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Serisorr Arntliche Iremöenliste.
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DikNstütt, den 24. Austust t9tö
I 5l. IMitanq.
Kaiserworte.
„Innere Stärke und einheitlicher nationaler Wille im Geiste der Schöpfer des Reichs ver- ' bürgen den Sieg."
„Nach den beispiellosen Beweisen persönlicher Tüchtigkeit und nationaler Lebenskraft hege Ich die frohe Zuversicht, daß das deutsche Volk, die im Kriege erlebten Läuterungen treu bewahrend, auf erprobten alten und aus vertrauensvoll betretenen neuen Bahnen weiter in Bildung und Gesittung rüstig vorwärts schreiten wird."
Ein Kaiserwort zum Jahrestag des Weltkriegs. Innere Stärke, persönliche Tüchtigkeit, nationaler Wille und nationale Lebenskraft sind es, die uns dieses gewaltige Ringen bisher bestehen ließen, die uns die Ausnutzung aller kriegerischen und sachlichen Hilfsmittel ermöglichten. Ein weniger entwickeltes Volk hätte das nicht vermocht. Und unser Kaiser hegt „die frohe Zuversicht", daß das deutsche Volk „auf erprobten alten u. vertrauensvoll betretenen neuen Bahnen weiter in Bildung md Gesittung rüstig vorwärtsschreiten wird." Was errungen wurde in Entwicklung und Betätigung innerer Kräfte, soll sestgehalten und auf neuen Bahnen vorwärtsgeschritlen werden. Alle im Bolke, die am Wecke der Erziehung und Bildung, »» der Lehre der Jugend und der geistigen Körderung der Erwachsenen beteiligt sind, werden diese kaiserlichen Worte, zu bedeutsamer Stunde gesprochen, mit Freude und Genugtuung vernommen haben.
Unsere inneren Kräfte, unser nationales Leben sind höher entwickelt, als bei den Völkern, mit denen wir im Kampfe stehen. Aus deutschem Boden haben zuerst Gottesmänner und Landes- smsten die Fundamente zur allgemeinen Volks- entwicklung durch Festlegung der Schulpflicht gebaut, und in schwerer Zeit hat besonders Preußen zu dem Evangelium der allgemeinen Volksbildung als einer Grundlage des Staates s>ch bekannt. Heute ernten die Enkel, was die Borfahren gesät. Unsere jahrhundertelange Schul- mtwicklung läßt sich auch bei größter Anstrengung
in wenigen Jahrzehnten nicht überholen, und wir können sicher sein, wenn wir „auf erprobten alten und vertrauensvoll betretenen neuen Bahnen rüstig vorwärts scbreiten", so sind wir, was auch kommen möge, auf diesem Gebiete nicht mehr zu schlagen. Hier haben wir die ältere Kultur, eine jedem im Volke zu Fleisch und Blut gewordene Überlieferung, während England und Frankreich erst seit kurzem die Schulpflicht gesetzlich festgelegt, aber noch lange nicht durchgeführt haben. Und an die allgemeine Volksschule schlossen wir die Fortbildungsschule, die Jugendpflege, die Volksbildungsvereine und die Jugendbüchereien an. Alle diese Bildungseinrichtungen können nur auf der Grundlage einer allgemein gründlichen Schulbildung wirksam werden. Sie allein gibt die Möglichkeit, bei den Erwachsenen geistige Güter zu verbreiten und dadurch die inneren Kräfte und das nationale Leben dauernd zu befruchten. Was das auch in den schwersten Tagen bedeutet, lehren uns jetzt die Bücher, die wir in die Schützengräben und Lazarette schicken, die mancherlei belehrenden und unterhaltenden Veranstaltungen, die mit der Kriegsarbeit und Verwundetenpflege Hand in Hand gehen. Unsere Bücher kämpfen mit uns. Mit den ringenden und leidenden Volksgenossen verteidigen auch die großen Kraftspender unseres Schrifttums Heim und Herd. Hier heißt es darum auch in erster Linie weiterzub'auen und mehr als bisher zu leisten. Unsere Schulen entwickeln die geistigen Kräfte und wecken gestige Bedürfnisse. Volksbildungsveranstaltungen müssen dafür sorgen, daß jedermann im Volke an den geistigen Gütern der Nation teilhaben kann. Was am jungen Morgen zum Leben kam, darf im heißen Tage nicht verkümmern. Diese „Volkshochschulen" kann freilich der Staat nicht errichten. Das kann nur das zum Kulturbewußtsein und zur Kulturfceude erwachte Volk aus sich selbst heraus. Der Staat kann dabei nur helfend und fördernd Mitwirken. „Die im Kriege erlebte Läuterung" wird uns auch hier den rechten Weg leichter finden lassen. Die durch Parteiansichten und Sonstiges Getrennten werden sich leichter und unbefangener zu gemeinsamen Schöpfungen und Einrichtungen vereinigen.
An den großen nationalen Kulturgütern, die zugleich das einigende Band in unserm nationalen Leben bilden, wird die deutsche Kraft weiter wachsen. Die Schulhäuser, die Büchereien, die Volksbühnen, die Gotteshäuser sind Arsenale, aus denen unser Volk in Zukunft noch mehr als bisher die Werkzeuge und Waffen zu jeder Abwehr feindlicher Angriffe gewinnen kann. In dieser Ueberzeugung vereinigt sich heute der erste Herr in deutschen Landen mit dem letzten Arbeiter und Büdner. Es wird in Zukunft in dieser Frage grundsätzlich keine Parteien mehr geben. Aus dem Kampfe um die Volksbildung wird damit ein Wetteifer in der Arbeit an der Entwicklung und der Pflege alles geistigen Lebens werden.
Die Taqesderichte.
Großes Hauxkyuarlirr. (W.T.B. amtlich).
Samstag, den 21. August.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Keine besonderen Ereignisse.
Ocstlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschall von Hindenburg:
Bei den Kämpfen östlich von Kowno wurden 450 Gefangene gemacht und 5 Geschütze erbeutet. Südlich von Kowno gab der Gegner auch seine Stellung an der Jessja auf und wich nach Osten zurück.
Bei Gudele und Seny wurden russische Stellungen erstürmt.
In den Kämpfen westlich von Tykocin verloren die Russen 610 Gefangene (darunter 5 Offiziere und 4 Maschinengewehre).
Die Armee des Generals von Gallwitz nahm Bielsk und warfen südlich davon die Russen über die Biala.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern: Erneuter feindlicher Widerstand wurde gestern abend und während der Nacht gebrochen.
Zweite Kriegsanleihe.
Als in den letzten Tagen durch die Zeitungen die Kunde ging, Deutschland beabsichtige eine dritte Kriegsanleihe mit 10 Milliarden Mark auf- Mehmen, da ist es wohl manchem Zeichner der
Kriegsanleihe wind und weh geworden, weil er »och keine Schuldverschreibung von der zweiten Anleihe in Händen hatte. Wenn man aber bedenkt, daß die Reichsbank über 7 Milliarden Schuld- flrschreibungen auszusertigen hat, so wird jeder ^greifen, daß die Zinsbogen nicht vor Oktober keliesert werden können.
Überdies hat nun die Reichsbauk eine Bekanntmachung (siehe Inseratenteil) erlassen, durch die Mahl alle ängstlichen Gemüter beruhigt sein werden.
Dir Eroberung von Kowno.
Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge- üet: Seit dem 17. August ist das Hauptboll- Ü der Njemenlinie, die Festung ersten Ranges wno in unserer Hand. Im Juli bereits wurden der Festung westlich vorgelagerten ausgedehnten flten vom Feind gesäubert und hierdurch die ogüchkeit der Herstellung brauchbarer An- lerungswege und der notwendigen Erkundung Haffen. Mit dem 6. August begann der An- u gegen die Festung. Nachdem durch kühnes greifen der Infanterie die Beobachtungsstellen
für die Artillerie gewonnen und das in dem wegelosen Waldgelände äußerst schwierige Jnstellung- bringen der Geschütze gelungen war, konnte am 8. August das Feuer der Artillerie eröffnet werden. Während sie die vorgeschobenen Stellungen und gleichzeitig die ständigen Werke der Festung unter überwältigendes Feuer nahm, arbeiteten sich Infanterie und Pioniere unaufhaltsam in Tag und Nacht andauernden Kämpfen vorwärts. Nicht weniger als 8 Vorstellungen wurden bis zum 15. August im Sturm genommen, jede eine Festung für sich, in Monate langer Arbeit mit allen Mitteln der Jngenieurkunst und ersichtlich ungeheurem Aufwand an Geld und Menschenkräften ausgebaut. Mehrfache starke Gegenangriffe der Russen gegen Front und Südflanke der Angriffstruppen wurden unter schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen. Am 16. August wurde der Angriff bis nahe an die permanente Forlslinie vorgetragen. Durch äußerste Steigerung des nut Hilfe von Ballon- und Flugbeobachtung glänzend geleiteten Artilleriefeuers wurden die Besatzungen der Forts, Anschlußlinien und Zwifchenbatterien derartig erschüttert, die Werke derartig beschädigt, daß auch auf diese der Sturm angesetzt werden konnte. In unwiderstehlichem Vorwärtsdrängen durchbrach die Infanterie zunächst Fort 2, stürmte dann durch Einschwenken gegen dessen Kehle und Aufrollen der Frort beiderseits die gesamte Forts- linre zwischen Jesia und Njeme». Schleunigst
nachgeschobene eigene Artillerie nahm sogleich die Bekämpfung der inneren Umwallung der Westfront und nach deren Fall am 17. August die Bekämpfung der auf das Ostüfer des Njemen zurückgewichenen feindlichen Kräfte auf. Unter dem Schutz der unmittelbar an den Njemen herangeführten Artillerie und im feindlichen Feuer wurde der Strom zunächst durch kleinere Abteilungen, dann mit starken Kräften überwunden. Den Pionieren gelang danach als Ersatz für die durch den Feind zerstörten Brücken ein zweifacher Brückenschlag. Im Laufe des 17. August fielen die auch von Norden bereits angegriffenen Forts der Nordfront, sowie der Ost- und zuletzt der gesamten Südfront.
Neben über 20 000 Gefangenen gewannen wir eine unermeßliche Beute, über 500 Geschütze, darunter zahllose schwersten Kalibers und Modernster Konstruktion, gewaltige Munitionsmassen, zahllose Maschinengewehre, Scheinwerfer und Heeresgerät aller Art; Automobile und Gummibereifungen, Millionenwerte an Proviant.
Bei der großen Ausdehnung dieser modernen Festung ist restlose, zahlenmäßige Feststellung der Beute naturgemäß eine Arbeit vieler Tage. Sie erhöht sich von Stunde zu Stunde. Hunderte von Rekruten wurden in der vom Feind verlassenen Stadt aufgegriffen, nach deren Angaben im letzten Augenblick 15 000 unbewaffnete Crsatzmannschaften fluchtartig aus der Stadt entfernt worden sind.