Mlüvsüei' 6aL6!ger kmrl Isgeölstt

mit Erzähler vom Schwarz ivald.

Lkichri»»

»» »Ne« WNlki«G«». M«nnn»mi

I» «erSttS, viM«IjZt>»I.»U.r0 m»n»Ü. 44 Pi. sei »U«n Würii. pt,«»1»tt«n u«4 S»ten kn Sk»- k»ch- dcke»Mv«e>l«ke «relrh- N. t. »ur,erd»Id äerrelden M. l. di«« »«tettgel« Z« p»,.

kelekon str. LI.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der Rgl. Horstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterl« »c. mit

amtlicher Fremdenliste.

I»»«e»Ir nur 4 pk^ «««Selige >0 pig A« KI«i>- rp«W«t Srnnsnckrrii»,

ItM-une« iS pig. M« petittnie.

Sei Vte4ertz»iun««n «Mp». Ksds«>

Mdunnemeni, n«d vevreemkunü

ll«i«gr»wm-.N>1»i»e: SZppEwz! "er Wi'iäozch

Ar 2 ?

Areitag, de« 1. Kebruar

1997 .

I-Ure-l Kett» «üd KleMseweröe.

ist die höchste Zeit, daß wir billigeres Geld er­halten, sollen nicht breite Schichten unserer erwerbstä­tigen Selbständigen einer schlimmen Krisis entgegengehen. Der kleine Gewerbetreibende, ob nun Fabrikant oder Hand­werker, .ist in hohem Maße auf Kredit angewiesen. Tr kauft seine Rohmaterialien an and für sich schon unvorteil­hafter ein als der Großindustrielle; er bekommt schwerer Kredit und er muß die gestundete Schuld mit viel höherem Satze verzinsen wie der große Fabrikant. Vor allem ist aber der Wechselkredit des Kleingewerbetrei­benden gegenwärtig in einer Weise verteuert, daß er's nimmer so lange anshallen kann. Sind doch 9 Prozent bei einem amtlichen Zinsfuß von 7 keine Seltenheit, sondern fast die Regel. Um diesen Prozentsatz verteuern sich bei ihm durchschnittlich die Gestehungskosten, so daß er sehr viel teurer arbeitet als der Großindustrielle. Auf der anderen Seite aber gehen für den Inhaber eines kleinen Betriebes die Außenstände viel langsamer, schwieri­ger und in der jetzigen Zeit der Geldknappheit nur unter relativ höheren Verlusten ein als beim großen Fabri­kanten. Der Kleinbetrieb arbeitet mit einer Kundschaft, die selbst meist wieder kapitalsschwach ist, lange Ziele be­ansprucht, auf die Preise drückt, so daß es kein Wunder ist, wenn die .Klagen über die schwierige Lage im Kleingeiverbc gegenwärtig stark zunehmen. Hohe Gesteh­ungskosten infolge des geschraubten Warenpreisniveaus, infolge teuren Kredits, gedrückte Verkaufspreise und die Schwierigkeit, Geld einzubekommen, haben zusammen die Wirkung, daß der Verdienst nicht nur auffallend geschmälert wird, sondern daß zwischen Einnahmen und Ausgaben ein arges Mißverhältnis entstanden ist, das in vielen Betrie­ben schon in einem gefährlichen Grade zutage tritt. Dauert der wirtschaftliche Aufschwung noch weiter, steigt im Jahr 1907 der Verbrauch der Massen, wird dabei gleichzeitig Geld billiger, dann mag sich die Mehrzahl der Betriebe aus der schlimmen Lage, in' der sie sich heute befinden, wie­der herauSwindcn können. Aber schlimm stehts für sehr viele, wenn wir entweder das teure Geld behalten oder wenn die Arbeitsgelegenheit zurückgehen sollte. Dann wird 1907 für das Kleingewerbe ein schwarzes Jahr werden. In ivciten Kreisen pes Kleingewerbes herrscht darum gegenwärtig schon große Beunruhigung. Es läßt sich eben nicht leugnen, daß amtliche Diskontsätze bis zu 7 Proz. zwar für die Kreise, der Großindustrie, des Groß­handels und des Großkapitals erträglich sind, daß aber für Betriebe mit geringem Kapital Zinsen von 8, 9 und 10 Prozent den Nutzen des Geschäftes förmlich auffressen. Schon 1899 auf 1900 war die Lage für das Kleingewerbe wegen der hohen Geldsätze schwierig; doch verschärft sie sich zurzeit dadurch noch ganz wesentlich, daß die Periode der

diesmaligen Geldknappheit viel länger an­dauert und dadurch das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben schon jetzt ein ganz und gar ungünstiges geworden ist.

Kuttsrproßleme K>uzelt.

Professor Tr. Werner Sombart sprach in der Berliner Lessing-Gcsellschaft überKnlturprobleme der Neuzeit." Der Gelehrte sieht im Gegensatz zu dem Titel dieser Vorträge nicht eine Anzahl von Problemen, die man gleichsam außer Zusammenhang miteinander behandeln könne, sondern ein umfassendes Knlturproblem schlecht­hin, das in der Frage gipfelt: In welcher Art wird die physische und geistige Fortentwicklung der Menschheit durch das, was wir modernes Leben neunen, beeinflußt?

Diese unsere Kultur ist aber mit dem neuen Wort Tech­nik charakterisiert, Technik in dem Sinne der Beherrsch­ung und Ausnützung der anorganischen Kräfte und Stoffe. Und in der Tat hat die moderne Technik, diese Emanzipa­tion von den Schranken des Organischen, einen so mächti­gen Einfluß auf unser gesamtes Leben gewonnen, daß inan behaupten kann, die bisherigen Fundamente der Kul­tur sind durch sie in ihren Grundfesten erschüttert. Sie hat, was alle Jahrhunderte vorher nicht vermochten, die Bevölkerungsziffer eines Reiches wie Deutsrchland um weit mehr als das Doppelte vermehrt. Aber zugleich ist auch, vor allem in den großen Städten, eine ganz bedeutende Verschlechterung der Rasse eingetretcn, da die moderne Hy­gienen uch die Schwächlichen und Kranken zu erhalten weiß, die Epidemien verhindert, so daß eine natürliche Auslese nicht mehr stattfindet. Dieser Vermehrung und Erhaltung der Menschenkräfte steht auf der anderen Seite eine Stag­nation in der Geburtenziffer gegenüber, die ihre Ursache in der Entwicklung der Frau findet. Die moderne Tech­nik hat die Frau Schritt für Schritt aus dem bisherigen hnuswirtschaftlichen Kreise Herausgetrieben, sie hat ihr Zeit gegeben, über ihr Dasein nachzudenken, und den Wunsch in ihr wachgerufen, gleichberechtigter Mensch und nicht die beste Zeit des Lebens nur dienendes Rassegeschöpf und nichts anderes zu sein. Diesen bedeutenden Ver­schiebungen der physischen Grundlagen stehen ebensolche Wandlungen auf sittlichem und geistigen Gebiet gegenüber. Der sittliche Kreis der Familie ist durch die tech­nische Entwicklung mehr und mehr gelockert worden. Das äußer: hauswirtschaftliche Band, wie es früher alle Teile der Familie, jeden an seinem Platze, zusammenhielt, ist nicht mehr vorhanden. Immer häufiger wird es, daß Mann, Frau und Kinder zugleich der Fabrikarbcit dienen. Und diese Arbeit füllt trotz aller Anspannung nicht aus und schafft nicht Befriedigung, weil sie Teilarbeit ist und mir irgend eine mechanische Fähigkeit immer und immer

wieder beansprucht, oft das ganze Leben hindurch. Ver­mehrung der Quantität, Verringerung der Qualität ist auch das Zeichen, unter dem das geistige und künstlerische Leben steht. Die allgemeine Bildung ist infolge der moder­nen Errungenschaften, (Presse, billige Bücher usw.) mäch­tig gewachsen, aber die eigentlich schöpferischen Fähigkei­ten haben sich vermindern Denn die Welt ist immer h e l- ler, kälter, Verstandes klarer geworden, und dis Bedingungen, unter denen alle schöpferischen Groß­taten erwuchsen, die innige Verbindung mit der Natur, ein gewisses Maß von Einsamkeit, sind immer seltener er­füllt. Bezeichnend ist, daß die Länder mit höchster, tech­nischer Kultur Amerika, England) die wenigsten schöpferi­schen Geister liefern im Gegensatz zu Norwegen,

Land, Frankreich.

MvlMOom.

D«s Kaisers Dank, anläßlich der ihm übermittelten Wünsche zu seinem Gebnrisfcst kommt in folgendem Erlaß zum Ausdruck:Die mir zugegangenen Kundgebungen sind getragen von begeisterter. Freude über die natio­nale Haltung der deutschen Wählerschaft, die in einer großen Mehrheit soeben ein glänzendes Zeugnitz von der Gesundheit und dem patriotischen Sinn des deut­schen Volkes, seiner Erkenntnis für die großen Kultur­aufgaben der Zeit, seinem Vertrauen in die Zukunft des Vaterlandes und feiner unerschütterlichen Anhänglichkeit an Kaiser und Reich vor aller Welt dargelegt hat."

» * *

Die Stichwahlpaiole des Zentrum». In

Köln fand eine Besprechung der Vorsitzenden der Landes­ausschüsse bezw. Provinzialausschüsse der Zentrums- Partei der Rheinprovinz, von Westfalen, Hessen-Nassau, des Großherzogtums Hessen und der Rheinpfalz statß an der' sich auch eine Anzahl weiterer Vertrauensmänner der Zentrumspartei beteiligten. Es handelte sich um die Stellungnahme der Partei bei den Stichwahlen. Nach derKöln. Volksztg." wurde beschlossen: den Wahlkvmi- tees der Zcntrmnspartei zu empfehlen, nur diejeni­gen Kandidaten zu unterstützen, welche sich verpflich­ten, einzutreten:

1. für Anfrechterhaltung des geltenden Reichstags-- wahlrechts, gegen jede Beschränkung des Koalitions­rechts, für Fortführung der sozialen Resormge- setzgebnng, gegen jedes Ausnahmegesetz aus po­litischem Gebiet.

2. Für Sicherung der vollen Religionsfrei­heit in allen deutschen Bundesstaaten im Sinne des T o- leraüzantrags und gegen jedes Ausnahmege­setz auf religiösem Gebiet.

Unterzeichnet ist die Bekanntmachung von Dr. Spahn,

Are Schönheit von AernVro«.

Roman von Bogumil von TzartorSki. IS

Vielleicht wird er mir noch. Wir standen niemals besser miteinander, mein KiSmer und ich, als in diesen Tagen."

Doch nun ein anderes: Wo nehmen wir unser Frühstück?"

Bei Ehrenbreit, wenn es Ihnen genehm ist. Er wird sich freuen, einen fremden und doch nicht fremden Seefahrer auf seiner stillen Insel willkommen heißen zu dürfen."

Sebold und der Maler verließen die Pferde, sie der Obhut eines vorübergehenden Knaben anvertrauend, und schlugen, den Mann mit den durchdringenden Augen in ihre Mitte nehmend, den Weg zum Edelhofe ein.

Der Teufel soll mich braten, wen» Ruck nicht einen ganz besonderen Grund hat, diesen Ort mit seiner Gegenwart zu be­ehren !" sagte der Rittmeister abends zu dem schweigsamen Hur- bing.Der alte Habicht! Als ob er nicht immer eine besondere Beut« im Auge hätte, wenn er auf Raub ansgeht?"

Da tun Sie ihm unrecht, Sebold! Ruck ist durchaus -ra- dezu. Ihm gelten Welt und Menschen nicht genug, uir irgend etwas vor ihnen geheim zu halten oder zu bemänteln. Er geht so unbeirrt und offen seine Wege, als gebe e- nur um seinet­willen Straßen und Eisenbahnen."

Recht schön. DaS glaubt Ihr alle. Aber mein lieber Hur- bing, Aufrichtigkeit ist die beste List! Nun wir wollen noch ein Stündchen zu Ehrenbreit gehe» und Ruck tun lassen, was er ,«ag. Ich möchte übrigens wissen, ob unser guter Freund hin- sichtlich der schönen Gärtnerstochter bereits Fühlung hat."

Wenn ich Ihr guter Freund bin. mein lieber Sebold, so lärm Ihr Wunsch ohne Mühe erfüllt werden," sagte in diesem Augenblick die Stimme des alten Habicht.Geben Sie mir einen Stuhl. Hurbing Ich kam, um Sie beide zu einem kleinen Spiel adzuholen ; Ehrenbreit lud mich «in, in Rembrow zu «beruach- teu."

Damit ließ sich Ruck unbekümmert in einen Sessel sinke,» und ttsnmte da»» sei» Monokel ins Auge, den Rittmeister mit seinen, schürfe», konzentrierten Blick fixierend.Ich habe nicht nur Füh­lung hiusiclülich der GärtuerStvchter, souder» kannte sie längst durch den Mund der Leute. Ich rekognoszierte sie anch, wie man es st, allgemein am fremden Ort mit einer Sehenswürdigkeit zu

halten pflegt. Ich habe den Vorzug gehabt, mit deren sehr ehren­werten Vater eine Plauderstunde im Garten verleben zu dürfen, die durch den Gesang des Mädchens, der durchaus nichts Exqui­site», aber eigentlich reizvoll ist, noch einen besonderen Zauber erhielt Item..."

Der Rittmeister lachte. ES war ein gezwungenes Lachen. Item !" wiederholte er.So werden Sie aufs neue hingehen und den Vorzug haben, dem Grafen dort gelegentlich zu begeg­nen. Er liebt es gleichfalls, in dem kleinen, dunklen Zaubergar­ten zu rasten. Die Schönheit und ihre alten Kirchenlieder schei­nen größeren Anteil an seiner wiedererwachenden Lebenslust zu haben als Kuren und gute Pflege."

Begreiflich. Als ich das Mädchen zum erstenmal vor der Kirche in Rembrow erblickte, veränlaßte mich das, meinen Wa­gen zu verlassen und ihr in das Gotteshaus zu folgen. So werde ich eS auch wahrscheinlich weiterhin tun, bis . . aber nun vor­wärts, Ihr Herren! Soll der Graf mit den Tarok-Karten in der Hand den ganzen Abend die Statue deS Spiels vorstellen in seinem einsamen Rauchzimmer?"

Er schritt d.en beiden voran, die geschnitzte Treppe empor; sie folgten ihm, während Hurbing seinen Arm unter den des Rittmeisters schob mit der geflüsterten Frage:Nun, lieber Freund, läßt seine Aufrichtigkeit etwas zu wünschen übrig?"

Der Teufel hat den alten Habicht!" lautete diezwischen den Zähnen hervorgestoßenc Erwiderung.

Anfangs war Ehrenbreit durch den Ueberfall Rucks Pein- lich überrascht gewesen, kan» er doch aus jener Welt, vor der sich der Leidende sorgfältig zu verbergen wünschte. Nachdem der erste Schreck überwunden war, freute sich Ehrenbrcit in­dessen beinahe deS seltsame» Zufalls, der ihm den neuen Ge­fährte» zuaeführt hatte. Nicht allein, daß Ruck gleich ihn, nahezu die ganze Welt durchstreift hatte, so daß sich viele intime An- knüpfunge» ergaben, eS lag anch in seiner Persönlichkeit eine besondere Anziehungskraft für de» Grase». Der Freimut, mit dem Ruck allezeit geradeaus ging in Wvrte» und Werke», »nd sein kräftiger, mit einer schwachen Nuance von Melancholie ver­setzter Humor schlugen verwandte Saiten in der Seele seines jugendlichen Wirte» an, so daß er ihn bat, zum mindesten einige Tage in Rembrow zu verweile».

Wa« ihn selbst betraf, so siMte er sich sichtlich wohl in dem alten Pol en Hanse and hatte nicht« dagegen, e« für so lang« zu

seiner Heimat zu machen, wie eS ihm überhaupt möglich war, an eitlem Orte auszuhalten.

* » B

Während Hurbing den Lauf der Dinge in seiner gelassene« Art verfolgte, hatte Sebold seinen Hellen Aerger daran.

Tausend gegen eins, Hurbing," sagte er, während sie mit einander im Garten ihre Abendzigarre rauchten,der alte Ha­bicht fährt nächstens mit der Beute aus und davon! Ich bin sicher, daß er eS auf das Mädchen abgesehen hat. Steiuert und er verstehe» einander. Stundenlang konvertieren sie über die Auf­bewahrung von Tulpenzwiebeln oder über die Erzielung einer neuen Nelkenfarbe, während die Schönheit mit ihrer sittsamen, kleinen Visage daneben sitzt und bei der Näharbeit ihre alten Lieder summt"

Ich sehe nicht ein, Hurbing, warum gerade er, der Eindring­ling. diese Nolle spielt Glauben Sie niir, daß er seine weisen Be­merkungen über Tulpen und Nelken sämtlich dem Konversations­lexikon verdankt, dessen einzelne Bände wir, wenn Sie sich er­innern, stets auf seinem Tische hernmliegen sahen."

Wohl möglich, aber sprechen Sie nicht so laut! Dort kommt Ehrenbreit mit Ihrem alten Habicht!"

Ich sehe nicht ein. warum gerade er sie davontragen soll!" sagte Sebold, wahrend er deuHcrautommenden durch eine ge­schickte Schwenkung aus dem Wege ging.Ich werde ein Ende machen, werde da» tun, was er, wenn tch nicht sehr irre, in die­sen Tagen zur Ausführung zu bringen gesonnen ist."

Und ich, vielleicht sollte ich dennoch versuchen, ihr Bild zu erlangen." monologisierte indessen Hurbing.Wenn er wahr ist, daß Ruck ernste Absichten hat mit dem Mädchen, so wird eS mir ohne Schaden sitzen dürfen. Diele polnische Schönheit ebe» nicht das unentdeckce Kleinod, für da? ich sie im Anfang zu hal­ten geneigt war Die Passionsblume kann dann endlich unter meinem Pinsel ansblühen; sie liegt mir Tag und Nacht im Sinne, seitdem ich diese» ländliche Madonnengrsicht mir seine,» rühren­den Ausdruck von Unschuld zum ersten Male erblickt!"

* 4 *

Fabian Ludwig behielt da» GartnerhanS unablässig im Äuge. Er wacht« darüber, nicht mit Groll und Mißgunst eines ciser- sachtigen Liebhaber», sondern wie der Schutzgeist de» unerfah­renen Mädchen» ohne einen Gedanken an sich selbst 138 .S»

7 !

l ->t

, c -

s!