Der kreis 5üiiosrMäIlIer

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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Leleton Nr. 4 l.

Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter Vildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.

Zeitung sur Politik, Unterhaltung und Anzeigen.

Znr«f»lr nur < ?tg HurvSttige >0 ?tg. die klein- »»»lüge Osrmonclreil«.

krklittnen IS k>Ig. di« peülreile.

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< Sedverrwälcier Ailckdaä. / ^ ---

tr -104

Wildbad, Freitag de» S Mai

1905

Die Lösung in Marokko.

Aus Paris wird derFrkf. Ztg." u. a. geschrieben:

Ter marokkanische Streit, der euren Augenblick ans europäischen Boden überzuspringen schien, ist jetzt in seinen eigenen Kreis zurückgedrängt. Ter junge Sultan in Fez Nrd anfangen, die Rolle deskranken Mannes" zu spie­len, die seinem Kollegen in Konstantinopel seit Jahren so gut bekommt. Und vielleicht werden die begümenden diplomatischen Rivalitäten irr Marokko kein anderes Re­sultat zeitigen als das, daß schließlich doch keine einzige Macht dazu gelangt, das Land vollkommen unter ihren «usschließlichen Einfluß zu bringen. Aengstliche Gemüter halten den Boden in Fez zwar für sehr gefährlich. In Wirklichkeit scheint er aber weniger vulkanisch zu sein als Konstantinopel, wo sich ungleich wichtigere Interessen der europäischen Staaten durchkreuzen. Man darf auch das Beispiel Egyptens heranziehen. Zwanzig Jahre lang wurde ein Krieg zwischen England und Frankreich an die Wand gemalt und zuletzt haben sich die beiden Länder gerade an dieser Stelle am engsten einander genähert. In Marokko liegt die Sache noch einfacher. Tie Diplo­maten, die jetzt dort operieren, müßten schon außerordent­lichen Leichtsinn beweisen, wenn sie durch irgend einen provozierenden Schritt die öffentliche Meinung in Frank­reich und Deutschland aus der bisherigen Kühle zu eiirer Wosionsspannung erhitzen wollten. Hier in Frankreich hat Herrn Telcasses politischer Schnitzer jedenfalls sehr vorteilhafte Nebenwirkungen gehabt. Er hat den Abso­lutismus zerbrochen, dessen sich das Ministerium des Aus­wärtigen seit dreißig Jahren erfreute. In der Marokko- Tckatte hat die Teputiertenkammer gezeigt, daß sie die diplomatische Kontrolle ebenso streng ausüben will wie die merpolitische. Bisher entschuldigte die Revanche alle Heimlichkeiten des Ministers, und es ist darum doppelt bezeichnend, daß das Parlament gerade Deutschland gegenüber zum erstenmale dem Leiter der auswärtigen Politik eine grausame Zensur für die Vergangenheit und eine gebundene Marschroute für die Zukunft erteilt hat.

Wenn es noch eines weiteren Zeichens bedürfte, wie wenig sich das Land um Marokkos willen zu Unklugheiten sortreißen lassen möchte, so wurde es jetzt vom König von England geliefert. König Eduards Aufenthalt er­regt kaum mehr Aufmerksamkeit als die zahlreichen Be­such« des Königs der Belgier. Tiefe Ruhe der Pariser ist die beste Antwort auf die Hetzereien der englischen Presse, die mit dem Jncognito, das sich der König auf­erlegte, auch unzufriedener ist als die Franzosen. Sein Besuch hat ja selbst in den für offiziös gelt«rden Blättern beruhigend gewirkt. TerFigaro" verkündet in auf­fallendem Truck, daßnach den letzten Unterhaltungen in Paris die hohen Kreise der englischen Politik nicht zu glauben scheinen, der gegenwärtige Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland könne Komplikationen her- msühren." Noch deutlicher ist derDemps". In einem Leitartikel beklagt er zwischen den Zeilen wiederum den enormen Schnitzer, den Telcasse mit der Ignorierung Deutschlands begangen hat, und bekennt sich resigniert zu der Einsicht, daß in Fez ein Rivalitätenstreit beginnen vvrd, der glücklicherweise ohne Rückschlag auf Europa ausgetragen werden könne."

Hoffentlich! Tenn die ganze Geschichte wäre kaum ">e Knochen einespommerschen Grenadiers" wert!

u x. Sicheres Sparen.

Vom Strumpf zur Sparkasse ist ein Volkswirt- Wstlicher Fortschritt, der noch kein großes Alter zählt. Ln älteren Semester wissen es noch recht wohl, daß E früher eben Sitte war, die ersparten Groschen und Later zumeist in blankem Gelde, das stets verfügbar dalag, M eigenen Hause aufzubewahren. TieKasse" war häufig Ah Strumpf oder auch der Strohsack, auf dem sich das Himmelbett aufbaute. Es gehörte viel Erziehung dazu, ^ den weitesten Volkskreisen das Verständnis, nicht das EParen, sondern für die Sparkassen zu wecken und das Etraucn zu diesen neumodischen Einrichtungen immer "ehr zu stärken.

Ebenso wichtig als das Zusammensparen eines Zins- grofchens ist auch dessen sicheres Erhalten. Instinktiv

ist der Sparer von Mißtrauen gegen Neues und Un­bekanntes erfüllt und doch weiß er oft selbst nicht besseren Rat. Mit Kapitalanlagen haben nicht nur die­jenigen zu tun, die in regelmäßigen Zwischenräumen aus ihrem Geschäftsbetriebe, dem Ergebnis ihrer sonstigen Tätigkeit oder dem Ertrag ihres Vermögens Beträge übrig behalten; vielmehr sind es alle, die aus Pflicht­gefühl in den Tagen der Erwerbsfähigkeit für Alter und Krankheit Vorsorgen.

Wie aber legt der Sparer sein Geld am sichersten und ertragreichsten an? Ein berühmter Finanzmann pflegte, um Rat über die beste Anlage gefragt, zunächst die Gegenfrage zu stellen:Wollen Sie gut essen oder gut schlafen? Beides zusammen kann man nicht haben." Tie Antwort ist in der Tat schwer, recht schwer; der Sinn aus der Gegenfrage des Finanzmannes ist leicht erkennbar. Wir nehmen als obersten Gesichtspunkt: die Sicherheit, dann erst der Ertrag. Bei allen Anlagen aber, beweglichen oder unbeweglichen, sind jedenfalls fol­gende vier Eigenschaften zu prüfen und beim Entschluß zu berücksichtigen: Sichierheit, Ertrag, Beräußersichkelt und Gewinnmöglichkeit. Zu den beweglichen Werten ge­hören Wertpapiere, die unbeweglichen sind Liegenschaften (Grundstücke und Häuser). Um es auch zu erwähnen, so gehört die Erwerbung von Patenten zu den Trugen, die mit größter Vorsicht anzufassen sind. Ta es indessen nicht in unserer Absicht liegt, Spekulanten gute Ratschläge zu geben, die doch nicht beachtet würden, so wenden wir uns zu den Sparanlagen, an die sich der normale Sparer hält.

Von den Sparkassen sind die unter staatlicher Aufsicht stehenden oder von Staat oder Gemeinde errich­teten den privaten vorzuziehen; denn sie sind nicht ins Leben gerufen, für sich selbst Geld zu verdienen, sondern das Gemeinwohl zu fördern. An Sicherheit kommen den öffentlichen Sparkassen gleich die unter Kontrolle stehen­den Tarlehenskassenvereine.

Bei Einlagen bei Privatbanken, wie sie insbesondere im Geschäftsleben der Kontokorrent - Verkehr notwendig macht, hat sich der Einleger die vertrauens­würdigste Adresse auszusuchen.

Tie Geldanlage in Aktien und ähnlichen Spekulationspapieren erfordert viele Erfahrung, die sich nur durch Beobachtung und leider gelegentlich auch nur durch Fingerverbrennen gewinnen läßt. Wer sich mit Aktien einläßt, muß einen genügend hohen Fonds besitzen, um eventuell von einem gelegentlichenAderlaß" nicht dauernd geschwächt oder gar ruiniert zu sein. Hohen Dividenden steht immer wieder die Gefahr gewaltigen! und raschen Sinkens der Kapitalwerte selbst gegenüber.

Als solide und leicht realisierbare Anlage dürfen deutsche Staatspapiere, Hypothekenbank­pfandbriefe der unter Reichsgesetz stehenden Hypo­thekenbanken, meist auch die auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen deutscher Städte und dergl. empfohlen werden. Tie letzte Frage bleibt schließ­lich dabei nur, ob ein Papier zu 3i/z, 82/4 oder 4»/o sich am besten empfiehlt. Ausschlaggebend sind zumeist die Kurse der einzelnen Gattungen. Tie Papiere zu Zr/z und 33/4 o/g werden Bevorzugung verdienen, je mehr ihr Kurs unter dem Nennwert, diejenigen zu 4 0/0 je weniger ihr Kurs Mer dem Nennwert steht. Bei den unter Pari (Nennwert) stehenden Pfandbriefen und den 4prozentigen soweit auf längere Zeit unkündbar, fällt bei der Abwäg­ung noch ins Gewicht, daß elftere infolge der Auslosung zum Nennwert, letztere Lei einer jedenfalls zu erwar­tenden weiteren Kurssteigerung günstige Gewinnaussichten übrig lassen.

Bei Hypotheken auf Liegenschaften sollte der kapitalschwache Darleiher sich trotz höherer Zins­gewährung auf Beleihung von Nachhypotheken lieber nicht einlassen.

Eine wichtige Sache auf dem Gebiet der Fürsorge für das Alter oder die Hinterbliebenen ist auch die Lebensversicherung. Nimmt man an, es habe jemand im Alter von 30 Jahren eine Versicherung von 10000 Mk., zahlbar beim Tode des Versierten oder spätestens nach 25 Jahren, eingegangen, so ergibt sch eine Verzinsung der Jahreseinlagen für den Fall des Er­

löschens der Versicherung durch Tod oder Erleben des Endtermins am

End« des 15. 20. 21. 22. 25. Jahrs

von 8V« 3'/« 3-/g 2°/o

Ti« Rentabilität der jährlichen Einlagen ist also erst dann geringer als 3 0/0, wenn die Versicherung nach 22 Jahren erlischt; aber selbst im ungünstigsten Fall ren­tierten die Einlagen immer noch zu 2o/.

So sind es die verschiedenartigsten Formen, in denen das bedeutungsvolle Sprichwort zur Wahrheit gemacht werden kann:Spare in der Zeit, so hast Tu in der Not!"

Auffallend schwach

ist die Antwort derSchwäb. Tagwacht" aus die Balirrger Hautznrann - Rede ausgefallen. Taß die Tagwacht" nicht sehr viel Sachliches zur Verteidigung ihrer sonderbarenTaktik" würde sagen können, war ja von vornherein anznnehmen. Politischer Widersinn läßt sich nun einmal nicht sinnvoll rechtfertigen. Aber daß di«Tagwacht" mit so mangelhafter Rüstung, deren schwache Stellen jeder halbwegs Kluge auf den ersten! Blick entdeckt, einen Feldzug beginnen würde, hätten wir doch nicht erwartet. Tas schlechte Rüstzeug bringt es mit sich, daß dieTagwacht" sich jetzt schon zum zweitenmal hinter derbülow-offiziösen"Nordd. Allg. Ztg." ver­steckt. Es ist humorvoll, dasselbeReichskanzlerblatt", das sonst das Jahr hindurch bei derTagwacht" gar nichts zu gelten pflegt, jetzt plötzlich wiederholt als den Kronzeugen derTagwacht" gegen die Temokratie an­gerufen zu sehen! Heiter ist es auch, wie originell die Tagwacht" die Taktik des ihr in Bayern wahlverwandten Klerikalismus nachahmt, der Angriffe auf das Zentrum immer gerne für Angriffe aus die Kirche ausgeben möchte. Tie Tagwacht" Pflegt sonst Mer solche politische Taschenspielerllmststückchen," wie sie es schon genannt hat, zu lachen. Dasselbe tun wir über den jetzigen Versuch derTagwacht", den demokratischen Bescheid auf die so­zialdemokratische Kriegserklärung als eine Unfreundlich­keit gegen die Arbeiterschaft hinzustellen! Wenn dieTagwacht" wirklich hoffen sollte, mit diesem durch­sichtigen Manöverchen irgend welchen Eindruck zu machen, dann müßte sie ihre Leser schon beleidigend nieder ein­schätzen. Das wäre freilich nichts absolut Neues mehr, wie überhaupt die ganzeTagwacht"-Taktik" eine Speku­lation auf die Oberflächlichkeit darstellt. Es ist selbstver­ständlich und wird von den einsichtigen Führern der Sozialdemokratie auch erkannt, daß die sozialdemokratische Taktik" die freiheitlichen Interessen mit dem Augenblick schädigen muß, mit welchem diese Taktik auf eine Schwächung der Opposition und eine Stärkung der Reaktion ausgehl. Diese einfache Wahrheit kann, dieTag­wacht" nicht in Abrede stellen; sie läßt sich auf eine Diskussion Mer diesen wichtigsten Punkt daher gar nicht ein, sondern sucht sich mit der Gegenbeschuldigung um di« Sachet herumzudrücken, die Volkspartei habe auch schon die freiheitlichen Interessen! geschädigt! Selbst wenn das in ein Paar Einzelfällen zutreffend wäre, würde sich daraus doch noch lange keine Entschuldigung für eine generelle Schädigung der freiheitlichen Interessen durch di« Sozialdemo kralle rechtfertigen lassen. Aber die Bei­spiele, welche dieTagwacht" gegen die Demokratie an­führt, haben zudem keinerlei Beweiskraft. Bei der Protest­bewegung gegen die Er ste Kammer soll die Volkspartei di« freihmtlichen Interessen geschädigt haben? Wohl des­halb, weil die Volkspartei eine allgemeine Volksbewegung gegen die Erste Kammer organisierte, nährend die Sozialdemokratie den Hauptkampf gegen die Demokratie, statt gegen die Erste Kammer führte?! TieTagwacht" braucht nur die Ravensburger Rede ihres Genossen Hildenbrand nachgulesen, um zu erkennen, wie fadenscheinig ihre Ausrede ist. Tann soll di« Volkspartei die freiheitlichen Interessen bei der Ge­meindeordnung geschädigt haben! Andere Leute haben den Eindruck, daß die Volkspartei sich alle Mühe gegeben hat, die Gemeindeordnung so freiheitlich als bei den Mehrheitsverhältnissen des Landtags irgend möglich war, zu gestalten, wobei die Volkspartei freilich jede Tiktatur als der Freiheit schädlich erachtete. Schließlich