weidet worden. Gleichzeitig wird auch das Vorhanden­sein einer Kanzlerkrisis und alles waS darauf deuten könnte dementiert und zwar von der offiziösenNord­deutschen". Las heißt soviel: Bulow hat über Pod ge­siegt.

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Die Wahlreform in Oesterreich. Tie Rede, in der der Ministerpräsident Beck für die Wahlreform im Reichsrat eintrat, ist auch jür das Ausland von Be­lang, insbesondere für das Deutsche Reich, wo ja die konservativen Bedenken gegen das allgemeine Wahlrecht nicht verstummen wollen. Beck erklärt, es sei kein Zniall, daß überall das allgemeine Wahlrecht von konservativen Staatsmännern durchgesührt worden sei. Wer wirklich konservativ denke, versuche die weitesten Schichten der Be­völkerung mit den wirklichen Interessen des Staates zu verknüpfen. Das allgemeine Wahlrecht sei das Mittel, den Radikalismus, der außerhalb des Parlaments ge­fährlich werden kann, seines Stachels zu entkleiden und ihn womöglich jür das Ganze nutzbar zu machen. Sehr- eindringlich war auch die Kritik, die der Minister an den letzten 40 Jahren der österreichischen Geschichte übte, ge­rade im Hinblick aus die Verfälschung der Volksvertret­ung. Er machte diese direkt verantwortlich dafür, daß breite Schichten den organisierten Zusammenhang mit dem Staate verloren haben, und daß andererseits auch der Reichsrat keinerlei Einfluß auf die Bevölkerung gewin­nen konnte. Aus der Rede, deren Endzweck war, die aristokratischen Gegner der Wahlresorm aus ihren Schmoll­winkeln hervorzulocken, ging klar hervor, daß die Re­gierung die Wahlresorm als letztes 'Ret­tungsmittel des Staates ansieht aus einer ver­zweifelten Lage, in die er gerade durch den Versuch ge­raten ist, das eigentliche Volk von der Herrschaft auszu­schließen.

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Das Debüt des französischen Arbeits­ministers. In der Teputiertenkammer zu Paris hatte der neue Minister Viviani die für sein Ressort notwendige Kreditforderung zu vertreten. Er tat dies, indem er u. a. ausführte: Eine Pflicht sei es, die Be­dürfnisse der Arbeiter vorauszusehen und ihnen die Freiheit zu erhalten. Er werde den Wirkungskreis der Fachoereine erweitern, und jedenfalls sollten die Arbeiter wissen, daß ihre Emanziparion nicht durch Katastrophen, sondern durch ständige Bemühungen erreicht werde. (Bei­fall). Er werde im Senat die Forderung der Arbeiter betr. den Zehnstundentag befürworten. Er glaube, daß das Kollektivrecht das individuelle Recht nicht auflösen werde. Ter Kampf zwischen ven vom Glück Begünstig­ten und denen, die ihr Glück schauen, sei weniger durch menschliches Handeln, als durch die latente Mackst der Tinge geschlichtet worden.Wir haben durch unser antiklerikales Werk die Lichter am Himmel, dessen Nich­tigkeit wir zeigten, ausgelöscht. Doch das Werk ist da­mit nicht vollendet, wir stehen erst an seinem Anfang." Viviani schloß seine Ausführungen mit der Aufforderung an die Sozialisten und Republikaner, mitzuarbeiten an der sozialen Reform. Ein Beifallssturm folgte dieser Rede, die einem Antrag der Linken entsprechend öffent­lich angeschlagen werden soll.

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Die Reorganisation der chinesischen Ver­waltung. Ter kaiserliche Erlaß betreffend die Reor­ganisation der chinesischen Regierung u.n.d ^ Verwaltung schafft für fast sämtliche Berwaltungs- f zweige eine neue Gestaltung und Bezeichnung. Ein Ma- , rineamt, ein Generalstab werden errichtet, ferner ein Ver­kehrsamt, dem die Post, die Telegraphen und die Eisen- bahnverwaltung unterstehen. Ter Erlaß betont, die vor­erwähnten Aenderungen bilden nur die Grundlage der Verfassung. Sollten die Maßnahmen sich als nicht zweck­mäßig erweisen, so würden sie neu zu ändern sein. Ter Erlaß schließt mit dem Hinweis, China werde sich so lange in einer gefährlichen Lage befinden, als nicht Gesetze er­lassen seien, denen Hoch und Niedrig gehorchen. Tie Mi­nister werden aufgefordert, gemeinsam vorzugehen auf dem Wege zur Besserung der Lage des Landes. Falls sie dem kaiserlichen Befehl nicht gehorchen und es unterlassen, die Hoffnungen des Volkes zu erfüllen, wird ihre Bestrafung in Aussicht gestellt.

Hages-Khronik.

Berlin, 8. Nov. Nach dem vor liegenden Ergebnis der Ersatzwahl im dritten Berliner Lavdtagswahlkreise verfügen die Freisinnigen über 1288, die Sozialdemokraten über 1078 und die Konservativen über 166 Wahlmänner. Einige 70 Stichwahlen sind noch zu erledigen. Bei der Hauptwahl waren es 1311 Freisinnige, 1 lUO Sozialdemo- kralen und 180 konseivmive Wahlmänner,

Berlin, 8. Nov. Prinz Joachim Al brecht vonPreußen, bisher Major im Kaiser- Alcxander-Äarde- Grenatier-Regimenl soll in die Schuhlruppe für Demsch- Südweslafrika versetzt worden sein. Bekannilich war vor einiger Zeit behauptet worden, daß dies-r Prinz eine ehe­malige Schauspielerin heiraten wollte.

Berlin, 8. Nov. Die Sozialdemokratie wird am 13. November, wenn der Reichstag wieder Zusammen­tritt, in Berlin und den Vororten 80 Versammlungen ab­halten, in denen gegen Fletschnot und Zollwucher protestiert werden soll.

Wiesbaden, 8. Nov. Das erst kürzlich für 550 000 Mk. angekaufte Hotel Bristol in der Wilhelmstraße ist für Mk. 660 000 weiter verkauft worden. Wenn Wies­baden nur eine Wertzuwachssteuer hätte!

Die Schlesische Zig. meldet aus Königshütte: ES verunglückten auf dem Ostfelse der Königsgrube beim Abbau 3 Bergleute, von denen einer sofort tot war, während ein anderer auf dem Transport zum Krankenhause starb. Der drille Bergmann wurde schwer verletzt ins Knapp­schaftslazarett gebracht.

In St. Avold ereignete sich derReichsländischen Korrespondenz" zufolge auf dem Schießstand der Infan­terie ein schweres Unglück. Als die 6. Kompagnie zum Abrücken in die Kaserne sich bereit machte, zielte ein Mann nochmals nach der Scheibe und drückte los, trotz­

dem noch eine scharf geladene Patrone in seinem Ge­wehr saß. Unglücklicherweise trat ein anderer Mann aus der Deckung heraus, den die Kugel sofort tötete. Einen zweiten verwundete sie schwer am Halse.

AröeiterSeweguKgen

Tübingen, 8. Nov. Verhandlungen am Gewerbe­gericht taten dar, daß der Spinne rstreik unüberlegt und grundlos ist. Böhmische Arbeiter sind garnicht ein­gestellt gewesen, nur ein schlesisches Ehepaar. Tie Ar­beiter sind zur Wiederaufnahme bereit, wollen sich ent­schuldigen und garantieren, daß derartiges nicht mehr vorkomme. Die Direktion will aber auch acht Rädels­führer entlassen, wozu eine Arbeiter-Versammlung noch Stellung nehmen wird.

Jur Lage in Außland.

Neue Attentate.

Aus der Station Rogow der Warschau-Wiener Ei­senbahn wurde eine Bombe in einen Expreßzug gewor­fen und 1 Million Rubel aus deni zerstörten Zug ge­raubt. Viele Personen sind getötet, darunter 1 Gen­darmerieoffizier und 5 Soldaten. In einer belebten Straße von Tiflis wurde eine Bombe geworfen und 8 Polizeibeamte und eine Dame getötet. Mehrere Personen sind verletzt.

Ms Mürtternöerg

Dicnstuachrichtcn. Ernannt: ,Ter Vortragende Rat, Mi­nisterialrat Schmidt im Ministerium des Innern zum stellverveunden Mitglied der DiSjilpiuarhofs für KörverfchaflSbeancke auch über die Dauer der Bekleidung seines derzeitigen Hauptamt?

Gewäbrt: Dein Schiffskopitöu Siudt in FriedrichShafen die nachgesucht Dienstentlassung.

Versetzt: Der Eisenbahnsekretär Frick in Ki-chheim u. T. nach Heilbronn Hauptdatznhof.

In ten Ruhestand versetzt: Der Präzeptor Dr. Heller an der Lateinschule in Murrhardt seinem Ansuchen gemäß, der Eisen­bahrsekretär tit. Revisor Klir>t,ler bei der Gcnkraldireknon der Staat- cisenlsihncn der Eiseubahnasnstent K. o.i in Lauphcim Hauptbahnhof seinem Ansuchen gemäß- _

Landtagskandidaturen. Tie Volkspartei hat laut Mmer Zeitung die Kandidatur für Blau­beuren dem Ochsenwirt Rummel in Blaubeu­ren angeboten, der sie angenommen hat. In Tutt­lingen wurde auf einer Vertrauensmännerversamm- lnng des Zentrums als Kandidat Oekonom Georg Bey- ler von Nendingen, Vorstand des kath. Arbeitervereins von dort, proklamiert. Tie Zusage des Kandidaten steht noch aus. InTettnang wurde in einer Vertrauens-' männerversammlung der Zentrumspartei der bish. Abg. Fabrikant G. Locher-Tettnang als Kandidat für den Be­zirk Tettnang aufgestellt. Auch die Deutsche Partei des Bezirks will diesmal einen eigenen Kandidaten ausstellen.

Ter Bezirkslehrerverein in Stuttgart hat eine Kommission eingesetzt, die auf die Wahl von Lehrern in den Landtag hinwirken soll. Sammlungen für einen Wahlfonds sind von dieser Kommission schon eingeleitet.

In Crailsheim ist als sozialdemokratischer Kandidat im Bezirk nach neuester Nachricht Weißmann, Ge­werkschaftssekretär der Metallarbeiter in Stuttgart, auf­gestellt. Mühlebesitzer Dorsch, von dem es hieß, er sei von der Bolkspartei ins Auge gefaßt, erklärt iwFrank. Grenzboten" daß ihm eine Kandidatur weder angetra­gen worden sei, noch daß es ihm jemals in den Sinn kommen würde, eine Kandidatur anzunehmen. In Blaubeuren hat der von der Volkspartei ansgestellte Och­senwirt Rommel seine Zusage zurückgezogen.

Neckar-Donaukaual-Komitee. Unter Vorsitz des Geheimen Hofrars Dr. v. Jobst fand Mittwoch Nachmit­tag im Oberen Museum in Stuttgart eine Sitzung des Neckar Donaukanalkomüces statt, die sehr zahlreich besucht war, u a. wohnten die Sladtvorslände von Stuttgart, Mannheim, Ulm, Heilbronn, Eßlingen und Eberbach der i Versammlung an. Das zum 1. mal erschienene Ehrenmit­glied des Komitees Fürst KarlvonUrach wurde vom Vorsitzenden aufs Herzlichste begrüßt, woraus der Fürst in warmen Worten seinen Dank für die Berufung aussprach und den Arbei-cn besten Erfolg wünschte. Der Vorsitzende gedachte sodann des allzusrühen Htnschetdens des Komttee- k Mitglieds Geh. Hosrats v. Eyth, begrüßte den als Ver- s rreter des Neckar-Enzkomttees neugewählten Generaldirektor z Heilner und schlug zur weiteren Wahl den Präsidenten t der kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel v. Mosthaf ! vor, die einstimmrg vollzogen wurde. Darauf stellte er den ! für Erstellung des Neckar-Donaukanalplanes gewonnenen z Regierungsbaumeister Eberhardt vor, den das königl. z Ministerium des Innern in höchst dankenswerter Weise für ein Jahr hierzu beurlaubt har. Dieser erstattete alsbald ein ausjühriiches Referat über die Troer Neckar-Rems-Brenz- Donau. Auch der von diesem Techniker ausgearbeitete und vorgelegte Plan ergiebt die Möglichkeit der technischen Herstellung dieser Kanalltnie, doch würden Einzelheiten hier zu weit führw, zumal das definitive Ergebnis der Vorar­beiten früher oder später der Oeffemlichkeit zugänglich ge­macht wird. Oberbaurat v. Schaal berichtete alSdaan eingehend über den Stand der N e ck a r s ch t f fahrts­frage: Die technische Kommission sei über den Schiffstyp einig, über die Tiefe von 2 2 w, über die Brückenwetten, über die geradlinige Durchführung der Leinpfade und über die Anlage der Haltungen; die Erhebungen auf württem- bergischer Seite leien beendigt, Heilbronn als vor­läufige Endstation werde jedenfalls eine ganz bedeutende Hasenanlage erhalten; die Festsetzung der Schleusen- und Bahnanlagen werde noch in diesem Jahre erfolgen. Das seien indes wegen der Hochwasser- und Eisverhältniffe sehr schmierige Fragen, die man nicht übereilen dürfe. Voraussichtlich werde man sich für Walzenwehre entscheiden müssen. Die Frage der Kosten wird noch mit ganz besonderer Sorgfalt be­handelt werden, um ein totaleres Bild von vornherein zu haben. Der Vorsitzende schlug dann unter dem Beifall der Anwesenden vor, daß der Techniker de» Komitees Regte- rungSbaumetster Eberhardt, falls es seine Zeit noch erlaubt, eine Studie ausarbeite Über die Fortführung des Wasserwegs von Ulm zum Bodensee, dann habe man der Zukunft gegenüber alle Verpflichtungen zunächst erfüllt. Zur Frage der Schiffahrtsabgabe wurde beschlossen an der streng

ablehnenden Haltung zu verharren, wie man es auch in Ba­den tue, da vei einer kilomeriischen Berechnung Württemberg, Baden und Cisaß-Lothrinzen die au: meisten geschädigten Länder wären. Nachd mOberbürgennristerTr.M ü l b e r ger- : Eßlingen noch aus das Vmbüd des großen schwedischen Kanals Jönköping-Stockholm verwiesen, schloß der Vorsitzende die an interessanten neuen Anregungen reiche Sitzung.

Böblingen, 6. Noo. Um die hiesige Staürschuüher- ßenstelle (AnsangSgchal! 36eiO Mk.) bewerben sich eine Reihe von Nwanais- und Verwalu.rgsleuten. Ernsthafte Bewerber sind Schultheiß Bisfinger von Magstat-t (geborener Böbl nger), RatSsch.eiber Karl von Stuttgart (früher rn Böblingen) und Kircherpfleger Dtugler von Böblingen. Die Wahl ist am 14. Dezeminr. Vorher werd-n sich die Kandidaten noch den Wählern vorstellen.

Renrliugeu» 8. Nov. Der Antr ig der bürgerlichen Kollegien in Betzingen um Eingemeindung nach Reutlingen ist von den hiesigen bürgert. Kollegien im Prinzip ange­nommen worden. Die Eingemeindung ist auf 1. April 1907 beabsichtigt.

Tübingen, 8. Nov. Eine überaus zahlreich besuchte Schmredcinristervelsammlung beschloß am Sonntag, den 4. ds. Mts. nach einem Vortrag von Handwerkskammersekcetär Freytag-Reutlingen über dieNotwendigkttt der sachlichen Organrsation" die Gründung eines Verbandes zunächst für den Schwarzwalvkreis. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde Schmiedmeister F. X. Edel-Rottenburg gewählt, zu seinem Stellvertreter Bayer-Rottweii.

Vvm schwarzen Grad, 8. Nov Der Besitzer des Weinrestaurantszum Schauen" in I ry, Jean Weber, wird auf der bewaldeten Anhöhe dieser Stadt noch in diesem Späijahr den Grund legen zu einem großen Kurhotel, ins­besondere für Herz und Nervenkranke, für die dar sub­alpine Klima d»s AllgäuS als besonders wirksam sich erweist.

Aus Nürtingen wird berichtet: Ein Handwerks- buksche aus Ingolstadt, der auf offenem Felde eine Frau mit Unsittlichkeiton belästigte, wurde von dieser mit der Mist­gabel energisch abgewiesen und später vom Feldhüter verhaftet.

In Raidwangen OA Nürtingen kam Mittwoch Abcnv das Zwetspännerfuhrwerk von Friedrich Hengler ohne Aufsicht nach Hause. Der Fuhrmann lag üb r eine Kette gebeugt tot aus dem Wagen. Derselbe war eine Stunde zuvor gesund von Nürtingen weggefahren. Die Todesur­sache ist noch nicht sesigestellt.

Ter Bauer Jakob Hahn von Malmsheim OA. Leonberg ist am Dienstag nachmittag beim Strohanfsetzen ans dem obersten Scheuernbooen infolge Ansgleitens ab­gestürzt, so daß er schwere innere Verletzungen erlitt und bewußtlos liegen blieb.

Tie Bewohner von Rottweil und Umgebung wurden Freitag früh durch ernen furchtbaren Knall, be­gleitet von erdbebenartigen Erscheinungen, erschreckt. In der Köln-Rottweiler Pulverfabrik war ein großer Pnlverbehälter explodiert. Sämtliche Fenster der Fabrik sind zersprungen. Sechs Arbeiter sind verletzt. Zwei Arbeiter haben im hiesigen Kranken­haus Aufnahme gefunden. Der ganze Umfang des Un­glücks ist zur Stunde noch nicht abznsehen.

JnHelvenfingen OA. Hetteicheim brannte die Doppcischeuer des Wagners Banzhaf und >eS Posthornwtns Rau vollständig nieder.

In Heutig Hofen am Bodensce brannte Wohnhaus und Stadel des Bauern Huber bis auf den Grund nie­der. Der Sohn des Huber wurde als der Brandstiftung verdächtig in Haft genommen.

KeriHtssaal.

Ländern i. Pfalz, 8. Nov. Oberleutnant Friedrich Röder des 17. bayerischen Infanterieregiments wurde in heutiger Kriegsgerichtssitzung wegen fahrlässigen Falscheides zu 9 Monaten Gefängnis sowie Dienstentlassung verurteilt. Röder hatte eidlich in Abrede gestellt, mit der Frau des Bürgermeisteradjunkten Schmitt, die von ihrem Mann aus Eifersucht erschossen woroen ist, in unerlaubtem Verkehr gestanden zu baben. Zu Gunsten des Angeklagten wuroe angenommen, daß er bei seiner V.rnehMung vor dem Untersuchungsrichter sehr aufgeregt gewesen sei. Beantragt waren 10 Jahre Zuchthaus, Ausstoßung ans dem Heere, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 2 Jahre und dauernde Eidesnnfähigkeit.

Ein gereizter Baler.

EineEmpfehlung an den Herrn Rektor", die der Arbeiter Klose in Eisleben dem Schulrektor sei- .ner Kinder überbringen ließ, bildete den Gegenstand einer ergötzlichen Straskammerverhandlung in Halle. Kloses Kinder kamen eines Tages gänzlich! ungewaschen in die Schule. Ten einen Knaben spülte sein resoluter Lehrer unter dem Brunnen ab und machte ihn so sauber. Das andere Kind ließ der Rektor, wie er erklärte, durch einen -erprobten Musterschüler" zu den Eltern znrücksühren ^ mit der Bestellung:Eine Empfehlung von dem Herrn Rektor und ob sie sich nicht schämten, den Jungen so ungewaschen in die Schule zu schicken." Ter Muster­knabe richtete das Kompliment sehr sorgfältig aus und machte daran aber aus eigener Entrüstung noch den Zu- ! satz,ob sie denn zu Hause Schweine wären". Das ! brachte Vater Klose sehr in Harnisch, und er gab dem Musterknaben das Kompliment an den Herrn Rektor auf, der Rektor möge doch in den Spiegel gucken, da. sehe er Schwein genug. Auch diese Botschaft übermittelte der Musterknabe mit peinlicher Genauigkeit. Ter Rektor strengte darauf Klage an. Das Schöffengericht in Eis- leben erkannte ans vierzehn Tage Gefängnis, die Straf­kammer in Halle ermäßigte jedoch das Urteil auf 21 Mark Geldstrafe, da Klose durch das Kompliment des Musterknaben schwer gereizt worden sei.

Italienische KijevöaHnfrerrden.

Dem in Mailand erscheinenden WitzblatteGuerin Meschino" entnimmt dieFranks. Ztg." eine gelungene« Satire über die italienischen Eisenbahnverhältnisse:

Im Bahnhof.

Ein Reisender (zu einent Bahnbeamten): ,Mest : Äser von diesen Zügen geht nach Turin?"