wurden nach den Berichten Wiesbadener Blätter die zwei vorn sitzenden Artilleristen zur Seite geschleudert; die Ar­tilleristen Ritter, Zandler und Hermes gerieten unter die Räder des schweren Geschützes, das von den scheu geworde­nen Pferden noch eine Strecke weit geschleift wurde. Rit­ter erlitt einen Schenkel-, Zandler einen Knöchel- und Hermes, dem die Räder über den Leib gingen, einen Beckenbruch.

Der des Mordes an der Witwe Bieber verdächtige Arbeiter Specht in Zoppot hat nach derZovvoter Zeitung" die Lat eingestanden.

Der Jenissei in Sibirien ist über seine Ufer ge­treten und hat drei Viertel von Jenisseisk über­schwemmt. Hunderte von Familien mußten ihre Wohn- Nngen verlassen. Zahlreiche Personen flüchteten auf die Dächer der Häuser oder in Schutz bietende öffentliche Ge­bäude.

In Bellevue (Texas) wütete ein Wirbel­st urm, der eine große Anzahl Häuser niederriß, die dann durch einen Brand vollständig zerstört wurden. 11 Personen sollen hierbei ums Leben gekommen und zahl­reiche verletzt worden sein.

FloHnöervegrmg.

Mannheim, 27. April. Die Werftarbeiter der Mannheimer Dampfichffahlts-Gesellschaft, der bedeutend- stenReederei am Rhein, sind heute in den Ausstand getreten.

«paltncienues, 27. April. Der Direktor der Gruben von Anzin empfing nachmittags eine Ab­ordnung des Bergarbeiter syndikats. Nach kurzer Beratung gaben die Delegierten die Erklärung ab, daß sie den Grubenarbeitern die Weisung erteilen werden, die Arbeit morgen wieder aufzunehmen.

Paris, 27. April. Der Ausschuß des Arbeiterver­bandes der staatlichen Zündholz-und Tabakfabrtken sprach gestern bei dem Finanzminister Potncar« vor und ersuchte ihn, den Achtstundentag zu bewilligen. Der Minister erklärte, daß das Budget für 1906 eine der­artige sofortige Verringerung der A-.beitszert nicht vorsehe, daß ober eine Kommission mit der Prüfung dieser und anderer Forderungen betraut sei.

Die München tu Ausland.

Die Gapon-Legende.

Nach einer Meldung derDaily Mail" aus Peters­burg lebt Vater Gapon ruhig in Kuokola in Finland. (Russische Blätter verbreiten die Nachricht, daß er in einem Kloster Buße tue für seine politischen Sünden. D. R-.d.)

Das Krdöeßen in Kalifornien.

Die Bundesregierung gewährte General Greeleys Gesuch um. Entsendung von weiteren 2500 Mann erst, nach­dem er erklärt hatte, daß noch fast eine Vtertelmil- lton subststenzloser Menschen in San Franziska sich aufhallen und die Zustände eine energische Beaufsichtig­ung notwendig machen. In San Franziska sind in­folge der Aufhebung des Standrechts die Räuber wieder zahlreicher Mehrere wurden abgefaßt, als sie Geldschränke rn den Geschäftshäusern sprengten. Prof. Chabot vom Observatorium in Oakland berichtet der Seismograph reiche achtunddreißig Erderschütterungen seit acht Tagen.

Die vom Mikado für die Notleidenden in San Franziska gestiftete Summe beträgt 200 000 Den. Die gleiche Summe wurde von kaufmännischen Unternehmungen tu Osaka und Tokio gezeichnet.

Die Lebensversicherungsgesellschaft ..Deutscher Phö­nix" teilt uns mit, daß sie an Brandschäden in San FranziSko nicht beteiligt ist.

Aus Mürttervöerg.

Dtenttrrachrichten. Uebertragen: D<M Pcofessar Feucht am Gymnasium in Hcilbronn eine Haupilchrersttlle an der mittleren Abteilung de» GynnasiumS in Cannstatt dem Obnieallehrer Drescher «n der Realschule in Jsny eine realistische Hanpileh stelle an der mittleren Abteilung des Gymnasiums in Hellbraun unter Belastung seines bisherigen Tiiels, dem Oberreallehrer Kneile an der Realschule ru L»rch eine OberreallehrerSsielle an der Realschule in Ludwi, sburg «nd dem Schullehrer Brucklacher ln Heilbronn eine Hauptlehrstelle an der Ele««ilarschule daselbst

Die Entlassung aus dem Staatsdienst erteilt: Dem Ober- amtrse'ietär Strobel bei dem K. Oberern>t Tübingen zum Zweck der Uebernahme der Ortsvorsteherstelle in Ruit, AmtsoberamiS Stuttgart.

Stuttgart, 27. April. Der Abgeordneten­kammer wird beim Zusammentritt des Landtags, der spätestens Mitte Mai erfolgen wird, eine von den Ab­geordneten Haußmann- Balingen und Liesching Un­terzeichnete Interpellation folgenden Inhalts vor­liegen:Erachtet die Königliche Staatsregierung ange­sichts der gesteigerten Bedeutung des Verkehrswesens die Bildung eines selbständigen Ministeriums der Verkehrsanstalten unter Zuweisung der Aufgaben des Straßen- und Wasserstaues und unter Uebertragnng der Geschäfte der auswärtigen Angelegenheiten an den Präsidenten des Staatsministeriums für zweckmäßig?" Die Interpellation ist augenscheinlich veranlaßt durch -den Wechsel im Ministerium des Auswärtigen, der in­folge des Gesundheitszustandes des Freiherrn von So­den wohl noch im Lause dieses Jahres eintreten wird.

Stuttgart, 27. April. Eine allgemeine Ver­sammlung der Wirte Groß-Stuttgarts fand heute nachmittag in der' Brauerei Wnlle statt. Gemeinde- rat-Schramm begrüßte die zahlreich Erschienenen, wo­rauf Restaurateur Autenrieth-Cannstatt über die Schä­digung des Wirtsgewerbes durch die Privatkostgebereien Und die Speisehäuser referierte. Anschließend hieran wurde folgende Resolution angenommen:In Anbetracht, daß in den zahlreich existierenden Privatkostgebereien und in dem von denselben vielfach in ausgedehnter Weise betriebenen Verkauf von Flaschenbier, Wein und Spiri­tuosen an deren Kostgänger eine schwere Schädigung des konzessionierten Wirts liegt, sodaß mannigfach der reinste Wirtschaftsbetrieb herrscht, beschließt die heutige Ver­sammlung der Wirte von Grvß-Stuttgart, durch eine Ein­gabe an die Stadtdirektion Stuttgart dieselbe zu ver­anlassen, daß durch die Pvlizeiorgane in geeigneter Weise eine jeiveilige unverhoffte Kontrolle in den Privatkost­

gebereien und Flaschenbierhandlungen während der Es­sens- und Tageszeiten vorgenommen wird. Ebenso sollen möglichst Untersuchungen darüber stattfinden, welche Qualitäten Fleisch, besonders ob kein Freibankfleisch ver­wendet wird. Sodann wurden die hohen Fleisch­st r e i s e und die Preise für den Mittagstisch be­handelt. Es wurde ein Vorschlag dahin gemacht, die Wirte Stuttgarts durch ein Rundschreiben aufziifordern, sie sollen sich durch Unterschrift zur Einhaltung eines M i nim alpre i s es für Mittags- und Ab end­tisch verpflichten. Ferner wurde die Bildung einer Kontrollkommission vorgeschlagen. Zum Schluß sprach Hotelier Heiler überA us d e h n ung der Ruhe­zeit für das Bäckergewerbe auf Oster- und Pfingstmontag sowie S t e pH a ns fe i e r t a.g und deren Nachteile für den Wirtschaftsbetrieb." Nach leb­hafter Diskussion wurde folgeuoe Resolution angenommen: Die heutige Versammlung spricht sich mit aller Ent­schiedenheit gegen die kürzlich erlassene Verfügung der Stadtdirektion betr. Ruhezeit der Angestellten im Bük- kergewerbe, an den Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeier- tagen aus. Tie Versammlung verkennt keineswegs den Anspruch der Angestellten auf eine gewisse Anzahl von Feiertagen, kann aber durchaus nicht einsehen, warum diese Freinächte gerade aus die verkehrsreichsten Tage des Jahres festgesetzt worden sind und bittet die maß­gebenden Behörden um schleunige Abänderung dieser den Bestrebungen der Verkehrsvereine geradezu hohnsprechen­den Verfügung und um gleichmäßige Verteilung auf an­dere Tage im Jahr, an denen der Verkehr klein ist."

Stuttgart, 27. April. Bei der heutigen fortgesetz­ten Ziehung der Stuttgarter Geld- und Pferdelot­terie fielen die 17 Pferdegewinne aus folgende Nummern: 17 581, 107 307, 107 234, 70 939, 25 736, 84 961, 3568, 65 273, 78 157, 28 725, 55 926, 79 051, 16 701, l7 793, 13 011, 84 771 und 70 319.

Aus Ludwigsburg wird folgender Unglückssall berichtet: Fahrradhändler Heydt wollte Donnerstag abend kurz vor acht llhr den Geschäftsführer Kostenbader mit seinem Motorrad zu einer Fahrt abholen. Beim An­fahren glitt H. ans uird stürzte, worauf der Motor in vollem Lauf über eine Kette in die Allee hineinfuhr und mit voller Wucht auf einen Baum stieß. K. ivurde her­ausgeschleudert. Es wurde ihm der rechte Fuß unter­halb des Knies zerschmettert. Er wurde zunächst in seine Wohnung und dann ins Bezirkskrankenhaus verbracht, wo ihm der rechte Fuß unterhalb des Knies abgenom­men wurde. H.'s Verletzungen scheinen leichterer Art zn sein.

In Bönnigheim brannten Freitag Nacht 3 Wohn­häuser uud eure Scheuer, der sog. Feuerwagen, vollständig nieder.

In Forchtenberg fiel am Neubau des Maler­meisters Schwätzer beim Richtfest der Zimmermann Wein- auer so unglücklich ab, daß er sofort tot war. Der Ver­storbene, ein ruhiger, fleißiger Mann, wird allgemein be­dauert.

KenchtsftmL

Stuttgart, 27. April. (Strafkammer.) Wegen fahrlässiger Körperverletzung hatte sich der Waldmeister Klein von Ehniug.n OA. Böblingen zu verantworten. Der Sachverhalt ist kurz folgender: Am 21. Oktober abends zwischen 6 und 7 Uhr war Klein ans dem Anstand. Um diese Zeit trat Jagdpächter Major M. von Stuttgart aus dem Aiblinger Wald 'heraus und wollte sich auf einem Feldweg nach Ehningen begeben. Seine beiden Hunde führte er an der Leine. Klein, der hinter einer Feld­hütte stand, gab auf die Hunde, die er für Rehe hielt einen Schrotschuß ab. Der Schuß traf jedoch Major M. in den linken Fuß, ein Schrot drang in die Magengegend ein. Klein, sprang davon, während Major M. schwer ver­letzt in das Krankenhaus Böblingen verbracht wurde. In­folge der Verletzungen lag Major M. mehrere Wochen krank darnieder. Ein Schrot sitzt heute noch im Kniegelenk. Da gegen Klein ein öffentliches Verfahren nicht einge­leitet wurde, erhob Major M. Privatklage, die vor dem Schöffengericht Böblingen zur Verhandlung kam. Klein machte geltend, er habe Major M. nicht gesehen, da er den Schuß in der Dunkelheit abgegeben habe. Das Schöf­fengericht erkannte auf Freisprechung unter Zuscheidung der Kosten auf den Privatklüger. Hiergegen legte Major M. Berufung ein. Nach Ansicht des in der Berufungs- Verhandlung vernommenen Sachverständigen, Hofjagoin- spektors Lanz, hat Klein insofern fahrlässig gehandelt, als er in der Dämmerung einen Schuß in der Richtung nach einem viel benützten Feldweg abgab. Tie Straf­kammer verurteilte Klein nach mehrstündiger Verhand­lung zu 300 Mk. Geldstrafe, sowie zur Tragung sämtlicher Kosten beider Instanzen.

Ulm, 27. April. Strafkammer. Der Schultheiß Nägele von Holzkirch OA. Ulm, sein Sohn Konrad, ein Bauer des Orts, sowie der dortige Polizttdiener und der Wald- und Flurschütz hatten sich wegen Jagdverge­hens bezw. Beihilfe hiezu vor der Strafkammer zu verant­worten. Tie Genannten begaben sich am 27. Januar d. Js. in Begleitung von 5 Hunden an die Grenze ihres Jagdgebietes gegen Bernstadt zn, wo sich 2 mit den Flin­ten aufstellten, während die übrigen mit einigen Hunden Treiberdienste besorgten. Als ein Rehbock im fremden Jagdrevier erschien, wurde er znsammengeschossen, herü­bergeholt und vom Sohne des Schultheißen heimgetra­gen. Ein Jagdaufseher, der Pächter der Nachbarjagd und Offiziere des Infanterie-Regiments 127, die sich gerade bei Kaisers Geburtstagsfeier befanden, hatten die Szene mitangesehen und die Jagdgesellschaft zur Anzeige ge­bracht. Der Schultheiß wurde zu 150 Mk., der Bauer zn 50 Mk. und der Sohn des Schultheißen zu 10 Mk. Geldstrafe verurteilt, die übrigen traf Freisprechung. Die Gewehre und die zur Jagd benützten Hunde werden ein­gezogen.

Ulm, 28. April. Kriegsgericht der 27. Division. Der Feldwebel Branz der 2. Kompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 124 in Weingarten hatte in den letzten beiden Jahren die Leute seiner Kompagnie mehrfach be­leidigt, geschlagen und mit Füßen gestoßen. Weil ein

Mann nach einem langen Uebungsmarsch einen andern bat, ihm das Essen niitznnehmen, weil er selbst kaum mehr gehen könne, packte ihn Branz am Halse, und gab ihm mit Knie und Füßen Stöße. Einen anderen, dem ein Brett aus dem Bett gefallen war, weil es zu kurz war, versetzte er, nachdem er ihn über den Strohsack gezogen hatte, mit einem Schemel Hiebe, daß der Fuß desselben abbrach. Andere Leute schlug er ans den Kopf und aus die Wangen. Das Kriegsgericht nahm minder schwere Fälle an, und verurteilte Branz zu 4 Wochen gelinden Arrests. Der Leutnant Gebhardt voll der 8. Komp, des Jnf.-Regts. 120 gab einem Musketier, weil dieser mit seinem Hintermanne gesprochen hatte, einen Stoß auf die Magengegend, wodurch sich der Mann am Abend er­brechen mußte und einige Tage darauf revierkrank wurde. Der Leutnant wurde zu l4 Tagen Stubenarrest verurteilt.

Bochum, 27. Äprtl. Das nachmttttags verkündete Urteil in der Angelegenheit des preußischen Fis­kus wider die B e rgw er ks g e sell schaftHiber- nia" lautet: .Im Wege einstweiliger Verfügung wird der BergwerksgesellschaftHibernia" untersagt, an die Aktionäre auf die ausgegebenen 6'/, Mill Mk. junge Aktien eine Di­vidende zur Bezahlung zu bringen solange der Anfechtung^ prozeß schwebt. Die Kosten fallen den Antraggegnern zur Last."

Osnabrück, 27 April Wegen Landfriedens« bruch, begangm am 29. Januar während der Streikun» ruhen vor einer hiesigen Eisengießerei verurteilte das Land­gericht 12 Former und r Weber zu je 4 Monaten Gefängnis.

Kuvst und Wissenschaft.

Stuttgart, 27. April. Spielplan der kgl. Hofthea- ler. Jnterimstheater. Sonnrag 29. April: Corregidor. Montag 30. April: Tie Journalisten. Dienstag 1. Mai: Mozart-Cyklus I: Die Entführung aus dem Serail. Mitt­woch 2. Mai: Zum 1. Mal: König und Marschalk. Tra­gische Oper in 4 Akten v. P. Heise. Donnerstag 3. Mai: Zum 1. Mal: Ein nasses Abenteuer. Posse mit Gesang in 4 Bildern von Krenn n. Lindau. (Dreher). Freitag 4. Mai: Zum erstenmal wiederholt: Ein nasses Abenteuer. (Dreher). Samstag 5. Mai: Schiller-Cyklus: Die Räuber. Sonntag 6. Mai: Ein nasses Abenteuer. Montag 7. Mai: Die Ehre. Kgl- Wilhelmatheater. 29. April: Mathias Gollinger. Lustspiel in 4 Akten von Blumenthal und Bernstein. (Dreher). 1. Mai: 28. Abon­nementsvorstellung: Zum erstenmal wiederholt: Mathias Gollinger. Sonntag 6. Mai: Nachmittags: Vorstellung für den Verein für Volksbildung in Cannstatt: Don Car­los. In Ravensburg: Nachmittags: Die Entführung aus dem Serail. Abends: Carmen (Bolz). Montag: In Ra­vensburg: Der Troubadour. (Neudörfser).

Maltas und Tatkos.

Das Verhalten der Einwohner zur V e s n v - K a t a st r.o p h e.

Aus Mailand wird derN. Z. Z." geschrieben:

Zum Unglück noch die Schande", schreibt ein hie­siges Blatt, indem es das Verhalten der von der Vesnv- katastrophe betroffenen Bevölkerung brandmarkt. Wie stellten sich die Leute zn dem Unglück? Zuerst ein Jn- die-Kirchen-rennen, ein Herumtragen von Heiligen-Sta- tuen, die der Not ein Ende machen sollten und als S. Gennaro, Sant Anna, die Madonna usw. nicht halfen, wilde Flucht. Der Bürgermeister, die übrigen Amts­personen und der Klerus waren überall die ersten, die Reißaus nahmen. Gleich von Anfang an war also nie­mand mehr da, der infolge seiner Stellung den Leuten hätte Mut einflößen und da und dort ein persönliches Eingreifen veranlassen können, durch das vielleicht das Unglück gemildert worden wäre, diesem oder jenem Dach- einftnrz vorgebengt werden konnte. Nirgends aber hat sich die Bevölkerung selbst an das Rettungswerk ge­macht, auch nicht, als die unmittelbare Gefahr vorbei war. Das Militär mußte und muß jetzt noch alles be­sorgen: die Hausbücher und Straßen von der Asche und den Schlacken befreien, die Toten aus den Trümmern ^ der eingestürzten Kirchen herausgraben und dann eini- z germaßen regelrecht bestatten; die Soldaten sollen auch s die verschüttete Habe der Einwohner wieder ans Licht i befördern. Die Einheimischen selbst, soweit sie nicht ! geflohen, stehen mit gekreuzten Armen daneben. Der

sozialistische Kammerabgeordnete Giacomo Ferri, der die Stätten des Unglücks besuchte, kam von Widerwillen er-, füllt zurück. Er sah, wie in Ottajano die zahlreich an­wesenden Männer es ganz den Soldaten überließen, nach ihren Toten zn suchen und selbst keine Hand rührten, auch durch das Versprechen eines guten Lohnes nicht zu be­wegen waren, eine Schaufel in die Hand' zu nehmen.

Auch den Bürgermeistern fällt nicht im Traume ein, daß die Wegräumungsarbeiten eine Aufgabe der Ge­meindeverwaltung seien, und daß die Bürger selbst ein- greifen dürsten. Dazu sind doch die Soldaten da. Einer dieser Ortsvorsteher, der den seine Gemeinde besuchenden König um die Entsendung von Militär bat, erhielt von Viktor Emanuel die verdiente Zurechtweisung.

Was wollen Sie denn anfangen mit den Soldaten?" fragte der König.

Ja, sie sollen die Asche wegräumen", war die schüchterne Antwort des schon etwas verlegen geworde­nen Sindaco.

Darauf der König:Fordern Sie die Einwohner nur auf, diese Arbeit selbst zu besorgen. Ich wollte, ich könnte selbst eine Schaufel in die Hand nehmen, um ihnen das Beispiel zn geben."

Trotz dieser Lehre des Königs begleitete nachher der einflußreichste Kammerabgeordnete von Neapel, der Exminister Gianturco, den Bürgermeister von S. Gio­vanni a Teduccio, der ebenfalls Soldaten haben wollte zur Aschenwegräumung, persönlich zum Regierungsstatt­halter, um diesem das Gesuch zu empfehlen. Vielleicht machen's aber die Leute von S. Giovanni a Teduccio wie die von Portici: sie liegen als Flüchtlinge in Neapel auf der faulen Haut herum und lassen sich von den an­dern speisen. Der erwähnte sozialistische Kammerabgeord­nete erzählt nämlich auch, wie er in Neapel in einem Unterkunftslokal eine Anzahl starker Männer bemerkt