womöglich mit seinen bisherigen Führern, aber wenn es nicht anders sein kann, ohne sie."

Ettlingen, 6. Jan. Am Donnerstag nahmen die Regierungsvertreter den elektrischen Betrieb der Albtalbahn von Karlsruhe nach Herrenalb ab und heute erteilte die Regierung die Genehmigung zur Eröffnung der Fahrten, mit elektrischer Kraft. Vorerst werden jedoch nur einige Probezüge ver­kehren; der neue Fahrplan wird etwa vom 15. d. Mts. ab ausgenommen und es werden alsdann sämtliche Züge durch das Albtal elektrisch geführt.

Straß bürg i. E., 7. Jan. Die Tätigkeit der Polizeihunde greift auf immer weitere Gebiete über. Im benachbarten Deutsch-Avricourt hat sich ein solcher Vierfüßler sogar als Entdecker von anonymen Briefschreibern berühmt gemacht, wie aus einer Verhandlung vor dem dortigen Schöffen­gericht zu ersehen war. Vor diesem hatte sich die Frau des.Agenten Zimmermann wegen ehrenrühriger Beleidigung des Amtsgerichtssekretärs Kontesse zu verantworten, jmit dessen Ehefrau sie in freund­schaftlichem Verkehr stand. Trotzdem überschüttete sie den Mann mit einer Flut niedrigster anonymer Schmähbriefe. Als man des Briefschreibers mit gewöhnlichen Mitteln nicht habhaft werden konnte, verfiel man auf den Gedanken, einem Polizeihunde Witterung von den Briefen zu geben. Der Hund nahm sofort die Spur auf und stellte als Täterin die Angeklagte, die in der Verhandlung auch durch die Sachverständigengutachten überführt wurde. Das Urteil lautete auf zehn Tage Gefängnis.

Wiesbaden, 7. Jan. In den sKreisen der hiesigen Fremdenindustrie macht man sich ernstliche Hoffnung, daß die erst am 1. März v I. einge­führte Kurtaxe bald wieder abgeschafft werde. Die Hotelbesitzer sind der Ansicht, daß die Verschlechterung des vorjährigen Geschäfts (es sind 15000 Fremde weniger als im Vorjahre in Wiesbaden anwesend gewesen) ihren Hauptgrund in der Kurtaxe habe. Gestern war eine Deputation der Hotelbesitzer beim Oberbürgermeister, um über die eventuellen Aus­sichten für eine Abschaffung der Kurtaxe näheres zu erfahren. Eine definitive Zusage könnt» Ober­bürgermeister v. Ibell nicht geben, doch verkannte er auch nicht die Nachteile, welche die Kurtaxe für die Hotelbesitzer im Gefolge gehabt hat. Er bat um weiteres Ziffernmaterial für den Rückgang jdes Geschäfts nach Einführung der Kurtaxe.

Der Erbfolgestreit im gräflichen Hause Er­bach-Erbach ist noch immer nicht beendet, ein Prozeß, bei dem der Wert des Streitgegenstandes in einer Feststellungsklage auf zwölfeinhalb Millionen fest­gesetzt worden ist, bei dem jeder der.Termine 50 000 Mk. Kosten verursacht, und der zur Zeit die Gerichte in Darmstadt beschäftigt. Die Agnaten des gräflichen Hauses zu Erbach-Erbach die Grafen Konrad, Eberhard und Alexander zu Erbach-Erbach, klagen gegen sden Chef deS Hauses, den Grafen Georg Albrecht. Es soll festgestellt werden, ob der Erasmus zu Erbach-Erbach, der Sohn des Grafen Georg Albrecht, bei Eingehung seiner später vom Landgerichte Frankfurt für ungültig erklärten Ehe mit der Wäscherintochter Dora Schiffer geistesge­stört war oder nicht.

InBreslau starb nach halbjährigem Kranken­lager der Schneidermeister Reinhard Franke, der im Sommer 1910 mit einer selbsterfundenen Fall­schirmpelerine von einer 20 Meter hohen Leiter absprang, infolge des Versagens der Erfindung abstürzte und schwer verletzt wurde.

Petersburg, II. Jan. Die Pest wütet im Chinesenviertel in Charbin furchtbar. Täglich fallen ihr etwa 100 Menschen zum Opfer. Da nicht genügend Leute vorhanden sind, die Toten zu be­erdigen, werden die Leichen einfach auf die Straße geworfen, wo sie in weitem Umkreis die Luft ver­pesten. Mit unheimlicher Schnelligkeit verbreitet sich die Seuche von einem Stadtviertel zum andern. Schon hat die Epidemie auch auf das Europäer­viertel übeigegriffen.

London, 9. Jan. In den Ruinen Sydney Street hat man den Plan'ffür einen andern Äaub- zug in noch größerem Stil als den Einbruch in Houndsditch gefunden. Es sollte eine Versicherungs­gesellschaft Moorgat in der Sydneystreet, die große Summen Geldes in ihren Kassenschränken aufzube­wahren pflegte, beraubt werden und der Plan war bereits soweit gediehen, daß ein Mitglied der Bande laut aufgefundenem Brief ein benachbartes Haus gemietet hatte, von dem aus ein Tunnel gegraben werden sollte.

Rom, 9. Jan. Aus Anlaß ihrer silbernen Hochzeit erhielten Fürst und Fürstin Bülow zahl­reiche Glückwunschdepeschen. Der deutsche Bot­schafter überbrachte die Glückwünsche des Kaiser­paares. Außerdem telegraphierte der Kaiser dem Fürsten. Der König von Italien und die Königin ließen ihre Glückwünsche mit einer kostbaren Blumen­spende übermitteln; ebenso die Königin Witwe, die »ine kunstvoll gearbeitete Silbervase schenkte. Weiter gingen noch Glückwünsche ein von den Königen vo'n

Griechenland und Dänemark, den deutschenIBundes fürsten, denl Ministerpräsidenten Luzzatti und dem Minister des Aeußeren Marquis di San Giuliano Außerdem sind zahllose Blumenspenden eingetroffen Heute abend findet.ein Festmahl in engem Kreise statt.

Lokaler.

Aus der Sitzung der Gemeindekottegien vom 7 Jan. 1SL1

Die Stadtpflege wird ermächtigt, der Vereini­gung kleinerer Gaswerke Württembergs zum ge meinsamen Kohlenbezug beizutreten und den Kohlen bedarf der Gasfabrik für die Jahre 1911, 1912 und 1913 durch Vermittlung dieser Vereinigung zum Preise von 140 Mk. pro 100 Doppelzentner zu beziehen.

Durch Beschluß der Gemeindekollegien vom 11. März 1910 wurde die Herstellung der Wasser­leitung in der Enztalstraße bis zum Windhof für dieses Frühjahr in Aussicht genommen und für diesen Zweck in den Stadtpflege-Etat pro 1910/11 die Summe von 6000 Mk. eingestellt. Das Stadt­bauamt legt heute Plan und Kostenvoranschlag über Erbauung dieser Wasserleitung vor; die Herstellungskosten beziffern sich hienach auf 8850 Mark und zwar für die Strecke vom Forsthaus in der Olgastraße bis zum Gasthaus zum Wind­hof. Diese Baukostensumme will verschiedenen Mitgliedern der Gemeindekollegien zu hoch erscheinen und es wird aus ,ihrer Mitte vorgeschlagen, an Stelle der im Voranschlag vorgesehenen Verteil­ungsschächte bei jedem Grundstück Anschlußstücke in die Leitung einzusetzen, so daß die Anlieger ihre Anschlüsse an die Leitung künftig unmittelbar bei ihren Grundstücken bewerkstelligen können. Weiter wird vorgeschlagen, vor Ausführung der Leitung von den Anliegern der Enztalstraße urkundliche Verpflichtungen darüber einzuholen, daß sie nach Fertigstellung der städtischen Wasserleitung ihren Wasserbedarf dieser gegen Bezahlung der festge­setzten Wasserzinsbeträge entnehmen und nicht ihren bisherigen Privatwasserleitungen. Die Beratung über den Gegenstand wird infolge dieser Bean­standungen bis zu einer der nächsten Sitzungen ausgesetzt. Das Stadtbauamt soll bis dahin den Voranschlag einer nochmaligen Prüfung bezw. Ergänzung (Anschlußstücke an Stelle von Verteil­ungsschächten) unterziehen.

Der durch Beschluß der Gemeindekollegien vom 1- Dez. v. I. zur Ausführung genehmigte Sprung­hügel für Schneeschuhläufer auf dem Sommerberg mit einem Voranschlag von 1200 Mk. kam nicht zur Ausführung" weil nähere Untersuchungen das in diesem Voranschlag vorgesehene Gelände nach­träglich als nicht besonders geeignet erscheinen ließen. Inzwischen wurden wegen Auswahl eines anderen geeigneten Terrains vom Stadtbauamt unter Zuziehung auswärtiger Scheeschuhläufer weitere Erhebungen angestellt, wobei sich die Sach­verständigen auf einen am Schneusenweg zwischen diesem und dem Rodelweg liegenden Platz einig­ten. Das Stadtbauamt legt demzufolge einen neuen Plan und Voranschlag über Herstellung eines

allem einer großen Sprungschanze zu besichtigen. Unter Führung von Stadtschultheiß Bätzner durch­streifte die Kommission zwei Stunden lang den Wald und die Hänge, um die geeigneten Plätze zu prüfen. In der Darauffolgenden Sitzung der städtischen Behörden wurde Herrn Dinkelacker für s eine bereitwillige Mitwirkung warmer Dank gezollt und anschließend die Anlage von Uebungsfeldern und einer mustergültigen Sprungschanze beschlossen. Man sieht, daß auch in Wildbad die Bedeutung des Schneeschuhlaufs im Wintersport richtig ge­würdigt wird und daß unser Kurort sich die Her­anziehung des Wintersports etwas kosten läßt in der Voraussicht, daß das angelegte Kapital eine gute Spekulation ist. Denn bei der ganz enorm anschwellenden Wintersportbewegung und der sich immer weiter ausdehnenden Neigung der städtischen Bevölkerung, auch im Winter Erholungsreisen zu unternehmen, ist es auch für einen Kurort von der Bedeutung Wildbads Lebensfrage, hierbei nicht ins Hintertreffen zu kommen. Je besser es ihm gelingt, sich hier seinen Teil zu gewinnen, desto besser werden sich die großen, von Stadt und Privaten im Kurwesen investierten Kapitalien ren­tieren zum Besten unseres Gemeinwesens.

Zur Aöhe.

Erzählung von Elsbeth Borchart.

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Sie biß die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien vor Qual. Jedes seiner zärtlichen Liebesworte, die jetzt ihr Ohr trafen, war wie eine feurige Kohle auf ihr Haupt. Er lohnte ihr Miß­trauen mit Liebe.

Endlich hielt sie sich nicht länger; sie schluchzte an seiner Brust laut auf.

Vergib mirl"

»Jsa Jsa süßer Schatz ich habe dir nichts zu vergeben es war nun natürlich. Ach, liebes Kind weine doch nicht so hier nimm den Brief meiner Mutter lies der wird dich auf andere Gedanken bringen."

Bruchhausen war ganz vernichtet und suchte es doch zu verbergen, was in ihm tobte, wie die Scham vor seiner reinen edlen Braut ihn nieder­drückte. Es gelang ihm auch, Jsa zu trösten, indem er ihr selbst den Brief seiner Mutter vorlas uud daran für den Besuch in Breslau allerhand Vor­schläge knüpfte. Darauf scherzte und neckte er und zauberte damit das alte frohe Lächeln auf ihre Züge.

Sie war doch recht töricht gewesen; sie verstand sich jetzt selbst nicht mehr. Sein harmloses, heiteres Wesen zerstreute jeden Zweifel in ihrer Brust und sie wollte auch gewiß nie wieder zweifeln und mißtrauen.

Trotzdem kam die gewohnte Stimmung nicht wieder auf. Der ungezwungene heitere Ton, die übersprudelnde Laune Bruchhausens versagte nachher zuweilen und gerade seine Beflissenheit, sie zu zeigen, gab dem Ganzen etwas Unnatürliches. Die Sprunghügels und eines etwa 1 Morgen großen § fein gestimmten Saiten in Jsas Seele ließen es sie Uebungsfeldes mit einer Baukostensumme von 2500 wider Willen empfinden, und wenn sie auch in Mark vor, welch letztere sich bei Herstellung eines seiner Gegenwart dagegen ankämpfte, so überflutete 3 Morgen großen Uebungsfeldes auf 3600 Mark sie der Mißklang, als sie erst allein in ihrem erhöhen würde. Nachdem ffich verschiedene Mit-!Zimmer saß und der Tag noch einmal an ihr glieder für und gegen das Projekt geäußert hatten, j vorüberzog. Daher erwachten die alten zweifelnden kam als einmütige Ansicht der Gemeindekollegien ^ Gedanken von neuem und beunruhigten sie. Sie schließlich zum Ausdruck, daß eS für unsere Stadt von größter Wichtigkeit sei, sie auch als Winter­

sportplatz zur Geltung zu bringen, daß man daher keit unnatürlich vor.

^ sah sein Erschrecken sein plötzliches Fahlwerden seine Ausrede kam ihr gesucht seine Heiter­

em Wettbewerb mit anderen Wintersportplätzen nicht zurückstehen dürfe und daß man vor der be­trächtlichen Ausgabe von 3500 Mk. schon deshalb nicht zurückschrecken brauche, weil sie durch ein Mehrerträgnis der Bergbahn bald wieder herein- gebracht werde. Die Gemeindekollegien beschließen deshalb einstimmig, die Erbauung eines Sprung­

Und sie kämpfte gegen diese finsteren Gewalten mit aller Kraft sie versuchte sich von ihnen zu befreien. Denn gibt man einem quälenden Gedanken Raum, spinnt man ihn weiter aus, so entwickelt er sich zu Riesenstärke, er wird ein Feind, dessen Macht man nicht mehr gewachsen ist. Und gar der Stachel des Ziveifels! Der bohrt sich tiefer

Hügels und die Herstellung eines Uebungsfeldes für und tiefer in die Seele; der kleine Keim wird zur Schneeschuhläufer in der Größe von 3 Morgen zu Pflanze, die alles andere überwuchert. Darum ihn genehmigen und den Bauaufwand von 3500 Mk. ausroden, so lange er noch Keim ist. aus Bergbahnmitteln zu bestreiten. j 4.

Die vom Gemeinderat gemäß Art. 27 der! Das Osterfest stand vor der Tür. Jsa hatte Gem. Ord. vorgenommene Prüfung über das Vor-! mit ihrer Mutter allerhand Einkäufe, die Frühjahrs­liegen von Wahlunfähigkeits- und Ausschließungs-itoilette betreffend, gemacht und schließlich auch gründen bei den neugewählten IBürgerausschußmit-" einen Hut in dem bekannten Geschäft in der gliedern ergab keinen Anstand und es wird gemäß! - - - -

Art. 25 d. G. O. als Zeit des Eintritts der neu- gewählen Bürgerausschußmitglieder der 13 Jan. d. Js. festgesetzt.

Aus Wildbad wird demGr." geschrieben:

Auch in Wildbad setzt jetzt eine kräftige Bewegung zur Förderung des Schneeschuhsports ein. Vor einigen Tagen ist der verdiente Vorsitzende des schwä bischen Schneeschuhbundes, Paul Dinkelacker einer Einladung des Stadlschultheißenamts Wildbad gefolgt, um das Gelände in bezug auf seine Brauch­barkeit zur Anlage von Uebungsfeldern und vor

Leipzigerstraße gekauft. Sie wollte ihn mit nach Breslau nehmen.

Am nächsten Vormittag brachte eine der Ver­käuferinnen des Geschäfts den Hut.

Als der Diener ihr den Karton abnehmen wollte, sagte sie, daß sie den Auftrag hätte, den Hut dem gnädigen Fräulein eigenhändig abzuliefern, um zu sehen, ob die Aenderung nach Wunsch aus­gefallen war

Darum empfing Jsa die Ueberbringerin.

Bescheiden grüßend trat diese ein und entledigte sich ihres Auftrags.