Hiebei ist glücklich die einseitige Ausführung des Blumentages vermieden, wenn alle Vereine sich in einem Ganzen zusammenschließen. Der Verkauf der Blumen soll auf die Straßen beschränkt werden und nur ausnahmsweise in den Häusern zugelassen werden; zu diesem Behufs ist die Stadt in verschiedene Bezirke eingeteilt und jedem eine Anzahl Verkäuferinnen zugewiesen worden. Vormittags findet Konzert auf dem Marktplatz statt.
Heilbronn, 23. Febr. Eine Vorahnung von dem künftigen Leben und Treiben auf dem Nekarkanal bekam mau kürzlich, wenn ma„ am Nekar entlang nach Böckingen spazieren ging. Auf einem Schiff am gegenüberliegenden Ufer, in der Nähe der Zuckerfabrik, prangte groß der Name
Wohlstandes unterscheiden sie sich von ihren Stammesgenossen jedoch nur durch eine bessere Küche. Die Fomilie, deren männliche Mitglieder durchweg Kupferschmiede sind, verdankt ihr Vermögen einem Geheimnis, das die Truppe schon durch drei Generationen bewahrt. Sie reparieren schadhaft gewordene Kupferkessel auf eine Weise, daß die Lötung nicht zu sehen ist, wie sonst bei Aufarbeitungen. Ein Journalist, der die Zigeuner in ihrem Gasthause besuchte, gibt folgende Schilderung: Vor allem fällt in jedem der beiden Räume, welche die Zigeuner bewohnen, ein Riesenpolster auf, das über die Hälfte des Fußbodens einnimmt. Es ist reich mit Daunen gefüllt und aus roter Seide gewebt. Das sind die Lagerstätten der Familie.
„Knorr", und mehrere Fuhrwerke der Finna sah ! Ueber die Wände sind Zelttücher aus Rohseide
'. " ' ' " ' '' "" gebreitet und in den Ecken der Zimmer stehen
Truhen und Kisten. Der sonstige Fußboden ist mit kostbaren Teppichen bedeckt. Von der Decke
man ständig ab- und zufahren, und die Kisten, die sie brachten, rasch im Schiff verschwinden. Da uns die Sache interessierte, erkundigten wir uns r, das
näher und erfuhren, daß die Firma Knorr, an-!baumelt eine mächtige Petroleumlampe aus ge- geregt durch das Schiffahrtsabgaben-Gesetz, in! triebenem Silber. Die Zigeuner werden bald zu-
diesem Jahr schon das dritte Schrff mit je etwa 3000 Ztr. (— 30 Doppelwaggons) ihrer Waren (Suppenmehle, Makkaroni, Nudeln rc.) ganz in der Nähe ihrer Fabrik geladen und direkt nach Düsseldorf an ihr dortiges Fabriklager verschifft hat. Dadurch war es ihr möglich, die teuren Umlade
traulich und zeigen den Familienschmuck. Jede Frau trägt in ihrem zerzausten Zopf ein Band geflochten, an dem 40 Goldstücke ü 100 Fr. hängen, eine große Anzahl von Goldmünzen desselben Wertes bilden auch den Anhängeschmuck einer Perlenschnur. In einer Truhe befinden fick unzählige
Nr. 973 Stuttgart ab 8.01 V. Mühlacker ab 9.17 V. Pforzheim ab 9.38 V. Wildbad an 10.16 V.
Der Zug soll nur in Neuenbürg Bhf. und Höfen halten.
Der Personenzug 985 soll infolge Früherlegung des Schnellzugs 61 vorgerückt werden:
Stuttgart bisher ab 5 42 N. künftig 5.42 N.
Karlsruhe „ „ 6.47 „ „ 6.26 „
Pforzheim „ „ 7.37 „ „ 7.15 „
Wildbad „ „ 8.37 „ „ 8.13 „
Die Personenzüge 980 Wildbad ab 7.18 N., Pforzheim an 8.03 N. und 984 Wildbad ab 9.27 N. Pforzheim an 10.12 N. sollen vom 1. Mai bis 30 Sept. täglich, in den Monaten Oktober und April an Sonn- und Feiertagen ausgeführt werden. Die Bedarfspersonenzüge Nr. 3863
Pforzheim ... ab 2.16 N.
Wildbad . . . an 3.14 N. und Nr. 3860
Wildbad ... ab 5.45 N.
Pforzheim ... an 6.32 N- sollen in den Monaten Mai bis Sept. an Soun- und Feiertagen regelmäßig ausgeführt werden.
spesen in Mannheim zu sparen. Bis jetzt ist man Nationalkostüme aus schwerer Seide, Lederkassetten
allerdings immer noch abhängig von den teilweise recht ungünstigen Wasserstandsverhältnissen.
Heilbronn, 22. Febr. In der Wohnung des wegen Münzverbrechens verhafteten Taglöhners Karl Kurz wurden Vorrichtungen zur Herstellung von Dreimark- und Einmarkstücken, sowie Zehnpfennigstücken vorgefunden und beschlagnahmt. Auch gegen die Eltern des Kurz richtet sich die Untersuchung, in ihrer Verwahrung wurden nämlich
silbern-vergoldete Gürtel, deren einzelne Glieder! handtellergroße Reliefarbeiten aufweisen. Sie wiegen! über 5 Kg. das Stück. Wertvolle Filigranarbeiten, j Ohrgehänge und Ringe aus Gold sind in eigenen^ Kästchen untergebracht. Die männlichen Kostüme, zeigen ovale, mit Reliesverzierungen versehene silberne! Knöpfe im Umfange eines großen Hühnereis. Ein schwerer Sack enthält klingendes Gold, eine unzählige Menge voll österreichischen Vierdukaten-
Falschstücke gefunden. Kurz will die Falschmünzerei und Hundertfrankenstücken. Ein bedeutendes Kapital,
in Leipzig von einem Bekannten gelernt haben.
Pforzheim, 21. Febr. In,Büchenbronn übergoß die Frau des Bäckermeisters Schlee ihre beiden Kinder mit Erdöl und wollte dieselben verbrennen. Eine Nachbarsfrau kam zum Glück noch
das von Ort zu Ort mitgetragen wird. In weiteren Kisten befinden sich Weinkannen, die neun bis zwölf Liter fassen. Sie sind aus Silber und mit antiken Reliefs versehen. Die. Hauptsache aber ist ein altes Erbstück, der „Meisterstock", ein acht-
dazu und konnte die offenbar Wahnsinnige von ihrem hundertjähriger Stock aus^ Zuckerrohr, der einen
Vorhaben abbringen.
Pforzheim, 22. Febr. (Submissionsblüten.) Auf die für die elektrische Straßenbahn in Pforzheim ausgeschriebene Vergebung der Straßenaufbruch-, Erd-, Chaussierungs- und Pflasterarbeiten sind 10 Angebote zwischen 117 000 und 210000 Mk., also
langen schmalen Silbergriff mit Relieffiguren und eine lange Silberllappe zeigt. Er geht in der Familie stets auf den jeweiligen Meister über. Die Kinder werden durch ihr Wanderleben der Schulpflicht natürlich entzogen, daher sind sämtliche Zigeuner Analphabeten und müssen die Buchführung
einem Unterschied von 79°/°, bei der Vergebungjdurch ihr Gedächtnis ersetzen. Groß sind sie in der Gleisanlagen dagegen 6 Angebote mit ähnlichem ! der Kunst des Kopfrechnens. Die Truppe befindet Verhältnis, nämlich zwischen 20 500 Mk. und 36 300 sich auf einer Reise durch Europa
Mark eingegangen.
Vom OA. Maulbronn 24. Febr. In Pinache ist heute nacht die Ziegelei von Friedrich Feinauer abgebrannt. Der Schaden soll etwa 150 000 Mk.
In Raab (Oberösterreich) ist der weithin bekannte Klavierhumorist O. Lamborg gestorben. Er war früher Opernsänger und als solcher an einer Reihe erster Stadttheater tätig. Durch Zu
betragen. Vor zwei Jahren ist ein Teil des Werkes I fall kam er auf seine Spezialität. In ganz Deutsch-
land imb Oesterreirb und auck in den meisten
abgebrannt/
Aus Baden, 22. Febr. Zwei Burschen im Alter von 18 und 19 Jahren gelang es gestern nacht, aus der Zwangsfürsorgeanstalt in Flehinqen bei Breiten zu entkommen. In Pforzheim wurden sie gestern aufgegriffen, doch leisteten sie mit den aus der Anstalt entwendeten Messern und Schußwaffen bei ihrer Festnahme so heftigen Widerstand, daß ein Kriminalschutzmann zwei Schüsse abgeben mußte. Erst durch die dadurch erfolgte Einschüchterung gelang ihre Verhaftung.
Straßburg, 23. Febr. Bei einem am ver- ' gangenen Samstag am Marktstein in den Vogesen veranstalteten Skirennen des reichsländischen Skiverbands ist der Verkehrssteuerpraktikant Backert spurlos verschwunden. Man nimmt an, daß Backert gestürzt ist und durch den inzwischen gefallenen Neuschnee den Blicken der Suchenden verborgen wird.
— Seit einigen Tagen kann man große Scharen von Schneegänsen in den Niederungen am Rhein beobachten. Die Tiere befinden sich auf dem Rückwege nach ihren nordischen Sommerquartieren; ein Anzeichen des bald einkehrenden Frühlings. Obwohl sich die starken Vögel meist in großen Scharen zur Rast auf die Wiesengründe niederlassen, gelingt es doch sehr selten einem Jäger, eines der sehr scheuen Tiere zu erlegen. Interessant ist die Flugrichtung der hoch in den Lüften hinziehenden Wildgänse. Sie reihen sich stets in der Form eines spitzen Winkels hintereinander. Am Scheitelpunkt des Winkels übernimmt das stärkste Tier die Führung und macht bei eintretender Ermüdung einem anderen Vogel Platz
land und Oesterreich und auch in den meisten großen Städten des Auslandes war Lamborg ein gern gesehener Gast, der durch seinen unverwüstlichen Humor sein Publikum stets aufs beste zu unterhalten wußte.
Lokaler.
— Seine Majestät der König hat u. a. zu verleihen geruht: Den Titel eines Postinspektors dem Postmeister Herrmann in Wildbad; die Verdienstmedaille des Friedrichsordens dem Schultheiß und Verwaltungsaktuar a. D. Hüber len in Calmbach und dem Ortssteuerbeamten Maier hier; die silberne Verdienstmedaille dem Zugführer D o - berneck in Wildbad und Forstwart Gußmann in Herrenalb.
:: Wildbad, 25. Febr. Herrliche Naturaufnahmen zeigt uns morgen der Kino in den Bildern: „Insel Malta" und „Wintersport in Canada"; ferner drei Dramen, „Der verlorene Sohn", „Die geschlossene Türe" und „Abenteuer des Boccacio", welche gewiß die ganze Aufmerksamkeitdes Publikums auf sich ziehen werden. Auch für Humor ist durch verschiedene Bilder gesorgt. Alles in Allem ist das morgige Programm ein sehr abwechslungsreiches und lohnt sich daher ein Besuch ganz gewiß I Wildbad, 24. Febr. Die Generaldirektion beantragt für die Zeit vom 1. Mai 1911 bis 30. April 1912 eine Reihe Aenderungen gegenüber dem bis 30. April 1911 gültigen Eisenbahnfahrplan: Wir entnehmen der Zusammenstellung folgendes. Wildbad-Pforzheim.
Infolge Früherlegung der Anschlußzüge soll der — Aus Wien schreibt man der „T. R.": Personenzug 959 vorgerückt werden:
Unsere Stadt beherbergt gegenwärtig interessante Gäste, — eine Familie von Zigeuner-Patriziern. Es ist die Familie Demeter, bestehend aus zwölf Köpfen. Sie bewohnen zwei Zimmer eines Gasthofes, und ihr Anblick entrollt ei» eigentümliches Kulturbild, das manche landläufigen Begriffe umstößt. Schon das Dasein von Zigeuner-Patrizierfamilien war bisher nahezu unbekannt. Trotz ihres
Stuttgart bisher: ab 6.58 V. künftig: 6.58 V. Calw „ „ 7.46 „ „ 7.35 „
Karlsruhe „ „ 7.35 „ „
Pforzheim „ „ 8.30 „
Wildbad „ an 9.31 „
7.35
7.20
8.16
9.13
Im Anschluß an den badischen Eilzug 24 soll vom 1. Mai bis 30. Sept. ein Eilzug eingelegt werden:
Unlsr-Haltenöss
Zur Köhe.
Erzählung von Elsbeth Borchart.
(Forts) (Nachdruck verboten.
Helene hatte sich, obgleich die Reise anfangs anders geplant worden war, nicht von Jsa trennen mögen. Jsas starke, gesunde Natur wirkte belebend auf sie, sie richtete sich an ihr geistig und körperlich auf. Ihre Wangen bekamen nach und nach einen frischeren Ton, die Augen wurden lebhafter der Gang fester und die Stimmung heiterer.
Die Mutter lebte im Anblick der so vorteilhaft veränderten Tochter ebenfalls auf und ihr Blick schweifte oft mit innigem Dankgefühl von dieser zu jenem schönen blühenden Mädchen hinüber, das sie für die Urheberin halten mußte.
Auch Bardini war noch immer in Brunnen. Er sprach wohl einigemale davon, nach Mailand abreisen zu müssen, aber er machte keine Anstalten dazu.
Daß er die Damen Renatus, denen sich gewöhnlich auch Fräulein Brandts zugesellte, auf ihren Ausflügen begleitete, war selbstverständlich geworden. Frau Renatus hätte seinen männlich ritterlichen Schutz dabei nicht mehr entbehren mögen? Er stand ihnen auch in jeder Hinsicht helfend und ratend zur Seite, besorgte Billets, stellte Zeit und Route fest, kurzum, erwies sich als ein ausgezeichneter Reisemarschall.
„Wir werden ganz unselbständig werden," hatte Jsa einmal lachend zu ihm geäußert, aber sie ließ sich seine Fürsorge dennoch gern gefallen.
Zudem erwuchs ihr aus dem Beisammensein mit Bardini in mehr als einer Hinsicht .ein reicher Schatz. Seine ungewöhnlichen Kenntnisse, denen ein gut Teil Lebenserfahrung beigemischt war, sowie sein sympathisches Wesen an sich fesselten sie. Dazu kam noch das Studium seines Karakters, das ihr eine Fülle interessanter Entdeckungen brachte und die Hebung in ihrer Lieblingssprache. Sie hielt jedoch gewissenhaft darauf, daß auch er sich in der deutschen Sprache übte und er hatte darin in kurzer Zeit überraschende Fortschritte gemacht.
Frau Renatus sah diesem harmlosen Verkehr mit lächelnder Ruhe zu. Sie gehörte nicht zu den engherzigen Müttern, die glauben, ihre Töchter nicht mit einem jungen Manne allein oder sich seiner Gesellschaft und Unterhaltung widmen lassen zu können. Sie gönnte Jsa vielmehr diese geistige Anregung, die ihrem Schaffen förderlich und notwendig war, ohne auch nur einen einzigen Gedanken anderer Art zu hegen. Jsa war eine viel ^ zu ruhige, abgeklärte Natur und überdies herrschte zwischen Mutter und Tochter das vollommenste Vertrauen.
Den Italiener als Bewerber ihrer Tochter fürchten zu sollen, wäre ihr ebenso widersinnig erschienen, wie der Gedanke, daß Jsas Herz noch einmal erwachen, daß sie eine Heirat noch einmal in den Bereich der Möglichkeit ziehen könnte. In den verflossenen Jahren hatte sich ihr oft genug eine Gelegenheit geboten, einen neuen Herzensbund ! zu schließen, doch ihr Herz war kühl geblieben. Vielleicht mochte sie eine neue Enttäuschung, eine Beeinträchtigung ihres nach heißen Kämpfen errungenen schönen, ruhigen Friedens fürchten. —
> — Nein, dessen war Frau Renatus vollkommen ! sicher, es sprach ja auch nicht das geringste Zeichen 'bei Jsa für ein tieferes und mehr als schriftstellerisches Interesse. Sie sah es gern, wenn Bardini Jsa und Helene Brandis auf weiteren Partien, die für sie und Frau Brandis zu anstrengend waren, begleitete; es war ihr eine Beruhigung, ihre Tochter unter starkem, männlichen Schutz zu