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Ki-zu; Illustriertes Konntagsbtatt U N» während ö-r Saison Amtliche Irerndeniiste. Nr. 54 I Donnerstaa, dm 6. Mai I9lS _ I St. Jahrgang.

At-Mchk GknMDdsderichtk aus dm Jahre MS s.

Einen fesselnden Beitag aus der Geschichte längst vergangener Zeiten, der in die Gegenwart hineinragt, enthalt der soeben bei E. S. Miller und Sohn in Berlin erschienene neue Jahrgang desPalästinajahrbuchs", das Prof. I). Dr. Dal- man, der Leiter des Deutschen evangelischen In­stituts für Altertumswissenschaft zu Jerusalem herausgibt. Darin schreibt Professor 4>. A. Alt in Basel überPharao Thutmosis III. in Palä­stina." Gerade jetzt, da Aegypten die Sinai-Halb­insel und das Gebiet an den Küsten des Mittel­ländischen Meeres wieder zu Kriegsschauplätzen geworden sind, kann man diesem Aufsatz eine ge- zeitgemäße Bedeutung zusprechen.

Thutmosis III., König Aegyptens in der ersten Hälsie des 15. Jahrhunderts v. Chr., gehört zu den wenigen Eroberern Palästinas, von deren Heereszügen uns ausführliche Kunde erhalten ist. Zn dem riesigen Amontempel von Theben, weit dwben im Niltal bei dem heutigen Dorfe Karnak, hat der Pharao die Wände zweier von ihm er­bauter Säle mit den monumentalen Inschriften schmücken lassen, die das Andenken seiner zahlreichen kriegerischen Unternehmungen aus' die Nachwelt bringen sollen. Ihnen liegen offizielle Aufzeich­nungen zugrunde, die von Königlichen Schreiber- beamten während der Feldzüge selbst an Ort und Stelle gebracht worden waren. Sie sind, wenn mau so sagen darf, dem Kriegstagebuch des G^- neralstab entnommen und demgemäß auch in der Hauplsäche nach der zeitlichen Folge der Ereignisse angeordnet.

Die originellen Feldzugsakten waren natürlich nicht aus steinerne Wände, sondern auf ederrollen und zerbrechliche Papyrusblätler geschrieben und sind wohl für alle Zeiten verloren. Ader die In­schriften auf den Wänden des Tempels verweisen geradezu auf diese anftlichen Aufzeichnungen, und daraus läßt sich ersehen, auf wie glaubwürdiger und urkundlicher Grundlage, die uns erhaltenen Tempelinschriften des Pharao Thuunosis III. be­ruhen. Ja, man kann sogar den Namen des Mannes nennen, der im Felde die Akten geführt und so die Vorlage für die Tempelinschriften ge­schaffen hat: derSoldatenoberschreiber" Inn, der ßch in seinem Grabe zu Theben hat abbilden lassen, wie er Rekruten in die Listen einträgt, Menschen, Pferde und Rinder registriert und die Tribute unterworfener Afiatenvölker dem König vorführt. Auf seinem Grabstein ließ er auch be­merken, daß er es war, der von Pharao Thut- mosis III. auf seinen Feldzügen begleitet und in Mauer Uebereiastlmmung mit den Tatsachendie ff^ge verzeichnet habe, die dieser über jedes Fremd- Ed errang." Gerade über den Feldzug des Thutmosis nach Palästina berichten die Tempel- mschriften ganz ausführlich.

Als der Pharao 1479 zum ersten Male den palästinischen Boden betrat, hatten die Beziehungen Ägyptens zu Palästina und dem ferneren Syrien A Nasser und zu Land, in Krieg und Frieden, Ichon eine Geschichte von vielen Jahrhunderten Wter sich. Die Mineralschätze der Sinaihalbinsel, or Holzreichtum des Libanon, die landwirtschaft- und gewerblichen Erzeugnisse des syrijch- Mästmischen Kulturgebiets, und schließlich auch der A"!ch, mit den östtichen Ländern, vor allem mit abylonien in Verkehr zu treten, hatten längst zu vandelsunternehmungen und wenn es sein mußte, o" kriegerischen Expeditionen von Aegypten her

angelockt. Und umgekehrt hatten auch die Nilländer längst begonnen, auf die Bewohner Syriens, der Wüste wie des Kulturgebietes, ihre bis heute wirkende Anziehungskraft auszuüben. So ziemlich vom Anfang der ägyptischen Geschichte an begegnen uns auf den Denkmälern die Zeugnisse für diesen gegenseitigen Verkehr spärlich zunächst und ver­einzelt, um die Ansicht zu widerlegen als hätten die Nachbarvölker an den Rändern Asiens und Afrikas bis weit in die geschichtliche Zeit hinein in völliger Abgeschlossenheit voneinander gelebt.

Ueber die Vorbereitungen zu dem Feldzug nach Palästina verlieren die Inschriften kein Wort; König und Heer sind schon aus dem Marsch, als sie uns zuerst begegnen. Die Stärke seines Heeres wird wohl nach der Analogie von allerlei ver­streuten Angaben auf Denkmälern und in der Literatur der Zeit kaum 20000 Mann überschritten haben.

Bei einer späteren Expedition erfahren wir, daß die Truppen in vier nach Göttern benannte Di­visionen geteilt waren; eine ähnliche Gliederung mag auch unter Thulmosis III. schon bestanden haben. Vor allem aber zerfiel das ägypt. Heer jener Zetten in zwei Waffengattungen, Infanterie und Kavallerie, letztere gebildet durch die erst von den Hyksos nach Aegypten gebrachten Streitwagen mit je einem Kämpfer und je einem Lenker als Bemannung. In welchem Zahlenverhältnis diese beiden Waffengattungen zueinander standen, und wie groß der Troß gewesen sein mag, bleibt ganz dunkel. Die erste Etappe in dem Feldzuge war die Festung eine Grenzfestung des Nillandes an dem Ausgangspunkte der großen Verkehrs­straße hinüber nach Palästina.

Von hier aus betritt der Pharao das öde Sandgebiet, welches die östlichsten Ausläufer des Nildeltas von den südwestlichen Rändern des pa­lästinischen Kulturlandes trennt. Das war zu allen Zeiten ein schlimmes Stück Weges, eine lange Durststrecke, nur von wenigen Wasserstellen und kleinen Oasen unterbrochen. Die antiken Schrift­steller westen immer wieder auf die Schwierig­keiten hin, welche dieses Gebiet besonders durch seinen Wassermangel den Bewohnern und mehr noch den durchziehenden Heeren bereitet. Der Pharao gelangt endlich nach Gaza. Es war dies ein wichtiger Ort, denn wer ihn besaß, hatte den ! Schlüssel Palästinas in Händen. Die rückwärtige Verbindung mit der Heimat war gesichert, eine ' Basis, für alle weiteren Unternehmungen in dem Fremolande gewonnen. Ohne Schwertstreich konnte der Pharao die Stadt betreten. Auch andere Städte ergaben sich ohne lange Gegenwehr, und so durchschritt des Pharaos Heer das Land bis an die Feste Megiddo, wo sich der Gegner der Armee gegenüberstellte. Ueber eine Paßhöhe führte der Anmarsch der Armee. Der Hauptstoß der Aegypter erfolgte vom Zentrum ihrer Auf­stellung aus, und das ägyptische Heer gewann die ^Uebermacht über die Feinde. Sie flohen und ° ließen ihre goldenen und silbernen Wagen im Stich.

Die Tagesberichte.

Großes Hauptquartier, 4. Mai. (WTB. Amtlich.! W e st l. Kriegsschauplatz: In Flandern setzten wir im Norden und Osten unsere Angriffe mit großem Erfolge fort. Heute fielen Zefenkote, Zonnebeke, Westhoek, Nonne und Boßchen, alle seit vielen Monaten heiß umstrittene Orte, in unsere Hand. Der abziehende Feind steht unter dem

Flankenfeuer unserer Batterien nördlich und südlich von Apern.

In den Argonnen versuchten die Franzosen nördlich von Le Four de Paris vergeblich einen von uns am 1. Mai eroberten Schützengraben zurückzunehmen.

Die Artilleriekämpfe zwischen Maas und Mosel nahinen auch gestern ihren guten Fortgang.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Die Zahl in der Verfolgung auf Mitau ge­fangene» Russen ist auf über 4000 gestiegen. Er­beute russ. Angriffe südöstlich von Kalvaria wur­den abgeschlagen. 170 Gefangene blieben bei uns. Ebenso scheiterten russ. Angriffe bei Augustow ^ unter starken Verlusten für den Feind, der dort s außerdem an Gefangenen 4 Offiziere 420 Mann und 2 Maschinengewehre verlor. Auch bei Jed- ' wabno nordöstlich von Lomza wurde ein russischer Nachtangriff abgeschlagen.

Die Offensive zwischen den Waldkarpathen und oberen Weichsel nahm guten Fortgang. Die Beute des ersten Tages beläuft sich auf 21800 Ge­fangene, 1b GeschUtze, 47 Maschinenge­wehre und zur Zeit noch unübersehbares Kriegs­gerät aller Art.

Die oberste Heeresleitung.

Der österreichische Tagesbericht.

Wien, 4. Mai. (WTB.) Amtlich wird ver­lautbart: In treuer Waffenbrüderschaft haben die. deutsch-österreich-ungarischen Truppen einen neuen Sieg erfochten. Die seit dem Rückzug der Russen nach unserer siegreichen Schlacht bei Lirnanowa in Westgalizien haltende, stark befestigte feindliche Front zwischen Weichsel und Karpathenhauptkamm wurde in ihrer ganzen Ausdehnung erobert. In Fortsetzung ihrer Angriffe haben die österreich­ungarischen und die deutschen Streitkräfte auch gestern an der ganzen Front unter den Augen des Armeeoberkommandanten Feldmarschall Erzherzog Friedrich neue Erfolge erkämpft.

Unsere Truppen sind unaufhaltsam im Osten vorgedrungen und haben starke russische Kräfte erneut zum schleunigsten Rückzuge gezwungen. Die Bedeutung des Gesamterfolges läßt sich noch nicht annähernd übersehen. Die Zahl der Gefange­nen ist über 30 000 gestiegen und nimmt stündlich zu.

In zahlreichen eroberten Stellungen wurde eine Unmenge Kriegsmaterial erbeutet, auch 22 Geschütze, 64 Maschinengewehre sind bei der ersten Beute. An allen übrigen Fronten ist die Situation im großen unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschalleutnant.

Berlin, 4. Mai. (W.T.B. amtl.) Am 3. Mai hat ein deutsches Marineluftschiff in der Nordsee ein Gefecht mit mehreren englischen Unterseebooten gehabt. Es bewarf die Boote mit Bomben und brachte eines von ihnen zum Sinken. Die Unter­seeboote beschossen das Luftschiff mit Geschützen, ohne es zu treffen. Das Luftschiff ist wohlbehalten zurückgekehrt.

Der stellv. Chef des Admiralstabs: gez. v. Behncke.