Der Bürgermeister hielt eine Ansprache, auf die Fürst Wilhelm erwiderte.

Pforzheim, 7. Sept. Gestern verließ der größte Teil der Truppen unsere Stadt, um für einige Tage in der Umgebung Onanier zu beziehen. Zn der Nacht vom 11. auf 12. September ist ein allgemeines Biwak im Uebungsgelände am Hohberg geplant, nach welchem die Truppen hier noch einmal für 1^/2 Tage einquartiert werden sollen.

Pforzheim , 8- Sept. Gegen 5000 Personen mochten heute alsSchlachtenbummler" auf dem Manöverfeld sich befinden, um dem wunderbaren militärischen Schauspiel anzuwohnen, welches sich den Zuschauern darbot. Der hier seltene Anblick von Kavalleriegefechten und Attacken rief eine stürmische Begeisterung unter dem Publikum hervor.

Der bisher im allgemeinen auf 22 Pfg. pro Liter gehaltene Preis für Milch ist nunmehr auf 24 Pfg., in einigen Fällen sogar noch weiter erhöht worden. Dabei ist der Milchvorrat bei einzelnen Händlern mit dem Aufschlag noch knapper geworden. Auch die Gemüse werden bei der anhaltenden Dürre immer teurer, so daß man in den unteren Volks­schichten mit Besorgnis dem Winter entgegensieht.

Die Gartenkonzerte, welche die hier einquartierten Militärkapellen bieten, erfreuen sich fortwährend der Gunst des Publikums. In den letzten Tagen bewegten sich bei Doppelkonzerten 23000 Personen im Stadtgarten.

Weißen st ein bei Pforzheim, 6. Sept. Die Papierfabrik Weißenstein mit den beiden Zweig­geschäften Wangen im Algäu und Barmen konnte die 50jährige Jubelfeier festlich begehen.

Karlsruhe, 7. Sept. Ein Fliegerunglück ereignete sich auf dem Forchheimer Exerzierplatz. Der Flieger Paul Senge ist gestern abend kurz nach 6 Ühr mit seinem Flugapparat aus einer Höhe von etwa 30 m abgestürzt. Er erlitt bei dem Sturz einen Schädelbruch, Quetschungen und anscheinend innere Verletzungen. Man schaffte den Unglücklichen sofort ins Karlsruher Krankenhaus. Senge hatte gestern nachmittag einen gelungenen Flug in beträchtlicher Höhe über dem ganzen Exerzierplatz ausgeführt. Plötzlich neigte der Apparat sich auf die Seite und stürzte aus einer Höhe von etwa 30 m ab. Senge ist ledig und etwa 20 Jahre alt. Er widmete sich seit längerer Zeit dem Flugwesen und hat auch eine eigene Flugmaschine erbaut, mit der der Unglückssturz erfolgt sein soll.

Mannheim, 5. Sept. Auf schauerliche Weise verunglückte gestern abend in der Lackfabrik Bitterich am Neckarauer Uebergang der 65 Jahre alte Fabrikarbeiter Johann Baller. Der Mann wurde vom Schwungrad eines Motors erfaßt, das ihm den Kopf vom Körper riß.

Elster b erg, 7. Sept. Ein Großfeuer äscherte hier nachts das Fabrikgebäude der mechanischen Weberei von August Strobel, Kießig und Heger ein. 350 Webstühle wurden vernichtet. Der Schaden wird auf über 500,000 Mk. geschützt.

Erfurt, 8. Sept. Das LuftschiffSchwaben" mit dem Großherzog von Sachseil nebst Gemahlin an Bord ist heute nachmittag nach '/,9 Uhr in Gotha aufgestiegen. Es beschrieb um 9 Uhr eine Schleifenfahrt über Erfurt nnd führ in der Rich­tung Weimar weiter. Die Rundfahrt endigte gegen 11 Uhr. An der zweiten Fahrt, die eine halbe Stunde später begann, nahm der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Koburg und Gotha teil.

In Arnstadt entwendete ein Arbeiter drei Zeitungsexemplare, die von dem Austräger an eine Haustür gesteckt worden waren. Der Dieb­stahl wurde von einem älteren Arbeiter beobachtet, der einen Schutzmann von dem Vorfall in Kenntnis setzte. Der daraufhin wegen Diebstahls angeklagte Arbeiter, ein noch sehr junger Mann, gab zu, die Zeitungen an sich genommen zu haben, will sie jedoch auf demTrottoir" gefunden haben. Auf

Grund der sehr bestimmmten Zeugenaussagen kam das Schöffengericht Arnstadt zu der Feststellung, daß der Angeklagte den ihin zur Last gelegten Diebstahl begangen hat. Erschwerend wurde be­rücksichtigt, daß man gerade derartigen Eigentums­verletzungen scharf entgegentreten müsse, damit sie nicht allgemein einreißen. Das Urteil lautete auf zwei Tage Gefängnis. Es kommt leider recht häufig vor, daß Zeitungsnummern, die von außen leicht zu erreichen sind, entwendet werden; das Urteil des Arnstädter Schöffengerichts ist für Leute, die leicht geneigt sind, fremde Zeitungen mitgehen zu lassen, eine ernste Warnung.

. Köln, 6. Sept. Mehrere Burschen überfielen einen Fremden, der reiche Geldmittel bei sich trug, beraubten ihn und warfen ihn in den Rhein. Dein Manne gelang es, sich an einer Schiffskette so lange festzuhalten, bis er gerettet wurde.

Hamburg, 5. Sept. Der DampferSilvia" der Hamburg-Amerika-Linie ist auf der Reise von Aokohama nach Hamburg in Marseille mit Feuer im Schiffsraum eingetroffen. Der Brand konnte erst gelöscht werden, nachdem der ganze Raum unter Wasser gesetzt worden war.

Stettin, 7. Sept. Der Verkehr an der Städt. Sparkasse gestaltete sich heute morgen wesentlich ruhiger als an den Vortagen. Der Andrang der Abheber beginnt abzustauen.

Straßburg, 7. Sept. Oberleutnant Neu­mann ist mit seinem Passagier, dem Aviatiker Le- conte, die heute früh zu emer Fernfahrt von Mül­hausen nach Straßburg aufgestiegen waren, nach 6 Uhr. bei Bilzheim abgestürzt. Beide sind tot. Ueber das Flieger-Unglück wird noch weiter be­richtet: Der Apparat wurde um 6 Uhr 10 Min. bei Bilzheim gesichtet. Er senkte sich plötzlich sehr schnell zu Boden, wo er mit großer Gewalt auf­schlug. Beide Flieger erlitten Schädelbrüche und waren sofort tot. Der Apparat ist vollständig zerstört. Die Ursache des Unglücks ist, wie es scheint, auf eine plötzliche Störung des Motors zurückzuführen. Das Unglück ereignete sich zwischen Niederenzin und Bilzheim, östlich der Landstraße Heiligkreuz-Colmar zwischen 6 und r /27 Uhr in der Frühe. Der Absturz erfolgte aus 20 Meter Höhe.

Aus Metz wird berichtet: Die Kriegsbefürch- ! tungen arten in Metz beinahe zu einer Panik aus. ! Jeder Ausmarsch und jede Rückkehr der Regi­menter wird im Sinne der Mobilmachung be­sprochen. Die städtische Sparkasse wird seit vor­gestern geradezu bestürmt. In wenigen Stunden wurden dort 80000 Mark abgehoben.

Bern, 7. Sept. An der Eindämmung des großen Walobrandes an der Simmenfluh waren gestern den ganzen Tag über mehr als 700 Mann beschäftigt. Infolge des lebhaften Windes machte das Feuer gegen Abend wenere Fortschritte. Durch ausbrechendes Gestein wurden einige Leute von der Löschmannschaft verletzt. Den zahlreichen Fremden an den Ufern des Thuner Sees bietet der Brand, besonders während der Nachtstunden, ein eigenartiges Schauspiel.

Wien, 7. Sept. Kriegsminister v- Schönaich hat gestern seine Demission überreicht. Die Ent­schließung des Kaisers steht noch aus.

Wien, 7. Sept. Die an asiatischer Cholera erkrankte Steuermannsehesrau Marie Jäger ist heute früh gestorben. Auch bei 2 weiteren Kindern von ihr wurde das Vorhandensein von Cholera Vibrionen festgestellt.

Paris, 7. Sept. Das Budgct, das heute dem Ministerrat vorgelegt werden wird, ist durch fiskalische Maßnahmen ohne neue Steuern oder Anleihen ins Gleichgewicht gebracht worden. Die aus Anlaß der Lebensmittelteuerung eingesetzte Kommission hat sich dahin geäußert, daß eine Aenderung des Zolltarifs schwere Nachteile haben

würde und daß daher durch andere Maßnahmen' hauptsächlich durch Verbesserung der Transport­tarife die Lage gebessert werden müsse.

Toulon, 7. Sept. Während der gestrigen Flottenmanöver .stieß der PanzerkreuzerSaint Louis" bei dichtem Nebel mit dem Torpedoboots­zerstörerPoignard" zusammen. Der letztere trug ein starkes Leck davon und mußte von einem Schlepper in den Hafen gebracht werden.

London, 7. Sept. Als gestern in Shep- perds Bush 5 braune Bären und ein Eisbär vom Tierbändiger vorgeführt werden sollten, fielen die braunen Bären plötzlich über den Eisbären her. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf. Im Publikum brach eine Panik aus. Ein halbes Dutzend Wärter bemühten sich vergeblich, die Bären zu trennen. Der Kampf endete damit, daß der Eisbär mit tödlichen Wunden bedeckt am Boden liegen blieb und getötet werden mußte.

Spaniens berühmter Stierkämpfer Chica kam bei einem Stiergefecht in Madrid zu Fall und wurde von dem wütenden Stier furchtbar zu­gerichtet. Das Tier jagte dem Matador die Hörner durch die Schulter. Nach mehreren Stunden ent­setzlichen Leidens starb Chica.

Konstantinopel, 7. Sept. Gestern ereigneten sich hier 28 Neuerkrankungen und 20 Todesfälle an Cholera.

Marokko.

Nach aus Kiel eingetroffenen Meldungen dürfte die Marokkofrage als gelöst bezeichnet wer­den. In der Besprechung, die im Lauf des gest­rigen Vormittags an Bord derHohenzollern" zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler ge­halten wurde, soll eine prinzipielle Annahme der französischen Vorschläge, erfolgt sein. Die geringen Abänderungen, die Deutschland vorzuschlagen habe, dürften keinerlei Schwierigkeiten mehr bieten, ob­gleich die Behandlung der Einzelfragen sich aller Voraussicht nach noch wochenlang hinausziehen dürfte. Am Samstag, spätestens nächsten Diens­tag, werde eine offizielle Erklärung der deutschen Regierung erwartet. Ein Grund zu irgendwelchen Befürchtungen liege nicht vor.

Berlin, 7. Sept. Der gestrige Tag hat ent­gegen anderweiten Meldungen eine Unterredung zwischen dem Staatssekretär von Kiderleu-Wächter und Botschafter Cambon nicht gebracht. Der Reichskanzler kehrte erst gestern abend 8ff? Uhr von seiner Reise aus Kiel zurück. Wie das Bureau Herold weiter erfährt, wird die nächste Zusammen­kunft zwischen Kiderlen-Wächter und Cambon > ebenfalls heute und zwar im Laufe des Nachmit­tags stattfinden Dieseits liegt der berechtigte Wunsch vor, die Verhandlungen so schnell wie möglich zu Ende zu führen. Andererseits will man sich aber im Interesse des d?ulschen Handels mit der Phrase von der offenen Tür nicht ab­speisen lassen, sondern lieber jede Ueberstürzung bei. den Verhandlungen vermeiden, damit die Forderung der deutschen Regierung, dem deutschen Handel volle Freiheit in Marokko zu sichern, Punkt für Punkt vertraglich festgelegt wird, um so spätere Streitigkeiten zu vermeiden.

Berlin, 7. Sept. Der Berliner Vertreter derDaily Mail" telegraphiert seinem Blatte eine Aeußerung, die der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen, von Kiderlen-Wächter, anfangs der Woche zu zwei Vertretern einer ausländischen Macht getan haben soll. Kiderlen-Wächter habe darnach die gesamte Marokko-Angelegenheit in sämtlichen Einzelheiten auseinandergesetzt und dann hinzugefügt:Es wird keinen Krieg geben. Eine Erledigung unserer Differenzen mit Frankreich ist im Gange. Wir erhalten die offene Tür in Marokko und ein Territorium im Kongo. Kein deutscher

Augen flammten und seine Brust keuchte vor Er­regung.

sekundenlang herrschte Schweigen und lang­sam ebbte seine Erregung zurück.

Hier finde ich dich?" fragte er endlich, wobei seine Stimme rauher klang als sonst.

Sie antwortete nicht, doch in ihren Augen stand ein Schein, den der Mann noch nie in ihnen ge­sehen hatte.

,ZWarum verließest du das Konzert?"

Sie hatte die Frage erwartet was war wohl selbstverständliche, als diese Frage?

Mir wurde unwohl," sprach sie gepreßt.

So plötzlich?"

Ja."

Merkwürdig! Konntest du mir nicht wenigstens Bescheid sagen lassen? Ich suchte dich im ganzen Hause und habe mich sehr um dich gesorgt, da ich dich nicht fand.

Deine Sorge um mich ist ganz überflüssig."

Strakeau senkte den Kopf.

Daß du jede Gemeinschaft mit mir zurück- w eisest, weiß ich zur Genüge. Doch ich komme all deinen Wünschen mit der größten Rücksicht entgegen

ich könnte darum wohl erwarten, daß du mir gegenüber wenigstens die Gesetze der gesellschaftlichen Höflichkeit innehältst."

Das waren bittere Worte, doch Melitta hörte, wie ihr Gatte seine Erregung zurückzudrängen suchte. Sie sah, wie seine Augen an ihrem Gesicht hingen, finster und voll tiefer Trauer. Und so übervoll heißen Verlangens. Sie sah in seinen Augen die Qual seiner Seele.

Und wie aus weiter Ferne ertönte in der Seele eine leife, zaghafte Stimme, die für ihn sprach-

War es denn wirklich so ganz sicher, daß dieser Mann einen Mord begangen haben sollte? Wie furchtbar, wenn sie ihn in ihrem Herzen einer Untat angeklagt hätte, die er nie begangen I Wenn er anstatt eines Verbrechers ein Unglücklicher wäre, dessen verworrenen seelischen Zustand zu begreifen sie unfähig sei?

Du antwortest mir nicht?" sprach er, zu ihr aufblickend.

Du magst recht haben ich hätte dir Be­scheid sagen sollen," antwortete sie ein wenig ver­wirrt.

Woher kam dein plötzliches Unwohlsein?"

Ich weiß es nicht es war sehr heiß im Saale."

Bei diesen Worten schoß eine Feuerflamme in ihr Gesicht. Sie war das Lügen nicht gewohnt.

Und jetzt fühlst du dich wieder wohl?"

Nicht ganz. Ich sehne mich nach Ruhe."

Strakeau schwieg einen Augenblick.

Ich fühle mich heute abend so furchtbar ein­sam mehr als sonst. Und oft fürchte ich mich vor der Einsamkeit."

Er hielt inne, seine Augen forschten in ihren Zügen. Sie aber antwortete nicht.

Wenn es dir nicht unangenehm wäre, würde ich dich gebeten haben, dir eine Stunde Gesellschaft leisten zu dürfen"

Er brach ab, denn er sah, daß ihr Leib er­zitterte. Eine dunkle Glut flammte in seinem bleichen Antlitz empor.

Wenn dir jedoch wirklich nicht wohl ist," be­gann er abermals und seine Stimme bebte ein wenig,so will ich dich nicht zwingen. Ich wünsche dir also eine gute Nacht und gute Besserung."

(Fortsetzung folgt.)

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