7. August 1882 war Falliöres Munster des Innern und als dieses Kabinett am 25. Januar 1883 fiel, übernahm Fallisres die Kabinettsbildung, er mußte aber schon im nächsten Monat seine Ministerpräsidentschaft wegen Krank­heit aufgeben. Jin zweiten Ministerium Ferry (21. Fe­bruar 1883 bis 30. März 1885) wurde Falliöres Unter­richtsminister, als Ferry am 20. Noveinber 1883 den Unterricht aufgab und das Aeußere übernahm. Im Kabinett Rouvier vom 30. Mai 1887 ivar Falliares eben­falls Unterrichtsminister, im Kabinett Tirard vom 12. Dezember 1887 Justizminister, im zweiten Kabinett Ti­rard von: 21. Februar 1889 wieder Unterrichtsminister und im darauffolgenden Kabinett Freycinet wieder Ju­stizminister (März 1890 bis Februar 1892). Bei den Abgeordnetenwahlen wurde er stets wiedergewählt; im Jahre 1890 trat er in den Senat über, indem er am

8. Juni in feinem Heimatkreis mit 437 gegen 231 Stim­men, die auf einen reaktionären Kandidaten fielen, zum Senator gewühlt wurde. Im Senat schuf er sich eine so angesehene Stellung, daß er bald Vizepräsident wurde und schließlich, als der bisherige Senatspräsident Lon- bet zum Präsidenten der Republik gewählt wurde, an dessen Stelle rückte. Das war im Februar 1899 und seither ist Fallisres regelmäßig als Senatspräsident wie­dergewählt worden. Jetzt löst er seinen Vorgänger Lou- bet auch im Elysee ab.

Was die französische Republik an Herrn Falliöres bekommt, das ist ein Präsident von erprobter republi­kanischer Gesinnung und aufrichtiger Verfassungstreue. Für ihn ist die republikanische Gesinnung kein Mittel, das man anwendet, um zu Einfluß und Macht zu ge­langen, und dann preisgiebt, wenn es sich nicht mehr lohnt, Republikaner zu sein; sie ist für ihn die innerste Ueberzeuguug, in der er ein ganzes Leben lang unermüd­lich tätig gewesen .ist. Die Republik ist für ihn auch keine bloße Etikette, Penn sie ist ihm mit demokratischen Reformen, zu denen er noch vor wenigen Tagen ermahnt hat, unlöslich verknüpft. Daß er als Präsident keine persönliche Politik treiben wird, dessen darf man ver­sichert sein; er wird den großen Einfluß, den ihm die Verfassung gewährt, nur .dazu benützen, die Eintracht und die Wohlfahrt.der Bürger, nicht seine eigenen Zwecke zu fördern. Außerdem ist er, was besonders gegenwär­tig ins Gewicht fällt, ein aufrichtiger Freund des Frie­dens, den er erst kürzlich mit warmen Worten gepriesen hat.

Man kann die Franzosen nur dazu beglückwünschen, daß Fallisres gewählt worden ist; er wird die Zuversicht, mit der ihn die Republikaner auf den Schild erhoben haben, nicht zu Schanden machen.

Rundschau.

Die Wehrsteuer. In her Mittwochs-Sitzung der Reich stagsk o m missio n für die neuen Steue r- ge setze erkannte Müller-Fulda die Notwendigkeit an, neue Mittel zu beschaffen. Er kündigte die Einbringung eines Antrags aus Einführung der Wehr­steuer an. Staatssekretär v. Stengel erwiderte, die verbündeten Regierungen hätten die Wehrsteuer nicht vor­geschlagen, weil eine solche bereits einmal vom Reichs­tag abgelehnt worden sei. Nach längerer Debatte be­schloß die Kommission, den Antrag ein st weilen zu­rückzustellen.

* Hr sit

Die englischen Wahlen. Die Niederlage der englischen Schutzzöllner stellt sich als immer vernichten­der heraus. Bis Mittwoch mittags wurden gewählt: 128 Liberale, 40 Nationalisten, 30 Vertreter der Arbeiter­partei und 52 Unionisten. Dienstag erlitt der frühere Kolonialminister Lyttelton eine Niederlage in Mar­wick und Leamington. Lyttelton ist der vierte frühere Minister, der durchgesallen ist. John Burns dagegen erhöhte seine Mehrheit in Battersea von 254 auf 1600. In London eroberten die Liberalen 5 Wahl­kreise, während die Unionisten sich in 5 weiteren Lon­doner Wahlkreisen behaupteten. In der City von LondonwurdenbeideTarisreformermitder erstaunlichen Mehrheit von über 10,000 Stimmen gewählt. Auch in Liverpool be­

Aus Kieöe zur Kunst.

Roman von Viktor Rheinberg. 7

In der Nähe der Stadt kamen ihnen der Tischlermeister und Manzvni, beide ihre Pfeife rauchend, entgegen.

Aus die Frage der letzteren an sein Kind, wie eS ihr da draußen gefallen habe, rief sie ganz beglückt aus:Vater, e» war herrlich, wie in einem Zaubermärchen!"

*

Der Tag, an welchem man die Generalin von Ahroldt und Ihre Tochter auf Schloß Uhliugen erwartete, war ein schöner, milder Frühlingstag, wie er der Natur und den Herzen der Menschen wohltut!

Der scharfe Ostwind, welcher noch kurz vorher die zarten, grünen Blätter an Bäumen und Sträuchern erbarmungslos zerzauste, hatte sich ganz gelegt, in der Nacht war ein war­mer Regen gefallen, alles duftete, grünte und blühte.

Bor der Vorderfront des Schlosses sah man terassensör- mige Gartenanlagen mit Bosketts und Blumenpartien, nach hinten zu war der Wald, wenigstens in nächster Nähe, in einen Park verwandelt. Auf gut geebneten Wegen konnte man weite Spaziergänge in, Schatten der Buchen, Eichen und Fich- ten machen, um dann an schönen Aussichtspunkten aus beque­men Bänken auszuruhen.

Der Freiherr hatte in der Morgenfrühe schon einen kleinen Rundgang unternommen, mit dem milderen Wetter waren sein Befinden und seine Laune bedeutend besser geworden, und wenn er guter Laune war, so konnte er ein ganz liebens­würdiger Gesellschafter sein, ein Umstand, der Fräulein Bri­gitte heute zuni großen Tröste gereichte Sie hatte ernstlich gefürchtet, ihr Bruder werde nur die rauhe Seite nach außen kehre» und ihn die Pflichten der Gastfreundschaft sehr dadurch erschweren.

Es fiel ihr also ein Stein vom Herzen, als sie ihn heute morgen zu einem AnSgang« gerüstet antraf, von dem er ganz befriedigt heimkehrte.

Mit ihren Vorbereitungen znm Empfange der Gäste war Fräulein Brigitte vollständig fertig, sie liebte es nicht, irgend etwas in Hast oder Uebereilung zu tun, ihr ganze» Wesen trug das Gepräge der Ruhe und wirkte wohlwollend aus ihre Umgebung.

haupteten sich Chamberlains Anhänger in 5 Wahl­kreisen, während 2 Liverpools Wahlkreise vorr den Li­beralen erobert wurden. Auffallend ist überall das ge­waltige Anwachsen der Arbeiter-Stimmen. In Hanley erhielt der Arbeiterkandidat 9183 Stimmen, in Middlesbrough 9271. In Dundee eroberte der Gewerk­schafter Wilkie einen Sitz, der bisher liberal war. Die Tatsache, daß die Arbeiter jetzt die Macht ihrer Wahl­stimme erkannt haben, charakterisiert die jetzigen Wah­len. Die »monistischen Blätter sehen darum in den ge­genwärtigen Siegen mehr Arbeitersiege als liberale.

Arges-Zyrorük.

Berlin, 17. Jan. Die B u d g e t k o m m is s i on des Reichstag hat nach längerer Debatte die 6. Rate <200000 Mark) für den Ausbau der Hohkönigsburg bewilligt.

Berlin, 18. Jan. DerVorwärts" ermahnt in einem Ausruf die Arbeiter sich am Sonntag nicht provozieren zu lassen und jede Straßendemon- st ratton zu unterlassen.

Berlin, 18. Jan. Staatssekretär v. Richthofeu ist gestern Abend 113/4 Uhr gestorben. Am Sterbela­ger waren die nächsten Anverwandten versammelt.

Hamburg, 17 Jan. Die Bürgerschaft bewilligte 10 000 Mark zur Unterstützung der notleidenden Deutschen in Rußland.

Bromberg 17. Jan. Tie Sozialdemokraten warfen in die hiesige Kaserne sozialistische Flugblätter. Die Verbreiter wurden angehalten und der Polizei übergeben.

Jena, 17. Januar. Der Feuerbestattungsverein er­mäßigt die Einäscherungsgebühr von 60 auf 40 Mark und übergibt das Krematorium schuldenfrei der Stadt.

Oldenburg, 17 Jan. Der Großherzog hat beim heutigen Ordensfeste den Justizmtnister Ruhstrat zum Kapitularkomtur des Haus- und Verdienstordens des Her­zogs Peter Friedrich Ludwig ernannt.

München, 17. Jan. Der Finanzausschuß der Abge­ordnetenkammer hat der St. Morgenp. zufolge heute abend die Schaffung einer Zentral st elle für Industrie, Gewerbe und Handel genehmigt.

Brüssel, 17. Januar. In der Konkurrenz zwischen französischen Waffenfabriken und Krupp für die Neuanschaff­ung von Geschützen ist nach eingehender und langjähriger Prüfung Krupp als Sieger hervorgegangen.

Konstautinopel, 17. Januar. In Saloniki wurde wieder einmal eine große Bombensendung entdeckt. Sie wurde in Sofia an den Bulgaren Dimitrt Ciltlaroff aufge­geben. Die Bomben sollten zu einem Attentat am ortho­doxen Weihnachtsfest verwendet werden. Ciltlaroff wurde verhaftet.

Ein 19jähriger junger Kaufmann aus Berlin, Sohn eines Jntendanturrats, hat sich in Karlsruhe in ei- ! nein Hotel, in dem er schon seit einigen Tagen logierte, ! erschossen. Als ! Ursache des Selbstmordes wird ! Schwermut angenommen. ,

Die Spinnerei und Weberei von Gebrüder Landauer in Krumbach bei Augsburg ist total ab­gebrannt.

In dem Manufakturwarengeschäst Engros von Erber und Eppenstein in Breslau wurden Warendieb­stähle bedeutenden Umfangs entdeckt. Dn Kommis Al­bert Dura und Arthur Dobrowski, drei Haushälter, ein Arbeiter des Geschäfts, ferner etwa 25 Hehler wurden verhaftet.

Eine mit Arbeitern vollbesetzte Motorbarkasse des Tischlermeistees Franck wurde im Hamburger Hasen durch den SchleppdampferFriedrich" in den Grund ge­bohrt. 9 Mann wurden gerettet Ob Personen ums Leben gekommen sind, ist noch nicht festgestellt, da die Zahl der Insassen der Barkaffe unbekannt ist.

Auf dem Strahl urger Rangierbahnhofe wurden zwei Streckenarbeiter von dem aus Appenweier kommen­den Schnellzug überfahren und getötet.

Deutscher Reichstag.

j Berlin, 17. Jan. Präsident Gras Ballestrem eröffnet die Sitzung. Am Bundesratstisch: Staatssekre-

Noch einmal ging sie durch die Zimmer, wo eben der Gärt- ! ner frische Bouquets in Basen gesteckt und die Blattpflanzen s auf dem Blumentische geordnet hatte, da hörte sie das Rol- s len des Wagens, welcher die Reisenden von der Bahn ab- s geholt, sie rief ihren Bruder, dieser ging, so schnell es ihm sein steifes Bein erlaubte, Himmler an die Tür, um die Da­men zu empfange». l

Die Generalin, am Arm des Freiherrn, trat lebhaft plan- bernd in die Vorhalle, ihr zur Seite die Tochter, eine große, etwas steife Erscheinung, und hinter beiden Damen eine Kammerjungfer, mit unzähligen Schachteln und Kistchen beladen.

Johanne, die alte erprobte Dienerin, legte sofort Beschlag auf die junge Zofe und geleitete sie samt Kisten und Kasten in die für Gäste bestimmten Zimmer, wohin ihr auch die Diener mit zwei enormen Koffern folgten.

Gestatten Sie, liebe Tante, daß wir uns erst des Reisestau- beS entledigen, ehe wir bei Ihnen eintreten?" damit wandte sich die Generalin an Fräulein Brigitte und verschwand mit ihrer Tochter in den Logierstnben.

Nach Verlauf einer halben Stunde, die dem Freiherrn, der gewöhnt war, pünktlich zu essen, endlos lang erschien, traten die Damen in den Salon und bald daraus begab man sich zu Tisch.

Frau von Ahrold in einem durch reichen Schmelzbesatz glitzernden, schweren, schwarzseidenen Kleide, ein undefiuier- vareS Gewirr von gebranntem Haar ans der Stirn, unter­hielt sich sehr lebhaft mit dem alten Herrn, der seinerseits sein möglichstes tat, ein liebenswürdiger Tischnachbar zu sein.

Mutter und Tochter hatten nicht die mindeste Aehnlichkeit mit einander. Die Geueralin war immer noch eine schöne, statt­liche Frau, doch geriet man in Versuchung, zu glauben, daß die zarten Farben aus ihren Wangen, so wie die sehr fein ge­zeichneten, dunklen Augenbraunen durch eine geschickte Hand hervorgezaubert seien. Sie war in ihrer Jugend sehr ge­feiert worden, und nun ängstlich bemüht, die entfliehende Ju­gend künstlich srstzuhalte».

Findest Du nicht, lieber Gebhard," nahm jetzt Tante Bri- gitte das Wort,daß unsere Nichte Martha, ihrem Vater, dem liebe» verstorbenen Beiter Ahroldt sehr ähnlich sieht ?"

Auffallend ähnlich sogar! Mir ist'» als blickte ich wieder in meines alten Kuno treuherzige ernste Augen! Sie sind

j tär Wermuth und der Chef der Reichskanzlei Löbell. s Zur Tagesordnung stehen die Anträge betr. Anwesen­heitsgelder und freie Eisenbahnfahrt für die Reichstags- abgeorducten.

Kirsch (Ztr.) betont, der Reichskanzler müsse seinen Einfluß nunmehr für Gewährung von Diäten geltend ma­chen; der Reichsgedanke könne nur gewinnen, wenn es durch die Gewährung von Diäten den süddeutschen Ab­geordneten möglich gemacht werde, die Wünsche ihrer Wähler hier zur Geltung zu bringen.

Bass ermann (natl.) erklärt die Zustimmung sei­ner Partei zum Zentrumsantrag. Dem Reichstag seien viele wichtige Vorlagen unterbreitet. Ohne die Energie der Fraktionsführer sei es unmöglich, das Haus beschluß­fähig zu erhalten.

Lenzmann (frs. Vp.): Es sei ein unhaltbarer Zu­stand, daß ein einziger Mann im deutschen Reich sich der Gewährung von Diäten entgegenstelle zu einer Zeit, wo man an den Reichstag mit ungezählten neuen Steuer­forderungen herantrete. Ob die Diäten den Sozialde­mokraten nützten oder nicht, sei vollständig gleichgültig.

Abg. St andy (kons.) sagt, der Standpunkt seiner Partei sei im wesentlichen unverändert. Eine Aender- ung des Art. 32 der Verfassung sei nicht ohne Aender- ung der Geschäftsordnung möglich, damit man eine Ge­währ dafür habe, daß die Verhandlungen des Reichs­tages abgekürzt werden.

Abg. Singer,(Soz.) erklärt, die Sozialdemokraten seien bereit, auch ohne Diäten ihre Pflicht zu tun.

Abg. Lieb er mann v. Sonnenberg (Dtsch.- Soz.) möchte dem Antrag Bassermann gegenüber dem Antrag Hompesch den Vorzug geben, daß freie Eisenbahn­fahrt den Abgg. nicht nur für die Tagung, sondern auch während der übrigen Zeit des Jahres gewährt werde.

Abg. Schräder,(frs. Vgg.) spricht die Ansicht aus, die Regierung dürfe auch einmal dem Reichstag ent- gegenkommen.

Abg. Tiedemann (Rp.) sagt, die Ansichten seiner Freunde über die Diäten seien geteilt; einige seien grund­sätzliche Gegner, die Mehrzahl jedoch werde dem Anträge Bassermann zustimmen, um der chronischen Untätigkeit des Reichstages ein Ende zu machen.

Müller-Meiningen (fr. Kp.) erklärt: In Süd­deutschland scheine man doch mehr Achtung vor den Par­lamentsmitgliedern zu haben, als im Norden, wo wir einfach dazu da sind, Soldaten und Schiffe zu bewilligen. Im übrigen werden wir wie Schulbuben behandelt, schleunigst einberufen und plötzlich nach Hause geschickt. Wir sollten unsere Tätigkeit solange aussetzen, bis der Reichskanzler hier erscheint. Eine Kompensation durch eine Geschäftsordnungsänderung darf nicht eintreten.

Werner (Rp.): Der Reichstag sollte, bevor er nicht Diäten bekommt, den hohen Reichsbeamten einmal die hohen Gehälter nicht bewilligen.

Blnmenthal (südd. Vp.) meint, die Abgeordne­ten hätten die Mittel in der Hand, ihre Wünsche durch­zusetzen.

Der Antrag Passer mann wird dann mit gro­ßer Mehrheit angenommen. Der vom Zentrum! eingebrachte Antrag über die gleiche Materie wird gegen die Stimmen der Reichspartei und der Konservativen in 1. und 2. Beratung angenommen. Donnerstag 1 Uhr Kamerunbahn, Militärpensionsnovelle.

Die Marokko - Konfereuz.

Berlin, 17. Jan Der Voss. Ztg. zufolge erzählte man sich heute an der Börse, der Kaiser habe sich gestern abend im Lauf eines Mahles, das im K. Schloß stattfand, dahin geäußert, daß er dem Verlaufe der Verhand­lungen in Algeciras mit vollem Vertrauen eutgezensehe und daß er davon überzeugt sei, daß alles sich friedlich abwickeln werde.

Die NnraHer- in Wußkand.

M asse nv e rhaftung en.

Aus St. Petersburg wird dem Lokalauz. gemel­det : Die Verhaftungen nehmen hier immer größe­ren Umfang au. Die Gefängnisse sind überfüllt.

mir doppelt willkommen, liebe Martha wegen dieser Aehn- iichkeit, denn ich habe Ihren Vater sehr lieb gehabt." Dabet reichte der Freiherr in einer Anwandlung von Rührung dem jungen Mädchen die Hand.

Ueber das unschöne, meist kalt und unbeweglich drein- schcmeude Gesicht Marthas flog für einen Augenblick ein ro­siger Schimmer von Glück indem sie sagte:Dann bitte ich, daß Sie mich auch ein wenig lieb haben."

Meine Martha ist so anders, wie andere junge Mädchen," fing die Geueralin wieder an,sie hat auch im Charakter und in all' ihren Neigungen so viel Aehnlichkeit mit ihrem teuren verstorben Vater, daß mich's oft ganz wehmütig be­rührt. Sie erinnern sich gewiß, daß mein guter Ahrold den aus­gesprochensten Hang zu einem einsiedlerischen Leben hatte, größere Geselligkeit war ihm stets ein Greuel!"

Und wollen Sie glauben, daß Martha, da» siebzehnjäh­rige Mädchen, kein Vergnügen an den Freuden der Jugend findet und nur auf meinen besonderen Wunsch die Bälle in Bun­gen besucht hat?"

«Ich bin überzeugt, es würde für sie kein Opfer sein, ihr Leben ebenso auf einsamer Höhe zu verbringen, wie Sie eS hier tun, Verehrtester Onkel!"

Wenn ich mich in dieser Einsamkeit recht nützlich machen könnte, warum nicht, Mama! Verzeihe mir, wenn ich nicht nach Deinem Sinne bin, an Alice, welche ja nun bald aus der Pension zurückkommt, wirst Du mehr Freude haben I"

Ihre Tochter Alice war ein bildhübsches Kind," meinte Tante Brigitte,sie muß nun sechzehn Jahre alt sein und hat sich gewiß reizend entwickelt."

»Sie sieht Mama sprechend ähnlich und amüsiert sich für ihr Leben gern," antwortete Martha.

Onkel Gebhard und Tante Brigitte fingen an, fich warm für da» eigenartige Mädchen, welches trotz des Mangel- an äuße- Anmut doch etwas Anziehendes hatte, zu interessieren. Und Martha, die iin Ballsaale sogar nicht am Platze war, fühlte, daß sie hier Anerkennung fand, wodurch ihr Wesen etwa» Ungezwungenes und Liebenswürdiges bekam.

Die Generalin beobachtete dies mit stiller Genugtuung. Wenn das so weiter geht und der Neffe den Geschmack der beiden Alten teilt, dann war der Gedanke, mit Martha hierher zu reisen, gar nicht so dumm." dachte die Exzellenz. 136.20