Bedenken gegen die Vermehrung des anderen Hauses als auch jetzt noch in gleicher Weise für bestehend. Der Wille des anderen Hauses zwinge jedoch die Regierung eine Ver­ständigung zwischen beiden Häusern herbeizuführen.

Geh. Rat von Heß und Fürst von Löwen st ein sprechen sich entschieden gegen die Vorschläge des anderen Hauses aus. Letzterer betonte, daß er den beschränkten Proporz, wie das hohe Haus ihn auch für die Stadt Stutt­gart bewilligt habe, nicht grundsätzlich bekämpfe, in der Vorlage des anderen Hauses jedoch keine erstrebenswerte Einrichtung begrüßen könne.

Minister von Pischek bezeichnet die Wünsche des anderen Hauses bezüglich der Vermehrung der Zahl ihrer Abgeordneten in Hinsicht auf die bedeutende Verstärkung der Kammer der Standesherren als nicht unberechtigt. Auch er hege Bedenken gegen das Proportionalverfahren, aber auch andere Systeme boten Schwierigkeiten. Vor allem aber bemerke er, daß die Frage des Proporzes nicht isoliert, sonder» nur in Zusammenhang mit den andern Fragen, insbesondere der Frage des Budgetrechts zu behandeln ist.

Ministerpräsident von Breitling erklärte, daß die Annahme des Kommtssionsbeschlusses wohl nicht dahin zu v.rstehen ist, daß mit dieser Abstimmung überhaupt das letzte Wort bezüglich der Vermehrung der Zahl der Abge­ordneten in diesem Hause gesprochen ist. Wenn die Regie­rung das nicht konstatiert erhalte, so könne sie sich auf weitere Besprechungen nicht einlassen.

Schließlich wurden die Art. 14 in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse einstimmig angenommen. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Nächste Sitzung morgen vormittag 10 Uhr mit der T.-O. Weiterberatung der Verfassungsreform.

Stuttgart, 25. Mai. Die Kommission für Gegen­stände der inneren Verwaltung hat heute die Bitte des Landesverbandes württ. Gemeindeunterbeamter um Er­richtung einer gesetzlichen Pensions- und Hinterbliebenen­versorgung für die Gemetndeunterbeamten beraten und dem Antrag des Berichterstatters Prälaten v. Braun zufolge be­schlossen, die Eingabe der kgl. Regierung zur Berücksichtig­ung zu überweisen. Weiter wurden die Bitte der Eisen­bahn- und Hüttenwerkarbetter um Unterstellung genannter staatlicher Betriebe unter die kgl. Gewerbeinspeklton dem Abg. Keil und der Gesetzentwurf betr. die Ausführung des Reichsgesttzrs über die Bekämpfung der Reblaus dem Abg. Röder je zur Berichterstattung überwiesen.

Aus Württemberg.

Dieustrmchrichteu. Uebertragen: Die evangelische Pfar­rei Oelisheim, Dekanats Kmttlingen, dem Pfarrverweser Albert Schlaich daselbst.

Srnannt: Der Amtsgerichtssekretär Walter von Nereshenn, Hilfsarbeiter des Bezirksnotariats Ehingen, zum Bezirksnotar in Münsingen.

Verseht: Die Amtsrichter Holder von Nürtingen und Herzog von Herrenberg aus deren Ansuchen wechselseitig.

In den Ruhestand versetzt: Der evangelische Pfarrer Elsäßer in Kleinaspach, Dekanats Werbach, seinem Ansuchen gemäß der Amisgerichtssekretär Gölz in Kirchheim dem gestellten Gesuche gemäß.

Stuttgart, 22. Mai. Bei der Landwirtschaftlichen Genossenschaftszentralkasse in Stuttgart ist mit Wirkung vom 15. Mai ds. Js., ab der Zinsfuß für eingelegte Gelder von 3 auf 3,5 Prozent erhöht worden. Mit die­ser Ziuserhöhung wäre ein von einer größeren Anzahs von Genossenschaften gehegter Wunsch, welcher in den Verbandsverhandlungen wiederholt zum Ausdruck kam, in Erfüllung gegangen. Diese Nachricht wird daher alle Genossenschaften im ganzen Lande mit großer Be­friedigung erfüllen, insbesondere aber der Umstand, daß der Zinsfuß für entnommene Gelder auf 4 Proz. be­lassen wurde. Es ist besonders bemerkenswert, daß die Zinsspannung zum erstenmal seit Bestehen der Zen­tralkasse nur noch v /2 Prozent beträgt. Der Zinsfuß für außerordentlichen Kredit mit 4,5 Proz. bleibtvorerst bestehen. Die Zentralkasse spricht die Hoffnung aus, die Mitgliedergenossenschaften werden ihrerseits dazu bei­tragen, daß eine Erhöhung des Zinsfußes für entnom­mene Gelder (4 Proz.) nicht auch noch notwendig wird. Iie bildet nach ihrem Statut nur die Geldausgleichstelle unter den Darlehenskassenvereinen des Landesverbands. Tiefe Grundbestimmung einzuhalten ist ihr nicht mög­lich, wenn ein großer Teil der Darlehenskassen den ein- geränmten Kredit auf längere Zeit voll ausnützt statt auch nach ständigem Privatkapital sich nmznsehen und noch überdies außerordentliche Kredite beansprucht, sie würde vielmehr, um solchen Ansprüchen gerecht wer­den zu können, in die unangenehme Lage versetzt, den Zinsfuß mehr Ms bisher dem jeweiligen '-stand des Geldmarktes anzupassen, was im Interesse der Genossen­schaften möglichst vermieden werden sollte.

Stuttgart, 25. Mat. Die württembergischen Handels­kammern feiern heute ihr 50jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß ist von dem verdienten Sekretär der hiesigen Handels­kammer, Professor Dr. Huber, eine wertvolle Festschrift ver­saßt worden, die auf geschichtlichem Hintergründe die wirt­schaftlichen Interessen, Bestrebungen und Erungenschaften der Handelskammer widerspiegelt.

Stnttgart, 25. Mai. Der vierzehnte Verbau ds- iag deutscher Elektrotechniker wurde heute Vor­mittag in Anwesenheit des Königs und der Minister Dr. v. Pischek, Dr. v. Weizsäcker und v. Schnuerlen, sowie des Oberbürgermeisters Gauß und des Rektors der technischen Hochschule, Oberbaurat Mörtke und zahlreicher Teilnehmer aus ganz Deutschland eröffnet.

Stuttgart, 25. Mat. Die hiesige Schrcinergenossen- schaft macht bekannt, daß sie infolge der fortgesetzten Er­höhung der Materialpreise und der Arbeitslöhne genötigt sei, die Preise für Schreinerarbetten zu erhöhen.

Stuttgart, 26. Mai. Die Abg. Liesching, Schmid- Freudenstadt und Schmidt-Maulbronn haben in der Abg.- Kammer folgenden Antrag eingebracht:Die Kam­mer wolle die Bereitwilligkeit aussprechen, die Zustim- mung zur Gewährung eines einmaligen Betrags durch die K. Staatsregierung zu der vom Württ. Krie ger- dun d zugunsten der württ. Teilnehmer an dem Feldzug 1870/71, an den vor 1870 geführten Kriegen und an den Kämpfen der Schutztruppen, sowie von deren Hin­terbliebenen gesammelten SpendeKönig Wilhelmtrost" w Höhe von 30 000 Mk. zu geben.

Stuttgart, 26. Mai. Das Ministerium des In­

nern ist damit beschäftigt, eine Statistik über die Schä- t den des Hochwassers vom 20. ds. Mts. auszustellen. ' Tie vom Hochwasser betroffenen Gemeinden sind zu die­sem Behuf ausgefordert worden, den Wert der Beschädig­ungen abzuschätzen und die Feststellungen dem Ministe­rium mitzuteilen.

Reutlingen, 25. Mai. Die schon längere Zeit im hiesigen Malergewerbe bestehenden Lohndifferenzen sind durch Abschluß eines kollektiven Arbeitsvertrags vor dem Gewerbegericht als Einigungsamt beigelegt worden. Die Arbeiter erhalten darnach eine 5N°1ge Ausbesserung und vom 1. April 1907 ab beträgt der Mindeststundenlohn für gelernte Arbeiter im Alter von 1821 Jahren 38 Pfg. während ältere Arbeiter 42 Pfg. erhalten. Ueberstunden werden mit 25*/«; Nacht- und Sonntagsarbeiten mit 50°/o Zuschlag entschädigt. Etwa entstehende Streitigkeiten werden durch eine Kommission von 3 Arbeitgebern und 3 Arbeit­nehmern geschlichtet, falls vor dieser keine Einigung erzielt wird, ist das Gcwerbegericht anzurufen. Der Vertrag, welcher beiden Kontrahenten ausdrücklich die volle Koalitions­freiheit zusicherk, gilt bis zum 1. April 1908. Es ist dies in hiesiger Stadt der erste Kollektiv-Arbeitervertrag, der in diesem Umfang abgeschloffen wird.

Nagold» 25. Mai. Das Areal des eingestürzten Gasthof zum Hirsch nebst zwei Nebengebäuden wurde heute tm 2. Aufstreich um die Summe von 30 000 M. verkauft

In Stuttgart erschoß sich der in den 30er Jah­ren stehende Malermeister W. in seiner Wohnung in der Forststraße.

Der Unhold, der vor einiger Zeit schon in Reut­lingen einige Frauen mit dem Rasiermesser bedrohte und verletzte, scheint sich wieder frecher zu fühlen. Er über­fiel ein vom Bahnhof mit einem schweren Koffer hinein­kommendes Dienstmädchen in unsittlicher Absicht und zeigte wiederum ein Rasiermesser. Durch energische Hil­ferufe und die Nachbarsleute blieb das Mädchen vor wei­terer Untat behütet.

Wie man uns mitteilt, ist die Meldung von Reut­lingen berr. die Hochwasserschäden der Echaz und Achalm insofern zu berichtigen, als die'Weinb er g e an der Achalm keinen Schaden gelitten haben, von deren Vernichtung also keine Rede sein kann.

Die Leiche des beim Hochwasser am Sonntag in der Eyach verunglückten Sägers Braun von Hochdorf ist zwischen Birkenseld und Brötzingen bei Wildbad gelan­det worden.

Bei Waldenburg OA. Oehringen verunglückte am Himmelfahrtsfest ein .Haller Radfahrer, welcher ohne Bremse die steile Straße hinabfuhr. An einer starken Straßenbiegung kam er so unglücklich zu Fall, daß er be­wußtlos liegen blieb. Er wurde gleich nach Hall ins Krankenhaus verbracht, wo er starb.

Aus Oberkochen OA. Aalen wird berichtet: Tie noch ledigen Schmiede Gold und Wengert in der Firma Günther und Co. hier stritten sich während der Arbeits­zeit um einen Hammer; dabei stürzte G. unter einen Ambos, wobei er W. ein spitzes glühendes Eisenstück di­rekt ins Herz stieß, was den sofortigen Tod herbei - führte. Der Täter wurde vorläufig in Haft genommen.

In Schammach bei Biberach brannte der große Bauernhof des Neubauern Warmer nieder. Es war eines der ältesten Gebäude Oberschwabens, über 150 Fuß lang uno größtenteils mit Stroh bedeckt.

In WolPertswende OA. Ravensburg kam der 11 Jahre alte Schneidersohn Anton Eisele, welcher im Besitze eines Revolvers war, in die Wohnung des 14 Jahre alten Max Mohn und machte sich dort an dem scharfgeladenen Revolver zu schaffen, indem er eine lockere Schraube anzog, wobei sich die Schußwaffe entlud. Tie Kugel drang dem Mohn in den Unterleib und konnte bis jetzt nicht ausgefunden und entfernt werden. Ter Zustand des verletzten Knaben ist ernst.

Kunst und Wissenschaft.

Stuttgart» 25. Mai. (Spielplan des Kgl. Hos- theaters.) Sonntag 27. Mai: Götterdämmerung. Mon­tag 28. Mai: Die Jungfrau von Orleans. Dienstag 29. Mai: Die Puppe. Susanna im Bade. Mittwoch 30. Mai: Der Evängelimann. Donnerstag 31. Mai: Tie Braut von Messina. Freitag 1. Juni: Flanto solo. Sonne und Erde. Samstag 2. Juni: Das Schwalben­nest. Sonntag 3. Juni: Der Prophet. Montag 4. Juni: Das Schwalbennest. Kgl. Wilhelmatheater. Montag 28. Mai: Unter vier Augen. Die Hand.

Korn Weden und Schweigen.

Im Neuen Pester Journal veröffentlicht Malvi Fuchs eine Betrachtung:Vom Reden und schweigen", der wir folgende Ausführungen entnehmen.

'Das Schweigen ist eine beredte Sprache. Es vermag uns von unendlich vielem zu erzählen, vermag Liebe, Sehnsucht, Glück, Kummer, Gleichgültigkeit eben­so, ja manchmal noch besser auszudrücken, als das Re­den. Nur verstehen muß man es, mit seinen ihm eigenen Tönen, die manchmal weich wie die Töne einer Kirchturmglocke an stillen Abenden, manchmal wieder me­lodisch wie >pas Adagio einer Beethoven-Sonate von Seele zu Seele klingen, aber niemals schrill, lärmend an unsere Ohren trommeln. Unser Zeitalter scheint aber diese Gabe verloren zu haben, es versteht das Schwei­gen nicht mehr. Inmitten der Schöpfungen, der mo­dernen Technik, der Dampfmaschine, des Automobils, des Telegraphen, des Telephons und der elektrischen Wagen, während des Laufens und Hastens nach Dingen, die im Grunde genommen gar nichts wert sind, haben wir es nicht nur verlernt, das Schweigen zu verstehen, sondern auch den Reden zu lauschen. Wir können auch nicht mehr zuhören. Es ist, als ob die Menschen von einem Redetanmel erfaßt wären. Jeder redet, jeder will ge­hört werden, und keiner will zuhören. Wir interessieren uns für alles und jedes, beschäftigen uns mitgroßen Fragen" und haben dabei das Interesse an dem Einzel­nen, an dem Nächstliegenden, an demKleinen" verloren.

Ein Aich-Kennen oder gar Lieben-Lernen, wenn mehr als zwei Menschen beisammen sind, ist heutzutage aus­

geschlossen, und deshalb lächeln wir über die Mütter, die ihre Töchter noch immer in Gesellschaft bringen, damit sie dort einen Mann finden. Wir kommen zusammen, werden einander vorgestellt, und nachdem ein Dutzend Na­men an unseren: Ohr vorbeigeschwirrt waren, beginnen wir eine Konversation. Aber keine Konversation, wie sie unsere Großeltern führten und unsere Eltern noch kann­ten, da einer und dann wieder einer erzählte und die an­deren znhörten, da Scherze hin- und herflogen und belacht wurden, da die Hausfrau durch ein freundliches Wort auf- munterte oder durch einen taktvollen Wink ein langwei­liges oder unpassendes Gespräch ablenkte, sondern eine Konversation, wv, wenn Herr A. etwas zu erzählen be­ginnt, Herr B. mit einer anderen Erzählung, die ihm eben eingefallen ist", Herrn A. unterbricht, Herr E. das Fräulein D. mit lauter Stimme über den Tisch hinüber etwas fragt und Fräulein D. ebenso laut antwortet, Frau E. mit Herrn F. ein anderes Gespräch beginnt und Herr C. den Herrn A., der seine Erzählung znm xtcn Male be­gonnen hat, wieder unterbricht, bis ein entsetzliches Stimmengewirr und ein Dnrcheinanderschreien entsteht, aus dem kein Mensch klug wird, das niemandem Erhol­ung oder Zerstreuung bietet, sondern alle ermüdet und abspannt.

Nicht viel besser ist es mit dem Schweigen und dem Reden im Familienkreise bestellt. Das anzie­hende Bild eines trauten Familienkreises, in dem der Va­ter vorliest, die Mutter mit einer.Handarbeit beschäftigt und die KindeR mit ineinander verschlungenen Händen andächtig zuhören, kann man nur auf dem Titelblatt einer Familienzeitschrist finden. In der Wirklichkeit exi­stiert solch ein trauter Familienkreis nicht mehr, zumin­dest ist er ebenso rar wie eine harmonische Geselligkeit, denn man hat auch im Familienkreise das Zuhören verlernt. Ter Vater kommt müde und abgehetzt, die Mutter ärgerlich und nervös zu Tische; die Kinder, wenn sie die ersten Klassen hinter sich haben, kommen schlaff und abgespannt, jedes einzeln, jedes zu einer anderen Stunde ans ihren Schulen oder ihren Berufen nach Hause. Wie in einem Gasthoft wird jedem von neuen: serviert, ißt jedes allein und eilt jedes, wenn es gegessen hat, sei­ner Arbeit oder seinem Vergnügen zu. Ein ruhi­ges, gemeinsam genossenes Mal ist beinahe eine Festlich­keit, nur entbehrt sie jedweden festlichen Anstriches, weil ihr die Harmonie, die Gemütlichkeit und die Ruhe fehlt und um den Familientisch sich dieselben Szenen wie in der Gesellschaft abspielen. Die Mutter gehoben von dem freudigen Gefühl, ihre Lieben beisammen zu sehen fängt an etwas zu erzählen, während dessen bespricht der Vater mit dem Sohneeine dringende Angelegenheit", was die Tochter nicht iin geringsten daran hindert, in die Erzählung der Mutter und die Besprechung des Vaters mit einer lauten Klage über ein verdorbenes Kleid oder eine Ungerechtigkeit einer Lehrerin einzufallen; inzwi­schen zanken die anderen um den Nachtisch oder erzäh­len sich sonst etwas Lustiges, worüber sie laut lachend sich necken, wofür sie die Mutter, die sieht, daß ihr nie­mand zuhöüt, üuszankt; und wenn dann diesetraute Familientafel" zu Ende ist, trennt man sich ebenso miß­mutig und ärgerlich von einander als an den anderen Tagen.

Daß wir trotzdem noch intmer die Fähigkeit besitzen, uns einzeln einander zu nähern, Freundschaften zu knüp­fen und zu pflegen, wie sie auch unsere Großeltern nicht besser pflegen konnten, das beweist, daß wir unser seeli­sches Vermögen nicht verloren haben. Weil wir aber schrecklich viel zu tun haben und immer Men müssen, weil wir stets etwas erreichen wollen und große Ziele haben, so zersplittern wir dieses Vermögen und diese vielen kleinen Splitter sind es dann, die nach Splittcrart die Empfind­samen stechen, sie daran hindern, sich freudig zu offen­baren, andere freudig anzuhören, und die sie einsam machen.

Von diesen Einsamen mag ich nicht viel sagen. Vielleicht genügt es, wenn ich erzähle, wie glücklich sie in der Einsamkeit sind, denn dort können sie das tun, was sie beglückt: mit allen ihren Sinnen dem Schweigen lau­schen. Ihre Seelen werden dabei groß und stark, und Menschenleid kann sie nur wie ein leichter Flügelschlag von der Ferne streifen . Sie haben es besser äks die Ein­samen, die inmitten der lärmenden, eilenden und sich, stoßenden Menge leben müssen, die niemals fragen und nur antworten, wenn sie gefragt werden. Gesellschaft­liche Talente haben sie keine, aber sie werden geschätzt, Werl sie zuhören können. In einer Ecke stehend, über­schauen sie das Getriebe um sich, hören ruhig alle an und horchen hinein in das Stimmenchaos, um wenigstens eine Stimme zu hören, die mit Hellem Silberklange an die Tür ihrer Seele pochen möchte. Meistens vergeblich. Die Ein­samen haben kein Frcimaurerzeichen, und weil sie ein­sam sind, werden sie taub und stumm nach außen und lauschen nur dem Schweigen in ihren Seelen.

Zu beklagen sind sie deshalb doch nicht; denn sie sind reich und stark, weil sie niemanden brauchen. Lä­cheln und innerlich froh ihrer Einsamkeit schreiten sie durch das Leben, und die Menschen ahnen nicht, daß hier zwischen Menschen, die sich Freund nennen und oft Blut von ihren: Blute sind, ein Einsamer lebt, der das kann, was die wenigsten können: dem Schweigen lauschen und die Redenden anhören.

Vermischtes.

Englands Millionäre.

Die Millionäre scheinen in England doch etwas dün­ner gesät zi: sein, als man im allgemeinen annimnrt. Der letzte parlamentarische Bericht über die Einkommen­steuer gibt zu diesem Punkt interessante Auskunft. Nach diesem offiziellen Bericht gibt es in Großbritannien nur neunzehn Glückliche, die sich eines Vermögens von einer Million Pfund Sterling rühmen können. Das sind die großen Grundbesitzer. Unter den Großkauftenten und Großindustriellen haben etwa zweihundert ein jährliches Einkommen von 200000 bis 1000000 Pfund Sterling.

- Ulm, 26 . Mai. Hi» hat dar Schweinefleisch um b Pf. ab- und das Kalbfleisch um S Pf. aufgeschlagen. Beide Sorten kosten nun SS Pf.