Wüvaüer Zareiger Mä Isgeölstt
mit Erzähler vom 5chwarxir>ald.
f
NPM
«EMMer
Lrichrin»
»» »ilrn wnktZg«». Kd«nne«rnt
I» <« SI»<lI vimeljskfl. M-l.rO
4» ?t.
W »lien «üttt. uns Voten im OM- n. Oech- d»s»ttrverk«k' «ettetj. kk. i. »ureerdeld ärrrelben M. I. bieru »ertrllgel« Z« N,.
crleton
Amtsblatt für die Stadt lvildbad.
verkündigungsblatt
d« Kgl. Lorstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle re. mit
amtlicher Fremdenliste.
Jovnersta«. dev L. Januar
Zneeeste nuc s p»>. N««rntge 10 Pf«, ltir ktei». rpettigc SamianckreN«.
Xekiemen IS ptg. <8« ertitreil«.
Sei Meserbalungra entrp?.
/tbonnementt nich llrdrrcinkun»
c«tegs»mn,--Iäre 5 re: ZchvnrrwZI 'er Wilädsä.
! me ;elege
l»gei
ach.
U6I
bi
r ab«
-e
)a«
Kin MckSttck
Das Jahr 1906 stand mehr als das Vorjahr im Zeichen sozialpolitischer Bewegungen, auf vielen Gebieten, auch des sozialpolitischen Fortschritts. Dieser beruhte allerdings weniger auf gesetzgeberischen Reformen, als auf der gesunden Selbsthilfe der Kommunen und der gewerblichen Organisationen. Die Unfruchtbarkeit, die seit zwei Jahren auf dem Gebiete der staatlichen Sozialpolitik bitter beklagt worden ist, hat auch in dem verflossenen Jahre ungehalten. Erst im Spätherbst, zu Beginn der am 13. November er- öffneten Reichstagssession, wurde er etwas lebendiger. Die seit mehr als 35 Jahren geforderte Verleihung der Rechtsfähigkeit an die Berufsvereine wurde ourch den dem Reichstag endlich vorgelegten Gesetzentwurf angebahnt. Leider in einer Weise, daß die deutschen Arbeiter mit vollen: Recht den kläglichen, arbeiterfeindlichen Entwurf ablehnten. Eine Reform der Handwerkergesetze, das sich auf den Schutz des Meistertitels und die Beschränkung der Lehrlingshaltung beziehen sollte, sowie ein Gesetzentwurf über den Schutz der Heimarbeiter in der Tabakindustrie wurden vom Grafen Posadowsky als unmittelbar bevorstehend angekündigt.
Inzwischen sind alle diese Entwürfe, außerdem aber alle Ergebnisse der Kommissionsberatungen, durch die erfolgte Auflösung des Reichstages hinfällig geworden. Dahin gehören die Berichte über das Hilfskassen- gesetz, über die Novelle zun: Unterstützungswohnsitz, über den Versicherungsvertrag und so manches andere. Verabschiedet wurde nur die Novelle zur Gewerbeordnung, die den „indirekten Befähigungsnachweis" für das Baugewerbe einführt. Es wird von Ler Gestaltung der politischen Lage abhängen, ob wenigstens für das nächste Jahr eine Aussicht auf lebhafteren Gang der sozialpolitischen Maschine gegeben sein wird. Infolge der ein- getretenen Unterbrechung der gesetzgeberischen Tätigkeit werden viele Forderungen, auf deren Erfüllung wir im vergangenen Jahre schon vergeblich haben warten müssen, wie die Ausgestaltung des Koalitionsrechts, die Einführung des zehnstündigen Maximalarbeitstages, die Schaffung eines Reichsarbeitsamtes, die Reform der Arbeiterversicherung usw. auch für die nächste Zeit unberücksichtigt bleiben.
Ist so die Ausbeute der eigenen sozialpolitischen Tätigkeit der Regierung in: Jahre 1906 beschämend gering gewesen, so hat wenigstens die Beteiligung an der internationalen Arbeiterschutzkonferenz, die im September in Bern stattfand, für Deutschland einen Fortschritt auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes im Gefolge gehabt. An den dort abgeschlossenen Konventionen, infolge deren die gewerbliche Nachtarbeit der Frauen
und die Verwendung des weißen Phosphors verboten wird, ist auch das Deutsche Reich beteiligt.
Innerhalb des Rahmens der deutschen Volkswirtschaft haben die Interessenvertretungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ständig an Bedeutung gewonnen. Im Durchschnitt des Jahres 1905 betrug die Zahl sämtlicher organisierten Arbeiter 1822343 Personen. Am Schluß dieses Jahres wird die zweite Million überschritten sein. Das in den Organisationen aufgespeicherte Vermögen wird alsdann gegen 30 Millionen Mark betragen. Beachtenswert ist, daß unter den Heimarbeitern die Organisationsbewegung im letztem Jahre lebhafter gewesen ist. Auf der anderen Seite hat auch der korporative Zusammenschluß der Arbeitgeber bedeutende Fortschritte gemacht. Er übertrifft an Umfang bereits die Arbeiterorganisation. Die von den Arbeitgeberkorporationen beschäftigten Arbeiter dürften die Zahl von 21/2 Millionen übersteigen. Durch die in diesem Jahre erfolgte Schaffung von Streik- versicherungs- und Boykottschutzeinrichtungen hat die Organisation der Unternehmer eine weitere beträchtliche Stärkung erfahren.
Tie wirtschaftlichen Gegensätze haben im vergangenen Jahr eine außerordentlich große Menge von Är- beitsstreitigkeiten gezeitigt, die der Zahl nach alle Vorjahre übertrifft. In den ersten drei Quartalen betrug die Zahl der Streiks und Aussperrungen zusammen rund 2500; sie dürfte sich bis zum Jahresschluß auf rund 3000 erhöht haben. Besonders das 2. Quartal war reich an Kämpfen; es fanden 1067 Streiks und 134 Aussperrungen statt. Die Heimarbeiter waren mehr als bisher an Arbeitsstreitigkeiten beteiligt. Ties im Verein mit der Zunahme der Organisationen unter ihnen läßt auf ein Erwachen des Gemeinsinns dieser gedrückten und hilfsbedürftigen Arbeiterklasse schließen. An Bedeutung standen die Arbeitsstreitigkeiten denen des Vorjahres kaum nach. Es sei erinnert an den Metallarbeiterstreik, der in Breslau zu blutigen Szenen führte, an den Streik der Berliner Elektrizitätsarbeiter und an die Bergarbeiterbewegung. Diese drohte die in den Kämpfen des Vorjahres geschlagenen und kaum vernarbten Wunden wieder auszureißen.
Erfreulicherweise ist die Zahl der fried lichen Lohnbewegungen gestiegen. Auch hat vor allen Dingen die Tarifbewegung einen großen Aufschwung genommen. Hierbei sei vor allem an die Buchdruckertarifvereinbarung erinnert. Daneben kommen- besonders das Baugeweroe und das Bäckergewerbe in Betracht. Auch Heimarbeitertarife waren in diesem Jahre häufiger als sonst. Bemerkenswert ist, daß angesichts der rechtlichen Ungeschütztheit der Tarifverträge vielen neugeschlossenen Verträgen Klauseln angehängt wurden, kraft deren die
IW?
Jnnehaltung des Tarifs gewährleistet wird. Der Gedanke der friedlichen Regelung von Arbeitsstreitigkeiten beginnt auch in Unternehmerkreisen mehr und mehr Wurzel zu fassen. Dies geht namentlich aus der steigenden Benutzung der gewerbegerichtlichcn Einigungstätigkeit hervor.
Die Heimarbeiters rage, deren Lösung seit langem gefordert worden ist, hat im letzten Jahr mehr als bisher im Vordergrund des Interesses gestanden. Der starke Anstoß, den die Heimarbeitausstellung, die im Januar zu. Berlin stattfand, gab, hatte zunächst lebhafte Debatten im Reichstag sowie in einigen Landtagen, vor allem in Preußen, Bayern und Hessen, zur Folge. Ein preußischer Kronrat beschäftigte sich mit der Frage; am 3. Februar erklärte sich Graf Posadowsky im Reichstag für die reichsgesetzliche Regelung der Heimarbeit. Als erster Erfolg dieser Strömung darf die erwähnte, die Tabakindustrie betreffende Vorlage betrachtet werden.
Die vom Reichstage nicht berücksichtigte Forderung des Zehn stundentages geht in Wirklichkeit ihrer tatsächlichen Erfüllung immer mehr entgegen. So hat sie sich im letzten Jahr vor allem die Textilindustrie erobert. Daneben hat auch die Verkürzung auf 9 und auf 8 Stunden weitere Fortschritte gemacht. Auch die Staatsbetriebe sind dieser Bewegung gefolgt: die kaiserlichen Werften und, nach Vorgang der oldenburgischen und mecklenburgischen Bahnverwaltungen, auch die preußische Eisenbahnverwaltung haben die neunstündige Arbeitszeit eingeführt. In wachsendem Maße haben die Kommunen an der Erfüllung sozialer Aufgaben mitgearbeitet, besonders auf dem Gebiet der Alters- und Hinterbliebenenfürsorge der städtischen Arbeiter, des Fortbildungsschul- wesens, der Säuglingsfürsorge. Auf dem sozialpolitisch sehr wichtigen Gebiet der Wohnungsreform ist vor allem die am 17. März zu Frankfurt a. M. abgehaltene Erste deutsche Wohmingskonferenz zu erwähnen, die von 30 Körperschaften beschickt war. Zur Förderung der Rechtsauskunftsstellen ist am 6. Januar zu Magdeburg ein Verband gemeinnütziger, unparteiischer Rechtsauskunftsstellen gegründet worden.
Mrmdschan.
Ueber Blockbildungen und Parteikonstella-
tione» im Reichstage veröffentlicht Arthur Blaust ein in der „Nation" eine Zusammenstellung, die insofern interessant ist, als sie zeigt, wie das Verhältnis der Parteien zu einander bei den namentlichen Abstimmungen in der letzten Reichstagssession gewesen ist. Daraus ergibt sich folgendes:
Die intimste Freundin der bisher führenden Mehrheitspartei, des Zentrums, ist die na ti 0 n a l l i bc- rale Fraktion. Beide Parteien stimmten zusammen in
AswegLes Kevsn.
Nomau von Max von Weißeuthurn. 44
Walter von Aulenhof war aus Fenster getreten und starrte finster in den Hof hinab, ans welchem scknnntzige Kinder sich tännend »inhertrieben. „Vor allein zeigen Sie mir die in Rede stehenden Schriftstücke," sprach er endlich, „dann biete» Sie mir in irgend einer überzeugenden, unantastbaren Weise Bürgschaft für die Echtheit derselben."
Sterna» schwieg ein paar Augenblicke, dann sprach er ernsthaft: „Die Papiere will ich Ihnen gleich zeigen, Herr Graf, die Bürgschaft aber, was sehen Sie als solche a» ? Genügt es Ihnen,wenn ich Sie in dieLage versetze, Zeuge zu sein bei einer Unterredung zwischen mir und Ihrer Frau Mutter? Ungesehener Zeuge natürlich. Weiß ich auch nicht, ob eö mir gelingen wird, Sie so nahe zu bringen, daß Sie hören, was ich mit ihr spreche, so dürfen Sie doch an dem Wesen der Fra» Fürstin erkennen daß sie mir als Bittende entgegentreten wird und das sollte Sie doch überzeugen können, daß sie sich in meinen Händen befindet.
Ich habe heute um sechs Uhr nachmittags eine Zusammenkunft beim Lnsthanse im Prater mit Ihrer Frau Mutter, begleiten Sie mich, Herr Graf, bleiben Sie in meinem Wagen sitzen und beobachten Sie von dort ans ungesehen Ihre Frau Mutter, dann aber stellen Sie sich selbst die Frage, ob meine Worte Verleumdung sind, oder ob Sie Ursache haben, auf friedlichem Wege sich mit mir anSzngleichen."
»Ich, für meine Person," erwiderte der junge Mann mit einer gewissen Schärfe, „habe sicher keine Ursache, einen Ausgleich mit Ihnen als begehrenswert anzusehen."
»Ich gehe teilweise auf Ihren Vorschlag ei», weil ich ergründen möchte, ob es auf einem Funke» Wahrheit beruht. Aber, wenn Sie mir die Stelle angebe», wo Sie mit der Fürstin Zusammentreffen, so werde ich mir selbst einen Wagen nehmen und hinansfahren Ich liebe eS," fügte er hinzu, wie um zu erklären, warum er die Gesellschaft Sternans meide, „ich liebe es, bevor ich irgend einen entscheidenden Entschluß treffe, allein z» sein, um mir das zurechtlegen zu können, was ich zu tu» »der zu lassen habe."
Der andere fühlte recht gut, daß dies nur eine Ausrede fei, daß Walter von Aulenhof gerne dem allzu engen Kontakt
mit ihm aus dem Wege gehe. Er sagte sich, es geschehe dies aus aristokratischem Hochmut, fühlte sich verletzt und dadurch erst recht entschlossen, den jungen Mann nicht nur pekuniär anszn- beuten, sondern ihm auch wehe zu tun wo und wie es in seiner Macht lag. Er tat ihm übrigens unrecht. Nicht aristokratischer Hochmut war eS, wenn Walter sich von ihm sernhielt, sondern nur die instinktive Scheu vvr jeder Berührung mit unlauteren Elementen.
Inzwischen war Sternau an einen Kasten herangetreten, welchen er mit einiger Umständlichkeit anfspervte und entnahm ein Bündel Schriften, das er, fest in der Hand haltend, als befürchte er, eS könne ihm entrissen werden, dem Grafen darbvt, indem er mit dem Finger auf das oberste Blatt wies, welches in klarer, männlicher Handschrift den Name» Hugo Gras Aulenhof Riedenfürst anfwicS.
Walter warf nur einen flüchtigen Blick auf das Blatt, dann fragte er mit gefurchter Stirne: „Und für den Fall, daß ich mich überzeugen ließe, was ist der Preis, welchen Sie für diese Schriftstücke begehren?"
„Ich glaube, Sie wäre» mit hunderttausend Kronen nicht zu hoch taxiert," sprach Sternan,nnd nicht eine MnSkel im Gesicht des jungen Mannes zuckte.
„Es kommt daraus an, was ma» damit bezahlt und welcher LebenSanschcmnng man huldigt," warf Walter kurz ein. „Bin ich wirklich von der Echtheit dieser Schriftstücke überzeugt, so werde ich nicht feilschen, denn die Ehre jener Menschen, welche mir das Leben geschenkt, ist mir teuer, aber ich will alles da- rausetzen, um auch die untrüglichsten Beweise dessen zu erlangen, daß ich nicht," er hielt einen Augenblick iune und fügte daun hinzu, „von einem Abenteurer geprellt werde. Sie müssen nur das harte Wort nicht übel nehmen," sprach er begütigend' „aber man kann es mir nicht verargen, wenn ich die imtrüg- iichsten Beweise begehre, da, wo es gilt, mich davon überzeugen zu laste», daß meine Mutter nicht einmal sinnverwirrt gefehlt, sonder» sich so weit vergessen habeu sollte, die Ehre unseres Namens wiederholt zu schänden."
„Ich werde mich bemühen, Herr Graf, Ihnen die Beweise zu erbringen, welche Sie fordern, mein eigenes Selbstgefühl zwingt mich jetzt, wo ich soweit gegangen, dazu, denn ich möchte in Ihre» Angen vielleicht als ein gewiegter Geschäftsmann, der seinen Vorteil versteht, nicht aber als ein Abenteurer gel
ten können. Doch, um Ihne» diesen Beweis zu erbringen, welchen Sie fordern, ist eS nötig, daß wir nnS aus den Weg machen. Ich setze voraus, daß Sie, um unerkannt zu bleiben, eine Droschke mieten; Sie brauchen dem Kutscher nur de» Befehl zu erteilen, knapp hinter meinem Wagen zu fahren, und deshalb ist es gut, daß wir uns gleich ans den Weg machen, damit wir vvr Ihrer Fra» Mutter einireffen und die beiden, gleichzeitig erscheinenden Wagen, nicht ihre Aufmerksamkeit wachrn- fen. Ich begreife, Herr Graf, daß es Ihnen roh erscheinen mag, wenn ich darauf bestehe, daß Sie sich mit eigenen Augen von der Richtigkeit dessen überzeugen, was ich behaupte, aber es ist mir kein anderer Ausweg geboten, als jener, die Mutter vor dem Sohne zu beschäme», damit dieser mir glauben könne."
„Ich verlange von Ihnen weder Rücksichtnahme noch Zartgefühl, sondern nur die Bestätigung dessen, daß ich füe tatsächlich Geschehenes und nicht sür eine Chimäre den Preis bezahle, welchen Sie fordern. Ich bin nicht hierher gekommen, um gesellschaftlich mit Ihnen zu plaudern, denn ich suche meine» Umgang in anderen Kreisen, sondern ich kam einzig nnd allein, um ein Geschäft zu erledigen. Dieses so rasch als möglich abzntun, ist der einzige Zweck meines Hierseins."
„Da es das Geschäft erfordert," bemerkte Sterna» mit leisem Hohn, „so machen wir uns Vvr allem auf den Weg, Her« Graf, damit der erste Akt dessen, was zu geschehen hat, sich abspiele."
» »
«
Ein milder Frühlingsabend war es, jener leichte Nebelschleier, welcher eine Spezialität des Wiener Praters zu sein pflegt, lag über der Landschaft, in welcher der Geruch feuchter Erde sich bemerkbar machte. In der Hanptallee herrschte reges Lebe», je weiter man aber hinausgelangte, desto vereinzelter wurden di« Spaziergänger, desto seltener die Wage», und draußen in de« Nähe des Lnsthanses herrschte gar völlige Einsamkeit. Die eigentliche Pratersaisvn hatte noch nicht ihre» Anfang genommen und man konnte somit berechtigt annehmen, daß, wer sich da draußen, wo die Straße in die Freudenau abbiegt, ein Stelldichein gab, Störung nicht zu befürchten brauche. Die Sportlente hatte» zu solcher Stnnde dort nichts zu suchen und anderen begegnete man nicht.