Zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten ist wegen der Entsendung eines unbeglaubigten Sondergesandten der Washingtoner Regierung eine tiefgehende Spannung eingetreten, die leicht zum Kriege führen kann.
Balakowo (Gouv. Samara), 11. Aug. Aus dem Dampfer „Grafinja" stürzte eine Kajüte ein, aus deren Dach sich einige hundert Feldarbeiter gesetzt hatten. Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt.
Hankau, 1t. Aug. Zwischen Jotschou und Hunan hat eine Schlacht zwischen Regierungstruppen und Aufständischen begonnen.
Aus Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.
Wildbad, 12. August. Der „Freie Schwarzwälder" hält es wieder einmal für notwendig, in einer Briefkastennotiz die „Wildb. Chronik" anzurempeln mit der Verdächtigung, sie wolle jetzt schon das Feuer schüren für die kommenden Gemeindewahlen. Wir überlassen dies anderen Leuten, die mehr Interesse daran haben. Unsere Artikel in den letzten Nummern zur Sommerberghotelfrage waren durchaus sachlich und unparteiisch; wir ließen beide Ansichten über diese für Wildbad doch gewiß eminent wichtige Frage zum Wort kommen und werden das auch künftig so halten. Das halten wir für die Pflicht jeder anständigen Zeitung. Unsere Behauptung, daß die Sommerberghotelfrage ihre Schatten für die kommenden Gemeindewahlen bereits vorauswerfe, wird auch der „Freie Schwarzwälder" als zutreffend anerkennen müssen. Wovon spricht man denn jetzt hier schon seit Wochen und Monaten? Und wovon handelt der lange Sitzungsbericht der bürgerl. Kollegien vom 8. August in unserer heutigen Nummer in der Hauptsache? — Und ist es etwa nicht Tatsache, daß da und dort im Hinblick auf die Sommerberghotelfrage die Gemeindewahlen bereits ein eifriges Gesprächsthema bilden? Dies läßt sich jetzt nicht mehr totschweigen. Und es ist auch gar nicht nötig. Wir werden, wie gesagt, jeder anständigen Meinungsäußerung unsere Spalten auch künftig zur Verfügung stellen.
InCalinbach findet am Sonntag den 24. d. M. ein Bezirks-Kriegertag des Neuenbürger Be- zirks-Kriegerverbands statt. Das Programm sieht vor: Tagwache, Konzert (Sonnengarten), Empfang der Festgäste, Delegiertenversammlung im „Anker", Festessen in den verschiedenen Gasthäusern, 2 Uhr Festzug, Begrüßungsansprache und Festrede auf dem Festplatz, kameradschaftl. Unterhaltung, abends von 8 Uhr ab Festball (Krone und Sonne); am Diontag Kinderfest mit Umzug.
Auf der Straße Calmbach-Höfen wurde ein Langholzfuhrmann von einem vorbeifahrenden Auto erfaßt und weitergeschleift. Der Wagenbesitzer aus dem Rheinland nahm sich des Verletzten hilfreich an.
Hirsau, 11. Aug. Hirsau hat von der Königin die Erlaubnis erhalten, seinen neuen Kuranlagen den Namen „Königin Charlotte-Anlagen"! zu geben.
Alten steig, 10. August. Trotz der ungünstigen Witterung war das 75jährige Jubiläum des hiesigen Liederkranzes namentlich von auswärts sehr gut besucht. Die Feier begann um 11 Uhr auf dem Marktplatz, wo die Maier'sche Kapelle, verstärkt durch einige Musiker des Ludwigsburger Trainbataillons, konzertierte. Der Liederkranz sang den Kreutzerschen Uhor: „Das ist der Tag des HerrnI" Um ff-3 Uhr bewegt» sich der Festzug, an dem 17 Vereine und 3 Deputationen von Vereinen sich beteiligten, unter Vorantritt der! Musikkapelle durch die Stadt zum Festplatz „Unter s den Eichen". Der Dirigent, Hauptlehrer Schwarz, -
den Inhalt bereits vorgelesen, noch ehe der Baron seine Lesebrille aus dem Futteral geholt. !
Die Depesche kam von Solmes aus Florenz! und lautete: „Sofort Reisegeld telegraphisch anweisen. Aufklärungwegen desBrandes wahrscheinlich, Wilm unbedingt schuldlos. Fieber gehabt, komme dennoch."
„Sie haben hoffentlich gleich das Geld angewiesen?" rief der alte Herr.
„Natürlich I Es ist jetzt sicher schon dort."
„Er kommt also — der Weltbummler? Aber was kann denn der in Florenz für Dinge erfahren haben, die zu Wilms Entlastung dienen könnten?"
„Das kann ich mir auch nicht erklären, Herr Baron! Solmes wurde gleich nach dem Brande vernommen, er wußte aber nichts, er hatte im „Blauen Hecht" geschlafen und ist dann, wie immer, so plötzlich abgereist wie er gekommen."
„Wenn er nur jetzt nicht etwa in der Betrunkenheit phantasiert hat?" sagte bedenklich der alte Baron Hude.
Der Amtsrichter wies diese Sorge weit von sich.
„Er depeschiert ja, daß er das Fieber gehabt
hielt die Festrede. Ein fröhliches, gemütliches Beisammensein bei Gesang, Tanz und musikalischer Unterhaltung im „grünen Baum" gab dem Festtag einen schönen Abschluß.
In Nagold betrugen die Einnahmen aus den Haupt- und Nebennutzungen und der Jagd im verflossenen Wirtschaftsjahr 115 643 Mk., die Gesamtausgaben für Besoldungen, Kulturkosten, Holzhauer- und Fuhrlöhne und Waldwegunterhaltung 45 641 Mk., sodaß für Heuer ein Reingewinn von 70 000 Mk. gegen 56 900 Mk. vom Vorjahr in die Stadtkasse floß.
Huzenbach, 9. August. Sattler Müller von hier verlor auf der Fahrt von Besenfeld nach Schönegründ die Herrschaft über sein Rad. Ec stürzte auf der steilen Erzsteige und trug schwere Verletzungen davon.
Schönmünzach, 11. Aug. Eine Menge Ferienkolonisten bevölkert gegenwärtig den Schwarzwald. Buhlbach, Forbach und andere Orte des Murgtales bieten angenehmen Aufenthalt für die Jugend, die unter Aufsicht von Lehrern steht und sich bei dem schönen Wetter der goldenen Freiheit in Wald und Wasser erfreut.
— In der am 7. ds. Mts. stattgefundenen 30. Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen (im Saale derselben) wurde u. a. , einstimmig beschlossen, es für alle Gewerbe bei der bisherigen 3jährigen Mindestlehrzeit zu belassen und die Gesellenprüfungsgebühr mit Wirkung vom 1. Seprember 1913 ab von 3 auf 5 Mk. zu erhöhen. — In der Frage der Errichtung eines Submissionsamtes werden die entspr. Mittel durch Umlage sowie durch einen bestimmt zu erwartenden Staatszuschuß aufgebracht werden. Als Geschäftsführer des Submissionsamtes, das seine Tätigkeit am 1. Oktober d. I. beginnt, wird der technisch vorgebildete Kammerbeamte Schittenhelm angestellt. — Bezüglich der Errichtung eines Handwerker- Erholungsheims soll vorerst abgewartet werden, was auf der im September in Ellwangen stattfindenden Verbandstagung beschlossen wird. — Der Neubau eines Kammergebäudes wird in Bälde in die Wege geleitet werden, bezw. nach Prüfung der Bedürfnisfrage. — Der Haushaltplan 1913/14, der eine Umlage von 32000 Mk. vorsieht, wurde entsprechend den Vorschlägen des Vorstandes fest- gestellt.
Sitzung der Wrldvader Gemeindekollegien
vom 8. August 1913.
Das Kinderfest soll auch Heuer wieder in üblicher Weste am 2. September ds. Js. auf dem Windhof abgehalten werden und werden die Mittel hiezu aus der Stadtkasse verwilligt.
Den beiden städtischen Forstwarten Lipps und Wildbrett wird mit Wirkung vom 1. April 1913 an eine Gehaltserhöhung von je 50 Mark bewilligt, sodaß künftig neben freier Dienstkleidung beziehen: Lipps 1450 Mk. und Wlldbrett 1350 Mk. ^ Zugleich werden für die beiden Forstwarte gleichmäßig Dienstaltersvorrückungsstufen in der Weise eingeführt, daß sie alle 2 Jahre um je 50 Mark bis zum Höchstbetrag von 1600 Mark vorrücken.
Die als Gemeidenunterbeamten angestellten Bergbahnschaffner Gustav Eitel, Fritz König und Karl Kallfaß und die als Aushilfsschaffner verwendeten Eugen Schmid und Wilhelm Klaus bitten um Gehaltserhöh un gundGewährungeinerD i e n st- altersvorrückung. Von den Gemeindekollegien wird beschlossen, den Gehalt der Schaffner Eitel, König und Kallfaß mit Wirkung vom 1. April 1913 an von jährlich 1320 Mark auf 1350 Mark zu erhöhen und zu bestimmen, daß sie am 1. April 1915 um weitere 50 Mk. im Gehalt vorrücken. Den
hat. Nein, mir ahnt, wir bekommen jetzt des, Rätsels Lösung zu hören."
„Hören Sie, Bogner, das wäre denn doch zu merkwürdig! Ich habe nämlich auch einen Entlastungsbeweis! Lesen Sie mal das hier!"
„Das ist ja Probus' Handschrift!" rief ganz erstaunt der Amtsrichter, als wolle er seinen Augen nicht trauen.
Der Baron sagte nichts. Erst als Bogner gelesen hatte und ratlos auf das in seiner Hand heftig zitternde Blättchen starrte, da fuhr der alte Herr sehr ernst fort:
„Was halten Sie von dem Ding da, Amtsrichter?"
„Es bestätigt nur, was ich insgeheim stets gedacht!" erwiderte Bogner. „Aber woher kommt das Blatt?"
Baron Hude erzählte nun ausführlich.
„Frau von Roth sagte, die Sonne hätte so hell auf das kleine, perlgestickte Buch geschienen, daß sie gemeint, es sei eine kunstvolle Mosaik."
„Die Sonne? Erinnern Sie sich noch, wie mir damals als einziger Trost für Wilm das Wort einfiel: „Die Sonne bringt es an Lien Tag?"
gegen 14tägige Kündigung angestellten Aushilfsschaffnern wird die gleiche Aufbesserung ihres Monatslohnes gewährt. Gleichzeitig wird der Gehalt des Maschinenmeisters Walter mit Wirkung vom 1. April 1913 an von 1800 Mark auf 1850 Mk. erhöht und ihm eine weitere Erhöhung von 50 Mk. auf 1. April 1915 in Aussicht gestellt, womit er den Höchstgehalt von 1900 Mark erreichen wird. Seine Aufnahme in die Pensionskasse für Körperschaftsbeamte wird beantragt.
Der Taglohn des Gasarbeiters Karl Kappelmann wird auf 3 Mk. 70 Pfg. festgesetzt.
Nachdem dem Hauptlehrer Pfau seitens des Bezirksschulamtes die Auflage gemacht worden ist, die Schullokale der Volksschule in Sprollenhaus künftig täglich, anstatt seither wöchentlich 2 mal, zu reinigen, wird die Entlohnung für die Reinigung von seitherigen 50 Mk. auf 120 Mk. erhöht. Das Reinigungsmaterial ist von Pfau selbst zu stellen.
Die Einrichtung einer elektrischenBeleuch- tung der Hauptstraße vom Kurplatz bis zur Wildmannsbrücke nach dem Voranschlag des Stadtbauamts mit einem Aufwand von 800 Mk. wird zur Ausführung genehmigt. Die Einrichtung der elektr. Beleuchtung auch für die übrigen Teile der Hauptstraße u»d König-Karlstraße wird für später in Aussicht genommen.
Die Lieferung der für den Schulhausneubau erforderlichen 10 Schultafeln wird je hälftig der Hohenloher Schulbankfabrik von I. Kottmann in Oehringen und den Vereinigten Schulmöbelfabriken in Stuttgart übertragen.
Die Anbringung einer Turmuhr auf dem Schulhausneubau nach dem Plane und Voranschlag der Architekten Stahl und Bossert mit einem Bauaufwand von 1952 Mark und einem Anschaffungspreis für die Turmuhr von 1070 Mark wird genehmigt.
Vom Gemeinderat wird mit Zustimmung des Bürgerausschusses beschlossen, das städtische Feuerwehrmagazin im Lehrerwohnungsgebäude mit Lüftungskanälen und elektrischer Beleuchtung versehen zu lassen und den Voranschlag des Stadtbauamts im Betrage von 920 Mk. zur Ausführung zu genehmigen.
Gottlob Rometsch zum Hotel Stolzenfels und die übrigen Anlieger der Charlottenstraße (Stichweg) bitten um Herstellung eines Staffelaufganges zu dieser Straße von der König-Karlstraße aus zwischen Herrnhilfe und Forsthaus. Nach dem vom Stadtbauamt gefertigten Plane und Voranschlag beziffern sich die Baukosten auf 6650 Mk. Da die Anlieger der Charlottenstraße (Stkchweg) vor allem an der Ausführung des Staffelaufganges interessiert sind, weil durch ihn die Vermietbarkeit ihrer Häuser wesentlich gewinnen wird, wird von den Gemeindekollegien beschlossen, die Ausführung ^des Staffelwegs davon abhängig zu machen, daß die Anlieger an dem Bauaufwand 4000 Mk. selbst aufbringen, die vor der öffentlichen Ausschreibung der Bauarbeiten an die Stadtkasse einzubezahlen sind.
Die Firma Krauth u. Cie. in Höfen bietet für 36 Stück Forchen I. Kl. 155°/o des Revierpreises. Es wird beschlossen, die Abgabe der 36 Stück Forchen I. Kl. unter der Hand an die Firma Krauth u. Cie. unter der Bedingung zu genehmigen, daß der angebotene Preis von 155°/, für Normal- und Ausschußholz bezahlt wird.
Nachdem dasGesuch der Besitzer desSommerberg- hotels um Ueberlassung von weiterem Gelände im Sommerberg im Wege des Erbbauvertrags von den Gemeindekoüegien in ihrer Sitzung vom 27. Juni ds. Js. abgelehnt worden ist, beabsichtigen elftere nach einer Zuschrift des Rechtsanwalts Heusel in Stuttgart vom 23. Juli ds. Js., einen Er-
Aber wissen Sie, Baron, das ist für uns — als Privatperson — ja ein zweifelloser Beweis, doch kein Gericht der Welt würde etwas darauf geben."
„Sie meinen also, Elfstein bringt es ihm nicht wieder? Daß es ihm durch Hinterlist genommen wurde, dachten wir ja alle."
„Durch das Blatt hier sicher nicht. Und Sie wissen ja, Wilms erste Worte nach der Enterbung lauteten: „Wie mein Pflegevater über sein Eigentum verfügt hat, das ist mir unverletzlich."
„Eine Dummheit! Eine zum Unsinn gewordene Rechtlichkeit kann man das ja kaum nennen!"
„Aber ein Zartgefühl, das wir respektieren mußten."
„Was uns aber nicht hindern soll, diesem Erb- sckleicher zunächst mal fest auf die Zehen zu treten! Denn vor allen Dingen muß Recht Recht bleiben. Und wenn wir auch keinerlei praktischen Erfolg davon haben können, einen moralischen Effekt muß es haben. Ein Kerl, der hinterrücks, meuchlings einen braven Mann um Hab und Gut bringt, den wollen wir unter uns nicht als „Gleichgesinnten" herumgehen lassen! Dazu find wir uns denn doch zu schade!"
(Fortsetzung folgt.)