Die Untersuchung des Sklarekskandais

Oberbürgermeister Bötz m»b die Sklareks.

Die Sklareks erklärten ihrem Verteidiger, daß es sich bei der Pelzlieferung für Oberbürgermeister Büß um zwei verschiedene Geschäfte handle. Die Pelzjacke, die im Sabel des Oberbürgermeisters erwähnt werde, habe der Oberbür. germeister für sich bestellt. Der Pelzmantel hingegen, der für die Frau des Oberbürgermeisters bestellt wurde, sei von den Sklareks mit 4000 bewertet worden, und der Oberbürgermeister habe diese 4000 restlos bezahlt. Wie der Sekretär Lehmann zu seiner Behauptung, daß der Frau Oberbürgermeister eine Rechnung von 400 zu» gegangen sei, kommen konnte, sei ihnen vollkommen uner» klärlich. In der Frage der Pelzfacke habe der Oberbürger. Meister sich tatsächlich so verhalten, wie er gekabelt habe.

Die Geschäfte der Stadtbank.

Die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich zurzeit mit den Geschäften -wischen den Sklareks und der Stabtbank. Max Sklarek ist von seiner bisherigen Taktik, überhaupt nichts zu wissen, endlich «-gegangen. Er stellt jetzt die Dinge so dar, als ob er bei der Beibringung von Unterlagen ge­radezu von einzelnen Beamten -er Stadtbank aufgefor­dert worden sei, wertlose Belege betzubringen. Er belastet in dieser Beziehung tn starker Weise den Abteilungsleiter Schröder von der Stabtbawk und behauptet: Di« Stabt, bank habe von der K.B.G. Sicherheiten verlangt und zwar habe der Abteilungsleiter Schröder dem Sklarek selbst den Rat gegeben, doch einige Schecks zu hinterlegen. DaS ist auch tatsächlich geschehen, ebenso wie von der K.B.G. Post­schecks hinterlegt wurden, die S bis 4 Monate vordatiert waren. Bei den Bankschecks waren zwar am Tage der Nebergabe ausreichende Deckungssummen vorhanden, doch haben die Angeschnldigten häufig schon wenige Tage nach- - her ihre ganzen Guthaben gezogen, sodaß also die Schecks, dt« die Stadtbank als Sicherheit im Tressor liegen hatte, ungedeckt waren und überhaupt keine Sicherheit mehr darstellten. Bon dieser Handlungsweise habe nach An- gab« der Sklareks di« Direktion gewußt. Hierüber wer­den die Stadtbankdirektoren jetzt sowohl von der Staats­anwaltschaft als auch im Disziplinarverfahren eingehend vernommen werden.

Der Oppelner Theaterprozeß

Bor dem Großen Schöffengericht in Oppeln hatten sich dieser Tage zwanzig Personen zu verantworten, die beschul­digt waren, am 28- April bs. Js. an einer öffentlichen Zu­sammenrottung teilgenommen und Tätlichkeiten gegen pol- nische Schauspieler anläßlich eines polnischen Theatergast, spiels in Oppeln begangen zu haben. Es handelt« sich dabei um Ausschreitungen gegen die polnischen Schauspieler am Hauptbahnhof bei ihrer Abreise. In der Vernehnnrng be­tonten die Angeklagten, nur Mitläufer bei der Zusammen­rottung gewesen zu sein. Auch der Hauptangeklagte Polster will lediglich tn di« Menge hineingezogen worden sein, als er sich am Bahnhof eine Zeitung kaufen wollt«. Das Urteil lautet: Die Angeklagten Polster, Nalewaja, Zentner, Nowak, Potstada, Haupt und Bernert werden des Landfrie­densbruchs für schuldig erklärt. Es werden verurteilt: Nalewaja zu 8 Monaten, Zentner und Nowak zu je 6 Mo- naten, Potstada und Haupt zu je 4 Monaten und Polster zu 8 Monaten Gefängnis, Bernert zu einer Geldstrafe von 105 Mark an Stelle einer verwirkten Strafe von 1 Woche Ge­fängnis. Die übrigen Angeklagten werden freigesprochen. Bon polnischer Seite waren maßlos übertriebene Beschul­digungen erhoben worden.

Dar neue Strafrecht

Nvtigung Abhängiger und Blutschande.

Der Strafrechtsausschuß des Reichstags setzte die Be­ratungen über den Paragraphen 289 fort. MU 23 gegen 2 Stimmen bet 5 Enthaltungen wurde folgende Fassung angenommen: -Wer eine Person unter Mißbrauch ihrer

/rau krame.

25 Roman von Stdont« Fudetch-MierSwa.

»Traute, du du solltest nicht weinen um meinet- willen I*

Er warf sich vor ihr nieder. Er grub den Kopf in ihren Schoß und unter Schluchzen rang es sich von seinen Lippen:

Ich verspreche es dir. Traute, ich will kämpfen gegen meine Verzweiflung, gegen meine Schwäche! Ich will ehr­lich und offen noch einmal mit Mutter sprechen und sie nochmal? bitten, daß sie mich Musik studieren läßt!*

Ja. das tue, Hellmut, und was in meiner Macht steht, um dir dazu zu verhelfen, soll geschehen! Nun koutzm. stehe ans, gib mir die Hand, und wir wollen beide versuchen, diese dunkle Stunde aus unserem Gedächtnis zu streichen."

Ein paar Tage später war es: ein Donuerstaanach- mittag. Frau Cteuerrat Römer war wie immer Punkt- sich halb 4 Uhr in ihr Kränzchen gegangen.

Traute war mit den Kindern, die biestig erkältet wa. ren, allein zu Haus, denn auch die Mädchen waren nicht da. Sie waren aus der Rolle und rollten Wäsche.

Traute stand am Fenster und sah traurig in den sonni- gen Vorfrühlingsnachmittag hinaus. Sie mußte an Hell- mut denken. DaS mochte es zwischen ihm und seiner Mutter gestern spät abends gegeben haben? Sie batte nur die lauten, aufgeregten Stimmen der beiden bi? HU sich herunterschallen hören. Hente mittag, als sie allem mit der Schwiegermutter bei Tisch saß, denn Hellmut Tientag und Donnerstag immer bet Müllers, weil w nachmittags Nachhilfestunden hatte und sich bei dem wei­ten Weg zu viel Zeit verrannte. hatte sie schüchtern gewagt, für Hellmut ein gutes Wort einziüeaeu. Aber

-trrch et« Diei:,l- oder SrSottsverhättnis begründeter Ab­hängigkeit zu außerehelichem Verkehr nötigt, wird mit Gefängnis bestraft. Der Versuch ist strafbar. Ebenso wird bestraft, wer einen Minderjährigen unter Mißbrauch sei- ner durch et» Dienst- oder Arbeitsverhältnis begründe­ten Abhängigkeit nötigt, sich zur Unzucht mißbrauchen zu lassen. Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt. Hat der Täter die verletzte Person geheiratet, so wirb die Tat nur verfolgt, wenn die Ehe für nichtig er. klärt worden ist." Als Ueberschrist für diese Bestimmung wurde mit großer MehrheitNötigung Abhängiger zur Unzucht" gewählt.

Es folgte die Beratung des Paragr. 290 über dieBlut­schande", der folgende Fassung erhielt:Wer mit einem Verwandten absteigender Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Zuchthaus bis zn 5 Jahren bestraft. Wer mit einem Verwandten aufsteigender Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Gefängnis bis zn 2 Jahren bestraft. Ebenso wer­den Geschwister bestraft, die miteinander den Beischlaf voll­ziehe«. Verwandte, die zurzeit der Tat noch jugendlich waren, sind straffrei." Ts folgte die Beratung des Par. 291, der die Unzucht mit minderjährigen Abkömmlingen behan­delt. Die Weiterberatung wurbe vertagt.

Aus dem besetzten Gebiet

Schießwütige Besatznngssolbate«.

TU Koblenz, 12. Okt. Am Donnerstag abend gegen 11 Uhr feuerte ein französischer Soldat in einer belebten Straße mehrere Schüsse ab, von denen einer tn eine Woh. nung drang. Zum Glück wurde jedoch niemand verletzt. Auch aus dem Vorort Moselweiß kommt die Nachricht, daß in den letzten Tagen scharf« Schüsse auf ein Benzintank- autv abgefeuert worden sind. Allem Anschein nach handelt es sich auch hier um einen Angehörigen der Besatzungstrup- pen, die in unmittelbarer Nähe des Tatortes in Kasernen »nterge-racht sind. Ermittlungen find bereits von der deut- schen und französischen Polizei cingelettet worden. Ein Er­gebnis liegt allerdings noch nicht vor.

Die Explosion im Bremer H.lfen

Im Bremer Hafen explodierte in der Nähe der Kaiser» brücke einer der dort liegenden Schiffsawleger, wobei vier Personen getötet und einig« ander« verletzt wurden. Die Trümmerftücke flogen mehrere Meter weit. Durch Len Luftdruck wurden in den angrenzenden Straßen sämtliche Fensterscheiben zertrümmert.

Unser Bild läßt di« Wirkung der Explosion deutlich er­kennen.

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Das Lemberger Urteil

ö Monate Gefängnis.

TU Berlin, 12. Okt. Wie di« Blätter melden, fällte das Lemberger Landgericht am Donnerstag nachmittag daS

Urteil gegen Re drei Berliner Hvchschüler Kuhnke, Hatz« und Franze, die wegen Erkundung der Lage deutscher Sied- luugcn m Ostpoleu im April verhaftet worden waren. DaS Gericht erkannte sie für schuldig, nach Polen in der Absicht gekommen zu sein, für deutsche Regierungsstellen politische' und wirtschaftliche Erurittlungen anzustellen.

Das Urteil lautete auf je 5 Monate Gefängnis, die durch di« fast halbjährige Untersuchungshaft als abgebüßt gelten. In der Begründung des Urteils wird als mildernder Umstand dt« Tatsache hcrvorgehoben, daß durch die Betä­tigung Ser Angeklagte» dem polnischen Staat kein Schaben erwachsen '

Forderungen

der österreichischen Sozialdemokratie

TU Wien, 12. Okt. Aus dem sozialdemokratischen Par­teitag wurde'eine Entschließung einstimmig angenommen^ die folgende vier Punkt« enthält:

1. Forderung »ach vollständiger innerer Abrüstung so­wohl der Heimwehr als auch des Schutzbundes. 2. Bereit, schaft -er sozialdemokratische» Partei zur BerfaffungS- reform unter der Voraussetzung, daß die von ihr auf- gestellten Bedingungen angenommen und eingehalten wer- den. 8. Im Fall der Ntchtannahme dieser Bedingungen Durchführung von Neuwahlen. 4. Im Fall eines Staats­streiches bewahrt sich di« Partei vollkommen« Freiheit de- Handelns, d. h.Proklamation des Rvvoluti-onszustandeS",

Zwischenfall

an c-er ungarisch-tschechischen Grenze

Tschechoslowakische Grenzwache von ungarische« Zoll- Wächtern überfalle«.

TU Berlin, 12. Okt. Die tschechosloivakische Zollwach« in Sokokow bet Parkanp wurde tn der Nacht auf den 9. Ok­tober von ungarischen Zollwächtern Werfällen, Der Ueber­fall fand auf tschechoslowakischem Gebiet statt wohin di« Uicgarn über die Grenze gekommen waren. Auf den An­ruf der tschechoslowakischen Grenzwächter gaben die Un­garn etwa 10 Schüsse ab, wodurch ein tschechoslowakischer Zollbeamter verwundet wurde, so daß er ins Krankenhaus nach Komorn gebracht werden mußte. Der Vorfall wirst untersucht.

Rücktritt des ungarischen KrtegSmiuisterS.

TU Budapest, 12. Okt. Der ungarische Kriegs minister Graf Karl Lsaky ist zurückgetreten. I« einem cm de» Mi. uisterprästdenten Graf Bethlen gerichteten Schreiben gibt Csaky als Grund feines Rücktritts die Angriffe an, Li« tn letzter Zeit von der 'Opposition und besonders von de» oppositionellen Presse gegen seine Politik gerichtet wurde»' Der Rücktritt ist angenommen worden.

Die geprellte Sowjetregierung

TU Kowno, 12. Okt. Wie aus Moskau gemeldet wirtz^ hat die Sowjetregierurrg den sowjetruffische» Botschafter t» Tokio, Trojanowskt, ermächtigt, sofort bet der japanische» Regierung Schritte wegen eines Betrags von 1400 000 Ne» zu nnternehnren, die sich in der japanischen Bank Tschose» befanden und noch der kaiserlich-russischen Regierung gehör­te». Di« japanische Negierung hat der Bitte der Sowjet botschaft entsprochen und der Bank vorgeschriebe», der Sou», jetregierung den Betrag auszuzahlen. Am Freitag hat de« Vertreter der Gowjetbotschast sich nach der Tschosen-Banst begeben, um de» Betrag abzuholen. Zu seiner Verwund«, rung wurde ihm mitgeteilt, - der ganze Betrag dem ehe­maligen kaiserlichen Militärattache in Tokio, Oberst Podt» jagin, am Tag« zuvor ausgezahlt worden fot- Wie daz» weiter gemeldet wird, hat Podtjagin diese» Betrag de« russische« Kosakensührer Ataman Semjvnoff zur Ftnanzie- rnng der wetßrusstschen Bewegung gegen die Sowjetunion ausgeHändtgt. Die Sowjetregierung wirb tn Tokio wette« Schritte unternehmen und verlangen, daß Japan der Sowjet, regte rung den Schaden ersetze.

da war sie schön angekommen. Sie sollte sich nicht um Dinge kümmern, die sie nichts angingen, war sie kurz und beftio obgefertigt worden.

Traute seufzte und wusste eben vom Fenster wegtreien und zu den Kindern geben, die aus der Diele saßen und mit dem großen Eselchen spielten, den sie zu Weibnachten bekommen batisn. do klinkte drauben die Gartentüre. Der Postbote kam. Sie ging ibm entgegen. Zwei Briese gab er ab, einen für sie. einen an die Schwiegermutter. War das nicht Hellmuts Schrift? Sie zuckt? in sähem Schrecks»sammen, sab noch dem Poststempel: Geresheiml Was bedeutete denn das? Mit einem Ruck riß sie den Briefumschlag auf. Im Dämmerlicht des Flures las sie die Worte, die sie erst gar nicht zu soffen vermochte:

Leb wobl. Trautet Beweib mtr und verachte mich nicht ich kann nicht anders Mein Versprechen balte ich, ich werde leben, aber daS Haus meiner Mutter bat keinen Raum mehr kür mich. DaS bat mir der gestrige Abend gezeigt. Wobin ich meine Schritte lenke, weiß ich selbst noch nicht - aber du wirst bald von mir hören. Ich küffe deine Händel Heffmnb"

Wieder und wieder los st? die Zeilen. Ihre Haube zitterten so, daß sie dos kleine BrftsKlott soffen ließ. In einer plötzlichen Anwandlung von Schwäche lehnte sie sich an die Wand. Ja. war es denn wahr? Heffmut war sort, heimlich fort? Was war geschehen, was batte den llnglücklichen zu diesem Schritt getrieben? Mitleid, To r^. Angst. Bangen Var dem. was noch kam, kämpften m tvc und sagten ihre Gedanken durcheinander. Nein, es war kein Zweites! Auch der Brief cm die Mutter war von Heffmuts Hand. Was mochte er enthalten? Sollte sie mußte sie nicht die Mutter aus seinen Inbast vorbmeiten? Doch wie schonend ffe auch die Worte setzen würde, der , schreckliche Inhalt blieb doch der gleiche: Hellmut hatte ' bs> cnlich ikü- Haus kür imn«r veÄaffenl Die" schrieb'eL?

Das Haus meiner Mutter bat keinen Raum mehr sst» mich." Txakrte wußte, das würde ftle Mutter Hessen tW ein KeuftnschloA. deyy^trotz kbrer Hätift.ff? ffrM MM Istn"^n. Riffes M'ffest» enftßm.

Mami, Mains, wo bleibst du denn?" Ungeduldig riefen die Kinder nach ihr.

Ich komme gleich!" Hastig schob ste den Brief in ihr« Muse und ging hinein zn ihren Kindern.

Mami. wie siebst du denn auS. ganz bloß, inck» so kalte Pfötchen hast du! Komm, ich wffs - wärmen?" Hans nahm Trautes Hände zwischen die seinen und legte leine Bäckchen darauf.

Mein Junges" Sie schlang die Arme um den klei­nen Kerl und dachte daran, was die nächsten Stunde für ein anderes Mutterberz für Leid bringen würden.

Was ist bst denn? Hast du Kopfschmerzen?"

.Ja!"

Ich auch Kopfschmerzen!" weinte tffötzlich der kleine Ernst loS und lehnte sich an die Mutter. Sie nahm ihn auf den Schoß. Der Kleine legte sein heißes Köpfchen fest cm Trautes Brust.

Manch sing' was, ich will schlafen, ich bin so müde!"

And während Traute leise sang, weint« ihre Seele. Me mit Flammenschrift leuchtete« die Wort« Heffmuts Brief in ihr auf.

Die Zeit rückte vorwärts. Tie Mädchen kamen heim. Ts wurde ff llbr und dann halb 7 Uhr. Paula brachte dos Abendbrot für die Kinder. Sie holten wenig Hun­ger und wurden bald zu Bett gebracht. Dem kleinen Ernst mochte Traute noch eine kalte Packung. Er hotte Fieber. Ihre Hände zitterten dabei und waren ungeschickt wie noch nie. Sie bangte dem Kommen der Mutter entae- gen, und ihre Unruhe steigerte sich vou Minute zu Mi-

^Fortsetzung folgte