Troyes, 2. Sept. Der Militäraviatiker de Grailly vom 8. Kürassierregiment stürzte bei Rigny-le-Ferron ab. Der Aeroplan sing Feuer, sodaß de Grailly verbrannte. Der Militär- aviatiker Camine stürzte bei Nangis ab, er war ebenfalls tot.

Bukarest, 1. Sept. Während eines heftigen Gewitters, das über Radowitz niederging, stand die ganze aus 6 Personen bestehende Familie eines Gutsbesitzers unter dem Vorbau des Hauses und sah dem schrecklich schönen Schauspiel der ununter­brochen niedergehenden Blitze zu. Plötzlich fuhr ein Doppelblitz in die Gruppe und tötete alle 6 Personen. Die 12jährige Tochter wurde dabei fast ganz verkohlst während die übrigen K Leichen kaum eine Spur von Verletzung zeigten.

Peterhof, 4. Sept. In der Kirche des großen Palais fand gestern mittag die Trauung der Prinzessin Helene von Serbien mit dem Prinzen Johann Konstantinowitsch statt. An der Feier nahmen u. a. teil der Kaiser und der König von Serbien.

Newyork, 1. Sept. Die Identität des Mannes, der unter dem NamenAlbert Marcel de Passy" am Dienstag im hiesigen Stadthause dir Ehe ein­ging, mit dem aus dem Heilbronner Gefängnis ausgebrochenen Hochstapler Max Schiemangk alias Graf Passy wurde gestern angeblich von dem Friedensrichter, der die Trauung des Paares vor­genommen hat, bestätigt. Das deutsche Konsulat hat festgestellt, daß die Handschrift desAlbert Marcel de Passy" in der von ihm im Lizenz- Bureau Unterzeichneten Erklärung mit der Hand­schrift des Hochstaplers Schiemangk, die in alten Akten im deutschen Generalkonsulat vorliegt, über­einstimmt, ebenso ist der Geburtsort der gleiche. Die Ankunft Passys erfolgte auf dem Hapagdamp- ferPhiladelphia" am 28. August. Auf dem gleichen Dampfer befand sich Florence Allendorf, die jetzige Frau des Grafen Passy. Beide hatten sich erst während der Ueberfahrt kennen gelernt und die Trauung erfolgte unmittelbar nach der Ankunft in Newyork. Eine Rentiere Allendorf wohnl in Berlin W.

Marokko

Berlin, 4. Sept. Heute werden hier die Ver­handlungen in der Marrokofrage zwischen Staats­sekretär v.Kiderlen-Wächter und Botschafter Cambon wieder ausgenommen. Die Spannung über deren Ausgang ist hier sehr groß.

Man liest in diesen Tagen viel von Sedans­feiern, bei denen des Ernstes der gegenwärtigen politischen Lage mehr oder weniger taktvoll gedacht wurde. Man sollte doch meinen, die Lage erfordere es, daß man etwas zurückhaltender wäre und daß in einem Augenblick, wo die Vertreter Deutschlands und Frankreichs die abgebrochen gewesenen Ver­handlungen bezüglich Marokkos wieder auszunehmen im Begriffe standen, jedes zu Mißdeutungen An­laß gebende Wort vermieden werden sollte. Man weiß doch nachgerade zur Genüge, wie empfindlich man in Frankreich bezüglich der deutschen Sedans­feierreden ist; und wenn auch aus Frankreich und insbesondere von den Grenzdistrikten allerlei Takt­losigkeiten gemeldet werden, so sollte dies bei uns doch nicht dazu benützt werden, mit gleicher Münze heimzuzahlen. Das gegenseitige Hetzen in der Presse hat sowieso einen Grad erreicht, der gewiß nicht fördernd aus einen friedlichen Ausgang der Ver­handlungen wirken kann. Es heißt jetzt ruhig ab- warten; alles andere ist müßiges Gerede.

Paris, 2. September. Nach der optimistischen Simmung der letzten Tage zeigt die Presse wieder eine pessimistische Haltung. Man befürchtet, daß

Deutschland nicht ganz Marokko dem alleinigen politischen Einstuß Frankreichs überlassen werde, was Frankreich zur unerläßlichen Bedingung für eine Entschädigungan Deutschland macht. In diesem Falle hat Cambon, wie man behauptet, strengen Auftrag, die Verhandlungen abzubrechen.

Ms ZlaSt uns Umgebung.

Wilddad, 5. Sept. Heute Dienstag findet in unserem Kgl. Kurtheater mit dem saktigen LustspielUnsere Frauen" die Abschiedsvorstellung statt. Wir wünschen dem gesamten Personal unter dem Ausdruck aufrichtiger Anerkennung der vorzüg­lichen Darbietungen dieser Saison noch ein aus­verkauftes Haus und rufen allen ein herzliches Lebewohl" undAuf Wiedersehen" zu.

Wildbad, 5. Sept. Am letzten Sonntag fanden in Anbetracht des herannahenden Feuer­wehrfestes wohlgelungene Uebungen unserer freiw. Feuerwehr statt. Leider gingen sie nicht ohne Un­fall ab, indem ein Angehöriger der Steigerabteilung, Flaschner Wendel, aus bedeutender Höhe abstürzte. Er trug komplizierte Verstauchungen der Füße und Verletzungen an der unteren Rückenpartie davon; innere Verletzungen scheinen glücklicherweise nicht vorzuliegen. Dem Verunglückten und seinen An­gehörigen wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Der Turnverein Wildbad hielt am letzten Sonntag sein alljährliches Abturnen ab. Die turnerischen Vorführungen bewiesen, daß im Verein fleißig gearbeitet wurde, und hatten ein zahlreiches Publikum angelockt. Wie gewöhnlich, fand auch ein Umzug mit Musik durch die Stadt mit nachfolgender geselliger Unterhaltung statt; daß dabei ein Tänzchen nicht fehlen durfte, ist wohl selbstverständlich.

Hl nt c v Hcr lt snöes

In der Schweiz starb dieser Tage «ine originelle Wirtin, dasRaseli" imStalden" in Muotatal, von der imLuzerner Tagbl." folgendes Geschlchtchen erzählt wird: Vor einigen Jahren kehrten bei ihr einige kantonale Regierungsbeamte aus Schwyz mit einem höheren Bundesbeamten ein. Dieurchige" Bergwirtin empfing die Gäste mit dem von ihr stets gebrauchten heimeligenDu" und es entspann sich sofort ein lustiges, lautes Gespräch. Auf einmal fragte der Bundesbeamte die Frau:Mi liebi Frau, worum duzt ehr mich, mer kennet ja enand nid und hend anand nu nie g'seh?" Da postierte sich aber das Raseli mit eingestemmten Armen vor denhohen Herrn" und sprach mit Ernst:, was bist du? Ich duz ä sogar Herrgott, und meh weder Herrgott wirst du nid si l"

(Abschreckende Erklärung.) Bauer:Was versteht ma' denn eigentlich unterhöherer Instanz," Herr Doktor?" Anwalt: Ungfähr das, was bei dir zu Hause die Bäuerin ist I" Bauer:Ah, jetzt begreif' ich'sl Da lass' ma's aber nachher liaber gut sei' mit der höhern Instanz!"

(Vielversprechend.)Begleiten Sie mich doch noch etwas, lieber Kollege; Sie können ja bei mir zu Mittag essenl"Darauf ist Ihre Frau Gemahlin gewiß nicht eingerichtet!"Unsinn, so viel wird immer gekocht; da kriegt der Hund einfach heute nichts!"

(Die Einnahme.) Gast:Der dicke Student sitzt von morgens bis abends hier; der verzehrt wohl viel Geld bei Ihnen?" Wirt:O ja . .. davon lasse ich meinen Sohn studieren!"

platzte aber die Reißbahn und der Ballon fiel rapid. Er befand sich gerade über Walldorfer Gebiet und geriet dort in die Hochspannung des hiesigen Elektrizitätswerkes. Professor Schütte erkannte sofort die Gefahr, warf schleunigst Ballast aus, und es gelang ihm, den Ballon wieder auf eine Höhe von 1900 Meter zu bringen. Die Situation war äußerst kritisch. Kurz darauf landete man glatt bei Not.

Berlin, 4. Sept. Der Kaiser hat sich gestern abend kurz nach 11 Uhr im Sonderzug zu den Flottenmanövern nach Kiel begeben.

Berlin, 2. Sept. Wie derLokalanz." er­fährt, wird sich der Reichskanzer am nächsten Montag aus einige Tage nach Kiel begeben, wo zu dieser Zeit auch der österreichisch-ungarische Thron­folger weilt. Man bringt dies Zusammentreffen mit der Marokkofrage in Verbindung.

Greifswald, 1. Sept. Wie die Greifs- walder Ztg. meldet, unternahmen vier Herren vom Lehrkörper des hiesigen Gymnasiums gestern nach­mittag eine Segelfahrt nach Rügen. Das Boot kenterte 12 Kilometer von Wieg entfernt. Zwei Herren wurden durch Fischer gerettet, die anderen zwei ertranken. Ihre Leichen wurden bis jetzt noch nicht gefunden.

Stettin, 2. Sept. Ein furchtbares Unglück ereignete sich heute nachmittag 4 Uhr in der Stepenitzer Bucht. Der Regierungsdampfer Strewe flog in die Luft infolge einer Kesselexplosion. Der aus dem Dampfer befindliche Baurat der Kgl. Wasser­bauverwaltung, Slesinsky, sowie der Maschinen­meister 1. Klasse Baggermeister Schröder, ferner der Schiffskapitän Laabe, Maschinist Hertzkys und Heizer Gnewoch, sowie der Matrose Broensen und noch zwei weitere wurden getötet, zwei andere tödlich verletzt.

Sw ine münde, 3. September. Ein großer Teil des Friedrichtaler Forstes steht in Flammen. Feuerwehr und Arbeiter sind zur Brandstätte ab­gerückt.

Memel, 1 Sept. In einem Dorfe bei Sköpten floh derVoss. Ztg." zufolge nach einem Ehestreit eine Bauernfrau mit ihrem Kinde in einem Kahn über den Gilgefluß., Der Ehemann verfolgte sie schwimmend und erreichte sie mitten im Fluß. Im Handgemenge stürzte der Kahn um, das Ehepaar und das Kind ertranken.

Bremen, 2. September. Auf der Werft des Bremer Vulkan in Vegesack ist ein Gerüst zusammengebrochen, wobei 11 Arbeiter» in die Tiefe stürzten. 6 wurden schwer und 3 leicht verletzt.

Straßburg, 2. Sept. Seit einiger Zeit herrscht beim hiesigen Württemberg. Jns.-Reg. Nr. 126 die Ruhr; nach einem schon vor Wochen gutartig verlaufenen Fall sind gestern 3 weitere Angehörige des Regunents daran erkrankt und ins Garnisonlazarett verbracht worden.

Jnnsbrucc, 2. Sept. Ein Gewitter mit Orkan hat bei Hall großen schaden angerichtet. In St. Geroldt (Vorarlberg) büßten bei einem Brande zwei Kinder ihr Leben ein.

Salzburg, 4. Sept. Erzherzog Franz Fer­dinand reiste gestern abend 10 Uhr von der Station Wersen zu den deutschen Flottenmanövern nach Kiel ab. Im Gefolge des Erzherzogs be­finden sich Flügeladjurant Brosch, Linienschiffs­leutnant Hauer, Marinekommandant Graf Monte- cuccoli, Vizeadmiral Haus uud Schiffskapitän Kailer.

Paris, 3. Sept. Der Flieger Marron, welcher gestern spät abends von Chartres aus einen Ueberlandslug unternahm, stürzte auf freiem Felde ab. Das Flugzeug geriet in Brand und Marron wurde als vollständig verkohlte Leiche aufgefunden.

Ja, was nun?" Diese Frage beschäftigt auch mich seit dem Augenblick, da ich Strakeau sah."

Wie steht sie mit ihrem Manne?"

Ich konnte darüber keine Auskunft von ihr bekommen, doch habe ich Grund zu der Annahme, daß das Verhältnis zwischen den Ehegatten sehr viel zu wünschen übrig läßt."

Bist du dir klar darüber, ob du aus Rücksicht auf die Frau auf eine Verfolgung ihres Gatten verzichten willst?"

Darüber eben bin ich mir nicht klar," ent- gegnete Edelhagen mit einem tiefen Seufzer. Wüßte ich, daß die, beiden in einer glücklichen Ehe lebten, so würde ich, um das Glück Melittas nicht zu stören, der Sache ihren Lauf lassen."

Tarleton schüttelte unzufrieden den Kopf.

Diesen Standpunkt halte ich nicht für richtig. Dem Recht muß Genüge geschehen, ohne Rücksicht auf Personen."

Was habe ich aber davon, wenn ich den Menschen zerschmettre und mit ihm sein Weib? Denkst du, ich könnte in späteren Jahren in dem

Gedanken Befriedigung finden, mich gerächt zu haben um einen solchen Preis?"

Höre, mein Junge, suche dich dem Wahne zu entreißen, als seist du deiner ehemaligen Geliebten irgendwelche Rücksicht schuldig. Du kennst die Lebensgeschichte der Dame doch zu wenig."

Was willst du damit sagen?" fragte Edel­hagen, indem ein leises Rot in seine Wangen stieg.

Du wirst mir nicht böse werden, wenn ich dir meinen Gedankengang mit klaren Worten vortrage?"

Bewahre."

Nun, so höre. Melitta Kroning war Variete- Sängerin. Man setzt bei diesen Damen von selbst keine allzuhohe Moralität voraus. Du warst da­mals noch jung. Nach deinen eigenen Aussagen lebtest du in einem halb traumhaften Zustande zurückgezogen in die stille Einsamkeit deines Gar­tenhauses, umgeben von Büchern, schwelgtest in Musik und Lyrik und hattest dazu einen Unterton von Todesahnung. Du sahst die Welt in einer ganz eigenen, der Wirklichkeit nicht entsprechenden Gestalt. Da trat Melitta Kroning in diese phan­

tastische Welt hinein. Sie war für dich die Re­präsentantin der Schönheit, der Musik, der Kunst. Dabei war sie vielleicht wirklich schön, in deinen Augen eine strahlende Erscheinung. Daß die Glo­riole, die sie umgab, aus Lampenlicht, Schminke und Flitter bestand, das sahst du nicht. Du warst begeistert, hingerissen. Du suchtest, mit ihr in persönlichen Verkehr zu treten, und es gelang dir. Daß es dir auch gelungen wäre, wenn du anstatt des kunstbegeisterten, schwärmerischen Jünglings irgend ein krummbeiniger banaler Geldprotz ohne Bildung und Gefühl gewesen wärest, kam dir nicht in den Sinn. Du liebtest sie was war natür­licher, als daßsie den Sohn des bekannten Millionärs wieder liebte. Nun stelle dir die Situation klar vor Augen: Diejenige, die damals deine Vertraute war, die dein Wesen, deine Gewohnheiten, dein ganzes Leben genau kannte, ist heute die Frau des Menschen, der dich beraubte."

O, welch häßliches Bild rückst du vor meine Augen!" rief Edelhagen mit brennenden Wangen, Ich will nicht hoffen, daß du andeuten willst. Melitta Kroning sei die Mitwisserin des Ver­brechens ihres Mannes." (Fortsetzung folgt.)