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Nr. 26 I

Samstag, den 1. März 1913

49. Jahrgang.

igiiijse mf dem Kalk«.

Sofia, 28. Febr. Auf allen Kriegsschauplätzen sind die Operationen wegen ungewöhnlichen Frostes und wegen Unwetters eingestellt.

K o n sta ntin opel, 27. Febr. Ein amtliches Kriegsbulletin besagt, daß gestern bei Bulair und Tschataldscha keine Aenderung in der militärischen Lage eingetreten sei. Der Feind habe Adrianopel matt beschossen. Der Artilleriekampf dauere auf allen Fronten, insbesondere auf der Ostfront, fort.

K o n st a n t i n o p e l, 27. Febr. Nach einem Telegramm des österreichisch-ungarischen Konsuls in Adrianopel von vorgestern sind sämtliche dortige Deutsche wohlauf.

K o n st a n t i n o p e l, 28. Febr. Die Ver­schiffung der Truppen aus Gallipoli nach einem anderen unbekannten Ort,, wo eine Landung ge­plant ist, dauert fort. Große Truppentransporte sind gestern abend vom Quai nach Galata abge­fahren. Der Kommandant des 10. Armeekorps, Horschid Pascha, und Generalstabsschef Enver Bey trafen heute aus den Dardanellen ein und be­sprachen sich auf der Pforte mit dem Großwesir.

Konstantinopel, 27. Februar. Aus in­formierter Quelle verlautet, Hakki Pascha werde infolge einer außerordentlichen Verminderung der Friedenshoffnungen bald nach Koustantinopel zu­rückkehren. Dschavid Pascha, der als finanzieller Beirat fungieren sollte, bat seine Abreise nach London aufgegeben. Der Balkanbund fordert eine unerhört hohe Kriegsentschädigung, die in dreißig Jahren gezahlt werden soll. Die Türkei werde diese Forderung entschieden ablehnen.

Wien, 28. Febr. Ein serbisches Expeditions­korps wird den Montenegrinern vor Skutari zu Hilfe eilen, um den Fall der Festung Skutari zu beschleunigen. Man hofft durch die Kapitulation der Stadt eine neue Basis- für die Regelung der albanischen Frage zu schaffen. Die panslavistische Partei in Rußland soll diesen Schachzug eingeleitet haben.

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Sofia, 28. Febr. In hiesig, diplomatischen Kreisen verlautet, daß der Großwesir sich an den russischen Gesandten in Konstantinopel, v. Giers, gewandt habe mit der Bitte, er möge als Ver­mittler die bulgarische Regierung zu einer Er­neuerung der Friedensverhandlungen bewegen. Die Pforte sei bereit, Adrianopel an Bulgarien ab­zutreten.

Ko n sta n ti n o p e l, 27. Februar. Wie die ZeitungJeune Turque" meldet, sollen die Friedens-

verhandlungen, wenn Bulgarien nicht neue Ver­wicklungen wegen Adrianopel veranlaßt, am nächsten Montag wieder beginnen.

London, 27. Febr. Die gestrige Tagung der Botschafterreunion hat in der albanischen Frage kerne Entscheidung gebracht. Die formelle Ent­scheidung soll bis nach dem Friedensschluß ver­schoben werden.

Wien, 27. Febr. Nach den ans Belgrad vorliegenden Meldungen wird Rußland irr der heutigen Sitzung der Londoner Botschafterkonferenz der Forderung Oesterreich-Ungarns nach Ueber- laffung Ekutaris an Albanien seine Zustimmung erteilen.

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Paris, 27. Febr. DemMatin" wird aus Petersburg von seinem Sonderberichterstatter ge­meldet, er habe aus guter Quelle erfahren, daß die russische und die österreichisch-ungarische Regierung grundsätzlich beschlossen haben, fast unverzüglich, womöglich gleichzeitig die allgem. Demobilisierung vorzunehmen. Russischerseits sei dieser Beschluß in einer unter dem Vorsitz des Zaren in Zarskoje- Sselo gehaltenen Konferenz gefaßt worden, der der Ministerpräsident, die Minister des Kriegs, der Marine und des Aeußern, sowie die Generalstabs- chess beiwohnten. Es sei sicher, daß die von Rußland und Oesterreich-Ungarn getroffene Ent­scheidung die Folge des Briefwechsels des Kaisers Franz Josef und des Zaren sei. Die Entscheidung wäre schon früher getroffen worden, wenn Prinz Hohenlohe bei seiner Rückkehr nach Wien nicht erkrankt wäre. Kaiser Franz Josef habe erst den mündlichen Bericht des Prinzen abwarten wollen. Der Zar habe gewünscht, daß die österreichisch­ungarische und die russische Entscheidung noch vor der auf den 6. März fallenden 300-Jahrseier des Hauses Romanow eine vollendete Tatsache sei. Er wolle diesen Tag durch eine Friedens- und^ Glücksbotschaft an sein Volk und die Verfügung einer umfassenden Amnestie kennzeichnen.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 28. Febr. Die Stadt wird den für die Landeswasserversorgung erforderlichen elek­trischen Strom selbst erzeugen und liefern.

Die Ev. Landessynode hat vorgestern und gestern die Konsirmationsfrage behandelt. Am Mittwoch wird die Synode voraussichtlich vertagt.

Stuttgart, 27. Febr. Gestern vormittag brachte ein 19 Jahre alter Flaschner in einer Flaschnerei in der Klingenstraße die linke Hand aus Unvorsichtigkeit in eine Stanzmaschine, wobei

ihm die Hand am Gelenk völlig abgeschnitten wurde.

Stuttgart. 1. März. Im Turmzimmer des Landesgewerbe museums sind jetzt Glas­malereien der Werkstatt I. Gläsche hier nach Ent­würfen von Kurt Gläsche, der Einiges auch selbst ausführte, und von Lydia Schäfer ausgestellt. Die Scheiben zeigen, alten Glasgemälden verwandt, Ernstes und Heiteres in schönen Farben und kräf­tiger Zeichnung. i

Waiblingen, 28. Februar. Gestern früh wurde auf dem Einfahrtsgleis von Aalen hier ein verstümmelter Leichnam aufgefunden. Nach den Papieren, die der Tote bei sich trug, handelt es sich um den am 23. Juni 1888 geborenen ledigen Müller Valentin Gökler von Michelwinnaden, O.-A. Waldsee, der zuletzt in Waiblingen wohn­haft war. Gökler war schon längere Zeit dem Trünke ergeben. Auch war er mit einem unheil­baren Leiden behaftet. Es steht sonach außer Zweifel, daß er Selbstmord begangen hat.

Möhringen, 27. Febr. Am Sonntag den 16. Februar wurde abends gegen 10Vr Uhr bei Streithändeln zwischen zwei jungen Leuten der eine vom andern mit dem Taschenmesser in den Leib gestochen. Er erlag kurze Zeit darauf seiner Verletzung.

Oberndorf, 27. Febr. Auf den Höhen unserer Schwarzwaldvorebene hat es heute tüchtig geschneit, so daß eine Schneedecke von 1012 em entstand. In der Talniederung ist der Schnee in Regen übergegangen.

Heilbronn, 28. Febr. Der 35 Jahre alte verheiratete Arbeiter Karl Hofmeister aus Neckargartach, der in der Maschinenfabrik Weippert und Söhne arbeitete, stürzte dort von einem Kessel herab und erlitt schwere innere Verletzungen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er starb. Hof­meister hat den Chinakrieg mitgemacht. Er hinter- läßt eine Witwe mit drei Kindern.

Hohenstein, 27. Febr. Im hiesigen Stein­bruch ereignete sich ein tödlicher Unfall. Mehrere Arbeiter, darunter auch der Weingärtner Gottlieb Schnatterer von Bönnigheim, waren beschäftigt, eine Sprengung vorzunehmen. Der Genannte , hatte die Ladung vollzogen und wollte sich eben ! zurückziehen, als schon der Schuß losging und ihm ein etwa 5 Ztr. schwerer Stein auf den Rücken fiel, ihn zerquetschend. Der Getötete, ein fleißi­ger, sparsamer Mann von 36 Jahren, hinterläßt eine Witwe und 4 unmündige Kinder.

Ulm, 25. Febr. Der Pächter der Kantine ^^^O^Jnfanterieregimentchder^ei^^

Der GeufeLskopf.

R»man von Fitzgerald Molloy, deutsch von E. Ebeling

(52. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)

An jenem Abend hatte Oriana keinen Appetit bei Tische; ihre Blässe war auffallend und nur mit Mühe überwand sie ihre nervöse Gereiztheit. Die Tischgesellschaft bestand aus ihr selbst, Rigel, seiner Tante und Lady George Sedgemoor.

Ich habe heute einen Brief von unserem Zug­vogel, dem Doktor Bickersteth, erhalten," erzählte Lady Trentham, während die Suppe gereicht wurde.

Er schreibt, er wäre nach London zurückge­kehrt, wo zur Zeit nur wenig Freunde wären, so daß er nicht recht weiß, was er mit sich machen soll."

Willst du ihn nicht bitten, hierher zu kommen?" schlug Rigel vor.

Wenn Oriana damit einverstanden ist, möchte ich ihn wohl einladen," antwortete die Gräfin mit ihrem gewinnenden Lächeln.

Liebste Tante," sagte die junge Wirtin,du

weißt doch, wie wir uns freuen würden, einen Freund von dir willkommen zu heißen."

Aber wo willst du ihn unterbringen?" sagte Lady Trentham.In dem Junggesellenslügel ist es doch zu ungemütlich."

Vielleicht das große Tapetenzimmer am Ende des Ganges," schlug Oriana vor.

Da! Nun ja, da er Nerven von Stahl hat, wird er wohl nichts dagegen haben, in einein Spuk­zimmer zu schlafen."

Einem Spukzimmer?" wiederholte Oriana in­teressiert.

Ich habe nie etwas von dem Spuk gemerkt," meinte Rigel, seinen Ernst unter einem Lächeln verbergend.

Wie kannst du erwarten, daß ein so altes Haus, wie dieses, keinen Geist hat," sagte Lady Trentham.

Hast du ihn jemals gesehen?" fragte Oriana atemlos.

Wenn ich das hätte, mein Kind, wäre ich nicht hier. Ich weiß nur, daß ich'als Kind niemals anders an der Tür vorbeikam, als im Laufschritt."

Sie glaubten wirklich an den Geist?" fragte ^Lady George überrascht.

Ich betrachtete ihn als eine alte Ueberliefer- ung," antwortete die Gräfin ausweichend.

Wie entzückt würde Frau Lord Lhilderbert sein, wenn sie dem Geist einmal begegnete!"

Warum sucht er denn nur dies Zimmer heim?" fragte Rigel.

Weil er dort seinen Bruder vergiftete, den er dann in Titel und Vermögen beerbte."

Rigel überlief ein kalter Schauder und Oriana stockte der Atem. Beide wagten nicht, die Gräfin weiter zu befragen.

Ich will Euch morgen sein Bild in der Galerie zeigen," fuhr Lady Trentham fort.Er sieht auf­fallend schön, aber etwas leichtfertig aus. Viel­leicht geschah es aus beiden Gründen, daß er ein Günstling der Königin Elisabeth wurde, und man sagt, daß er, wie andere auch, mehr Geld an sie verschwendete, als er jemals von ihr erhielt. Jeden­falls war er lies verschuldet und fiel bei Hof in Ungnade, als er auf den Gedanken kam, sich durch den Tod seines älteren, unverheirateten Bruders zu bereichern. Er gab ihm eines Morgens im Te«