Deutscher Weichst ag.

Berlin, 6. Mai.

Am Bundesratstisch v. Stengel und Dernburg. Graf Stoilberg eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 und teilt mit, daß Vizepräsident Kämpf sein Amt niedergelegt hat und schlägt vor, die Ersatzwahl morgen aufzunehmen. Auf der Tagesordnung stehen zunächst die beiden Er­gänzungsetats für 1907.

Staatssekretär v. Stengel teilt mit, die Vorlagen seien nötig, infolge der Gewährung außerordentlicher Bei­hilfen an die mittleren und unteren Beamten sowie in­folge Aufhebung des Kriegszustandes in Südwestafrika. Der Anleihebedarf vermindere sich durch letztere Forder­ungen um etwas mehr als 31 Millionen, wogegen die Matrikularbeiträge eine weitere Steigerung um etwa 17 Millionen erfahren. Die Mehrbelastung dürfe nicht den Einzelstaaten zur Last gelegt werden. Der Ausgleich werde im Etat für 1909 zu suchen sein. Sollte bis dahin Deckung nicht vorhanden sein, dann müßten neue Steuer­quellen eröffnet werden.

Speck (Ztr.) beantragt Verweisung an die Budget­kommission.

Richthofen (kons.) schließt sich ihm an.

Singer (Soz.) erklärt die Zustimmung seiner Par­tei zum Beamtenetat, desgleichen Wiemer (frs. Vp.), ebenso Sc ml er (ntl.). Die Ergänzungsetats werden da­rauf an die Budgetkommission verwiesen.

Es folgt der Spezialetat für Kamerun.

Kopsch (frs. Vp.) erklärt, das Rechtsbewußtsein des Volkes sei durch den Verlauf des Prozesses PuttkaMer nicht beruhigt,

Bebel (Soz.) verlangt, daß volle Klarheit über diesen Fall geschaffen und der Prozeß erneuert werde.

Kolvnialdirektor Dernburg: Eine Entscheidung der Behörden habe nicht gefällt werden können, weil Urteil und Begründung noch nicht vorliegen. Er werde ohne jede Vorliebe nach irgend einer Seite hin Vorgehen.

Erzberger (Ztr.) bittet um größeren Schutz ge­gen die Alkoholisierung der Kolonien.

Kvlonialdirektör Dernburg: Wir brauchen hierzu die Unterstützung der Nachbarstaaten. Dem Schnaps­handel ist die größte Beschränkung auferlegt. Nach wei­terer kurzer Debatte wird der Etat für Kamerun be-

Die Etats für Togo und Neuguinea passieren ohne Debatte. Beim Etat für die Karolinen-, Pa- lao-, Mariannen- und M arsch allinse ln be­zeichnet Kolonialdirektor Dernburg den Hauptmann Brandeis, dem Anwendung der Prügelstrafe vorgeworfen werde, als einen verdienstvollen braven Offizier, der dem Reiche 30 Jahre lang treu gedient habe.

Der Etat wird genehmigt, ebenso der Etat für Sa­moa und Krauts chou. Damit ist der Kolonialetat erledigt.

Es folgt der Etat der Reichseisenbahnen.

W il l-Straßburg (Ztr.) wünscht Berücksichtigung der Interessen der reichsländischen Eisenbahnen, sowie Besser­ung der Gehalts- und Arbeitsverhältnisse.

Minister Breitenbach betont, daß ihm die In­teressen d er reichsländischen Eisenbahnen ebenso am Her­zen liegen werden, wie die übrigen Gebiete seiner Ver­waltung. In den Lohn- und Pvancementsverhältnissen sei in den letzten Jahren schon eine wesentliche Verbesser­ung eingetreten.

Böhle (Soz.) wünscht Einräumung des Koalitions­rechts.

Minister Breitenbach legt seine Stellung zu dem süddeutschen Eisenbahnerverband und zum Hamburger Verband dar. Die Beamten seien durch den Treueid, die Arbeiter durch Arbeitsverträge gehalten, sich an ord­nungsfeindlichen Bestrebungen nicht zu beteiligen. Ein Streik, den der Hamburger Verband als erlaubt betrachte, sei verboten, und wer diesem Verband angehöre oder für ihn agitiere, werde entlassen. Er würde sein Amt un­verantwortlich führen, wenn er der Entwicklung der Dinge solange zusehe, bis ein Unheil geschehen sei. Einen Ver­band, der sich der Sozialdemokratie anschließe, habe er zu verbieten. Tue der Beamte nicht seine Pflicht, so könne er auch nicht avancieren, ebenso sei es mit dem Arbeiter. Er gebe zu, daß in den Reichseisenbahnen Noch vieles geschehen könne. Er hoffe andererseits, daß ihm die nötigen Mittel dazu bewilligt werden.

Emmel (Soz.) beklagt sich über zu lange Arbeits­zeit der Beamten und Lokomotivführer. Er sagt, den Arbeitern müsse das Koalitionsrecht zugebilligt werden, das nach ihrem Geschmacke sei.

Minister v. Breitenbach führt aus, die Arbeiter seien durch Arbeitsvertrag gebunden, an ordnungsfeind­lichen Bestrebungen nicht teilzunehmen. Ein Zwang werde auf die Arbeiter nicht ausgeübt. Die überwie­gende Mehrzahl derselben sei zufrieden, soweit nicht Un­zufriedenheit von außen in ihre Reihen gebracht werde. In der Genehmigung von Vereinen sei man sehr liberal. Nach weiterer unerheblicher Debatte wird der Etat der Reichseisenbahnen bewilligt.

Es folgt die Beratung des Etats der kaiser­lichen Marine.

Eine Reihe von Kapiteln wird debattelos bewilligt. Beim KapitelWerftbetrieb" bringt Abg. Zubeil (Soz.) Beschwerden über die Arbeitsverhältnisse der Werftarbei­ter vor.

Geh. Admiralitätsrat Harms tritt den Ausführ­ungen Zubeils entgegen. Die Löhne der Werftarbeiter feien in den letzten Jahren um 30 Proz. gestiegen. Die Werftbehörden seien sehr zuvorkommend gegen die Ar­beiterschaft.

Abg. Mommsen (frs. Vgg.) tritt für Verbesserung der Löhne der Arbeiter in Danzig ein.

Spahn (Ztr.) tritt dem Vorredner bei und fagi, jei die Gewährung einer Teuerungszulage.

Staatssekretär v. Tirpitz sagt, eine Teuerungszu­lage halte er nicht für zweckmäßig. Die Verwaltung werde bemüht sein, auch künftighin die Lage der Arbeiter zu verbessern.

Abg. Bebel (Soz.) bezweifelt vor der Abstimmung über eine Resolution zu diesem Etat die Beschlußfähig­keit des Hauses.

Abg. Paas che (ntl.) schließt sich ihm an.

Morgen Nachmittag 1 Uhr: Wahl eines Vize­präsidenten, Handelsabkommen mit Amerika, kleine Vorlagen und Fortsetzung der Etatsberatung.

Schluß gegen 8 Uhr.

Berlin, 7. Mai. Zu Beginn der heutigen Sitz­ung des Reichstags wurde der Abgeordnete Kämpf mit 192 von 333 abgegebenen Stimmen wieder zum 2. Vizepräsidenten gewählt. 134 Zettel Waren unbeschrieben.

Kröeiteröervegung

Gelsenkirch en, 6. Mai. Auf ZecheHibernia" sind heute morgen 40 und heute nachmittag ebenfalls 40 Mann nicht eingefahren. Auf ZecheKonsolidation", Schacht 1 sind etwa 35 Mann, auf Schacht 2 etwa 80 Mann nicht eingefahren. Es handelt sich nur um Schlep­per. Auf ZechePluto" sind etwa 100 Mann, die sich auf 2 Schächte verteilen, nicht eingefahren, Ein Teil ist bereits wieder eingefahren, jedoch der größte Teil ist noch ausständig.

Erfurt, 6. Mai. Hier legten sämtliche Maurer, Zimmerer und Bauarbeiter, nahezu 2000 Mann, wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder.

Hamburg, 6. Mai. Wie seinerzeit berichtet, hatte eine Versammlung der Bäckergesellen den zwischen der Innung und der Gesellenvertxetung vereinbarten neuen Tarifvertrag, der auf drei Jahre lautet, abgelehnt. Die Verbandsleitung hat nunmehr eine Urabstimm­ung vornehmen lassen. Dabei wurde der Tarifvertrag mit 625 gegen 285 Stimmen endgültig angenommen.

Kneuttingen, 6. Mai. Der Streik auf der Grube Hayingen des Lothringer Hüttenwerks Aumetz- Friede gilt für die Bergarbeiter als verloren, nach­dem die Führer des Gewerkschaftsvereins christlicher Berg­leute die Verantwortung für den Streik abgelehnt haben.

New York, 4 . Mai. Hier fand ein Umzug von ,20000 Arbeitern, meistens Sozialisten, statt, die ihre Sympathie für drei Führer der westlichen Bergarbeiter Moy er, Ha ywood Und Pettibone ausdrückten und einen gerechten Prozeß für sie verlangten. Die drei Ge­nannten wurden letztes Jahr nächtlicherweise aus Colo­rado nach Idaho gebracht, wo sie angeblich die Tötung des früheren Gouverneurs Steunenberg verursacht haben sollen.

New York, 6. Mai. Die Zahl der ausständi­gen Hafenarbeiter beträgt insgesamt 8000, nach­dem sich heute noch den Ausständigen 400 Mann ange­schlossen haben, die bisher bei deutschen und skandina­vischen Dampserlinien gearbeitet haben.

Aus WürLLeMZerg.

Dieuftsachrichte». Verliehen: Dem LindgerichtSrat tit. Lanögerichlsdircbor Fixckh in Ul« das Ritterkreuz des Ordens der Mürttemberqischcn Krone und dem LandqeriLisrat Dr. Gmeli« von Stuttgart. Hilisrichter bei dem Oberlandes,Gericht, den Titel und Ran» eines OierlandeSgerichlsrats, der Frau Gertrud Ehsold! Schauspielerin am Deutschen Theater in Berlin, die uoldeue Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des FriedrichtSordens

Ernannt: Der Landgerichtsrat tit. LandgerichtSdirektor Gez in Ellwanzc» zum Landgerichtsdirektor in Ulm. den Landgerichtsrat Feyerabend von Heilvronn, Hilssrichter bei dem Oberlandesgericht, zu« OberlandeSgerichtsrat

I» den Ruhest and »ers t: Den Professor Jauß an der Fried'-ich-tzugenS-Nealschnle in Stuttgart seinem Ansuchen gemäß und ihm bet diese« Anlaß das Ritterkreuz I Klasse des Friedrichs» ordenS »erliehcn, den Landrichler Reif in Heilvronn seine« «usnchen »cmüß _

Der Müllerverbaud für Württemberg und

Hohenzoklern hielt am Sonntag in Ulm seine Generalver­sammlung ab Nach dem Jahresbericht des Vorsitzende« Blank-Kansnch ist die Lage des MWereigewerbes änßerst »erbrsiernngtzßedllrfkig. Eine Besserung tm Kampfe gegen die GroßmZHIen sei bis jetzt nicht erreicht worden. Um die Kleimnüllrrei »sr der gänzlichen Vernichtung zu bewahren, sei es dringend notwendig, daß die verschiedene Tarifierung von Getreide und Mehl, s»wte von Mehl und Kleie, das Verbot der billigeren Verfrachtung vo» ausländischem Weizen gegenüber dem inländischen, die Einführung einer Mühlenumsatzsteuer, ein Verbot der Ausführung von Brot­getreide etc. dmchgefühst werden. Zum Schluffe machte der Verbcmdsvorfitzende Nitteilung über die Ergebnisse einer Umfrage bei den Müllern über die Wirkungen der Bäcker- Ein- und Verkaufsgeiwffenschaften auf die Müllerei. Diese Einrichtungen werden fast durchweg als außerordentlich nachteilig für die Müllerei bezeichnet und »ird die Forder­ung erhoben, daß die Regierung diese Genossenschaften nicht weiter unterstütze.

Stuttgart, 8. Mai. I» den Tagen vom 11.13. Mai kommen etwa 150 Reserve und Landwehrosftztere von München hierher in Erwiderung des Besuchs, den im letzten Jahr des Offtzierkorp-r des LMdwchrbezirkS Stuttgart den Münchener Kameraden abgestattet hat. Aus diesem Anlaß sind von dem Offizierskorps des hiesigen Lavdwehrbezirks verschiedene Veranstaltungen geplaut.

Ludwigsburg, 7. Mäi. Ueber der von der Stadt im benachbarten Hoheneck erbohrten Mineralquelle, deren Wasser schon jetzt von vielen Personen zu Trinkkuren be­nützt wird, soll nunmehr in provisorischer Weise eine kleine Badeanstalt errichtet werden bestehend Ms einer Trink­halle und je 6 Wannenbäder für Frauen und Männer. Es besteht Aussicht, daß die Anlage schon bis Anfang Juli der Benützung übergeben werden kann. Damit wird ein, in letzter Zeit hier viel gehörter Wunsch erfüllt, da der Transport Hes Wassers hierher zu Badezwecken doch sehr Umständlich wäre.

Gmünd, 7. Mm. Der letzte Anmeldetermin zum Liederfest für die Vereine, läuft am 10. Mai ab, Da es vermutlich nur noch wenige Nachzügler geben wird, läßt sich heute, schon die Zahl der sich beteiligten Vereine mit der Gesamtzahl der Sänger feststellen. Nach dem jetzigen Stand sind 220 Vereine Und Deputationen mit 8200 Sänger augemeldet. Dabei sind die hiesigen Vereine mit mehr als 300 Sängern nicht gerechnet. Es ist keine kleine Aufgabe für die Wohnungskommission, alle die Tau­sende gut unterzubringen und dabei noch die Einzelwün­sche zu befriedigen. Gewiß wird es der Rührigkeit und Umsicht Und 8er bekannten Gastfreundschaff Unserer Stadt gelingen, ihrer Ausgabe gerecht zu werden.

Aichelberg, 6. Mai. Die Versammln ng der Volkspartei am gestrigen Sonntag war. von 3 -bis 400 Personen Ms dem Rems), Fils- Und mittleren Neckar­tal besucht. Schultheiß Kümmel von Strümpfelbach be­grüßte die stattliche Versammlung demokratischer Männer Und Frauen, worauf Parteisekretär Kienle über Pro­gramm und Aufgabe der Demokratie sprach. Landtagsäbg. Löchner erörterte die württembergischen Anliegen Und die Stellung der Volkspartei zu denselben. Schulleh­rer Schweizer von Bittenfeld feiert den Fortschritt des demokratischen Gedankens, Seiz v. Schorndorf bringt ein Hoch Ms auf die deutsche Demokratie, Apotheker Wullen von Obertürkheim fordert zum Ausbau der? demokratischen Organisation auf. Für die Junge Wolks­partei sprachen Redakteur Eck von Göppingen und Kauf- inann Lepmauu von Stuttgart.

Ist der BöbliUgerstraße in Stuttgart wurde am 4. Ls. Mts. -ein Herr beim Aussteigen Ms einem Straßen­bahnwagen von einem vorbeifahrenden Automobil umge- worsen und -eine kleine Strecke geschleift. Der Verun­glückte trug Verletzungen im Gesicht und eine Beckenstauch­ung dapou.

Aus Eßlingen wird berichtet: Montag nacht zwi­schen 2 Und 3 Uhr brachte sich in selbstmörderischer Ab­sicht ein 17jähriger Realschüler, Sohn geachteter hiesiger Eltern, Zwei tödliche Schüsse mittels eines Revol­vers Lei. Der Schwerverletzte wurde in einen der beint WetterhaUse sestgelegten Kähne, wo eh die Tat ausgeführt! hat, Mfgefunden und ins Krankenhaus geführt. Er ward wahrscheinlich nicht mit dem Leben daponkommeü. 7. h

IN Oberkollbach OA. Calw ist von Sonntag ans Montag das Doppelhaus Ratfelder und .Löxchep ftch- gebra nnt. , ) 7J 7

In Backnang brach Montag) Mend.)Dn.).E- in dem Anwesen des Bäckers 'Kenzler, das von ^ Fa­milien bewohnt ist, FeUer ans. Das Dachstuhh wurde eingeäschert. Bei den Anfräumungsarbeiten stürzte ('der Feuerwehrmann Müler Rupp durch eine Decke die durch­brach und erlitt sehr schwere Verletzungen,'

Die Nachricht Ms Blaubeuren, daß ein Arbei­ter sein eigenes Kind erschlagen haben sollte^ stellt sich als nicht richtig heraus. Der Vater hat, wie durch das Gericht sestgestellt wurde, das Kind allerdings mißhan­delt, doch trat der Tod des Kindes erst einige Tage nach der Mißhandlung Ln und es war ein Zusammenhang der Todesursache mit der Mißhandlung nicht festzu­stellen. Der Arbeiter wurde aus der Haft entlassen.

Unter dem Verdacht, die in letzter Zeit in Jsny und in der Umgegend angehaltenen falschen 100 Mk. Reichsbanknoten angefertigt und in Verkehr gebracht zu haben ist der 37 Jahre alte Zimmermann Karl Hecht von Greut festgenommen und dem Amtsgericht Wangen Lngeliefert worden. Hecht ist ein geschickter Zeichner und wegen ähnlichen Münzverbrechens vorbestraft.

MMchrKSEL

Berlin, 6. Mai. Der Gouverneur von Togo hatte 1903 mit großem Gefolge eine Reise in seinem Schutz­gebiet unternommen. Während eines Tanzsestes in So- bode wurde von einem jungen Neger Zebu die amtliche Kasse erbrochen und daraus eine Summe von 750 Mk. ent­wendet. Nach vieler Mühe gelang es Zebu zu bewegen, den Versteck von 250 Mk. anzugeben, den Verbleib von 500 Mk. gab er aber nicht an. Der Stationsleiter verur­teilte Zebu zu fünf Jahren Kettenrstafe und zweimal 25 Hieben. Horn bestätigte dieses Urteil, ließ Zebu sofort 25 Hiebe verabfolgen und ordnete dann an, daß Zebu an L neu Flaggenmast gebunden wurde. Als Zebu lebhaft schrie, wurde die Fesselung nach einer halben Stunde etwas gelockert. An dem Mast stand Zebu ge­gen 24 Stunden gefesselt, bisweilen würde er von der Fesselung befreit, weil er den Verbleib des Geldes an­geben wollte; er tat dies aber nicht Und kam dann wieder? an den Mast. Am 21. März früh fiel Horn das matte Aussehen des Negers auf und er erklärte darauf, daß Zebu nach dem bevorstehenden Abmarsch der Expedition vom Flaggenmast befreit werden dürfe. Bald nach seiner Ent­fesselung starb aber Zebu. Nachdem diese Vorgänge später? allgemein bekannt geworden waren, wurde gegen Horn Anklage erhoben. Das Obergericht in den Schutzgebieten verurteilte Horn zu 900 M k. Geldstrafe wegen vor­sätzlicher Körperverletzung im Amte. In dem darauf cin- geleiteten und jetzt zur Verhandlung gelangten Diszi­plinarverfahren hob der Staatsanwalt hervor, die Beamten im Schutzgebiet seien wiederholt angewiesen wor­den, die Eingeborenen human zu behandeln. Horn be­tonte, Zebu sollte durch die Fesselung nur isoliert werden, ein Geständnis sollte nicht erpreßt werden; er habe auch angenommen, daß Zebu während der Fesselung Speise und Trank erhielt. Justizrat von Gordon erklärte, der Tod Zebus sei wahrscheinlich auf Mißhandlungen durch schwarze Soldaten zurückzuführen. DieDisziPlinarkammer entschied gegen Horn auf Dienstentlassung mit 2 /z Pension. Präsident Lindenberg führte u. a. aus, durch die Fesselung des Negers in der angegebenen Art Und Weise habe Horn seine Dienstpflichten verletzt; die Neger seien (ohne Zweifel der Ansicht gewesen, daß die Fesselung des Negers vorgenommen sei, um den Verbleib der 500 Mk. zu ermitteln. Anscheinend habe Zebu auch während seiner Fesselung weder Speise noch Trank er­halten; Horn hätte nach Lage des Falles dafür sorgen müssen. Diese Unterlassung sei die schwerste Verfehlung. Von einer Ordnungsstrafe oder der Versetzung in ein ande­res Amt könne nicht die Rede sein. Es müsse auf Dienst-' entlassung erkannt werden. Zu Gunsten des Angeschul- digten komme in Betracht, daß er nicht eigennützig handelte, sondern bestrebt war, dem Reich das gestohlene Geld zu retten.

Krmk rmd WUenkchast.

Paris, 6. Mai. Strauß'Salome", unter Leit­ung des Komponisten, fand im Chatelet-Theater mit dem Orchester Colonne einen enormen Erfolg, " 'ach dem Schluß erfolgten sieben Hervorrufe für Strauy und die Dar­steller Feinhals (Jochanaau), Frl. Destinn (Salo­me), Burian (Herodes) und Frl. Truchanowa (Tän­zerin). Präsident Fa liier es hatte seinen Besuch zu­gesagt, aber seine Loge blieb leer.