Der kreis
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mit Erzähler vom Ächwarzwald.
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telekon Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Mildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Dienstag, de» 7. Movemöer
1805.
nach den Wahlen „den veränderten Verhältnissen" Rechnung getragen werde. An jener Stelle scheint aber plötzlich eine Reaktion ihrer Anschauung eingetreten zu sein, die uns vor allem das Eine beweist, daß für sie der Wahlspruch „reZis voluutus, supremg. lsx" immer noch der maßgebendste ist, und daß sie sich außerordentlich wenig um den Ausdruck der Volksmeinung kümmert, wenn an höchster Stelle an dieser Volksmeinung kein Geschmack gefunden wird. Denn der gestrige Artikel der „Karlsruher Zeitung", der sich in einer geradezu unerhörten Sprache gegen das taktische Zusammengehen der Blockparteien mit der Sozialdemokratie wendet, beweist nichts weiter, als daß die verantwortlichen Minister nicht den Mut besaßen, an der unverantwortlichen Stelle auszu- sprechen, daß es sich bei dem Ausfall der gegenwärtigen Wahlen in erster Reihe darum handele, ob Baden in Zukunft liberal oder klerikal regiert werden solle.
Zum Schluß noch eine Kleinigkeit, die zeigt, mit welchen Mitteln das Zentrum gearbeitet hat. Im Bezirk Meßkirch wurde vor der Stichwahl folgendes Flugblatt angeschlagen:
Der Großherzog unser Landesherr, hat sich, wie wir soeben von bestinsormierter Seite erfahren, ganz entsetzt ausgesprochen über das Wahlbündnis der Liberalen mit den Sozialdemokraten.
Wähler! Mitbürger!
Ihr handelt also im Sinne des Großherzogs, wenn Ihr
— gegen die Liberalen —
Eure Stimme abgebt.
Das Wort „Großherzog" ist mit den größten und fettesten Buchstaben gedruckt, die in der Mißkircher Zentrumsdruckerei aufzutreiben gewesen sein dürften. Selbst dieses nichts weniger als feine Mittel hat dem Zentrum nichts genützt.
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Aus Lippe-Detmold. Das Lippesche Fürstenpaar hat am Samstag unter großem Jubel der Bevölkerung seinen feierlichen Einzug in Detmold gehalten. Nach der Ankunft im Schloß, wo eine Ehrenkompagnie aufgestellt war, wurde der versammelte Landtag eröffnet. In der „Gesetzessammlung" wird ein Gnadenerlaß veröffentlicht, nach dem Strafen für Uebertretungen bis zu 150 Mark bezw. 5 Wochen Haft erlassen werden. Dem Staatsminister Gevekot wurde der erbliche Freiherrntitel verliehen.
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Der Handel mit Deutsch-Ostafrika. Der Außenhandel des deutfch-ostafrikanischen Schutzgebiets hatte,
wie das „Deutsche Kolouialblatt" mitteilt, im Jahre 1904 ausschließlich Geld einen Wert von 21,330 225 Mark gegen 16,811,949 Mark in 1903 und zwar betrug die Einfuhr 12,648,654 (10,151,450), die Ausfuhr 8,681,571 (6,068,499) Mark. Die Zunahme war verhältnismäßig am stärksten im Seengebiet, dessen Außenhandel von 800 000 auf 22/4 Millionen Mark stieg. Der Außenhandel des Küstengebiets wuchs von 17i/z auf 2(L/z Millionen. Zum Teil erklärt sich die Erhöhung durch die Wertsteigerung der Produkte, zum anderen Teil aber auch durch Erhöhung der Ein- und Ausfuhr. Zurückgegangen ist trotz der Wertsteigerung die Ausfuhr von Kokosnüssen und Kopra, gestiegen diejenige von Sesam, Baumwolle, Flachs und Hanf, Sisalagaven.
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Die bisherigen Gesamtverluste in Südwestafrika. Nach den amtlichen Verlustlisten betragen diese in dem nun demnächst zwei Jahre währenden Aufstand einschließlich der Zivilbevölkerung über 1850 Köpfe. Die Verluste der Schutztruppe (einschließlich der Marinetrup- pen) sind 1045 tot, 640 verwundet, also der militärische Verlust 1685 Mann. Dabei ist jedoch die Zahl der „Vermißten" nicht inbegriffen. Tie Zahl der ausschließlich im Kampfe Gefallenen und Verwundeten beträgt 1062 Mann, davon 117 Offiziere.
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Wahlrechtsdemoustratioue« in Oesterreich.
Die Wiener Demonstrationen haben sich nun auch in der Hauptstadt Böhmens in sehr ernster Form abgespielt. Vom Samstag wird aus Prag berichtet: Nach einer Versammlung auf der Schützeninsel zogen ungefähr 6000 Menschen in die innere Stadt, wo es zu Z u s a m m e n st ö ß e n mit der Polizei kam. Die Vorstadtelemente eröffneten ein Steinbombardement gegen die Wache, die an verschiedenen Stellen vom Leder zog. Zehn Wachleute und zwei Poltzeikommissäre wurden verwundet, unter letzteren einer schwer. Die Zahl der verwundeten Exzedenten ist noch nicht festgcstellt. 60 Gendarmen tonnten nur mit äußerster Mühe gemeinsam mit der Wache die Straßen säubern. Am Sonntag kam es wiederum zu Zusammenstößen zwischen Gendarmerie und Exzedenten, wobei es auf beiden Seiten Verwundete gab.
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ES ist erreicht. Die „Neue Freie Presse" meldet: Ministerpräsident v. Gautsch wird beim Wiederzusammentritt des Reichsrats die Ausarbeitung einer Vorlage über das allgemeine Wahlrecht und deren Einbringung ankündigen. — Die russische Revolution hat also auch nach Oesterreich-Ungarn hinüber segensreich gewirkt.
Yr. L61.
Mundschau.
Die Antwort -es badischen Blocks auf die von
uns bereits gebrachten Anzapfungen des badischen Regierungsorgans ist prompt und sicher erfolgt. Das Ministerium Schenkel wird sich die verschiedenen Preßstim- men nicht hinter den Spiegel stecken. Die nationalliberale „Badische Korrespondenz" antwortet mit bemerkenswerter Schärfe:
Das Vorgehen der Regierung ist um so bedauerlicher, als für das Zentrum, das ganz ohne Not lediglich aus Bosheit und Rachsucht, drei Sozialdemokraten mehr in den Landtag gebracht hat, als dieselben erwarten konnten, kein Wort des Tadels abfällt. Man fragt angeblich nach Gründen, welche die Regierung bewegen könnten, diesen Streit vom Zaun zu brechen. Augenscheinlich liegt wieder einer jener kuux pus vor, durch die sich das Ministerium Schenkel längst einen Ruf weit über die Grenzpfähle des badifchen Muster - staates hinaus erworben hat.
Die „Badische Presse" urteilt:
Die Regierung stellt sich hier hin, wie der Lehrer, der die liberalen Parteien wie ungezogene und ungehorsame Schüler vor aller Welt abstrafen möchte, weil sie nicht nach dem einseitigen Willen des Lehrers, sondern aus einer höheren, in der Natur der Dinge selbst begründeten Einsicht herausgehandelt haben. Es steht nach allem, wie wir über die Stimmung in den liberalen Kreisen unterrichtet sind, zu erwarten, daß man sich diese Nackenschläge des Ministeriums nicht gefallen lassen wird und mit demselben entschlossenen Ernst, mit dem man zum Wohl des Vaterlandes sich zu einem opferreichen Vorgehen bei dem Wahlentscheidungskampf entschloß, auch der Regierung seine Meinung über ihr auffälliges Verhalten nicht verhehlen wird.
Aehnlich äußern sich die „Badische Landeszeitung" und der Mannheimer „Generalanzeiger". Mit feiner Ironie bemerkt der demokratische „Badische Landesbote":
Wenn wir besondere Anlage zur Bosheit hätten, könnten wir auf den Gedanken kommen, die Regierung habe ihre falsch aufgefaßten Anschauungen mit einem gewissen Vergnügen auf die regierungsseitig notwendige Auffassung zurückgeleitet, da die allgemeine Auffassung des Artikels ja ihren Zweck vollkommen erreicht — aber, wie gesagt, so boshaft sind wir nicht. Wir nehmen auch nicht an, daß der zweite Artikel auf voreilige, eine geringe, aber mehr als selbstsüchtige Auffassung der poli- schen Lage in Baden verratende Audienzen zurückzuführen ist, und wir glaubten Anzeichen dafür zu haben, daß der Ausfall des zweiten Wahlgangs, der Stichwahlen, auch an jener Stelle eine befriedigende Auffasfung gefunden habe, von der Herr Wacker verlangte, daß sie
Der Falschmünzer.
Roman von Alexander Wilbrandt. 48
»Du hast ihn nicht gelötet?"
„Nicht ganz."
Laura lächelte spöttisch.
„Ah! Da hast Da zum erstenmal Dein Ziel verfehlt," sagte sie bitter; „Du mußt den Augenblick sehr schlecht gewählt haben."
„Meine Hand zitterte!" sagte Bvursanlt.
„Nun, jetzt kann von Nivert nicht weiter die Rede sein; Wir müssen sofort einen Entschluß fassen!"
„Weshalb?"
„Der junge Offizier hat heute Fersen gesprochen, jetzt wird kr Deine ganze Geichichte kennen."
„Fersen wird nicht gewagt haben, Enthüllungen zu machen," sagte Boursault mit herausfordernder Miene.
Laura schüttelte bedächtig den Kopf.
„Doch," sagte sie in schneidenden: Tone. „Wenn Du keine energischen Maßregeln triffst, so ist Deine Sache verloren. Im Leben der Schuldigen gibt es eine Stunde, in der die Torheit des Vertrauens ihre Seele ergreift und sie zu Unvorsichtigkeiten treibt, die sie ins Verderben ziehen. Heute stehst Du auf diesem Punkte; die Gefahr umringt Dich von allen Seiten; ich warne Dich, sie nicht gering zu schätzen. Das Gewitter droht über Dir auszubrechen, es ist Dir nicht länger möglich, dagegen zu kämpfen. O, Boursault, von diesem Augenblicke an wirst Du verloren sein!"
»Aber, was soll ich tun?" rief Boursault bestürzt aus.
„Du mußt fliehen," antwortete Laura; „sofort fliehen, ohne üuf die Ankunft des Arztes von Merlac zu warten, da dieser, und wäre es auch nur für einige Augenblicke, Nivertzum Sprechen bringen wird. Geschieht dies, so ist alles verloren, denn ^ ersten Worte, die er über die Lippen bringt, werden »Mörder und Falschmünzer" sein! Wie willst Du der Anklage entgegeutreten, den Du nicht hast töten können? chwh also, verliere keinen Augenblick, halte Dich unterwegs ^chtauf, um zu lauschen, was man nach Deiner Flucht von Dir
„Aber Du?" fragte Boursault wie vernichtet.
. -Ich." antwortete Laura mit wilden Blicken; „waS liegt «aranl Kanu irgend eine Gefahr mich treffen? WaS können sie
mir anhaben? Bin ich etwa die Mitschuldige? Können sie mich einer Sache anklagen und mich verdammen? Mache Dir keine Gedanken um mich, rette Dich und laß uns später unsere gemeinsame Rache ausführen."
Boursault stand im Begriff, nachzugeben; allein ein Gefühl, stärker als sein Wille, hielt ihn zurück. Er machte eine heftige Bewegung und sagte: „Nein, es ist unmöglich; wenn ich fliehe, wie Du mir rätst, so bekenne ich mich sofort schuldig. Es bliebe nichts weiter übrig, als in elender Weise in einem Lande herumzuirreu, das Flüchtlinge nicht ausliefert. Es ist besser, hier der Gefahr zu trotzen, die nach meiner Ansicht nicht so drohend sein kann."
„Du bleibst also?" sagte Laura.
„Ich bleibe," antwortete Boursault, „wenigstens bis zum Augenblick, wo es uns möglich sein wird, zusammen zn entfliehen, und bis wir unser Vermögen gesichert haben, ohne das wir nicht leben können."
Laura wollte antworten, aber das Geräüsch eines Wagens, der in den Hof fuhr, schnitt ihre auf den Lippen schwebenden Worte ab. „Hörst Du?" sagte sie in schneidendem Tone.
Boursault eilte an das Fenster und zog die Gardinen zurück. „Es ist der Arzt aus Merlac!" sagte er zitternd.
„Er wird Nivert ins Leben zurückrufen, in wenigen Minuten wird er sprechen," flüsterte Laura hinzu.
„Nun, so mag er denn sprechen, noch kann er keine überführenden Beweise liefern; ich trotze jeder Anklage gegen mich."
Laura ließ den Kopf sinken. „So sei es," sagte sie kleinmütig. „Ich werde auf der Hut sein, bei dem geringsten Versuche werde ich wissen, was ich zu tun habe."
Währenddessen hatte sich der Arzt nach dem Bette des Verwundeten begeben.
Nivert lag noch ohne Bewußtsein, mit eingefallenen, bleichen Wangen und geschlossenen Augen. Ein hitziges Fieber schien da» Blut zu durchglühen; dann und wann entfuhr seinen Lippen ein Schreckensgeschrei.
Der Arzt hatte seine Hand ergriffen und den Puls geprüft. Er schüttelte bedenklich den Kopf.
„Ist keine Hoffnung vorhanden?" fragte Villeneuve leise.
„Sehr wenig," war die Antwort. „Es ist eine gefährliche Wunde. „Der Blutverlust ist sehr bedeutend gewesen, die geringste Aufregung kann den Tod bringen."
„Befürchten Sie, daß es gefährlich ist, wenn er spricht?"
„Ohne Zweifel. Indessen, wenn er ruhig aufwacht, so könnte man vielleicht. . aber sehen Sie, jetzt bewegt er sich, und wenn ich nicht irre . . ."
Der Arzt schwieg, und den Finger ans den Mund legend, beugte er sich über den Verwundeten, während Herr Villeneuve bleich, ängstlich, fast atemlos die geringste Bewegung von Nivert beobachtete.
Nivert hatte sich allerdings bewegt, wie es der Doktor gesagt hatte, aber er hatte das Bewußtsein noch nicht ivieder erlangt; krampfhaft erfaßte er das Betttuch, der schneidende, brennende Schmerz erpreßte ihm tiefe Seufzer. Das Fieber schüttelte ihn gewaltig.
„Er befindet sich in einem kläglichen Zustande," sagte der Arzt.
„Wird er verstehen können, was wir sprechen?" entgeg- nete Villeneuve.
„Er ist sich seines Zustandes noch nicht bewußt; wenn er spricht, so können wir auf die Worte, die das Delirium ihm entreißen wird, nur wenig Geivicht legen."
„Er scheint die Augen zu öffnen."
„So ist es."
„Soll ich mich zurückziehen?"
„Durchaus nicht; Ihre Gegenwart wird seinen Erinnerungen zu Hilfe kommen."
Beim ersten Aufschlagen der Augen konnte Nivert, wie man sich leicht denken kann, sich nur einen unklaren Begriff von den ihn umgebenden Gegenständen machen. Ein düsteres Leuch- ten schimmerte in seinen Augen, ein schweres, beklommenes Röcheln hob die Brust, daun und wann gestikulierte er mit den Armen, als wollte er beängstigende Erscheinungen von sich scheuchen.
„Ah, jetzt ist alles bereit, wir brechen auf, keine Verspätung mehr! Wer geht denn da, wen siehst Du dort auf der Rue d'Antenne?"
Er legte die eine Hand auf die Stirn und die andere auf die Wunde, als wolle er den Verband losreißeu.
Der Arzt faßte ihn beim Arm. „Seien Sie ruhig," sagte er sanft. „Haben Sie immer noch soviel Schmerzen ?"
Nivert sah ihn starr an. „Du bist hier," jagte er, als wenn er zu einem Bekannten spräche. 126.20