Botschafter und dem stellvertretenden russischen Minister des Auswärtigen unterzeichnet morden ist. Das Abkommen entspricht den Grundzügen der Ankündigung, die bald nach dem Potsdamer Zaren- besuch vom Reichskanzler im Reichstage eingebracht wurde.

Mannheim, 19. Aug. Der Ausstand in der Bad. Anilin- und Sodafabrik ist beendigt. In einer heute vormittag gehaltenen Versammlung der Ausständigen wurde beschlossen, die Arbeit am Montag bedingungslos wieder aufzunehmen. Es sollen sämtliche Arbeiter wieder angestellt werden. Zur Zeit waren noch 1900 Arbeiter ausständig.

Frankfurt a. M., 20. Aug. In den Opel­werken in Rüsselsheim brach heute nacht 1 Uhr ein furchtbarer Brand aus, der einen großen Teil des Fabrikgebäudes in Asche legt« und Tausende von Fahrrädern und Nähmaschinen vernichtete. Man schätzt den Schaden auf 4 bis 5 Millionen Mark. Ein Mann ist verbrannt, ein zweiter wird vermißt. Eine große Anzahl von Unfällen ist vor­gekommen. 23000 Arbeiter werden in Mit­leidenschaft gezogen. Nach vierstündiger Arbeit wurde man des Feuers Herr.

Stettin, 19. Aug. Bei einem in Freienwalde in Pommern ausgebrochenen Brande zweier Tag­löhnerhäuser wollte ein junges Mädchen eine alte Frau retten, die sich in einem der brennenden Häuser befand. Die Absicht mißlang und das heldenmütige Mädchen kam samt der alten Frau in den Flammen um.

München. 19. Aug. Der bekannte Ausbrecher Schiemangk weilt seit dem 17. August in München. Er hat, ähnlich wie vor einigen Tagen in Berlin, an dieMünchener Neuesten Nachrichten" einen von München datierten Brief geschrieben, in welchem er mitteilt, daß er bei der großen Hitze es vor­gezogen habe, Berlin zu verlassen, um den dortigen Schutzleuten und Kriminalbeamten das Leben nicht zu schwer zu machen. Er verulkt dann die Ge- sängnisverwaltung in Heilbronn und erzählt, daß er im Hofbräu in München schon einige Maß ge­trunken und sich bei einer Autofahrt die Hand ver­letzt habe. Er ziehe München vor, weil hier die Schutzleute und Kriminalbeamten nicht so scharf seien wie in Berlin. Uebngens hätte er sich so verändert, daß man ihn doch nicht wiedererkennen! würde. Zum Schlüsse betont er natürlich seine Unschuld, die sich eines Tages noch erweisen werde.

München, 18. Aug. In selbstmörderischer Absicht übergoß sich heute mittag ein 17jähriges Dienstmädchen im Walde bei Höllriegelkreuth mit Spiritus und zündete sich an. Das Mädchen' wurde, am ganzen Körper verbrannt, noch lebend! in die chirurgische Klinik in München eingeliefert.

Innsbruck, 19. Aug. Der Waldbrand bei' Gosfensaß wird auf eine Ausdehnung von 200 > Joch geschätzt. Die Ortschaft Pslers ist ernstlich bedroht. In Gosfensaß herrscht unter den Sommer­gästen große Aufregung. Der Bürgermeister er­suchte in Botzen um militärische Hilfe. Diese wurde aber unter Hinweis auf die Manöver ver­weigert, dagegen wird aus Triest eine Kompagnie Pioniere nach Gosfensaß abgeschickt werden. Eine Eindämmung des Feuers scheint angesichts des unzugänglichen Terrains und der herrschenden Trockenheit unmöglich.

Paris, 19. Aug. Aus Toulon wird gemel­det; Der Marineminister hat angeordnet, daß die für den 4. September anberaumte Flottenschau auf der Reede von Des Vignettes stattfinden soll, da die Reede von Toulon unzureichend erscheint. Präsident Falliöres wird der Flottenschau an Bord des PanzersPothuau" beiwohnen. Den Mitgliedern des jParlaments und den Vertretern der Presse sind die KreuzerFoudre" undCasa­blanca" zur Verfügung gestellt worden. Delcasse hofft, daß die Flottenschau, die die Seemacht Frankreichs in imposanter Weise zum Ausdruck bringen soll, wesentlich dazu beiiragen wird, die öffentliche Meinung zugunsten der Flotte zu beein­flussen.

Paris, 20. Aug. Ministerpräsident Caillaux hatte eine auffallend lange, sehr bedeutsame Unter­redung mit dem Minister de Selves über die tieferen Ursachen der unvermeidlichen Unterbrechung der Berliner Verhandlungen. Im Ministerium des Aeußern wird erklärt, daß im Augenblick an eine Aenderung der französischen Regierungs-Vor- ichläge nicht zu denken sei.

Paris, 18. Aug. DasJournal" meldet, daß eine französische Truppenabteilung unter der Führung des Hauptmanns Chauvelat dem Stamme der Dudrurah am 29. Juni bei Sokotane im Wadaigebiet eine schwere Niederlage beigebracht habe. Die Wadaileute ließen 130 Tote auf dem Schlachtfelde zurück. Die Franzosen hatten nur zwei Verwundete.

Rom, 21. Aug. Der Papst kann als voll­ständig wiederhergestellt gelten. Er nimmt vor­aussichtlich morgen seine gewöhnlichen Garten- spaziergänge wieder auf.

London, 18. Aug. Der Generalstreik der Eisenbahner ist vom Streikkomitee in 1500 Tele­grammen an die Sekretäre der lokalen Gewerk­schaften proklamiert worden.

London, 19. August. Die Streiklage hat sich gegen Abend verschlimmert. Die nach Schott­land und Irland bestimmten Postsendungen sind unter militärischem Schutze befördert worden. Von Marylebone-Station sind keine Züge nach dem Norden abgegangen, der Bahnhof liegt seit 5 Uhr nachmittags im Dunkeln Auf den Untergrund­bahnen verkehren nur wenige Züge. Zwischen Viktoria- und Kristallpalast-Station wurden die Fensterscheiben eines Zuges mit Steinen einge­worfen. Die Zugänge zur Euston-Station wurden von Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett bewacht.

London, 18. Aug. In London spielten sich in den früheren Morgenstunden Szenen ab, wie sie die Themse-Stadt noch nie gesehen hatte. Viele der Vorstadt-Bahnlinien sind durch den Streik desorganisiert. Obwohl der Dienst nicht völlig aufgehoben war, genügte die Anzahl der Züge nicht, um die Hunderttausende nach der City zu befördern. Man stürzte deshalb nach den vom Streik verschonten Straßenbahnen, aber diese konnten die Hochflut nicht bewältigen. So mußten Tausende und Abertausende im Morgensonnen­schein nach der viele Meilen weit entfernten Stadt wandern. Auch die unterirdischen elektrischen Bahnen sind schon in Mitleidenschaft gezogen. Verschiedene Billettschalter find geschlossen. Die großen Londoner Bahnhöfe gleichen Zeltlagern.

London, 20. Aug. Der Eisenbahnerausstand ist durch einen Vergleich beigelegt.

Petersburg, 18. Äug. In Tomsk erschoß ein betrunkener Leutnant namens Latusin den mehrfachen Millionär Kutscherin.

Konstantinopel, 10. Aug. Wie Tanin meldet, wird der Thronfolger, der auf Einladung des deutschen Kaisers in der nächsten Woche nach Berlin reist, drei Tage als Gast des Kaisers in Berlin verweilen. Der Thronfolger wird von dem Chef der Kavalleriesektion des Kriegsministeriums, General Salih, seinem Zermoniemeister Nesib und zwei Flügeladjutanten begleitet sein.

Konstantinopel, 21. Aug. An Cholera sind insgesamt 893 Personen erkrankt und von ihnen 502 gestorben.

Hur Ziailt lina Umgebung.

-m Wildbad, 22.Aug. sKgl. Kurtheater.s Die gestrige Wiederholung des LustspielsDie goldene Eva" bot wiederum einen hohen Kunst­genuß. Die Darsteller der Hauptrollen, Frl. Fraed- rich als die eitle und ehrsüchtige, im Grunde aber herzensgute schöne Frau Eva und Herr Rohde als der frische, unverdrossene Augsburger Goldschmieds- geselle Peter, der schließlich diegoldene Eva", seine verwitwete schöne junge Meisterin trotz deren anfänglicher scheinbarer Abneigung für sich erobert, nachdem fein Rivale, der gänzlichabgebrannte" Graf Zeck als Windbeutel entlarvt ist, boten bei künstlerisch vollendetem Spiel prächtige Figuren. Auch die Vertreter der übrigen Rollen trugen ihr Bestes bei, besonders Herr Grosse als Ritter Hans von Schwetzingen und Frau de Scheirder als Wirt­schafterin Barbara. Morgen, Mittwoch, kommt wegen Erkrankung eines Mitglieds stattDer fesche Rudi" das LustspielRenaissance" zur Aufführung, am Donnerstag die elsäßische 4aktige Komödie Die Schmuggler".

Schuldbeladen.

Roman von Heinrich Tiadem.

(Nachdruck verboten)

Und sie hatte am Fenster gesessen und seine unsteten Wanderungen mit trockenen, schmerzenden Augen verfolgt, ihre Finger hatten sich verzweif­lungsvoll ineinander gekrumpft doch sie hatte nicht den Mut gehabt, zu ihm zu gehen und sich zur Gefährtin seiner dunklen, von bitterstem Leid durchtobten Stunden zu machen sie hatte nicht den Mut gehabt, ihn hinaufzurufeu an ihre Seite, um seine düstere Seele mit der ihren, die von Natur zart und licht war, zu erhellen und auf­zurichten, und seiner verlangenden Liebe die ge- gewährende Hingabe des Weibes zu bieten.

Daran dachte Melitta, während sie mit ihrem Gatten durch die lärmenden Straßen Londons fuhr.

Ach wie sollte das enden I fragte sie sich mit einem so schmerzlich tiefen Seufzer, daß Stra- keau mit einer hastigen Bewegung den Kopf hob. Doch das Gesicht seines Weibes war auf das Fenster gerichtet, als betrachtete sie aufmerksam die Vorgänge des Straßenlebens.

Die Albert-Halle, das vornehme Londoner Konzerthaus, war am heutigen Abend von einer kunst- und sensationsbegierigen Gesellschaft belebt. I Der Geiger Strakeau war in dem Kunstleben der

Metropole die Sensation des Tages. Merkwürdige Gerüchte waren über diesen Menschen im Umlauf, allerhand Vermutungen wurden ausgetauscht, sogar die Kritiken der maßgebenden Blätter waren auf einen geheimnisvollen Ton gestimmt kurz, es war alles geschehen, um die größte Neugierde zu erwecken, und man hatte das Verlangen, den selt­samen Künstler zu sehen und geigen zu hören. Von Berufenen und Unberufenen war so vieles und so Verschiedenartiges je nach Empfinden in das Spiel Strakeaus hinein geheimnist worden, daß nie­mand von denen, die etwas auf sich und ihre Mein­ung gaben, versäumen durfte, selbst zu sehen und zu hören.

Infolge dessen war der große Saal der Albert- halle bis auf den letzten Platz ausverkauft.

Die Equipage Strakeaus hielt vor einer Seiten­tür des Gebäudes, die zum Büro und zu den Künstlerzimmern führte.

Melitta wußte, daß ihr Gatte in den letzten Minuten vor seinem Auftreten und ebenso, falls er an einem Abend zweimal auftrat, in der Zwi­schenzeit gänzlich allein sein mußte.

Auch heute zog er sich, nachdem er sie zu ihrer Loge geleitet hatte, in das für ihn reservierte Zim­mer zurück.

Melitta hielt sich nur wenige Minuten auf ihrem Platz auf; als sie annehmen konnte, daß ihr Gatte nicht mehr in der Nähe sei, trat sie auf den Korridor hinaus und verließ mit schnellen Schritten das Gebäude. Sie eilte durch die Ex- Hibition-Road bis zur Ecke des Nationalhistorischen Museums. Hier trat ein Herr auf sie zu, lüftete höflich seinen Hut und streckte ihr die Hand ent­gegen, in die sie zögernd zwei Finger der ihrigen hineinlegte.

Ich danke Ihnen, gnädige Frau, daß Sie sich Ihres Versprechens erinnerten und mir Gelegen­heit geben. Sie über die Vorgänge der damaligen Zeit aufzuklären. Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?"

Melitta legte ihre Hand leicht auf den Arm Edelhagens.

Ich muH Sie bitten, sich so kurz wie möglich zu fassen, ich habe nur wenige Minuten Zeit mein Mann darf nicht erfahren, daß ich das Konzert verlassen habe".

Ich werde Ihren Wunsch im Auge behalten, obwohl das, was sich im Laufe der Jahre er- ereignet hat, sich unmöglich innerhalb weniger Minuten schildern läßt."

Und nach einer kurzen Pause fuhr er fort:

Ich weiß nicht, ob Sie sich noch der letzten Vorgänge unserer damaligen Bekanntschaft erinnern. Es sind Vorgänge, die an sich ganz unbedeutend sind, die jedoch durch ihre intime Verbindung mit meinem inneren Leben eine tiefe Bedeutung er­langt haben. Wissen Sie- wo und wann wir uns zuletzt sahen?"

Ich habe es nicht vergessen an jenem Abend in der Singspielhalle in Karlsbad."

So ist es. Ich reichte Ihnen wie an jedem Abend eine Blumenspende sie enthielt an jenem Abend ein Papierröllchen mit der Bitte um ein Rendezvous an dem Ihnen bekannten Platz."

Ich erinnere mich der Szene ganz genau und weiß bestimmt, daß die Blumen keine Mitteilung enthielten."

Das ist merkwürdig. Ich kann Ihnen die ganz bestimmte Versicherung geben, daß in dem Augenblick, da ich die Rosen Ihnen zuwarf, das Papier noch vorhanden war."

Indes ist das von ganz nebensächlicher Be­deutung, da ich, auch ohne eine Mitteilung von Ihnen, am nächsten Morgen an dem Platze unserer gewöhnlichen Zusammenkünfte war. Doch Sie kamen nicht."

(Fortsetzung folgt.)

Literarisch«»

Hochzeitskleider für Bräute, Brautmütter, Braut- führerinnen, sowie Festkleider für Knaben und Mädchen enthält das zweite August-Heft:Hochzeit" derDeutschen Modenzeitung" in einer so staunens­werten Reichhaltigkeit, daß keine Hausfrau und keine Schneiderin wegen der Wahl eines geschmack­vollen Kleides in Verlegenheit kommen wird. Die dar­gestellten Kleider können alle sowohl in weißen wie in schwarzen und farbigen Stoffen gearbeitet werden. Der reichhaltige Unterhaltungsteil bringt ferner eine große Anzahl von Artikeln, Gedichten und Vorschlägen, welche es gestatten, das schöne Fest einer Hochzeit würdig vorzubereiten. Selbst die RubrikenGeselligkeit",Haus, Küche und Garten" sind in ihrer Zusammenstellung auf dieses feierliche Familienfest gestimmt, und man muß darüber staunen, in welcher geschickten Form die Deutsche Moden-Zeitung" dieses alles bietet. Jede Buchhandlung und Postanstalt liefert für den billigen Preis von Mk. 1.2S pro Vierteljahr dieses schöne Familienblatt,