltenen Wunsche des deutschen Weinbaues und -Han­dels Geltung zu verschaffen."

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"" Tie Wiederholung der Friedenskonferenz.

Wiewohl die Haager Konferenz von positiven Resulta­ten vorläufig wenig Sichtbares zu Tage gefördert hat, ist dem Präsidenten Nelidow jetzt ein kombinierter eng- lisch-amerikani scher Vorschlag zugegangen, der die Einberufung der nächsten Konferenz für Id 14 und ihre stets siebenjährige Wiederho l- un g anregt. Da dieses Projekt nicht im Rahmen der von der Konferenz zu fassenden Beschlüsse liegt, bedürfen die Delegationen erst der Zustimmung ihrer Regierungen, doch ist es nicht zweifelhaft, daß. diese erfolgen wird. Der eng- lisch-amerikaniische Vorschlag geht dahin, daß die Ein­berufung der Konferenz durch die Königin von Holland

f erfolgt ünd daß bereits 1913 ein Komitee, bestehend aus z Delegierten Amerikas, Deutschlands, Englands, Frank­reichs, Rußlands, Oesterreich-Ungarns, Italiens, Spa­niens und Japans behufs Vorbereitung der Arbeiten, die gemeinsam mit dem Haager internationalen Bureau be­werkstelligt werden sollen, im Haag züsammentritt. Letz­tere Propositionen dürsten der allgemeinen Zustimmung sicher sein, da die diesmalige Vorbereitungsperiode von fünf Wochen sich als unzulänglich und die Verhandlun­gen der Konferenz eher hemmend als fördernd erwiesen hat.

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Die Metzeleien in Casablanca. Eine interes­sante Schilderung der Metzeleien gibt ein französischer .Han­delstreibender aus Casablanca dem Korrespondenten der Petite Republigue" in Tanger:Mehrere Kaids, Häuptlinge der Ausrührer, verständigten sich mit zahl­reichen Marokkanern in der Stadt bezüglich einer allge­meinen Metzelei sämtlicher Franzosen und französischen Schützlinge oder Angestellten. Diese Metzelei, die auf den Dienstag den 30. Juli festgesetzt war, konnte nicht ganz durchgesührt werden, weil, wie stets, unter Mengen von Barbaren, Zwistigkeiten und Mißverständnisse hervor­traten. Zu allem entschlossene Individuen stürzten sich mehr als 600 Mann stark, von berittenen Marabus ge­führt, auf die Hafenarbeiter, gegen die sie am erbittertsten waren, Und metzelten dort zehn Europäer, die sie für zehn Franzosen hielten, in schändlichster Weise nieder. Wir konnten sie von unseren Terrassen aus mit Ferngläsern verfolgen, wie sie gleich Wilden auf der Decauville-Strecke hinliefen, die Maschinisten niederschlugen, die Flüchtlinge einzuholen suchten, dann zu den Leichnamen zurückkehr­ten, sie mit Dolchstichen durchbohrten, ihnen die Klei­der abrissen, sie schrecklich verstümmelten, ihnen den Leib öffneten, sie an den Füßen auf den Strand schleppten, dort auf einen Eisenbahnwagen luden, an den sie Feuer legten. Andere schlugen die Lokomotive mit Eisenstangen entzwei. Inzwischen stießen alle Frauen von Casablanca zischend« Haßrufe aus und die Kinder riefen:Tod den Franzo­sen!",Fort mit den Christen". Es war schauerlich! Als die Menge der Mörder in die Stadt drang, hielten wir Uns alle für verloren. Glücklicherweise war sie schlecht geleitet Und wußte Pas Viertel nicht zu finden, wo die Franzosen wohnen; sie stürzte sich deshalb auf die jü­dischen Viertel, plünderte diese Und zerstreute sich dann in der Stadt. Wir brachten eine fürchterliche Nacht in den Konsulaten und in d»en Bankgebäuden zu. Am anderen Tage war die Erregung noch stärker geworden und wir beschlossen alle, uns auf das englische KargobootCle- mentia" HU flachten, das in der Reede lag. Tie Marokka­ner wollten uns aber nicht abziehen lassen und uns als Geiseln behalten. Die französischen Notabeln und der Konsul mußten versprechen, nie wieder nach ihrem Abzüge aus Casablanca zurückzukehren und die Hilfe keines Kriegs­schiffes zu verlangen. Die einfältigen Barbaren schienen fisch mit diesen Versicherungen zu begnügen und wir konn­ten gegen 11 Uhr uns nach dem Hafen begeben. Das war schrecklich für die hundert Familien, die so gedemü- tigt sortgehen mußten. In allen Straßen standen Ein­wohner der Stadt und der Umgegend bis an die Zähne be­waffnet, während Frauen und Kinder uns beschimpften und anspien; alte «Weiber phrfeigten unsere Gattinnen! und Kinder, während zahlreiche uns begleitende Israe­liten Weherufe hören ließen. Wir mußten den Soldaten und den Bootmännern Hände voll Geld zuwerfen, damit sie Uns passieren ließen und uns einschifften."

Nach diesen Schilderungen liegt kein Zweifel vor, daß der Pascha von Casablanca B-Ubaker nichts getan hat, um den Metzeleien vorzubeugen oder Einhalt zu gebie­ten. Der Kapitän vlesGalilee" hat ihn deshalb mit seinem Kopfe für fernere Ausschreitungen haftbar gemacht. Das will allerdings zur Zeit so gut wie nichts besagen, da die Stadt ganz in der Gewalt der fanatischen Stämme der Umgebung sich zu befinden scheint und von den Franzosen gänzlöch geräumt isst

Ais Komödiantin.

Roman von Oswald Benkendorf. 41

In der Stadt Sedan branme es und der Donner der Geschütze währte fort. Meine Pflicht rief mich an das Schmerzenslager der Verwundeten, au den Operationstisch. Die Stunden flogen dahin, ich achtete nicht auf den Lauf der Zeit. DieGeschütze schwie­gen lange, schon war die Sonne untergegangen, es dunkelte. Da durchbrauste nicht endenwvlleuder Jubel die Luft, in den sich die rauschenden Klänge de» Regimentsmusikkorps mischten:Heil Dir im Siegerkranz!" Das war der Ruhm, die Größe, die Bürg- schüft für die Einigung deutscher Stämme; denn der Bau war mit Blut gekittet! Laßt mich schweigen von dem düsteren Nacht­bilde auf der anderen Seite. Blinkend schauten die Sterne nie­der in gebrochene Augen, Laste, schmerzverzvgeneZüge, aufblnt« getränkte Wiesenpfade, wo sie herangeschlichen kamen, die Hyä­nen des Schlachtfeldes."

Daß Kurt bei Sedan durch einen Streifschuß an der linken Schulter verwundet worden war, hatte er vorläufig den Sei­nen verschwiegen. Die Wunde war zwar nicht gefährlich, aber sehr schmerzhaft und deren Heilung erforderte längere Zeit, da Kurt anfänglich die Sache leicht genommen und zuletzt an sich gedacht hatte; eine Folge davon war, daß der Arm steif blieb, wenn auch nicht völlig gelähmt.

So kehrte Kurt in kurzen Tagereisen als ein Invalide nach Wilmenau zurück und so verändert, daß ihn zuerst nicht ein­mal der treue Heinrich Mertens erkannte, als er ihm, auf ver­schwiegenem Parkwege, ganz plötzlich gegenüber stand. Dann aber war die Freude des getreuen Alten gar groß, und weil Heinrich Mertens ein Mann von vielen Worten war, erschien eS Kurt verwunderlich, daß er sich nach kurzem Handkuß schleu- nig verabschiedete. Freilich, hätte Kurt das Schmunzeln gesehen, mit dem Heinrich sich in die Büsche schlug, er wäre wohl auf­merksamer geworden unv würde nicht gleich darauf ganz fas­sungslos der schlanken Mädchengestalt gegenüber gestanden haben, die hastigen Schrittes, von der Hauptallee kommend, in den Sei­tenpfad einbog.

»Franziska!"

»Kurt!"

Ja er war er, sie hatte ihn sofort erkannt, obwohl dar ge­bräunte Gesicht, der große Bollbart m» ihm ihr doch wieder

recht fremd erschienen. Und gar das Lächeln und der feurige Blick, vor dem sie schüchtern die Augen niederjchlug.

So empfängt man heimkehrende Krieger!" klang es heiter spottend von seinen Lippen.

O Kurt, verzeihe, wir haben Dich erst morgen erwartet. Wie wird Deine Mutter sich freuen, ich will ihr gleich ..."

Nichts da, Hausmüiterchen, hier geblieben, Order pariert! Glaube nur, der Invalide ist trotz des gelähmten Armes stark genug, sein Glück festzuhalten, falls sich nicht selbst von ihm abwendenwill."

Letzteres schien nicht der Fall zu sein; denn Franziskas ruhte, fest von Kurts Arm umschlungen, an dessen Brust. Weinend und lachend, selig schweigend und lustig plaudernd, so faßen die beiden glücklich Vereinten auf der Bank aus Birkenstämmen un­ter der breitästigen Kastanie, die ihre letzten, braungefärbten Blätter grüßend herabsandte; so verträumten sie die schönsten Minuten ihres jungen Glücks, indessen der leere Mietswagen mit Kurts Reisegepäck vor dem Schloßportale hielt.

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Graf Erich Wilmenau starb am neunundzwanzigsten Novem­ber vor Paris bei Choisy-le-Roi den Heldentod, als der vom General Trochu wohl vorbereitete Ausfall nach sechsstündigem, harten Kampfe, in den hauptsächlich die Schlesier eingriffen, zu­rückgeschlagen ward.

Oberst von Perle blieb vor Paris, er erlag einer Kopfwunde, während Leutnant von Zöbitz, zum Hauptmann avanziert und die Brust mit dem Eisernen Kreuze geschmückt, heimkehrte.

Auch Möllenhard, der als Freiwilliger den Krieg mitgemacht, wurde am gleichen Tage wie Graf Wilmenau, aber bei Che- villy, schwer verwundet. Man trug ihn als einen Sterbenden aus dem Gewühl. Doch sollte er von seiner, durch einen Granat­splitter verursachten Wunde genesen, um noch durch viele Jahre sich an dem Glück seines jungen Freundes und einstigen Schülers zu erfreuen.

Und diese» echte, reine Familienglück wird weder durch die Schatten einer sagenhaften, düstere» Prophezeihung getrübt, noch durch da» Andenken an die holde Truggestalt, deren schöne Hülle in der Ahnengruft zu Staub zerfällt.

Ende.

Tages-KyroM.

Berlin, 5. Aug. Prinz Borghese, der an der Automobilfahrt Peking-Paris teilnimmt, ist heute Abend 5 Uhr von Königsberg kommend hier eingetroffen. Er ist im Hotel Bristol abgestiegen, das von einer Anzahl Neu­gieriger umlagert ist.

Berlin, 6. Aug. Der König von Siam, der auf Besuch hier weist, begibt sich heute nach Nauen zur Besichtigung der Funkerstation. Er besichtigt morgen das Virchow-Krankenhaus. Die Aufenthaltsdauer ist bis 9. Aug. festgesetzt. Er reist am 9. Aug. nach Wilhelms­höhe bei Kassel und am 10. August nach Braunschweig.

Hohensalza, 5. Aug. Der gestern hier abgehaltene polnisch-sozialdemokratische Parteitag für die Provinz Po­sen ist polizeilich ausgelöst worden.

Mülhausen, 3. Aug. Bei der gestrigen Abnahme der neuen gleislosen Bahn auf den Rebberg brach bei der Abfahrt die Lenkstange, und der Wagen, in dem die Beamten saßen, sauste mit großer Schnelligkeit die Anhöhe herab. Erst an der Brücke, wo es bergan geht, kam der Wagen zum Stehen. Eine erste Probefahrt vor etwa 8 Tagen war vollständig gelungen. Ein Unglück bei der beschleunigten Abfahrt wurde nur durch die ge­schickte Handhabung der Bremse verhütet.

Mailand, 5. Aug. Am gestrigen Sonntag kamen in mehreren Städten neue antiklerikale Aus­schreitungen des Pöbels vor. In Livorno ver­suchte eine Menge in ein Nonnenkloster einzndringen; in Genua wurden mehrere Heiligenbilder zerstört und die Kirchentüren angegriffen; ähnliche Tumulte ereigneten sich in Terni, Florenz, Fcwnza und Udine. Die aufgebotene Polizei und Soldaten reichten nicht gegen die Menge aus; sie waren Beschimpfungen und tätlichen Angriffen ausgesetzt. Die sozialistische Parteileitung fordert auf, in allen italienischen Städten an demselben Tage Versamm­lungen gegen die klerikalen Institute abzuhalten.

Paris, 4. Aug. Heute fanden die Stichwahlen zu den Generalräten statt. Ferro ul und die Kandidaten der protestierenden Weinbauern des Departements He­ra ult sind gewählt worden.

Salonik, 5. Aüg. Tr. Hernri, der bei den orien­talischen Eisenbahnen als Arzt angestellt ist, wurde abends aus dem Heimwege im Straßenbahnwagen von einem Bulgaren aus Florina e rs chossen. Der Mord geschah aus politischen Gründen.

In Mannheim stürzte sich ein junger Mann von der Friedrichsbrücke in den Neckar und wurde nicht mehr gesehen. Ans der Brücke hatte der Lebensmüde Hut ünd Stock zurückgelassen. Am Hut stak eine Eintrittskarte zu einem Sommersest in Oggersheim. Auf der Kürte stand:Herrman Rapp, geboren am 10. Juni 1884 Happenbach, Oberamt Heilbronn, und ein letzter Gruß an die Eltern."

Aus Essen wird gemeldet: Auf der Schüttenbahn würde Montag Morgen der Wächter Foßbach von dem Fuhrmann Wesinger erschlagen. Wesinger hatte sich an den dort aufgestellten Laternen zu schaffen gemacht, was ihm von dem Wächter untersagt worden war.. Er bediente sich zur Tat einer beim Straßenbau gebrauch­ten Sperrtasel. Nachdem der Wächter tot war, durch­bohrte Wesinger ih m noch mit einer Eisen­stange Hals ünd Kopf. Da er seiner Verhaftung starken Widerstand entgegensetzte, wurde er von herbei­eilenden Polizisten durch Säbelhiebe schwer verletzt.

Ueber das Eisenbahnunglück bei Angers wird weiter Folgendes berichtet: Die Lokomotive^ der Ten­der und ein Wagen dritter Klasse des mit mäßiger Ge­schwindigkeit fahrenden Lokalzüges war eben auf der Ei­senbahnbrücke angelangt, welche über die an dieser Stelle sehr tiefe Loire führt, als ein Teil des Brückenbogens, wahrscheinlich infolge des Bruches einer Traverse, ein- stürzte. Die Lokomotive, der Tender und der Wogen dritter Klasse stürzten ins Wasser. Der Heizer und der Zugführer konnten sich durch Schwimmen retten. Der Maschinensührer ünd die Insassen des Wagens ertran­ken. Die übrigen Wagen blieben wunderbarerweise aus dem Geleise stehen. Unter den Reisenden brach eine furcht­bare Panik aus. Sechzehn Personen wurden mehr oder

Bier Millionen. Unter Lndwig XIV. von Frankreich wurde bei einem frohen Ereignisse ganz Paris beleuchtet. Der Generalkontrollenr der Finanzen Terray fuhr am Abend um­her, uni diese Illumination in Augenschein zu nehmen. Unter vielen Sinnbildern und Inschriften fiel ihm eine ganz besonders auf. In einem Kreuz von Lilien las man die transparenten Worte:Vier Millionen habe ich für meinen König!" Terray. der stets in Geldnöten war, merkte sich dies Haus, und am an­deren Morgen versäumte er nicht, sich sogleich zu dem Besitzer zu verfügen.Mein Herr." sagte er,ich bin der Generation- trollenr der Finanzen. Die patriotische Gesinnung, die Sie durch Ihre gestrige Illumination äußerten, gereicht Ihnen zur größ­ten Ehre. Ich freue mich, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, und zweifle nicht, daß Sie das erfüllen werden und können, was an Ihrem Fenster zu lesen war."Das ist schon erfüllt,"sagte jener.Wie? Wann? Da müßte ich jo auch wohl etwas davon wissen."Sie wohl nicht, aber vielleicht der Kriegsminister. Ich heiße Million und habe vier Söhne, die sich in des Königs Diensten befinden." Terray empfahl sich und verließ mit leeren Taschen das pariotische Haas.

Der Küchentyrann. Vater:Der Lehrer hat sich be- klagt, daß Du gestern schon wieder Deine Schularbeiten nicht gemacht hast! Was sängst Du denn nachmittags an?"; Sohn (weinerlich):Ach, ich habe der Köchin wieder zwe« Liebesbriefe für ihren Schatz schreiben müssen eher Hab« ich keinen Kaffee gekriegt!"

Durch die Blume. Dichter:Ich bewundere Sie, wie Sie die Rolle in meinem neuen Lustspiel ohne besondere Vor­bereitung so frischweg spielen konnten!" Schauspieler: Ich habe ja die meisten Szenen deshalb schon in anderen Stücken dargestellt!"

Aus einem Roma«.. . So gestand er ihr denn ganz unumwunden, daß seine Liebe einer anderen gehöre. In dem Augenblicke aber prallte der Wagen an einen Eckstein, und Sidonie wurde in den Straßengraben geschleudert, wo sie mit gebrochenem Herzen liegen blieb."

Die Entschuldigung. Schüler:Herr Lehrer, mor­gen kann i nit komma, wir ziehn aus." Lehrer:WaS tust denn da Du Knirps dabei?"Schüler:I darf mi aus den Wag'» setz'n und mitfahr'n. " 9,20