Tisch stehende Urne nach unten befördert und durch eine andere ersetzt werden konnte. Dies geschah, so oft die Herren am Wahltisch der Meinung waren, daß die Stimmzettel nicht das ihnen erwünschte Ergebnis liefern würden. Die Entdeckung dieses sinnreichen Wahltricks rief eine wahre Revolution hervor. Das Militär mußte einschreiten. Das Wahlhaus wurde in Belagerungszustand versetzt, und unter Bajonetten ging die Wahl zum drittenmal vor sich. Diesmal wurde die Urne nicht gewechselt.
Liebe und Verbrechen. Ein schreckliches Verbrechen ist in Groppi bei Siena entdeckt worden. Vor etwa zwei Monaten wurde die Frau des reichen Gutsbesitzers Bor- gogni in ihrer Wohnung mit zerschmettertem Hinterkopf tot aufgefunden. Da sie an epileptischen Krämpfen litt, glaubte man allgemein — auch jder Arzt war der Ansicht —, daß der Tod durch einen Fall Herbeigeführt worden sei. Die Leiche der Frau, die sich in gesegneten Umständen befand, wurde daher zur Bestattung freigegeben. Jetzt fand aber der Gatte in der Tasche seines jüngeren Bruders eine Photographie der Toten. Das erregte seinen Verdacht und der junge Mann gestand, durch Fragen in die Enge getrieben, daß er die Schwägerin, die er heiß geliebt habe und die seine Liebe nicht erwidern wollte, im Zorn erschlagen habe. Der Mörder wurde verhaftet. Der Gatte der Ermordeten ist dem Wahnsinn nahe.
^Weibliche Studierende iu den Vereinigten Staaten. In der Londoner Monats- schrift Girls Realm verbreitet sich Mrs. John Van Vorst über dieses interessante Thema, und sie führt aus, daß sich die Zahl der weiblichen Studierenden in den Vereinigten Staaten aus 15 000, die der Universitäten oder Hochschulen auf 485 beläuft. Von den letzteren sind 150 ausschließlich für das weibliche Geschlecht bestimmt; an 335 ist es den Mädchen gestattet, mit jungen Männern gemeinsam die Vorlesungen zu besuchen. Princeton ist die einzige größere amerikanische Universität, die den Müdchen oder Frauen verschlossen ist. Von den 150 Damen-Universitäten sind zu nennen: Vassar, Barnard, Bryn-Mawr, Radtliff, Wellesley und Smith. Im Anschluß hieran sei bemerkt, daß 22 000 amerikanische Mädchen Gewerbeschule besuchen.
Was die Weltausstellung in St. Louis kostet. Nach einer Notiz der englischen Fachzeitschrift Engineering bedingt die Weitaus- stellung in St. Louis einen offiziellen Kostenaufwand von über 200 Millionen Mark. Die Stadt St. Louis steuert dazu 20 Millionen bei, eine gleiche Summe wurde von den dortigen Bürgern und Großindustriellen aufgebracht, die verschiedenen Staaten der Union beteiligten sich mit 28 Millionen, Konzessionen brachten 24 Millionen ein, ausländische Regierungen bewillig, ten 20 Millionen und die von den Ausstellern erhobene Gebühren beliefen sich auf 44 Millionen Mark. Eine Ausgabe dieser enormen Summen hat nach der Ansicht von Sachverständigen „die größte und beste Weltausstellung bis zum heutigen Tage" gezeitigt.
Umsonst.
Ich sehne mich nach Sonnenschein Ich sehne mich nach Licht Doch Taste ich umsonst darnach Ich finde beide nicht
Und sucht' ich auch mein Leben lang. Nach Sonnenschein und Licht Ein tückisch, herbes Mißgeschick Läßt sie mich finden nicht. _
Gemeinnütziges.
Hammelskenle üla P^rigord. In eine gespickte Hammelskeule macht man kleine Ein- schnitte und füllt dieselben mit Schinken und Trüfeln. Dann läßt man die Keule im Bakofen gar werden und richtet sie mit folgender Sauce an. Einen Löffcl Mehl röstet man in Butter braun, fügt etwas aufgelösten Liebig Fleischextrakt. Madeira, Pfeffer, sein gehackte Trüffeln sowie das Bratenjus hinzu und läßt alles eben aufwallen. Der Madeirageschmack darf in der Sauce nicht vorherrschen.
Wirsing-Suppe. Für sechs Personen. Einen mittelgroßen Kopf Wirsingkohl befreit man von den Außenblättern, viertelt ihn, löst den Strunk heraus und blanchiert die Blätter einige Minuten in siedendem Salzwasser, gießt sie ab, läßt sie in kaltem Wasser auskühlen, drückt sie aus und wiegt sie mit einer Zwiebel nicht zu fein. Dann dünstet man den Wirsing in eigroß Butter 10 Minuten. Unterdessen hat
es war entsetzlich! Was ich in dieser Nacht
meines Lebens gelitten, wiegt alles andere, was ich an Leid erfahren, tausendfach auf. Egon grollte ich zuerst fürchterlich, dann aber gedachte ich auch seines Leids, seiner traurigen Zukunft. Ich wurde jetzt immer milder, die Tränen flössen, und am frühen Morgen schon klopfte ich leise an sein Zimmer.
Er öffnete, bleich wie der Tod.
„Egon!"
„Kurt!"
Wir lagen uns in den Armen, wie nie zuvor.
„Egon," würgte ich dann hervor, „verzeihe, wir Menschen sind schwach; reise Du zurück, ich will einen kleinen Umweg über Nordern machen. Onkel Oswald hat mich so freundlich eingeladen. Aber um eins bitte ich Dich noch: Lasse Großmamas Wohnung, wie sie sonst war, ich meine unverändert, bis — ich dort gewesen bin. Meine alte Wohnung nebenan erwirbst Du wohl für mich wieder?"
„Von Herzen gern."
„So lebe wohl!"
„Lebe wohl, Kurt!"
Er ging noch zu derselben Stunde zum nahen Bahnhof; ich habe ihn auch nicht wiedergesehen! —
Onkel Oswald freute sich gewaltig, als ich eintraf. Er fesselte mich gleich auf vier Wochen, dann aber kam eines Tages von dem Rechtsanwalt der Familie Hellwig. Dr. Weitbrecht, ein Telegramm, daß Professor von Sillering soeben am Herzschlag verschieden sei.
Das brachte uns in die Universitätsstadt. Wir begruben ihn mit Tränen. Die Universität, ja die halbe Stadt gaben dem Sarge das Ehrengeleit.
Die Hellwigs hatten eine Familiengruft. — Ich stand nun zuerst an Mix' Sarg; ich war fast von Sinnen. Onkel Oswald mußte mich Mit Gewalt entfernen.
Er reiste später wieder ab» ich blieb noch einige Tage in der Stadt» um den Nachlaß
Egons zu ordnen. Zuerst saß ich traurig im
Zimmer Großmamas, dann in Mix kleinem Gemach.
Egon hatte in heiliger Scheu hier nichts an gerührt; ich wußte es" ihm Dank und fand viele Erinnerungszeichen an alte Zeiten, die ich voll Wehmut betrachtete. Ich habe später die ganze Zimmereinrichtung nnch Nordern bringen und oben ein Stübchen, gleich demjenigen, web ches Alix bewohnte, einrichten lassen. Groß, mamas Nachlaß ging in Onkel Oswalds Besitz
Tags daraus, als alles geordnet war, reiste ich für immer nach Nordern ab.
Onkel Oswald hatte mir dieselbe Stellung eingeräumt wie ich Dir, Gustav!"
„Armer Vetter!,,
Der Rittmeister erwiederte nichts, er blickte lange ins Leere, bis der alte Christian eintrat und meldete, der Tisch sei gedeckt.
„Komm," sagte nun Kurt, „das muß ge tragen sein. Uebrigens mußte ich zwei Jahre später auch Onkel Oswald sterben sehen und damit war ich Erbe von Nordern."
Als die Suppe nun verspeist war, füllte der Hausherr die Gläser.
„Auf besseres Glück, Gustav; ich hoffe, daß Viktorine und ihre Eltern morgen zum Verlobungsmal meine Gäste sein werden. Lade sie ein; denn ich weiß es, man muß das Glück am Schopf fassen, sonst entwischt es uns, wie es mir erging."
Wir dürfen noch hinznfügen, daß die Ver. lobung zu Stande kam, daß die Hochzeit im Sommer gefeiert wurde, wonach „Rittmeister Einarm" nach Wildbad ging. Aber gerade am 26. Jahrestage der Schlacht von Sedan veo schied er unerwartet auf einem Spaziergange.
Nach einer Bestimmung des Professors Egon war der Platz neben dem Sarge seiner Gattin Alix freigeblieben. Hier fand Kurt von Sandows Sarg Aufstellung. —
Auf Gut Nordern aber blüht das Glück!
Das ist die Geschichte des Rittmeisters Einarm. (Ende).
man 2 Würfel Maggi's Einbrennsuppe sein zerrieben, mit kaltem Wasser zu dünnem Brei glatt gerührt und in 2 Liter siedendes Wasser gegoßen. Hierauf giebt man den Wirsing zu der Suppe, läßt diese bei kleinem Feuer 20—25 Minuten sieden, verfeinert sie mit Teelöffel Maggi's Würze und richtet an.
Spargel auf französische Art. Hierzu ann auch weniger ansehnlicher, nicht sehr zarter Spargel verwendet t werden. Die geputzten Spargel werden in kleine Stückchen geschnitten, in einer Kasserolle mit Butter, feingeschnittener Petersilie, etwas Kerbel, einer ganzen Zwiebel, etwas Salz und weißem Pfeffer eine Vierteb stunde gedünstet, dann ohne Mehl mit Fleisch, brühe angegossen, vollends weich gedämpft, die Zwiebel entfernt nnd das fertige Gemüse mit einigen Tropfen Maggis Würze vollendet.
Humoristisches.
(Aus den „Fliegenden Blättern".) Begründetes Mißtrauen. „.. Du hegst also ein lebhaftes Mißtrauen gegen die Aus- kunstsbureaus?" „Allerdings — ich Hab' mich nähmlich kürzlich über mein Geschäft erkundigt, und eine glänzende Auskunft erhalten!"
Beim Notar. „So, jetzt Hab' ich Deine Erklärung ausgenommen — die mußt Du unterschreiben!.. Kannst Du schreiben?" - „Wenn mei' Unterschrift net schöner sein muß wie die Ihrige — so kann ich's auch!"
Ein Trost. Warum denn so traurig, gnii' Frau?" — „Ach, ich bin trostlos! Mein Roman geht nicht!" — „Machen S' Jhna nix d'rauk, gnä' Frau, meine Dampfnudeln geh'n auch nicht!"
Der Genosse. A.: Also Sie sagen, Sie sind Sozialdemokrat. Dann sind Sie doch sicher auch für die Vermögensteilung? B.: Jo, ganz mei Osicht. A.: Sehen Sie. Nur eine Frage. Angenommen wir teilen heute und Sie versaufen Ihr Geld und ich spare. Sie sind wieder arm und ich bin vermögend. Was dann? B.: Ei do dahle mer widder!
Rätselecke.
Auflösung des Rätsels aus Nr. 74. Gericht — Gerücht.
Rätsel.
Tritt in den schönsten Teil des Jahres Ein Dopvelkonsonant,
Dann wird etwas Wunderbares Das neue Wort genannt:
Ein Stoff, den froh die Frauen preisen, Mit dem der Koch gern schafft,
Weid er erst vielen feinen Speisen Gibt Wohlgeschmack und Kraft.
Wenn man dem schönsten aller Seen Die zweite Hälfte nimmt.
Wird auch das Rätselwort entstehen — Seht, ob die Rechnung stimmt! Auflösung folgt in Nummer 80.
Literatur.
Ein treuer Knecht des Herrn. Lebe» und Wirken des Missionarzles Or. E. Lieb«' dörfer von I. Kämmerer. Preis 20 Pfg> lZu beziehen durch die Missionsbuchhandluug in Basel, den Verein für ärztliche Mission i» Stuttgart, Hauptstätterstr. 101, sowie durch sämtliche Buchhandlungen.)
Reklameteil.
Den geehrten Hausfrauen zur gesi Beachtung. Den allerbesten Kaffee trinkt man bekanntlich in Oestereich; dieser so beliebte Wien«' Kaffee wird bereitet, indem man dem gemahlen« Bohnenkaffee eine Kleinigkeit Feigenkaffee zusehst nur dadurch bekommt das Kaffee-Getränk b>! von der Hausfrau so sehr gewünschte sW Farbe, sowie vollen aromatischen Geschmack v wird dabei schon in Folge der damit verbunden« Ersparnis an Zucker wohlfeiler. Als vorM lichstes Fabrikat sei deshalb der von der FM" Andre Hofer, Feigenkaffee-Fabriken in Salzburg- (Oesterelch) und Freilassing (Bayern), aus d« schönsten Kranzseigen hergestellte, echte FE' kaffee den geehrten Hausfrauen angelegentW empfohlen. Die Fabrikate der Firma An°r Hofer wurden auf Welt- Landes« und Fach»»" stellungen wiederholt prämiert.
Druck und Verlag der Bernh. Hosmann'schen Buchdruckerei in WildSad. Für dit Redakrion »erani«örtlich: E. Reinhardt daselbst.