der Kaiser und der König eine zeitlang im gemeinsamen Gespräch in ihren Gemächern. Nach dreistündigem Zusammensein verließen die Fürstlichkeiten Nürnberg, auf dem Wege zum Bahnhof mit der gleichen Begeisterung von der Bevölkerung begrüßt, wie bei der Ankunft. Um 3 Uhr rollte der Hoszug des Kaisers aus dem Bahnhof. Eine Viertelstunde später reiste der König mit Gefolge im Sonderzug ab.
Ludwig Ganghoscr schwer verwundet.
Berlin, 21. Sept. Wie die „Tägliche Rundschau" meldet, ist der Dichter Ludwig Ganghofer im Schützengraben schwer verwundet worden. Er soll das linke Auge verloren haben. Ganghofer weilte als Gast des Kaisers seit Kriegsbeginn bei den Armeen.
Der Berwundetenaustausch überKonstanz
Konstanz, 21. Sept. Gestern abend 7 Uhr ging der erste schweizerische Sanitätszug mit französischen Kriegsuntauglichen hier ab. Es sind diesmal 10 Züge vorgesehen. Von Konstanz gehen fünf ab; der erste gestern, ein weiterer am 23., 26-, 29. September und vielleicht noch am 2. Okt. Der erste Zug mit deutschen Schwerverwundeten fuhr heute abend von Lyon ab und lrifft morgen vormittag halb 9 Uhr hier ein. Die schwer-verwundeten Deutschen kommen diesmal nicht mehr in ein Karlsruher Lazarett, sondern bleiben einige Zeit in Konstanz und werden von hier aus an den Sitz ihres zuständigen Generalkommandos befördert.
Munitionsfabrikation in der Schweiz für Frankreich und Italien
Berlin, 22. Sept. Aus Bern wird dem „Berliner Lokalanzeiger" berichtet: Zeitungen der französischen Schweiz berichten, daß England bei der Zenith-Uhrenfabrik in le Locle (Kanton Neuenburg) eine bedeutende Bestellung auf Schrapnellzünder mit Kaliber 105—120 machte. Die englische Regierung liefert die Rohmaterialien. Englische Sachverständige vom englischen Gesandten in Bern begleitet, haben die genannte Fabrik besichtigt. Auch die italienische Regierung hat nach dem Bericht Schweizer Zeitungen mit verschiedenen Uhrenfabrikanten in la Chaux des Fonds (Neuenbürg) Vertrüge über Lieferungen für Bestandteile von Granaten abgeschlossen.
Lokales.
Wildbad, 23. Sept. Zur dritten Kriegsanleihe wurden bei der Vereinsbank Wildbad mnd 450 000 Mark gezeichnet, d. h. beinahe 100 0 00 Mark mehr als zur zweiten.
Wildbad, 23. Sept. Der a st rono mische Anfang des Herbstes. In der ersten Morgenstunde des 22. Juni war die Sonne bei
ihrem scheinbaren Jahreslaufe auf ihrem Höhepunkt angekommen. Von diesem Zeitpunkt ist sie mit jedem Tag immer mehr am Himmelsbogen abwärts gestiegen, sodaß nun die Tageslänge um rund vier Stunden gekürzt ist. Am 24. September morgens 4 Uhr tritt sie in das Zeichen der Wage, sie erreicht auf ihrer absteigenden Bahn den Äquator des Himmels und macht zum zweitenmal im Jahr Tag und Nacht gleich, wir haben Herbst- Tag- und Nachtgleiche. Der Aufgang der Sonne, either vom Ostpunkt gegen Norden gerückt, erfolgt am 24. September genau im Osten und dementsprechend liegt ihr Untergang genau im Westen. Der Ausdruck Tag- und Nachtgleiche bezieht sich eigentlich nur auf das Zentrum der Sonnenscheibe; beginnt ja der Tag schon, wenn der obere Rand der Sonne den Gesichtskreis überschreitet, und der ist erst zu Ende, wenn der oberste Sonnenrand verschwunden ist. Zudem ist noch zu bemerken, daß die Sonne durch die sogenannte Strahlenbrechung früher am Horizont sichtbar wird, ehe sie überhaupt an ihm angekommen ist, und am Abend noch sichtbar erscheint, wenn sie bereits untergegangen ist. Mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen der Wage beginnt kalendermäßig der Herbst, der aber meteorologisch schon mit dem 1. September seinen Anfang genominen hat, und mit Recht, denn nicht selten haftet schon den ersten Septemberwochen ein gewisses Vorahnen an, dessen Tragik der Dichter Lenau in den Worten zum Ausdruck bringt: „Holder Lenz, Du bist dahin. Nirgends, nirgends darfst du bleiben I Wo ich sah dein frohes Blühn, braust des Herbstes banges Treiben." — Wie um die Tage der Sommersonnenwende, so veranstalteten unsere Altvordern auch zur Zeit der Herbst-Tag- und Nachtglerche zu Ehren ihres Gottes Wotan große Dankfeste, die mit der Christianisierung in die sogenannten „Kirchweihfeite" umgewandelt wurden.
Letzte Nachrichten.
Italic» und die deutsche Offensive gegen Serbien.
Berlin, 23. Sept. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Lugano ruft der Angriff der deutschen Artillerie auf Semendria in Italien Besorgnis hervor. Man erblickte darin eine Bestätigung der wiederholten Nachrichten von einem Vorgehen gegen Konstantinopel.
Keine Antwort Bulgariens au den Bierverband
Berlin, 23. Sept. Verschiedenen Morgenblättern zufolge versichern unterrichtete Kreise, daß sich die bulgarische Antwort auf die letzten Vorschläge des Vierverbandes erübrige und durch die Ereignisse selbst erteilt werde.
Gold für die Türkei.
Berlin. 23. Sept. Nach einer Wiener Meldung des „Berl. Tagblatts" passierte Bukarester Blättern zufolge dieser Tage durch Rumänien ein deutscher Waggon, der nach der Türkei bestimmt war und 4830 kg Gold in deutschen Mark, einige Goldbarren und deutsche Banknoten enthielt. Die Erlaubnis zur Durchfuhr wurde erst erteilt, nachdem auf Anordnung des Finanzministers Costi- nescu der Waggon durchsucht worden war.
Die Behinderung des amerikanischen Handels durch England.
London, 23. Sept. Der Korrespondent der „Times" meldet aus - Washington, „New-Aork Herald" fahre mit Entbüllungen über die Behinderung des amerikanischen Handels durch England fort. Das Blatt legt besonders Gewicht auf das Vorgehen der Baumwollbörse in Liverpool, die den amerikanischen Mitgliedern Vorrechte einräumte, wenn sie sich verbürgte», daß sie keinen Handel mit den Feinden treiben würden. Wichtiger als die Enthüllungen der „New-Iork World" sei der neuerliche Angriff der Hearst-Blätter auf England wegen des Aushaltens deutscher Ausfuhrwaren, die über Rotterdam und andere Häfen gehen sollten.
Ein früherer amerikanischer Konsul zur Kriegsanleihe.
Haunovcr, 23. Sept. Der frühere langjährige amerikanische Konsul in Hannover, Robert I. Tompson, der jetzt in Haag lebt, hat bei einer hiesigen Großbank 500 000 Mark für die dritte deutsche Kriegsanleihe gezeichnet. In dem Begleitschreiben heißt es u. a.: Wenn eine eventuelle vierte Kriegsanleihe noch 10 Milliarden ergibt, dann noch einmal 7 Milliarden hinzukommen, so wird Deutschland, soweit seine auf den Kopf der Bevölkerung berechnete nationale Schuld in Frage kommt, gerade so stehen wie Frankreich vor Kriegsbeginn stand. Eine 5°/„ige französische Rcichs- obligation war wenigstens 110 wert. Mir scheint die dritte Kriegsanleihe des Deutschen Reiches zu 99 eine der besten dauernden Anlagen der Welt zu sein.
Zkkliulitmachllilg
betreffend die
öffentliche Auflegung der Urliste für die Aus wähl der Schöffen und Geschworenen
In Gemäßheit des 8 t der Justizministerialverfügung vom 16. Juni 1880 (Reg.-Bl. S. 156) wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Urliste für die Auswahl der Schöffen und Geschworenen eine Woche lang vom 24. September bis 1. Oktober ISIS »uf dem Rathause zu jedermanns Einsicht aufgelegt ist und öaß innerhalb der einwöchigen Frist gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit der Liste schriftlicy oder zu Protokoll Einsprache erhoben werden kann.
Wildbad, den 22. September I 915.
Stadtschuliyeitzenaint: Baetzner.
Aischverknuf.
Heute Donnerstag, nachmittags 2 Uhr
kommen im Schlachthaus wieder Schellfische zum Verkauf. Der Preis ist bis auf weiteres auf
, 3» Pfg. für ein Pfund
Mgesetzt.
Wildbad, den 20- September 1915.
Stadtschultheitzenamt: Baetzner.
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t. paueks. Kueluli'ueltkt'krl, Wilädsü.
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