Das Kruöerrurrglück in Nraukreich.

Lens, 7. April, Der Kampf gegen das Feuer in den Gruben wird unter günstigen Umständen fortgesetzt; 11 Leichen wurden in der letzten Nacht aus Schacht 4 Salau- niines zu Tage gefördert; 7 Tote wurden von den Ange­hörigen erkannt, wobei sich erschütternde Szenen ereigneten. Wegen des LcichengerucheS macht es Schwierigkeiten, die Leute zu finden, die es unternehmen, in den Gruben nachts Tote zu suchen.

Leus, 8. April. In der vergangenen Nacht explo­dierte bei FouqutereS im Hause eines arbeitswilligen Berg­manns eine Dynainilbombe, wodurch ein bedeutender Material­schaden angerichret wurde. Der zuletzt gerettete Bergmann Verton ist miederhergestellt und hat gestern Abend das Lazaret verlassen.

Berlin, 7. April. Aus Paris wird dem Lok.-Anz. gemeldet: Die Petite Republique schreibt: Die Bevölker­ung glaubt, daß wenigsten 600 der Opfer von Courriöres mit Hacken gegeneinander ge­wütet haben, sei cs um ihren Leiden ein rasches Ende zu machen oder um im Verzweiflungskampf einen Auswe zu erreichen. Angeblich wurden diese Vermutungen durch" die jüngsten Leichenfunde bestätigt.

Paris, 7 April. Mehrere Pariser Zirkusoesitzer boten der Bergwerksgesellschaft von CourriereS bedeutende Preise für das kürzlich aus dem Schachte lebend zutage ge­förderte Pferd an.

Der Ausöruch des Wesuvs

Nom, 8. April. Diese Nacht gestaltete sich die Eruption des Vesuvs zur Katastrophe. Zwei Erdbeben fanden unter großem Getöse des Vulkans statt. Ganz Neapel war Nachts auf den Beinen. Alle Kirchen sind gefüllt. Der Vesuv glich einen, einzigen Rie­senfeuerherd. Der Hauptkegelisteingestürzt, das Observatorium zerstört, dessen Direktor jedoch ge­rettet. Auch Cooks Drahtseilbahn ist vernichtet. In Resina läuteten alle Kirchen Sturm. Ter Himmel ist neblig, das Meer in Aufruhr. Boscotrecaseist von der Lava zerstört. Torre Annunziata wird wahrscheinlich durch die Lava in zwei Teile zerschnitten werden. Die Stadt lag Nachts in, Dunkeln, da die Gasfabrik bedroht ist. Der elektrische Strom ist unter­brochen. Der Palazzo Rossi in Torre Annunziata ist schon durch die Lava verbrannt. Extrazüge wurden ver­langt, um die Bevölkerung fortzuschaffen. Es werden auch stürmisch Kriegsschiffe gefordert. Die Panik in Torre Annunziata wird durch den Aschenregen verstärkt.

Rom, 8. April. Eine Sonderausgabe desGior- nale d'Jtalia" berichtet über die Eruption oes Ve­suvs: Nach einer Meldung aus Portici ist das Vesuv- Observatorium zerstört. Der Vulkanologe Pro­fessor Matteucci, die Angestellten des Observatoriums und die dort befindlichen Carabinieri hatten es noch rechtzeitig verlassen können. Auch der Vesuvführer ist gerettet. Die .Cooks che Vesuvbahn ist vollständig von Lavamassen überdeckt und zerstört. Torre Annunziata ist in großer Gefahr. Auch die Chaussee zwischen Torre dcl Greco und Torre Annunziata ist bedroht. Die Behörden des letzgenannten Ortes, welche fürchten, daß die Lava­massen Torre Annunziata überziehen, haben daher ver­langt, daß mehrere Spezial-Trambahnwagen herbeigeschafft werden zum Transport der Bevölkerung, die in voller Hast den Ort unter Mitnahme der wert­vollsten Gegenstände verläßt. Viele Soldaten ha­ben sich bei der Rettung von Frauen, Kindern und Greisen rühmlichft hervorgetan.

Me Marokko - Konferenz.

Algeciras, 7. April. (Havas.) Die Sitzung zur Unterzeichnung des Protokolls begann heute um 11 Uhr Vormittag. Ein kalligraphisch geschriebenes Exemplar, von sämtlichen Delegierten unterzeichnet, wird im Archiv von Madrid hinterlegt. Ein anderes, gedrucktes Exemplar, das als übereinstimmend beglaubigt wird, wird jeder De­legation überreicht und wird die Unterschritt des Herzogs von Almodovar tragen. Die Damen der Delegierten wohmen der Sitzung bei. Die marokkanischen Delegi erten Unterzeichneten das Protokoll zunächst noch nicht. White, erklärte, daß dieamerikanis he Regierung keine Verantwortung für die Durchführung der B e s ch! ü s s e der Ko n f e r e n z ü b e r n ehm e. Hier­auf erfolgte die Unterzeichnung. El Mokri dankte der Konferenz für die Arbeiten und die Fürsorge. Der Prä­sident erklärte dann die Konferenz für ge­schlossen.

Algeciras, 8. April. Nach Schluß der Rede des Herzogs von Almodovar erschien der Alkalde von Al­geciras mit den Stadtvertretern und verlas eine Mit­teilung, daß die Stadt beschlossen habe, im Sitzungs­saale des Rathauses, wo die Konferenz tagte, eine Mar­mortafel mit den Namen der Delegierten anzubringen. Visconti Venvsta dankte und gedachte der herzlichen Gast­lichkeit der Stadt.

Me Anrrrhen kr Nutzland.

Ein Gouverneur ermordet.

Der Gouverneur vonTwer, Sleptzow, ist Sams­tag Nachmittag in der Hauptstraße d r Sladt durch eine Bombe getötet worden. Durch die Explosion der Bombe, die den Gouverneur tötete, wurden auch eine Dame, ,»ei junge Mädchen und zwei Knaben leicht ver­letzt. Der verhaftete Täter hat das Aussehen eines Arbeiters, ist 18 Jahre alt und aus Saratow; sein Name ist Bugalscheff Der Gouverneur hatte bereits seit 14 Tagen außerordentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen und das Palat» von einer verstärkten Schutzwache umgeben lassen.

Aus Mkrtteruöerg.

Zum Ministerwechsel in Württemberg wird derUlm. Ztg." von unterrichteter Seite aus Stutt­gart geschrieben:

Die beiden demnächst abgehenden württembergischen Minister v. Schnürten und Freiherr v. Soden er­freuen sich großer persönlicher Beliebtheit. Schnür­

ten, der nach mehrjährigem Studium die seinerzeit in Württemberg wenig respektierte militärische Laufbahn einschlug, fand hier ein Gebiet, auf dem sich seine eigenartige Begabung entfalten konnte, die sich durch­setzte, obgleich der einer einfachen Familie entstammende Mann keinerlei Protektion genoß und zeitlebens auch noch als General und Kriegsminister ein fast etwas spießbürgerliches Auftreten zeigte. Herr v. Soden ist bekannt durch seine derben, zuweilen gewagten, 'aber immer gutmütigen Witze. Intensive Arbeit war nicht seine Sache, er hatte keinSitzleder", war aber kein Büreaukrat und Pflegte zu betonen, daß er in seinen jungen Jahren im Examen schlecht abgeschnitten habe und den Menschen nicht nach seiner Examensnote be­urteile, wie dies sollst in Württemberg herkömmlich ist.

Ehemaliger Gouverneur von^Kamerun, !vo er heute noch als praktischer Mann gerühmt wird, hatte er wohl das Zeug zum Minister des Kgl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, denn beide Aemter sind im wesentlichen repräsentativer Natur; dagegen fehlte ihnr zur Leitung der Verkehrsanstalten der Wille, sich in die vielen Einzelheiten einzuarbeitcn. Er war nicht der Mann, in den schwierigen Verhandlungen über die Eisenbahnbetriebsmittelgemeinschaft sich den erforderlichen Einfluß zu sichern, Reibungen mit den: Präsidenten der Eisenbahnen Staatsrat v. Balz und mit dem Vertreter einer Privatgesellschaft waren nicht geeignet, seine Stellung zu verbessern. Endlich mag die Aussicht auf die das Land erregenden Kämpfe um den Stuttgarter Bahnhofnmbau ihm die Freude am längeren Verbleiben in seinem Amt gestört haben. Be­sonders die letzten Jahre haben gezeigt, daß die Ver­bindung der 8 Aemter: Kgl. Haus, auswärtige An­gelegenheiten und Verkehrsanstalten unhaltbar ist. Die beiden ersten Aemter sind hauptsächlich jnrist. Cha­rakters und die Zuweisung an das Justizmi­nisterium würde eine wesentliche Verein^ fachung des Geschäftsbetriebs ergeben. An­dererseits würde es sich empfehlen, mit dem Mini­sterium der Verkehrs an st alten den St la­ßen-und womöglich denWasserbau zuver­bind cn. Damit würde der alte Kriegszustand zwi­schen dem Eisenbahn- und dem Straßnl-Departement beseitigt werden, der es z. B. verhindert hat, Lokal­bahnen auf Staatsstraßen anzulegen, was im Elsaß sich sehr bewährt hat. Hoffentlich besteht in maßgeben­den Kreisen die Energie, dem jetzigen Schlendrian ein Ende zu machen. Daß obige Vorschläge parlamenta­rische Unterstützung in vollem Maße finden und in Bc- amtenkreisen als richtig angesehen werden, glauben wir sicher zu wissen.

Sicher ist aber auch, daß der württ. Gesandte in Berlin Frhr. v. Narnbüler für ein verantwortungs­volles Ministerium nicht der richtige Mann ist, und daß die Stellung des württ. Gesandten die denkbar schlechteste Vorbereitung hiefür gibt. Wie sollte ein Mann, der seit Jahren die gähnende Langeweile dieses rein repräsentativen Postens erduldet und sich darein ergeben hat, stundenlang seine schön gepflegten Hände zu studieren, die Arbeitslast des württembergischen Ver­kehrswesens bewältigen können! Dieser wenig bedeu­tende Mann, der zur Feier des Geburtstags seines Kö­nigs nichts besseres zu tun weiß, als bei seinem Kö­nigstoast eine abgestandene Philippika gegen die Sozialdemokratie zur Verlesung zu bringen, hätte der württembergischen Kammer gegenüber eine weit schlechtere Position als Herr v. Soden.

Die Kommission der Kammer der Abgeord­neten für die Gemeinde- und Bezirksordnung hat am Samstag vormittag ihre Beratungen fortgesetzt und die Art. 80241 erledigt. Zu einer längeren Erörterung kam es bei Art. 129 über die Institution des Bezirks­rats, den die erste Kammer als Beschwerdeinstanz für die hier vorgesehenen Fälle ausgeschaltet wissen wollte. In der Abgeordnetenkammer wurde nämlich beschlossen, daß in einer kleinen Gemeinde ein Gemeindestcuerpflich- tiger, wenn er ein Vierteil der gesamten Gemeindeum­lagen oder mehr zu zahlen hat, einen Rechtsanspruch auf die Zustellung einer Abschrift des Etatentwurfs hat, um etwaige Einwendungen hiegegen geltend machen zu kön­nen. Gegen die Beschlußfassung über diese Einwend­ungen soll alsdann Beschwerde bei dem Bezirksrat und gegen dessen Entscheidung Beschwerde bis zum Ministerium des Innern erhoben werden können. Hier hat nun die erste Kammer den Bezirksrat gestrichen und an dessen Stelle die gesetzliche Lnstanzenfolge gesetzt. Der Be­richterstatter Röder beantragte aus dem Beschluß der 2. Kammer zu beharren, womit sich die Kommission mit 9 gegen 7 Stimmen einverstanden erklärte. Gegenstand wesentlicher Erörterungen bildete sodann noch die Frage der Verstaatlichung der Polizei in Stuttgart. Bericht­erstatter Liesching beantragte, dem von der ersten Kammer in dieser Hinsicht gefaßten Beschluß nicht beizutreten und fand damit gegen 2 Stimmen die Zustimmung der Kom­mission. Minister v. Pischek erklärte hierbei, daß es sich bei der Verstaatlichung nicht um die gesamte Ortspolizei sondern nur um die Kriminalpolizei für die Stadt Stutt­gart handle. Zur Annahme gelangte sodann bei Art. 194 ein Antrag Liesching betr .die lebenslängliche An­stellungsweise für die Gemeindebeamten. Schließlich wurde noch die Frage der Pensionsregelung der Ortsvorsteher besprochen. Es wurde hierzu ein Antrag Liesching zum Beschluß erhoben, wonach der Ortsvorsteher, wenn er von der Gemeinde nicht wieder gewählt wird, von dieser auf 2 Jahre 30 Prozent der Pension zu beanspruchen hat. Wird er jedoch wiedergewählt, aber von der Re­gierung nicht bestätigt, so muß die Pensionskasse der Kör­perschaftsbeamten 30 Proz. bezahlen.

Stuttgart, 7. April. General der Infanterie v. Lindequtst, Inspekteur der Hl. Armeeinspektion, wird 1« Frühjahr d. Js. Besichtigungen im LIII (K. W ) Armee­korps abhalten. Bei den Kavallerie Regimentern und dem Train-Batailon des Armeekorps rückten heute eine größere Anzahl von Offizieren des Beurlaubtenstandes von 4 bis 8 wöchigen Hebungen ein. Die ersten 14 tägigen Landwehr-Uebungen in diesem Jahre finden vom 518.

Mai bei sämtlichen Infanterie-Regimentern des Armee­korps statt.

Stuttgart, 9. April. Schon wieder haben sich die- Reihen der Landtagsabgeordneten gelichtet: Gestern ist hierher ritterschaftliche Abg. Hofkammerrat Frhr. Hans Ulrich von G ai s b er g-Heisenberg im Alter von erst 43 Jahren gestorbe n. Frhr. v. Gaisberg machte schon bei den letzten Verhandlungen des Landtags, denen er trotz­dem mit der größten Pünktlichkeit folgte, den Eindruck eines schwer kranken Mannes. Vertreter der Ritterschaft des Neckarkreises war er seit 1895. Im Sommer 1902 war er in die k. Hofdomänenkammer eingetreten, in der er die Verwaltung des hofkammerlichen Domanialbesitzes übernahm. Frhr. v. Gaisberg war zugleich stellvertr. Vorstand des württ. Weinbauvereins und hat sich auf dem Gebiet des Weinbaus einen Namen gemacht. Als Pächter seines Familienguts Heisenberg hat er sich lange Jahre als praktischer Landwirt betätigt, wofür ihm die silberne landwirtschaftl. Medaille verliehen wurde. Int Landtag war er zu dem liberalen Flügel der Ritterschaft zu rechnen. Heisenberg war eine zeitlang Vorstand des Bunds der Landwirte in Württemberg, zog sich aber zu­rück, weil seinem Geschmack die Agitation 1>es Bundes nicht entsprach. Bemerkenswert ist auch, daß er als Re­ferent für die Warenhaussteuer nach eingehendem Stu­dium des Warenhauses Wertheim in Berlin die Erheb­ung einer solchen Steuer nicht zu befürworten vermochte.

Göppingen, 7. April. Die hiesigen Malerge­hilfen sind in eine Lohnbewegung eingetreten; sie fordern Lohnerhöhung und eine Regelung der Lohuzuschläge bei lleberzeit-, Nacht- und Sonntagsarbeiten. Die Meister find ersucht worden, die Antwort auf die Forderungen der Gehilien bis' zum nächsten Dienstag zu geben.

Weinsberg, 9. April. Die Verpachtung der Gemeindejagdcn im gesamten Oberamtsbezirk Weinsberg, der 34 Gemeinden umfaßt, ergab für das Rech­nungsjahr 1905/06 eine Summe von 7386 Mk.

Ellwangen, 9. April. Als KandidatderZen- trumspar-tei zur Landtagswahl wurde Landge­richtsrat Walter-Ellwangen aufgestellt.

In letzter Nacht wurde auf der Gäubahn bei Stutt­gart bei Posten 11 ein 42 Jahre alter lediger, in Stutt­gart wohnhafter Kaufmann vom Zug überfahren, tot aufgefunden. Wie der Getötete unter den Zug geraten ist, hat noch nicht festgestellt werden können.

In einem Fabrikanwesen in Heslach drangen iu der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag Einbre­cher durch Eindrücken eines Fensters in das Kontor ein, erbrachen eine Tischschublade und entwendeten den nicht erheblichen Kassenvorrat. Als Täter wurden nunmehr ein früherer Arbeiter des Geschäfts, sowie ein Freund des­selben, ein stellenloser Buchbinder, ermittelt und festge­nommen.

Im Waldtcil Ziegelklinge bei Heslach! ist auf nicht aufgeklärte Weise Sonntag ein Waldbrand ausgcbro- chen; der Brand, der eine Fläche von etwa 400 qw. ergriffen hat, wurde durch die Hanptfeuerwache gelöscht. Auch im Wald bei Gaisburg ist eine größere Waldfläche in Brand geraten; der Brand wurde durch die Gaisburger sreiw. Feuerwehr gelöscht.

Freitag abend brannte die Scheuer des Oekonomen G. Ziegler in Sontheim t. St. OA. Hetdenheim vollständig ab.

Im Fabrikkontor der Macher schen Hutmanufaktnr in Ulm wurde Freitag Nacht etngebrochen. Der Dieb hatte es ans den Kasienschrank abgesehen, dieser widerstand ftdoch den gewalisamsten Angriffen glänzend, so daß der Einbrecher mit leeren Händen wieder abztehen mußte.

In Weingarten wurde in dem Gebiet gegenüber der Wirtschaft zum Strauß an der Scherzach ein Knecht mit einer schweren Verletzung ain Hinterkopf tot aufge- fnnden. Die Taschenuhr fand man in der Scherzach, die Uhrkette einige 100 Meter davon entfernt aus der Straße. Die Untersuchung wird ergeben, ob ein Verbrechen oder ,ein Unglücks,äil vorliegt. Bis j.tzt fehlt j der Anhalts­punkt.

In Wangen r. Mg ließ sich ein Fuhrknecht einen Akt unglaublicher Roheit zu Schulden kommen. Er miß­handelte ein Pferd mit der Peitsche derart, daß dem Tier eia Auge aus der Höhle trat. Ku z entschlossen riß der Knecht dasselbe vollends ganz heraus und ging dann ohne sich weiter um das gequälte Tier zu kümmern in das Wirts­haus, das Trer vor demselben stehen lassen. Wegen Tier­quälerei hatte der rohe Mensch schon eine längere Freiheits­strafe abzusitzen gehabt

Mr Katastrophe in Mgokd.

L. Noch immer steht her entsetzliche Unglücksfall, der das Städtchen Nagold betroffen hat, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und es werden auch immer weitere Einzelheiten bekannt, die geeignet sind, die Ka­tastrophe noch schrecklicher erscheinen zu lassen, als sie ohnehin schon war. Als feststehend kann nunmehr auch angenommen werden, daß die eigentliche Schuld an dem Unglück die Leitung der Hebungsarbeiten trifft, vor al­lem schon deshalb, weil sie für solch eine verantwort­ungsvolle Arbeit nur eine kleine Zahl geschulter Arbei­ter heranzog. Es wird auch schon bereits davon ge­sprochen, daß die ganze Konstruktion des Hauses die Heb­ungsarbeiten von vornherein nicht mit Erfolg habe durch­führen lassen. Rückgauer selbst soll sich in diesem Sinn geäußert haben. Um so unbegreiflicher war es, daß ei­ner so großen Anzahl von Personen 'Zutritt gewährt wurde, ja daß überhaupt irgend wer zugelassen rvorden ist. Allerdings dürste die Vermutung, daß die etwa 150 Personen betragende Zahl der Gäste eine einseitige Be­lastung des Hauses verursacht habe, nicht richtig sein. Es mag hier auch bemerkt werden, daß in württember- gischen und auswärtigen Blättern die Zahl der im Hause * anwesenden Personen immer noch unrichtig, teilweise viel zu hoch angegeben wird; sie betrug im Höchstfälle 150, was schon aus der nun feststehenden Zahl der To­ten, Schwer- und Leichtverwundeten ersichtlich ist. Bon dem Architekten wurde das Gesamtgewicht des zu heben­den Hauses auf 94000 Ztr. geschätzt. Es ist kaum zu denken, daß bei einem solch enormen Gewicht ein Mehr­gewicht von einigen 100 Zentnern den Ausschlag gegeben