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mit Erzähler vom ^»chwarzwald.
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Lrirton Nr. 4 i.
Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
Verkündigunzsblatt
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Ar 35.
Montag, de« »1. JeSrur*
1907.
Msds Machfolger.
Im preußischen Landtag, der am Donnerstag seine Tätigkeit mit dem Etat des Landwirtschaftsmini- tzeriums wieder aufnahm, hat sich etwas ganz Unerwartetes zugetragen. Herr v. Podbielski war ein Mann der Tat, der sich mit theoretischen Erörterungen nicht gerne abgab. Er stellte Behauptungen auf, ohne sie beweisen zu können, und war stark in Prophezeiungen, die nicht in Erfüllung gingen. Wenigstens wartet das deutsche Volk immer noch mit Schmerzen auf die seinerzeit von ihm angekündigte Verbilligung der Fleischpreise, Dieses forsche Draufgehen Podbielskis paßt nicht zu der ruhigen Art des neuen preußischen Landwirtschaftsministers von Arnim, der selbst Landwirt ist und auch wirklich etwas von der Landwirtschaft versteht, was man nicht von allen Großgrundbesitzern sagen kann. Und dieser Mann, der Nachfolger Podbielskis, der offizielle Vertreter der preußischen Landwirtschaft, hat im preußischen Landtag auf einmal Meinungen geäußert, die ihn eigentlich in den Augen der Agrarier aller Richtungen unmöglich machen müßten. Landwirtschaftsminister von Arnim hat die Landwirtschaft davor gewarnt, sich allzu große Hoffnungen auf die landwirtschaftlichen Zölle zu machen, da die mit Rücksicht auf den neuen Zolltarif eingetretene Steigerung der Gü- terpreise, die Erhöhung der Arbeitslöhne und Produktionskosten den Gewinn aus den Zöllen wieder aufheben müsse, wenn die Preistreiberei so weiter gehe, wie bisher. Allerdings will auch der neue Herr im Landwirtschaftsministerium an der Schutzzollpolitik fest halten, aber er gab zu bedenken, daß man nicht wissen könne, ob eine spätere Generation ebenfalls dazu gewillt sei. Deshalb will er vor allem die Entschuldung des ländlichen Grundbesitzes durchführen und durch Bekämpf» ngderSeu- chengefahr die Viehzucht weiter heben, auch soll durch Verringerung der Konsumsteuer auf Zucker ein stärkerer Absatz im Jnlande herbeigeführt werden, um so die Abnahme des Exports, die sich infolge der Konkurrenz des Auslandes bemerklich macht, wieder auszugleichen.
Wie die Kolonialfreunde in der letzten Zeit öfter den neuen Kolonialdirektor Dernburg an verschiedenen Plätzen un deutschen Reich sprechen ließen, so dürfte es sich für die Gegner unserer Hochschutzzollpolitik empfehlen, auch den Landwirtschaftsminister von Arnim für ihre Ideen Propaganda machen zu lassen; denn er bestätigte am Donnerstag im preußischen Landtag eigentlich all das, was schon längst von liberaler und demokratischer Seite gegen unsere übertriebene Zollpolitik ins Feld geführt wurde. Erfreulich wäre es, daß
jetzt die indirekte Steuer, die den Zuckerverbrauch belastet und wahrscheinlich auch verringert, ganz oder teilweise beseitigt werden soll, wenn das aus Rücksicht auf die Allgemeinheit geschehen würde; das ist aber keineswegs der Fall. Es handelt sich bei der Verringerung der Zuckersteuer lediglich um ein Entgegenkommen gegen das Agrariertum. Und der freikonservative Abg. Gamp hat auch gleich für den Ausfall der Zuckersteuer Rat gewußt; er hat empfohlen, dafür aus dem Auslande eingehende Genußmittel mit höheren Steuern zu belasten, statt endlich einmal von immer neuen indirekten Steuern Abstand zu nehmen und statt dessen zu einer direkten Reichsvermögenssteuer und vor allem zur Beseitigung der Liebesgabe auf Branntwein zu greifen. Und der Minister hat darauf nichts erwidert. Man muß deshalb gegenüber der Einkehr des preußischen Landwirtschaftsministers recht vorsichtig sein, denn schließlich ist die Regierung ja vom Reichstag abhängig, und der schwimmt nach wie vor stark im agrarischen Fahrwasser und würde auch Herrn von Arnim dazu zwingen, wieder mit der Mehrheit im Reichstag zu schwimmen, wenn er einmal einen anderen Kurs einschlagen würde. Mit dem liberalen Regiment im Deutschen Reich, von dem vielleicht manche schon träumen, ist es vorläufig noch nichts. Dazu müssen erst die Grundlagen geschaffen werden durch fleißige politische Arbeit des deutschen Bürgertums.
MsrrdschtM.
Welche Partei stellt de« Reichstagspräsiden« ten? Zu der vielerörterten Frage der Besetzung des Reichstagspräsidiums schreibt die „Köln. Volks- ztg.": Eine Version läuft um, wonach das Zentrum und die Konservativen die ständige Mehrheit bilden sollen. Dem Gewährsmann der „Volksztg." wird versichert, daß Frhr. v. Zedlitz besonders eifrig in dieser Richtung tätig sei. Demgegenüber versichert das Blatt, das Zentrum werde eine solche Ehe nicht ein gehen, es hat keine Sehnsucht nach einem Kartell, bei dem es allein die Mitgift zu bringen hätte. Ob übrigens die klugen Leute, tvelche schon jetzt Plätze im Präsidium verteilen, an die Eventualität gedacht haben, daß das Zentrum den e r- sten Präsidenten gar nicht stellen will? Dafür sprechen in der gegenwärtigen innerpolitischen Situation sehr ernste Erwägungen. Es hätte unverkennbar einen Vorteil, daß das Zentrum zunächst dem nationalen Block überlasse, den ersten Präsidenten zu stellen, damit er an erster Stelle die Verantwortung für die Führung der Geschäfte im Reichstag übernehme. - - Werten wir ab.
Ai- Schönheit vo« Zl-mSro».
Roman von Bogmnil von Czartoreki. SS
„WaS kann er wollen?"
„Weiß uicht, gnädiger Herr! Vielleicht ich verhalten mir -u lauge hier oben. Vielleicht erdenkt, er fürchtet..."
„WaS kann erzudeickeiy zu fürchten haben,Kaschinka?"
„Weiß nicht! Ich muß nach unten, gnädigster Herr!"
„Werden Sie wiederkehreu, schöne Kaschinka?"
Ihre Augen hingen sehnsucht-voll an der blitzenden Münze in seiner Hand.
„Möcht ich schon, aber kann nicht sei«! Der Herr Förster wird tun sei lüge-, mir nuten zu halten. Gute Nacht!"
„Nicht- da! Sie haben mir mein Lager anders Herrichten nMeu. weil ich dieses hochaufgetürinte Bett, diese vielen Kissen uirht gewöhnt bin Diese Arbeit hielt Sic so lange bei mir ans. lind mm laß ich Ihre gute Herrin noch um ein Gläschen Grog bitten, wenn ihr das uicht zu viel Mühe macht. Ich fühle mich ct-vsS erkältet. Sagen Sie da« nuten. Ich erwarte Ihre baldige Rückkehr, liebes Kind."
„Wenn möglich sein wird, gnädiger Herr."
Ks währte nicht lange, so kehrte Kaschinka in der Tat zurück mit «neu; Präsentierbrett, vo» dem ihm der aromatische Trank lockend entgegendampfte. „Er hat eL geglaubt, das vom Bett, gnädiger Herr. Und er hat selbst nachgesehen, daß sie schläft und ihreTür mit Schlüssel versperrt hat. Dam, sei» erfortgegaiigeir."
„Wollen Sie mir sagen, wer schläft, wer seine Tür mit dem Schlüssel versperrt hat, Kaschinka?"
„Mücht ich schon, gnädiger Herr, aber darf ich nicht! Er wollte mir sonst tot machen! Gnädiger Herr muß vergesse» Geschwätz von Kaschinka, dumme«!"
„Kommen Sie einmal näher, Kaschinka. Gerade jenes unglückliche, gefangene Mädchen ist eS, über daS ich mit Ihnen zu sprechen wünsche."
„Weiß nicht, tvaS ich soll sagen, gnädiger Herr," erwiderte Kaschinka in leisem, furchtsamen Tone, während ihre verlangenden Blicke «ach dem verschwundenen Goldstück suchtet; „Weiß nicht Namen von Mädchen, ist sich zu schwer in Gedanken zu Reite«."
.Da« ist sie Wahrheit. Ich kenne ihren Namen u..d weiß, saß er seltsam ist. Ich weiß mehr von dem Mädchen als Sie und
ganz Sielanka, Kind, deshalb ist eS kein Unrecht, kein Verrat, wenn Sie mir einige einfache Fragen beantworten."
ES schien ein besonderer Gedanke in der kleinen Dienerin aufzusteigen Sie überblickte die Erscheinung des Rittmeister« mit einem neuen interessierten Ausdruck in den Augen, und eS lag eine schwache Nuance von Vertraulichkeit in ihrer Stimme, als sie fragte: „Gnädiger Herr sein doch nicht Musiker ihriges? Das könnte werden sehr schlimm!"
Sebold mußte lächeln. „Welcher Musiker, mein Kind?"
„Geliebter von Fräuleinchen, wa» hat geschworen, Fräu- leinchen wiederznfindeu und ihr zu heiraten. Gnädiger Herr sein das nicht?"
„Ich bin e» wirklich nicht, Kaschinka. Sie müssen eS mir schon glauben."
„Aber Freund von Fräuleinchen, nicht wahr? Förster hat geschworen, jeden; solchen Freunde Knochen zu zerschlagen! Und mir, nur wollte er gleich totmachen, wenn ich falsch bin, sagt Herrin."
„Sie haben nichts zu fürchten, Kaschinka. Niemand wird er- fahren, daß wir ein Gespräch miteinander hatten. Ich verspreche eS und bin gewöhnt, Mein Wort zu halten."
Das Goldstück erschien wieder, und KaschinkaS Augen vergrößerten sich in dem Maße, als der Rittmeister eS denselben näher brachte. Sie faltete ihre dicken Hände über der zerknitterten Schürze und sagteergeben: „Gnädiger Herr soll fragen."
„Wohl!" eMgegncte er gelassen. „ES wäre mir zunächst wünschenswert, zu erfahren, was man von ihr, von dem unglücklichen Mädchen für eine Geschichte ersonnen hat, un; ihre Ge- fangenhaltung zu erklären. ES ist Baron von Ruck, der neue Herr von Sielanka. der sie hierher brachte, nicht wahr?"
Kaschinka schüttelte seh ' energisch den Kopf. „Fräuleinchen sein Nichte vn» Herrin und von Stadt gekommen. Förster holte sie selbst von dort; FräuleinchenS Mutter wollte so, sagt Herrin."
„Ihre Mutter? Warum sandte diese sie hierher?"
„Wegen Liebe mit Musiker. Er soll sein ganz schlechtes Mensch, was nur Lust hat auf Geld von Fräuleinchen. Und Fräuleinchen soll sein Frau von Herrn Förster, sagt Herrin. Herrin hat oft Brief von Stadt, darin steht, Musiker soll tun ganz rasend, und soll immer suchen Fräuleinchen. Herrin hat versprochen, Fräu- leinche» wird verständig werden hier Sielanka, aber nun meint Herrsch e» hilft kem Mittel. Kränleinchev sitzt immer anf ein
Lalwer über die sozialistischen Parteisünden.
Ju den „Sozialistischen Monatsheften" übt der Revisionist Calwer an der sozialdemokratischen Politik und Taktik bittere Kritik. Er sagt u. a.:
„Man hat sich in gewissen Parteikreisen viel daraus zugute getan,da ß man den sogenannten Intellektuellen seit 1903 gewissermaßen den Stuhl vordic Tür gesetzt hat. Vor 1903 waren die Syinpathien für die Sozialdemokraten in Kreisen der Wissenschaft, Kunst nutz Literatur ziemlich weitgehend. Man sah in ihr namentlich in diesen Kreisen eine Partei mit kulturellen Idealen. Die Sympathie in diesen Kreise;; wirkt aber viel weiter, als man im allgemeinen annehmcn könnte. Sie beschränkt sich keineswegs auf die in Frage kommenden Personen, sondern erstreckt sich auf das ganze Milieu, in dem der Gelehrte, der Künsäer, der Literat zu Hause ist. Nachdem DresdenerParteitage, auf dem man kurzerhand die Meinungsfreiheit der Partei in erheblichster Weis? beschnitten hatte, mußten diese Sympathien verfliegen. Und wie in den letzten Jahren eine Gruppe von führenden Publizisten in der Partei ihren Beruf ausgeübt hat, das war wahrhaftig nicht dazu angetan, diese Syinpathien wieder znrückzugewinnen. Wir bekämpfen die katholiseye Kirche wegen des Unfehlbarkeitsdogmas, aber iu unserer eigenen Partei hat sich eine O rthodoxie entwickelt, die für ein demokratisches Gebilde im 30. Jahrhundert gerade zu Staunenhervorruferz muß. Im Interesse der Disziplin müsse Order pariert werden, wir feien eine kämpfende Partei, so wird mir eingewandt. Gut. Daß jeder einzelne sich den Beschlüssen der oberen Pasrteiinstanzen fügt, ist selbstverständlich. Daß aber die Aeußerung von abweichenden Ansichten, daß die Diskussion schwieriger Probleme einfach unterbunden werden soll, und wir mit den fix und fertig überkommene«. Dogmen alle neu an uns Heute herantreteuden Fragen lösen sollen, das ist eine Zumutung, die mit der Rücksicht aus Disziplin nicht mehr gerechtfertigt werden kann. Eine derartige Unterbindung der freien Meinungsäußerung muß zur Verknöcherung der Parteiauffassung, muß zur Sterilität unserer ganzen Tätigkeit führen. Wie können wir denn überhaupt positiv arbeiten, wenn wir jedegei ft igeweitereEntwickelung nach Möglichkeit verhindern? Einen solchen kurzsichtigen Standpunkt kann man einnchmen, wenn man dein Glau-, ben huldigt, daß die kapitalistische Entwickelung sich ganz von selbst vollziehen und erst an dessen Ende der Sozialismus einzusetzen hat. Bis dahin ist das Proletariat S M organisieren und kampfbereit zu machen. Zu diesem - Zwecke genügen ja dann auch die üblichen dogmatischen Formeln als Propagandawaffe. Auf Grund wissenschaftlicher Studien sehe ich den Gang der Entwickelung aber.
! wesentlich anders an. Wir müssen als Sozialisten die
I Fleck und weint, will nicht essen, nicht trinken, nicht reden. Her- ! rin hat ihr nicht erlaubt, allein zu spazieren, und so sitzt Frän- i leinchen immer nur an Fenster und sieht auf Waldweg, ob Mn- , siker nicht kommt."
I Ich möchte wissen, wer der Autor diese« trefflichen Roman« ist, mit dem man die Leute von Sielanka und Umgegend dumm zu machen beabsichtigt, dachte Sebold bei sich selbst. Vermutlich hatte ihn der alte Habicht in Verbindung mit dem angenehmen Herrn Nikolaus ausgcarbeitet.
Dann sagte er laut: „Ich danke Ihnen, Kaschinka. Wenn Sie nun noch eine Kleinigkeit für mich tun, so sind Ihnen ein Kleid und ein Baschlik gewiß, und es soll mir nicht darauf ankommen, Ihnen auch noch sonstige Sachen zu schenken!"
„WaS soll ich tun?"
„Nichts Großes, wie gesagt. Ich will nur schnell ein paae Worte schreiben, und diese müssen Sie ihr, Sie wissen, wen ich meine, baldmöglichst zustellen."
„Sie wird nur nicht einlasse», gnädiger Herr! Und . . wen» Förster käme!"
„Er kehrt nicht zurück, kleine Törin In fünf Minuten ist alles erledigt."
Sebold zweifelte nicht im mindesten daran, daß er in der Gefangenen von Sielanka die Schönheit von Rembrow wieder- finden würde. Nun galt eS, klug zu handeln. Zuerst erschien e« ihm geboten, sich des Mädchens selbst zu versichern; danach mußte und würde sich dann alles andere finden. Er dachte daraiy daß Liska Steinert ihn niemals mit ihrer besonderen Gunst beehrt hatte, und diese Reminiszenz veranlaßteih», seinen Namen au« dein Spiel zu lassen. Der Zettel, welchen Kaschinka in Enipsmig nahm, enthielt nur die Worte: „Rettung ist nahe. Wie und wo sollen wir uns sprechen?"
„So, liebes Kind. Nun tun Sie Ihr Beste-! Ich erwarte baldigen Bescheid."
Es währte nicht lange, da trat Kaschinka wieder ein. „Soll ich bringen gnädigen Herr» zu Fräuleinchen!" sagte sie atemlos vor Furcht und Erregung. „Aber darf ich nicht, oder eS will geben, schlimmes Ende!"
„ES muß sein! Zeigen Sie mir den Weg."
„Gnädiger Herr soll Stiefel auSziehen und Licht löschen,bitte."
„Meinethalde - wenn es nicht ander- sein kann.
Nun vorwärts; 138,80