)( Jsny, 2. Jan. Ter Eisenharzer Brano- stifter hat noch oie letzte Nacht des alten Jahres dazu benützt, um iu dem Wohnhaus des Bäckermeisters Kemp- ter dreifach! Feuer zu legen. Doch konnte das Gebäude gerettet werden. Gestern wurde unter dem Verdachte der Brandstiftung eine Frauensperson verhaftet.

P Lauter«, O.A. Gmünd, 2. Jan. Abgebrannt ist in den letzten Stunden des alten Jahres noch das den beiden Bürgern Xaver Kuhn und Bernh. Holz gehörige Wohn- und Oekonomtegebäude.

A Bo« der bayrische« Grenze, 2. Januar. In KirchhaSIoch wurde der Knecht Kaspar Sommer be­obachtet, wie er nachts im Expeditionslokal der Postagentur mit einem Stemmeisen an einem Tisch hantierte. Ter scharf bewaffnete Bursche wurde dingfest gemacht.

O Bo« der bayerischen Greuze, 2. Jan. In Do» nauwörth wurde ein Pferdezuchtoerein für das nördliche Schwaben gegründet. Zweck desselben ist die För­derung der Zucht des schweren, unveredelten Last und Ar­beitspferdes, des sogen. Ochsengaules, im Gegensatz zum mittelschweren und leichteren Rassepferd, besten Zucht von den Raffenpferden angestrebt wird. Die Oekonomen des nördlichen Schwaben haben es von Jahr zu Jahr schwerer empfunden, daß sie geeignete Pferde nur mehr durch Händler und aus dem Auslande haben konnten und immer höhere Preise anlegen mußten. Da der Staat ihnen nicht genügend entgegenkam, so sind sie jetzt zur Selbsthilfe geschritten.

Karlsruhe, 2. Januar.Die französischen Jäger". Die amtlicheKarlsr. Ztg." enthält folgende Mitteilung: Tie französischen Jäger in Baden kommen immer noch nicht zur Ruhe. Nunmehr wird im Abendblatt desSchwäbischen Merkur" vom 28. Dez. derStraßburger Bürgerzeitung" »acherzählt, daß neu­lich vom Infanterie-Regiment Nr. 170 ein für die Um gegend von Offenbach am Gottswald in Aussicht ge­nommenes Gefechtsschießen auf Betreiben des Bezirks­amts im Interesse der französischen Jäger abgesagt und somit die deutsche Infanterie mit Rücksicht auf fran­zösische Jagdpächter am Schießen gehindert worden sei. Damit habe verhütet werden sollen, daß eine große fran­zösische Jagdgesellschaft, welche jene Gemarkungen ge pachtet habe, im diesjährigen Treibjagen beeinträchtigt und daß das dieser französischen Genossenschaft gehörige Jagdschlößchen gefährdet würde. Diese Darstellung ist vollständig unrichtig. Erstens giebt es dort keine französische Jagdgesellschaft; unter den Jagdpächtern der Gottswaldsjagd ist nur ein im Besitze eines Jagdpasscs befindlicher Franzose. Zweitens hat überhaupt eine Untersagung des Gefechtsschießens nicht stattgesunden, son­dern es sollte die für jene Gegend in Aussicht genommene Schießübung auf Ersuchen des Bezirksamts nur etwas verschoben und auf mehrere Zeiträume im Dezember und Januar verteilt werden. Drittens hat das Bezirksamt bei der Militärbehörde hierzu die Anregung nicht auf das Betreiben von Jagdpächtern, sondern auf Ersuchen der beteiligten Gemeinden gegeben, weil etwa hundert Holzarbeiter die kraft schriftlichen Vertrags bis Mitte Dezember übernommenen Holzaufbereitungsarbeiten hät­ten verlieren müssen, wenn das Gefechtsschießen und die damit notwendig eintretende Sperrung des Gottswaldes nicht etwas aufgeschoben worden wäre.

Dresden, 2.Jan. Ein hochinteressanter Maje- ftätSbeleidigungsprozeß steht nächstens bevor. Wie dieMünchener Post" meldet, hat die sächsische Staats­anwaltschaft gegen denSimplicissimus" das Strafver­fahren wegen Beleidigung des Königs von Sachsen, begangen durch das Titelbild derFamilie n-Nummer" vom ö. Dezember, beantragt. Das Bild stellte die frühere Kron­prinzessin dar, wie sie auf der Schwelle des Schlosses um Einlaß b'ttet. Wie man daraus eine Majestätsbeleidigung herleiten kann, ist allerdings ein schwer zu lösendes Rätsel. Aber was ist einem sächsischen SlaaiSanwalt nicht alles möglich? Das Schönste an der Sache aber ist, daß sich in­zwischen der dort nur erdichtete Vorgang, wenn auch etwas in veränderter Form, in Wirklichkeit zugetragen hat: Die Ex-Kronprinzessm har bekanntlich Einlaß in das Schloß ge­sucht, in dem sich ihre Kinder befinden, ist aber, wie im Bilde, nicht eingelassen worden.

F «nkfurt a. M. 2. Januar. Die hessische Regierung ist mit Großbanken und Bankiers wegen einer neuen 3°/,igen Staatsanleihe im Betrage von 24 Mil­lionen Mar! in Verbind» g getreten.

-s- Straßburg, 3. Jan. Ter Shlvosterstürm wehte den Briefboten Koch bei Erstein in den Rhein- Rhone-Kanal. Koch ertrank.

M Eislebe«. 2. Jan. Um gestürzt ist gestern ein Wagen der elektrischen Kleinbahn. Von den 10 Insassen wurden 6 schwer verletzt, eine Frau starb ^

Ritschenhansc«, 2. Jan. Ein schönes Beispiel christlicher Duldsamkeit kann man von hier berichten. Hier wurde vor einigen Tagen die katholische Frau eine« prolestaiiUschen preußischen Wazenmeisters zu Grave getragen. Neben dem amtierenden katholischen Geistlichen iDr. Hennemann, Meiningen) war auch der protestantische Pfarrer von Ritschenhausen mir dem Lehrer und der Schul jugmd vor dem Sterbehause erschienen. Nach Absingnng zweier Trauerlieder durch Lehrer und Kinder setzte sich der Trauerzng in Bewegung Voraus das Kreuz und die Schul jugend. Seite an Seite der katholische und der protestantische Geistliche mit den Lehrern. Die Glocken des protestantischen Gotteshauses läuteten während der ganzen Dauer der Be­erdigung. Es ist bedauerlich, daß man solche Fälle als seltene Erscheinung registieren muß, statt daß man sic als etwas selbstverständliches hinnehmen kann.

(:) Breme«, 2. Jan. Bon der Rettungsstation Binz stad gestern von einem gestrandeten Fischerboot 3 Per­sonen gerettet worden.

« Tiflis, 2. Jan. Der Ausstand vreitet sich in den Werkstätten der Orientgesellschast auS. Die Kompagnie Nadeschda hat die Arbeit eingestellt, ebenso die Tabakfabrik. Versammlungen werden von den Arbeitern abgehalten. Letztere warfen die Fensterscheiben eines vorüberfahrenden Zuges ein.

OrfiöreS (Kanton Wallis), 2. Januar. Fünf italienische Schmuggler, welche in der Nacht vom 3V. zum 31. Dezember den Col du Valsorey überschreiten wollten, sind im Schneefturm umgekommen.

M P«»ta AreuaS, 2. Januar Der deutsche DampferAbydos" der am 28. Dez. in der Orannobucht gestrandet ist, ist wieder flott geworden.

Schuscha (ruff. Gouvernement Jelissawetpol), 2. Jan. Der Steuerinspektor Scherbakoff wurde durch b Revolverschüfle am Lage mitten in der Stadt getötet. Den beiden Mördern gelang es zu entfliehen. Politische Beweggründe sollen dem Verbrechen zu Grunde liegen.

7 New Uork, 2. Januar. Unterseeboote. Der Marineminister Morton gab zwei neue Unterseeboote von 8l bezw. 105 Fuß Länge in Auftrag. Die Baukosten stellen sich aus zusammen 450000 Dollars.

Washington, 2. Jan. Ein L and s ch Windel en gros. Tie Angelegenheit der Landschwindeleien in den Staaten Oregon und Kalifornien und in dem Territorium Washington, wobei der Staat um 60 Millionen Mark betrogen wurde, gestaltet sich zu einem nationalen Skandal. Senator Mitchell und Kon­greßmitglied Heermann werden beschuldigt, die Betrü­gereien seit zwei Jahren betrieben und staatliches Forst­land an Holzhandlungsgesellschaften verkauft zu haben.

Gut heimgegebe«

Als die Kaiserdeputation aus der Paulskirche beim Kö­nig Friedrich Wilhelm IV. jene Audienz hatte, die so un­rühmlichen Ausgang fand, da hat der König, damals be­reits zu seinem Selbstgefühl und zu seiner Freude am Spott wieder zurückgelangt, den schwäbischen Gymnasialpräzeptor Gustav Rümelin, der zur Kaiserpartei und zur Kaiser­deputation gehörte, als dieser ihm den Namen seiner Heimat Nürtingen nannte, höhnisch gefragt:Wo liegt Nürt­ingen?" Rümelin aber hat ihm schlagfertig und für die Situation treffend geantwortet:Nürtingen, Majestät, liegt aus dem Wege vom Hohenstaufen zum Hohen- zollern."

! . 7 . , -

Kinder-Heirnat.

Meine Kinderheimat liegt so weit,

Liegt in einem andern, stillern Leben,

Meiner Seele ruheloses Streben Suchte neuer Ziele Glück und Leid.

Wo mein Mädchensuß im Tanz einst flog Lockt mich heute keiner Geige Rufen, - Längst vergaß ich des Altares Stufen,

Wo ich betend einst die Kniee bog!

Fremd ist euch, was meine Seele spricht,

Tic ihr einst mit Kinderwort gedeutet,

Hände, die den ersten Schritt geleitet,

Wissen meine neuen Wege nicht.

Neue Wege, ach, noch steil und loeit.

Und im Wandern ist cs mir, als riefen Hinter mir aus fernen, grünen Tiefen

Licke Stimmen meiner Kinderzeit _

Lulu v. Strauß und Torne y.

Gerichtssagl.

Stuttgart, 30. Dez. Oberkriegsgericht. Ter Grenadier Christian Eßlinger war vom Kriegsgericht wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und gefähr­licher Körperverletzung zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Er sollte vor seiner Einstellung in das Heer und zwar in der Nacht ans 12. Sept. in Weiden, OA. Sulz, aus einem Neubau auf den dortigen Polizcidiener mit Steinen und Lattenstücken geworfen haben, wobei der Polizeidiener durch einen Stein an der Stirn verletzt wurde. Gegen das Urteil in seinen! ganzen Umfang legte der Angeklagte Berufung ein mit der Begründung, er sei nicht der Tater. Tie Verhandlung vor dem Ober­kriegsgericht ergab ein wesentlich anderes Bild als die vor dem Kriegsgericht. Es wurde nämlich festgestellt, daß

zwar Eßlinger nach, dem Vorfall in der Nähe- des Tat­orts von dem Polizeidiener in verdächtiger Weise be­troffen wurde, das Werfen aber von zwei Kameraden des Angeklagten ausgeführt wurde. Tie beiden bekann­ten sich nack) der kriegsgerichtlichen Verhandlung als Täter. Des weiteren wurde erhoben, daß der Angriff nicht dem Polizeidiener, sondern einem jungen Manne galt, der mit dem Polizeidiener zusammen an dein Neubau vorüberging. Das Oberkriegsgericht fand die Berufung als begründet und erkannte auf Freisprechung

Rottweil, 2. Jan. Vor der Strafkammer hier wurde der mehrfach vorbestrafte Bierbauer Rudolf Fauser aus Hechingen, der am 3. Dezember v. I. einen: Goldarbeiter in Wehingen ein Etui mit 21 Finger­ringen gestohlen hatte und am gleichen Abend noch in Renquishausen vom dortigen Landjäger, dein er Wider­stand leistete, verhaftet worden war, wegen eines Ver­brechens des einfachen Diebstahls im Rückfall zu der Zuchthausstrafe von 2 Jahren und 2 Mona­ten und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aus 5 Jahre verurteilt; außerdem wurde auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt.

Düsseldorf, 28. Dez.Das tue ich nicht, ich bin doch nicht mehr in d er Schule!" hatte vor versam­melter Mannschaft und unter Gewehr ein Füsilier aus Vohwinkel von der 12. Kompagnie des Niederrheinischen Füsilierregiments Nr. 39 Rnem Leutnant gesagt, der ihm aufgegeben hatte, zwanzigmal den Namen eines Vor­gesetzten abzuschrciben. Gestern wurde der Füsilier vom Kriegsgericht zu vier Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Handel und Verkehr.

Pt Stuttgart, 2. Jan. Landesproduktcu-Börse. Im Getreideg, schüft hat sich daS Interesse mehr dem neuen Laplataweizen zugewendet, und es wurden in der abge­laufenen Woche große Quantitäten umgesetzt. Rußland blieb mit Offerten zurückhalteud, Forderung etwas höher.

Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart, je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen württemb. ne« Mk. 12. bis 1S.25, fränkischer neu M. 19.25, Ulka Mk. IS. bis 19.75, Laplata Mk. 19.50 bis 20., Kernen, Oberländer Mk. 19.25, Unter!. Mk. 18.75 bis 19., Roggen württ. Mk. 14.50 bis 15. , russ. Mk. 15. bis 15.50, Gerste württ. Mk. 18.50 bis 19. Elsäßer Mk. 19. bis 19.50. Haler württ. M. 14.50 bis 14.75, prima M. 15.- bis 15.25, Mais Laplata Mk. 13.bis 13.50 Mehlpreise pro 100 Kilogr. incl. Sack: Mehl Nr. 0: Mk. 30. bis 31., M. 1: Mk. 28. bis 29., Nr. 2: Mk. 26.50 bis 27.50, Nr. 3: Mk. 25. bis 26., Nr.4: Mk. 21.50 bis 22.50, SuppengrieS Mk. 30. bis 31.. Kleie M. 9.50.

Rottweil» 31. Dez. Dem Schweinen! ar kt wurden zugeführt 274 Stück Milchschweine und 13 Stück Läufer. Der Handel war ein ziemlich lebhafter, dennoch blieben einige Stücke unverkauft. Bezahlt wurde für rrstere Gattung 23- 33 M., für letztere 50 64 M. je pro Maar. Die Zu fuhr sämtlicher Viehgattungen und Schweine beträgt im Jahre 1904 auf 2 Viehmärkten nebst dem Heuer erstmals abgehaltenen Zuchtviehmarkt 1580 Pferde, 3038 Ochsen, 2713 Kühe, 4128 Rinder, 600 Farren und 66 Ziegen. Zu sammen 12125 Stück. Auf den Schweinemärkten 658 Stück Läufer. Der jährliche Durchschnittspreis bei Milchschweinen ist 2030 M., für Läufer 5060 M. je per Paar.

Baumwollemartt.

Bremen, 2. Jan. Uvland middling loco 36.. Rxhig

Briefkasten.

Handwerksmeister. Wenn auch für einen Betriebs­unfall die betreffende Berufsgenossenschaft aufkommt, so ist der Meister doch nicht für alle Fälle entlastet, vielmehr ist die Berufsgenoffenschaft nach tz 136 des Gewerbeunfalloer- ficherungsgesetzeS vom 30. Juni 1900 berechtigt, den Meister für alle Aufwendungen, welche sie dem Verletzten oder dessen Hinterbliebenen zu machen hat. dann haftbar zu machen, wenn festgestellt ist, daß der Unfall durch Fahrlässigkeit des Meisters, mit Außerachtlassung derjenigen Aufmerksamkeit, zu der dieser verpflichtet ist, herbeigeführt wurde. Die Haft­pflicht bleibt also für den Meister trotz Unfallversicherung bestehen und können wir Ihnen daher den Beitritt zu einer Haftpflichtversicherung nur empfehlen.

H. B. Ihre Anfrage, ob im Falle eines Mietrechts­streits die Bestimmungen des Mietvertrags oder diejenigen des Bürgerlichen Gesetzbuchs maßgebend seien, wenn der Mietvertrag nur mündlich abgeschlossen wurde, ist dahin zu beantworten, daß sowohl für den Vermieter, als auch für den Mieter in erster Linie der zwischen ihnen mündlich oder schriftlich abgeschlossene Mietvertrag maßgebend ist und daß nur insoweit, als vertragsmäßige Bestimmungen nicht vor­handen find, die gesetzlichen Bestimmungen ergänzend Platz greifen. Wir empfehlen Ihnen künftighin stets schriftliche Mietverträge abzuschließen, selbst dann, wenn es sich nur uni eine kurze Mietsdaner handelt.

Auswärtige Todesfälle.

Gestorben in Sigmaringcn: Willibald Häbcrle, Pri- varier, 65 I.; in Tuttlingen: Johann Jakob Okssinger, Schuhmacher, 47 I.; in Schwenningen a N.: Joh. Georg Haller, früherer Hitssdahnwärter, 69 I. 6 Mon.

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