Oestlicher Kriegsschauplatz.
Im Anschluß an die gestern bei Rawdsjany und Sawdyniki abgeschlagenen russischen Angriffe stießen unsere Truppen vor, warfen den Gegner, der den Brückenkopf Sawdyniki räumte und machten 1970 Gefangene. Weiter nördl. fanden in der Gegend Popelianni für uns erfolgreiche Reiterkämpfe statt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Oestlich Jaroslau ist die Lage unverändert.
Oestlich Przemysl befinden sich die Truppen des Generals von der Marwitz im Verein mit österreichisch-ungarischen Kräften im Vorgehen in der Richtung Mosziska. Die Armee des Generals von Linfingen hat den Feind auf Kalisch und Zurawno am Dnjestr zurückgedrängt.
Oberste Heeresleitung.
Sonntag, den 6. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Angriffe gegen unsere Stellung am Ostabhang der Lorettohöhe wurden unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen; nur um wenige vorspringende Grabenstücke wird noch gekämpft. Die Reste der Zuckerfabrik bei Souchez sind noch im Besitze der Franzosen.
In dem Dorfe Neuville gingen zwei Häusergruppen verloren.
Feindliche Minenstollensprengungen in der Champagne blieben ohne jede Wirkung.
Wir belegten gestern die Festung Calais und den Flughafen St. Clement bei Luneville mit Bomben.
Oestlicher Kriegsschauplatz
Unsere Offensive in der Gegend von Sawdyniki, der sich die nördlich und südlich stehenden Truppen anschlossen, gewann nach unten weiteren Boden. Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich auf 3650. Weiter südlich, bei Ugiany, wurde der Angriff einer russischen Division abgewiesen.
Südlich des Njemen trieben deutsche Truppen feindliche Abteilungen auf die Linie Sapiezyszki- Wilki zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen haben östlich von Przemysl den Feind bis in die Gegend nordwestlich und südwestlich von Mosziska zurückgeworfen.
Die Armee des Generals v. Linsingen hat den feindlichen Brückenkopf bei Zurawno gestürmt und ist im Begriff, den Dnjestrübergang bei diesem Orte zu erkämpfen. Auch weiter südlich schreitet die Verfolgung vorwärts; sie brachte uns bislang 10 900 Gefangene, 6 Geschütze und ^Maschinengewehre.
Oberste Heeresleitung.
(Montag den 7. Juni)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Am Westhange der Lorettohöhe erneuerten die Franzosen in den Nachmittag- und Abendstunden
bereden, daß sie aus der günstigen Lage der Mühle Kapital schlagen und dem russischen Kommandierenden sich zu Meldediensten anbieten sollten. Er versprach 50 Rubel, wenn sie die etwaige Ankunft der Dentschen durch Umstellung der Mühlenarme verraten würden. Als sie sich dessen geweigert — lag der Müller doch krank und fiebernd im Bett —, ging er, baute kurzerhanb drei Mühlenflügel im oberen Teil ab, überwäligte dann die Frau, band ihr Hände und Füße, den Mann durch einen Revolver auf die Lagerstatt zurückschreckend, machte sich endlich über den Müller her, trug ihn hinaus und schnürte ihn an den unangetasteten vierten Flügel fest, den er nach oben drehte. Daß kein Russe mehr die Gegend passierte, das durfte er gewiß sein; ebenso sicher war, daß kein Russe sich damit aufhielt, den Müller aus seiner luftigen Höhe herabzuholen; wenn das geschah, dann geschah es dnrch Deutsche, und dann wurden dre Arme der Mühle wieder gedreht und einer der abgedeckten stand danach nach oben, einer, desseu Seitenbalken also gen Himmel ragten, ein weithin erkennbares Zeichen.
Es soll nicht behauptet werden, daß die russischen Offiziere diese Art „Nachrichtendienst" eingerichtet haben oder auch nur um die Sache mußten; es ist wahrscheinlich, daß der saubere Herr Schwager, zweifellos ein als Spion dienender Schurke, diesen Trick auf eigene Faust angewandt, sich seinen Schandlohn von vielleicht 100 oder 300 Rubel verdienend — aber gerade damit ist bewiesen, was wir behaupten: daß die russischen Spione jener trüben Gesellschaft von Halbasiaten angehören."
ihre Angriffe, die in unserem Feuer vollständig zusammenbrachen. Weitere Angriffsversuche in der Nacht wurden im Keime erstickt.
Südöstlich Hebuterne (östlich Doullens) griff der Feind heute morgen erfolglos an. Der Kampf ist dort noch nicht abgeschlossen.
Ein breiter französischer Angriff nordwestlich Moulin sur Touwenet (nordwestl. Soiffons) wurde größtenteils abgewiesen. Nur an einzelnen Stellen erreichte er unsere vordersten Gräben, um die noch gekämpft wird. Unsere Stellung bei Vauqois, südlich von Varennes wurde gestern abend angegriffen. Trotz dem Anwenden von Brandbomben, die unsere Gräben mit einer leicht brennenden Flüssigkeit überzogen, gelang es den Franzosen nicht, in unsere Stellung einzudringen, und mit schweren Verlusten flutete der Feind in seine Gräben zurück.
Oestlicher Kriegsschauplatz
Nördlich Kurschang erzwang unsere Kavallerie den Uebergang über die Windau und ging in südöstlicher Richtung vor.
Südöstlich Kurtowiany und in der Gegend Sawdiniki machte unsere Offensive heute Fortschritte. Weitere 3 340 Gefangene und 10 Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Südlich des Njemen wurde das Flußufer bis zur Linie Tolansie—Lapnezyski vom Feinde gesäubert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Bei den Kämpfen um Przemysl wurde 33 805 Gefangene gemacht. Oestlich Przemysl setzten die verbündeten Truppen ihre erfolgreichen Kämpfe fort und warfen den Feind nordwestlich Mosziska auf die Wisne zurück.
Teile der Armee des Generals v. Linfingen haben bei Zurawno den Dnjestr überschritten und die Höhenstellung auf dem nordöstlichen Ufer erstürmt. Weiter südlich hat die Verfolgung die Linie Nowica-Kalusz-Tomaszowze erreicht. Die Beute ist hier auf über 13VÖÜ Gefangene gestiegen.
Oberste Heeresleitung.
Berlin, 7. Juni. (Amtlich.) Am 4. Juni versenkte ein deutsches Unterseeboot einen russischen Minenkreuzer der „Amur"-Klasse bei Baltischport.
In der Rächt vom 4 /5. Juni führten unsere Marineluftschiffe Angriffe gegen die befestigte Humbermündung und den Flottenstützpunkt Har- wich aus. Die Hafenanlagen von Harwich wurden ausgiebig und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Zahlreiche starke Brände und Explosionen, darunter wurde eine besonders heftige von einem Gasbehälter oder Oeltank beobachtet. Ferner ist eine Eisenbahnstation mit Bomben beworfen worden. Unsere Luftschiffe sind durch Land- und Schiffs- Geschütze heftig beschossen worden, wurden aber nicht getroffen; sie kehrten wohlbehalten zurück.
Stellvertretender Admiralstabschef:
B e h n ck e.
Kriegsnachrichten.
Erneuter erfolgreicher Zeppelinangriff auf die englische Ostküste.
Berlin, 7. Juni. (Amtlich.) In der Nacht vom 6. auf 7. Juni führten unsere Marinelustschiffe erfolgreiche Angriffe gegen die Docks von Kingston und Grimsby am Humber aus. Sie kehrten trotz starker Beschießung unbeschädigt zurück.
London, 7. Juni. Die Admiralität meldet: Sonntag nachts besuchte ein Zeppelin die Ostküste und warf Brand- und Explosionsbomben ab, die an zwei Stellen Brände verursachten. 5 Menschen wurden getötet, 40 verwundet.
8 englische Dampfer versenkt.
London, 7. Juni. Reuter meldet: Die Schleppnetzdampfer „Enamay" und „Strathbarn" sind am 3. Juni bezw. 4. Juni in der Nordsee torpediert worden, wobei die Besatzungen gerettet wurden. Bei den Orkney-Inseln sind gestern noch 3 Schleppheizdampfer torpediert und die Besatzungen gerettet worden. Nach einer anderen Meldung sind noch zwei Fischerfahrzeuge bei Lowes und ein Schleppnetzdampfer bei den Orkney- Inseln von Unterseebooten versenkt worden.
Berlin, 7. Juni. Aus Wien meldet die „Täglische Rundschau": Wie das „Extrablatt" aus Rotterdam berichtet, sind seit dem 25. Mai bei den englischen Konsulaten Berlustnachfragen nach 14 im Kanal vermißten englischen Handels- und Küstenschiffen eingegangen.
Christiania, 7. Juni. Nach einem Telegramm an die Reederei Wilhelmsen soll der Füh
rer des deutschen Unterseebootes, das den nor> wegischen Dampfer „Cubano" versenkte, gegenüber dem Kapitän erklärt haben, daß der Dampfer ein ^ englisches Schiff sei. Die Besatzung von 33 Mann erhielt Zeit, in die Boote zu gehen und brachte 22 Stunden im Sturm zu, ehe sie auf den Le- briden landete.
Italien der Retter
Frankfurt, 7. Juni. Aus Lugano meldet die „Frkf. Ztg.": „Popolo d'Jtalia" legt in einem Leitartikel dar, daß Deutschland im Westen noch unbesiegt ist. Die französische Offensive ist zum Stillstand gebracht. Im Osten leisten die Russen noch Widerstand, ziehen sich aber beständig zurück. Der Krieg könne nicht zu Gunsten der Verbündeten Italiens entschieden werden, ohne Italiens Eingreifen.
Das russisch-rumänische Abkommen.
Frankfurt, 7. Juni. Der „Franks. Zeitung" wird aus Paris gemeldet: Wie der „Matin" aus Rom erfährt, besagen letzte Nachrichten, daß ein Abkommen zwischen Rußland und Rumänien als möglich erscheint.
Stimmnngsumschwung.
Berlin, 7. Juni. Aus Bukarest wird unter dem 6. Juni der „Täglichen Rundschau" gemeldet: ( Wie aus zuständiger Quelle verlautet, macht sich in maßgebenden politischen Kreisen ein starker Stimmungsumschwung im Sinne der Zentralmächte bemerkbar.
Rumänisch.bulgürisches Einvernehmen.
Köln, 7. Juni. Die „Köln. Volksztg." meldet aus Berlin: Der politische Himmel auf dem Balkan hat sich in den letzten Tagen ein wenig aufgeheitert. Man kann Grund zur Hoffnung haben, daß die Balkanstaaten, ihre Herrscher und Regierungen mehr Ehrgefühl, politische Selbständigkeit und Un- abhängigkeit besitzen als der König von Italien mit seiner von der Straße beherrschten Regierung. Die Dinge liegen so: Rumänien hat das erste, ihm vom Dreiverband gemachte Anerbieten als unbefriedigend abgelehnt. Bulgarien hat ebenfalls vom Dreiverband Anerbietungen erhalten. Es ist nicht bekannt, daß Bulgarien diese Anerbietungen bereits formell abgelehnt hat. Bulgarien steh! aber im Einvernehmen mit Rumänien. Da Rumänien ein Abkommen mit dem Dreiverband ans ! Grund der ihm gemachten Anerbietungen zurückgewiesen hat, wird Bulgarien nicht einseitig dem Dreiverband sich verpflichten wollen. Da Rumänien die Anerbietungen des Dreiverbandes abgelehnt hat, dürste auch Bulgarien sie ablehnen.
Lima« Pascha über die Lage an »e« Dardanellen.
Berlin, 7. Juni. Aus Budapest meldet die „Berl. Ztg.": Der Berichterstatter des „Az Eft" an der Dardanellenfront veröffentlicht den Inhalt eines Gesprächs mit General Liman Pascha, i» dessen Verlauf dieser sagte: „Die Engländer unterschätzen in leichtsinniger und unverständlicher Weist die ottomanische Armee und glauben, jener türkischen Armee gegenüberzustehen, die den Balkankrieg verlor. Der Unterschied zwischen dem damalige" Heer und dem jetzigen sei jo groß, daß auch die riesige Munitionsverschwendung ihn nicht auszu- gleichen vermag, mit welcher die Engländer uns einzuschüchtern versuchen.
lieber die türkischen Soldaten äußerte sich der Feldmarschall sehr lobend. In der Offensive seie" sie nicht aufzuhalten, in der Defensive so zäh, daß sie aus ihren Stellungen unmöglich herauszuiverfe" seien. Mit Vorliebe stürmen sie. Liman erklärt/ es sei absolut ausgeschlossen, die Dardanellen z" forcieren und auch ein Angriff vom Land aus habe keine Aussicht auf dauernden Erfolg.
Lokales.
Wildbav, 8. Juni. (Kgl. Kurtheater.) ^ köstlicher Abend hat uns das Kurtheater am letzst" Sonntag geboten mit der Aufführung „Als H noch im Flügelkleide." Es ist dies ein in »E ziger Heiterkeit sprodelndes Spiel, das unter de» Neuheiten einen verdienten Platz einnimmt. M zu erwarten war, war der Besuch ein gutern"d wird wohl auch fernerhin so bleiben, denn da» Theater mit seinen wirklich gewählten Kräften ver' dient es voll und ganz.
Infolge Krankheit gestorben:
Landwehrm. Wilhelm Großmann von h^'
Bermitzt:
Pionier Hermann Eitel von hier-