Karlsruhe, 23. Dez. Die Strafkammer hat gestern den Edelsteinhändler Buchter von Pforzheim zu 1 Jahr und 9 Mon. Gefängnis verurteilt. Buchter hat mit 40 000 Mt. Aktiva gegen 380 000 Mk. Passiva Bankerott gemacht. Um seine Wechsel zu decken, hatte er verschiedene Betrügereien verübt. So hatte er für 93 000 Fr. Edelsteine in Florenz für sich verpfändet, die ihm ein Pariser Haus in Kommission ge­geben hatte. Einen Fabrikanten in Wiesbaden hatte er um 23 000 Mk. geschädigt.

Berlin, 22. Dez. Die heutige Untersuchung des Präsidenten Castro durch Professor Israel hat ergeben, daß Castro an einer Niereneiterung leidet, die eine Operation nicht notwendig macht.

Das Großfeuer in der Deutzer Gas- motorensabrik, hat allein für 300000 Mk. Modelle vernichtet. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 500000 Mk., in den sich sechs Ver­sicherungsgesellschaften teilen. Die Entstehung des Brandes ist noch völlig unaufgeklärt.

Amsterdam, 18. Dez. DieD.Wochenztg." erzählt folgendes Beispiel von Hundetreue: Eine Familie, welche am 1. November von Weesp (bei Amsterdam) nach Köln verzog, nahm einen Hund mit, der stets in der Nachbars­familie verpflegt worden war. Diese Familie war höchlichst erstaunt, als der Hund am 4. Dezember vor ihrer Haustür stand, und durch freudiges Gebell Einlaß erbettelte. Am gleichen Tage traf aus Köln eine Briefkarte ein, des Inhalts, daß der Hund am 27. November von dort weggelaufen sei; er hatte also den Ab­stand Köln-Weesp in 7 Tagen zurückgelegt.

DerAss.-Preß" wird aus Caracas vom 21. Dezember gemeldet: Der Sturz Castros wurde am Sonnabend vollendet, nachdem ein Komplott gegen das Leben des Vizepräsidenten Gomez vereitelt worden war. Zwischen Castro in Berlin und seinen Agenten in Caracas sino seit den Kundgebungen gegen den Präsidenten am 13. und 14. Dez. geheime chiffrierte Kabel­telegramme gewechselt worden. Ein bedeutender Rechtsanwalt erhob beim Bundesgericht gegen Castro die Anschuldigung, an dem Attentats­versuch mitschuldig zu sein, und er schlug vor, den Präsidenten in den Anklagezustand zu ver­setzen. Wie ferner gemeldet wird, hat die neue Regierung das Dekret widerrufen, das die Umladung von nach venezolanischen Häfen bestimmten Gütern in Willemstadt verbietet. Die Aufhebung dieser Maßregel kommt nach der in Willemstadt herrschenden Auffassung praktisch auf eine Beilegung des holländisch­venezolanischen Streites hinaus, und man folgert daraus, daß die Herrschaft Castros in Venezuela beendet ist.

Die Bank von Venezuela hat durch Kabeltelegramme an die mit ihr in Geschäfts­verbindung stehenden Banken den dem Präsidenten Castro bei seiner Abreise nach Europa einge­räumten unbeschränkten Kredit gesperrt.

Lokales.

Wildbad, 21. Dez. Unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Bätzner fand am Sams­tag abend im Hotel z. gold. Lamm eine Ver­sammlung zur Gründung eines Wintersport­vereins statt. Stadtschultheiß Bätzner legte in längeren Ausführungen dar, daß hier die Vorbedingungen für einen Wintersportplatz durch die mit der Erbauung der Drahtseilbahn auf den Sommerberg erfolgte Erschließung des linksseitigen Höhengebiets des Enztals geschaffen . seien. Dank der Opferwilligkeit der Gemeinde- ikollegien und der Bergbahngesellschaft werde »z. Zt. am Nordabhang des Sommerbergs mit deinem Aufwand von 9000 Mk. eine 2300 m lange Rodelbahn hergestellt, womit der erste Schritt zur Einführung Wildbads Ln die Reihe der Wintersportsplätze getan sei. Eine Aufgabe der nächsten Jahre sei dann die Herstellung einer Bobsleighbahn u nd einer Skibahn mit Sprunahü ael, die beide em bedeutenff'germgeres Tesäll beanspruchen. Die sportstechnische Ein führung der Rodelbahn, die Instandhaltung und Herrichtung ihrer Schneedecke, die Beauf­sichtigung und Benützung der Bahn, die An­knüpfung von Verbindungen mit auswärtigen Sportsvereinen müsse aber durch einen Winter­sportverein besorgt werden, zu dessen Gründung

deshalb Einladung ergangen sei. Herr Stadt­baumeister Munk, welcher im Auftrag der Stadt die Rodelbahn in Oberhof in Thüringen besichtigt hatte, erstattete hierüber ausführlichen Bericht und betonte hiebei, daß die hiesige Bahn die erstere überlreffe. Durch einstimmigen Beschluß wurde nun der Verein gebildet und auf Vorschlag des Vorsitzenden der in der Ver­sammlung anwesende K. Badkommissär Frhr. v. Gemmingen zu dessen 1. Vorstand ein­stimmig gewählt. Der letztere erklärte sich zur Annahme der Wahl bereit und entwickelte unter allseitiger Zustimmung ein Programm, wie er sich die Tätigkeit des Vereins denke. Herr Stadt- schultheiß Bätzner wurde als 2. Vorstand gewählt. Als Kassier wurde Hr. vr. Metzger und als Schriftführer Hr. Schwizgäbele gewählt. In den Ausschuß kamen die Herren Direktor Schnitzer, Dr. Pfeffer, Oberpost­sekretär Kübel und Stadtbaumeister Munk. 25 Mitglieder haben sich sofort zum Beitritt angemeldet. Nachdem dann noch ein vorgelegter Satzungsentwurf Annahme gefunden hatte, schloß Frhr. v. Gemmingen die Versammlung mit einem Hoch auf den Stadtvorstand, dessen Ini­tiative der Gedanke, Wildbad auch zu einem Wintersportsplatz zu entwickeln, entsprungen sei.

Äcknter Hälftendes.

Der schwarze Koffer.

Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Emmr> Becher.

(Nachdruck verboten.) (Foris.)

Der Raum war ziemlich kahl und nichts darin, als ein großer Tisch, eigentlich nur ein einfaches, tannenes Brett auf einem Fußgestell, eine lange Bank und ein großer weißer Ofen, und er hatte keinen andern Ausgang, als den durch des Kommissärs Amtsstube. Wahrschein­lich diente er in der Regel als Warteraum für solche Zeugen, die er zu seiner Verfügung haben wollte.

Auf der langen, schmalen Tischplatte lag der tote Körper, genau in der Stellung, wie er aus dem Koffer genommen worden war. Ich betrachtete ihn eingehend. Die Tote hatte offen­bar der höheren Mittelklasse angehört, sie war entschieden eine Dame, wenn auch eine etwas ver­zwickt und altmodisch aussehende. Ihre Klei­dung bestand aus einem langen, einfachen, Kleid von feinem Wollstoff, ohne jeglichen Auf­putz, sauberen Manschetten und einem gutsitzen­den Kragen. Auf dem Kopf trug sie eine schwarze Spitzenhaube, die mit Hutnadeln auf dem grauen Haar befestigt war, das in reichen Wellen eine hohe Stirne umgab; soweit ich es schätzen konnte, mochte sie zwischen sechzig und fünfundsechzig Jahren sein. Der Ausdruck des verkniffenen, pergamentartigen Gesichts war nicht liebenswürdig, selbst im Tode nicht; in den starren, hellblauen Augen lagen Härte und Habgier, und um die schmalen Lippen, war eine eigensinnige Falte eingegraben.

Eine boshafte alte Person" bemerkte Leon und ich gab ihm recht.

Sie hatte ihre Uhr noch an sich hängen, eine einfache Remontoiruhr von Lennet, wie man sie um zehn Pfund kaust, an einer schwar­zen Kette. Ich öffnete sie und schrieb mir die Nummer auf.

Die wird uns, wenn alle anderen Hand­haben fehlen, bei der Feststellung der Persön­lichkeit sehr zu statten kommen," sagte ich.

Auch eine Börse fand ich in ihrer Tasche mit dem Fabrikstempel von Parkins u. Gotto; der Inhalt bestand in ein paar Silbermünzen und drei Guineen in Gold, die in einer beson­deren Abteilung waren. Außerdem enthielt die Tasche ein leinenes Taschentuch, das ebenso wie das übrige, auserlesen gute Weißzeug der alten Dame mit L. U. gezeichnet war.

Um einen Raubmord handelte es sich also keinenfalls, und diese Möglichkeit war mir auch von Anfang an nie in den Sinn gekommen.

Ich hob den Kopf auf und entfernte die Haube; als ick das dünne Haar zur Seite strich, entdeckte ich hoch oben an der linken Stirne eine große, unblutige Beule. Auf meine Frage, ob Francois sie auch schon wahrgenom­men hätte, erwiderte er nein, der Leichnam werde ja morgen in der Morgue ärztlich unter­sucht werden.

Offenbar hatte man die Frau durch einen Schlag betäubt, dieser konnte aber kaum stark genug gewesen sein, um den augenblicklichen Tod herbeizuführen. Weit mehr hatte die Annahme für sich, daß Chloroform sich als Todesursache Herausstellen werde, falls man nicht bei der Untersuchung Spuren von innerlich angewand­tem Gift fände.

Konnte eine Frau diesen Schlag geführt haben? Ich untersuche die Beule noch einmal; Bestimmtes zu sagen war natürlich schwer, aber es sah aus, als ob der Schlag mit großer Ge­walt geführt worden sei.

Alles in allem hielt ich es nicht für wahr­scheinlich, daß eine Frau dieses Mittel gewählt haben würde; das Chloroform sah nach weib­licher Arbeit aus, der Schlag kaum.

Vergebens bat ich um die Erlaubnis, den Leichnam zu entkleiden; Herr Francois gestat­tete dies nicht, ehe die Sachverständigen ihre Untersuchung vorgenommen hatten, und das war auch von seinem Standpunkt aus das Richtige.

Zunächst erbat und erhielt ich Erlaubnis, mir den Koffer genau anzusehen, allein meine äußerst gründliche Untersuchung führte zu keinem nennenswerten Ergebnis. Es war ein gewöhn­licher länglicher Koffer aus starkem Holz und außen schwarz angestrichen, nicht lackiert, sondern ziemlich roh angestrichen. Der Deckel hing an Metallscharnieren und die Innenseite war mit dem üblichen rot und weiß gestreiften Stoff tapeziert. Im Deckel befand sich eine quadratische Etiquette mit dem Namen des Verfertigers: Brown u. Elder, 117 Cheapside," so viel ich weiß einer angesehenen Londoner Firma.

Der Koffer war vollständig leer, bis ans den Strick, mit dem er umschnürt gewesen war, und den der Kommissär hineingeworfen hatte; er schien ganz neu, und die Innenwände trugen keinerlei Blutspuren oder sonstige Flecken, nur da, wo man die Glieder gewaltsam hineingedrückt hatte, zeigten sich leichte Eindrücke, und an ein paar Stellen war der Stoff abgeschabt. Das Innere des Koffers war also für unsre Zwecke ganz unergiebig.

Auch die Außenseite verriet auf den ersten Blick nicht das geringste, und doch sollte sie mit der Zeit den wichtigsten Fingerzeig liefern.

Der Koffer trug keinerlei Aufschrift, iund ich erkundigte mich bei Franqois Dübert, ob keine Gepäckadreffe darauf gewesen sei. Er sagte nein, und zwar sei dies um so auffallender, als sämtliche übrigen Gepäckstücke ausnahmslos dieselbe Aufschrift trugen, die ich auf dem Bahn­hof schon ins Auge gefaßt hatte.Frau Orr- Simpkinson, Passagiergut von London nach Paris." Ich sah ihn ganz ernsthaft an und sagte:Notieren Sie sich diesen Umstand."

Fräulein Simpkinson war um eine Er­klärung hiefür nicht verlegen gewesen, indem sie sagte, daß sie sich für das Gepäck stets der anzuhängenden Leinwandadressen bediene, und daß man erst im letzten Augenblick inne geworden sei, daß dieser Koffer weder Handgriffe noch Riemen besitze, an denen man etwas befestigen könnte, was sehr ungeschickt sei. Unerwarteter­weise fand diese Erklärung durch die Aussage der Jungfer volle Bestätigung.

(Forts, folgt.)

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welche gewohnt sind, ihr Schuhwerk nach Maß anfer­tigen zu lassen, würden über­rascht sein, eine solche Auswahl in so bequemen eleganten For­men bei uns zu finden.

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