deutsche S ch u tz t r n p p e n s o l d at e n die rote Flagge gehißt haben nnd den Abgeordneten Bebel hochleben ließen. Diese Mitteilung stammt von ganz zuverlässiger Seite, nämlich von einem Offizier der Schutztruppe selbst. Was die Untersuchung ergeben hat, falls eine solche eingeleitet worden ist, ist uns unbekannt.

Ans einem Soldatenbrief, der in Windhuk am 13. Mai geschrieben sei, zitiert dieKölnische Volkszeitung" eine auffallende Stelle, wonachwieder drei zum Tod verurteilt" wurden, und zwar zwei aus der Kolonne des Brieffchreibers. Weshalb die Leute zum Tod verurteilt worden seien, sagt der Briefschreiber leider nicht; und das Wörtchenwieder" scheint überdies daraus hinzudeuten, daß diese drei Urteile nicht die ersten ihrer Art sind. Was ist also vorgegangen? Um geringfügiger Dinge willen vpfert man doch keine Menschenleben, selbst nicht unter den Ausnahmeparagraphen des Kriegsrechts!

Kages-GHrotttS.

Berlin, 21. Juni. Aus Lübeck wird dem Lokal- Anzeiger gemeldet: Der Senat hat die offizielle Mitteilung erhalten, daß das englische K a n a l g e s ch w ad e r auf keiner Uebungsfahrt in der Ostsee Mitte Augnst mehrere Tage in der Lübecker Bucht vor Travemünde sich aufhalten wird. Die Zahl der Schiffe einschließlich der Transpor>schiffe wird etwa 100 betrogen.

Berlin, 21. Juni. Aus Wien wird dem Berl. Tagebl. berichtet: In Arbeitskreisen verlautet, daß der dre i- tägigeStreik für Wien und Umgebung schon heute oder morgen ins Werk gesetzt wird. Man befürchtet, dH die Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln ins Sto­cken gerät. Heute wurde der Wiener Schlachthofmarkt mit den Stationen drr zum Markt führenden Bahn mit Militär besetzt.

Hamburg, 21. Juni. Die Amerikalinie will für ihre Kohlenarbeiter eine Zwangsspar- und Unterstützungskasse einführen. Tie Kohlenarbei­ter lehnten dies ab, die Amerikalinie besteht aber aus ih­ren Willen. Alle Kohlenarbeiter erklärten sich in einer Versammlung mit den Kohlenarbeitern der Amerikalinic solidarisch und wollen ev. in den Kampf mit eintreten.

Essen, 21. Juni. Ter Besuch der 600 frauzö- schen Bergleute im Ruhrbezirk wurde definitiv bis zum Sepetmber verschoben. Der Besuch war in den letzten Tagen der Gegenstand eifriger Erörterungen der politischen Behörde.

München, 21. Juni. In sämtlichen katholischen P s ar rdekanat e n Bayerns wird nach dem bayerischen Kurier" zur Zeit ein Protest gegen die Simultanschule zur Unterzeichnug ln Umlauf gesetzt, der dann osm Episkopat übermittelt werden soll. Es ist also der gesamte Klerus, der sich in dem Protest vereinigt.

Paris, 21. Juni Die Deputierrenkammer hat mit 410 gegen 87 Stimmen eine Tagesordnung ange­nommen, in welcher sie ihr Vertrauen zur Regier­ung ausspricht und erklärt, sie rechne auf die Festigkeit der Regierung bezüglich der Verwirklichung der Reformen in demokratischem Sinne weitesten Maßes.

Paris, 21. Juni. Aus Algier wird berichtet, daß daselbst heute Morgen der von Hamburg kommende deut­sche Dampfer .Kanzler", an besten Bord sich 21 Offi­ziere und 140 Mannschaften der deutschen Kriegsflotte befinden, eintreffen werde. Auf Ansuchen des deutschen Konsulates hat die Militärbehörde die Erlaubnis erteilt, daß die deutschen Soldaten m Uniform an Land gehen dürfen. Der Truppentransport ist für Deutsch-Ostafrika bestimmt.

London» 21. Juni. Die Vertreter der deut­schen Presse besichtigten heute die Wcstminsterabtet unter Führung des Dechanten und besuchten dann die Häuser der Parlamente, sowie andere Sehenswürdigkeiten, darunter die Westminsterhalle. Sodann nahmen sie in Gesellschaft des Präsidenten wer Handelskammer Lord George, und des UnterstaaUftkretäis Chur ch il l, sowie mehrerer Unterhaus- Mitglieder ras Frühstück ein. Die Redakteure waren sodann beim Krtegsmtnister Hal1>aue zum Tee und verweilten auf der Terrasse des Parlaments vor Beginn der S tzung. Nachmittags wurden die deutschen Pressevertreter vom deut­schen Botschafter empfangen.

London, 22. Juni. Das heutige Bankett, das offiziell der Höhepunkt der Journalistenreise ist, verlief ausgezeichnet. Die Reden des Lord-Kanzlers und des deutschen Botschafters gefielen sehr der über­wiegend englischen Festversammlung. Hervorragend war die Rede Dr. Barths und Prof. W a ldstein s, der dem deutschen Idealismus großes Lob gab. Sein Ausspruch-, daß Ideen mehr wirken als die unmittelbaren Fragen, traf die Wahrheit, und kennzeichnet die Situation. Wald­stein, Professor in Cambridge, sprach deutsch.

Dronrheim, 21. Juni. Nach dem Eintreffen des deutschen PanzersPrinz Adelbcrt" stattete König Haakon dem Prinzen Heinrich an Bord des Kriegsschiffes einen viertelstündigen Besuch ab, worauf PrtnsHeinrich mit Gefolge an Land ging, wo er an der Landungsbrücke von dem Könige empfangen wurde. Sodann fuhren beide nach dem Schlöffe, wo der Prinz sich eine Viertelstunde aufhiclt. Auf dem Hin- und Rückwege zum Schlosse wurde Prinz Heinrich von einer großen Menge mit lebhaften Hurrahrufen begrüßt.

Christians«, 21. Juni. Die internationale Eisenbahnkonferenz ist heute geschlossen worden. In der heutigen Sitzung wurde über die Verlängerung der Gültigkeitsdauer von Rundreisefahrscheinen und über Maßnahmen verhandelt, die aus Anlaß der deutschen Fahrkarten st euer getroffen werden müssen, wodurch den übrigen Ländern die Aufgabe erwächst, für Deutschland Steuern einzutreiben. Die nächste Konfe­renz findet im Januar 1907 in Brüssel statt.

Tientsin, 21. Juni. Die chinesische Regier­ung plant, nach der Rückkehr der nach Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika gesandten Studienkommis­sion den gesamtenPo st betrieb selbst zu übernehmen, wobei die fremden Postämter ausgeschaltet würden.

Aus fürchterliche Weise verunglückte in Mannheim in der Gießerei der Strebelwerke (vorm. R. O. Meyer) der 18 Jahre alte Arbeiter Franz Marsch aus Bür­

stadt bei Worms. Ein mit 15 Ztr. flüssiges Eisen ge- I füllter Behälter wurde mit einem Aufzug emporgezogen, i Marsch geriet dabei in die Kette, der Kessel kippte um und die glühend flüssige Masse ergoß sich herab. Schwer verbrannt wurde Marsch ins Allg. Krankenhaus verbracht, wo er starb.

In der Dampfmühle von Heinrich Bruck in Leob- schütz brach nachts Feuer aus. Das Mühlengebäude brannte nieder. Der Schaden beläuft sich auf etwa hfl Million Mark, ist aber durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache ist unbekannt.

In Ebelgünde bei Rathenow (Brandenburg) sind Mittwoch Nachmittag zwei 10 und 8 Jahre alte Kinder eines Arbeiterehepaares, die sich in Abwesenheit der Eltern am Feuerherde zu schaffen machten und Petro­leum in das Feuer schütteten, bei lebendigem Leibe verbrannt.

Donnerstag Mittag brach in der Pasewalker Straße in Ferdinandshof bei Pasewalk (Pommern) Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit verbreitete, sodaß be­reits nach zwei Stunden 25 Wohnhäuser und 30 bis 40 Nebengebäude nieder gebrannt waren, ohne daß es gelungen wäre, der Fenersbrunst Einhalt zu tun.

Die Polizei in Hamburg entdeckte in der Son- uinstraße eine Falsch münz er werkstätte, in der falsche 1- und 2-Markstücke hergestellt wurden.

A. H. Ueltzeu, Inhaber der Hammonia-Fahrradwerke in Hamb u r g ist unter Mitnahme flüssig gemachter Bar­mittel von etwa 100 000 Mk. unbekannt wohin ab- ger ei st. Es ist das Konkursverfahren einge­leitet. Die Passiva betragen, über 500 000, In der Masse liegen etwa achtzig Prozent.

Auf dem Bahnhof von Argentenil bei Paris traf ein Militärzug ein. Zwei Offiziere, die Leutnants Gilmann und Mageau, betraten das Geleise, als Plötz­lich ein Nachtzug einfuhr. Gilmann wurde getötet, der andere Offizier schwer verletzt.

Lloyds Agency" meldet aus Dover: Der Scho­nerBertha", von Rio de Janeiro nach Hamburg unterwegs, sank bei South Goodwin infolge Zu­sammenstoßes mit dem von Rotterdam kommenden DampferAmerican". Nur der Sohn des Kapitäns Nor- holm wurde gerettet. Acht Mann sind, wie man glaubt, ertrunken.

Aus London wird der Bossischen Ztg. gemeldet: Gestern vormittag verhaftete die Polizei vier Fra neu­st im m r ech tler in ne n, die vor dem Palais des S ch a tz- kanzlers mit Standarten auf- und abmarschierten und die Hausglocke zu ziehen drohten. Die Verhafteten, unter denen sich Miß Kelley befindet, erschienen nachmittags vor deni Polizeirichter.

Infolge starker Regengüsse trat in Sonduldak am Schwarzen Meere eine U e b er s ch w e mm nn g ein. Die Kohlengruben wurden unter Wasser gesetzt. Zahlreiche Häuser, sowie eine Kirche stürzten ein, Brücken wurden fortgerissen. Ungefähr 4 0 Personen, zumeist Bergleute fanden den Tod. Zahlreiche Personen werden vermißt. Auch in Smyrna und Guemleik rich­tete das Hochwasser an den Wei '.bergen großen Schaden an.

Jur Lage in AußLrmd.

Sturm in der Duma.

In der Duma teilte Donnerstag der Berichterstatter der Kommission zur Ausarbeitung einer Geschäftsordnung Mit, daß er Briefe aus London und Paris erhalten habe, in denen den russischen Abgeordneten der Vor­schlag gemacht wird, eine parlamentarische Gruppe, die für die internationalen Schiedsgerichte eintritt, zu bilden. Tie Duma nahm den Vorschlag unter Beifallskundgeb­ungen einstimmig an. Hierauf ergriff der Justizmini­ster das Wort, und die Duma hörte seinen Ausführungen mit tiefem Schweigen zu. Der Minister des Innern, Stolypin, der nach ihm sprach, erklärte:Wenn ich auch zugebe, daß einige ungesetzliche Akte der Polizei zur Last fallen, so lieben doch alle Beamten ihr Vaterland. Die Polizei erfüllt ihre Pflicht; während der Unruhen sind allein 288 Polizeibeamte ge­tötet und 388 verwundet worden." Der Minister schloß seine Rede mit den Worten: die Regierung werde Han­deln, wie eine Schildwache, die ihr altes Gewehr nicht fortwerfen darf, bevor sie ein neues erhalten hat. (Pfeifen und Gelächter. Rufe:Ge­nug!" Es herrscht große Aufregung). Hrussof, früher Gehilfe des Ministers des Innern, erwiderte dem Mini­ster Stolypin und führte aus, die Metzeleien würden im­mer von geheimen Kräften organisiert. Mehrere Redner ner hielten darauf heftige Reden. Diese veranlaßten lärmende Rufe:Nieder mit der Regierung!" Nach diesen Reden ergriff unter fortwährenden Rufen: Entlassung nehmen!" nochmals der Minister des Innern das Wort und sagte:Ich werde mich durch Ihr Lärmen nicht irre machen laffen; ich habe ein gutes Gewissen!" (Anhaltender Lärm.) , Die Minister verlie­ßen unter Zurufen:Mörder! Mörder!" den Saal. Der Präsident hob darauf die Sitzung für eine Stunde auf.

Militärunruhe n.

DieNowoje Wremja" meldet aus Sewastopol, daß in dem 1- Bataillon der Festungsartillerie eine Gärung ausgebrochen sei. Einige Untenniliräre verweigerten den Gehorsam und infolgedessen wurde das ganze Bataillon entwaffnet nnd eine Untersuchung eingeleitet Hierauf erklärte sich das 2. Bataillon mit dem 1. Bataillon solidarisch und besetzte die nördlichen Küstenbatlerien, kehrte aber, als e» von Infanterie rings eingeschloffen wurde, wieder in oie Kaserne zurück. Wie demWadzmy Wjek" aus Rjäsan gemeldet wird, isi auch tn dem dortigen Truppenlager eine Gärung im Regimsnte Bolschow ausgebrochen. Die Soldaten feuerten einige Schüsse in die Luft ab. Die Of­fiziere waren gezwungen, das Lager zu verlassen. In der Nacht wurde das Zeughaus eingeäschert. Die Sol­daten weigerten sich, Wache zu beziehen. Die Zeitung Duma" berichtet, die von vier Kompanien des jetzt in , Petersburg stehenden Regimentes Viborg gestellten , Forderungen seien erfüllt worden, worauf die Mannschaften ' den eingestellten Wachdienst wieder aufnahmrn.Slowo"

meldet aus Riga man 20. ds, die Lage in Livland, beson­ders im Kreise Walk, sei höchst beunruhigend.

Dem Verdienste seine Krone.

Der Hilssveretn der deutschen Iude n er­hält das nachfolgende Telegramm: Bjelostok, 21. Juni, 7 Uhr Vorm. Scheremetjew, der Polizeidirektor, der den Pogrom organisiert und dann geleitet hat, wurde im Range befördert. Die Panik bricht unter diesen Umständen von neuem aus. De Einwohner ver­lassen in Mengen die Siadt.

Mürtt. Landtag.

Ttnttgart, 21. Juni. Kammer der Abgeordneten. Die Beratung der Gerichtskostenordnung dauert wesentlich länger, als man in Aussicht genommen hatte. Man konnte zwar heute eine wesentlich größere Anzahl von Paragraphen erledigen als in den letzten zwei Tagen, aber man wird doch noch die ganze Woche dazu brauchen, bis man mit dem Gesetzentwurf zu Ende ist. Es liegt in der Natur der Sache, daß es die Juristen des Hauses sind, welche die Debatten führen. Der Verhandlungsgegenstand ist außer ordentlich trocken und bildet außerordentlich wenig allge­meines Interesse. Der Berichterstatter muß sich daher im Wcs-ntlichen daraus beschränken, den äußeren Gang der Verhandlungen zu skizzieren. Der erste Abschnitt des Ge­setzes (bis zu Art. 29), über den Mzepras. Dr. v. Kiene berichtete, wurde ohne wesentliche Debatten erledigt; die Abschnitte 2 5 wurden zurückgestellt, weil der KommissioM- bericht noch nicht im Druck erschienen ist. Ueber die Ab­schnitte 6 und 7 ist Remtold-Aalen Berichterstatter. Den größten Teil der Sitzung nahm die Erörterung über Art. 63 (Gebühren tn Handelssachen) in Anspruch. Man kam schließlich zu dem Ergebnis, den Regierungsentwurf mit ge­ringen Abänderungen wiederherzustellen. Der Entwurf setzt einen Rahmen fest, dessen Anwendung dem freien richterlichen Ermessen anhetmgegeben ist und wobei neben der Steuer- leistung auch andere bedeutungsvolle Momente, besonders Wichtigkeit des Gegenstands, Nutzen der Eintragung, Mühe der Prüfung und Eintragung tn ihren mehr oder weniger großen Verschiedenheiten in Rücksicht genommen werden können. Dabei wird zu Grunde gelegt, daß im allgemeinen das mittlere Maß für diejenigen Fälle zutreffend sei, bei welchen besondere Gründe weder für eine niedrigere, noch für eine höhere Bemessung sprechen. Morgen wird die Beratung fortgesetzt.

Aus ZSürttemöerg.

Dieustnachrichte«. Ernannt: Auf die katholische, im Pa­tronat der Krone bkfiiitltche Pfarrei Unterkirchberg, Dek. Wiblingen, den Pfarrer Franz in Deißlingen, Dekanats Rottweil.

U eberlragen: Die evangelischen Pfarreien: Frankenbach. Dek. Heilbronn, dem Pfarrer Majer in H.ngstfeld, Dek. Vlauselden; Remmingsheim. De'. Tübingen, dem Pfarrer Weiß tn Neipperg. Dek. Brackenheim -, Ehninqen, Dek Böblingen, dem Pfarrer Bendel in Altheim, Dek Ulm; Neuneck, Dek. Freudenstaor, dem Pfarrvei- wcser Wilhelm Ziemsfeu in Schöntal, Dek. Künzelsau. Bon der kath. Obcrschulbehörde am 19 d. M die Lehrstelle au der kath Volksschule in Böhringen, OA. Rottwcil, dem SchulamtSveiweser Ernst Graf in Geislingen. OA. Balingen; eine Lehrstelle an der kath Volksschule in Lauchheim, OA Ellwangei,, unter Enthebung des Schullehrers Marlin Stütz in Diibach vom Antritt dieser Stelle dem Schulamts- Verweser Franz Xaver Christ in Langeuschemmern; eine L hrstelle an der kath. Volksschule in Munderkingen, OA Ehingen, dem Schullehrer Franz Xaver Dannecker in Oberdoif. OA Bibei ach.

In den Ruhestand versetzt: Der evangelische Pfarrer Dolde in Hohengehren. Dek. Schorndorf.

Zur Gemeindeordnuug. Der Bericht der Kom­mission der Kammer der Standesherren für Gegen­stände der inneren Vermattung zu den abweichenden Be­schlüssen der Kammer der Abgeordneten zn dem Ent­wurf einer Gemeind eord nung liegt jetzt gedruckt vor. Er ist erstattet von Staatsrat v. Kern. Wer da­mit gerechnet hat, daß die Erste Kammer dem Stand­punkt des anderen Hauses wesentliche Zugeständnisse ma­chen würde, sieht sich bitter enttäuscht; von Entgegen­kommen ist in den Beschlüssen der Kommission recht wenig zu spüren. So beharrt z. B. in Art. 40 (Ab­schaffung der Lebenslänglichkeit des Ortsvorsteheramts) die Kommission auf dem früheren Beschluß, der die Rückwirkung der Abschaffung der Lebenslänglichkeit des Ortsvorsteheramts, abgesehen von dem Fall der sich freiwillig einer Neuwahl unterziehenden Ortsvorsteher allgemein ausschließt, während die Zweite Kammer wünscht, daß die Amtszeit aller nach dem 1. Januar 1905 gewählten, zur Zeit des Inkrafttretens des Art. 40 im Amt befindlichen Ortsvorsteher mit dem Ablauf von 10 Jahren enden würde. Die Kommission glaubt, daß die im anderen Hause mit 54 gegen 14 Stimmen beschlos­sen partielle Rückwirkung entschieden und grundsätzlich gegen die Forderungen der materiellen Gerechtigkeit und Billigkeit verstoßen und ein bedenkliches Präjudiz für die Zukunft schaffen würde. Eine weitere erhebliche sach­liche Differenz ist im Art. 40 n (Bestätigung der Orts­vorsteherwahl) zu Tage getreten. Hier hat die Zweite Kammer mit 54 gegen 16 Stimmen bei 2 Stimmenthalt­ungen beschlossen:

Hat ein unmittelbar nach Ablauf der ersten oder einer späteren Wahlperiode Wiedergewählter mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen auf sich ver- » einigt, so darf die Bestätigung nur versagt werden, wenn sich der Disziplinarhof für Körperschaftsbeamte in der vollen Besetzung von 7 Mitgliedern dahin ausgesprochen hat, daß Gründe gegen ihn vorliegcn, welche seine Entfernung vom Amt im Disziplinarwch nach den Bestimmuugen des gegenwärtigen Gesetzes oder seine Amtsenthebung auf Grund des Art. 1 Ziff- 1 des Gesetzes vom 25. Juni 1894, betr. die Amts­enthebung dienstunfähiger Körperschaftsbeamten vorn Amt rechtfertigen würden, oder daun, wenn das Mi­nisterium des Innern ausgesprochen hat, daß die Ge­meindeverwaltung oder die dem Ortsvorsteher gesetz­lich übertragenen Geschäfte infolge der bisherigen Amtsführung des Wiedergewählten not gelitten haben."

Tie Kommission der Ersten Kammer sagt statt dessen im Schlußsatz:

wenn das Ministerium des Innern unter Be­rufung von Tatsachen die Annahme für be­gründet erklärt hat, daß hie Gemeindeverwaltung oder