Der krele büiwsrMZIller
Wlübaüö? Zugiger unü Iggeölatt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
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telekon Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
Verkündigunzsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
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Zlc. 13S.
Movtag, den 18. Juni
1ö«6.
Aeutjtye Wereine für naturgemäße Keitwrile.
6. 6. Tie Bundesversammlung der deutschen Vereine für naturgemäße Heil weise, vereinigte an den Pfingstfeierragen in Weißensels a. S. 160 Delegierte (darunter vier von Württemberg) und zahlreiche Gäste aus allen deutschen Gauen. Auch Vertreter von der Schweiz und Oesterreich Maren erschienen
Am Samstag Nachmittag fand von 2—8 Uhr die Beiratssitzung statt, an die sich ein Begrüßungsabend im großen Saal des „goldenen Hirsch" anschloß. Der Vorstand des Weißenfelser Vereins, Lehrer Küster hielt die Festrede. Von den Gästen sprachen Bundespräsident Braun und Leube-Gera. sonntags früh 6 Uhr erfolgte die Besichtigung der Schrebergärten und des Licht-Lustba- des des Weißenfelser Vereins, welche Einrichtungen allgemeine vollste Anerkennung fanden.
Um 9 Uhr begannen die Verhandlungen des Bundestags, welche, von einem gemeinschaftl. Mittagsmahl unterbrochen bis abends 7 Uhr dauerten. Auch am Pfingstmontag dauerte die Sitzung acht Stunden. Nach Erstattung des Geschäftsberichts durch Braun-Berlin und des Berichts des Bundes-Ausschusses, durch Leube-Gera, sprach Bundesred. Gerling über das Thema „Unsere Stellung zu verwandten und gegnerischen Bestrebungen", wobei er ausführte, daß der offene Kampf gegen die Naturheilkunde nachgelassen habe, da man sich einer sesten Organisation gegenüber sehe, aber er gehe fort im Geheimen; allerdings mehr von „einzelnen Personen" ausgehend. Wir befänden uns in einer Zeit der Reformen. Tie Aerzte hätten unsere Grundsätze vielfach theoretisch acceptiert und würden nur den Vorwurf erheben, oaß wir sie durch Laien ersetzen wollten. Dem sei nicht so; Aerzte und Praktiker seien uns gleich willkommen, wenn sie nach unserem Prinzip behandeln. Wir predigen die Gesundheit. Demgemäß wollen wir hygienisch leben und den Aerzten die Wege ebnen, damit sie zu uns kommen können. Nach Erledigung verschiedener Anträge sprach Nachmittags Redakteur Schirrmeister über: „Wie organisieren wir unsere Bewegung, so daß sie dauernde Erfolge erringen kann". Er hob namentlich hervor, was wir unabänderlich und mit Nachdruck anstreben sollten, so die Ausbildung der Mitglieder in den Anwendnngsformen unseres Heilverfahrens, Errichtung öffentlicher Bade-Anstalten, Licht-, Luft- und Sonnenparks, Schrebergärten, Spielplätze, Ausbildung der Diakonissinnen etc. Auch müsse man darnach streben, daß Unsere Anhänger in Reichs- und Landtag, in den Städte- verwaltnngen etc. vertreten seien und unsere Sache verfechten. Ausgabe des Bundes in nächster Zeit sei es die Errichtung von Ambul atorj en, Kr a nk e n h äus er n nach der Naturheilmethode, Naturheilstätten in
Gefahr volle Woge.
Roman von Ewald August König. 15
„Immer fleißig, Madame," sagte der Kammerdiener eintre- tend, und seine sonst so kühle und gemessene Stimme hatte jetzt einen freundlichen, vertraulichen Klang; „Ihre Hände müssen immer tätig sein, sie ruhen nimmer."
„Nur am Sonntag," nickte sie, ihn mit einem wohlwollenden Lächeln begrüßend; „wenn ich nicht mehr arbeiten könnte, möchte ich auch nicht mehr leben."
Der Verwalter war erwacht, er rieb den Schlaf ans den Angen und nickte dem Kammerdiener freundlich zu.
„Nehmen Sie Platz, Gottfried," sagte er, „ich Habemir schon gedacht, daß Sie erst nach der Tafel abkommen könnten."
„Sie sagten mir heute morgen, Sie hätten mir unter vier Augen eine wichtige Mitteilung zu machen."
„Und das ist die Wahrheit. Meine Frau weiß das Geheimnis schon, sie plaudert nicht, wir können uns ans sie verlassen. Der Herr Baron hat mir geschrieben, er wird in einigen Tagen hier sein."
In den Augen Gottfrieds leuchtete es freudig auf, er wollte von seinem Sitz emporspringen, aber Wurzel legte seine breite Hand ans den Arm des Kammerdieners und hielt ihn zurück.
„Ruhig Blut!" fuhr der Verwalter warnend fort. „Wir müssen unsere Freude geheim halten, denn außer uns Heiden soll niemand etwas von dieser Heimkehr erfahren, so hat eS der Herr Baron ausdrücklich befohlen. Er ist augenblicklich noch in London, den Tag seiner Ankunft kann er nicht bestimmen, er will auch von der Bahn nicht abgeholt werden, wir beide sollen heimlich unsere Vorkehrungen treffen, damit er sein Zimmer gelüftet und in Ordnung findet. Er will die Gnädige überraschen, so denke ich mir; wie sie dann ihn empfängt, das wird für das fernere Verhältnis zwischen beiden maßgebend sein.
„Er hofft also noch immer?"fragte Gottfried mit bedauernder Miene das Haupt wiegend.
„Es scheint so. und ich finde da» natürlich, er ist nun einmal an die Frau gefesselt, und sie ist die Mutter seines Kindes."
„Aber er liebt sie nicht, er hat sie nie geliebt!"
„Es gibt viele Ehen, die nicht ans Liebe geschloffen wurden und dennoch erträglich sind," sagte Wurzel ruhig, „wenn beide Gotten ihre Pflichten erfüllen und sich ineinander finden ..
die Wege zu leiten. Um die Mittel hiezu anfzubringen, verwies er ans die Opferwilligkeit der Agrarier und die großartigen Erfolge der „Kolonie Eden" und der „Berliner Beamtenwohnungsgenossenschaft", die auch sehr klein angefangen und empfehle die Errichtung einer Bnndes- sparkasse. Die Depositen, welche bei den Großbanken eingelegt würden, unterstützten nur die Trusts, die unseren Zielen entgegen seien. Sein Vortrag klang aus in den Worten: „Auch wir müssen daher noch viel mehr leisten, um unserem Ziele immer näher zu kommen: dieMensch- heit glücklicher zu machen."
Der Vorsitzende erklärte unter lebhafter Zustimmung aller Anwesenden, er glaube, daß wir mit der vollendeten Rede Schirrmeisters den Höhepunkt der heutigen Bundesversammlung erreicht hätten. Tatsächlich nahm die Versammlung, nachdem auch Dr. Ziegelroth für die „Errichtung eines Krankenhauses für Naturheilmethode" gesprochen hatte, die Resolutionen „Schlesische Gruppe und Scholto" an, wodurch ein M a r k- stein in der Entwicklung der Naturheilkunde gesetzt wurde.
Zur Beschaffung weiterer, diesbezüglicher Mittel wurde die Bundcssteuer um 10 Pfg. erhöht, Was ca. Mk. 13 000.— (131,900 Mitglieder) ergibt. Ebenso sollen alle 3 Jahre 5 Pfg. (— 7000 Mk.) zur Deckung der Kosten der Bundesversammlung erhoben werden.
Der zweite Tag brachte eine heftige Debatte zwischen Gerling und den Naturheilkundigen, welche einseitige Standesinteressen vertraten. Gerling sagte: „Nicht die Natnrheilkundigen, sondern die Gesundheitspflege sei die Parole des Bundes; er sei nicht gegen die Natur- ärzte, wohl aber für jeden, selbändigen Arzt, der unsere Bewegung unterstütze. Nicht die Verhältnisse die Menschen (ihre Willensschwäche) müßten wir ändern, dann würden auch die Verhältnisse anders. Schirrmeister weist die persönlichen Angriffe von Scholta und Wolf gegen Gerling zurück und hebt seine ungeheuren Verdienste um die Sache hervor. Es werden mit großer Begeisterung wiedergewählt:.Braun-Berlin als 1. Vorsitzender, Köhler-Berlin als 2. Vorsitzender, Gerling-Oranienburg als Bundesredakteur, Leube-Gera bleibt Vorsitzender des Bundes-Ausschusses.
Nachdem noch die Mitglieder des Bundesvorstandes gewählt und Hambur g, als Ort der Bundesversammlung 1909 bestimmt wurde, schloß der Vorsitzende mit Worten des Dankes für die gastfreundschaftliche Aufnahme in Weißenfels und an die Delegierten für ihr ausdauerndes, arbeitssreudiges Mitwirken zur Förderung unserer edlen Ziele.
ArmLjchsL.
Eine Ausdehnung des Begriffs der Majestätsbeleidigung, der auf das allerentschiedenste wi-
„Jch glaube nicht, daß dies hier jemals geschehen wird. Wenn auch die Baronin den redlichen Willen hatte, so stehen doch ihre Verwandten zwischen ihr nnd ihrem Gatten; sie werde» nicht müde, sie gegen ihn anfziihetzen, denn sie selbst haben ja den Vorteil davon. Und namentlich jetzt, nach dem schmachvollen Ende ihres Vaters. Ihr Bruder hat sich schon bei ihr eingenistet, er will fortan hier wohnen, »nd wo er ist, da ist auch der Onkel, die beide» Schmarotzer sind ja unzertrennlich."
„Ja, wenn diese Verwandten nicht wären!" sagte die Verwalterin mit einem tiefen Seufzer. „Der Baron hat sie nie leiden mögen, und das Kind wird auch durch sie verdorben Wenn die gnädige Frau sich etwas mehr mit dem Kinde beschäftigen wollte! Sie liebt es so wenig, wie ihren Mann."
„Das sind Angelegenheiten, in die wir uns nicht hineinmischen dürfen!" unterbrach ihr Gatte sie, der inzwischen eine kurze Tabakspfeife angezündet hatte und nun mächtige Rauchwolken vor sich hinblies.
„Wenn ich den Herren Wallendorf den Aufenthalt hier verbieten könnte, bei Gott, es sollte mir eine Freude sein, ihnen zu zeigen, wo der Zinimermann das Loch gelassen hat. Aber dazu habeich keine Vollmacht: was im Schlosse vorgeht, kümmert mich nicht, ich darf nur beobachten und dem Herrn Baron Mitteilung machen.
Ich habe mich schon gefragt, ob ich unter den jetzigen Um- ständen nicht der Baronin die Rückkehr ihres Gatten verraten solle, damit sie ihre Verwandten veranlassen könne, sich wenigstens am Tage seiner Ankunft fernzuhalten, aber ich wage das nicht."
„Und der Zweck würde auch nicht erreicht werden," fiel Gottfried ihm in die Rede.
„Kommt der Aerger nicht heute, so kommt er doch morgen, er bleibt auch unserem Herrn nicht erspart, die Gnädige ist noch immer so trotzig und herrschsüchtig wie früher; sie nimmt keine Rücksichten, wenn auch die Welt darüber unterginge. Besser, der Herr Baron sieht in der ersten Stunde, wie die Dinge hier liegen, als daß ihm das Gift tropfenweise zugemessen wird!"
„Dann wäre das beste, er ließe sich scheiden," fuhr Wurzel fort, „denn so wie es vor seiner Abreise war, kann es nicht weitergehen. Wir müssen das ihm überlassen, in solchen Dingen soll und darf man nicht raten."
„Der Tag ist also noch nicht bestimmt?"
„Nein, aber von London kann unser Herr rasch hier sein,
der sprachen werden muß, hat sich das Reichsgericht zu eigen gemacht. Wie erinnerlich, war der verantwortliche Redakteur Kressin der sozialdemokratischen „Leipziger Volkszeitung" auf Grund eines Artikels betitelt „Alber ti Nische Profile", wegen Beleidigung des Königs von Sachsen zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht hielt damals eine Beleidigung des sächsischen Königs für sestgestellt, trotzdem, wie selbst in der Urteilsbegründung gesagt wurde, der jetzige König mit keinem Worte erwähnt war. Die Absicht sollte aus dem dem Aufsatz Vorgesetzten Motto, einem den Preußischen Jahrbüchern entnommenen Zitat, und aus idser Einleitung, sowie aus dem Hinweis auf den neuen sächsischen Minister v. Hohenthal und vor allem aus dem Umstande hervorgehen, daß der Artikel gerade am 20. Januar, dem Vorabend zum „blutigen Sonntag", veröffentlicht worden ist. Die Revision des Redakteurs Kressin kam am Dienstag vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts zur Verhandlung. Tie „Leipz. Volksztg." berichtet darüber: Der Reichsanwalt beantragte die Verwerfung der Revision, da das Urteil keinen Rechtsirrtum enthalte, die Verantwortlichkeit des Angeklagten zweifellos festgestellt und die Majestätsbeleidigung richtig dargelegt sei. Es sei wohl möglich, daß eine Beleidigung des Königs, auch ohne daß dieser selbst genannt sei, durch eine Herabsetzung und Verächtlichmachung der Vorfahren statt- sinden könne. Dem Anträge des Reichsanwalts gemäß wurde die Re v i s i o n v c r w o r fen.
Nach diesem unhaltbaren Grundsatz ist in Zukunft jede unbefangene Geschichtskritik unmöglich. Ter neueste Spruch des Reichsgerichts beweist wiederum, wie dringend notwendig eine Aenderung des Majestätsbeleidigungs- Paragraphen ist.
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Eine russische Demonstration gegen Schweden'? Tie schwedische Presse ist durch die plötzliche Landung russischer Truppen ans den Aland-Inseln sehr beunruhigt. „Dagens Nyheter" zufolge landeten am Dienstag das russische Panzerschiff „Asia" und mehrere Transportschiffe auf der Insel Prestoe 300 Mann. An demselben Tage ist, wie das Blatt ferner meldet, der Großfürst Alexander Mjchailowitsch von Hel- singsors sckuf dem von 4 Torpedobootsjägern begleiteten russischen Kriegsschiff „Almas" ebenfalls dort eingetros- fen. Im Sund zwischen Bomarsund und Prestoe liegen gegenwärtig außer den genannten Schiffen das russische Panzerschiff „Firm" und 4 Torpedoboote. Auf Presto sind provisorische Wohnungen für die Soldaten errichtet.
Von den fast 300 Alands-Inseln, die znm Großsürstentum Finland gehören und im Südende des Bottnischen Meerbusens zwischen Finland und Schweden
deshalb säumen Sie nicht, damit er alles in Ordnung findet. Und verraten Sie mit keiner Silbe, was Sie wissen; von dem ganzen Personal im Schlosse schenke ich nur Ihnen Vertrauen, alle übrigen Personen sind Kreaturen der Baronin."
„Das glaube ich auch," nickte Gottfried, „von Minna weiß ich es mit Sicherheit, und unserem Kutscher traue ich ebenfalls nicht. Ich werde schweigen und alle Vorbereitungen so heimlich, wie möglich treffen, der Herr Baron soll mit mir zufrieden sein. Und es freut mich, daß er endlich wieder heimkehrt; ein anderes Leben wird hier beginnen, noch mehr aber wird es mich freuen, wenn er die Schmarotzer sofort zur Tür hinauswirft. Wie ich sie hasse, diese hochmütigen Herren, die statt des Geldes nur große Rosinen in der Tasche haben. Als ob alles hier ihnen gehöre, so treten sie auf, und noch schlimmer ist es, daß sie heimlich ihre Ränkeschmieden, die natürlich nichts anderes bezwecken, als den Baron Rüdiger zu betrügen."
„Nun, wir wollen die Augen offen halten," sagte der Verwalter in beruhigendem Tone, „denn so schlau, wie diese Leute, sind wir auch. Große Betrügereien sind übrigens nicht zu be- fürchten, die Baronin kann nur über die Geldsummen verfügen, die sie monatlich von mir empfängt, und die sind so bedeutend nicht."
„Sie kann auf den Namen ihres Galten Schulden machen," erwiderte Gottfried, der einen Blick auf sein« Uhr geworfen und sich erhoben hatte.
„Wenn ihr das gelingt, dann bedauere ich die Gläubiger, spottete Wurzel, „Baron Rüdiger wird diese Schulden nicht til- gen. In der Stadt kennt man die Verhältnisse hier, da wird jeder sich erst besinnen, ehe er der Baronin ein Darlehn gibt. Wir gehen einer stürmischen Zeit entgegen, Gottfried, aber wie eS auch kommen mag, wir beidehalten in unverbrüchlicher Treue zu unserem Herrn."
Der Kainmerdieiier schlug ohne Zögern in die ihm bärge- botene Hand ein, und die runde Frau nickte den beiden zu, als ob sie damit sagen wolle, dieses Bündnis finde ihre volle Billigung.
„DaS versteht sich von selbst," antwortete Gottfried; „für den Baron gehe ich durchs Feuer. Die Familie Wallendorf sitzt noch an der Tafel und berät ihre Pläne, wenn sie wüßte, wa» wir hier besprochen haben." 125,20