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Brillanten zum Roten Adler-Orden 1. Klasse mit Eichenlaub verliehen.

Berlin, 29. Dez. Die Erkältung des Kron­prinzen ist noch immer nicht behoben. Wie aus Danzig gemeldet wird, verbrachte er die Feiertage meist im Bette. Die katarrhalische Entzündung ist zwar weiter zurückgegangen, doch konnte die Abreise nach Berlin noch nicht festgesetzt werden, da das naßkalte Wetter leicht einen Rückfall ver­ursachen könnte. Der Kronprinz hofft indes, der Neujahrsfeier in Berlin beiwohnen zu können. Das Befinden der Kronprinzessin ist so gut, daß Bulletins nicht mehr ausgegeben werden.

Berlin, 29. Dez. Der letzte schwere sturm hat auch in der deutschen Handelsflotte ein großes Schiffsunglück verursacht. Der Dampfer Chios von der deutschen Levante-Linie ging am ersten Weihnachtsfeiertage im Golf von Biscaya in schwerem Sturme unter. Von der aus 30 Mann bestehenden Besatzung wurden nur zwei gerettet.

Berlin, 28. Dez. Ueber die nächsten deut­schen Kaisermanöver liegt die erste militär-offizielle Mitteilung vor. Danach werden zwei preußische Armeekorps gegen die beiden sächsischen Armee­korps üben. Auf jeder Seite wird eine Kavallerie­division aufgestellt und jede Partei erhält ein Armeekommando.

Berlin, 29. Dez. Im städtischen Obdach in der Föbelstraße erkrankten Dienstag abend eine Anzahl Obdachloser unter Vergiftungserscheinungen. 44 sind bereits gestorben. Die Obduktion einer Leiche hat mit Sicherheit Fischvergiftung ergeben.

Einer der erkrankten Asylisten behauptet bestimmt, in der^Photographie des ebenfalls unter Vergiftungserschemungen verstorbenen Voigt den Mann wiederzuerkennen, der ihm verdorbene Bück­linge verkauft hatte.

Berlin, 28. Dez. Die genaueren Untersuch­ungen im Institut für Infektionskrankheiten haben ergeben, daß bei den Erkrankungen der Obdach­losen eine ansteckende Krankheit vollständig ausge­schlossen ist. Es handelt sich um eine Bakterien­giftvergiftung, eine äußerst seltene Erscheinung. Bestimmte Bakterien, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen, erzeugen ein Gift, das schon als solches in den Mageü des Essers kommt. Ver­dorben im landläufigen Sinn sind diese Waren nicht, obwohl sie einen auffallenden Geruch ent­wickeln. Die abgestumpften Sinne der Opfer haben diesen Geruch aber nicht bemerkt. Irgend eine Gefahr für gesunde Menschen liegt nicht vor.

Fulda, 28. Dez. Dienstag abend besuchte der von seiner Frau getrennt lebende Kaufmann Kirchner diese in ihrer Wohnung, um sie zu über­reden, daS eheliche Zusammenleben mit ihm wieder aufzunehmen. Als die Frau dies ablehnte, zog Kirchner einen Revolver und gab zwei Schüsse auf sie ab, durch welche sie schwer verletzt wurde. Auf ihre Hilferufe eilten eine Freundin und ein Bekannter herbei. Ihre Freundin erhielt einen Schuß in die Brust und war auf der Stelle tot. Der Bekannte erlitt durch einen weiteren Schuß

lebensgefährliche Verletzungen am Halse. Kirchner wurde noch am Abend in seiner Wohnung verhaftet.

Kamen, 27. Dez. In dem benachbarten Ober-Aden wurde seit gestern der Schutzmann Kreigenseld vermißt. Seine Leiche fand man heute notdürftig vergraben in dem sogenannten Römer­lager. Der Beamte scheint mit seinem Seitenge­wehr erstochen worden zu sein.

München, 29. Dez. Der Prinzregent hat den Kriegsminister Grafen v. Horn zum General­obersten der Infanterie befördert.

Glatz, 28. Dez. Der französische Spion Haupt­mann Lutz, der in Friedrichshafen verhaftet und sodann im Juni d. I. in Leipzig zu sechs Jahren Festung verurteilt worden war, ist entflohen und bis jetzt nicht wieder aufgegriffen worden.

Lublinitz, 28. Dez. Bei der Weihnachtsfeier im Grotowski'schen Waisenhause entzündeten sich die Kleider von 5 Waisenkindern. Zwei wurden getötet, drei schwer verletzt.

Rom, 29. Dez. Ein furchtbares Unglück hal sich in der Irrenanstalt Macerata ereignet. In­folge des starken Sturmes wurden mehrere Tele­graphenstangen umgeworsen und die elektrischen Drähte fielen in den Garten der Irrenanstalt, wo drei Irre sofort auf die Prähte stürzten und bei deren Berührung durch den elektrischen Strom auf der Stelle getötet wurden. Zwei andere Kranke eilten hinzu und fanden ebenfalls den Tod. Der Direktor der Anstalt, welcher alle 5 Kranke aus der Erde liegen sah, glaubte, sie wären in einer Prügelei begriffen, und eilte hinzu, um sie zu trennen, er wurde aber ebenfalls durch den Strom getötet. Außerdem haben drei Krankenwärter schwere Brandwunden davongetragen. Der ent­setzliche Vorgang spielte sich in wenigen Minuten ab.

M adrid ,29.Dez. Angesichts der neuen Kämpfe am Kertfluß bringen die hiesigen Blätter eine halb­amtliche Mitteilung, die auf neue Truppensendungen inach Melitta und auf die Einberufung der provi- !sorisch zur Reserve entlassenen Mannschaften vor­bereitet. Vorgestern sollen die Marokkaner angeb­lich 40 Tote, die Spanier 27 Tote und 105 Ver­wundete gehabt haben.

Tanger, 28. Dez. Eine Garnison scherifischer Truppen wird demnächst an Bord eines französischen Kreuzers nach Agadir entsandt werden.

Peking, 28. Dez. Die Kaiserin-Witwe hat die maßgebenden Prinzen aufgefordert, mit In- anschikai gemeinsam Vorschläge für die Friedens- Konferenz in Schanghai zu erörtern.

Peking, 28. Dez. Heute abend wurde ein kaiserliches Edikt bekannt gemacht, in dem der Thron seine Zustimmung ausspricht zu der vor­geschlagenen repräsentativen Konferenz, die über die Regierungsform Chinas entscheiden soll. In einer gestern abgehaltenen Versammlung mongo­lischer Fürsten wurde beschlossen, die Unabhängig­keit der Mongolei zu erklären, wenn China Republik werde, andernfalls aber die Mandschus zu unter­stützen.

nur Staat lllia Umgebung.

Wildbad, 30. Dez. Wie aus dem heutigen Inseratenteil ersichtlich ist, wird am nächsten Diens­tag, den 2. Januar 1912, abends von Uhl ab, der3. Reichstagskandidat fürden 7.Wahlkreis,Herr Kaufmann Schweickhardt aus Tübingen, im Lindensaal hier zu den Wählern sprechen.

Wildbad, 30. Dez. Die Weihnachtsfeier des Militärvereins, gestaltete sich auch Heuer wieder, wie man es ja nicht anders gewöhnt ist, zu einem imposanten, großen Familienfeste voll gediegener, abwechslungsreicher Unterhaltung. Sämtliche bei Erledigung des reichhaltigen Programms Mitwir­kenden taten ihr Bestes, und da auch die Bewir­tung durch Herrn Jautz zum Anker eine vorzügliche war, so verließ man hochbefriedigt den Festsaal. Somit wird auch die diesjährige Weihnachts­feier des Militärvereins eine angenehme Erinnerung für die Besucher derselben bilden, wie sie zugleich ein ehrendes Zeugnis für die Rührigkeit der Vereins­leitung ablegte.

Der italiemW-lürkische Krieg.

Mailand, 28. Dez. Die Jnfanterie-Reg. 34, 39 und 89, die schon seit längerer Zeit in Neapel mobilisiert bereit stehen, werden nach Tobruk und Derna versandt.

Konstantinopel, 28. Dez. Der Kriegs­minister gibt bekannt: In der Nacht des 22. Dez. machten wir einen Angriff in zwei verschiedenen Richtungen gegen die befestigten Positionen des Feindes in Tobruk. Die italienischen Streitkräfte bestanden aus einem Regiment Infanterie, einer Batterie, einem Schnellfeuer-Detachement, einer Pionierkompagnie und einer halben Kavallerie- Eskadron. Unsere Truppen drangen in die Be­festigungen trotz des Feuers des Feindes, der durch eine Kanonade von 14 Kriegsschiffen unterstützt wurde. Die Genie-Kompagnie und das Schnell­feuer-Detachement, die sich im Innern des Forts befanden, wurden vollständig vernichtet. Beim Vormarsch der türkischen Flügel schnitten wir dem Feinde den Rückzug ab. Die Italiener verloren die Hälfte ihrer Truppen. Die Schlacht währte 12 Stunden. Die Türken verloren nur 7 Tote. Unter ihnen befand sich der berühmte Scheikh Meri. Er fiel an der Seite seiner fünf Söhne und gab noch im letzten Augenblick Beweise seiner Ergeben­heit für das Khalifat. Die Zahl der erbeuteten Waffen und Munition ist groß. Das Bulletin hebt besonders den Heroismus des Leutnants Nedjib Effendi hervor, der als erster im Fort von Tobruk eindrang.

Konstantinopel, 29. Dez. Die Botschafter der Großmächte sehen von weiteren Schritten zu Friedensverhandlungen ab, da die Pforte erklärt, in Verhandlungen nur dann einzutreten, wenn die Anerkennung der Souveränität des Sultans in Tripolis die Grundlage bietet.

Konstantinopel, 28. Dez. Die Kammer hat ein Gesetz auf Einführung eines lOOproz. Zolles für Waren italienischer Herkunft angenommen.

Der Assessor war so überrascht und verblüfft, daß er nicht gleich eine Erwiderung fand, sondern nur mechanisch wiederholte:Aufnötigen?"

Ja, aufnötigen, Herr Assessor," bekräftigte Claus Wollmar mit rückhaltloser Entschiedenheit. Sollten Sie übrigens noch nicht selbst bemerkt haben, daß Ihre Geschenke meiner Schwester nichts weniger als angenehm sind?"

Worbeser hatte seine Fassung und seine Uner­schrockenheit wieder so weit zurückgewonnen, daß er nunmehr mit der Miene und dem Ton des unschuldig Gekränkten erwidern konnte:Gestatten Sie, Herr Leutnant. Sie setzen da Empfindungen bei Ihrem Fräulein Schwester voraus, die ich doch bestreiten möchte."

Bestreiten Sie immerhin. Herr Assessor", ent- gegnete er sarkastisch.Das ändert nichts an der Tatsache, daß meine Schwester Ihre Aufmerksam­keiten nicht wünscht."

Worbeser biß sich nun doch ärgerlich auf die Lippen und ein Zornesblitz zuckte aus seinen Augen.

Darf ich fragen", stieß er heftig hervor,ob Ihr Fräulein Schwester einen derartigen Wunsch Ihnen gegenüber ausgesprochen hat?"

Allerdings hat sie das. Und sie hat sich außerdem beklagt, daß Sie, Herr Assessor Wor­

beser, sich nicht scheuen, die Hilfe unserer Eltern anzurufen, um den Widerstand, den meine Schwester Ihren unerwünschten Bewerbungen entgegensetzt, zu brechen. Ich muß Ihnen bemerken, Herr Assessor Worbeser, daß ich ein solches Verfahren nicht gerade tapfer finde."

In dem Ton, mit dem diese Worte gesprochen wurden, lag soviel ätzender Hohn und soviel Nicht­achtung, daß der Assessor erregt hervorstieß:Ich muß sie doch sehr bitten, Herr Leutnant"

Aber dieser ließ ihn gar nicht ausreden.

Und ich finde es noch weniger taktvoll", fuhr er verweisend fort,daß Sie überhaupt Ihre Ar­tigkeiten meiner Schwester aufdrängen, obwohl Sie doch längst wahrgenommen haben müssen, daß ihr dieselben durchaus nicht erwünscht sind. Ich be- daure. Ihnen bemerken zu müssen, daß Sie durch­aus nicht wie ein Gentlemen handeln."

Herr Leutnant", brauste Worbeser auf,Sie werden beleidigend I"

Claus Wollmar sah seinem Begleiter mit kalter Verachtung ins Gesicht.Ihr Verhalten meiner Schwester gegenüber zwingt mich, Ihr Taktgefühl ein wenig zu schärfen, Herr Assessor Worbeser."

Der Zurechtgewiesene schäumte vpr Wut.

Sie werden mir Genugtuung geben, Herr Leutnant."

Ich stehe zu Ihrer Verfügung." Claus Woll­mar griff flüchtig an seine Mütze und entfernte sich von dem Assessor, auf die andere Seite der Straße hinübergehend. sForts. folgt.s

-lm Jahresschluss.

Wohl flog mit roten Wimpeln einst Mein Schiff in junger Zeit,

Dann kamen Sturm und Wetter,

Da trug ich schweres Leid.

Doch wie der frühe, goldne Traum, Zerging des Kummers Last,

Nun schau ich nach den Sternen Vom Steuer ernst gefaßt.

Was immer kam, ich Habs erkannt.

Am letzten war es gut;

Das hat mein Herz gegürtet Mit einem festen Mut.

Fahr zu, mein Schiff, fahr fröhlich zu Durch Glanz und Nebelrauch!

In Deinen raschen Segeln Der Wind ist Gottes Hauch.

Emanuel Geibel,