Unterstützung der bei dem Ausbruch des Versuvs Geschädigten 10 000 Mk. bewilligt und in das diesjährige Staatsbudget eingestellt werden sollen.
Hamburg, 8. Mat. Aus Duala (Kamerun) wird gemeldet, daß dos Urteil des neuen Gerichts gegen King Akwa, die Grobhäuptlinge und Häuptlinge wegen der Beschwerdeschrift in den nächsten Tagen zu erwarten ist. Einer der Beschwerdeführer, Häuptling Eteki Akinge von Bonambuanje, der auch in Untersuchungshaft war, ist gestorben. Eteki unterstützte ehrlich die Bestrebungen der Regierung, war jedoch ein Gegner von Puttkamer und Brauchitsch.
Hamburg, 8. Mai. Aus Jacksville (Florida) ist hier folgendes Telegramm vom 4. Mai eingelaufen: Man telegraphiert uns aus Key West das Gerücht, daß ein Aufstand im Osten Kubas ausgebrochen sei. Führer der Rebellen soll ein Agitator namens Müdester Leat sein.
W eu, 8. Mai. Der Ministerpräsident Prinz Hohenlohe begibt sich morgen nach Budapest, um mit der ungarischen Regierung die gemeinsamen Angelegenheiten zu besprechen. Der Retchscat wnrde für den 15. Mai wieder einberufen.
Wien, 0. Mai. Fürst Otto Windisch grätz und seine Gattin Prinzessin Elisabeth, die Enkelin des Kaisers Franz Joseph, wurden bei einer Automobilfahrt in Wiener Neustadt von dein Kutscher eines Lastwagens der nicht ausweichen wollte, mit der Peitsche angegriffen. Ter Kutscher wurde verhaftet.
Zungeru (Nord-Nigeria), 7. Mai. In Hajei- jia, 6 Meilen von Kairo, fand am 3. Mai ein fünfstündiger Straß enka mpf zwischen britischen Truppen unter dem Befehle des Obersten Lowry Cole und der Bevölkerung von Hadeijia statt. Tie Europäer erlitten hierbei keine Verluste; sonstige Verluste sind noch unbekannt. Ter Feind wurde geschlagen und der König gefangen genommen. Der König von Hadeijia ist der mächtigste Herrscher dieses Teiles von Zentral-Sudan. _
Sonntag Abend kam es in Singen a. H. zwischen deutschen und italienischen Arbeitern zu Streitigkeiten, wobei zwei Deutsche namens Strehle und Rau durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt wurden.
Ter Massenmörder Dittrich, der sich jetzt in Gewahrsam der Dresdener Polizei befindet, hat bis jetzt 'neun Mordtaten eingestanden. Es sind dies zwei Morde in Sachsen (an der Privatiere Opitz nnd an dem sechsjährigen Mädchen Schönherr aus Riesa), zwei Morde in der Umgebung Berlins (an der Frau des Schiffers Gr aß nick aus Gosen und an der Pförtnersfrau Schurm aus Zeuthen), eine Mordtat bei Kiel und Vier- Mordtaten in Oesterreich. Jetzt glaubt die sächsische Polizei auch Beweise dafür in der Hand zu haben, daß Ditt- rich im April dieses Jahres die 30 Jahre alte Frau des Gas Meisters Graß aus Zöblitz ermorde t hat. Das wäre also der zehnte Mord.
Aus Essen a. R. meldet das Berliner Tagebl.:: Im Landkreis Duisburg wurden bis heute 148 Fälle von Genickstarre konstatiert, von denen 103 tätlich verlaufen sind.
Die Verwaltung der H el d b u r g-G e s e lls ch a f t telegraphiert: Durch ausströmende Gase wurden im Schacht „Desdemona" vier Manu getötet. Tie Untersuchung der Revierbeamten ergab kein Verschulden der Verwaltung. Eine Betriebsstörung ist nicht eingetreten.
Ter Giftmordversuch in Elberfeld, der, wie vor kurzem gemeldet, zu der Verhaftung des städtischen Oberassistenten Fuhrmann und seiner Geliebten, der Restaurateursfrau Göbel, führte, hat jetzt ein zweites Opfer gefordert. Nachdem die Ehefrau Göbel, die in Gemeinschaft mit Fuhrmann des Giftmordversuchs beschuldigt wurde, im Gefängnis Selbstmord begangen hat, hat sich gestern ihr Ehemann, der Restaurateur Göbel, in seiner Wohnung aus Verzweiflung erhängt; vorher hatte er ftch die Pulsadern beider Hände durchschnitten. Ter in Untersuchungshaft befindliche Oberassistent Fuhrmann unternahm gleichfalls einen Selbstmordversuch, indem er sich während seiner Vernehmung eine Schere in die Brust stieß, doch ist seine Verletzung nicht lebensgefährlich.
Nach einer Meldung aus Braunsfeld bei Köln ist die Giebelmauer der dortigen im Ban befindlichen Kirche eingestürzt, wodurch zwei Bauarbeiter verschüttet wurden. In schwer verletztem Zustand wurden sie aus den Trümmern hervorgeholt und ins Krankenhaus gebracht.
Ter 24jährige Buchhalter Nawroki erschoß in Berlin lt. Lok.-Anz. die geschiedene und verwitwete Hausbesitzerin Rohls in ihrem Haus. Nawroki selbst verletzte sich tätlich. Das Motiv ist verschmähte Liebe.
Ten Bergungsdampfern bei Kiel gelang es, den Vordersteven und einen Teil des Torpedoboots 8 120 zu heben. Die Einschleppung in die Werst soll im Laufe des Dienstag Nachmittags erfolgen.
. Das Staatsdepartement in Washington hat eine Depesche vom amerikanischen Konsul in Hang kau erhalten, daß durch eine sehr heftige lieber schwemmung in der Provinz Hunan zahlreiche Menschen umgekommen sind. Tie Ausländer befinden sich alle in Sicherheit. >
Ein türkischer Gewaltakt gegen ein deutsches Schiff.
Konstantinopel, 7. Mai. Tie türkischen Behörden haben gegen ein deutsches Segelschiff einen kaum glaublichen Gewaltakt verübt, der einen Bruch mit internationalen Abmachungen bedeutet. Der deutsche Segler „Odysseus" kam am Sonntag vom Schwarzen Meere mit ungefähr 1000 Kisten Benzin im B o s P o ru s an. Er wurde nach Vorschrift von den Zollbehörden behandelt und setzte seine Reise fort, um die eine Hälfte dieser Ladung für eine deutsche Firma in Konstantinopel und die andere Hälfte auf der Insel Thasos zu löschen. Kaum hatte der „Odysseus" die Anker gelichtet, so erschienen mehrere türkische Beamte an Bord und erklärten, obgleich sich alle Schiffspapiere im tadelloser Ordnung befanden, die Beschlagnahme des „Odysseus". Der Kapitän desselben pro
testierte mit aller Energie und wollte die deutsche Flagge, die er, da es noch vor Sonnenaufgang war, noch nicht aufgezogen hatte, hissen. Tie türkischen Beamten verhinderten ihn jedoch gewaltsam hieran und entrissen ihm die Flagge^ Darauf wurde der Segler von einem in Bereitschaft gehaltenen türkischen Schleppschiff sofort ins Schlepptau genommen und unter die Befestigungen des Bospvrusforts von Anatvli Kawak gebracht, wo er militärisch überwacht wird.
Von der deutschen Botschaft wurden sofort bei der Pforte und im Jildiskiosk die nötigen Schritte unternommen, um gegen dieses unglaubliche Vorgehen türkischer Behörden in schärfster Weise Stellung zu nehmen und den „Odysseus" frei zu bekommen. Da die Pforte hierauf nicht reagierte, überreichte die deutsche Botschaft eine Note, worin sie den Akt der türkischen Behörden als das bezeichnet«, was er ist und jede Verantwortung für die hieraus sich ergebenden Folgen ablehnte und zugleich die Pforte wissen ließ, daß, wenn bis heute Nachmittag der „Odysseus" nicht freigegeben sein werde, von deutscher Seite selbst unmittelbar die nötigen Maßregeln ergriffen werden würden, um die Freilassung zu erzwingen.
Wie vom 8. Mai halb 10 Uhr vormittags gemeldet wird, ist das Segelschiff „Odysseus" infolge der energischen Vorstellungen der deutschen Botschaft in Freiheit gesetzt worden.
MuksHer Reichstag.
Berlin, 8. Mai. Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung und teilt mit, daß der italienische Botschafter ihm durch das Auswärtige Anrt Mitteilen ließ, daß er die Teilnahmekundgebung des Reichstages an der Vesuvkatastrophe zur Kenntnis seiner Regierung gebracht habe. Der Präsident der italienischen Kammer habe in der 1. Sitzung für die Kundgebung seinen Dank abgestattet und erklärt, daß das italienische Volk die aufrichtige Freundschaft des deutschen Volkes, die immer die gleiche sei, erwidere. Hierauf wird in der auf heute zurückgestellten namentlichen Abstimmung die progressive Staffelung der Zigarettensteuer mit 179 gegen 112 Stimmen bei 3 Enthaltungen angenommen. Es folgt die Novelle zum Stempelgesetz bei dem Stempel für Persone nfahrkar- t e n. Tie Kommission hat an Stelle des von der Regierung geforderten Fixstempels einen Zuschlag von 1/4, 1/2 und 1 Proz. für den Kilometer bei der 3., 2. und 1. Klasse festgesetzt. Hierzu liegt ein Kompromißantrag Be cker - Hessen vor, der die Fahrkarten unter Oll Pfg. freiläßt, auf Fahrkarten über 60 Pfg. einen progressiven Fixstempel festsetzt.
Singer (Soz.) beantragt beim Stempel auf Per- soncnfahrkarten namentliche Abstimmung.
Präsident Graf Ballest re m bittet die Abgeordneten, in so schöner Zahl zusammenzubleiben. (Heiterkeit).
Büsing (natl.) tritt den gestrigen Ausführungen ^ Gotheins über die Arbeiten der Kommission entgegen und befürwortet den Kompromißantrag.
Ga mp (Rp.) tritt ebenfalls für den Kompromißantrag ein.
Geh. Rat v. d. Leyen erklärt auf eine Anfrage des Vorredners, daß der preußische Arbeitsminister bereits tunlichste Bedachtnahme auf die Ausdehnung der direkten Fahrkarten angeordnet habe.
Lipinski (Soz.) bekämpft die Besteuerung der Fahrkarten, die die breitesten Schichten der Bevölkerung empfindlich belaste und den Handel und Verkehr schwer treffen würde.
Graf Kanitz (kons.) spricht sich für den Kommissionsantrag aus.
Held (Ztr.): Im Interesse der Wehrhaftigkeit des Reichs müßten neue Steuerquellen erschlossen werden.
Merten (frs. Vp.)( vermißt eine Aeußerung der Regierung über ihre Stellung zum Kompromißantrag. Anstatt die großen Vermögen auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern, bringe man die geringen Mittel der Minderbegüterten und des Mittelstandes zum Opfer.
Staatssekretär v. Stengel: Ich kann jetzt nur erklären, daß cs den verbündeten Regierungen lieber gewesen wäre, wenn ihren Jntensionen in der Besteuerung des Tabaks und des Bieres mehr entsprochen worden wä- l re. Was die Fahrkartensteller betrifft, so dürften die
- verbündeten Regierungen ihre Bedenken gegen den Fahr- ! kartenstempel in der jetzigen Form zurücktreten lassen, je- i denfalls aber dem Kompromißantrag den Vorzug vor ! dem Kommissionsbeschluß geben.
Gräfe (Ref.) spricht sich gegen die Fahrkartensteuer aus.
Nach weiterer unerheblicher Debatte wird in namentlicher AbstiMmu ng der Komprom ißan- trag mit 157 gegen 128 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen angenommen.
Präsident Graf Ball e st r e m teilt mit, daß er heu- i te zum Reichskanzler gebeten worden fei und eine
- gute halbe Stunde bei ihm geweilt habe. Ter Reichskanz- ! ler habe ihm für die Teilnahme des Reichstags an seiner i Erkrankung gedankt. Er habe den Reichskanzler in vol- j ler geistiger und körperlicherFrische angetroffen und keinen Unterschied gegen früher an ihm wahrgenommen. (Lebhafter Beifall.)
Um 61/2 Uhr vertagt sich das Haus auf morgen nachmittag 1 Uhr. (Automobil-, Tantiemen- und Erbschaftssteuer.)
! LoHnöewegunff.
Lu-Wigshafen a. Rh., 7. Mai. Wegen Lohndifferenzen sind sämtliche Kleinschiffer von Ludwigshafen bis Speier heute in den Ausstand getreten.
Dresden, 8. Mai. Eine heute hier von über 2000 Personen besuchte Versammlung der Metallarbeiter erklärte sich nach einem kurzen Referat des Verbandsleiters der Metallarbeiterorganisation über die ^ neuen Einigungsvorschläge der Metall industriellen und über die Beschlüsse des Ges am t- t Verbandes der Metallindustriellen Deutschlands un- E ter lebhaften, zum Teil sehr erregten Kundgebungen da- i für, diese Einigungsvorschläge und den Beschluß un
beantwortet zu lassen. Damit sind die Einig- u n gs v c rh a n d l u n g e n Unterbrochen und es muß am 10. Mai nach den Beschlüssen des Gesamt- verbandes der Metallindustriellen die Generalaussperrung für ganz Deutschland verhängt werden, von der 300000 Arbeiter betroffen werden.
Berlin, 8. Mai. Ans Breslau meldet das Berl. Tagebl.: Der drohende Ansstand im Breslauer Baugewerbe, an dem 4000 Arbeiter beteiligt sind, wird im letzten Augenblick durch das Eingreifen des G e w er b e ge r i ch ts mittels Gewährung von Lohnerhöhungen bei gelegt werden, wenn die Arbeiter sich verpflichten, die anders oder gar nicht Organisierten fürderhin nicht zu belästigen und auf den Baustellen nicht zu agitieren.
Berlin, 9. Mai. Der Lokalanz. meldet: Die Einigung inr Bäcker ge werbe ist nunmehr vollzogen; Die gestern tagenden beiden Gesellenversamnüungen haben den Vorschlägen der Einigungskommission zugestimmt, ebenso wie es am Montag bereits die Meister getan haben.
Berlin, 9. Mai. Das Berl. Tagebl. meldet ans Meuselwitz: Das Ergebnis der gestrigen Versammlung im Bergarbeiterstreik ist folgendes: Die Verwaltung gesteht die versuchsweise Einführung der 9stündigen Arbeitszeit zu, lehnt dagegen die geforderte Abschaffung der Frauenarbeit und Einführung eines Mindestlohnes ab. Tie Arbeiterausschüsse empfahlen die Annahme des Vergleichs. Für Freitag wird die Streikbecndigung erwartet.
Berlin, 9. Mai. In Hamburg ist ein Streik der Droschkenkutscher und Taxameterkutscher ausgebrochen. Es wurde gestern in allen Betrieben, wo, die geforderte Lohnerhöhung verweigert wurde, die Arbeit niedergelegt.
Wien» 9. Mai. Eine gestern Abend stattgefundene außerordentliche Vollversammlung der hiesigen Bauführer beschloß einstimmig, daß, falls der Boykott der Maurer über einige Betriebe nichtaufgehoben wird, amSamstagsämtltcheArbetterentlassen werden. An ein Nachgeben der Arbeiter ist nicht zu denken, sodatz voraussichtlich 4000 Mann von der Aussperrung betroffen werden.
Mailand, 8'Mat. Der Generalstreik, der heute morgen in Turin ausbrach, erstreckte sich auch auf die Bäckereien und die Trambahnen. Die Militärbehörde sorgt durch die Feldbäckereien für Brot. Die Geschäfte sind offen. Die Garnison wurde verstärkt: starke Patrou-llen durchziehen die Stadt. Es streiken jetzt 20000 Mann.
Rom, 9. Mai. Aus Mailand wird gemeldet: Der hiesige Arbeitersekretär schlug einen Generalstreik für ganz Italien als Antwort auf die Turiner Vorgänge vor.
Lens, 8. Mai. Tie Bergwerksgesellschaften haben es abgelehnt, die Führer und alle die an den letzten Vorkommnissen Beteiligten in ihren Betrieben wieder zu beschäftigen.
Lens, 8. Mai. Die Hochöfen sind wieder in Betrieb gesetzt worden; die Truppen werden in ihre Garnisonen zurückbefördert.
Me KKMZM lN WNUanS.
Die neuen Minister.
Uober den Wechsel im russischen Kabinett wird aus St. Petersburg gemeldet: Durch kaiserlichen Erlaß wurden der Obrrprokurator des heiligen Synods, Fürst Obolenski, der Minister für Verkehrswege, der Chef der landwirtschaftlichen Verwaltung, der Finanzminisier Schtpoff, der Unterrichtsmivlster Graf Tolstoi, der Retchskontrolleur und der Just'zminister ihrer Aemter enthoben. Ernannt wurden Senator Kaufmann zum Unterrichts- und Schtscheglowitoff zum Justizminister, ferner Schwanebach zum Reichskontrolleur. Der russische Gesandte in Kopenhagen, v. Jswolski, wird am Donnerstag in St. Petersburg erwartet; seine Ernennung zum Minister des Aeußern scheint enlschieden zu sein.
Vor der Dumaeröffnung.
Die „Russische Korrespondenz" erhält aus Petersburg vom 8. Mai folgendes Telegramm: „Tie Polizei löste heute eine zahlreiche Versammlung der kaiserlichen freiökonomischen Gesellschaft auf, welche die gegenwärtige Lage Rußlands und der Reichsduma beriet und der gegen 30 Reichsdumamitglieder beiwohnten. Der Präsident weigerte sich, der polizeilichen Aufforderung nachzukommen. Sofort wurden gegen 100 Schutzleute mit Flinten bewaffnet hereingesührt. Das Gebäude war von zwei Garderegimentern umzingelnder erste Fall in der über hundertjährigen Existenz der verdienstvollen wissenschaftlichen Gesellschaft! Der Parteitag der „Kadetten" beschloß, die Regierung in der ersten Dumasitzung deswegen zu interpellieren. Eine bedeutende Zahl von Bauernd eputiertcn beschloß, heute eine selbständige Parlamentssraktion mit einem radikal-sozialistischen Programm zu bilden und die Arbeiter aufzufordern, jeder Provokation seitens der Regierung zu widerstehen und ruhig den Gang der Ereignisse abzuwarten. Die Duma werde ihre volle Schuldigkeit tun."
Ein üblesVorsPiel zur Du m «eröffn kn g.
Aus St. Petersburg meldet der Berl. Lokalanzeiger: Bis,zur letzten Minute zögerte der Zar mit seiner Unterschrift unter die neuen R ei ch s g run d g>es etz e; doch beeinflußt durch die Hofkamerilla, wie durch den neuen Ministerpräsidenten G 0 remHkin sind die Aktenstücke gestern im Regierungs-Anzeiger mit unbedeutenden Veränderungen veröffentlicht worden. Der Eindruck da-i von ist der denkbar schlechtest e. Im Lager der konstitutionell-demokratischen Partei, wie der Bauernvertreter, herrscht darüber starke Empörung, die sich bei* den konstitutionellen Demokraten auf dem gestrigen Kongreß in lauten Protesten Luft machte. Die Veröffentlichung der Reichsgrundgesetze am Vorabend der Eröffnung der Reichsduma wird als ein Akt htngestellt, der in grellem Widerspruch steht mit dem Manifest vom 17./30. Oktober v. I., sowie den allgemeinen Wünschen des Vol-, kes, wie sie aus den Wahlen sich ergeben.
Wieder ein Attentat.
Wie das Reutersche Bureau aus Kiew meldet, ist dort der Graf Jgnatiesf ermordet worden. Einzelheiten fehlen noch.