Schillers für unser deutsches Volk legte Bürgerausschuß^ obmmm Löchner-Stuttgart in einer musterhaften Gedächtnisrede dar.
tzablenberg, 1. Mai. Ter Volksverein hielt am Samstag Abend im Gasthaus zum Hasen feine jährliche Generalversammlung ach Ter Kassenbericht ergab ein durchaus befriedigendes Mid. Tie Versammlung verlief sehr lAhaft und konnte vom Vorstand um 12 Uhr geschlossen werden.
Ö Aldingen, l. Mai. Der Volks-Verein hielt »esrern nachmittag eine gut besuchte Versammlung im Gasthaus z „Anker" ab, in welcher u. a. der in diesem Jahr auszuführende Ausflug besprochen wurde. Nach längerer Debatte einigte man sich für einen solchen nach Schwenningen, der im Laufe dieses Monats ausgeführt werden soll.
Tages-Rachrichten.
V Stuttgart, 1. Mai. Unglücks fall. Heute vormittag wurden 2 an einem Latrinenwagen gespannte Pferde scheu und rasten die Bahnhofstraße herunter bis sie zu Fall lanien und infolge des Sturzes beide verendeten. Der Wagenführer stürzte so unglücklich herab, daß ihm der Kopf gespalten wurde und er gleichfalls tot liegen blieb.
A Heilbron«, 1. Mai. Ein tragisches Ende. Gestern stürzte sich der Fabrikarbeiter Adolf Appel in selbstmörderischer Ab sich, in den Neckar. Auf seine Hilferufe sprang der verheiratete Landwehrmann Karl Mai von Böck ingen in den Neckar, um Appel zu retten, fand aber dabei den Tod, während Appel gerettet wurde.
r Aldingen, l. Mai. Die Ohrfeige. Kürzlich erhielt ein Fabrikarbeiter von einem Nebenarbeiter eine Mark, weil der letztere dem ersteren vor einiger Zeit eine Ohrfeige verabreicht hatte. Der OhrfeigenauSteiler der inzwischen in die Pietistengemeinde eingetreten ist, glich er seine Zchlagetfrigkett, um Gewissensbisse zu vermeiden, mit Geld aus.
L Aldingen, 1. Mai. Eine Schtllerfeier soll auch hier in nächster Woche stattfinden. Die Schulkinder erhalten als Andenken die Werke Schillers.
** Ebingen, 2. Mai. In der St. Martinskirche schreiten die Abbrucharbeiten rüstig vorwärts. Die Bänke und Gallerten sind vollständig abgebrochen, jetzt wird der Schutt von dem Boden ausgeführt und die Turmspitze abgenommen. Beim Abbruch der Orgelempore hat man in die Wand eingemauert eine anscheinend sehr wertvolle Console gefunden. Sie stellt einen Frauenkopf dar mit beiden, seitwärts des Kopfes ausgestreckten Händen. Die rohe Ausführung läßt auf ein hohes Alter schließen. Sehr interes- sant ist. daß der Stein mit der Frauenkopfseite nach der Mauer zu eingemauert war. Das deutet darauf hin, daß zur Zeit der Bilderstürmer der Stein umgekehrt wurde, »der aber von einem früheren Bau herstammt, lieber das Alter des Turmes, dessen oberster Teil bis herab zum ttereck abgebrochen werden soll, berichtet eine jetzt im Archiv Msgehängte Holztasel, die, bevor die neue Orgel herein- am, an der Stelle hing, an der in de« letzten Jahrzehnten das Lutherbild angebracht war. Der lesbare Teil der Jn- chrift auf der Tafel lautet : „Anno Christi 1670 15. April ward an den Ktrchthurn das Fundament gelegt. Anno M 15. Sept. 15 k. Trinit. ist der neuerbaute Ktrchthurn nngeweiht worden. War der Predigttext Psalm 61: „Herr Toü, du bist meine Zuverficht, ein großer Tburn für meinen Feinden". Pfarrer Johann Sachs; Ambtmann und geistl. Verwalter Johann Cornelius Krümmel; Alter Bürgermeister Mann Stierlen; Gerichtsverwandt: Johann Jerg icnannt Roll, Jacob Streich, Ulrich Merz. Johann Fueß, Mann Rominger; Vierer: Martin Krümmel; Johann irümmel, Barbierer; Martinspfleger Joseff Binder; Baw- Misier Johann Haimb, Steinhawer von Stuettgardt". In der abgenommenen, vergoldeten Turmkugel wurde eine verwitterte Urkunde aufgefunden. Leider hat der Regen die auf Pergament oder Schweinsleder niedergeschrtebenen Worte vollständig verwischt. Nur an einigen Stellen sind noch Wistzüge in schöner, kalligraphischer Niederschrift zu sehen. M man erfährt, soll der Landeskonservater, Herr Prof. Gradmann-Tübingen, gebeten haben, die Abbruchar- beiten an der Kirche solange einzustellen, bis er die Wandmalereien, die jetzt überall heroortreten, abgenommen Me. Da dadurch aber der Kirchneubau um Wochen verwert würde, konnte seiner Bitte nicht entsprochen werden. H Biberach, 1. Mai. Die Diebsbande. Schon im gen Jahre und auch Heuer wieder wurde in Bechtenrot, Mnbachen und Oberstetten hies. Oberamts in die Käsereien
eingebrochen und Butterdiebstähle verübt. Auch in Erolz- heim und Oberopfingen wurden, während die Bewohner bei einer Hochzeit waren Bettzeug, Leinwand und 2 lebende Schweine gestohlen. Erst in letzter Zeit wurde bei einem Bauern in Oberstetten wieder eingebrochen. Der Verdacht der Täterschaft wies auf die Gegend des benachbarten bayerischen Memmingen hier, wo sich eine Diebesbande eingenistet hatte. Dieser Tage wurden nun 2 verdächtige Radfahrer von Memmingen, welche zu der Diebesbande gehören sollen, in Haft genommen. Damit dürste der erste Schritt zur Unschädlichmachung der Diebesbande getan sein.
R Waldsee, 1 Mat. Niedergebrannt ist in Haslach, Gemeinde Tannhausen, das Oekonomiegebäude des Bauern Anton Mancher. Außer sämtlichen Futtervorräten und sonstiger Fahrnis verbrannten 26 Stück Vieh und 6 Pferde. Ein Kind des Besitzers erlitt Brandwunden und konnte nur mit knapper Not dem Feuer entrissen werden. Der entstandene Schaden ist groß und durch Versicherung nur ungenügend gedeckt.
Sttatzburg, 1. Mai. Die sozialistische „Freie Presse" wurde wegen Belidigung deS Königs von Sachsen angeklagt. Die Beleidigung soll in einem der „Wiener Arbeiter-Ztg." entnommenen kleinen Feuilleton enthalten sein, welches das Borgehen gegen die ehemalige Kronprinzessin Luise von Sachsen kritisierte.
O Chemnitz, l. Mai. Abgebrannt ist das dem Oberhofmarschall des Königs von Sachsen gehörige Schloß Lichtenwalde bet Braunsdorf; nur der sog. alte Flügel mit der Schloßkapelle blieb erhalten. Durch das Feuer, das auf einen Schaden im Schornstein zurückgesührt wird, wurden viele Kostbarkeiten, wertvolle Gemälde und die Bibliothek vernichtet. Der Schaden geht in die Millionen.
Berlin, 1. Mai. Beschlagnamt wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft die vor 8 Tagen im Verlage von Johann Landmann erschienene Broschüre Tolstois „An die Soldaten und jungen Leute".
^ Hamburg» 1. Mat. Gasvergiftung. Der Mech- aniker Kruse und seine 4 Kinder im Atter von 8—14 Jahren wurden heute in ihrer Wohnnng tot aufgefunden. ES liegt LeuchtgaSvergistung vor, die Muse infolge zerütteter Ver- mögenSverhältnifse selbst herbeigeführt hat.
O Drammeud (Norwegen), 1. Mat. Bei dem Brande eines Bauernhofes in Lierstrand verbrannten die 6 Kinder des Besitzers.
X New-Nort, 1. Mai. In Wilburton (Oklahama) hat sich auf einer Grube eine Explosion ereignet, bei der 13 Personen getötet wurden.
Chicago» 1. Mai. Gelegentlich des Kutscherstreiks wurden von den Ruhestörern 5 Menschen getötet. 5 Arbeiterführer sind des Komplotts gegen große Firmen angeklagt.
— Chicago, 2. Mai. Der Fuhr le ute-Aus-- stand. Gestern kam es vor, daß Lastfuhrwerke, die sich dem Ausstand nicht angeschlossen hatten, wenn sie ange- haltere wurden, mit Schüssen antworteten, Tie nicht ausständigen Fuhrwerksdesitzer wollen ihre Leute zum Schutz durchweg mit Gewehren bewaffnen, was gesetzlich zulässig ist.__
Gerichtssaal.
München, 1. Mai. Vor dem Schwurgericht beginnt heute ein auf etwa acht Tage bemessener Raubmordprozeß gegen den Bräugehilfen Johann Huber und dessen Ehefrau Barbara Huber. Das Zimmermädchen Zenta Falch hatte, bevor sie eine Stelle in einem Hotel in der Provinz antreten sollte, tm Restaurant Holzapfelskreuth bei München kurze Zeit gewohnt, und dabei einige hundert Mark sehen lassen. Am 1. September v. I. reiste sie ab, um ihre Stelle anzutreten. Am 3. September fand man nicht weit von Holzapfelskreuth die Leiche einer jungen Frauensperson im Walde in einer Lage, die auf einen Lustmord hinzuweisen schien. Bei näherer Betrachtung zeigte sich aber, daß die Stellung eine künstlich gemachte, daß das Mädchen schwere Verletzungen am Halse hatte und nicht am Fundort getötet, sondern erst als Leiche hierher gebracht worden war. Erst einige Tage nach der Auffindung wurde die Ermordete als die Zenta Falch erkannt. In Holzapfelskreuth war Barbara Huber als Aushilfskellnerin bedienstet, während ihr Mann ohne Stellung war Sehr geschickt, aber, wie man annimmt, durchaus wahrheitswidrig, suchte nun Barbara Huber den Ruf der Zenta Falch zu verdächtigen, als ob diese viel mit beliebigen Männern sich abgegeben habe; besonders suchte sie den verheirateten Zigarrenstadtreisenden Engl als
Mörder zu verdächtigen. Engl, der einigemale nach Holzapfelskreuth gekommen war, wurde auch in Hast genommen. Barbara Huber machte noch fortwährend belastende Bemerkungen und wurde deshalb wiederholt gegen Engl vernommen. Als sie am 12. Sept. zu gleichem Zwe^e wieder zur Polizei zittert wurde, geriet sie durch einen Zufall in den Irrtum, sie selbst sei nun in Verdacht gekommen, und flüchtete von München. Jetzt schöpfte die Polizei gegen sie Verdacht, und nähere Nachforschungen ergaben, daß ihr Mann schon seit dem 2. September von München fort war. ES stellte sich auch heraus, daß sie ihn vor ihrer Abreise aus München telegraphisch gewarnt und «ach Berlin bestellt hatte. Johann Huber, der in einer Brauerei in Waldenberg Stellung gefunden hatte, verließ diese spurlos unter Zurücklassung eines Teils seiner Kleider. Beide Ehegatten trafen sich in Berlin, hielten sich in verschiedenen Vororten auf, wo sie in Schlafstellen wohnten, verließen aber auch Berlin bald wieder und wurden am 21. September im Dorfe Prattou in der Nähe von Wittenberg dank einem Zufall verhaftet. Gin Reisender hatte nämlich ein Münchener Blatt mit den Bildnissen der beiden Huber und einem Bericht über die mutmaßlichen Vorgänge im Bahnzug weggeworfen. Ein Zugbediensteter hatte das Blatt aufgehoben und die Mordgeschichte gelesen. Als er aus dem Zuge einen Mann und eine Frau auS- steigen sah, denen die Bildnisse glichen, machte er einen Gendarmen aufmerksam. ES wird angenommen, daß sich Johann Huber der Zenta Falch am Tage der geplanten Abreise in ihre und ihres Mannes Wohnung führte, wo das Mädchen ermordet und beraubt wurde. Die Leiche sollen die Mörder dann mittels einer Kiste und eines Karrens an die Fundstelle geschafft und in die irreführende körperliche Lage gebracht haben. Johann und Barbara Huber stellen den. Raubmord, jede Beziehung zu der Tat und auch zur Zenta Falch überhaupt entschieden in Abrede. — Zur Verhandlung find 170 Zeugen geladen. Der Zigarrenressende Engel ist sofort, nachdem sich der Verdacht auf die Hubers gelenkt hatte, freigelassen und das Verfahren gegen ihn eingestellt worden. Er erhielt eine ganz minimale Entschädigung, während es heißt, daß er geschäftlich so gut wie ruiniert sei. Beziehungen zur Zenta Falch hatte er in keiner Weise. Zur Verhandlung ist großer Zudrang, drei Ersatzgeschworene treten ein. Es find vier medizinische Sachverständige bestellt, darunter ein Psychiater. Das Justizmini- sterium ordnete zwei Stenographen ab.
Mk.
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Handel und Verkehr.
tzt Stuttgart, 1. Mai. Landesprodukten-Börse. Die Kurse der amerikanischen Termin-Börsen find in den letzten Tagen stark zurückgegangen, während effektiven Weizen aus Nordamerika noch lange kein Rendement bieten. Rußland und Rumänien find mit ihren Forderungen nur sehr wenig gewichen, weil zum Export nicht mehr viel Ware vorhanden zu sein scheint, dagegen find argentinische Weizen — per Herbst-Sichten — etwas zurückgegangen, während nähere Termine sich so ziemlich behauptet hiellen.
Wir notieren per 100 Mogr. frachtfrei Stuttgart, je nach Qualität und Lieferzett: Weizen württembergischer Mk. 19.25 bis 19.50, Rumänier Mk. 19.50—20.25, Ulka Mk. 19.— bis 19.50, Saxonska Mk. 19.50—19.75, Laplata 19.25—19.50, Kernen, Oberländer Mk. 20.50, Unterl. 19.50 bis 19.75, Dinkel Mk. 12.50 bis 13—, prima Mk. 13.60, Roggen württ. Mk. 14.50 bis 15.-, russischer Mk. 16.- bis 16.25, Hafer württ. Mk. 15.— bis 15.25, prima Mk. 15.50 bis 16.—, russischer 15.25—15.75, Mais Laplata Mk. 13.50 bis 14.—, Mixed Mk. 12.75, Yellow
Mk. 13.-Mehlpreise pro IM Kilogr. incl. Sack: Mehl
Nr. 0: Mk. 30.— bis 31—, Nr. 1: Mk. 28— bis 29—,
Nr. 2: Mk. 26.50 bis 27.50, Nr. 3: Mk. 25.— bis 26.—,
Nr. 4: Mk. 21.50 bis 22.50, Suppengrtes Mk. 30— bis
31—, Kleie Mk. 9.50.
Hechingen, 1. Mai. Der MonatSotehmarkt war stark befahren. GS wurde bei hohen Preisen flau gehandelt. Jungvieh galten 80-200 Mk., Kalbinnen 250 -350 Mk., trächtige Kalbinnen und Kühe 4M—450 Mk., Milchschweine das Paar 46—50 Mk.
Schwenningen, 1. Mai. Der Schweiuemarkt war mit 38 Stück Mttchschweinen befahren. Preis per Paar 36 bis 39 Mk. Handel gut.
Meßkirch» 2. Mai. Dem Schweinemarkt waren ugeführt 158 Stück. Sie wurden sämtliche verkauft zu "reisen von 34—45 Mk.
Druck der Genossenschastsdruckerei Edingen.
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