Paris, 21. August. Der Kriegsminister hielt in Trefoux (Dep. Am) auf einer landwirtschaftlichen Ausstellung eine Rede, wobei er unter anderem sagte: »Gewiß, wir sind eine friedfertige Nation, aber wir blicken mit Stolz aus unsere ruhmreiche Vergangenheit, wir wollen aus keine unserer Ueber- lieferungen verzichten. Das Vertrauen, das wir in die Geschicke des Landes haben, gilt ebenso den Wirklichkeiten der Gegenwart, wie den Möglichkeiten der Zukunft. Ich trinke auf das republikanische Frankreich, das seit einigen Atonalen der Welt ein so schönes Beispiel nationalen Stolzes, nationaler Tatkraft und Größe gibt.
Paris, 20. August. Der Handels- und Schisfahrtsvertrag zwischen Frankreich und Japan ist gestern unterzeichnet worden. In dem aus 10 Jahre abgeschlossenen Vertrag sichern sich die beiden Nationen gegenseitig die Meistbegünstigung.
London, 21. Aug. Im „Daily Ehronicle" findet sich heule morgen folgende ausfällig gedruckte Notiz: „Gestern abend verbreitete sich ein absurdes Gerücht von einer zwischen Frankreich und Deutschland entstandenen schweren Krisis. Es ries große Aufregung hervor und verursachte den Zeitungen, deren Telephone den ganzen Abend keine Ruhe hatten, viele Mühe. Das beunruhigende Gerücht ist grundlos". Von anderer Seite wird versichert, daß das Gerücht daraus zurückzusühren sei, daß das französische Kriegsmimsterium plötzlich alle Vorbereitungen für die Herbstmanöver abgebrochen habe. Als Grund für diese sehr auffällige Maßnahme wird die anhaltende Dürre angegeben.
London, 21. Aug. „Daily Graphic" allein bespricht das deutsch-russische Abkommen. Deutschland ser ganz berechtigt, das Abkommen als Triumph seiner Diplomatie in Anspruch zu nehmen. Das Abkommen löse Rußland von der Kombination der Mächte los, die aus verschiedenen Gründen die Bagdadbahn bekämpfen, und sichere Deutschland in Noropersien eure Stellung, die, soweit Vertragsrechte mit Rußland in Betracht kämen, besser sei, als die Stellung Englands.
Der Eisenbahnerausstand in England ist «beigelegt", aber er ist noch nicht zu Ende. Da und dort brennt es noch oder schlagen neue Flammen aus dem rauchenden Gemäuer. Alan kann nicht gerade sagen, daß die Masse der englischen Eisenbahner, was Solidarität und Disziplin anbelangt, einen besonders überwältigenden Eindruck machten. Jeder Platz und jede Berussgruppe handelt aus eigene Faust und auch da nicht in sich geschlossen. Die berühmten Gewerkschaften erweisen sich als ziemlich machtlos. Immerhin scheint im ganzen die Ausstandsbewegung ihrem Ende zuzugehen.
Petersburg, 20. Aug. Die „Retsch" führt zu dem deutsch-russischen Abkommen über den nordpersischen Eisenbahnbau u. a. aus: „Obwohl das Abkommen ausschließlich wirtschaftlichen Charakter hat, wird ihm doch in den leitenden Kreisen eine große politische Bedeutung im Sinne eines Beweises für die Festigung Ser sreundschaft- lichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland beigemessen.
Petersburg, 22. Aug. In den Stahlwerken von Sormovo hat sich bei dem Gießen eines Stahlankers eine entsetzliche Katastrophe ereignet. Die Form zersprang infolge einer Nachlässigkeit und' Tausende Kilogramm flüssigen Metalls ergossen sich in den Arbeitsraum. Es verbrannten dabei zehn Arbeiter.
Nowotscherkask, 22. Aug. In einem nahen Gehöft sind sechs Personen in der grauenvollsten Weise ermordet worden.
Lissabon, 20. August. Die konstituierende Versammlung proklamierte die Verfassung am Montag. Die Wahl des Präsidenten der Republik wird am Donnerstag, die des Senats am Freitag stattfinden.
Athen, 22. Aug. Die ganze Presse kommentiert lebhaft die Tatsache, daß 25000 Mann türkischer Truppen an der griechischen Grenze zusammengezogen worden sind. Man sieht darin eine Pression, die die Pforte auf die hellenische Regierung zur Lösung der Kretafrage ausüben will.
Mis StaiU «ma Umgebung.
Wildbad, 24. Aug. Laut Staatsanzeiger vom 21. August sind vom 1. Oktober ds. Js. ab in dem Amtsgerichtsbezirk Neuenbürg neben dem am Amtsgerichtsitz befindlichen Gerichtsvollzieher zwei weitere Gerichtsvollzieher mit auswärtigem Amtssitz und räumlich abgegrenztem Geschäftsbezirk bestellt, nämlich je ein Gerichtsvollzieher in Wildbad und Herrenalb. DemGerichtsvollzieherinWildbad sind die Gemeinden Wildbad mit Nonnenmiß und Sprollenhaus, Beinberg, Calmbach, Enzklösterle, Höfen, Jgelsloch, Langenbrand, Maisenbach, Oberlengenhardt, Schömberg, Schwarzenberg, Unterlengenhardt; dem Gerichtsvollzieher in Herrenalb sind die Ge
meinden Herrenalb, Bernbach, Conweiler, Dennach, Dobel, Loffenau, Neusatz, Rotensol zugeteilt.
Neuenbürg, 21. August. In Ottenhausen ist in der Nacht zum Sonntag das Wohnhaus des Goldarbeiters Wilh. Psrommer aus unbekannter Ursache niedergebrannt. Der Schaden beträgt 14000 Mk.
Eßlingen, 23. August. Auf dem heutigen Obstmarkt betrug die Zufuhr 20 Ztr-, Preis 5 Mk. für den Zentner.
Stuttgart, 22. August. (Kartoffelgroßmarkt.) Zufuhr 150 Ztr. Preis 5 Mk. 20 Psg. bis 5 Mk. 40 Psg. für 50 Kilogr. —
Calw. Die hier im Jahre J908 gegründete „Neue Höhere Handelsschule Calw" (Direktion Zügel und Fischer) hat sich während der kurzen Zeit ihres Bestehens durch ausgezeichnete Erfolge einen sehr guten Ruf erworben. Die Frequenz ist derartig gestiegen, daß dem imposanten, schön gelegenen Anstaltsgebäude ein großer Erweiterungsbau angefügt werden mußte, der nüchstdem beziehbar ist. Die ganze Anlage, welche in architektonisch vorteilhafter Weise den südwestlichen Teil der Stadt krönt, gewährt einen wuchtigen und doch freundlichen Anblick. Die Anstalt ist Pensionat und umfaßt eine Handelsschule, eine Realschule mit Vorbereitung für das Einjährigen-Examen sowie eine Abteilung für Ausländer.
Schuldbeladen.
Roman von Heinrich Tiadem.
(Nachdruck verboten)
„Nein, gnädige Frau," entgegnete Edelhagen mit tiefem Ernst, „ich kam nicht, weil ich in jener Stunde mit dem Tode rang."
Er fühlte, wie bei diesen Worten durch den Körper der jungen Frau eine Bewegung zuckte. Einen schnellen Blick warf sie zu ihm empor, halb verwundert, halb zweifelnd.
„Ja, es ist so. Zu jener Stunde, da Sie mich erwarteten, lag ich in tiefer Bewußtlosigkeit, und als ich meine Augen aufschlug und mich in meinem Bette fand und sah,, wie im Westen die Sonne unterging, da dachte ich daran, daß Sie nun im Tuskulum ihre Lieder singen und mich erwarten würden. Das war mein einziger Gedanke an jenem Tage —§ ach, der einzige für viele Tage, die nach diesem folgten. Ich versank von neuem in Bewußtlosigkeit — ein schweres Nervenfieber hatte mich ergriffen und an manchem Tage erwartete man mein Ende. Doch die Wissenschaft, die sich schon vor dieser Krisis in der Begutachtung meines Körperzustandes getäuscht hatte — Sie erinnern sich, daß man mich für lungenleidend hielt — täuschte sich abermals. Ich blieb nicht nur am Leben, sondern ich erwachte eines Tages in einem Zustande, der wohl äußerst schwach, doch im allgemeinen so beschaffen war, daß man mich wohl oder übel für einen gesunden Menschen halten mußte. Und als ich erstaunte Blicke umherwars, sah Ich, daß während der langen Fiebernacht sich alles verändert hatte. Das Laub war fahl geworden und in den Winden wirbelten welke Blätter. Und als man mich zum erstenmale hinaussuhr, in dichte Decken verpackt, da waren die Promenaden leer, die Kurgäste waren verschwunden, das Tuskulum geschlossen — und Sie — fort — ohne Spur und Gruß."
Melitta hielt während dieser Erzählung den Kopf gesenkt, und so bemerkte Edelhagen nicht, wie bleich ihr Gesicht geworden war.
„Daran habe ich damals nicht gedacht," sprach sie nach einer Weile leise, „obwohl — ich wußte, daß Sie leidend waren. Sie wissen, daß es deswegen zwischen uns zu Konflikten kam."
Ein trauriges Lächeln huschte um die Lippen des Mannes.
„Ja, ich erinnere mich dessen gar wohl. Sie weigerten sich, mich zu heiraten, um nicht bei meinen Verwandten in Verdacht zu kommen, Sie spekulierten auf mein Erbe. Der Tod muß damals dicht an meiner Seite gestanden haben."
Er schwieg einen Augenblick, während sein Blick mit warmem Schein auf dem bleichen Gesicht Melittas ruhte. Unwillkürlich preßte er ein wenig den Arm, der lose auf dem seinigen ruhte.
„Ja, Melitta, die Erinnerung an diesen Zug in Ihrem Wesen war es zum großen Teil, die mich immer wieder von neuem antrieb. Sie zu suchen. Ich wußte, Ihre Liebe zu mir war rein, selbstlos und edel."
„Während jener Tage, da ich vergeblich auf ein Lebenszeichen von Ihnen hoffte, schrieb ich Ihnen zwei Briefe. Im zweiten teilte ich Ihnen mit, wohin ich nach Beendigung meines Engagements im Tuskulum gehen würde. Auf beide Schreiben ' erhielt ich keine Antwort", sprach Melitta langsam.
„An meinem ^Krankenbett saß mein Vater," antwortete Edelhagens nach kurzem Schweigen. „Er war ein zärtlicher Vater, undj wenn seine Sorge um den Sohn ihn in diesem Falle zu einem Unrecht verleitete, so bedaure ich das; doch ich vermag nicht, dem Toten einen Vorwurf ins Grab nachzusenden."
„Wie könnten Sie das," versetzte Melitta bitter, „war es doch Pflicht Ihres Vaters, seinen Sohn vor den Verführungen einer Brettl-Sängerin zu behüten".
„Sie dürfen nicht vergessen, daß mein Vater in schwerer Sorge um den einzigen mit dem Tode ringenden Sohn lebte — und daß er Sie nicht kannte."
„Wozu auch diese Erörterungen? Ich bin nun überzeugt, daß ich Ihnen lange Zeit in Gedanken Unrecht tat und bitte Sie um Verzeihung."
Und als Edelhagen nicht sofort antwortete, fuhr sie fort:
„Da nun wohl der Zweck unserer Unterredung erfüllt ist, bitte ich Sie, mich zum Portal der Albert Halle zu geleiten. Ich möchte verhindern. Laß mein Mann meine Abwesenheit bemerkt."
Edelhagen schüttelte mit trauriger 'Miene den Kopf. „Muß ich Ihnen sagen, gnädige Frau, wie tief es mich schmerzt, daß Sie so kalt und teilnahmslos sich von mir wenden, nachdem ich Jahre lang nach Ihrer Spur suchte? O, wenn ich bedenke, wie anders unser Verhältnis sein könnte, wenn nicht damals eine verruchte Mörderfaust in mein Leben eingegriffen hätte —"
Melitta blickte erstaunt empor.
„Was sagen Sie?"
»Ach, Sie wissen noch gar nicht, was mich damals so plötzlich niederwarf. Hören Sie also. Als ich an jenem verhängnisvollen Abend von Ihnen ging, war ich in der wunderbar glücklichen Stimmung, die jeden Abend, nachdem ich Sie sah, meine Seele hob. Sie kannten diese Stimmung — oft habe ich sie Ihnen geschildert, ja. Sie müssen sich erinnern, daß ich meine Gefühle in eine Komposition ergoß —"
„Ich weiß — „Von der Insel der Seligen", unterbrach Melitta den Erzählenden und ein wehmütiges Lächeln huschte über ibr bleiches Gesicht.
„O, Sie wissen das noch!" rief Edelhagen.
„Mehr noch, die Abschrift, die Sie mir damals gaben, ist noch in meinem Besitz."
Ein glückliches Lächeln verklärte die Züge des Mannes, dann seufzte er tief auf.
„O, Sie haben mich geliebt — ich weiß es — vielleicht gar —"
„Fahren Sie nicht fort!" wehrte Melitta mit rauher Hast.
(Fortsetzung folgt.)
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