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Nr- 141 I

Donnerstag den 3- Dezember 1908-

44. Jahrgang

Wunöl'lHclU.

Seine Maj. der König hat den Finanzamtmann Grieb in Neuenbürg seinem Ansuchen gemäß auf eine Finanzamtmannstelle bei dem Kameralamt Reutlingen versetzt.

Stuttgart, 28. Nov. Bei Eröffnung der Nebenbahn Schorndorf-Rudersberg kam Minister­präsident von Weizsäcker, nachdem er seiner Genugtuung über das Zustandekommen der Güterrvagengemeinschaft Ausdruck gegeben hatte, auch auf die politische Lage zu sprechen. Er führte lt.Frkf. Ztg." hierbei aus: Wenn auch da und dort am Horizont Gewölk sich zeigt, wollen wir uns darüber nicht beunruhigen. Denn die Sicherheit einer Nation beruhe in der Kraft und Tüchtigkeit ihrer Bürger und damit fei eben Deutschland gut bestellt. Wenn in der letzten Zeit eine gewisse Sorge und Bewegung der Gemüter sich gezeigt habe, so werde das Endergebnis sein, daß sich das deutsche Volk erst recht zusammenschließe, ohne alle Sonderrichtungen. Und das werde man auch im Auslande fühlen, daß das Deutschland von heute, wenn es gelte, ebenso einig und ebenso kräftig dastehe wie in dem heroischen Zeitalter der Gründung des deutschen Reiches. Darum sehen wir der Zukunft mit ruhiger und fester Zuversicht entgegen.

Stuttgart, 27. Nov. Der früher in Stutt­gart ansässige Rechtsanwalt Dr. Schall, der vor einigen Jahren nach Leipzig übersiedelte, wo er beim Reichsgericht zugelassen ist, ist vom Kaiser zum Justizrat ernannt worden. Dr. Schall war längere Jahre Vorstand des Landes­ausschusses der Deutschen Partei Württem­bergs.

Stuttgart, 30. Nov. Versuchsweise wird bis auf weiteres die Mitnahme von Schnee­schuhen und Sportschlitten auch in die Personen­wagen 3. Klasse zugelassen, wenn dadurch die Mitreisenden nicht belästigt und die Sitzplätze nicht beschmutzt werden. Die Reisenden mit Schneeschuhen und Sportschlitten sind tunlichst in besonderen Wagen oder Wagenabteilen unter­zubringen.

Aus den Arbeiten der volkswirtschaft­lichen Kommission, die sich vorzugsweise mit der Frage von Nebenbahnen und mit dem Submissionswesen beschäftigt hat, ist eine Aeußerung des Ministers v. Weizsäcker her­vorzuheben, daß die Regierung mit der Aus­arbeitung einer Wertzuwachssteuer beschäftigt ist, jener Steuer, die in Preußen den Gemein­den überlassen wurde und stellenweise glänzende Ergebnisse gezeitigt.hat, so in Köln, wo der Oberbürgermeister sie nur mit Mühe und Not und unter der ausdrücklichen Zusicherung, daß sie mindestens hunderttausend Mark erbringen werden, durchsetzen konnte und wo sie gleich im ersten Jahre ein paar Millionen abwarf.

Herrenalb, 30. Nov. Bei der Probefahrt mit einem Militärlastwagen verlor der Führer auf der schlüpfrigen und mit vielem Laub be­deckten Straße zwischen hier und Loffenau trotz der mäßigen Geschwindigkeit die Gewalt jüber­den Wagen und mußte ihn zur Vermeidung eines Unglücks gegen den Wald lenken, wo der Wagen an einem starken Stamm anprallte. Die Insassen kamen mit leichten Quetschungen davon; nur einer brach den Arm.

Wildberg, 30. Nov. Unser Schloß, der Fürstensitz" im Nagoldtal, ging letzten Freitag durch Kauf in die Hände des Kunstmalers Weißhaar in Cannstatt über. Nachdem es von 18221902 Sitz eines Forstamts war, wurde es 1904 vvn der Kgl. Domänendirek­tion durch Architekt Schittenhelm, Stuttgart, gemietet behufs Unterbringung seiner Privat­bauschule, die seither eines guten Besuches sich zu erfreuen hatte. Voriges Jahr erwarb Schittenhelm das Anwesen käuflich. Nun er­richtet neuerdings der Staat Bauhandwerker­schulen und hat für die im nächsten Jahr in Hall zur Eröffnung gelangende Schittenhelm als Lehrer berufen.

Heilbronn, 27. Nov. Wie dieNeckar­zeitung" hört, soll Aussicht vorhanden sein, daß das neu zu gründende evangelische Schul­lehrerseminar nach Heilbronn kommt.

Tübingen, 26. Nov. (Strafkammer.) An dem Fabrikneubau, den die Vereinigten Decken­fabriken Calw in Jselshausen, O.A, Nagold, erstellen ließen, stürzte am 23. Mai die südliche Giebelwandmauer ein. Von den auf dem Ge­rüst befindlichen Arbeitern stürzten die Maurer Gutekunst, Heinrich und Josef Baumgärtner und Wilhelm Natter, sämtlich von Gündringen, etwa 8 in hoch in den Spinnraum hinab, während der Arbeiter Geißler sich an einem Träger der Einschalung sestzuhalten vermochte. Infolge dieses Sturzes starb Guteknnst nach einigen Stunden. Heinrich Baumgärtner erlitt einen Rippenbruch und mehrere Quetschungen mit 4wöchiger Arbeitsunfähigkeit, Josef Baum­gärtner kam mit Quetschungen des linken Ober­schenkels und 6täg. Arbeitslustähigkeit davon, während Natter 2 Wochen arbeitsunfähig war. Es hatten sich wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung in Ausübung ihres Berufs zu verantworten Reg. Baum. Architekt Heinrich Henes in Stuttgart, Bauwerkmeister Ernst Kull daselbst und Bautechniker Emil Griesinger von Oberensingen. Henes war Bauleiter, Kull dessen Stellvertreter. Die Verhandlung gestaltete sich zugunsten der Angeklagten Henes und Griesinger, worauf diese freigesprochen, Kull dagegen zu der Gefängnisstrafe von 2 Wochen verurteilt wurde; gegen Henes waren ebenfalls 2 Wochen beantragt.

Friedrichshafen, 28. Nov. In einer Unterredung mit dem unlängst hier weilenden Großindustriellen Lanz aus Mannheim hat sich Graf Zeppelin auch über die Aufgaben des Luftflottenvereins geäußert, dessen Wirk­samkeit der Graf sehr hoch einschätzt.Die nächste Frage", so meint Zeppelin," die uns beschäftigen wird, ist der Bau von Luftschiff­häfen. Es herrscht in den deutschen Städten ein gewisses Interesse für solche. Besonders ist es Koburg-Gotha, das sich mächtig ins Zeug legt. Gotha liegt genau in der Luft­linie Bodensee-Berlin. Aus diesem Grunde wäre es als Landungsplatz sehr geeignet. Die in Gotha bestehende Ortsgruppe des Lustslot­tenvereins nimmt sich der Sache bereits kräftig an. Bekanntlich ist auch die Stadt Mann­heim Bewerberin für eine Luftschifsstation.

Pforzheim, 1. Dez. Heute früh schoß sich der seit einigen Jahren hier tätige Kriminal­schutzmann Paul Linck mit seinem Dienstrevolver

eine Kugel in die Stirne jund verletzte sich derart, daß er nach Mündigem Leiden im Krankenhaus starb. Linck, ein Ehemann im Alter vou 40 Jahren, scheint die Tat aus Lebensüberdruß und gekränktem Ehrgeiz, weil er nicht befördert wurde, verübt zu haben.

Pforzheim, 28. Nov. Die Gemeindewahlen sind mit der gestrigen Wahl des Stadtver­ordnetenvorstandes zu Ende. Nach vielen Zeitungskämpfen wurde der in weiten Kreisen bekannte Kommerzienrat und Edelsteinhändler Hermann Gesell wieder als Obmann gewählt, trotzdem ihn die extreme Sparpartei scharf angegriffen hatte. Beisitzer sind: Scheidanstalt- besigerSchäfer(Stellvertreter),FabrikantBentner, Architekt Neutz und Red. Faahs (Soz.)

Mit gemischten Gefühlen hat man in Badisch-Rheinfelden von dem Vorschlag der Einführung einer Gas- und Elektrizitäts­steuer Kenntnis genommen. Die Gesamtpro­duktion an elektrischer Energie durch das dor­tige große Kraftwerk beläuft sich auf rund 100 Millionen Kilowattstunden. Von diesen entfallen ca. 60 Millionen auf die beiden elektrochemischen Firmen, die Aluminiumgesell­schaft und Griesheim-Elektron. Nach dem projektierten Steuersatz von 0,4 Pfg. für die Kilowattstunde würde auf diese beiden Firmen allein eine Steuersumme von rund 240000 Mk. fallen. Weiter kommt in Betracht der starke Stromabsatz an die Natriumfabrik von ca. 30 Millionen Kilowattstunden, was eine Steuersumme von 120 000 Mk. ergibt. Die weitere Stromabgabe an verschiedene kleinere Firmen und die Gemeinden Nollingen und Rheinfelden beträgt ca. 4 Millionen Kilowatt­stunden, was einen Steuerbetrag von 16 000 Mk. ausmacht. Aus Badisch-Rheinfelden müßten demzufolge für Stromabgabe insgesamt ca. 376 000 Mk. teils von anderen Konsumen­ten an die Reichssteuer abgeführt werden!

London, 1. Dez. Wie diePall Mall Gazette" mitzuteilen weiß, werden England und Holland in Bälde durch engere Bande an­einander geschlossen. Holland wünsche eine defintive Konvention mit England abzuschließen.

In einem australischen Städtcben, nicht allzuweit von der Millionenstadt Melbourne, bewarb sich jüngst ein reicher Zigarrenhändler, der beinahe 400 Pfund wog, in aller Form um die in der Zeitung ausgeschriebene Stelle eines Landbriefträgers. Als er sich dem Post­meister, der den zu vergebenden Posten aus­geschrieben hatte, vorstellte, wurde er begreif­licherweise nicht engagiert, denn der Postmeister erklärte, daß er die zu befördernden Briefschaften unmöglich einem Manne anvertrauen könne, von dem mit Bestimmtheit zu erwarten stand, daß ihn gleich bei der ersten Bestellung unfehl­bar der Schlag trifft. Aber der Zigarren­händler bat und quälte solange, ihm doch die einzige Möglichkeit, sein überschüssiges Fett abzulagern, nicht zu rauben, sodaß der Post­meister sich schließlich bereit erklärte, mit ihm einen Versuch zu machen, wenn er sich verpflichte, stets einen Steuvertreter mitzuführen, der von ihm, falls er von einem Unfall ereilt würde, die Postsendungen sofort zur Beförderung über­nehmen könne. Der reiche Zigarrenhändler nahm die Bedingung an und hat durch volle sechs

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