rische Sklaverei znrnckznwünschen und zu verachten die glorreiche Freiheit, die sie ihren wackeren Borfahren ver­dankt! Auswerfen möge sie dich, die freie edle Repu­blik, dich und die Pest deiner abscheulichen Lehre!"

Milton ist aber, wie dies nach dem Angeführten scheinen könnte, keineswegs ein absoluter Gegner der Monarchien; Milton stellt nur das Königtum in seiner wahren Legitimität auf. Er sagt ausdrücklich:Hab' ich die Rechte des Volkes den ungerechten Anmaßungen der Tyrannen gegenüber entwickelt, so geschah dies durch­aus nicht aus gehässiger Gesinnung gegen die Könige, mit deren gesetzlicher Herrschaft eben jene Rechte in un­zertrennlichem Zusammenhänge stehen." Und an einer andern Stelle:Das Recht, welches ich den Königen vbstreite, halte ich für widersprechend jeder anderen le­gitimen Herrschaft. Kein Fürst wird deswegen mir et­was anhaben können; er verdammte sich ja selbst durch das Oleständnis, er sei wirklich ein Tyrann. Wenn ich auch die Tyrannen angreife, was geht das die Könige au, welche niir himmelweit von Tyrannen verschieden sind! Das Recht aber, das ihr den Königen gebt, das ist kein Recht, das ist Unrecht, das ist Verbrechen, das ist Verderben! Diese Lehre, derzusolge sie über alle Macht und jede Gegenwehr erhaben sein sollen, ist eine vergiftete Gabe, die sie selbst zu Grunde richtet!"

Die Lehre des Salmasius müsse weit entfernt den Fürsten zu nützen als die gefährlichste für die Fürsten angesehen werden; denn, indem Salmasius die königliche Gewalt so vermessen über das Gesetz erhoben habe, habe er aüch die Völker an die Sklaverei er­innert, in der sie lägen; habe er ihren Wahn zerstört, in welchem sie vielleicht noch von Freiheit geträumt hat­ten, und habe er die Völker aus ihrem Schlafe durch hin Zuschrcien aufgeweckt, sie seien Sklaven der Kö­nige! Würden durch die Lehren des Salmasius die Völker von dem grenzenlosen Recht der Könige über­zeugt, so würden sie die königliche Herrschaft nicht län­ger dulden wollen; andererseits aber werden sie keine Könige mehr haben wollen, die eine so ungerechte Herr­schaft sich anmaßen. In beiden Fällen sei also den Königen ein schlechter Dienst erwiesen. Milton zitiert dann aus Griechenland und Rom Beispiele, in denen Fürsten und ihre Nachkommen, welche sich dem Gesetz Unterwarfen, Jahrhundertelang sich einer ungetrübten, ruhigen, friedlichen und festen Herrschaft erfreut hatten, so Lykurg in Sparta, Theseus in Athen. In Rom habe man weder den Antonius für einen Konsul, noch den Nero für einen Kaiser gehalten, weil sie zum öf­fentlichen Feinde des Volkes wurden und beide sind vom Senate für Staatsfeinde erklärt worden.

IV. Milton stellt irunmehr die Grundsätze des eng­lischen Verfassungsrechts in folgenden drei Lehren auf:

1.Der König hat seine Gewalt nur vom Volke, Um über die Gesetze zu wachen und ihnen Kraft zu ge­ben, nicht um Gesetze willkürlich zu geben und seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen."

2.Die Gelvalt des Königs ist nur etwas in den gesetzlichen Pfaden, außer diesen nichts."

3.Die Gewalt des Parlaments hingegen ist eigent­lich die höchste Gewalt des Volkes in eine Volks­versammlung zusammengetragen; außerordentlich mag sie genannt werden in Hinsicht auf ihre Vortrefflichkeit und Hoheit; sie hat, wenn auch nicht in der Tat, doch ihre wirkende Kraft, einen ewig bleibenden Einfluß auf alle ordentlichen Behörden und Gewalten."

Diese Lehren erläutert Milton weiter aus der eng­lischen allgenreinen Geschichte und der Verfassungs- geschichte. Als die RömerBritannia" verlassen hatten, lebten die Briten beinahe 40 Jahre, ohne sich einen Kö­nig zu geben. Sie erwählten nachher einige, schafften sie »weder ab und bestraften sogar manche mit dem Tode. Nennius, der älteste englische Geschichtschreiber, erzählt, daß König Voltigernus einer blutschänderischen Ehe mit seiner Tochter wegen, in einer Volksversammlung zum Tode verurteilt und sein Sohn Vortimer an seinen Platz gesetzt wurde. Tie Sachsen, welche von einem Volke ab- stammten, das seinen Königen niemals eine absolute Ge­walt zugelassen hatte, berieten sich von jeher im allge­meinen Versammlungen über öffentliche Angelegenheiten. War auch der NameParlament" damals noch unbekannt, so war es nicht die damit bezeichnet« Sache. Vom Kö­nig Ethelbert wird berichtet, daß er mit derVersamm­lung der Weisen" auf dieselbe Art wie einst die Rö­mer Gesetze ausstellte. Das Gleiche tat Edwin, König von Northumberland und Ina, König der nördlichen Sach­sen. Menschen, gewählt aus dem Volke, bildeten also die gesetzgebenden Versammlungen jener Zeit; denn die Gro­ßen hatten damals so wenig wie heute das Privilegium, weise zu sein. Ferner wurde ein Gesetz unter König Eduard erlassen, welches ausdrücklich sagt:Wenn der König seine Pflicht nicht erfüllt, wie er soll, so soll er such nicht mehr den Namen König tragen." Damit auch diese Worte richtig verstanden wurden, ward noch bei­gefügt das Beispiel des Merowingerkönigs Ch-ilperich, dem König der Franken, den das Volk seiner Stelle entsetzt hatte. Wilhelm der Eroberer bestätigte dieses Gesetz im

4. Jahre seiner Regierung, wie mehrere andere von Kö­nig Eduard und zwar durch feierliche Eide in der großen Volksversammlung, welche zu Serutam gehalten wurde. Dadurch unterwarf er sich selbst dem Gesetz und ward so legitimer König. (Dies der heutige Verfassungseid!). SÄn Sohn Heinrich schwur, dieselben Gesetze zu beobach­ten und nur unter dieser Bedingung wurde er zum Kö­nig gewählt; dies geschah zu der Zeit als sein Bruder Robert noch lebte. Kurz, auch alle folgenden Könige ha­ben, ehe sie gekrönt wurden, denselben Eid geschworen. Der alte berühmte englische Rechtslehrer Brakton schreibt: Da sei kein König, wo die Willkür herrsche und nicht das Gesetz; vom Augenblick an, wo er nur befeUe uns »unterdrücke, werde er Tyrann. Der König müsse nur die Gewalt des Rechts üben, und da sei er Gottes Stellver­treter und Diener; so wie er aber dem Unrecht die Macht leihe, werde er des Teufels Vicar und Minister, denn vom Teufel sei des Unrechts Gewalt." Mit Milton's und Mrakton's Ausführungen stimmen auch alle berühmten eng­lischen Rechtsgelehrten der Vorzeit überein und mit ih­nen alle Briten. Sie halten stets den wichtigen Unter» ßchied fest, der einen Herrscher zum König »tcr zum Ty­

rannen macht, und finden diesen Unterschied nur in der ' Art der Herrschaft, ob sie dem Gesetz unterworfen und ! aufs allgemeine Beste gerichtet sei oder bloß auf absolute Macht gegründet und nur dem Eigenwillen diene. Sie lehren daher, daß das Volk verbunden sei, einein Ty­rannen zu widerstehen, durch das gleiche Gesetz, durch welches das Volk verpflichtet sei, einem König zu gehor­chen. Sie halten jeden Staat für schlecht und lächerlich eingerichtet, in welchen: zwar der Einzelne vor der Ge­walt des Unrechts geschützt, aber das Ganze, das Heil Aller, durch kein Gesetz vor der höchsten und mächtigsten Willkür eines Einzigen gesichert ist.

Nach der englischen Auffassung ist also:

1. Des Volkes Wohl das höchste Gesetz;

(salus popvü suxrsma !ex).

2. Als Grundlage eines konstitutionellen, monarchi­schen Staatswesens ist anzusehen ein Vertrag zwischen Fürst und Volk zur Durchführung des höchsten Ge­setzes (also eine Verfassung), den keiner der beiden Teile willkürlich brechen darf bei der Strafe seines eigenen Untergangs.

Berlin, 19. Ap.il. Nach einem Telegramm der Voss. Ztg. aus Braunschweig wird Prinz Albrecht von Preußen den Küfer bei den Vermählungsfeierlich­keiten in Spanien vertreten.

Berlin, 19. April. Die Nat.-Ztg. schreibt: Gegen­über verschiedenen Zeitungserörterung n der letzten Tage betreffend die Eventualität der Verhängung eines Re ichs- bank-Beleihungsverbotes über russische An­leihen können w r mitteilen, daß alle derartigen Erörter­ungen der Grundlage entbehren, La die Reichs­regierung eine solche Maßregel nicht beabsichtigt.

Berlin, 19. April. Nachdem das für die Opfer des Erdbebens inCalabrien tätige deutscheHilfs- komitee in gleicher Eigenschaft für die durch den Aus­bruch des Vesuvs Geschädigten neu konstituiert worden ist, hat der Kaiser dem Vorsitzenden des Komitees, Prinzen Salm-Horstmar, eine Spende von 10,000 M. überwiesen.

Berlin, 20. April; Die Genesung des Reichskanz­lers Fürsten Bülow macht weiterhin erfreuliche Fort­schritte. Der Kanzler konnte gestern bereits einige Stun­den außerhalb des Betts, jedoch noch im Zimmer ver­bringen und nimmt bei gutem Appetit und zunehmenoer Frische regen Anteil an den Tagesereignissen. Trotzdem bedarf der Fürst aber noch längere Zeit der Ruhe und vor allem der Fernhaltnng von den Geschäften.

München, IN. April. Der kommandierende General des I. Armeekorps, Generaloberst Prinz Arnulf von Bayern, hat infolge andauernden Magenletdens heute den Prinzregenten um Enthebung von seiner Stelle gebeten. Dem Gesuche ist, wie verlautet willfahren worden. Prinz Arnulf reist nächster Tage nach Vichy.

Straßburg, 19. April. In militärischen Kreisen verlautet demEisäffer" zufolge, daß zum Nachfolger des verstorbenen Generals v. Stützer als Kommandie­render des 16. Armeekorps der derzeitige Gouverneur von Metz, Generalleutnant v. Arnim, ernannt werde. Wie der verstorbene General v. Stötzer hat auch der General­leutnant v. Arnim durch seine Frau, eine geborene v. Türck- heim-Truttenhausen, verwandtschaftliche Beziehungen zuiii^ Elsaß.

Paris, 19. April. Der Ministerrat beschloß Maß­nahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Streikgebtete. Bourgeois und Poincarö gaben bekannt, die Vorbesprech­ungen wegen Zulassung der neuen russischen Anleihe an der Börse seien abgeschloffen. Die Anleihe werde ausschließ­lich zur Liquidation der im Budget für 1905/06 vorge­sehenen Ausgaben verwendet werden. Die Regierung be­schloß, der Regierung derber. Staaten den Ausdruck ihrer Sympathie zum Unglück m San Francisko zu übermitteln. Auch der Präsident der Republik sandte ein Bei­leidstelegramm an Roosevelt.

Paris, 19. April Nach einer Meldung der Ageuce Havas aus Tanger haben Leute des Rats uli am 17. April 2 Notadeln vom Angera-Stamm erschossen. Man glaubt, daß es zu Repressalien kommt.

Rom, 19. April. Es verlautet, der Pap st sei herz­leidend und hüte seit 2 Tagen das Bett.

Rom, 19. April. DerTribrrna" zufolge empfing der König nachmittags Visconti Veno st a und hatte eine ernstündrge Unterredung mit ihm.

London, 19. Apiil.Daily Telegraph" meldet aus Tokio unterm 18. ds.: Nach einem Telegramm aus Schang­hai ist in Tibet ein Aufruhr ausgebrochen. Die chi­nesischen RegierungStrupven wurden dabei geschlagen. Der Vizekönig von Auenan entsandte Verstärkungen.

Lissabon, 19. April. Heute Morgen gegen 4 Uhr machte der PanzerVasco de Gama" am Kat fest. Die Besatzung wurde ausgefchifft. Unmittelbar darauf wur­den 164 Mann derselben mit der Eisenbahn nach der Festung Caxtas gebracht. Von der Ausschiffungsstelle bis zum Bahnhof und vom Bahnhof bis zur Festung wurden sie durch ein Infanterieregiment und durch Kavallerieab­teilungen deglettet. Diejenigen Leute, die die Insubordina­tion an Bord desDom Carlos" angestistet haben, wurden ebenfalls heute nach der Festung San Julias Barra ge­bracht, wo sie kaserniert bleiben werden. In ganz Portu­gal herrscht vollständige Ruhe.

Terajewo, 19. April. Heute vormittag 11 Uhr wurde hier ein kurzes, heftiges, wellenförmiges Erdbeben in der Richtung West-Ost verspürt.

Natal, 19. April. Nach einer amtlichen Meldung hat der Gouverneur von Natal das Anerbieten der be­kannten Burenkommandanten Cherry Emmelt, eine Buren« truppe von L50 Mann aus dem Vryhetd-DiskM »um Kampf gegen die Zulus zu stellen, angenommen.

In Psronten-Kreuzegg bei Augsburg wurde der Taglöhner Cyprian Schmölz von Stötten a. A. durch den eigenen Bruder erstochen. Ein Keiner Wortstreit im Wirtshaus war vorausgegangen.

Aus Bilshofen (Niederbäyern) berichtet die Augsburger Abendzeitung":Fm Darlehenskassenver- ein deS bei Aidenbach gelegenen Ortes Beutelsbach sind Unterschleife in von 24000 Mark ent­

deckt worden. Schuldig ist angeblich der kürzlich ver­storbene Rechner des Vereins, Kooporator (Kaplan) Georg Dambock, der die Bücher nnd Urkunden gefälscht habe.

Die an Vergiftung gestorbenen Mitglieder der Familie Gutmann in Mainz waren bei der Familie des Wein- Händlers Stöcker zu Gast geladen. Alsbald nach dem Genuß des konservierten Fisches stellten sich die Bergiftunzs- erscheinungcn ein. Außer den bereits gestorbenen drei Personen befindet sich noch ein weiteres Kind des Herrn Gutmann in Lebensgefahr sowie ein Kind der Familie Stöcker; Frau Stöcker und ein Dienstmädchen, die gleichfalls von dem Fisch genoffen hatten, sind nicht erkrankt. Die Konserven wurden in einem Delikatessen­geschäft gekauft. Die Untersuchung ist eingelettct. Die Konserven sind dem Rheinischen Unkersuchungsamt zur Prüf­ung übergeben worden.

Verhungert auf gefunden wurde in ihrer Wohnung in Kreuznach die 47jährige unverheiratet: Maria Heß. Bei der Durchsuchung des Zimmers fand man in einem Schranke die Summe von 24 000 Mark in Wertpapieren und zwei Sparkassenbüchern.

Gegen den 42jährigen Reichsbankoberbuch Halter Karl Ni ermann in Berlin war vor einiger Zeit ein Ver­fahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet worden. In vergangener Nacht hat Nicrmann, wahrscheinlich um den Konsequenzen dieses Verfahrens zu entgehen, durch Er­hängen seinem Leben ein Ende gemacht. Niermann wurde vor vierzehn Tagen von München hierher versetzt

Aus Konstantinopel wird vom 18. gemeldet Auf Veranlassung der Londoner Polizei, die glaubte, daß eine Anzahl gefälschter englischer Ban kbilletts in Konstantinopel hergestellt worden seien, gelang es der türkischen Polizei in Stambul, eine Druckerei mit Beschlag zu belegen, woselbst ein Italiener und ein Armenier seit Jahren Titres fälschten. Die Schul­digen wurden verhaftet. Sie stellten hauptsächlich Shares der Transvaal Consolidatet Land and Ex plora- tio n Comp, her, die auch an der hiesigen Börse gehandelt werden. Von diesen brachten sie hier 12,000 Shares in Zirkulation, sodaß durch diese Falsifikate fast der gesamte hiesige Börsenplatz betroffen ist.

Bei der Entgleisung eines Militärzuges auf der sibirischen Bahn wurden 10 Personen getötet und 15 zum Teil tötlich verletzt.

Das Haus des Arffiedlers Martin in Palätzrs (Algier), welches seit zehn Tagen von Truppen und Gendarmen belagert wurde, weil Martin sich einem gegen ihn wegen Fälschung erlassenen Haftbefehl widersetzt hatte, wurde gestern mit einer Kanone zusanrnrengeschossen. Man fand Martin unter den Trümmern seines Hanfes tot liegend. Er war einer Verletzung erlegen, die ihm am Tage vorher ein Zuave durch einen Flintenschuß Her­gebracht hatte. ^ ^ ' ch UU

Loyuöewesturm.

Berlin, 20. April. In Leipzig sind, wie dem Beil. Tagebl. gemeldet wird, die B ä cke r g ehi lse n in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern Abschaffung des Kost- nnd Logiswesens, Festsetzung eines WochenlohnS von 21, 23 bezw. 26 Mk., 12stündige Arbeitszeit und Regelung des Lehrlingswesens, sowie Freigabe der hohen Festtage.

Berlin, 20. April. Die Berl. Morgenpost meldet aus Paris: Bei einem Zusammenstoß zwischen 1500 Strei­kenden und Kürassieren in Denain erhielt der Bür­germeister einen Stockhieb, der die Lähmung der unteren Kinnbacken verursachte.

Hamburg, 19. April. Der Verband Ham­burger Reeder erklärte seine Bereitwilligkeit zur Unterhandlung mit einer Kommission der ausständi­gen Seeleute unter Ausschluß aller Personen des je­tzigen Vorstandes oder eines bezahlten Agitators. Nur nach schriftlicher Zusicherung dieser Bedingung werde die Kommission empfangen.

Breslau, 19. April. Heute erfolgte die vom Ver­bände der schlesischen MetallinduKriellesi wegen des Lohnstreiks arrgedrohbe Aussperrung sämt­licher gewerkschaftlich organisierten Arbeiter aus ihren Breslauer Betrieben,, wovon über 5 000 Arbeiter be­troffen werden. Von den Aktiengesellschaften sind bei der Aussperrung die Maschinenfabrik!»» Linke, Hoffnann sind Guttsmann beteiligt.

Breslau, 20. April. Mehrere hundert ausge­sperrte Metallarbeiter zogen in geschlossenem Zug in die Friedrich-Wilhelmstraße, wo sie von Schutz­leuten mit gezogenem Säbel zurückgetrieben wurden. Biele Personen wurden durch Säbelhiebe verletzt.

Weißenfels, 19. April. Die Rieb eck schen Montanwerke haben durch Anschlag die Einführung der neunstündigen Arbeitszeit bekannt gegeben. Ans die Gesuche der Streikkommission um Vermittlung erklärte das Oberbergamt Halle, daß es nicht in der Lage sei, vermittelnd cinzugreifen, weil die bestehen­den Arbeiterausschüsse und die gesetzlichen Vertreter der Belegschaften von de» Ausstänpigen als solche nicht an­erkannt würden. Die sächsischen Behörden erklärten sich zur Einleitung von Vermittlungsarbeiten bereit, wenn die Arbeit sofort bedingungslos ausgenommen werde.

Halle a. S., 19. April. Nach einer amtlichen Fest­stellung streiken von 15580 Bergleuten des mittel­deutschen Reviers heute ubch 4273.

Mannheim, 19. April. Infolge von Lohnstreitig­keiten hat sich die Direktion derRheinischen Gummi- und Zelluloidwarenfäbrik Neckarau veranlaßt gesehen, ihre Fabrik zu sperren.

Paris, 19. April. Mirristerpräsident Sarrien weigerte sich, die Abordnung der ausständigen Poflunter- beamten zu empfangen. Er erklärte, er wolle nicht Be­amte bei sich sehen, die sich im Aufruhr befänden.

Paris, 20. April. Der A u s st a n d d e r Brief­träger ist nun beendet.

Lens, 19. April. Das Syndikat der Grubenarbei­ter richtete an die Grubenarbeiter einen Aufruf, in dem di« während der Streikunruhen vorgekommenen Dieb­stähle und Plünderungen aufs schärfftze verurteilt wer­den. Der Aufruf schließt mit der Mahnung an di« Grubenarbeiter, sich ruhig zu verhalten- und den frem­den Agitatoren zu mißtrauen. ^ ,