M a r » k r o.
Während man in Berlin ziemliche Ruhe bewahrt und abwartend sich verhält, bis die Antwort der französischen Regierung über die deutschen Marroko-Gegeuvorschläge bekannt wird, fahren sonst angesehene französische Zeitungen fort, ihren Lesern nichtswürdige Lügen vorzusetzen und gegen Deutschland zu Hetzen. So schreibt das „Echo de Paris": „Was will Deutschland? Niemand weiß es genau, sodaß alle Befürchtungen gerechtfertigt sind, wenn dies auch den Optimisten mißfallen mag. Eine hohe politische Persönlichkeit, die aus Deutschland zurückkehrt, sendet uns über alles, was sie dort drüben gesehen und gehört hat, Auskünfte, die alles andere als beruhigend sind. Sie schreibt uns, daß man jenseits des Rheins fieberhaft den Krieg vorbereitet. Der deutsche Generalftab ist der Ansicht, daß Ende des Monats alles vorbereitet sein wird. Unser Gewährsmann schreibt: „Nach meiner Ueberzeugung werden die Deutschen dann einen Grenzzwischenfall entstehen lassen." — Mit solchen Lügen und Erfindungen wird das Pariser Publikum über dir wahre Lage tagtäglich getäuscht, um die Kriegsstimmung nicht erkalten zu lassen.
Berlin, 13. Sept. Alle in Marokko interessierten deutschen Großhandlungshäuser sind heute erneut bei der Reichsregierung in letzter Stunde gemeinsam gegen die Preisgebung Marokkos seitens der deutschen Regierung vorstellig geworden.
Paris, 14. Sept. Nachdem der Minister des Aeußeren de Selves gestern in Rambouillet mit dem Präsidenten Fallieres eine Besprechung gehabt hatte, kehrte er um halb 4 Uhr nachmittags nach Paris zurück. Sofort nach seiner Rückkehr nach dem Quai d'Orsay legte er den endgiltigen Wortlaut der Antwort an die deutsche Regierung fest. Das Dokument ist gestern abend 10 Uhr mit einem besonderen Kurier nach Berlin abgegangen. Am späten Nachmittag empfing der Minister den englischen und dann den russischen Botschafter.
Paris, 14. Sept. Der „Matin" schreibt heute: Wenn Herr von Kiderlen-Wächter die neuen Vorschläge angenommen haben wird, so werden sich dem Matin zufolge Frankreich und Deutschland noch über die territorialen Kompensationen, die Deutschland eingeräumt werden sollen, zu verständigen haben. Die französische Regierung hat bereits die äußerste Grenze festgesetzt, die sie im Kongo an Deutschland abzutreten bereit ist. Diese Gebietsabtretung umfaßt den ganzen mittleren Kongo bis zum Süden und den Sangha-Fluß als Grenze, mit einem Streifen Landes, der nördlich von Libreville an den Ozean grenzt. Das ist das Maximum des französischen Entgegenkommens, um in Marokko vollständig freie Hand zu erlangen. Man darf aber im Voraus erwarten, so schreibt das Blatt weiter, daß Herr von Kiderlen-Wächter versuchen wird, noch weitergehende Kompensationen zu erstreben. Die deutsche Regierung wird jedoch in diesem Falle einer festen Entschlossenheit Frankreichs begegnen, das sich auf keinen Fall dazu verstehen wird, Deutschland noch mehr. Entgegen-! kommen zu zeigen.
In Belgien herrscht offenbare Kriegsfurcht.!
* Die Regierung hat beschlossen, die Reservisten, die heute entlassen werden sollten, vorerst unter Waffen zu halten; außerdem werden die Reservisten der Jahrgänge 1908—1908 einberufen. Der König hat fortgesetzte Konferenzen mit dem Kriegsminister und anderen hohen Militärs.
Amsterdam, 13. Sept. Gestern hat der bekannte Militärschrijtsteller, General den Beer- Portugal, in einer Zuschrift an ein Blatt im Haag des weiteren auseinandergesetzt, daß die herrschende Dürre und Trockenheit einen sehr beachtenswerten! Faktor bei der Beantwortung der Frage bilde, ob!
gedankenverloren auf den Stiefelspitzen des Marquis ruhten. Einige Sekunden war es still zwischen den beiden Männern.
„Es ist Ihre feste Absicht, handelnd in die Affäre einzugreisen?"
„Ich bin überzeugt, daß es zwecklos wäre. Sie von Ihrem Vorhaben abzubringen."
Um die Lippen Tarletons glitt ein kühles Lächeln.
»Ich sehe. Sie kennen mich. Ein solcher Versuch würde in der Tat ganz zwecklos sein."
„Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen?"
„Bitte."
„Lassen Sie mich bei Ihrem Vorhaben helfen."
Tarleton studierte eine halbe Minute aufmerksam das scharfgeschnittene Gesicht des Journalisten.
„Warum möchten Sie das?"
„Erstens weil Strakeau ein Karakter ist, der mich in hohem Maße interessiert."
„Sehr gut," sprach Tarleton nickend, „das ist ein guter Grund."
„Denken Sie an meine Musik-Psychologie. Strakeau würde ein ganzes Kapitel füllen."
die Waffen das letzte Wort sprechen werden oder zeit von 2 Stunden 57 Minuten an zweiter Stelle
nicht, denn bei dem Mangel an Lebensmitteln für Menschen und Tiere, besonders aber angesichts der ausgetrockneten Flüsse, Brunnen und Quellen seien kriegerische Operationen auf räumlich beschränktem Gebiet ein Ding der Unmöglichkeit, mit welcher die Armeeleitungen unter allen Umständen zu rechnen hätten. Außerdem appeliert der General an das Verantwortlichkcitsgefühl derer, in deren Händen
kommt. Hirth wird dritter.
Aus Staat una Umgebung.
Wildbad, 15. Sept. Unsere Badestadt ist aufs beste gerüstet zum Empfang all der lieben Gäste, die zum 50jährigen Jubiläum unserer freiwilligen Feuerwehr hierher kommen werden.
Es
die Entscheidung über Krieg oder Frieden liegt,! sind seit unserem letzten Bericht noch die Wehren da Hungersnot und Pestilenz einem Kriege auf! von Vaihingen a. E-, Schwenningen, Dürrmenz- dem Fuß folgen werden, da die Cholera bereits!Mühlacker, Stuttgart-Karlsvorstadt, Dillweißenin ganz vernehmlicher Weise an die Türe auch' stein, Althengstett, Feldrennach und Bückingen an- von Westeuropa geklopft habe. ! gemeldet worden, sodaß insgesamt 35 Wehren oder
—» » -.. «, -- .. , ,„ —»»» ! deren Deputationen vertreten sein werden. Wir
! entbieten allen Güsten ein herzliches „Willkommen";
Schwäbischer Ueberlandflug. ^ mögen sie alle recht genußreiche Stunden hier ver-
Friedrichshafen, 14. Sept. Der König leben, schönes Wetter mitbringen und noch oft in und die Königin von Württemberg ließen sich gestern freudiger Erinnerung unseres lieblichen Schwarz- auf dem Flugplatz des Zcppelingeländes die vier waldtales gedenken.
Flieger vorstellen. Der König sprach besonders Es dürfte allgemeinem Interesse begegnen, im Hirth und Vollmöller als Landsleuten seinen Glück- Nachstehenden über die der Uebung am 17. Sept, wünsch aus und dankte Vollmöller weiter dafür, zugrunde gelegte Idee Näheres zu erfahren, daß er durch seinen prächtigen, länger als eine Durch einen schadhaften Ofen ist in der Sakristei halbe Stunde dauernden Schauflug ubec Friedrichs- der evang. Kirche kurz vor 11 Uhr Feuer ausge- hafen und dem Bodensee denselben zu emem be- brachen, welches den östlichen Anbau der Kirche sonderen „Schwabenflug" gestaltet habe. Die auch sofort in Brand setzte.
Lotung des schwäbischen Ueberlandfluges über- Da gerade m dieser Zeit Gottesdienst ist, sind werft den Hinterbliebenen des verunglückten Flieget die Kirchenbesucher und insbesondere der Geistliche Eynng, der übrigens dreimal versichert war, aus auf der Kanzel in großer Gefahr, den verfügbaren Preisen 3000 Mark. Gleich von Anfang an war es zweifellos, daß
Friedrichshafen, 14. Sept. Hirth brauchte der Brand größere Ausdehnung annimmt, weshalb zu der rund 100 Kilometer weiten Strecke, zu auch sofort die gesamte Feuerwehr alarmiert wurde, welcher der schnellste Zug auf der Südbahn, der. Infolge heftigen Südwindes sind die 2 Ratbeiläufig bemerkt, der schnellste Zug in Württemberg Hausgebäude Nr. ^ 52 und rl 53, das Restaurant überhaupt ist, 1 Stunde 25 Minuten benötigt. Toussaint 72, sowie das Cast; Schmid ^ 71 nur 1 Stunde und 3 Minuten, Vollmöller 1 Stunde stark bedroht. Auch hört man beim Eintreffen der 26 Min., Hoffmann I Stunde 41 Min. und Feuerwehr Hilferufe zweier Frauen, welche die Lindpaintner, der als Vierter ankam, 1 Stunde Kirche besucht haben und in der Aufregung, weil 40 Min. Die Flieger hielten sich meist in einer sie nach unten den Ausgang versperrt sahen, den Höhe von 300 vis 500 Meter über dem Gelände, Weg nach oben gegen die Kirchenuhr genommen, da nach den Messungen der Friedrichshasener infolge des inzwischen eingetretenen Rauches aber Drachenstaiion in den größeren Höhen erheblich nicht mehr zurück können'; die übrigen Kirchenstärkere Winde zu erwarten gewesen wären. Die besucher haben sämtliche die Kirche ohne Unfall schnellste Fahrt entwickelte Hirth, der in Ulm als verlassen.
Erster onkam. Hirth führte allerdings auch den Der Kommandant gibt sofort folgende Be- stä ttsten Motor, einen 120 tt 8 österreichischen Daimler, fehle aus:
während Vollmöller und Jeannin nur 100 ?8 i. Zug: 1 Mann mit der sog. Wasserleiter rettet Motoren und Hoffmann und Lindpaintner noch den Geistlichen von der Kanzel. Die drehbare
schwächere Kraftmaschinen haben; für die Ge schwindigkeit kommt auch in Betracht, daß Hirth allein fuhr, die drei anderen Flieger aber Passagiere mit sich führten: Vollmvller den Marineoberleutnant Bertram, Hoffmann den Oberleutnant Albcecht vom Jns.-Regt. Nr. 120 und Lindpaintner den Leutnant Hailer vom 8. bayr. Jns.-Regt. in Metz.! In Friedrichshafen wurde den Fliegern ein sehr' herzlicher Empfang zuteil. Nachdem sie das Ziel- t band überflogen und die beiden Ehrenrunden für! den Grasen Zeppelin absolviert hatten, gingen sie j auf dem Gelände der Luftschiffwerft nieder. Voll- j möller blieb allerdings noch 45 Minuten länger in der Lust und machte einen Abstecher in den See hinaus: der erste erfolgreiche Flieger über dem schwäbischen Meer. Als fünfter erfolgreicher Fliegerist gestern abend 6 Uhr auch noch Jeannin hier eingetroffen. Er hat die Strecke Ulm-FriedrichS- hasen mit seinem Passagier, Leutnant Reuß vom Pionier-Bataillon 13 Ulm, in 57 V, Minuten zurückgelegt und wird somit, da Hirth für diese Strecke 64 Minuten gebraucht hat, den Ehrenpreis des Königs erhalten. Nach den bis jetzt vorliegenden Angaben dürfte Jeannin auch den 1. Preis für die Gesamtstrecke Weil-Reutlingen-Ulm-Friedrichs- hafen erhalten, die er in 2 Stunden 53 Minuten zurücklegte, während Vollmöller mit einer Aesamt-
mechanische Leiter stellt sich unmittelbar vor dein vorderen Eingang der Kirche auf und rettet die oben in der Kirche befindlichen zwei Frauen, hernach Wasser aus einem Strahlrohr auf den brennenden Teil der Kirche von Spritze 5.
Die zweite mechan. Leiter nimmt Aufstellung vor dem Rathanse 52 und erhält Wasser von Hydrant Nr. 24.
Die Steigerabteilung rettet mittelst Rettungsschlauches die in Gefahr befindlichen amtlichen Akten vom Rathause.
3 Buttenspritzen sind in Geb. Nr. ä. 44 des Schneiders Vollmer untergebcacht.
II. Zug richtet die große Anstellleiter auf die nördliche Seite des Kgl. Badhotels und erhält Wasser vom Hydrant Nr. 22.
Die Bockleiter erhält Aufstellung vor dem Cafe Schmid, Haus Nr. 71, und erhält zwei Strahl von Hydrant Nr. 23.
III. Zug: Der Hydrophor nimmt von der Postbrücke aus Wasser aus der Enz und gibt solches in das Wasserreservoir, welches auf der nördl.
^ Seite vom Hotel Post aufgestellt wird.
IV. Zug gibt von Hydrant Nr. 22 einen Strahl auf die große Aufstellleiter des II. Zuges; von Hydrant Nr. 23 zwei Strahl auf die Bockleiter
„Auch diesen Grund will ich anerkennen." > „Wir werden also ganz gut zusammen wirken,"' sprach Caree, über die Worte seines Freundes mit j einem verbindlichen Lächeln quittierend. „Sagen! Sie mir also, welchen Plan Sie entworfen haben."!
„Vorläufig noch gar keinen. Ich kam zu Ihnen i in der Hoffnung, von Ihnen einige Fingerzeige zu! erhalten. Sagten Sie mir mir nicht kürzlich. Sie! hätten Beziehungen zu Strakeau?"
„Direkte Beziehmltzen wohl nicht. Strakeau hat! in Paris, wo er längere Zeit weilte, auf irgend eine mir nicht bekannte Weise die Bekanntschaft meines Onkels Gringoire gemacht. Die beiden wurden ziemlich intim mit einander, was wohl daran liegen mag, daß Gringoire ein ebenso merkwürdiger Kauz ist als Strakeau. - Mein Onkel! war geradezu begeistert von ihm. Er schrieb mir! einen langen Brief über Strakeau und bat mich, wenn der Künstler nach London käme, diesen zu besuchen und ihm die Grüße Gringoires zu übermitteln."
„Haben Sie das schon getan? fragte Tarleton.
„Noch nicht."
„Nun also, ziehen Sie Ihren Frack an und lassen Sie uns zu Strakeau gehen".
„Gut, es sei," sprach er dann. „Vielleicht gewinne ich bei der Gelegenheit einen Einblick in das Wesen des merkwürdigen Menschen."
„Und ich in den Karakter der Frau und in das Familienleben des Paares," setzte Tarleton hinzu. (Forts, folgt.)
Vergänglichkeit.
Glücklich, glücklich, wer auf Stunden,
Auf Minuten sich vergißt!
Wer vergißt, daß er der Zeiten Hartgebund'ner Sklave ist!
Was soll alles Mühen, Streben?
Ewig trifft doch ein der Fluch:
„Du mußst sterben!" Auch dem Besten Winkt als Preis ein Leichentuch.
Willst du dich mit heißem Herzen Einem Menschen schließen an?
Hüte dich! die treu'ste Liebe Ist dem Tode unterthan.
Ew'ger Wechsel, ew'ges Scheiden,
Mahnung an Vergänglichkeit!
Ueber alle uns're Freuden Rollt zermalmend hin die Zeit!