lichen Geldstrafen geahndet, und außerdem kann der Name des Hoteliers, der diese Vorschrift Übertritt, in öffentlicher Magistratssitzung bekanntgegeben werden.
München, 24. März. Der im vorigen Jahre von der Firma Kathreiners Malzkaffee-Fabriken ausgesetzte Preis von 50000 Mk. für denjenigen deutschen Flieger, der auf einem in Deuischland erbauten Flugzeug den Weg München-Berlin durch die Luft zurücklegt, ist soeben neu ausgeschrieben worden. Nach den Bewerbungsbedingungen muß der Weg München-Berlin innerhalb 36 Stunden zurückgelegt werden, wobei je eine Zwischenlandung -in Nürnberg und Leipzig, und eine dritte an emem vom Flieger zu wählenden Ort gestattet ist. Die Flüge müssen in der Zeit zwischen dem 1. Mai und 30. November 1911 stattfinden.
— In Berlin gelangt seit Dienstag durch das Auktionshaus Rudolf Lepke der zweite Teil der berühmten Sammlung des Frhrn. Adalbert v. Lanna in Prag zur Versteigerung. Frhr. v. Lanna war ein hervorragender Kenner und Sammler, so daß die Versteigerung seiner Riesensammlung für alle Interessenten ein Ereignis von größter Bedeutung ist. Fast beispiellos sind die Preise, die dabei erzielt werden. So kam am Donnerstag, wie ein Telegramm aus Berlin meldet, ein flacher Majolikateller von Maestro Benedetto de Siena aus dem 15. Jahrhundert zur Versteigerung, der zu 10 000 Mk. angeboten war. Der Teller stieg bald auf 30 000 und 40000 Mk., bis schließlich ein Londoner Kunsthändler mit 41000 Mk. Sieger blieb. Ein fast beispiellos hoher Betrag wurde später für einen Kristallpokal bezahlt. Es ist italienische Arbeit aus dem 16. Jahrhundert und mit reichem figürlichem Schmuck versehen. Wiederum war es der englische Kunsthändler Durlacher, der mit einem Höchstgebot von 70 000 Mk. den Pokal eroberte. Das Kehlheimer Porträtmedaillon mit dem Bildnis Ludwigs II. von Ungarn erstand der Kunsthändler Rosenbaum aus Frankfurt a. M. für 16 000 Mk., das große Kehlheimer Relief- Doppelbildvis Kaiser Maximilians II. und keiner Gemahlin Maria brachte 7100 Mk. Das Reiter- bildnis des Kaisers Maximilian aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts ging für 72 500 Mk. in den Besitz des Kunsthändlers Pick in Wien über. Das Kaiser-Friedrich-Museum kaufte das Relief „Die Kreuzabnahme Christi" für 30 500 Mk.
— Staatssekretär a. D. Dernburg nimmt in einer Broschüre Stellung zu der in letzter Zeit viel erörterten Frage der Zulassung ausländischer Wertpapiere auf dem deutschen Markt. Folgende Sätze der Schrift, die das Motto „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" trägt, sind bemerkenswert: Der Absatz von Konsols wird durch Zulassung fremder Wertpapiere keineswegs gehindert. Die Konsols besitzen nichts, was sie vor andern guten Papieren auszeichnet. Sie werden sich nur dann über den Stand der andern deutschen Werte erheben, wenn ihnen besondere Qualitäten beigelegt werden, sonst werden sie dem allgemeinen Zinsfuß ebenso folgen wie gute Wechsel und andere einwandfreie Sicherheiten. Der kleine Kapitalist ist der stärkste Abnehmer für die Staatspapiere. Höhere Kosten der Lebenshaltung nötigen ihn, auf höhere Zinsen zu sehen. Er muß daher gleichzeitig fremde Papiere erwerben.
— Eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten, die den Kreisen der Industrie, des Handels und des Gewerbes angehören, haben, wie bereits kurz gemeldet, den Grund zu einer Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht gelegt, deren Bestimmung es sein soll, den zukünftigen Mitgliedern die Verwertung ihrer brach liegenden Außenstände zu ermöglichen (Diskontoverein e. G. m. b. H. in Stuttgart, Paulinenstr. 17). Die bei der Stuttgarter Genossenschaft beteiligten Namen garantieren, daß die Geschäftsgebahrung auf solidester Grundlage beruhen wird. Ein Zusammenschluß der Interessenten unter Führung solcher Persönlichkeiten muß die Entwicklung des Buchforderungskredit auch bei uns bald auf dieselbe Höhe bringen, wie in anderen Ländern und es wird dies um so rascher erfolgen, als seit einiger Zeit die Direktion der Deutschen Bank diesen Geschäftszweig ebenfalls pflegt. Der Diskontoverein soll Kassenstelle für seine Mitglieder sein und daher in durchaus modernem Sinne den Umsatz von Ware in Geld beschleunigen. In der Mitgliedschaft bei dem Verein soll eine Garantie dafür erblickt werden, daß der betreffende Geschäftsmann rationell arbeitet, indein er seine jBuchaußen- stände zur raschen Bezahlung seiner Verpflichtungen aus Warenbezügen flüssig macht, worauf der Verein besonderen Wert legt. Die Flüssigkeit der Mittel soll den Mitgliedern des Vereins beim Einkauf die Ausnützung vorteilhafter Kassenkonditionen gestatten und soll sie demnach in die Lage versetzen, der Konkurrenz durch günstigere und größere Einkäufe wirkungsvoll zu begegnen. Es soll dahin kommen, daß die Mitglieder gesuchte Kunden für
die Lieferanten werden und daß die Kundschaft, der Mitglieder sich immer mehr daran gewöhne, das Ziel einzuhalten.
— Die deutsche Turnerschaft begeht am 18. Juni d. I. ein eigenartiges Jubiläum, an diesem Tage vor hundert Jahren wurde auf der Hasenheide in Berlin der erste allgemeine Turntag in Deutschland unter Friedrich Ludwig Jahn selber abgehalten, nachdem an derselben Stelle wenige Wochen vorher Jahn den ersten deutschen Turnplatz gegründet hatte. An der historischen Stätte, damals Haide, heute dichtbebauter Stadtteil Berlins, hat man ein Denkmal des Turnvaters errichtet. Es war nur ein kleiner Platz, der Jahn damals zur Verfügung stand, eingefriedigt, mit Geräten und einer Hütte ausgestattet, aber es traf sich dort eine turnfrohe Jugend, zumal Studenten, und auch Erwachsene, Bürger und Offiziere erschienen um Jahn. Welch gewaltige Ausdehnung hat in diesen hundert Jahren das deutsche Turnwesen genommen I
— Vor der Abreise nach Venedig und Korfu hatte das Kaiserpaar einen Ausflug nach Kiel unternommen, welcher in der Hauptsache einem Rekonvaleszentenbesuche beim Prinzen Adalbert von Preußen, dem dritten Sohne des Kaiserpaares, und der Teilnahme der Majestäten an dem feierlichen Stapellaufe des neuen Panzerschiffes „Ersatz Hildebrand" auf der Kaiserlichen Werft galt. Am Donnerstag nachmittag trafen die Majestäten von diesem Ausfluge wieder in Berlin ein, worauf abends, wie schon erwähnt, die Reise nach Korfu angetreten wurde.
Bern, 24. März. Der 1465 Meter lange Rosenbergtunnel, der eine bessere Eisenbahnverbindung von der Schweiz nach dem Bodensee und Südbayern ermöglicht, ist gestern bei St. Gallen durchgeschlagen worden.
Jnterlaken, 23. März. Die Dependence und ein großer Teil des bekannten Hotels Schönegg auf dem Beatenberg sind gestern nacht abgebrannt. Der Schaden ist groß. Als Ursache des Brandes nimmt man einen Kamindesekt an.
- Auch die Schmuggler eignen sich jetzt die Kunst des Fliegen? an. In den Genfer Alpen wurde ein Italiener namens Sneroglio mit gebrochenen und erfrorenen Beinen aufgefunden, nicht weit von ihm lag ein zertrümmerter Aeroplan. Der Schwerverletzte gab an, daß er versucht habe, über den Mont Cenis zu fliegen, um Waren von Italien nach der Schweiz zu schmuggeln. Schneestürme wurden ihm verhängnisvoll.
Venedig, 25. März. Der Kaiser, die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise sind um '/-I Uhr nachmittags hier eingetroffen und auf dem Bahnhof vom Herzog der Abruzzen empfangen worden.
Newyork, 26. März. Ein großer Fabcik- brand entstand gestern im 7. Stockwerk eines lOstöcki- gen Hauses, in dem eine Blusen- und Celluloidfabrik betrieben wird, aus unaufgeklärter Ursache und pflanzte sich mit überraschender Schnelligkeit nach den oberen Stockwerken fort. Um 6 Uhr abends waren bereits 53 Leichen auf der Straße zusammengetragen, meist von jungen Mädchen, die durch Hinabspringen auf die Straße den Tod gefunden hatten. Auch in dem Lichtschacht ist eine große Anzahl von Leichen gefunden worden. Mehrere Personen versuchten sich an den über die Straße gehenden elektrischen Leitungsdrähten in Sicherheit zu bringen, stürzten aber ebenfalls auf die Straße, da die Drähte infolge des Gewichts rissen. Aus dem achten Stocke wurden etwa 50 Leichen geborgen, so daß die Gesamtzahl gegen 150 beträgt.
Newyork, 27. März. Bei dem Fabrikbrand sind wie jetzt festgestellt ist, 154 Personen getötet und über 100 verletzt worden. Von diesen letzteren liegen 12 in kritischem Zustand darnieder. Unter den Getöteten befinden sich ungefähr 125 Mädchen und von diesen sind über 80 Deutsche oder deutscher Abkunft.
Newyork, 27. März. Nach den neuesten Meldungen brach der Brand in der Blusen- und Celluloidfabrik bei Geschäftsschluß während der Lohnzahlung aus. 800 Mädchen befanden sich im 8., 9. und 10. Stockwerk. Die Mädchen krochen in ihrer Verzweiflung auf die schmalen Fenstervorsprünge und sprangen, als ihre Kleider Feuer fingen, auf die Straße hinab. Ueber 100 Leichen lagen in langer Reihe längs der Straße. Die Ursache des Brandes ist wahrscheinlich Kurzschluß. An der Rückseite des Gebäudes legte man Leitern an, die über den engen Lichthofnachden Fensternder Fabrik führten. Dadurch wurde die Rettung von etwa 60 Mädchen ermöglicht.
Zur Köye.
Erzählung von Elsbeth Borchart.
(Forts) (Nachdruck verboten.)
Wenn es auch nicht erkenntlich war, ob Gefühle, die für das Leben aushalten mußten, die beiden beherrschten, so hegte Jsa doch die leise Hoffnung,
daß Helene in der Liebe zu ihrem Bruder den Schmerz um den verlorenen Geliebten begraben und an seiner Seite ein neues Leben beginnen möge.
Sogleich bei einem der ersten Male, als sie von ihrer in der Schweiz zusammen verlebten Zeit sprachen, war natürlich auch Bardinis erwähnt worden. Helene fragte nach allem, und es wurde Jsa schwer, einen annehmbaren Grund für seine Abreise zu finden. Dabei war Helene auch wieder auf die Freundschaft zwischen ihm und ihrem verstorbenen Bräutigam gekommen und hatte das Bildchen hervorgeholt, das sie unter den von ihrem Bräutigam hinterlassenen Sachen gefunden hatte. Es war ein ausgezeichnet gelungenes Miniatur- Selbstporträt.
Jsa hatte es lange und innig angesehen, und ein geheimer Wunsch, den sie aber' mit keinem äußeren Zeichen noch Wort verriet, war in ihr aufgestiegen
Um so erschrockener war sie, als Helene es ihr sanft in die Hand drückte und sie bat, es als Andenken von sich zu behalten.
Jsa wehrte ab, aber Helene bat — sie wüßte nicht, was sie sonst besäße, das für sie, Jsa, Wert haben könnte, und es wäre doch eine Erinnerung an eine schöne Zeit.
Jsa sah forschend in Helenes Gesicht. Nein — die war harmlos und ahnungslos.
Da nahm sie das Bild und trug es heim in ihr Stübchen als ihren köstlichsten Schatz.
So lange Jsa auch schon in Berlin war, so hatte sie sich bisher noch nicht entschließen können, Frau Arnold zu besuchen. Nicht, daß sie über der neuen Freundschaft die alte vergessen hatte, aber eine gewisse innerliche Scheu ließ sie den Besuch immer wieder verschieben. Sie gestand sich den Grund auch gern ein. Er wurzelte in Frau Arnolds Interesse für Bruchhausen. Gewiß hatte sie ihr wieder allerhand von ihm zu erzählen, und es war ihrer zartfühltenden Natur mehr als peinlich, immer wieder daran erinnert zu werden.
Nun konnte sie den Besuch aber nicht länger hinausschieben, wenn sie die an sich gute Frau nicht ernstlich betrüben und erzürnen wollte. So machte sie sich eines Nachmittags auf den Weg mit dem Vornehmen, durch Erzählungen von ihrer Reise jede Möglichkeit einer Erwähnung der alten Geschichten abzuschneiden.
Frau Arnold empfing ihre junge „Kollegin" mit allen Zeichen der Wiedersehensfreude.
„Na, endlich, Kindchen — Sie haben aber lange gebummelt, das, muß man sagen. Fürs erste lasse ich Sie so bald nicht fort. Sie müssen mir viel von meiner lieben Schweiz erzählen."
Und Jsa begann zu erzählen. Mit wahrhaft feuriger Beredsamkeit schilderte sie die Eindrücke, die sie in der Schweiz empfangen hatte. Dabei glühten ihre Wangen vor Eifer.
„Sie haben sich in der Tat sehr erholt," erwiderte Frau Arnold nach einem, prüfenden Blick auf ihr frisches Gesicht, „ja, ja, wenn man doch auch einmal wieder dort hinaus könnte! Aber sagen Sie, Kleines, haben Sie denn keine interessanten Reisebekanntschaften gemacht, so etwas, was Sie für Ihren Roman verwenden könnten?"
Jsaszuckte bei dieser Frage unmerklich zusammen.
„O doch! beeilte sie sich zu antworten, „es waren viele liebe Menschen dort.
Sie fing von den Belgiern, Doktor Rielings und den beiden Lehrerinnen zu erzählen an, auch auch für Helene Brandis hatte sie warme Worte. Nur Bardinis tat sie mit keiner Silbe Erwähnung.
„Nun sehen Sie, Jsachen, das wird Ihnen Stoff in Menge geben. Geschrieben haben Sie mir natürlich nichts davon, immer nur eine Ansichtskarte mit weniger« Zeilen."
Jsa lachte.
„Seien Sie mir nicht böse, aber auf Reisen kann ich keine Briefe schreiben, wirklich nicht."
„Aber empfangen doch?"
„Und wie gern!
„Was haben Sie denn zu meiner letzten Nachtricht von Bruchhausen gesagt? — Haarsträubend, nicht war?"
Jsa erschrak. War all ihre Mühe und Anstrengung, das peinliche Thema zu umgehen, vergebens gewesen?
„Verzeihen Sie — ich habe nicht darüber nachgedacht — die Sache interessiert mich so wenig," entgegnete sie.
„Wenigs Frau Arnold fuhr gekränkt auf. „Sie, eine Schriftstellerin? Reden Sie mir doch das nicht vor. Ich weiß ja, wie Sie über dergleichen denken. Sie Tugendstolze, na — aber interessant bleibt es doch immerhin. Ich leugne mein Interesse durchaus nicht ab, im Gegenteil, es ist noch gewachsen, nachdem ich den Namen von Carlottas Liebhaber erfahren habe."
„Carlottas?" fragte Jsa. Der Name kam ihr so bekannt vor, als hätte sie ihn schon irgendwo ^einmal nennen hören. Daß Bruchhausens Braut