Aus Stadt und Land

Calw, den 17. Oktober 1929.

Vortragsabend im städt. Hausfranenvercln Calw.

Im Nahmen einer ausgezeichnet besuchten Veranstaltung -es städt- Hausfrauenvereins im Nebensaal des Restaurant Weiß sprach am Dienstag abend Gärtnereibesitzer PH. M a st über allgemeine Blumenpflege in Zimmer, Balkon und Gar­ten. Ueber eine 34jährige praktische Erfahrung in Garten­baubetrieben verfügend, verstand es der Redner aufs beste, seine Höherinnen in die Kunst der Pflanzenzucht und -pflege einzuführen und ihnen eine Fülle praktischer Ratschläge mit­zugeben. Ein Hinweis aus die ungewöhnlichen, auf biologi­scher Grundlage vorgenommenen Züchtungsersolge der letz­ten Jahre eröffnet« den Vortrag. Zweck der Neuzüchtungen und Kreuzungen ist eine Veredlung der Pflanzen, welche in einer Erhöhung der Blütenzahl sowie in der Verbesserung von Form und Farbe ihren Ausdruck findet. Grundlegende Bedeutung kommt naturgemäß bei der PflanzenWcht dem Boden zu- Der Erhaltung und Ergänzung seiner Nähr­stoffe, seiner richtigen Zusammensetzung muß der Gärtner stets Beachtung schenken. Zu der Pflege der Stock- und Zim- merpflauzen übergehend, gab dann Gärtnercibefitzer Mast eine klare Darstellung der Erdmischungeu, der Ungeziefer- bekämpfung, Lustregelung u. a. m., wobei er auch im ein­zelnen auf di« besonderen Bedürfnisse der gebräuchlichsten Zimmerpflanzen einging. Sehr einleuchtend waren sodann die Regeln, welche der Vortragende über Pflanzung «nd Pfleg« der Balkon- und Kensterpflanzcn ansührt«. Für son­nige Lagen empfahl er Geranien und Begonie», für halb- schattige vor allem Fuchsien. Besonders eingehend wurde hier die Düngungsfrage behandelt. Die Pflanzen benötige» Stickstoff, Kali und Phosphor, Stoffe, di« man ihnen am bequemsten in Form der bekannten Hornspäne zuführen kann. Bei der Verrvendung von Pflanzenkäste» sollte man Holz wählen und auf genügende Breite achten? in sonnigen Lagen ist zu beachten, daß Lei Stockpflanzen die Töpfe nicht der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. Das Gießen der Pflanzen wird während des Sommers abends, in den Wintermonaten jedoch am besten morgens vorgenommen. Nach einigen Ratschlägen für di« Ueberwinterung -er Pfla». zen wandte sich dann der Redner der Pflege der Garten­gewächse zu. Besonders empfahl er hier reichblühende Sorten verschiedenartiger und -zeitiger Sommervlüher, wie Dahlien, Astern, Löwenmäuler, Glycinien zur Anpflanzung. Gute« Erfolg verspricht die Unkrautbekämpfung mit Kalckstickstoff. Mit einem Einblick in das Gebiet der Rosenpflege und in die Behandlung der Zwiebelgewächse <vor dem holländische« Hausierhandel mit Zwiebeln ist zu warnen) beendete Gärt­nereibesitzer Mast seinen interessanten Vortrag, nicht ohne den Wunsch auszusprechen, daß Calw irmner mehr zu einer Blumenstadt werden möge.

An den mit reichem Beifall bedachten Vortrag schloß sich die heurige Generalversammlung des 70 Mitglieder umfas. senden Hausfrauenvereins an. Nachdem Frau Hauptlehrer Werner den Vorsitz niebergelegt hatte, waren Neuwahlen von Vorstand und Ausschuß für 2 Jahre vorzunehmen,' sie wurden in zwei Wahlgängen erledigt. Gewählt wurden als 1. Vorsitzende Frau Stadtschultheiß Göhner, als 3. Vor­sitzende Frau Gewerbeschulrat Al ding er, als Mitglieder des Ausschusses Frau Handelölehrer Arnold, Frau Kauf­mann Beißer, Frau Karl Eberhard, Frau Maler­meister Kirchherr, Frau Gärtnereibesitzer M a st, Frau Lokomotivführer Mühlberger, Frau F. Sch laich und Frau Kaufmann Stroh. Die Konstituierung des Vorstan- des blieb einer später:« Sitzung Vorbehalten. Mit Dankes­worten an die prvvisorisckre Vorstandsamtsverweserin Frau Eberhard schloß Frau Stadtschultheih Göhner die har. monisch verlaufene Versammlung.

Die Landschastsreklame nimmt überhand.

Man schreibt uns: Trotz aller Venrühungen der Staats­behörden und des Heimatschutzes, unsere Landschaft von übertriebener und aufdringlicher Reklame frcizuhalten, ist die Außenreklame in der freien Landschaft, besonders ent­lang der Eisenbahn und entlang der Automobilstraßen, in stetiger Zunahme begriffen. Die Reklame, die sich an den Automobilisten wendet, hat einen Umfang angenommen, der nicht mehr zu ertragen ist und sicher auch dem Automobilisten gar keinen Eindruck mehr macht, weil die übergroße Zahl der Eindrücke gar nicht mehr ausgenommen werden kann. Selbst die Zigaretten-, Schokolade- und Alkoholreklame wird

durch die Benzin- und Oelreklame weit in Len Schatten ge­stellt, und die Pumpstationen und Automobilwerkftätten ttberschreien in geschmacklosester Weise alles, waS bisher da­gewesen ist. Im Lauf dieses Sommers hat eine amerikairische VenzinherstellungSgesellschaft ihr grellrotes Metallschild in wohl tausendfacher Wiederholung entlang der Straßen des Landes, an Kurven und Aussichtspunkten angebracht und in Hunderten von Fällen sich nicht gescheut, selbst di« natürliche Schönheit des Waldinnern zu stören, di« auch für den Auto­mobilisten wohltuend und nervenberuhigcnd ist. Die Ent­rüstung über die Aufdringlichkeit dieser Reklame und die Verschandelung der Natur ist ganz allgemein, und man mutz sich wundern, daß die Regierung nicht den Mut aufbringt, diesem barbarischen Treiben, das demnächst über die Ver­wahrlosung von Wildwest Hinausgeht, zu steuern und ent­weder die vorhandenen gesetzlichen Möglichkeiten ausnützt oder, wenn diese nicht hinreichen, neue wirkungsvollere Mit­tel erfindet, um übertriebener und geschmackloser Reklame zu begegnen. All« Freunde der Natur und der Landschafts­schönheit, alle Verfchöneruugs- und Wandervereine werde« der Regierung dankbar sein, wenn eS ihr gelingen würde, dem Unfug der Reklame Einhalt zu gebieten. Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Schließlich wird von der Landschaft nichts Mehr übrig bleiben, was nicht in den Dienst der Reklame gestellt ist! Je früher eingegviffen wird, desto besser.

Sonderzng «ach Böblingen.

Anläßlich der Zeppeliulandung im Böblingen wird am kommenden Sonntag auch von Calw aus «in Sonderzug nach Böblingen gefahren werden, welcher mit Sonntags- rückfahrkarten benützt werde« kann. Wir mache« auf die diesbezügliche Auzeig« in der heutige« Ausgabe besonders aufmerksam.

Die Lage des ArbeitSmarkteS.

Im Gesamtbild des ArbeitSmarkteS machte sich, wie vom Lanöesarbeitsamt Südwestdeutschland mitgeteilt wird, in der Berichtszeit vom S. bis 0. Oktober die Zunahme der Arbeitslosigkeit etwas stärker geltend als in den Vorwoche«. Auf dem Arbeitsmarkt für Männer wurde die von den Außenberufen auSgeheude, an sich «och gering« Absch-. chung des Beschäftigungsgrades durch Entlassungen in der Maschineninbustrte verstärkt. Ans dem weibliche» Arbeits­markt wurde die Zunahme der Arbeitsuchende» in den saisonmäßig abgeschwächten Berufen durch die Belebung der Lag« auf Teilgebieten der Textilindustrie, des Nah­rungs. und Genußmitte^ewerbeS und des Bekleidungsge­werbes wieder aufgehoben. Im Einklang mit dieser Ent­wicklung ist die Inanspruchnahme der Arbeitslosenversiche­rung bei den Männern um Sch v. H. gestiegen und bei den Frauen «m 0,4 v. H. gefallen. Der Stand an unterstützten Arbeitslosen war am 9. Oktober folgender: in der verficht- rungsmaßige« Arbeitslosenunterstützung 88 010 Personen (29 265 Männer, 8745 Frauen), in der Krifenunterstützung 8349 <6303 Männer, 2040 Frauen). Die Gesamtzahl der Un- tersttttzten stieg um 1309 Personen oder 2,9 v. H- von 48 080 Personen (34240 Männer, 10 804 Frauen) auf 40 889 Per­sonen (35 569 Männer, 10 791 Frauen). Davon kauren auf Württemberg 16 691 gegen 15191 und auf Baden 80 668 ge­gen 29 869 am 2. Oktober. Im Gcsamtbezirk deS LandeS- arbeitsamts Südwestdeutschland kamen am 9. Oktober 1929 arrf 1000 Einwohner 9,2 Hauptunterstützungsempfänger ge­gen 8,9 in der Vorwoche.

Wetter für Freitag und SamStag.

Der über Mitteleuropa liegende Hochdruck hält sich wei­ter, so-daß für Freitag und Samstag Fortdauer des heite­ren und warmen Herbstwetters zu erwarten ist.

*

SCB Pforzheim, 16. Okt. Nach Meldungen ans Pforz­heim hat in der Schmuckwarewindustrt« das Wcihnachtsg«. schüft gut eingesetzt, trotzdem muß in einzelnen Betrieben noch kurz gearbeitet werden, während in anderen Betriebe» schon wieder Ueberstundenarbeit geleistet werden muß. Der Rückgang der Ausfuhr konnte noch nicht behoben werden.

SCB Freudenstabt» 16. Okt. Montag morgen stieß ei» Personenwagen bet dem Bahnübergang beim Gaswerk auf einen zum Stadtbahnhof fahrenden Personenzug auf. Zum Glück entstand dabet nur ei« geringer Sachschaden. ES kamen keinerlei Personen zu Schaden.

Stnttgart, 16. Okt. Eines der schönsten und zweckmäßig­sten Schulgebäude Stuttgarts, der Neubau des evangeli­schen Töchterinstituts, wurde am Dienstag vormittag feier.

kich eingeweiht. Das prächtig« Gebäude in der Arminstraß« »var das Ziel sehr zahlreicher Gäste. Unter den Anwesen­den waren auch zahlreiche Vertreter der staatlichen, städti­schen und kirchlichen Behörden zu bemerken.

SCB Trochtelsinge« in Hohenzollern, 16. Okt. Die hi«, sige Einwohnerschaft kam am Montag abend in große Auf­regung ob «incs Vorfalls, der in seinem unglücklichen Aus­gang ein Menschenleben kostete. Ein schon öfters wegen Trunkenheit randalierender 28 I. a., feit zwei Jahren ver­heirateter Zimmermann machte in seinem Rausch wieder einmal Radau und soll dabei auch seine Frau in der Nach­barschaft gesucht und bedroht haben. Man veranlaßt« des­halb den Landjäger, nach der Sache zu sehen und den Lär­menden zur Ordnung zu bringen. Als der Landjäger Leu Betrunkenen in seiner Wohnung festnehmen wollte, wider, setzt« sich dieser mit Schimpfwvrten und warf vom zweiten Stock aus mit Holzscheiten gegen den auf der Treppe ste­henden Beamten, der darnach aus seinem Dienstrevolver einen Schuß abgab, der den Zimnrermann in den Bauch traf und seinen baldigen Tod zur Folge hatte.

wp Heidenheim, 16. Okt. Schon seit 5 Jahre« hat die Firma Gebr. Zöppritz Wolldecken für die Gebr. Sklarek ge­liefert. Nachdem der Bedarf größtenteils gedeckt war, siud di« Lieferungen im letzten Jahr gegenüber den Vorjahren erheblich -urückgegangen. Trotzdem ist die Firma in de« Büchern der Sklareks mit 2 Millionen Mark bedacht wan­den, ohne daß jedoch die Firma Zöppritz auch nnr 1 Pfen­nig erhalten hätte. Von dem Guthaben der Firma bei de» Sklar^S sind 90 000 Mark noch nicht bezahlt, von denen 18 bis SO Prozent durch Versicherung gedeckt find.

Tumen und Sport

Sport-Vorschau.

Fußball.

Am kommenden Sonntag ist auf dem Altburger Sport­platz Großkampftag. Die Jugend Altburgs, bi« am letzte» Sonntag gegen Calw Jugend S:S gewinnen konnte, spielt gegen di« Jugend Unterreichenbach. Dt« Altburger 1. Mann­schaft tritt gegen den Aufstiegsmeister Baiersbronn an. Ob die ersten Punkte in Altburg bleiben? Interessant dürfte auch das Spiel der Alten Herren Altburgs werben.

Geld-, Volks-und Landwirtschaft

Berliner Briefkurs«.

100 holl. Gulden 1S8.76

100 franz. Franke» 16.49

100 fchrveiz. Franken 81,10

Börsenbericht.

SCB Stuttgart, 16. Okt. An der Börse Herrschte heut« große Geschäftsstelle, die auf die Kurse drückte. Di« A^ schlüge waren jedoch nur gering.

L.C. Berliner Produktenbörse vom 16. Okt.

Wetzen mark. 232-283,- Roggen mark. 174178? Brau, gerst« 196216? Futtergerste 172198? Hafer märk. 170 bi» 180? Weizenmehl 3838.60? Noggenmehl 22.5026.50? Wsi- -cnklei« 11 . 60 - 12 . 10 ? Roggenkleie 10-10.50? Viktoriaerbse, 8643? Fnttererbseu 3123? kleine Speiseerbseu 2833; Rapskuchen 18.6019? Leinkuchen 34.1024.40? Trockcn- schnitzel 11.4011.60? Soyaschrot 19.8020.20? Sartoffcl- flocken 15.6016.30? allgemeine Tendenz: ruhig.

Viehpreise.

Ellwangeu: 1 Paar Ochseu 1030-1550, 1 Ochse 535« 7 lh 1 Paar Stiere 950-1050, 1 Stier 410506, Rinder 895540, 1 fetter Fairen S4L585, 1 fette Kuh 380, Kühe tu Milch 550 Reichsmark. Horb: Kühe 400-600, Salbinneu 500660, Jungvieh 250-^00 R^l. Tuttlingen: Ochseu 410600, Kühe und Kalbelu 850600, Rinder 200868 R^. Ravens­burg: Anstellrtuder 200306, Anstellsttere 200-880, Kalbelu 400650 N^l. Waldsee: Ochsen 500-660, Kalbelu 660 bi» 700, Rinder 250SSO R>.

Schweinepreise.

Bühlertanw: Milchschweine 4566, Läufer 78-90 R^k. Buchau a. F.: Milchschweine 45-67 Ellwangen:

Milchschweiue 4560 SU4. Horb: Milchschwetne 40-A Reichsmark. Mrchheim u. T.: Milchschweiue 4670, Lau. fer 7095 R^l. Tuttlingen: Milchschweine 3552 RK. Walds«: Milchschweine 4757 N^k. Ehingen a- D.: Fer­kel 4065, Mutterschwetn« 270850 R.^i.

Altburg.

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