Oberrcalschule erlangen Geltung nur dann, wenn sie abgesehen vom .Hebräischen bis zum Ende des zweiten Semesters durch 'Ergänzungs-Prüfungen im Griechischen beziehungsweise im Lateinischen und Grie­chischen vervollständigt werden. Sb dann die etwa vorher auf der Universität verbrachten Semester zur Anrechnung gelangen, entscheidet im Einzelsall der Oberkirchenrat."

Diese Bestimmung deckt sich mit den in Preußen nnd anderen Bundesstaaten bestehenden vollständig.

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Konfessionelle Knochen. Ein mehr als seltsamer Friedhofsfall hat sich, so erzählt dieTeutsch-eoangel. Korresp.", kürzlich im Torfe Iussy bei Metz zugetragen. Zwischen Jussy und Sie. Rnffine wird zur Zeite eine Straße nach dem ans der Höhe von Gravelotte befind­lichen Fort gebaut. Bei den Erdarbeiten fand man in einem offenbar vergessenen Grabe Gebeine von Kriegern aus dem Jahre 1870. Und zwar hatten dort, nach den Uniformknöpsen zu schließen, ein fran­zösischer Infanterist und ein Prenße die letzte Ruhe gefunden. Neben den wenigen Ueberresten lagen noch einige Perlen eines Rosenkranzes nnd eine Heiligenmedaille. Ein Franzose, der sich während des Sommers in Jussy aufhält, hat nun die Gebeine ge­sammelt und den katholischen Pfarrer ersucht, sie auf dem Friedhof beisetzen zu lassen. Dieser aber hegte Beden­ken; denn der Preuße konnte ja ein Protestant sein, und dann: wie die gläubigen und die ungläubigen, die französischen nnd die deutschen Knochen voneinander schei­den?! So mußte an das Bistum geschrieben werden. Dieses entschied, es wäre vielleicht doch möglich, daß die Gebeine gläubigen Katholiken angehörten. Erst jetzt wurden die Ueberreste in einem Reihengrabe beigesetzt. Geschehen im 20. Jahrhundert im Reiche des Bischofs Benzler!

Tages-KHrsniL.

Berlin, 3. Aug. Laut Meldung derVoss. Ztg." aus Hamburg sino zwei Löhne des Kameruner Stammes­häuptlings Manga Bell dort eingetrosfen zum Besuch eines Gymnasiums. Tie Häuptlingssöhne haben bei dem nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Semler Wohn­ung genommen.

Köln, 3. Aüg. DieKöln. Volksztg." will aus mi­litärischen Kreisen erfahren haben, daß Fürst Bülvw beider im Anschlüsse an die Besichtigung des Uebungs- platzes in Wahn stattfindenden Parade dem Kaiser das Bonner Husarenregiment vorführen werde. Ter Kaiser beabsichtige den Reichskanzler bei dieser Gelegenheit zum Chef dieses Regiments zu ernennen. Das Blatt gibt die Meldung nur unter Vorbehalt wieder.

Königswinter, 3. Aug. Um das Publikum vor der Reichs-Fahrkarten st euer zu schützen, hat der In­haber der Lokal-Rheindampfer-Fahrt Königswinter-Bonn vom 1. August ab den Fahrpreis für die Strecke Königs- winter-Bonn, der bisher 60 Pfg. betrug, auf 50 Pfg. er­mäßigt, so daß die Passagiere nun 6 Pfg. profitieren. Diese geniale Tat ist zwar nichtpatriotisch "im Sinne der Reichstagsmehrheit, aber sie findet allenthalben be-' geisterten Beifall. Tie Fr. Z. bemerkt dazu: Tie Reichs­lagsmehrheit war bekanntlich ihrerseits sopatriotisch", daß sie für das Publikum die Fahrkartensteuer und für sich freie Fahrt beschloß.

Jena, 3. Aug. Das Bataillonskommando zog ans eingelegte Beschwerde die Soldaten, die an Stelle streiken­der Transportarbeiter getreten waren, zurück.

Essen, 3. Aug. Ter Bergbauverein ersuchte telegraphisch den in Herne weilenden Hopfenhändler Weil, der den Besuch der Geretteten aus Courriöres angekündigt halte, den Besuch zu unterlassen. Ter Füh­rer der Deputation aus Courriöres NenY ist heute Abend mit dem Dolmetscher Wybo und dem Maire Guil- gaut nach Frankreich zurMgereist. Tie beiden Pruvost und Dubois werden morgen gleichfalls äbfahren.

Frankfurt, 4. Aug. Tie Eisenbahndirektion hat vor kurzer Zeit eine eigene S eltersWasser- und Limonadefabrik eingerichtet, die den Bedarf für das gesamte Bahnpersonal liefert. Die dort beschäftigten Ar­beiter haben nun, seit 1. August die Arbeit nieder­gelegt, weil ihnen die versprochene Zulage nicht ausge­zahlt wurde. Tie Abgabe von Wasser und Limonaden an Bahubeamte mußte infolgedessen anr Freitag eingestellt werden.

Coburg. 3. Aug. Der Herzog hat anläßlich der Geburt eines Thronerben einen umfangreichen Amnestie­erlaß befohlen. Alle Strafen wegen Majestätsbeletdigung, Vergehen wider die Staatsgewalt und gegen die öffentliche Ordnung, Vergehen nach M 196 bis 197 des Strafgesetz­buches, gegen das Reichsgcfetz, über die Presse sowie alle polizeilichen Strafen bis zur Höhe von Mark 20 werden erlassen.

Eisenach, 3. Aug. Da nunmehr auch die Schmieds der Eisenacher Fahrzeugfabrik in den Ausstand getreten sind, ruht der gesamte;Bet rieb. Es feiern ca. 1400 Arbeiter.

Heidelberg, 3. Aug. Ne ck ar k anali sierun g. Bor einiger Zeit hat sich die hiesige Handelskammer, ge­stützt auf ein Gutachten von Prof. Maurer in Stuttgart, für die Kanalisierung des Neckars ausgesprochen. Das hat die Stadt veranlaßt, sich abermals an Prof. Baumeister in Karlsruhe zu wenden und ihn um Beurteilung des Maurer- fchen Gutachtens zu bitten. Prof Baumeister erklärte, er müsse dabei bleiben, daß die Kanalisierung den Interessen der Stadk zuwtderlaufe. Seine ästhetischen Bedenken halte er aufrecht und er könne sich dabei auf Maler Trübner, Geh.-Rat v. Oechelhäuser und Oberhofbaurat Ihne berufen. In hygienischer Beziehung wirke die Kanalisierung bedenk­lich, da aus dem fließenden Wasser ein stehendes würde. Was die Vorteile für die Industrie anbetreffe, so würden dieselben innerhalb des Gebietes der Stadt gering sein, ab­gesehen davon, daß die Unioersitäts- und Fremdenstadt Heidelberg es überhaupt nicht darauf anlegen sollte Indu­striestadt zu werden.

Konstautinovel, 3. Aug. Privatbriefen aus Philippopel zufolge sind dort Gerüchte verbreitet, daß

die Bulgaren für den 6. August in Phil'ppopel und anderen Orten allgemeine Angriffe gegen die Griechen vorbcreiten.

Eine gefährliche Schlafstelle haue sich ein unbekannter Mann an der Floßhafenschleuse in Mann­heim ausgesucht. Er fiel im Schlaf die steile Böschung hinab und ertrank. Die Persönlichkeit ist noch nicht fest­gestellt.

Bei der Ueberkletterung eines schwierigen Platten­hanges amKleinen Wilden" im Allgäu sind am Mittwoch der Kaufmann Willy Blenk aus Nürnberg und der Bäckermeisterssohn Müller von Oberstdorf ab­gestürzt und tätlich verunglückt. Ein dritter Tourist, der Kaufmann Max Wieland von Mannheim, war nicht am Seil und wurde glücklich gerettet. Aus München wird der Fr. Z. noch gemeldet: Die beiden Verunglück­ten zählten zu den besten Touristen des bayerischen All­gäus. Wieland wurde von der Rettungsexpedition au ei­ner Stelle gefunden, wo er weder vorwärts noch rück­wärts konnte. Ein Lehrer, der Mitglied der Rettungs­expedition war, ließ sich am Seile hinab, seilte sich ab und den Wieland an. Dieser wurde dann hinaufgezogen. Darauf ließ sich der Lehrer wieder emporziehH

Der Advokaturkandidat Dr. Kourad Hödel aus Judenburg ist bei einer in Gesellschaft seines Bru­ders unternommenen Tour auf den Man gart in den Julischen Alpen bei dem Versuch, eine neue Aufstiegroute über das Hochauge zu finden, 200 Meter tief äbgestürzt und blieb tot.

Unter dem Verdacht, einen Mordversuch an sei­ner geschiedenen Ehefrau verübt zu haben, wurde der in Leipzig wohnhafte 49 Jahre alte Eisenbahnassistent Adalbert Piatkiewicz aus Beudschen verhaftet.

Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich in Köln auf dem Hohenzollernring, wo au einer Straßen­kreuzung zwei Straßenbahnwagen mit voller Wucht auf- einanderstießen. Vier Fahrgäste und ein Schaffner wur­den teils schwer, teils leicht verletzt. Ein Straßenbahnfüh­rer erkannte die Gefahr, konnte aber trotz aller ange­wandten Bremsmittel nicht rechtzeitig den Wagen zum Stehen bringen. Beide Waggons wurden zertrümmert.

In Berlin ereignete sich ein schweres Unglück, bei dem ein Arbeiter sein Leben einbüßte und zwei Feuer­wehrleute, die ihm Hilfe bringen wollten, an Gasvergift­ung schwer erkrankten. In einem Eckhause der Sch iller­und Neuen Friedrichstraße, war die Heizungsanlage un­dicht geworden, weshalb der Maurermeister Augustin aus der Fehrbellinersträße 31 beauftragt wurde, einige Re­paraturen vorzunehmen. Dieser schickte seinen 19jähri- gen Sohn Kurt, der sich denn auch an die Arbeit machte. Er kroch in die Heizröhren Hinein, kehrte aber nicht zu­rück, weil er von den Gasen, die noch in den Röhren angesammelt waren, den Erstickungstod erlitten hatte. Man alarmierte die Feuerwehr, die in kurzer Zeit aus dem Depot Fischerbrücke anrückte. Zwei Feuerwehrleute machten sich an die Rettung des Verunglückten. Die Ret­ter mußten tief in die Röhre hineinkriechen, um den Kör­per des Augustin herauszubekommen. Als sie nach vie­ler Mühe den Verunglückten herausgeholt und auf den Hof geschafft hatten, mußten beide wegen Gasvergiftung ins Krankenhaus geschafft werden.

Der Bankier Hermann Kohn aus Hirschberg in Schlesien, der vor etwa acht Wochen nach Hinterlassung von Millionen-Berbindlichkeiten aus Hirschberg geflüch­tet und kürzlich in der Nähe von Leitmeritz aufgegriffen worden ist, wurde gefesselt eingeliefert, abends an der Grenzstation Grüutal der preußischen Gendarmerie über­geben und nach Hirschberg geschafft. Er hatte noch ei­nen großen Geldbetrag bei sich.

Großer Arand in der Mailänder Ausstellung.

Mailand, 3. Aug. Heute Morgen um vier Uhr brach in der Ausstellung der dekorativen Künste im Park Feuer aus, das dieses Gebäude sowie die Ar­chitektur-Abteilung so gut wie ganz zerstörte. Nur die englische und die japanische Sektioss sind erhalten; aus den anderen Sektionen konnte nichts gerettet werden. Be­sonders beklagenswert ist die Vernichtung der ungari­schen Abteilung, die sich durch Originalität und Geschmack auszeichnete. Um halb 6 Uhr war der 20 000- Quadratmeter große Brandplatz ein Trümmerhaufen; um 6 Uhr war das Feuer gelöscht. Deutschland ist wenig be­teiligt. Der Schaden wird aut sechs Millionen geschätzt. Fast alle Aussteller sind versichert. Die Ursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt; doch ist Kurzschluß ausgeschlossen.

Genauere Berechnungen ergeben für den Brand­schaden in der Ausstellung den Betrag von fünfzehn Millionen, wovon sechs auf Ungarn und neun auf Italien entfallen. Versichert ist meist bei italienischen, englischen und ungarischen Gesellschaften. Besonders be­dauernswert ist der Verlust wertvoller Teppische, Glas­fenster und Handschriften aus dem Archivschatz des Mai­länder Doms.

Der Ausschuß der Ausstellungskommission beschloß gemeinsamer Beratung mit dem Bürgermeister den so­fortigen Wiederaufbail der Galerie für de­korative Kunst und gab dabei der Hoffnung Aus­druck, daß alle Aussteller an der Wiedererrichtung dieses Teils der Ausstellung Mitwirken werden

Zur Lags in Auhland.

Aufruf ;um Zarenmord.

Die Voss. Ztg. meldet aus Genf. Hier wird eine in Paris gedruckte, französisch und italienisch abgefaßie Flu g- fchrifl verbreitet, die zur Ermordung des Zaren auffordert.

Die Ergänzung des Ministeriums.

Aus Sr. Petersburg meldet man der Voss. Ztg.: Bereits vorgestern sandte Stolypin die von ihm vorge- schlagerPn Ministerernennungen nach Peterhof, doch blieb die Bestätigung bis jetzt aus; dies wird dahin ge­deutet, daß der Zar die Bedenken gegen di- neuen Männer nicht überwinken kann.

Generalstreik in Petersburg?

Ter vom Petersburger Streikausschuß beschlossene Ge­neralstreik sollte Samstag um 12 llhr bei Gelegenheit der Neberführung der Leiche des ermordeten Duma ab ge­ordneten Herzenste in beginnen. In der Bevölke­rung herrscht große Erregung, Freitag Abend kam es 'zu Arbeiterunruhen und Zusammenstößen mit den Truppen. Die Zahl der Ausständigen wird auf 15 000 geschätzt.

Einbruch in eine Ba'hnstatron

In Dombrowa drangen fünf mst Revolvern be­waffnete Männer in die Stationskasse der Weichselbahn eili und zwangen den Kassenbeamten zur Herausgabe der Kassenbestände im Betrage von 1079 Rubel. Sie hin­terließen eine Quittung mit dem Stempel. ?. ?. 8.

Attentat.

Die Petersburger Telegrafenagentur meldet aus Sa­mara: Nach dem hiesigen Gouverneur wurde eine Bombe geschleudert, die diesem den Kopf und die Füße abrissen. Der Täter ist verhaftet.

Meut -ereiund Revolten.

In der alten Nylandkaserne in Helsingfors ent­stand eine Meuterei, wobei sowohl Salven, wie auch einzelne Schüsse abgegeben wurden. Die Kugeln fielen zum Teil auf die Straße. Die Verwundeten wurden in die Militärlazarette gebracht. Von Sveaborg wurden über 100 Verwundete eingesiefert. Der Führer der Auf­rührer, Leutnant Kahanskij, soll mit etwa 150 Mann an Bord des DampfersWyshel" geflüchtet sein, um sich dem Großfürsten Michael zu ergeben. Bei den Straßen- kämpfen in Helsingfors wurden 7 Personen getötet uni) 7 verwundet.

Der treu gebliebene Teil der Besatzung des Kreu­zersPemjat Asowa", der auf der Reede von Reval angekommen ist, gewann über die Meuterer die Ober­hand und bat um Infanterie zur Hilfeleistung. Die Mannschaft lieferte die an der Meuterei beteiligten et­wa 150 Mann den Behörden aus. Die Meuterer wur­den gelandet und verhaftet, die ganze Besatzung ent­waffnet. Mit dem Kreuzer trafen drei Offiziere ein, die von den Meuterern gefangen genommen worden wa­ren. Eiir Agitator wurde verhaftet.

Wie derWjestnik" meldet, ist das Torpedoboot 106, welches- sich geweigert, hatte, dem Panzerkreuzer Pamjat Asowa" zu folgen, nach Reval durchgebrochen. Die Mannschaften der übrigen Kriegsschiffe im Re- valer Hafen sind an Land ge gangen und haben im Walde Schutz gesucht. Den KreuzerAbrek" hat die Mannschaft am Ufer auflaufen lassen. Auf demPvs- peschin" hat die Besatzung die Heizung gelöscht..

Die Stationen der finlä irdischen Bahn von Petersburg bis Wiborg sowie das ganze Meeresufer sind mit Truppen besetzt.

AuS Helsingfors meldet die Petersburger Tel.- Ag.: Bei den letzten Unruhen auf den Inseln wurden 1 Oberst, 10 Soldaten und 3 Zivilisten getötet, 30 Perso­nen schwer und 40 leicht verletzt.

Aus MurLLnirSerg.

Dienstnachrichte«. lieber tragen. Je eine Lehrstelle an der !ath. Volksschule in Aa'.en dun Schullehrer Anion Braun in Rexingen. OA Horb, und dem Schullehrer Bernhard Höfer in Neu- dausen, OA. Ek'ingsn, eine Lehrstelle an der kalh. Volksschule in Oberkessach OA KünzOsan, dem SchulaintLvcrwcser August Schwai- bold in Aipirsback.

Befördert: Der Postassistent Egcrier b.i dcm Postamt Nr. 1 in Tübingen zum Poststkretär bet dem Postamt Nr 1 in Stuttgart.

Erteilt: Dem Oberamtssekretür Kraut b:i dun K- Oberamt Böblingen die nachgesuchie Entlassung aus dem Staaisdienst.

Eilt Mißtrauensvotum. Der Jungliberale Verein Stuttgart hat vor weuigeu Tagen in ei­ner Versammlung folgende Resolution angenommen:

Der jungliberale Verein Stuttgart spricht seine Befriedigung darüber aus, daß der Abg. Hieber als Ver­treter der württ. Nationalliberälen im Reichstag, im Gegensatz zu der bedauerlichen Haltung sei­ner Fraktion, gegen die verkehrshindernde Fahr- karteusteuer gestimmt hat; er erwartet Volt der württ. Regierung, daß sie entsprechend den Forderungen des modernen Verkehrs an der bewährten Einrichtung der Landeskarte grundsätzlich festhält und sich der Erhöhung der Ortsporti nicht anschließt."

Die Stuttgarter Handwerkskammer hielt am Freitag im Sitzungssaal des Landesgewerbemuseums in Anwesenheit des Regieruugsrats Dr. Bechtle als Ver­treter der Zentralstelle eine Vollversammlung ab. Im Bericht wies der Vorsitzende, Gemeinderat Rothen- höfer, darauf hin, daß das abgelaufene Jahr wegen der Reorganisation des Fortbildungsschulwesens beson­ders bedeutungsvoll gewesen sei. Für die langersehnte Reform, durch welche unser Fortbildungsschulwesen wie­der an die Spitze trete und die eine tüchtige Ausbild­ung des gewerblichen Nachwuchses gewährleiste, verdiene die Regierung und nicht minder auch die Ständekammer den Dank des Handwerks. Eine der Hauptarbeiten der Kammer bildete im vergangenen Jahr die Regelung des Lehrlingswesens. Es wurde in dieser Beziehung vom Vorsitzenden namentlich beklagt, daß die Handwerksmei­ster, welche ihre eigenen Söhne ins Geschäft nehmen, es vielfach unterlassen, dieselben zur Lehrlingsrolle an­zumelden; von 12 von der Kammer gestellten Straf­anträgen bezogen sich nicht weniger als 6 auf Lehr­lingsväter wegen solcher Unterlassungen. Die Tä­tigkeit der Beauftragten sei auch im vergangenen Jahre wieder eine mühevolle, aber auch erfolgreiche ge­wesen; die Berichte derselben über den Verkehr mit den Behörden lauten durchweg günstig. Von 1936 in der Liste geführten Lehrlingen haben sich etwa 80 Prozent, etwas weniger als im Vorjahr, der Gesellenprüf­ung unterzogen; es zeigte sich aber, daß her Wert der Gesellenprüfungen in immer weiteren Kreisen geschätzt und anerkannt wird. Ein erfreulicher Fortschritt ist auch bei den Meisterprüfungen zu verzeichnen, an welchen sich Heuer 294 Handwerker, gegen 152 im Vor­jahr, beteiligt haben; das Hauptkontingent stellten hier­bei wieder Stuttgart und die größeren Städte, während die Landhandwerker unverhältnismäßig zurück­stehen. Von letzteren halten viele noch eine Buch-