Wien» 3. Jan. Tie schwere Mißhandlung des ^ Obergespans Kovacs in Debreczin hat den Frie- ! dens Hoffnungen einen neuen Stoß versetzt. Die ! Lage wird in Budapest als sehr ernst betrachtet. Ein Re- - gierungskommissar für Debreczin ist schon ernannt, und schärfere Maßregeln gegen die renitenten Komitate sind beschlossen. Morgen findet in Budapest ein Ministerrat statt, nach welchem Baron Fejervary hierher zu kom­men beabsichtigt.

Budapest, 3. Jan. Die Regteruug hat einen Re- gterungskommissär mit außerordentlicher Voll­macht nach Debreczin entsandt, der namentlich die Ausgabe hat, eine Untersuchung gegen die behördlichen Or­gane einzuleitcn, welche, wie es heißt, von der Vorbereitung des Anschlag auf den Obergespan Novacs wußten und ihn rächt verhinderten.

Parts, 3. Jan. DerEclair" behauptet, aus dem Weißbuche des Vatikans gehe hervor, baß Jaurös das von ihm veröffentlichte Protestrundschreiben des Papstes gegen die Romrcise Loubets, welche den Bruch zwischen dem päpstlichen Stuhle und Frankreich tatsächlich herbei­führte, vom Fürsten von Manaco erhalten habe.

Paris, 3. Jan. DerMalin" erzählt, daß der Kriegsminister Ettenne anläßlich der Zusammenstellung der am 1. Januar veröffentlichten Avancementsliste nicht weniger als 9600 Empfehlungsschreiben zu Gunsten von Offizieren erhalten habe. Das Blatt erklärt, es sei dies ein des französischen Offizierkorps unwürdiger Unfug, dem um jeden Preis ein Ende gemacht werden müsse.

Madrid» 4. Jan. Als der König gestern nach­mittag das Schloß verließ, um zur Parade zu reiten, stol­perte das Pferd und stürzte. Der König blieb unverletzt perte das Pferd und stürzte. Der König blieb unverletzt, er setzte den Ritt fort.

Beim Schlittschuhlaufen ertranken aus einem Weiher bei Rieder-Würzbach (Pfalz) zwei Knaben im Al­ter von 10 und 11 Jahren.

Der 36jährige Handlungsgehilfe Kurt August Grote in Leipzig hat sich wiederholt unsittlich gegen die 9 und 11 Jahre alten Töchter seiner Logiswirtin vergangen. Als ihm Strafanzeige drohte, begoß er sein Bett mit Petroleum, zündete die Lagerstätte an, brachte sich einen Messerstich in den Leib bei und hing sich außer­dem ans! Seinen selbstmörderischen Zweck erreichte er, der Zimmerbrand wurde gelöscht.

Nach langwierigen Arbeiten gelang es, bei Neu­sattel die Leichen von sechszehn der am 20. Dezem­ber im Helenschachte Verunglückten zu bergen. Infolge des neuerlichen Auftretens von Rauchgasen mußte das Brandfeld wieder abgedämmt werden.

Infolge einer furchtbaren Explosion ging in der letzten Nacht das BergnügungsetablissementFlora" in Magdeburg vollständig in Flammen auf. Sämtliche Gebäude und Anlagen sind bis ans den Grund nieder­gebrannt. Leider ist auch der Verlust von Menschen­leben zu beklagen. Zwei Dienstmädchen waren nicht mehr imstande, bei dem plötzlichen Eintritt des Unglücks und dem äußerst schnellen Umsichgreifen des Feuers sich zu retten. Die gänzlich verkohlten Ueberreste der bis zur Unkenntlichkeit entstellten Leichen wurden heute mor­gen gesunden. Das Unglück soll durch Explosion von Leuchtgas entstanden sein.

Spielende Kinder rissen in Stederdorf bei Peine (Hannover) in ihrer Ausgelassenheit die brennende Hängelampe von der Decke herunter. Die Lampe siel einem achtjährigen Jungen, dem Sohne des Wald­meisters Borgfeld, auf den Kopf und explodierte. Im Nn stand das bedauernswerte Änd in Hellen Flammen und war in kurzer Frist eine Leiche. Die andern Kinder wurden ebenfalls, wenn auch nicht gefährlich, verletzt.

In Traben-Trarbach zerbarst Nachts um die Jahreswende unter heftigem Knall ein Zimmerfenster im Erdgeschoß der Wohnung eines angesehenen Weingroß­händlers. Sofort angestellte Ermittelungen ergaben, daß eine mit Pulver gefüllte Weinflasche explodiert war, zu deren Entzündung eine Zündschnur durch den Vor­garten von der Straße aus gelegt war. Die Person des Täters ist noch unbekannt.

In Georgia (Amerika) wurden durch einen Tor­nado viele Menschen getötet.

Dir MmrchsA irr KrchLmrL.

Ans dem Reich.

DerTimes" wird aus Petersburg gemeldet, daß die Regierung weitere Strafen gegen streikende Eisenbahner ankündigt. Der Direktor der Zars­koje Sselo Linie wurde verhaftet, weil er des Ein­verständnisses mit den Streikenden verdächtig ist. Die Verhaftungen und Haussuchungen mehren sich. Gorkis Wohnung wurde durchsucht, jedoch nichts Kompromittie­rendes gefunden. Gorki selbst war in Moskau. In Moskau sind das Studentenrestaurant und 42 Drucker­eien geschlossen worden. Aus Moskau wird dem Blatt vom 2. Januar berichtet: Heute wurden 150 Leichen be­graben, 47 Ambulanzstationen beförderten zwischen dem 20. und 30. Dezember mehrere hundert Tote, darunter 100 Kinder, ferner 1065 Verwundete, darunter 165 Frauen und Kinder. 300 Eisenbahner sind wegen Mitschuld am Aufstand entlassen worden. In Petersburg ange­kommene Moskauer berichten, daß vor der Ankunft von Verstärkungen die Truppen immer vor den Revolutio­nären geflohen seien. Den Zeitungen zufolge ist eine roße Anzahl Soldaten und Offiziere wegen Üngehor- ams unter Arrest von Moskau nach Petersburg ge­bracht worden.

Ans Moskau wird dem Lokalanz. vom 4. Jan. gemeldet: Der Stadtteil Presnenskaja ist nach drei­tägigem Bombardement fast völlig eingeäjchert. Eine Reihe von Fabriken sind zerstört, 15 Wohnhäuser dem Erdboden gleich gemacht. Zahlreiche Menschen, meist friedliche Bürger, wurden getötet. Viele Flüchtlinge, die sich aus den brennenden Häusern oder aus Kellern an die Oberwelt hervorwagten, wurden dom Militär erschossen und erstochen. Haufen von Leichen lagen mehrere Tage lang auf den Straßen und auf dem Eise des Mosquaflusses umher. 410 Arbeiter einer Tuchfabrik ergaben sich den Aolizeibeamten und etwa 50 Arbeiter lieferten freiwillig

die Waffen ab. Während der vergangenen Woche sind in den städtischen Krankenhäusern 375 Verwundete, da­runter 25 Kinder, 15 Soldaten und 7 Polizisten ausge­nommen worden. Private Heilanstalten und Verband­plätze registrieren noch 174 Tote und 885 Verwundete, da­runter 139 Frauen, 97 Kinder. Die offizielle Verlustliste vom Militär lautet: 9 Tote, 51 Verwundete.

Die Lage in den Ostseeprovinzen.

Bei der Beschießung von Trambahnwagen in Riga durch Arbeiter der FabrikProwodnik" sind acht Män­ner und vier Frauen getötet worden. Der General­gouverneur ließ 40 Arbeiter verhaften und drohte, daß er innerhalb 48 Stunden das Stand recht einführen werde, falls die Rädelsführer nicht sofort ausgeliefert wurden. Militär umzingelte die Fabrik.

In Mit an ist General Beckmann eingetroffen, der beauftragt ist, den Aufstand in Kurland nie- derzuwersen. Vor allem sollen die gesetzlichen Behörden wieder eingesetzt werden, die gegen­wärtig vertrieben sind. Zu diesem Zwecke werden Truppenabteilnngen mit den Vertretern der Behörden nach den verschiedenen Gebieten entsandt werden.

In Naps al (Estland) und Umgegend herrscht große Unordnung. Angeblich aus Livland gekommene Esten, die sich Sozialdemokraten nennen, plündern die Herren­sitze und zünden die Gntsgebäude an. Viele Gütersind völlig zerstört, einige Gutsbesitzer wurden gefangen genommen. Kosaken, Infanterie und 80 bewaffnete Guts­besitzer verfolgen die Uebeltäter.

Aus P e t er sb nr g wird über den Aufstand in Kn r- land gemeldet: Der durch die revolutionären Banden in Kurland und Livland angerichtete Schaden ist un­geheuer groß. Der Adelsmarschall in Kurland, Ba­ron Meyendorf, hat Ersatzforderungen Geschädigter im Setrag von 15 Mill. Rubel bei der Regierung anhängig gemacht.

Der Telegraphenverkehr mit Rußland.

Wie der Voss Ztg. vom Telegraphenamt an der Berliner Börse mitgetetlt wird, sind zur Zeit direkte tele­graphische Verbindungen mit St. Peters­burg, Warschau und Kiew in Betrieb. Die nach Moskau bestimmten Telegramme werden über Kiew geleitet. Nach Orten des Generalgouvernements Warschau werden von den Postanstalten wieder Pakete zur Be­förderung angenommen.

Ass Württemberg.

Dientzaachrichten. Uebertragen: Die evangel. Vsarrei Neckarwestheiin, Dekanats Besigheim, dem Pfarrer Siökle in LippoldS- weiler, Dekanats Backnang; das eiledigte Kameralarrt Gaildors dem ttr. Finanzassessor Eiscnhm, zur Jett Kameralamtsvcrwescr in Biderach; eine Revisorsteile bei dem Slenerkollegium Abteilung für Zölle und indirekte Stenern dem Zollverwaltsr tit. Zollinspektor Schüfler in Gmünd; die Stationsmeistersteilen in Straßberg dem Erpedüuten Nagel in Wasseralfingen und in Beihingen Heutingsheim dem Expe» dieulen Diebold in Schussenrkd, eine Postexpedientcnstelle in Obcr- tüikheim dem Postgehilsen Bücher.

Befördert: Der Obeipostsekreiär Bader bei der Gcncral- direktion der Prö en und Telegraphen zum Posttnspe'tor bei dieser Generaldirektion; die Postassistenten Holm nnd Buchmüller bei dem Bahnpostamt Stuttgart zu Postsekretären bei diesem Amte; Huber in Wangen zum Postsekretär bei dem Bahnpostamt Smllgact; Moser bei dem Postamt Nr. 1 in Stuttgart zum Postsekretär bei diesem Amt und Lude bei dem Bahnpostamt Stuttgart zum Postsekretär bei diesem Amte.

Ernannt: Die Postpraktikanten I. Klasse Schmidt (Fritz) zum Postassistenten bei dem Postamt Nr. 1 in Stuttgart; Unge ec zum Postassiaenten in Gmünd und Schulz zum Postaisistenten in Spaichingen. l

Versetzt: Der Postsekretär Schule in Göppingen auf Ansuchen ! nach Ludwtgsburg. _ !

Der Landtag wird durch kgl. Verordnung zur Wie- deraufnahme seiner Sitzungen auf Donnerstag, den 11. Januar einberufen.

Die Arbeiten des Landtags. In der bevor­stehenden Tagung wird der Landtag ein ebenso umfang­reiches, wie wichtiges Arbeitspensum zu erledigen haben. Für die Verhandlung der Kammer der Abgeord­neten im Plenum sind vorbereitet das Verfass nngs- gesetz nebst dem Landtagswahlgesetz, die Hof­theatervorlage, verschiedene Eisenbahn Petitio­nen, das Gesetz über die Bahneinheiten, der Ge­setzentwurf über die Vereinigung der Weiler Karlshöhe und Salon mit Ludwigsburg und die Eingaben um Eingemeindung von Degerloch, Bothnang u. Kaltental nach Stuttgart. Man nimmt an, daß in derselben Zeit, in welcher die Abgeordnetenkam­mer diese Gegenstände erledigt haben wird, die Kam­mer der Standesherren die Gemeindeord­nung und wohl' auch noch die Bezirksordnnng be­handeln kann. Sodann dürfte es zu einer längeren Pause in den Plenarberatnngen kommen, während welcher die Kommissionen der zweiten Kammer sich mit den abwei­chenden Beschlüssen der Stanüesherren zur Verwalt­ungsreform, der Gerichtskostenordnung und dem neuen Eisenbahnbaukreditgesetz betr. den Stuttgarter Bahnhosumbau usw. zu beschäfti­gen haben werden und gleichzeitig die Kommissionen der Standesherren die von der Abgeordnetenkammer behan­delten Vorlagen, darunter die Versassungsreform, in Be­ratung ziehen können. Bis dann das Plenum wieder zu­sammentreten wird, dürfte man ziemlich weit in das Frühjahr hineingekommen sein. Was an Anträgen und Fragen ans dem Schoße der Abgeordnetenkammer selbst im Lause der bevorstehenden Tagung noch kommen wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen; vermutlich werden wohl die Fleischteuernng und einzelne Bestandteile der neuen Reichssteuerprojekte zum Gegenstände einer Erör­terung gemacht werden.

tc. Abzugsfähigkeit des Portos bei Geldfeud-

»Uge«. Das in der Geschäftswelt ziemlich verbreitete Ver­fahren, bei Geldsendungen besonders Postanweisungen, den Betrag des Portos von der zu übermittelnden Summe ab­zuziehen, ist vom Reichsgericht kürzlich als unzulässig er­klärt worden. Ein solches Recht besteht nach seiner An­sicht nicht, es kann sogar ein willkürlicher Abzug de» Por­tos vom Schuldbetrag unter Umständen als strafbar ange­sehen «erden.

Stuttgart, 3.Jan. Die Stuttgarter Handels­kammer hat an das württembergtsche Ministerium des Innern eine Eingabe gerichtet, die sich unter ausführ­

licher Begründung gegen die dem Reichstag vorgelegten Verkehrs st euer« ausspricht. Der Schluß der An. gäbe lautet:So müssen wir gegenüber der Quitt rings-, Frachtbrief- und Fahrkartensteucr, sowie der gesetzgeberischen Richtung, in der sie sich bewegen, erklären: sie find ein politisch verfehlter Gedanke. Das Reich verliert an innerer Kraft, was es an einigen Millionen gewinnt. Der Reichstag erweist der Regierung den besten Dienst, wenn er diese drei Steuern mit aller Entschiedenheit zu­rückweist."

Stuttgart, 3. Jan. Durcharbettszett. Die Dienststunden bet der Generaldirektton und chreu Hilfsbu­reaus, mit Ausnahme der Eisenbahnhauptkaffe und des Bekleidungsamts, werden vom 1. Januar 1906 ab bis auf weiteres an einem Tag der Woche und zwar am Mittwoch auf die Zeit von vormittags 8 Uhr bis nachmittags 8 Uhr zusammengelegt

Ulm, 4. Jan. Die erste Leiche, die im hiesigen Kre­matorium zur Einäscherung kommt, ist die des K. B. Hofkonzertmeisters Joseph Weber von München, die am Freitag hieherkommt. _

Bei der Ausfahrt des fahrplanmäßig um 7.57 Uhr von Stuttgart Hauptbahnhof nach Bruchsal abfahrenden Personenzugs ist in einem Durchgangswagen 1. und 2. Klasse eine Gasexplosion vorgekommen, durch welche die Wagenfenster größtenteils zerstört und auch sonst Beschädigungen des Wagens verursacht worden sind. Die Insassen des Wagens hatten sich, veranlaßt durch den Gasgeruch, kurz vorher in den zunächstlanfenden Pack­wagen geflüchtet, so daß eine Verletzung von Personeis nicht vorgekommen ist. Der Wagen wurde ausgestellt und der Zug fuhr darauf mit 20 Minuten Verspätung weiter. Zur Untersuchung der Ursache der Explosion waren sofort die sachverständigen Beamten zur Stelle.

lieber den am 29. Dez. ausgesührten Raubmord in Heslach erfährt inan noch einiges Neue. Aderte ist nicht bloß durch mehrere Schläge mit einem Steinhauer­hammer, sondern auch durch einen ebenfalls tödlichen Messerstich durch den Hals getötet worden. Die Mord­waffen blieben am Tatort zurück; ihre Herkunft ist auf­geklärt. Geraubt wurden 1000 Mk. in Gold nebst ble- chener Kassette. Die in der Kassette enthaltenen, für ihn wertlosen Papiere, hat der Mörder nach der Tat ans Stadtpolizeiamt zurückgeschickt mit folgender anonymer Zuschrift:Das Los hat mich getroffen, den Hexenmeister zu töten, weil er das ganze Oberland, besonders bei Ra­vensburg beschwindelt und meine und meinem (oder mei­nen) Kameraden nahestehende Personen als Hexen be­zeichnet hat. Ich wollte seine Bücher erwischen und glaubte, Ich hätte das richtige Kästchen, als ich es aber öffnete, waren das Sparkassenbuch, welches ich hier schicke; es ist mir schwer gegangen, es zu tun, aber ich mußte, sonst hätte das Los mich getroffen." Der Täter ließ am Tatort einen schwarzen Zanellaregenschirm zurück, der nun am Eingang des Stadtpolizeiamts ausgestellt ist. Für Anzeigen, die zur Ermittlung und Beibringung des Tä­ters führen, ist nunmehr eine Belohnung von 1000 Mk. zugesichert.

In Talheim gebar in der Christnacht ein Dienst­mädchen ein uneheliches Kind, das man im Strohsack des Bettes tot ausfand. Das Kind, ein Mäd­chen, war verkrüppelt, die Mutter behauptet, daß es tot zur Welt gekommen sei. ,

In Feld st eiten wurde am vergangenen Samstag der mit Futterschneiden beschäftigte/ 16jährige Brauerlehr­ling I. G. Enderle von einem Transmissionsriemen er­faßt und mehrmals um die Welle geschleudert. Er war sofort tot.

Zu einer Schlägerei kam es in Schwenningen in der Sylvesternacht in der Hintergasse, wobei 2 Leute schwer verletzt, einer sogar nach Tübingen verbracht wurde. Von den Ruhestörern wurden drei in das Rottweiler Ge­fängnis eingebracht.

In Gültstein stürzte der Schmiedmeister Bah- 1 inger beim Mostholen die Treppe hinunter und starb an einem Schüdelbruch.

Im Staatswald bei Oberelchingen OA. Ulm wurde die Leiche eines etwa 60jährigen Mannes aufge­funden. Die Papiere wiesen den Namen Joh. Wieher aus.

In der Station Scheer, Strecke Sigmaringen-Ulm, verhütete am Dienstag der Führer des Schnellzuges 384 ein schweres Unglück. Derselbe gewahrte gleich nach der Ausfahrt aus dem Tunnel, daß ein Güterzug zum Teil noch auf den: Geleise stand, in das der Schnellzug ein­lenken maßte. Er vermochte den Schnellzug, der den be- ! setzten Salonwagen des Fürsten Fürstenberg mitführte,.

> noch rechtzeitig zum Halten zu bringen.

! Die Aorlschritte der Aeueröestattrmß.

Aus dein Rückblick aus das Jahr 1905, den die Flamme", die bekannte Fachschrift für Feuerbestattung, in ihrer am 15. d. M. erschienenen Nummer 330 ver­öffentlicht, ergiebt sich, daß das zu Ende gehende Jahr reich an Fortschritten auf dein Gebiete der Feuerbestatt­ung war. Zu den deutschen Bundesstaaten, die schon früher die Feuerbestattung offiziell als zulässig erklärt hatten (Sachsen-Koburg-Gotha, Baden, Hamburg, Sach- sen-Weimar-Eisenach, Hessen, Bremen und Württemberg) ist als achter das Herzogtum Meiningen getreten, wäh­rend in Lübeck mindestens offiziös die Zulassung aus­gesprochen wurde, und die Regierung des Königreichs Sachsen vor wenigen Wochen erklärt hat, daß in den Ministerien die gesetzliche Regelung vorbereitet werde. Die beiden größten deutschen Staaten haben sich freilich noch immer nicht zur Freigebung dieser durch hygienische, ästhetische nnd volkswirtschaftliche Vorzüge sich auszeich­nenden Bestattungsform entschließen können, wenn auch die Verwaltung der bayerischen Hauptstadt die Erbauung eines Krematoriums beschlossen hat und im preußischen Abgeordnetenhause dieser Tage von den liberalen Par­teien von neuem ein Antrag auf Zulassung der fakulta­tiven Feuerbestattung gestellt wurde. Möglicherweise ist diesmal der Erfolg besser als früher, zumal wenn das Oberverwaltungsgericht sich dem vom Bezirksausschuß Arnsberg in einem vom Hagener Feuerbestattungsverein angestrengten Prozeß getanen Ausspruch anschließt, daß